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Sieben Versuche. Sieben Tage. An einem von diesen Tagen muss Natas, der Sohn von Luzifer, es schaffen, eine gute Tat zum Wohle anderer zu vollbringen. Erst dann soll er seinen eigenen Sohn Leamas von Gott zurückerhalten, der ihn entführen ließ, um aus ihm einen neuen Messias zu machen. Unterstützung erhofft sich Natas dabei von seinem dämonischen Diener Imp und Leni, einer jungen Frau, die schon früh Sympathien für den Teufel hegte. Doch dumm nur, wenn die meisten Versuche derart ungeschickt verlaufen, dass dabei sogar Todesfälle nicht ausgeschlossen sind. Während Natas versucht, seine Aufgabe zu erfüllen, sieht sich seine ebenfalls in den Himmel entführte Frau Mariella mit einem verlorenen Gedächtnis konfrontiert. Doch früh ahnt sie, dass etwas faul ist...
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Seitenzahl: 885
Veröffentlichungsjahr: 2025
VORWORT
PROLOG
Es begab sich aber zu der Zeit ...
NATAS
Alles nur geklaut
Es ist ein Junge!
GOTT SIEHT ALLES
Wünsch dir was
From Zero to Hero
Cloudwatching
DES EINEN FREUD, DES ANDEREN LEID
1 und 1 macht 3
Komm endlich zum Punkt
Der Plan Gottes
UND MORGEN HOLE ICH DER KÖNIGIN IHR KIND
Engel 007
Höllisch viel zu tun
Im Himmel ist die Hölle los
Vater, Sohn und das teuflische Kind
Der Himmel weiß, warum zur Hölle
BRIEFE VON LENI
Leni schreibt einen Brief
Eine Nachricht von Lorelei Lieblos
Lenis zweiter Brief an den Teufel
Lenis dritter Brief an den Teufel
Wenn der Postmann wirklich klingelt
Höllischer Teufel und wie er zu kontaktieren ist
In der Not liebt der Teufel Menschen
Luzifers Brief an Leni
Lenis letzter Brief
Alles oder nichts
DU SOLLST NICHT LÜGEN
Möge die Allmacht mit dir sein
Das Blaue vom Himmel
Der Beste von Allen
DIE RECHTE UND DIE LINKE HAND DES TEUFELS
Von Menschen und Teufeln
Nachts sind alle Katzen grau
Sie haben ihr Ziel erreicht
Es war einmal...
Die Geschichten vom kleinen Imp und Leni
DIE SEELE VON OMI AKBA
Omi Akba kommt in den Himmel
DIE GUTEN TATEN DER BÖSEN HÖLLE
Die Hölle muss draußen bleiben
Bete, dass der Herr ran geht
Sieben Tage
In einen hohlen Kopf passt mehr Wissen
FREUNDE ODER FEINDE?
Alles auf Anfang
Die Summe der Verluste
Vom Leithammel zum Neidhammel
Dagegen ist ein Kraut gewachsen
JEDEN TAG EINE GUTE TAT
Die Liste der Nächstenliebe
Die 1. gute Tat
Internetgemeinde
Die 2. gute Tat
Im knackigsten Alter
Der Wille war da
Die 3. gute Tat
Glücks-, Zu- und Mordfälle
DIE WURZEL DES BÖSEN
Bitte, Bitte, Bitte!
Besorg es ihnen
Schaffe, schaffe, Tränkle braue
Wie Schuppen von den Augen
Von Angesicht zu Angesicht
JEDEN TAG EINE GUTE TAT
Die 4. gute Tat
Die 5. gute Tat
Die 6. gute Tat
SO GOTT WILL
Verdammt
Die 7. gute Tat
Offenbarungen im Schutz der Hölle
Wie Phönix aus der Asche
Entweder, oder ...
Ein Date der etwas anderen Art
Haken dran
Neue Wege
EPILOG
Neuanfang
ZUGUTERLETZT
Nachwort und Danksagung
Über den Autor
Impressum
Lieber Mensch, der Du gerade meinen Roman in den Händen hältst,
zuerst möchte ich Dir dafür danken, dass Du diesen (vielleicht) zu erwerben beabsichtigst, bereits erworben oder als Geschenk Zugang zu ihm gefunden hast. Ich hoffe sehr, dass dieses Buch den Menschen, die es einmal lesen werden, Freude und Spaß bereitet.
Bevor es losgeht (wobei das Vorwort natürlich auch übersprungen werden kann) möchte ich gern noch paar Sätze zu diesem Buch verlieren.
Dazu gehört das Geständnis, dass ich weder christlich oder gläubig bin, noch sonderlich viel mit der Kirche zu tun habe. (Ich habe meine Berufsausbildung bei einer kirchlichen Einrichtung gemacht, aber das ist eine andere Geschichte). Deshalb sage ich es frei heraus:
Ich bin vor einigen Jahren aus der Kirche ausgetreten und seither strikter Atheist. In meiner Familie war es einfach so, dass man getauft und später konfirmiert wurde, doch ich persönlich bin absolut davon überzeugt, dass es keinen Gott gibt.
An diesem Punkt kommt bestimmt die Frage auf, warum ich dann einen Roman schreibe, der sich doch sehr intensiv mit dem Teufel, Gott und Engeln auseinandersetzt. Zum Einen mag das daran liegen, dass ich mir aufgrund meines »Nichtglaubens«, die vielen kleinen Frechheiten erlaube, die in diesem Buch zu finden sind, denn ich befürchte nicht, dass ich »jemanden dort oben«, oder »jemanden dort unten« auf vielfältige Art beleidigt habe.
Der zweite Grund liegt schlicht und ergreifend in meiner Fantasie und der Idee zu dieser Geschichte begründet.
Was mir fernliegt, und das möchte ich mit aller Deutlichkeit sagen, ist es, jemandes Glauben oder Anschauung kleinzureden oder gar auf böswillige Weise lächerlich zu machen. Ich vertrete absolut die Meinung, dass jeder glauben darf und kann, woran und was er möchte und woraus er Kraft und Hoffnung zieht. Und nur weil ich nicht an Gott glaube, bedeutet das nicht, dass ich auf andere herabsehe, die es tun. Jeder darf seine eigene Überzeugung haben – und das ist auch gut so!
Mit allem, was ich geschrieben habe, versuche ich nicht, irgendwelche Menschgruppen zu beleidigen oder mich daran böswillig zu belustigen. Es ist sicher ein heikles Thema, über einen missgünstigen Gott, einen aufsässigen Jesus und die Hölle zu schreiben. Doch da es sich nur um eine fiktive Geschichte handelt, die ich unbedingt erzählen wollte, erlaube ich mir diese vielen … Frevel ;-)
Zu anderen Teilen meines Buches möchte ich erwähnen, dass dort Figuren enthalten sind, die einfach meiner Fantasie entsprungen sind und (zumeist) keine realistischen Vorbilder haben. Ebenso ist mir durchaus bewusst, dass viele Dinge, die ich beschrieben habe, im wahren Leben nicht oder absolut nicht so zutreffen können. Das sind jedoch meine schriftstellerischen Freiheiten und wenn sich jemand daran stört, dann stelle man sich doch bitte folgende Frage: Muss etwas 1 zu 1 wie aus dem wahren Leben gegriffen sein, wenn man über die Hölle schreibt, die gute Taten erledigen sollen, Gott, der Kinder entführen lässt und Engel, die ins falsche Fahrwasser geraten?
Was ich damit sagen will: Es ist bloß eine Geschichte.
Genießt sie, ohne darüber nachzudenken, und habt einfach nur Spaß.
M. Helmtag
02.03.2025
FÜR THOMAS
… dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde.
Und diese Schätzung war die allererste und geschah zu der Zeit, da Cyrenius Landpfleger in Syrien war.
Und jedermann ging, dass er sich schätzen ließe, ein jeglicher in seine Stadt …
… während sich auch Joseph aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth mit seinem schwangeren Weib Maria nach Bethlehem aufmachte, damit er sich schätzen ließe, da gebar auch Airam, eine Geliebte des Höllenfürsten Luzifer, in einem anderen Land und in einem anderen Ort ihren ersten Spross.
Und es waren Kobolde in derselben Gegend auf dem Felde, die hüteten des Nachts ihre Schafherde, die ihnen als Speise diente. Da trat Imp, der vertrauteste Dämonengehilfe Luzifers zu ihnen, und die Dunkelheit des Teufels umfing sie. Drohendes Unheil erwartend fürchteten sie sich sehr. Doch der Dämon sprach zu ihnen: »Fürchtet euch nicht! Sehet ich verkünde euch große Freude, die allem dämonischen Volk widerfahren ist; denn heute ist ein Kind des Teufels geboren, welches ist Natas, aus dem Königreich der Unterwelt. So macht euch auf den Weg: Ihr werdet finden, das Kind in Windeln gewickelt und einer lohenden Krippe liegend.«
Und alsbald stiegen da hinter dem Dämon die höllischen Heerscharen auf, die lobten Luzifer und sprachen:
»Ehre sei dem Teufel in der Hölle, und Hass auf Erden zwischen den Menschen zu seinem Wohlgefallen!«
Und als die Dämonen von ihnen in die Hölle zurückfuhren, sprachen die Kobolde untereinander: »Lasst uns nun gehen in die Unterwelt und die Geschichte sehen, die uns der dunkle Fürst kundgetan hat.«
- GEGENWART -
In dem beschaulichen deutschen Dorf Hölle, das der Stadt Naila zugedacht und dem Landkreis Hof in Bayern angehörig war, befand sich inmitten des hiesigen Höllentals ein Anwesen, das sich von der Einfachheit der umliegenden Wohnhäuser in Aussehen und Größe unverhältnismäßig prunkvoll, wenngleich düster und wenig einladend abhob. Das Gebäude besaß zwei vordere Ecktürme und wirkte wie ein Schlösschen aus tiefdunklen, rauen Steinen, in das ebenso schwarz getönte Fensterscheiben eingelassen waren, die jeden Blick in das Innere zunichtemachten. Auf jeder Dachspitze der Türmchen war ein eisernes Kreuz angebracht, das in beiden Fällen jedoch auf dem Kopf stand. Vor dem Anwesen war ein Vorgarten angelegt, in dem tiefrote und schwarze Rosen in ordentlich dafür gepflegten Beeten blühten. Ein Zierbrunnen stand dazwischen, in dessen Mitte ein koboldartiges Wesen hockte, dem das Wasser kraftvoll aus dem zahnbesetzten Maul strömte. Weil sich viele Menschen an dieser Optik störten, brachte es dem Brunnen früh die abschätzige Beschreibung ›Der Gnom, der Kotz’ aus Wasser speit‹ ein.
Manch Bewohner in Hölle fragte sich, ob die Teufelshörner auf dem Ortsschild und die hölzerne Teufelsfigur an der Ecke Höllentalstraße nicht ausreichten, um auf charmante Art und Weise zu zeigen, in welchem Ort man sich hier befand. Böse Zungen behaupteten deswegen (und viele davon nur verängstigt hinter vorgehaltener Hand), dass sich in der ›Teufelsburg‹, wie sie unter den Einheimischen genannt wurde, der Höllenfürst höchstselbst niedergelassen hatte. Um diese Unterstellung noch hervorzuheben, verwies man außerdem auf das goldene, stets polierte Türschild, in das die Hausnummer 666 eingraviert war. Die ganze Illusion verpuffte jedoch, als unter besagter Nummer nicht ›Luzifer‹, ›Teufel‹ oder ähnlich Eindeutiges als Hausherr eingraviert stand, sondern der Familienname ›van de Hoellen‹. Die meisten Leute taten es spätestens dann als einen übertriebenen Spaß reicher Niederländer ab, die es sich leisten konnten, sich dermaßen zu inszenieren.
Wie es sich für wahrscheinlich jedes Schlösschen gehörte, so verfügte auch dieses über ein von Feuerknistern erfülltes Kaminzimmer, in dem Natas van de Hoellen gerade mit übergeschlagenen Beinen in einem hohen, mit rotem Samt bezogenen, Ohrensessel saß. Er hielt eine Tasse Kaffee in der Hand. Kürzlich bekam er aus den USA ein Päckchen, das den neuesten heißen Scheiß in Sachen Kaffeegenuss enthielt und besonders bei den Jugendlichen dort sehr beliebt war: Black-Humour-Coffee. Ein Slogan auf der Verpackung versprach sinngemäß Folgendes: ›Humour – Ist schwarz am besten‹. Natas gefiel das; er liebte Wortspiele.
Nun tippte er ungeduldig mit dem Zeigefinger gegen das Porzellan der Tasse, während er nachdenklich den Mann ansah, der ihm gegenüber saß. Er hielt ein Blatt Papier in seiner knubbeligen Hand und las gerade davon vor. Natas überlegte. Weit entfernt erinnerte er ihn an den kleinwüchsigen Tattoo in dieser Fernsehserie ›Fantasy Island‹ aus den 70er- oder 80er-Jahren. Er hatte dasselbe pausbackige Gesicht und trug die Haare ebenso füllig und schwarz wie der Schauspieler, dessen Name Natas partout nicht einfallen wollte.
Wie der Mann direkt vor ihm hieß, war ihm hingegen seit Jahrtausenden bekannt.
»Imp?«, erhob Natas das Wort. Seine Stimme klang ruhig und angenehm. Imp blickte auf.
»Ja, Herr?«
»Imp, als ich erfuhr, dass meine Frau mit unserem Sohn schwanger ist, habe ich dir aufgetragen, unsere bisherige Familiengeschichte aufzuarbeiten. Du stehst schon fast zeit deines Lebens im Dienst der van de Hoellens und bist meinem Vater immer treu ergeben gewesen …«
»Ja, Herr!«, unterbrach ihn der Angesprochene und zuckte mit den Achseln. »Bis er sich entschied, Schauspieler zu werden und die Herrschaft über die Hölle an Euch übergeben hat. Und jetzt … bin ich Euch treu ergeben.«
Natas nahm einen Schluck von seinem Black-Humour und schmunzelte innerlich über die Anmerkung zu seinem Vater. Die Leute aus den USA dachten noch immer, dass sie jemanden namens ›Davey Will‹ für die Rolle des Antichristen in der Comedyserie ›Devil’s Exit from Hell‹ engagierten. Dass er die Rolle bekam und sich darin selber spielte, wirkte nahezu wie ein Scherz. Über die Handlung ließ sich gleiches denken, denn diese erzählte davon (wie schon der Serienname ankündigte), dass der Teufel aus der Hölle ausstieg.
Wie es der echte Teufel zuvor im echten Leben tat …
Natas schüttelte den Kopf, um seine Gedanken zurück auf das Wesentliche zu lenken.
»Was du da gerade vorgelesen hast … missfällt mir!«, sagte er ruhig.
Imp machte ein erschrockenes Gesicht, was ihn angesichts seines ohnehin schon jungenhaften Aussehens wirken ließ, wie ein verschrecktes Schulkind.
»Ja, Herr? Ich bin … ich bin untröstlich, Herr!«
»Imp, was ich sagen will … Du warst dabei, als ich damals geboren wurde. Quasi … Ein Zeitzeuge …«
»Wie wahr, mein Herr!«, fiel Imp ihm ins Wort.
»… Und dennoch … fällt dir nichts Besseres für den Anfang unserer Familiengeschichte ein, als ein kurzer, abgewandelter und äußerst müder Abklatsch der Geschichte um die Geburt des Sohns … Gottes?« Das letzte Wort presste Natas hervor, als hätte sich etwas Ekliges in seinem Mund befunden. Imp senkte beschämt den Kopf.
»Es sind in den ganzen zweitausend Jahren nun mal keine schriftstellerischen Qualitäten an mir verloren gegangen, mein Herr …«, entschuldigte er sich. »Und obwohl mir das Bestrafen und Foltern der verdammten Seelen mehr liegt, so gab ich gleichwohl mein Bestes. Ich gelobe Besserung, wenn Ihr mögt.«
Natas senkte die Tasse und lächelte Imp versöhnlich an.
»Sei nicht niedergeschlagen. Wir werden unsere Chronik schon irgendwann zu Papier bringen, sodass jeder sie eines Tages lesen kann.« Natas verdrehte die Augen und zeigte mit dem Daumen gegen die Zimmerdecke. »›Die über uns‹ haben es mit dieser Bibel schließlich auch geschafft.«
»Herr, so solltet Ihr nicht sprechen. ›Die über uns‹ hören alles. Wer weiß, wie lange sich der Herrgott noch die kleinen Sticheleien vonseiten der van de Hoellens anhört, ehe es einen gewaltigen Krach gibt. Es kommt schon einem Wunder gleich, dass es dieser griesgrämige Zauselkopp dort oben Eurem Vater hat durchgehen lassen, einen Nachkommen zu zeugen. Und eines sei noch erwähnt: Dass Euer geschätzter Vater nun in dieser US-Serie mitspielt, hat die Laune des Allmächtigen eklatant weiter verschlechtert. Da es nun immer mehr Leute gibt, die sich Luzifer zu- und von Gott abwenden, fühlt dieser sich mehr und mehr in seiner Vorherrschaft bedroht.«
Natas seufzte und trank den letzten Schluck seines Kaffees.
»Dessen bin ich mir bewusst, Imp. Wenn er den Menschen jedoch öfter noch zeigen würde, dass er allgegenwärtig ist, dann würden diese nicht scharenweise den Glauben an ihn verlieren. Sein Image-Problem ist hausgemacht.« Natas zog die Schultern hoch und ließ sie gleichgültig fallen.
Ein zartes Klopfen an der Tür des Kaminzimmers ließen Imp und Natas aufhorchen. Ohne eine Antwort abzuwarten, steckte eine junge Frau den Kopf zur Tür herein.
Sie hieß Mariella, sah aus wie Mitte zwanzig, hatte blondes lockiges Haar, das ihr bis auf den Rücken fiel und Augen von einem intensiven Meeresblau. Sie waren von dichten, dunklen Wimpern umgeben und zarte Augenbrauen verliehen ihr ein vornehmes, nahezu engelsgleiches Aussehen. Mariella trug ein bodenlanges Kleid aus einem hellblauen Stoff, der sie beim leichtesten Windhauch elegant umspielte. Unter dem Kleid zeichnete sich deutlich der Bauch einer werdenden Mutter ab. Als sie das Wort an Natas richtete, war der Klang ihrer Stimme sanft.
»Natas, Schatz! Hier bist du.« Sie sah Imp an und lächelte ihm mit einem Kopfnicken zu. »Imp.«
»Wie immer eine Freude, Mylady«, erwiderte dieser. Mariella blickte zu Natas zurück.
»Schatz, ich unterbreche euch nur ungern … aber es geht los. Die Fruchtblase ist geplatzt. Das Kind kommt.« Natas’ braune Augen, in denen sich ohnehin die ganze Zeit über die Flammen des Kamins spiegelten, fingen noch mehr an zu leuchten. Mit einem Satz war er aufgesprungen und zu Mariella hingelaufen, die sich von ihm in die Arme nehmen ließ.
»Endlich, Mariella! Wir werden endlich Eltern! Ich werde sofort nach der Hebamme schicken und dann bringe ich dich auf dein Zimmer.« Mariella lächelte und nickte. »Imp«, wandte Natas das Wort an seinen Diener, »fahre hinab in die Hölle und sage Mitrizia Bescheid, dass die Geburt bevorsteht.«
»Sehr wohl, mein Herr! Dies ist ein denkwürdiger Tag! Der Sohn des Teufels bekommt einen Sohn. Die Hölle hat ein Fest zu feiern.« Daraufhin löste sich Imp in einer roten Rauchwolke auf und war verschwunden.
Mariella blickte Natas in die Augen. »Wie recht er damit hat. Und dein Vater wird stolz auf dich sein.« Sie küsste ihn und krümmte sich daraufhin gequält zusammen. »Wir sollten gehen, die Wehen kommen«, sagte sie, als der Schmerz nachließ. Natas stützt seine Frau und gemeinsam gingen sie in die Schlafgemächer.
Es war weit nach Mitternacht, als Natas und Imp hörten, wie Mariellas Schmerzensschreie vom ersten Weinen des Neugeborenen abgelöst wurden, das laut und kräftig aus dem Schlafzimmer drang.
Mitrizia bestand ausdrücklich darauf, dass die beiden Herren doch bitte vor dem Zimmer warten sollten, da sie nur im Wege stünden und ohnehin nichts weiter für Mariella tun konnten. Seit Stunden saßen oder liefen sie, vor Aufregung und Ungewissheit mit den Händen ringend, im Zimmer auf und ab. Imp war dabei mindestens genauso aufgeregt wie Natas, stand ihm doch nach über zweitausend Jahren erneut die Ehre zu, die Botschaft über die Geburt eines neuen Teufelskindes unter den Höllenwesen zu verbreiten.
Die Schreie des Kindes verebbten allmählich und Natas kam es wie eine Ewigkeit vor, bis sich endlich die Tür öffnete und Mitrizia heraustrat. Sie war groß, schlank und besaß langes schwarzes Haar. Über ihrer annähernd weiß scheinenden Haut lag ein roter Schimmer wie Perlmutt. An den Seiten ihres Kopfes wuchsen zwei kleine Hörner hervor.
»Natas, ich gratuliere dir zum Vater! Mariella hat einen prachtvollen Jungen geboren. Es geht beiden gut.« Sie kam auf Natas zu, umarmte ihn fest und strich ihm freundschaftlich mit den Händen über den Rücken.
»Vielen Dank für deine Hilfe, Mitrizia! Wen hätten wir Besseres als Hebamme haben können, als die Frau, die auch mich schon zur Welt geholt hat?«, sagte Natas lächelnd, als sie sich voneinander lösten.
»Ich wäre beleidigt gewesen, hätte dies jemand anderes getan«, sagte Mitrizia zwinkernd. »Geh endlich hinein, ich weiß, dass du zutiefst ungeduldig bist. Doch nimm etwas Rücksicht, deine Frau ist von der langen Geburt sehr erschöpft. Ich werde in den nächsten Tagen regelmäßig vorbeischauen, ob mit deiner Frau und deinem Kind alles in Ordnung ist. Ach, und ich werde deinen Vater davon unterrichten, dass sein Enkel geboren ist. Er hat im Moment vermutlich genug damit zu tun, Drehbücher auswendig zu lernen, aber er wird es sich deshalb nicht nehmen lassen, sich umgehend bei dir zu melden.« Gerade als sie im Begriff war zu gehen, drehte sie sich noch einmal herum. »Natas, beinahe hätte ich es vergessen. Wie heißt der Kleine eigentlich?«
Natas, der schon fast durch die Tür zu den Schlafgemächern gegangen war, blieb kurz stehen und lächelte die Hebamme an.
»Leamas«, antwortete er. Mitrizia lächelte zustimmend und löste sich in einer Rauchwolke auf. Natas sah Imp an und beide gingen leise sowie ehrfürchtig in das Schlafgemach.
Hätte man gewöhnliche Menschen gefragt, wie es wohl im Himmel aussieht, so hätte die Mehrheit geantwortet, dass es im Himmel wolkig-weiß sein müsse, dass auf jeder flauschigen Wolke ein Engel in weißer Robe mit einer Harfe sitzt, und darauf glücklich ein ›Hosianna‹ frohlockt.
Hätte man hingegen einen Engel gefragt, ob es im Himmel tatsächlich so aussieht, dann hätte dieser geantwortet, dass diese Menschen Sinn für ultimativen Kitsch hätten.
Einer dieser Engel war Nathaniel. Hätte man von ihm jedoch wissen wollen, wie es im Himmel wirklich ist, so hätte er darauf keine universelle Antwort geben können. Der Himmel sei für jeden Menschen, der mit der Erlaubnis des Apostels Petrus das Himmelstor durchschreiten durfte, ein anderer. Jeder Seele, die an Gottes Tür anklopfte, wurde nach erfolgreicher Aufnahmeprüfung (die im Wesentlichen daraus bestand, ein von groben Sünden befreites Leben vorzuweisen), ein eigenes Wunschkonzert der himmlischen Heerscharen gegeben. Bei diesem konnten sich die verstorbenen Menschen einmalig überlegen, wie für sie der Himmel sein soll. Manch betagtes Mütterlein hatte sich dabei einen großen Garten mit Häuschen und unzähligen Blumen gewünscht, manch armes Kind, das zu früh aus dem Leben gerissen wurde, wünschte sich ein Spielzimmer mit den tollsten Spielsachen, die es vorher nie besaß, und manch mutiger Mann fragte bereits, ob man denn nun im Himmel Sünde betreiben dürfe und wünschte sich einen mehrstöckigen Puff. Unter Umständen, und nur wenn die Gestorbenen absolut frei von Sünde waren, kniff Apostel Petrus schon mal beide Augen zu und erfüllte ›dem Himmel nicht angemessene‹ Wünsche. Jeder dieser Orte, die sich die Menschen wünschten, schwebte schließlich als eigenes kleines Universum um den Palast Gottes, der auf einer Insel im hellblauen Nichts trieb.
Da es den Verstorbenen nicht verboten war, die anderen Himmel zu betreten, herrschte an diesem Tag ein reger Engelflugverkehr. Dieser beeinträchtigte Nathaniel dabei, zügig zum Herrgott persönlich zu gelangen, der ihn wegen eines Ereignisses mit ›absoluter Notwendigkeit zur Abhaltung einer Krisensitzung‹ heranzitiert hatte.
Er holte kräftiger mit seinen Schwingen aus und erhöhte damit sein Flugtempo. Kurze Zeit später setzte er geübt auf dem Boden der Herrscherinsel auf, der mit weißen Marmorfliesen belegt war, in denen man sich beinahe spiegeln konnte. Zügigen Schrittes ging er auf den ebenso aus Marmor errichteten Palast zu.
Auf dem Dach des Bauwerks befanden sich mehrere goldene Zwiebeldächer, die ihm einen orientalischen Eindruck verliehen. An der Frontseite befanden sich hohe Säulen, die kleine vergoldeten Gravuren zierten, die Nathaniel als Symbole für langes Leben und Weisheiten aus aller Welt ausmachen konnte. Es befanden sich weiterhin mehrere offene Rundbogenfenster in den Wänden, die einen ungestörten Blick in das Innere des Gebäudes freigaben. Von innen glomm ein gelbgoldener Schimmer nach außen, der warm und einladend wirkte.
Vor dem Palast waren mehrere Engel damit beschäftigt, eine große Grünanlage zu pflegen, auf der weiße Bänke zwischen niedrigen Hecken und Büschen von absolut gleichmäßigem Wuchs standen.
Einen besonderen Blickfang bildete ein kreisförmig angelegtes Feld, auf dem blendend weiße und strahlend goldene Blumen wuchsen, die man ausschließlich in Gottes Garten finden konnte. Wegen ihrer Einzigartigkeit taufte man die Pflanze auf den Namen ›Holily‹, Heilige Lilie. Die Blumen besaßen tiefe Kelche und sieben spitz zulaufende Blütenblätter. Aus den Kelchen wuchsen jeweils sieben feine Blütenstempel wie dünne Bindfäden. Die Blüten wiegten sich leicht in einem Windhauch, der sich frühlingswarm anfühlte, obwohl die Herrscherinsel keine Jahreszeiten kannte. Ein leichter Duft aus Honig gemischt mit dem Aroma von Rosen lag beruhigend in der Luft.
Als Nathaniel an einem der anderen Engel vorüber schritt, winkte ihm dieser zu.
»Nathaniel, wie schön dich zusehen. Du siehst gehetzt aus.«
»Sei gegrüßt, Dariel«, sagte der Angesprochene und hielt einen Moment inne. »Ursprünglich sollte heute mein freier Tag sein. Doch ich wurde wegen dringender Angelegenheiten außerordentlich herbei gerufen. Es war der reinste Stress! Man sollte denken, dass es die Gestorbenen in der Ewigkeit ruhiger angehen lassen, doch das Gegenteil ist der Fall. Der halbe Himmel ist heute unterwegs. Gibt Elvis demnächst ein Konzert? Es herrscht ein Gewusel wie beim Kartenvorverkauf.«
»Nicht, dass ich wüsste«, gab Dariel zur Auskunft. Dann sprach er leiser weiter: »Wo wir jedoch gerade vom King sprechen … Unsere Heiligkeit hat bereits nach dir gefragt. Er tuttert und zetert wie eine aufgeschreckte Pute. Irgendwas ist passiert, worüber er sich gar nicht mehr zur Ruhe kommt. Möchte zu gerne wissen, was ihn so in Aufruhr versetzt …«
»Vielleicht gar nichts weiter. Du weißt doch, wie er ist. Wahrscheinlich hat Petrus wieder mal einen ausgefallenen Wunsch genehmigt. Womöglich ein Schlafzimmer für einen Mann mit ›so Fotos‹ an den Wänden.« Nathaniel malte mit Zeige- und Mittelfinger beider Hände Gänsefüßchen in die Luft, zuckte mit den Schultern und verdrehte die Augen.
»Was für ›so Fotos‹?«, fragte Dariel ahnungslos. Nathaniel wand sich.
»Na so Fotos halt.«
»Werde deutlicher«, drängte Dariel. Nathaniel seufzte.
»Hupenfotos«, zischte er.
Dariel schlug beide Hände vor den Mund.
»Nein!«
»Doch.«
Dariel schaute betroffen drein. »Der arme Mann … ich hätte mir statt langweiliger Hupen wenigstens Fotos von nackten Brüsten an der Wand gewünscht.« Nathaniel sah Dariel mit einer Mischung aus Mitleid und Fassungslosigkeit an. Für kurze Zeit war ihm entfallen, dass Dariel einer der wenigen Engel war, dessen Heiligenschein nicht gerade zu den hellsten unter den himmlischen Heerscharen gehörte.
»Wie dem auch sei«, sagte Nathaniel langsam. »Ich sollte mich jetzt auf den Weg machen und den wahren Grund erfahren. Wir sehen uns später. Möge der Schein der Heiligkeit wohlwollend über dir leuchten, Dariel.«
Dariel erwiderte den Gruß und richtete sein Augenmerk auf ein Bündel einzupflanzender Holilys.
»Hupen«, flüsterte er verächtlich.
Als Nathaniel endlich das Eingangstor zu Gottes Palast durchschritt, empfing ihn sofort ein Gefühl innerer Zufriedenheit und Ruhe. So wie die Menschen in ihren Kirchen diese Ruhe finden konnte, war sie hier allgegenwärtig. Lediglich Nathaniels Rüstung, die im Groben aus einem verzierten Brustharnisch, einem Waffenrock, Sandalen mit festen Beinschienen, einem großen Rundschild sowie einem Schwert bestand, verursachte in gleichmäßigem Rhythmus ein leises Klirren und Klappern.
Im Inneren des Gebäudes eilten einige geschäftige Engel in den weiten Gängen zwischen verzierten Säulen umher, die die hohe Decke stützten.
Engel höheren Ranges gestatte man, hier im Palast zu wohnen. Hochrangig wurde man während der Ausbildung zum Erzengel – doch auch nur dann, wenn man den ›Goldflügelstatus‹ erreichte.
Eine Ausbildung zum Erzengel dauerte drei Jahrzehnte, was in Engelszeitmessung eine überschaubare Spanne war. Mit jedem vollendeten Jahrzehnt, dem ein Engel seinem Ausbildungsende näher kam, änderte sich die Flügelfarbe von Bronze über Silber zu Gold. Die höchste Auszeichnung waren schlussendlich die kraftvollsten Schwingen, die ein Engel tragen konnten. Sie strahlten das Licht Gottes aus und jede einzelne Feder besaß einen Goldrand, der zusätzlich auffällig funkelte. Jedem, der einen Blick auf diese Schwingen werfen konnte, wurde unmissverständlich klar, dass man es mit einem von Gottes wichtigsten Engeln zu tun bekam.
Nathaniel befand sich im letzten Drittel des ›Silberflügelstatus‹. Noch einige Jahre trennten ihn davon, einer von diesen höchsten Engeln zu werden, denen es zustand, das Wort Gottes zu überbringen und in seinem Namen in weltliche Dinge einzugreifen. Nathaniel war seit Beginn seiner Ausbildung einer der ehrgeizigsten Erzengelanwärter, was dem Allmächtigen längst aufgefallen war. Zum Missfallen anderer Auszubildenden bevorzugte Gott ihn darum für die Erledigung wichtiger Aufgaben. Einige der anderen Engel fühlten sich vom Herrn vernachlässigt, hielten allerdings aus Ehrfurcht gegenüber seiner Allmacht den Mund. Im Himmel galt es, sich während der Ausbildung gefälligst selbst anzustrengen und nicht die verdienten Erfolge der anderen zu beneiden.
Nathaniel machte sich um Gerede keine Gedanken und betrachtete jede seiner Aufgaben als eine nächste Möglichkeit, dem Herrgott zu zeigen, dass er für die Ausbildung zum Erzengel auf jeden Fall geeignet war.
Er durchschritt die heiligen Hallen und näherte sich dem Zentrum des Palastes. Kurz darauf fand er sich in einem großen Saal wieder. In weißen Töpfen, die mit goldenen Verzierungen versehen waren, standen Palmen und andere Grünpflanzen. Der Boden bestand aus makellosem weißen Marmor, ein roter Teppich lag am Ende des Raumes, auf dem wiederum ein großer goldener Herrschersitz mit imposanten Verzierungen und rechts daneben ein kleinerer, nicht minder exklusiver Thron standen.
Auf dem kleineren Thron saß ein vollbärtiger Mann mit langem braunen Haar, das von einem Heiligenschein über dessen Haupt glänzte. Auf der Nase des Mannes saß eine Sonnenbrille mit goldenem Gestell und runden grünen Gläsern, die Stirn zierte ein Stoffband, das um den Kopf gelegt war. Er trug eine braune Teddyfellweste, auf die eine gelbe Hand gestickt war, die ein Victory-Zeichen machte. Darunter trug er ein weißes T-Shirt. Seine Beine steckten in schlabberigen braunen Stoffhosen und an den Füßen befanden sich luftige Sandalen. Um den Hals baumelte eine lange Kette, an deren Ende ein Peace-Zeichen hing. Durch die gefärbte Sonnenbrille starrte der Mann nachdenklich auf ein langes Stück Papyrus, das sich bis zum Boden erstreckte und dort zu einem kleinen Häufchen anwuchs.
Nathaniel näherte sich dem Mann, doch als dieser ihn nicht bemerkte, verschränkte er die Arme hinter dem Rücken und räusperte sich vorsichtig.
»Sei gegrüßt, Jesus! Wie ich sehe, steckt deine Nase wieder tief in der Arbeit?«
Jesus blickte auf, besann sich kurz und ließ raschelnd den Papyrus sinken. Als er anfing zu sprechen, klang seine Stimme fast etwas gelangweilt und seine Worte gedehnt.
»Nathaniel! Bitte verzeih, Mann. Ich bin zutiefst empört, Mann.«
»Über meine Störung?«
»Nicht doch, nicht doch, Mann«, sagte Jesus und wedelte mit einer Hand, als wollte er eine lästige Fliege vertreiben. »Über das, was ich hier lese.« Jesus zeigte auf das Papier und schlug ein paar Mal sachte mit dem Handrücken dagegen.
»Dies ist ein uraltes Schriftstück, das mir kürzlich, sagen wir, von einem deiner Mitauszubildenden zugespielt wurde. Kannst du dir vorstellen, dass dieser Einfaltspinsel Pontius Pilatus nach meiner Hinrichtung darüber nachgedacht hat, die Leute künftig mit Hohlkreuzen zu versorgen? Zieh dir das rein, Mann! Die sollten viel weniger wiegen als mein Kreuz von damals. Hohlkreuze … in stabiler Leichtbauweise und damit gesünder für den Rücken.« Jesus schüttelte fassungslos den Kopf.
»Nun, der Fortschritt kannte schon damals kein Halten«, merkte Nathaniel vorsichtig an.
»Na wie dem auch sei, Mann. Is’ lange her.«
Nathaniel zog die Augenbrauen hoch.
»Heißt das, du bist darüber hinweg, dass man dich ans Kreuz genagelt hat?«
»Ach klar, Mann«, sagte Jesus und machte eine wegwischende Handbewegung. »Immerhin«, ergänzte er, »kann ich jetzt dafür faul bei Paps im Palast sitzen, anstatt Wasser in Wein zu verwandeln, vierzigtausend hungrige Mäuler zu stopfen, Wunder zu vollbringen und Huren vor Steinigungen zu bewahren.«
»Es erweckt den Eindruck, als wärst du nicht mehr auf die Nächstenliebe bedacht, wie früher«, sagte Nathaniel nachdenklich.
»Was juckt mich mein Geschwätz von gestern, Mann? Die ganze Geschichte hat doch nur gezeigt, dass die Menschen unbelehrbar sind, egal wie sehr man versucht sie zu lieben. Deshalb habe ich es aufgegeben.«
»Aber du könntest es. Du hast die Mittel und die Wege dazu. Hast du nicht den Flowerpower ausgelöst?«
Jesus atmete hörbar aus und machte mit den Händen eine entschuldigende Geste in der Luft.
»Jo, Nate … es war ein Versuch, Mann. Aber ich bin Jesus, kein Krösus. Ich kann die Menschen nicht mehr mit unendlicher Liebe bereichern und damit versuchen, sie besser zu machen. Das klappt kurze Zeit vielleicht, aber im Grunde werden sie immer schlimmer. Die werkeln fleißig am eigenen Untergang. Tut mir leid. Da kann ich echt nicht mehr helfen, Mann. Außerdem hab ich’s im Kreuz …«
Gerade als Nathaniel etwas darauf erwidern wollte, kam eine Stimme näher, deren Lautstärke merklich anschwoll. Sie gipfelte schlussendlich in einem wüsten Geschimpfe, das unangenehm in den sonst so ruhigen Gängen widerhallte.
»Was ist da los?«, fragte Nathaniel an Jesus gewandt. Der blickte von seinem Papyrus auf, dem er sich in der Zwischenzeit erneut zugewandt hat.
»Das? Ach, das ist nur Paps, Mann«, gab er zur Antwort und hob seinen Papyrus vor die Nase. Nathaniel wandte sich dem Eingang des Saals zu, durch den gerade ein tobender Herrgott rauschte und absolut nicht den Eindruck eines besonnen und gütigen Herrschers vermittelte.
Im Gegensatz zu Jesus’ äußerem Erscheinungsbild, entsprach das des Allmächtigen dem, was man von ihm erwartete: Er trug ein langes, wallendes Gewand in heller Farbe, über dem eine rote Schärpe quer von der linken Schulter verlief, die dort mit einem großen goldenen Siegel befestigt war. Seine Füße waren unbeschuht, das Haar weiß, ebenso sein langer Bart. So wie Jesus schwebte über Gottes Haupt ebenfalls ein strahlender Heiligenschein. In diesem Moment ballte er die Hände zu Fäusten. Seine blauen Augen, sonst gütig und milde, blitzten verärgert. Im nächsten Atemzug erfassten sie den Engel.
»Nathaniel!«, rief er und wurde langsamer. Dieser drückte den Rücken durch, verschränkte erneut die Arme dahinter und deutete eine Verbeugung an.
»Eure Heiligkeit.«
Hinter dem Engel verzog Jesus, sicher versteckt hinter dem Stück Papyrus, das Gesicht zu einer Grimasse und äffte Nathaniel mit einem näselnden »Nät, nät, nät« nach. Damit gedachte er jedoch nicht den Engel zu beleidigen, sondern wenig respektvoll seinem Vater gegenüber zu sein. Gott war indes vor Nathaniel zum Stehen gekommen und versuchte, einen ruhigeren Ton anzuschlagen.
»Wie gut, dass du endlich eingetroffen bist. Es haben sich ernste Dinge ereignet. Doch als wenn dem nicht meine aktuelle Hauptsorge gilt, musste ich mich erst um einen weiteren Frevel kümmern, der sich vor unserer Nase im Himmel abspielt. Und an dem mein Sohn indirekt beteiligt ist«, fügte er lauter zu und blickte Jesus strafend an, der hinter seinem Papyrus etwas in sich zusammenschrumpfte und diesen wie einen schützenden Schild hochhielt.
»Möchtet Ihr mich in Kenntnis setzen?«, fragte Nathaniel. Gott seufzte und holte tief Luft.
»Petrus hat einem im Erdendasein vollkommen unauffälligem Neuzugang eine Maria-Huana-Plantage genehmigt. Nun versorgen sich viele der einst so frommen Seelen – einschließlich meines Jesus – mit ›Holy Shit‹ und feiern ausgelassen Hasch-Mich-Partys. Zu Lebzeiten keinen Sünder mimen, aber den Himmel zu einem Gangsters Paradise machen und die Sau zur ›Knocking on Heavens Door‹ rauslassen …«
Jesus ließ sein Papyrus sinken und kicherte.
»Jo, Mann! Neulich haben wir sogar Bambule zu ›Thank God it’s Christmas‹ gemacht. Mitten im Sommer.«
»So geht das aber nicht«, polterte Gott. »Ich dachte schon darüber nach, diese abtrünnigen Seelen in die Hölle abzuschieben, aber damit täte ich nur Luzifer einen Gefallen. Außerdem würde ich damit suggerieren, dass ich nicht Herr der Lage wäre. Ich habe schließlich einen Ruf zu verlieren.«
»Nun, Petrus benötigt wohl dringend mal ein Personalgespräch und neue Zielvorgaben, was seine Arbeit belangt«, mutmaßte Nathaniel.
»Oder eine Fortbildung«, überlegte Gott.
»Oder Urlaub, Mann«, schlug Jesus vor.
»Urlaub?«, fragten Nathaniel und Gott gleichzeitig und wandten sich ihm zu.
»Genau, Mann. Urlaub. Der Typ macht den Job schon seit Tausenden von Jahren und wird bestimmt noch bis zum Sankt-Nimmerleinstag dort als Pförtner sitzen. Der braucht mal ’ne Pause, Mann.«
Gott hob die Hand und fuhr mit den Fingern seinen langen Bart entlang, während er überlegte. Kurz darauf verzog er das Gesicht und schüttelte den Kopf.
»Kommt nicht infrage. Als ich dir das letzte Mal erlaubt habe auf der Erde Urlaub zu machen, da hast du eine Hippiebewegung ausgelöst und bist seitdem immer noch nicht wieder normal geworden. Sieh dich nur an. Wenn du nicht nackt, wie ich dich schuf, am Palastpool liegst, kleidest du dich unmöglich, redest wie eine leiernde Hörspielkassette und kiffst nicht nur auf euren Partys, sondern auch heimlich auf deinem Zimmer. Ja, ja, leugne es nicht! Ich weiß davon.«
»Ja, schon klar, Mann. Von wegen ›Gott sieht alles‹ und so«, gähnte Jesus und winkte ab.
»Also«, versuchte Nathaniel einzuschreiten, ehe zwischen Vater und Sohn ein Streit entbrennen konnte, »möchtet Ihr mich nun bitten, mich der Sache anzunehmen, damit im Himmel wieder normale Zustände herrschen?«
Gott blickte ihn an und machte mit den Händen eine abweisende Bewegung.
»Nein. Ich habe bereits Notariel entsandt. Sie wird sich darum kümmern, dass die Maria-Huana-Plantage sicher entfernt und durch ein Kartoffelfeld ersetzt wird, auf dem alle involvierten Seelen eine lange Strafarbeit verrichten müssen. Um Jesus … kümmere ich mich später allerdings selbst.«
Während Jesus erschrocken den Mund zusammenkniff, versuchte Nathaniel sich eine Enttäuschung nicht anmerken zu lassen, indem er höflich nickte.
»Dennoch wird es einen Grund geben, warum Ihr nach mir habt rufen lassen?«, fragte er. Gottes Mine verfinsterte sich.
»Ganz recht! Etwas, das diese Drogengeschichte weit in den Schatten stellt …«
Nur kurze Zeit darauf stand Nathaniel staunend vor einer großen weißen Wolke, die Gott mitten im Raum erschuf. Es kostete den Allmächtigen lediglich einige Handbewegungen, die Jesus aus dem Hintergrund mit »Nicht schon wieder dieser obsolete Zirkustrick, Paps« und »Besorg dir endlich einen ordentlichen Flatscreen, Mann« kommentierte.
Gott ignorierte ihn geflissentlich und stand mit verschränkten Armen vor der Himmelserscheinung, die mit leicht wabernden Bewegungen über dem Palastboden schwebte.
»Eure Heiligkeit, was ist das?«, fragte Nathaniel.
»Das wirst du gleich sehen«, sagte Gott. »Schau genau hin.« Er machte einen Schritt auf die Wolke zu und klatschte zweimal in die Hände. Ein helles Licht flammte auf, ein Knistern wie von Elektrizität lag in der Luft. Jesus beschwerte sich im Hintergrund kurz über einen ›abartigen Ozongeruch‹, als gleich darauf ein klares Bewegtbild in der Wolke erschien.
Es zeigte das hübsche Gesicht eines durchtrainierten jungen Mannes, der wie Mitte oder Ende zwanzig wirkte. Seine Haare waren zu einer modernen Undercutfrisur gestylt; die Seiten waren kurzrasiert, obenauf langgewachsen und am Hinterkopf zu einem Zopf zusammengebunden. Die Farbe des langen Haars war auffällig. Nathaniel fand, dass sie metallisch silbergrau wirkte. Dennoch passte sie ausgesprochen gut zu dem Mann. Im Gesicht trug dieser einen gepflegten Dreitagebart. Sein Blick wirkte durch seine dunkelbraunen Augen, die von langen und dichten Wimpern umgeben waren, warmherzig und einfühlsam. Just in diesem Moment verzog er seinen fein geschnittenen Mund zu einem Lächeln und legte damit perfekte weiße Zähne frei. Er trug weiße Sneakers, enge zerrissene Jeans und darüber ein Hemd mit einem weiß-blauen unregelmäßigen Muster. Mit der rechten Hand hielt er ein mobiles Telefon an sein Ohr und unterhielt sich angeregt.
Nathaniel hätte ihn rein vom Äußeren als einen höchst attraktiven Mann beschrieben.
Als Engel besaß Nathaniel zusätzlich die Fähigkeit, neben der klar sichtbaren Erscheinung auch die Aura einer Person zu sehen, die sie wie ein schillernd bunter Schimmer umgab. Diese, die Aura jenes Mannes … Nathaniel stutzte. Sie war nicht so, wie er sie bereits bei Millionen von anderen Menschen gesehen hatte. Sie war anders. Nicht bunt, sondern schwarz, mit kaum sichtbaren weißen Fünkchen wie ein feines Schneegestöber. Und alt. Unsterblich.
Nathaniel wusste, wen die Wolke ihm zeigte. Es handelte sich um den hübschen Abkömmling des einst blendend schönsten Engels, den man vor Jahrtausenden mit dem Morgenstern gleichstellte.
»Das ist Natas. Luzifers Sohn«, sagte er leise an Gott gewandt. Gott blickte streng auf das Bild und nickte.
»Ganz recht.«
»Eure Heiligkeit, ich verstehe nicht ganz … Natas ist bereits über zweitausend Jahre alt. Ihr wisst seit seinem ersten Atemzug von ihm, und Ihr habt ihn geduldet, da Ihr mit Jesus seinerzeit selbst erst einen Spross in die Welt gesetzt habt. Ist er plötzlich Euer Problem?« Gottes Gesicht verzog sich noch mehr.
»Indirekt. Schau weiter.«
Nathaniel sah hin und bekam bald darauf große Augen.
Das mobile Telefon, das Natas in der Hand hielt, gab einen piependen Ton von sich, als er den Knopf zum Auflegen drückte. Kurz noch leuchtete das Display, dann wurde es schwarz. Er legte das Telefon auf einem Schrank ab und ging zu Mariella und Leamas zurück ins Schlafzimmer, das er zum Telefonieren verlassen hatte.
Leamas lag ruhig schlafend in einem kleinen Bettchen. Seine Hände, die zu Fäustchen geballt waren, lagen neben seinem Kopf. Natas stand einen Moment voller Stolz davor und sah zu, wie sein Sohn gleichmäßig atmete.
Als Mariella ihm den Kleinen zuvor in den Arm gab, hatte Natas so viel Angst davor ihn versehentlich zu zerdrücken, dass er in einer unbequemen Haltung stocksteif dastand und nicht traute, sich zu bewegen. Lediglich seine Augen waren staunend (und tränenfeucht) über den kleinen Leamas gewandert. Als dieser ein winziges Babygähnen von sich gab, verspürte Natas auf der Stelle tiefe Zuneigung und Beschützergefühle für das kleine neue Leben.
Mariella, die trotz der Geburt bildhübsch aussah, schaute erschöpft lächelnd zu, wie Vater und Sohn sich kennenlernten.
Schließlich stand Imp vor Natas und wünschte auch, endlich einen Blick auf das Kind werfen zu dürfen. Natas ging unbeholfen in die Hocke und versuchte Leamas so zu drehen, dass Imp ihn betrachten konnte.
»Meinen Glückwunsch, ihr beiden. Er ist wunderschön«, sagte Imp und griff mit seiner kleinen Hand nach einer der winzigen Hände des Kindes. »Und ich dachte immer, meine Fingerchen seien klein«, fügte er gerührt an.
Nachdem Imp sich an Leamas vorerst sattgesehen hatte, verabschiedete er sich und verschwand wie zuvor in seiner Rauchwolke. Dieses Mal begab er sich auf eine mehrtägige Reise, um dem Dämonenvolk von Leamas’ Geburt zu berichten. Im nächsten Moment hatte nebenan das Telefon geklingelt. Natas legte seinen Sohn vorsichtig und liebevoll in sein Bettchen, entschuldigte sich bei seiner Frau und war für einige Minuten nach draußen gegangen.
Jetzt wandte er sich mit Mühe vom Kinderbettchen ab, legte sich leise zu Mariella und gab ihr einen Kuss.
»Es ist unglaublich. Ich bin so glücklich darüber, jetzt Vater zu sein, dass es sich anfühlt, als müsste mir vor Stolz die Brust platzen.« Mariella setzte sich etwas aufrechter hin und legte eine Hand an Natas Wange.
»Es geht mir ähnlich.« Sie stieß einen belustigten Laut aus. »Lass uns sehen, ob wir immer noch stolze Eltern sind, wenn Leamas uns zukünftig nachts aus dem Bett schreit.«
Natas verzog den Mund zu einem gequälten Lächeln.
»Wohl wahr, aber auch diese Zeiten werden irgendwann vergehen. Und vielleicht wird er ja auch eines von den Babys, die nachts Rücksicht auf Mami und Papi nehmen.« Er zwinkerte und gab Mariella diesmal einen Kuss auf die Stirn. »Das war übrigens Dad am Telefon. Mitrizia ist, sofort nachdem sie hier fertig war, zu ihm geswitcht und hat ihm die Frohe Botschaft überbracht. Es ist ihm zwar befremdlich, dass er jetzt Großvater ist, doch er beglückwünscht uns aufs Herzlichste. Sobald er eine kurze Pause vom Dreh hat, kommen er und Mum uns umgehend besuchen.«
»Vielen Dank«, sagte Mariella. »Wie läuft es denn in Los Angeles?«
»Dad fühlt sich pudelwohl dort. Die Dreharbeiten laufen auch gut. Er gab allerdings zu, dass er sich bei der Filmcrew wohl ab und an arg zurückhalten muss, um denen nicht zu sagen, wie es in der Hölle wirklich zugeht. Er reißt sich aber sehr zusammen. Schließlich soll ja auch niemand Verdacht schöpfen.« Natas lächelte. »Oh ja, und Mum macht die meiste Zeit Downtown unsicher und gibt Dads Geld für Klamotten aus, die viel zu teuer sind und die sie eigentlich nicht braucht. Aber er lässt sie ihr Ding machen. So kann er in Ruhe der Arbeit nachgehen und sie genießt es, nicht die ganze Zeit in der Hölle verbringen zu müssen.«
Mariella nickte und legte ihren Kopf an Natas’ Schulter. »Das klingt nach einer wundervollen Zeit, die sie dort haben.«
Einen Moment schwiegen beide. Kurz darauf hob Natas seine Stimme erneut an.
»Schatz, ich …« Er brach ab. Mariella sah zu ihm auf.
»Ja?«
»Es ist so … ich … ich möchte mich entschuldigen.«
»Entschuldigen? Aber wofür denn nur?«
»Dass du wegen meines Vaters diese Schmerzen bei der Geburt ertragen musstest.« Natas blickte ihr in die Augen. Erst schaute Mariella ernst, doch dann kicherte sie.
»Wegen deines Vaters? Du meinst, weil Adam und Eva seinetwegen aus dem Paradies vertrieben wurden und Gott Eva damit bestraft hat, dass sie unter Qualen Kinder gebären muss?« Natas nickte.
»Genau darum.«
»Aber Schatz!« Mariella nahm Natas Gesicht in beide Hände und blickte ihm in die hübschen Augen. »Dafür musst doch du dich nicht entschuldigen. Fragen sollte man sich nur, was Gott sich dabei dachte. Ist es vor der Vertreibung aus dem Paradies je sein Plan gewesen, dass es mehr Menschen als Adam und Eva geben soll, oder ist ihm das genau in dem Moment eingefallen, als er zornig war? So nach dem Motto ›Was kann ich euch neben der Verbannung noch böses tun?‹.«
»Stellst du gerade die Schöpfungsgeschichte infrage?«, fragte Natas erstaunt.
»Ach, Schatz, ich habe den leibhaftigen Teufel zum Schwiegervater. Wie könnte ich dann das anzweifeln, was in der Schöpfungsgeschichte geschrieben steht?« Leamas zuckte in seinem Bettchen kurz zusammen und gab ein kleines Schnaufen von sich. Mariella lächelte und nickte in seine Richtung. »Und was die Schmerzen angeht … wenn unser Sohn mir später mal frech kommt, dann werde ich eine von den Müttern sein, die sagen, dass er mehr Respekt gegenüber der Frau zeigen soll, die ihn unter unendlichem Leid geboren hat.«
Natas machte große Augen.
»So eine wirst du?«
Mariella grinste verschlagen.
»Ach, als ob …« Sie sah nochmals zu Leamas herüber und gähnte hinter vorgehaltener Hand. »Ich könnte unseren wunderhübschen Sohn die ganze Nacht betrachten, doch ich fühle mich so ausgelaugt, dass ich nicht länger die Augen aufhalten kann. Ich werde etwas schlafen.«
Natas nickte verständnisvoll.
»Das solltest du auch. Wenn es dir nichts ausmacht, werde ich hier neben dir auf dem Bett bleiben und ebenfalls etwas schlafen. Die Zeit ist schon weit vorangeschritten und morgen gibt es einiges zu erledigen.«
»Darf mich in deinen Arm kuscheln?«, fragte Mariella. Natas breitete seinen rechten Arm aus und seine Frau machte es sich bei ihm bequem. Natas legte den Arm fest um sie und gab ihr einen langen Kuss.
»Ich liebe dich«, sagte er leise.
»Ich liebe dich auch«, antwortete Mariella mit bereits zugefallenen Augen. Kurz darauf atmete sie in gleichmäßigen Zügen und war eingeschlafen. Natas schaute sie noch eine Weile an, vergewisserte sich nochmals, dass auch Leamas ruhig schlief, und schloss selber die Augen.
»Natas ist selbst Vater geworden?«
Nathaniels Stimme klang lauter als er beabsichtigte und hallte im Thronsaal wieder. Vom kleineren Thron her ertönte die Stimme eines genervt klingenden Jesus.
»Sch-sch-scht, Mann! Ich versuche hier, in Ruhe zu lesen!«
»Das glaubst du ja wohl selber nicht«, gab Gott ebenso genervt zurück. An Nathaniel gerichtet, sagte er:
»Ja, ist er. Sein Spross zählt erst wenige Stunden. Und schau dir seine Aura an! Sie ist jetzt schon mehr der bösen Seite zugewandt, denn der guten.«
»Das ist mir aufgefallen. Bitte straft mich keinen Dummkopf, Eure Heiligkeit, doch was bedeutet das? Wie kann ein Kind, das gerade erst geboren wurde, schon der bösen Seite zugetan sein? Es hat innerhalb der kurzen Zeit seines Daseins niemals bewusst oder auch nur unterbewusst einen Hauch der guten oder dunklen Seite wahrnehmen können.«
Gott setze gerade zu einer Antwort an, als sich Jesus erneut von seinem Thron aus meldete und ungehalten mit seinem raschelnden Papyrus wedelte.
»Nate, Mann! Er ist der Sohn des Sohns des Teufels. Er entstammt der Blutlinie des Bösen. Es ist bereits zum Zeitpunkt seiner Zeugung in ihm veranlagt gewesen.«
Gott nickte: »Ausnahmsweise hat er mal recht.«
Jesus breitete die Arme aus und verbeugte sich im Sitzen. Dabei rutschte sein Papyrus komplett auf den Boden.
»Verdammte Hacke noch eins, Mann!«, entfuhr es ihm.
»Und schon vermasselt es der Bengel wieder, indem er ungeniert in meinem Beisein flucht«, sagte Gott resigniert und verschränkte die Arme ineinander. Er sah Jesus dabei zu, wie dieser umständlich aufstand und seinen Papyrus aufklaubte.
»Du musst vor mir nicht auf den Boden fallen, du anachronistischer Knecht der Worterfassung«, flüsterte er leise und ließ sich plump zurück in seinen Thron fallen.
Gott zog missmutig die linke Augenbraue hoch und fragte sich, wie aus dem einstigen Messias ein gelangweilter, tollpatschiger Dauerhippie werden konnte.
»Herr, forscht besser nicht nach den Ursachen dafür. Findet lieber eine Lösung.«
Die flüsternde Stimme von Nathaniel drang wie aus weiter Ferne in Gottes Ohren. Erst allmählich wurde im bewusst, dass der Engel gespürt haben musste, was ihm durch den Kopf ging.
»Ja«, sagte er langsam. »Ja, alles zu seiner Zeit. Doch erst zurück zum Wesentlichen. Natas und seinem Sohn.« Gott räusperte sich nochmals, ehe er fortfuhr. »Lange Zeit habe ich den Gedanken von mir weggedrängt, dass sich die Saat des Bösen immer weiter fortpflanzen könnte. Natas habe ich zugegebenermaßen nur verhalten und nach unerbittlichen Verhandlungen mit Luzifer akzeptiert. Wir beschlossen, dass Natas unbehelligt bei ihm und Airam bleiben durfte, wenn die Menschheit absolut niemals davon erfahren würde, dass der Teufel ebenfalls einen Nachkommen gezeugt hat.« Gott seufzte. »Und außerdem ist Natas quasi mein Enkel. Ich dachte, dass Luzifer zumindest etwas Gutes, das nicht verdorben ist, in seinem Dasein zustande bringt. Doch das Böse ist auch in Natas von Anfang an verankert. Nicht einmal der menschliche Anteil, den er von seiner Mutter geerbt hat, hat dazu beigetragen, dass das Dunkle in ihm bedeutend blasser wird. Aber wie es scheint, weiß er mit seiner Schattenseite umzugehen, denn bisher war der Junge eher unauffällig. Das veranlasste mich bislang auch weiterhin, die Füße stillzuhalten. Um Natas jedoch endlich zu seiner dunklen Seite zu bekehren, hat sich Luzifer, ganz zu meinem Missfallen, nach neuen Beschäftigungen umgeschaut und seinen Sohn absichtlich mit der Hölle allein gelassen. Er soll nun lernen, diese zu führen. Und all das, was der Teufel sonst noch so tut.« Gott zählte an den Fingern ab: »Verleitung zu Sünden, lügen und hetzen, Hass säen, foltern und knechten.« Dann zuckte er mit den Schultern. »Wenn Luzifer früher mal so richtig einen Kaspar gefrühstückt hat, dann fuhr er in irgendwelche Körper und machte sich eine gute Zeit mit den Besessenen.«
»Zumindest so lange, bis die Leute vom Vatikan zu einer Austreibung zu Besuch kamen«, witzelte Jesus vor sich hin. Gott schnaufte.
»Wenigstens kümmerte sich jemand darum, diese armen Seelen wieder zu entteufeln!«
»Ha!«, macht Jesus. »Wo du ja sonst nichts von den Priestern, Kardinälen, Päpsten und wie sie nicht alle heißen, hältst.«
»Mein lieber Sohn, tu‘ mal nicht so neunmalklug!«, mahnte Gott.
Jesus hob die Hände zu einer beschwichtigenden Geste.
»Just saying«, grinste er gelassen und wandte sich dem Papyrus zu, den er noch immer in den Händen hielt.
Gott sah seinen Sohn noch einen Moment mit leicht zusammengekniffenen Augen an, ehe er wegblickte und Nathaniel Aufmerksamkeit schenkte, der dem Wortwechsel schweigend lauschte.
»Es tut mir leid, Nathaniel. In letzter Zeit überkommt mich einfach zu oft die Verärgerung über all die Dinge, die allmählich aus dem Ruder laufen. Ich lasse mich von meinem Zorn mitreißen. Alles, was ich geschaffen habe, die Erde, die Menschen und alles, was daraus und drumherum entstanden ist …« Gott schüttelte betroffen den Kopf. »Es entgleitet mir.«
Nathaniel machte ein mitfühlendes Gesicht.
»Und zu alledem kommt nun auch noch dieses Kind. Leamas. Ich glaube, wir dringen allmählich zum eigentlichen Kern dieser Zusammenkunft hier vor«, mutmaßte der Engel.
»Exakt. Ich muss all diesem entgegenwirken. Für Frieden auf der Welt sorgen. Die Menschen dazu bringen, wieder an mich zu glauben. Mich darum kümmern, dass das Böse in Schach gehalten wird. Und meinen Jesus wieder auf Kurs bringen, der mir aus unbekannten Gründen immer weiter entrückt.«
»Ich sitze höchstens fünf Meter weit weg von dir, Paps«, sagte dieser gelangweilt, ohne aufzublicken.
Gott stand kurz davor, auf die neuerlich herausfordernde Aussage zu reagieren. Ehe es dazu kommen konnte, schüttelte Nathaniel den Kopf, hob beide Hände zu einer beschwichtigenden Geste und flüsterte leise: »Nicht.«
Der Herr atmete hörbar aus und entspannte sich.
»Nun, dann …«, fuhr der Engel fort und legte nachdenklich Daumen und Zeigefinger ans Kinn. »Es gibt demzufolge einiges zu tun. Wie gedenkt Ihr, diese ganzen Probleme anzugehen?«
Gott strich sich mit einer Hand seinen Bart entlang und kniff die Augen zusammen.
»Darüber habe ich mir bereits Gedanken gemacht. Die Lösung, zu der ich schließlich gelangt bin, ist so simpel wie genial.«
»Spiele ich denn darin eine Rolle?«, fragte Nathaniel. Kurz darauf bremste er seinen Tatendurst und fügte erklärend an: »Mit Verlaub, bis zu diesem Moment habt Ihr mich noch immer nicht um den genauen Umstand für mein Zugegensein erleuchtet.«
»Du spielst eine Rolle«, rückte der Allmächtige endlich heraus. »Man kann sagen, eine wichtige Rolle sogar.« Seine Augen blitzten und Nathaniel hielt die Luft vor Spannung an. Die nächste Möglichkeit sich zu beweisen befand sich dicht vor seiner Nase und war regelrecht mit den Händen greifbar.
Gott breitete die Arme aus und rief:
»Du wirst Natas’ Sohn entführen und zu mir in den Himmel bringen!«
Gottes Stimme verhallte allmählich im Thronsaal, doch in Nathaniels Ohren klang sie nach wie ein hartnäckiges Echo. Sein Kopf war bis auf einen einzigen Gedanken wie leer gefegt.
›Leamas entführen?‹
Er sah den Allmächtigen mit ungläubigen Augen an, der einen leicht irren Gesichtsausdruck angenommen hatte. Sein Mund war zu einem wilden Grinsen verzogen, die Nasenflügel blähten sich und rote Flecken machten sich in seinem Gesicht breit. Fassungslos schaute der Engel zu Jesus. Der nahm vor Schreck seine Sonnenbrille ab und glotzte seinen Vater mit offenstehendem Mund an.
»Eure Heiligkeit …« Nathaniels Stimme klang heiser. Er räusperte sich umständlich und startete einen zweiten Anlauf. »Herr! Das Kind … verschleppen?«
»Ganz recht, ganz recht!«, nickte Gott begeistert. »Seiner habhaft werden, es kidnappen, stehlen, rauben, Mutter und Vater entreißen – nenn es, wie du willst.« Er verschränkte die Hände hinter dem Rücken und wippte gleichgültig auf den Füßen vor und zurück.
Nathaniel war sprachlos. Jesus gewann als Erster seine Fassung zurück.
»Vater!«, sagte er steif. »Du wirst entschuldigen, dass ich das einwerfe, aber wir sind doch hier nicht bei Rumpelstilzchen!« Gott sah ihn an und zuckte mit den Achseln.
»Wie auch? Wenn ich mich des Märchens korrekt entsinne, hätte ich der Mutter vorher einen großen Gefallen tun müssen, durch den sie tief in meiner Schuld steht, nicht? Da hast du es! Ich habe keinen Gefallen getan, ich will nur das Kind.«
»Das sind doch nicht die Mittel und Wege eines Gottes, Mann!«, gab Jesus schneidend zurück.
»›Gottes Wege sind unergründlich‹, sagt man so auf der Erde. Aber dieses Mal verfolge ich einen absolut durchdachten Plan«, erklärte der Allmächtige ruhig und schlug mit der rechten Faust in seine linke Handfläche.
»Aber der Gott, an den die Menschen glauben, würde keine Kinder stehlen, sondern sie den Menschen schenken«, versuchte Jesus es erneut. Gott zeigte mit dem Finger auf Jesus und stach einige Male damit in die Luft.
»Dieser Teil kommt ebenfalls – aber erst … später.«
Jesus schwieg perplex und Nathaniel war verwirrt.
»Herr, ich kann alledem nicht folgen.« Gott blickte von Jesus zu Nathaniel und zurück.
»Dann lasst es mich endlich in Ruhe erklären«, sagte er und warf Jesus einen warnenden Blick zu. Dieser verdrehte die Augen, zog es vor, nichts mehr zu sagen, und setzte lässig seine Sonnenbrille auf die Nase zurück.
Gott wanderte gemächlich zu seinem Thron, ließ sich drauf hernieder und legte beide Hände auf die verzierten Armlehnen.
»Es ist wie folgt«, fasste er zusammen. »Wir haben es seit ein paar Stunden mit zwei männlichen Nachkommen von Luzifer zu tun. Dies bedeutet, dass die Macht der Hölle erneut ein Stück gewachsen ist und es mit jedem zusätzlichen Nachkommen immer weiter tun wird.
Während die Menschen scharenweise aus den Kirchen austreten und nicht mehr an mich oder an Jesus glauben, bekommt Luzifer durch seine alberne Schauspielerei fortlaufend weitere Fans. Diese idiotische Serie stellt den Antichristen immerhin als harmlosen und gelangweilten ›Auswanderer‹ dar, der nur noch ab und an mal in ein paar Ärsche tritt. Außerdem werde ich dort am laufenden Band durch den Schmutz gezogen und schlecht dargestellt. Das bleibt in den Köpfen der Menschen hängen und fällt im Umkehrschluss auf mein tatsächliches ›Ich‹ zurück. Es herrscht eine immer größer werdende Abkehr von den Anhängern des Himmels, während die Hölle mehr und mehr Fans gewinnt.«
»Gut. So weit, so nachvollziehbar«, nuschelte Jesus. Er stützte den Kopf auf einer Hand ab und starrte mit aufmerksamem Gesichtsausdruck vor sich hin.
»Wie ich zu meiner eigenen Schande eingestehen muss«, führte Gott weiter aus, »habe ich mir in der letzten Zeit keinen großartigen Hehl daraus gemacht, was die Menschen treiben. Ich sah zu, wie sie Atomwaffen bauten, ich sah zu, wie sie diese einsetzten. Ich blickte weg, als sich Größenwahnsinnige zu Diktatoren aufschwangen und massenweise Menschen auf grausame Arten in Lagern hinrichteten. Es interessierte mich nicht, wie Kriege über die von mir geschaffene Erde rollten, wie von mir geschaffene Kreaturen komplett vom Menschen ausgerottet wurden. Es war mir annähernd gleich, wie die Menschen die Erde ausbeuten und verkommen lassen. Früher begrüßte ich die Idee, dass ein Papst zum Oberhaupt der Kirche ernannt werden und somit unter meiner Anleitung agieren würde. Doch statt diesen mit meinen Worten zu führen, tat ich dergleichen … nichts. Die Päpste benahmen sich zunehmend selber wie meine Ebenbilder. Sie erfanden Gerüchte und Sünden, die mit der Hölle bestraft würden und sie tun es noch. Sie wiegeln auf, sie hetzen. Und das alles in meinem Namen.«
»Der Ruf des allgegenwärtigen und gütigen Gottes wankt«, sagte Nathaniel nachdenklich. »Ein Grund mehr für die Menschen, sich von Euch abzuwenden.«
Gott bedachte ihn mit einem Nicken und Jesus stimmte ihm zu.
»Die Menschen glauben also, dass Paps den gesamten Planeten sich selbst überlässt und kein Interesse mehr daran hat.« Jesus seufzte kurz und sah er Gott an. »Und sie denken sich ›Vater, warum hast du uns verlassen?‹.«
»Die Erde und die Menschen …«, sinnierte Gott. »Sie waren für mich wie ein Spielzeug, das ein Kind anfangs erfreut, an dem es allerdings nach ein paar Tagen das Interesse verliert. Das muss wieder gutgemacht werden.«
»Wo wir gerade von ›Kind‹ sprechen – wie passt dort nun der Sohn von Natas hinein?«, wollte Nathaniel Bescheid wissen. Gottes Miene hellte sich auf.
»Das ist doch ganz einfach. Ich werde das Kind in meine und Jesus’ Obhut nehmen. Gemeinsam werden wir ihm das Böse austreiben und ihn zu einem würdigen Christen erziehen. Anschließend werden wir ihn auf die Erde schicken, wo er zu unseren Gunsten missionieren wird. So wie Jesus es einst getan hat. Und er wird der Welt folgende Kunde bringen:
›Merket auf, der Herr, der Allmächtige im Himmel, entsendet euch einen neuen Hoffnungsträger auf die Erde. Durch mich sollt ihr sehen, er ist mit und um euch, er wacht über all eure Taten und lässt euch in schwierigen Zeiten nicht im Dunkeln irren. Geboren aus der absoluten Finsternis machte er aus mir das neue Licht, denn sehet, euer Herrgott hat die Kraft und die Herrlichkeit, das Böse zum Guten zu wenden. Durch mich wird er euch nahe sein, denn ich überbringe sein Wort und seinen Willen. Von Stund an werde ich der neue Heiland sein und meine Taten sind seine Taten. Lobpreiset den Herrn, denn er ist mit euch, in der Vergangenheit, jetzt und immerdar.‹«
Nathaniel und Jesus hatten aufmerksam gelauscht. Beiden stand der Mund offen.
»Wow«, sagten sie gleichzeitig.
»Das hast du dir alles in so kurzer Zeit ausgedacht?«, wollte Jesus wissen, woraufhin Gott stolz nickte.
Nathaniel gestand: »Das klingt nach einem, aus Eurer Sicht betrachtet, hervorragenden Plan. Doch über zwei Dinge mache ich mir Gedanken. Punkt eins: Wie sorgt Ihr dafür, dass die Menschen nicht denken, dass sich ein Spinner unter ihnen herumtreibt? Punkt zwei: Wie wird der Pontifex Maximus darauf reagieren?«
»Nun, der nutzlose Pontifex wird seinen Platz räumen müssen. Wo er bislang in meinem Namen sein Amt bekleidet, wird Leamas an seiner statt amtieren. Im Vatikan. Es gibt keinen besseren Ort dafür. Leamas wird von mir einen Heiligenschein erhalten, der ihn als eines meiner himmlischen Wesen unverkennbar macht. Und falls das nicht ausreicht, dann werden wir noch tiefer in die Trickkiste greifen. Ich glaube fest an meinen Plan und sein Gelingen.«
»Was ist mit Natas?«, warf Nathaniel jetzt ein. »Er und seine Frau werden versuchen, ihr Kind zurückzubekommen!«
»Auch das habe ich bedacht. Natas hat ebenso wie Luzifer per se keinen Zugang zum Himmel. Sie sind keine Lichtwesen, sondern die Dunklen, die Höllenbrut. Bei Leamas müssen wir etwas tricksen, denn er gelangt ebenso nicht einfach in den Himmel. Dafür brauchen wir seine Mutter. Nur mit ihr zusammen schaffen wir es, die Einflüsse seiner Bösartigkeit zu unterdrücken, um die Grenze zwischen Erde und Himmel zu durchschreiten. Sie ist menschlich. In ihr sind das Gute, das Neutrale und das Böse zu gleichen Teilen vorhanden. Mir wäre es genehm, wenn wir sie im Anschluss gleich sofort loswerden würden. In mir sträubt sich alles dagegen, jemanden im Himmel unterzubringen, der zuvor mit dem Teufel paktiert hat. In Ermangelung einer besseren Idee werden sich stattdessen einige Engel direkt darum kümmern, dass ihre Erinnerungen an die Erde und das Kind ausgelöscht werden. Man wird sie stattdessen glauben lassen, dass sie immer im Dienste der Engel stand und ausgiebig mit Aufgaben betrauen.
Leamas hingegen wird umgehend nach dem Eintritt in den Himmel zu einem Ritual der Reinwaschung gebracht. Nach einem ausgiebigen Bad sollte die Dunkelheit so weit aus ihm gewichen sein, dass der Himmel für ihn kein Problem mehr darstellt.«
»Wie ausgeklügelt ist das denn, Mann?«, überlegte Jesus laut von seinem Platz aus. Nathaniel legte Daumen sowie Zeigefinger an sein Kinn und starrte vor sich auf den Boden.
»Trotz, dass ich all die Überlegungen verstehen kann … etwas sträubt sich in mir, diesen ganzen Plan umzusetzen. Ich kann nicht einfach ein Kind mitsamt seiner Mutter entführen! Das entspricht nicht den Werten und Lehren, denen ich während meiner bisherigen Ausbildung zum Erzengel gefolgt bin. Es entspricht nicht einmal irgendwelchen Werten und Lehren des Himmels. Was ist mit den bereits ausgebildeten Erzengeln?«
Gott nickte und lehnte sich in seinem Thron zurück.