Zurück! Empfänger gefallen für Groß-Deutschland! -  - E-Book

Zurück! Empfänger gefallen für Groß-Deutschland! E-Book

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Beschreibung

Die Kombination aus persönlichen Aufzeichnungen und erhaltenen Feldpostbriefen an die Familie, läßt beim Leser ein besonders authentisches und lebendiges Bild der Gefühls- und Gedankenwelt eines jungen, deutschnational erzogen und denkenden Gebirgsjäger-Offiziers der damaligen Zeit entstehen. Der in München geboren und aufgewachsene Gottfried Ettmayr nahm mit dem Gebirgsjäger-Regiment 99, an den Feldzügen gegen Frankreich und Jugoslawien teil, war Teilnehmer im Angriff auf die Sowjetunion im Sommer 1941 und wurde noch vor Anbruch des furchtbaren russischen Winters 1941/42 an die Infanterieschule Döberitz bei Berlin zum Offizierslehrgang kommandiert. Als Leutnant kehrte er im Frühjahr 1942 an die Ostfront zurück und rückte mit seinem alten Regiment bis in den Kaukasus vor, wo er Ende Dezember 1942 bei der Verteidigung eines Ortes gegen russische Panzer fiel. Ausgezeichnet mit dem Westwall-Abzeichen, dem Infanterie-Sturmabzeichens in Silber, den Eisernen Kreuzen 2. und 1. Klasse, wurde er noch nachträglich, wegen vorbildlichem Verhaltens zum Oberleutnant befördert.

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Seitenzahl: 226

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Ähnliche


„[…] kein Mensch mehr da, niemand weiss etwas Genaues, niemand weiss den Weg, auf gut Glück gehe ich voran […]“

Gottfried Ettmayr

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Zur Person Gottfried Ettmayr

Feldzug gegen die Sowjetunion

23.6.41.

Am 1.7.41.

Am 3.7.41.

Sonntag 13.7.41.

18.7.41

Am 22.7.41.

Am 29.7.41.

Sonthofen 28.8.41.

Am 2.9.41.

Sonthofen, 9.9.41.

So. 10.9.41.

Döberitz, 18.9.41.

Döberitz, 27.9.41.

29.9.41.

Döberitz, 5.10.41.

Döberitz, 5.10.41.

Döberitz, 9.10.41.

10.10.41.

Döberitz, 12.10.41.

Döberitz, 16.10.41.

Döberitz, 26.10.41.

Döberitz, 28.10.41.

Döberitz, 2.11.41.

Döberitz, 2.11.41.

Döberitz, 3.11.41.

Döberitz, 8.11.41.

13.11.41.

Döberitz, 15.11.41.

Döberitz, 20.11.41.

Döberitz, 21.11.41.

Döberitz, 25.11.41.

Am 12.12.41.

1.1.42.

Döberitz, 7.1.42.

Döberitz, 8.1.42.

Döberitz, 20.1.42.

Döberitz, 26.1.42.

Döberitz, 27.1.42.

Döberitz, 28.1.42.

Döberitz, 28.1.42.

Olympisches Dorf, 4.2.42.

Döberitz, 8.2.42.

11.2.42.

Sonthofen, 25.2.42.

Sonthofen, 26.2.42.

Mittenwald, 3.3.42.

Mittenwald, 12.3.42.

Murnau, 17.3.42.

Murnau, 20.3.42.

München, 29.3.42.

München, 29.3.42.

Murnau, 31.3.42.

3.4.42.

Auf Fahrt, 8.4.42.

Rußland, 14.4.42.

Rußland, 14.4.42.

18.4.42.

22.4.42.

26.4.42.

Im Feld, 27.4.42.

Im Feld, 28.4.42.

1.5.42.

16.5.42.

19.5.42.

22.5.42.

24.5.42.

25./26.5.42.

29.5.42.

1.6.42.

5.6.42.

8.6.42.

9.6.42.

17.6.42.

17.6.42.

26.6.42.

2.7.42.

5.7.42.

12.7.42.

12.7.42.

21.7.42.

22.7.42

23./24.7.42

Im Felde, 24.7.42.

25.7.42

26.7.42

26.7.42.

27./28.7.42

29.7.42

30.7.42

31.7.-2.8.42

31.7.42.

1.8.42.

3./4.8.42

4.8.42.

5.8.42

6.8.42

7.8.42

8.8.42

9.8.42

10.8.42

10./11.8.42

12.8.42

13./14.8.42

15.8.42

15.8.42.

15.8.42.

16.8.42

16.8.42.

17.8.42

18.8.42

19.8.42

20.8.42

21.8.42

22.8.42

23.8.42

24.8.42

25.8.42

26.8.42

27.8.42

28.8.42

29.8.42

29.8.42.

30.8.42

31.8.42

1.9.42

2.9.42

Im Felde, 2.9.42.

3./4.9.42

Am 4.9.42.

4.9.42.

6./7.9.42

9.9.42.

9.9.42.

7. - 18.9.42

24.9.42.

29.9.42.

29.9.42.

30.9.42

1.10.42

2.10.42

3.10.42

4-5.10.42

5.10.42.

5.10.42.

6.10.42

7.10.42.

7.10.42.

7.10.42.

10/11.10.42

12 – 15.10.42

20.10.42

21/22.10.42

23/24.10.42

23.10.42.

24.10.42

25.10.42

25.10.42.

26.10.42

27.10.42

28/29.10.42

31.10.42.

2.11.42.

5.11.42.

5.11.42.

November 1942

25.11.42.

25.11.42.

Am 1. Advent 1942*

Am 1. Advent 1942

30.11.42.

2.12.42.

5/6.12.42

6.12.42. (Mutters Geburtstag)

7.12.42

7.12.42.

7.12.42.

8.12.42

9.12.42

9.12.42.

8.12.42

14.12.42.

15.12.42

16.12.42

17.12.42

Noch am gleichen Tag schrieb der Bataillonskommandeur Hauptmann Walter Kopp an den Vater

Vorwort

„Noch ein Buch über den zweiten Weltkrieg?“ - diese Frage habe ich für mich in diesem Fall, mit einem deutlichen „Ja!“ beantwortet. Es war ein Glücksfall, um das Jahr 2009 aus der Familie des Gottfried Ettmayr eine Offizierskiste zu bekommen, die bis an den Rand mit persönlichen Gegenständen, über hundert Feldpostbriefen und zeitgenössischen Aufzeichnungen gefüllt war. Eine richtige „Zeitkapsel“! Der Anzahl der erhaltenen Briefe mindestens ebenbürtig, sind die Stunden die verwendet wurden, um diese zu „transkribieren“, also vom handschriftlich geschriebenem Sütterlin, in ein heute für alle lesbares Format zu bringen.

Dabei zeigte sich schnell, daß nicht die schiere Menge der Briefe allein, sondern die Qualität ihrer Inhalte mit der Kombination der erhaltenen Tagebuchaufzeichnungen, eine lebhafte, informative und interessante Geschichte eines jungen deutschen Gebirgsjägeroffiziers u.a. über den Feldzug in Russland erzählte.

Ich selber durfte noch viele Berichte, Lebensgeschichten und persönliche Schilderungen von ehemaligen Kriegsteilnehmern und Überlebenden im direkten Gespräch erfahren und empfinde es heute als sehr schade nicht doch das eine, oder andere aufgezeichnet zu haben. Denn ohne diese Aufzeichnungen fallen mit dem Ableben dieser Generation alle nicht festgehaltenen Erinnerungen unwiederbringlich in das Dunkel der Geschichte zurück.

Zum Glück muß ein Buch heutzutage kein „Bestseller“-Potential mehr haben, um gedruckt/verlegt werden zu können und so freue ich mich mit diesem Exemplar etwas erschaffen zu haben, was man noch „in die Hand“ nehmen kann und den einen oder anderen interessiert.

Bewusst erfolgt keine Wertung, oder besondere Kommentierung der folgenden Schilderungen.

Der Autor im Herbst 2022

Zur Person Gottfried Ettmayr

Gottfried Ettmayr wurde am 14. Februar 1921 in München als letztes von 5 Kindern geboren. Geschwister: Gertrud, Lisl, Helmuth und Inge(borg). Sein Vater war der Volksschullehrer und spätere Bezirksschulrat Anton Ettmayr. Die Mutter Ida Barbara Luise Veronika, geb. Steinberger.

Er trat am 17. April 1933 dem deutschen Jungvolk der Hitlerjugend bei und wurde zum 1. Mai 1933 offiziell aufgenommen. Am 15. September 1939 Beförderung zum Scharführer.

Zunächst Besuch des humanistischen Theresien-Gymnasium in München; wechselte aber nach drei Jahren 1934 auf das neue Realgymnasium über, da er nach eigener Aussage mehr Freude an realistischen Fächern zeigte. Dieses besuchte er bis März 1937. Seine Eltern stimmten dann dem Abbruch zu, damit er in einem geeigneten Betrieb eine Ausbildung/Praktikum beginnen konnte.

Mit Erfolg, denn vom 12. April 1937 bis zum 31. März 1938 wurde Gottfried E. als ELEKTRO-Praktikant in der Lehrwerkstatt des "Wernerwerk F Abteilung München" beschäftigt. Zur weiteren Ausbildung wurde er an die Siemens-Schuckertwerke AG, Technisches Büro München, überwiesen. Dort Praktikum vom 7. April 1938 bis zum 31. März 1939. Danach eingeschrieben an der Universität München zum Studium der Elektrotechnik.

Während seiner Ausbildung nahm Gottfried Ettmayr im Jahre 1938 auch am "Berufswettkampf aller schaffenden Deutschen" teil und konnte in der Wettkampfgruppe "Eisen und Metall" einen Sieg erringen (Kreissieger).

Mit Erreichen des 18. Lebensjahres am 14. Februar 1939 erfolgte gleich die Einberufung zum 6-monatigen Reichsarbeitsdienst beginnend am 1. April 1939.

Danach Einberufung zur 2. Kompanie des Gebirgsjäger-Ersatz-Bataillon 99 in Sonthofen.

Teilnahme am Frankreich und Jugoslawienfeldzug.

Leutnant Gottfried Ettmayr

Feldzug gegen die Sowjetunion

Am 22. Juni 1941 begann der Angriff der deutschen Armee auf die Sowjetunion. Mit beinahe 3,3 Millionen Soldaten rückte die Wehrmacht auf breiter Front zwischen Ostsee und Schwarzem Meer vor. Ziel war es, auch hier einen "Blitzkrieg"-Erfolg zu erreichen. Unter dem Decknamen "Barbarossa“ war der Überfall vom OKW (Oberkommando der Wehrmacht) sorgfältig geplant worden.

Bis zum 20. Juni 1941 bezog die 1. Gebirgs-Division und damit auch das Gebirgsjäger-Regiment 99 aus Sonthofen, ihren Bereitstellungsraum an der deutsch-russischen Demarkationslinie im Raum Dzikow in Ostgalizien. Folgerichtig schreibt Gottfried Ettmayr am 14. Juni 1941 "ständig in Bewegung" zu sein. Interessant ist, daß Gottfried in seinen Briefen allgemein keine bzw. sehr selten Ortsnamen und/oder weitere Details nennt, die den Aufenthaltsort verraten könnten und damit vorbildhaft der befohlenen Geheimhaltung beim Schreiben von Nachrichten in die Heimat folgt.

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23.6.41.

Meine Lieben!

Kurz eine Karte damit Ihr Euch auskennt: Ich bin, wie Ihr es ja jedenfalls bereits angenommen habt, mit im Osten dabei; wie es sich entwickelt, wird man in Kürze sehen. Bis jetzt war ich noch nicht in erster Linie eingesetzt, nach dem aber, was so durchkommt verteidigt sich der Russe zäher als der Franzose und vor allem ganz hinterhältig. Er wird aber selbstverständlich überall geworfen und bei uns geht es flott vorwärts. Die schlechten Straßen sind allerdings ein Hindernis. – Die beiden Rohrnudelpäckchen sind vorgestern angekommen, vielen Dank. Sie „stärken die Kampfkraft ganz wesentlich“. Pralinen wie immer vorzüglich. Nun viele liebe Grüße ans ganze Haus! Euer Gottfried.

Am 1.7.41.

Meine Lieben!

Jetzt ist es schon eine gute Woche her, daß ich Euch geschrieben habe; da wird es höchste Zeit für einen kurzen Bericht. Über die allgemeine Lage seid Ihr natürlich durch Radio besser unterrichtet wie ich, ich kann nur über persönliche Erlebnisse Neues bringen, und das muß auch spärlich ausfallen, weil wir mit unseren Fahrrädern nie richtig eingesetzt waren bis jetzt, immer nur kleinere Aufträge, die im Vergleich zu den körperlichen und seelischen Anstrengungen vom letzten Jahr gar nichts bedeuten. Ich komme mir auch wie ein Etappenhengst vor. Die erste Linie bei uns muß schon einiges mitmachen, denn der Russe scheint der bisher zäheste Gegner zu sein, wenigstens in unserem Abschnitt. Eine vorzügliche Bewaffnung, modern, auf dem letzten Stand. Dazu fanatische Soldaten, die Grund haben im Bolschewismus für sich Vorteile zu sehen, denn hier gilt tatsächlich das Heer alles. Ich habe erst eine Kaserne gesehen, die mit einer neuen von uns durchaus standhalten kann. Wenn man sich dann vorstellt, wie primitiv und arm die Land= wie Stadtbevölkerung ist, dann sieht man erst, daß Militär zu Zivilbevölkerung in überhaupt keinem Maßstab steht. Die Bevölkerung ist auch überall froh, wenn wir kommen; vor allem hier, wo es Ukrainer zum großen Teil sind. Was die Bauern abgeben mußten, hat mit Steuern nichts mehr zu tun, das kann man höchstens noch staatlich organisierte Erpressung heißen. Zuerst mußten sie (ehem. poln. Gebiet) allen Viehbestand über ein bestimmtes Soll abliefern, dann vom Rest Milch, Fleisch, Eier jedesmal ohne Bezahlung abgeben in einer unmöglichen Höhe; wenn diese nicht erreicht wurde mußte Strafe gezahlt werden. Bei solchen Zuständen ist es nicht verwunderlich, wenn die Leute bei unserem Erscheinen herzlich froh waren. Milch und Eier bekommt man auch fast überall geschenkt. – Vor ein paar Tagen habe ich Grünhöfervater getroffen. – Schickt bitte jetzt jeweils wieder Briefpapier mit heraus, wie wir’s einmal eingeführt hatten! Nun viele herzliche Grüße an Euch alle Euer Gottfried. Richtet bitte an Fr. Wagner meinen Dank für ihren Brief aus, ich komme nicht zum Schreiben!

Am 3.7.41.

Meine Lieben!

Viel Neues gibt es bei mir nicht, aber die 3 Tage Ruhe, die wir nach der Einnahme von Lemberg bekommen haben (d.h. wir haben Lemberg nicht eingenommen, meine Komp. ist erst mittags durchgefahren, wie bereits eine Menge Leute an den Straßen gestanden ist) muß ich ausnützen um ein Lebenszeichen von mir zu geben. Ich hatte Gelegenheit Lemberg anzuschauen: Viel Juden (die Hälfte), viel Dreck, wenig Anziehendes. Mit den Ukrainern haben sich die Sowjets in Lemberg etwas geleistet! Und ähnlich geht’s beinahe in jedem ukrainischen Dorf hier zu. Das erinnert ja an die rote Revolution. Von einem regulären Heer hält man das gar nicht für möglich und es haben auch tatsächlich die Juden den größten Einfluß. Wie es jetzt aussieht, leisten sie lange nicht mehr den zähen Widerstand wie am Anfang, eine Unmenge Verpflegung blieb in Lemberg, Munitionslager sprengten sie in die Luft, Ausrüstung liegt links und rechts der Straße. So etwas unterhöhlt und schwächt natürlich eine Front ganz gewaltig.

Und uns kommt es zugute. Autos werden wieder flott gemacht, zu Essen gibt es im Augenblick mehr wie genug (für mich besonders wichtig!). Auch sonst bin ich voll auf dem Damm. Hoffentlich erreicht mich von Euch bald wieder Post (die letzte die Rohrnudelpäckchen am 21.6.)! Liebe Grüße an Euch alle Euer Gottfried.

Sonntag 13.7.41.

Meine Lieben!

Die Zeit vergeht wahnsinnig schnell, wenn auch manchmal Minuten und Stunden zu Ewigkeiten werden. Ich glaube, daß es schon wieder über eine Woche seit meinem letzten Brief an Euch geworden ist. Aber Ihr wißt es ja von vorigem Jahr noch, daß ich in solchen Zeiten nur schlecht dazukomme. Nun, recht viel habe ich eigentlich nicht zu schreiben, die Hauptsache ist ja auch immer, daß Ihr wieder einmal Nachricht von mir bekommt. Mir geht es also soweit möglich ganz gut, recht viel haben wir noch nicht mitmachen müssen. Aber es kann noch kommen, denn die Sowjets haben immer noch eine Menge Truppen und Material. Ihre besten Sachen scheinen sie allerdings jetzt fast alle verloren zu haben. Die Panzerangriffe z.B. haben schon ziemlich aufgehört, was an Flugzeugen erscheint sind hauptsächlich veraltete Modelle. Überhaupt waren sie zwar ganz modern ausgerüstet, aber die Güte reicht eben bei Weitem nicht an unsere Bewaffnung heran, und die Ausrüstung der einzelnen Leute ist reichlich billig und nur auf Masse eingestellt. Sonderbar ist übrigens, daß sie fast kein Leder haben; Rußland war doch das Land für Leder. Das wird eben durch das Kollektivsystem vernichtet worden sein. Diese Kollektivwirtschaft schaut so aus: Den Bauern hat man nur so wenig Eigenens gelassen, z.B. ca. ½ Tagwerk Grund, 1-2 Kühe usw., daß sie auf den großen Gütern arbeiten müssen, die in jedem (von den weit auseinanderliegenden) Dörfern da sind. Zu diesen Gütern gehören dann die riesigen, endlosen Felder. – Die großen Querverkehrsstraßen sind gut – für östliche Verhältnisse – und auch bei schlechtem Wetter gleich gut zu befahren, aber man darf nicht einen Schritt abgehen, alles andere kann man nämlich nicht als Straße bezeichnen. Da ist lediglich quer durch ein Feld links und rechts ein Wassergraben ausgehoben, der die Straße bezeichnet, und fertig. So, für heute wieder recht, recht viele Grüße über viele Kilometer hinweg! Euer Gottfried. Seit Kriegsbeginn habe ich von daheim noch keine Post bekommen, hoffentlich ist nichts verloren!

---

Tagebuch

18.7.41

Zu Himmelherrgottdonnerwetter, sind denn die verrückt? Jetzt haben wir seit gestern Abend überhaupt nichts mehr zu essen bekommen und jetzt, weil die Feldküche da wäre, lassen sie uns keine Zeit zum Fassen! Ich kann nur verständnislos den Kopf schütteln. Seit 2h früh waren wir auf dem Marsch, und auf welchem Marsch! Durch knietiefen Schlamm, über Wiesen und nasse Felder, ein paar mal weichten uns Regengüsse auf, dann brachte uns wieder schwüle Sonne zum Schwitzen. Die verdeckte Uniform klebt am Körper, ich lief mir noch dazu meinen linken Fuß wund.

Heute früh beim Abmarsch – es war noch stockdunkel – hieß es Kaffee und Mittagskost gibt es am nächsten Rastplatz, und dann blieb die Feldküche im Dreck stecken, kam nicht mehr nach und wir haben den ganzen Tag über keinen Bissen mehr. Jetzt steht sie da, aber wir haben es furchtbar eilig. Und da höre ich gerade, daß wir zum Angriff angesetzt werden sollen. „Das wird lustig!“ denke ich mir, in den letzten drei Tagen zusammengenommen nur 4 Stunden geschlafen, heute den ganzen Tag nichts gegessen, und jetzt ist es bereits 6h abends, in 2-3 Std. haben wir vollkommene Nacht! Die können wir uns wieder einmal um die Ohren schlagen. Von Verpflegung ist dann natürlich auch nicht die Rede und überhaupt bin ich in einer Stimmung, daß ich vor lauter schlecht aufgelegt sein hinausschreien könnte. Aber es hilft nichts, die anderen beiden Züge der Komp. griffen bereits um 5h an, wir selbst lagen ein paar Kilometer weiter draußen als Sicherung und kommen erst jetzt heran. Schleunigst machen wir uns fertig, der eine und andere hat ein Stück Brot oder sonst etwas zum Kauen und verteilt es, dann rücken wir in Reihe ab, entlang einer breiten Straße, die nach Winnica hineinführt.

Trotz dem ekelhaft schweren MG-Kasten, der mich gleich zu Anfang schon gemein drückt, bringt mich das altgewohnte Marschieren wieder zur Vernunft und einigermaßen Beruhigt denke ich mir, daß es jetzt Schluß werden müßte mit dem Angriff, es dämmert ja schon. Auf der Straße fahren hin und wieder Fahrzeuge der Panzerjäger und Sturmgeschütze vorbei, sonst marschiert unser Zug mutterseelen allein. Ich weiß nicht, ich kann mir nicht vorstellen, wie dieser Angriff aussieht, es kann doch nicht nur unsere Kompanie die Stadt angreifen, diese Stadt, die nach meinem Taschenatlas 93.000 Einw. hat, da verlieren wir uns ja drin! Aber damit ist mir wieder alles gleichgültig und setze nur mechanisch einen Fuß vor den anderen. Ich schaue auf, ein großer Gebäudekomplex am Stadtrand flammt auf in richtiger Stichflamme, über der ganzen Stadt liegt eine Rauchwolke, im Dunklerwerden sieht man mehr und mehr Brandherde. Aber so etwas ist man seit langem gewöhnt. In den ersten paar Häusern, oder vielmehr Hütten wollte ich sagen, vor uns ist eine wüste Knallerei, auch links und rechts von uns flackert Inft.-Feuer leiser und stärker.

Zwischen diesen ersten Hütten sehen wir jetzt im Dämmern Leute unserer beiden anderen Züge laufen. Soviel ich erkennen kann muß es ziemlich hart hergehen, ununterbrochen wird hin- und hergeschossen und vom Feind ist wie immer nichts zu sehen außer diese Burschen werden da und dort zu einem Handgemenge gestellt. Das wird eine verteufelte Angelegenheit zwischen diesem Winkelwerk von Häsuern, denke ich mir. Von Deckung zu Deckung springen wir eiter vor, denn es peitschen öfters Garben zu uns her. Aus Verstecken treiben wir ein paar Russen heraus und plötzlich stehen wir einem ganzen Zug dieser schmutzigbraunen, unfreundlichen Gestalten gegenüber, die aber so überrascht sind, daß wir sie ohne Weiteres gefangennehmen können. Wir stolpern über Zäune und Hecken der Vorgärten. Sanitäter von uns bemühen sich da und dort um verwundete Kameraden, von dem und jenem heißt es, er sei gefallen. Uns wird es allmählich unheimlich, denn immer mehr Verwundete sehen wir liegen. Ist ja gar nicht anders möglich bei diesem ekelhaften Gelände. Da reißt es mich zusammen; Gustl, mein vielleicht bester Freund in der Kompanie liegt einige Meter entfernt an einem Wiesenrain, bleich und ohne sich zu rühren. Mit lauter, dunkler Stimme die meine Erregung verbergen soll, rufe ich einen Sanitäter. Er muß mich an der Stimme erkannt haben, denn er dreht seinen Kopf zu mir, ganz langsam und müde und sieht mich an. Da bringe ich es nicht fertig zu ihm hinzugehen um ihn nochmals zu sprechen, obwohl ein kleiner Halt es mir ohne Weiteres ermöglicht hätte; irgendeine beklemmende Angst hält mich zurück. Im Weitergehen schaue ich kurz zurück und da sehe ich, wie der Sanitäter ihn nur mit einer Zeltbahn zudeckt, also: Verbinden hat keinen Zweck mehr, dem kann nicht mehr geholfen werden. Da durchzuckt es mich, ja Herrgottdonnerwetter, so schlecht kann er doch nicht beisammen sein, er ist doch jung und stark, er kann noch so krank sein, seine eiserne Natur...

An dieser Stelle brechen die ersten bekannten Tagebuchaufzeichnungen aus Russland abrupt ab. Im Vergleich zu den Inhalten seiner Feldpostbriefe fällt deutlich auf, daß bestimmte, schreckliche Erlebnisse von Gottfried als nicht als geeignet empfunden wurden, nach Hause berichtet zu werden. Zweitens verlangten die Vorschriften, daß Berichte, welche die Ange-hörigen in der Heimat verunsichern, oder ängstigen konnten zu unterbleiben haben.

Am 22.7.41.

Lieber Vater!

Für Deinen herrlichen Brief vom 30.6. vielen herzlichen Dank! Er hat mir sehr viel gegeben und wenn ich auch kaum Zeit habe, ich muß ihn sofort beantworten. Nun bin ich allerdings nicht in der Lage entsprechend darauf zu schreiben, denn, wie ich vorausgesehen, haben wir gerade in den letzten Tagen ziemlich etwas mitmachen müssen und das strengt auch geistig so sehr an, daß man immer wieder einige Zeit braucht um sich zu erholen (ich glaube, Du wirst auch an der Schrift Zerfahrenheit merken!). Ich kann nur Eines sagen was Kamerad Wittig schon einmal vorgesagt hat: Du bist geistig ungeheuer lebendig, beweglich und rüstig. Und scheinbar bahnt sich jetzt ein Erfolg Deiner langen, intensiven Arbeit an, muß kommen! - Vom Sowjetparadies habe ich ja schon Einiges berichtet. Die Annahme, daß hier noch etwas zu haben wäre ist vollkommen irrig. Die Bevölkerung nämlich als arm zu bezeichnen ist nicht möglich; sie steht auf einem Stand wie bei uns in grauer Vorzeit. Wie Du schreibst hat Helmut jetzt endlich auch seinen Einsatz; es ist ihm nur zu gönnen. Hoffentlich hat er immer viel Erfolg. Für diesmal nun besonders liebe Grüße an Euch alle daheim Gottfried.

Am 29.7.41.

Meine Lieben!

Bevor ich irgend etwas anderes berichte erst einmal die dringende Bitte jedesmal bei Euren Briefen Briefpapier mitzuschicken; in der Weise wie voriges Jahr. Ich stehe nämlich jetzt bald ohne einen Bogen da. – Dir Vater, für Deinen letzten Brief vom 15.7. recht herzlichen Dank! Du bist in Deinen Gedankengängen ein wesentliches Stück weitergekommen, diese organische „Lebens“-Weltanschauung wird immer selbstverständlicher, je weiter man vordringt. Es handelt sich jetzt bei Dir nur noch darum, an richtigen Stellen damit an die Öffentlichkeit zu treten. Das ist entscheidend jetzt. Wie mir scheint, gelingt es Dir auch. Ich würde mich ja auch einmal zu gerne mit Dir aussprechen, aber da werden wir noch lange warten müssen. An unserer Front sind die Russen zwar schon zermürbt, aber noch lange nicht in Auflösung. Sie ziehen sich ziemlich geordnet zurück. Vater wundert sich, daß wir von der Bevölkerung zu essen bekommen (auch weiterhin, eher im verstärkten Maß); aber Zerstörungen sieht man kaum einmal. Die Ukraine ist ein Garten Eden, wenn die Bergung der Ernte gelingt (jetzt wird es allmählich hier soweit), kann die Ernährung keine Schwierigkeiten machen. Es gibt hier keine Bauern, sondern nur ganz arme Häusler, die auf dem Kollektivgut in Arbeit gehen müssen und dort so gut wie keinen Lohn bekommen. Da grenzt z.B. eine Hütte an ein mehrere qkm großes Getreidefeld, der Häusler hat aber seit Jahren kein Stroh mehr seine Hütte richtig abzudecken. Einen ziemlich abgestumpften Eindruck macht ja die Bevölkerung. - Nun – wir wollen hoffen, daß wir zu einem baldigen Ende kommen, vielleicht bis in 4 Wochen! Auf alle Fälle Euch daheim schönes Wetter zur Urlaubszeit und recht, recht viele Grüße Euer Gottfried. Mir fällt noch ein: Ist eigentlich der Schlafsack aus Sonthofen jemals eingetroffen? G.

Sonthofen 28.8.41.

Meine Lieben!

Heute, am zweiten Tag in Sonthofen, kann ich bereits einiges von hier berichten. Also gleich das Wichtigste: Zu Essen gibt es genug, man ißt im Uffz. Kasino; es wird soviel aufgetragen als man essen will, und außerdem ist es nicht schlecht gekocht. Demnach keine Angst in dieser Hinsicht! – Mit dem süßen Nichtstun war es bereits heute vorbei, es steigt ein Vorbereitungskurs für uns, der uns den Tag über beschäftigt. Gestern Abend war ich bei Wittig, habe aber Rudolf nicht getroffen, er wird erst Mitte Sept. zurückkommen. Ute ist mit ihrem Keuchhusten immer noch schlecht dran (sie hatte doppelseitige Lungenentzündung dazu), aber schon über dem Berg; Frau W. und der Kleine sind dafür sehr gesund. Ein Weiteres: Durch Vermittlung des sudetendeutschen Kameraden hoffe ich einen Trainingsanzug zu bekommen. Schickt daher bitte Vaters Kleiderk. an: Frl. Herta Eideler, in Fa. Colonial-Transport-Ges., Aussig a/ Elbe, Sudetengau (nat. eingeschrieben und bitte sofort). Für heute liebe Grüße an alle die gerade daheim sind! Euer Gottfried.

Am 2.9.41.

Liebe Mutter!

Eigentlich gibt es nicht viel zu berichten von hier, denn wenn einmal der Dienst in der Kaserne angelaufen ist geht es ziemlich einförmig weiter, und ich würde auch nicht schreiben, wenn ich nicht noch Verschiedenes bräuchte: a) weitere 2 kurze (alte) Unterhosen, sonst muß ich jetzt im Sommer die langen Militärunterhosen anziehen, und es ist die Tuchhose schon warm genug; b) Mil.=Socken + ein weiteres Paar (alte) Socken; c) Lackkoppel von Helmut (Anderl kennt es bestimmt). Schickt mir die Sachen bitte bald an Rudolfs Adresse! Sa.-So. wollte ich mit 2 Kameraden auf den Krothenkopf gehen, sind bis zur Kemptner Hütte am Sa. aufgestiegen und wie wir am anderen Morgen hinausschauen, ist alles wieß. Dann sind wir gleich wieder abgestiegen, unten hat’s gegossen und kalt ist es auch ziemlich. Aber jetzt sind die Berge wunderbar, oben wieß überzuckert; ich müsste Zeit zum Tourenmachen haben. Der Vorbereitungskurs lässt uns aber leider nicht einmal einen freien Nachmittag. – Etwa die Hälfte meiner 6 Tg.-Karte schicke ich Dir, denn die Verpflegung ist wirklich ausreichend und nur bei solchen Gelegenheiten wie etwa der letzten Sonntagstour brauche ich die Marken. Nun viele liebe Grüße an Dich und ebenso alle anderen daheim! Dein Sohn Gottfried.

Abs.: Oberjäger G. Ettmayr

Sonthofen / Allgäu

Genesenden-Komp.

Sonthofen, 9.9.41.

Meine Lieben!

Am Samstag wird hier unsere Zeit beendet sein und die Reise nach Berlin losgehen. Nun besteht die Möglichkeit, auf die ich stark hoffe, daß wir nicht in einem Sammeltransport fahren, sondern einzeln und da kann ich dann noch kurz daheim sein. Ich möchte da aber auch die Inge besuchen. Die hat mir nun geschrieben, daß sie erst vom 14. od. 15. nach Neus fährt und ich weiß keine Adresse von ihr um sie bis 13. od. 14. mittags ins Lager zu beordern. Wißt Ihr die Adresse ein Augenblick um ihr das mitteilen zu können? Auf alle Fälle viele Grüße an das ganze Haus und vielleicht klappt ein Zusammentreffen nochmal. Heil Hitler! Euer Gottfried.

So. 10.9.41.

Meine Lieben!

Nun weiß ich es bestimmt, daß ich nochmal heimfahren kann, und zwar komme ich Samstag 13., nachm.; den Zug weiß ich noch nicht bestimmt. Allerdings werde ich nicht lange bleiben, sondern nur einige Kleinigkeiten mitnehmen bzw. zurücklassen und dann versuchen die Inge im Lager zu treffen. Also auf Wiedersehen am Sa.! Heil Hitler! Euer Gottfried.

Döberitz, 18.9.41.

Meine Lieben!

Döberitz, 27.9.41.

Meine Lieben!

Erst heute, Samstag komme ich wieder dazu Euch zu schreiben, es ist nämlich während der Woche eine ziemliche Hetze. Der Dienst geht abends bis 19h, zweimal in der Woche bis 20:30, mittags ist kaum richtig Zeit zum Umziehen. Und dann muß