Zwölf tödliche Gaben - Stuart MacBride - E-Book

Zwölf tödliche Gaben E-Book

Stuart MacBride

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  • Herausgeber: Goldmann
  • Kategorie: Krimi
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2014
Beschreibung

Eiskalte Verbrechen, trockener Humor und Schottlands finsterste Gauner: Der Meister mörderischer Spannung beweist in zwölf Geschichten, dass das Verbrechen auch in den Wochen vor dem Fest der Liebe keine Pause macht. Ganz im Gegenteil ... Kleinganoven, eiskalte Killer und ahnungslose Opfer treffen im schottischen Oldcastle aufeinander, und die Polizei hat schon bald alle Hände voll zu tun.

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Seitenzahl: 166

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Inhalt

Bloody, brilliant, MacBride – der Meister mörderischer Spannung beweist in zwölf Geschichten, dass das Verbrechen auch in den Wochen vor dem Fest der Liebe keine Pause macht. Ganz im Gegenteil … Kleinganoven, eiskalte Killer und ahnungslose Opfer treffen im schottischen Oldcastle aufeinander, und die Polizei hat schon bald alle Hände voll zu tun.

Autor

Stuart MacBride hatte bereits in einigen Berufen gearbeitet, bevor er sich dem Schreiben zuwandte. »Die dunklen Wasser von Aberdeen«, sein erster Roman mit dem Ermittler Logan McRae, sorgte in Großbritannien sofort für Furore und wurde als bestes Krimidebüt des Jahres mit dem Barry Award ausgezeichnet. Seither ist die Serie mit Schauplatz Aberdeen aus den internationalen Bestsellerlisten nicht mehr wegzudenken. Mit dem Roman »Das dreizehnte Opfer« begann Stuart MacBride eine zweite Thrillerserie, in deren Mittelpunkt der Ermittler DC Ash Henderson steht. Stuart MacBride lebt mit seiner Frau im Nordosten Schottlands.

Weitere Informationen zu Stuart MacBrides Büchern finden Sie unter www.stuartmacbride.com/en

STUART MacBRIDE

Zwölf tödliche Gaben

Zwölf kurze Weihnachtskrimis

Aus dem Englischen von Andreas Jäger

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.Der Verlag weist ausdrücklich darauf hin, dass im Text enthaltene externe Links vom Verlag nur bis zum Zeitpunkt der Buchveröffentlichung eingesehen werden konnten. Auf spätere Veränderungen hat der Verlag keinerlei Einfluss. Eine Haftung des Verlags ist daher ausgeschlossen.Die Originalausgabe erschien 2011 unter dem Titel»Twelve Days of Winter: Crime at Christmas«als ePub bei HarperCollins,HarperCollinsPublishers, London

Deutsche Erstveröffentlichung November 2013

Copyright © der Originalausgabe 2011 by Stuart MacBride

Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2013

by Wilhelm Goldmann Verlag, München,

in der Verlagsgruppe Random House GmbH

Umschlaggestaltung: UNO Werbeagentur, München

Umschlagmotiv: FinePic®, München

Redaktion: Eva Wagner

AB · Herstellung: Str.

ISBN: 978-3-641-13557-7V002

www.goldmann-verlag.de

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Inhalt

The Twelve Days of Christmas

I. Ein Rebhuhn in einem Birnbaum

II. Zwei Turteltauben

III. Drei französische Hühner

IV. Vier singende Vögel

V. Fünf goldene Ringe

VI. Sechs Eier legende Gänse

VII. Sieben schwimmende Schwäne

VIII. Acht melkende Mädchen

IX. Neun tanzende Damen

X. Zehn springende Herren

XI. Elf spielende Dudelsackpfeifer

XII. Zwölf trommelnde Trommler

Stuart MacBride im Goldmann Verlag

Für Al, Donna und Ed

The Twelve Days of Christmas:

On the first day of ChristmasMy true love gave to meA partridge in a pear tree

On the second day of ChristmasMy true love gave to meTwo turtle doves

On the third day of ChristmasMy true love gave to meThree french hens

On the fourth day of ChristmasMy true love gave to meFour calling birds

On the fifth day of ChristmasMy true love gave to meFive golden rings

On the sixth day of ChristmasMy true love gave to meSix geese a-laying

On the seventh day of ChristmasMy true love gave to meSeven swans a-swimming

On the eighth day of ChristmasMy true love gave to meEight maids a-milking

On the ninth day of ChristmasMy true love gave to meNine ladies dancing

On the tenth day of ChristmasMy true love gave to meTen lords a-leaping

On the eleventh day of ChristmasMy true love gave to meEleven pipers piping

On the twelfth day of ChristmasMy true love gave to meTwelve drummers drumming

I. Ein Rebhuhn in einem Birnbaum

Billy Partridge war nicht gerade der geborene Fassadenkletterer, aber Dillon hatte ihm kaum eine Wahl gelassen. Entweder würde er den Bruch machen oder bis Donnerstag die dreizehntausend auftreiben … oder sie würden ihm beide Beine brechen. Und die Alternative mit den Beinen verlor viel von ihrem Reiz, wenn man bedachte, dass sie seine Schulden bei Dillon ja nicht tilgte, sondern nur einen Zinsaufschub bedeutete. Zum 15. Januar wären nach wie vor dreizehntausend Pfund fällig.

Ächzend zog Billy sich noch ein Stück weiter den Baum hinauf. Seine XXL-Designerjeans war schon mit Moos und Erde verschmiert. Hätte er sich bloß nicht darauf verlassen, dass Twitch die verdammte Trittleiter mitbringen würde.

Twitch brauchte natürlich keine Trittleiter. Er war über die Grundstücksmauer geklettert wie ein Affe, und deshalb stellte die alte Eiche, die dicht vor dem Herrenhaus wuchs, auch kein großes Problem für ihn dar. Auch wenn sie über und über mit Hochleistungs-Weihnachtsbeleuchtung behangen war. Aber Twitch sah ja auch aus wie ein Haufen alter Kleiderbügel mit Haut drüber, denen man eine Röhrenjeans, ein Kapuzenshirt in Tarnfarben und eine Baseballkappe angezogen hatte. Kein Gramm überflüssiges Fett am ganzen Körper. Billy dagegen musste einen zweieinhalb Zentner schweren, asthmatischen Sportmuffel-Körper von Ast zu Ast hieven und keuchte jetzt schon, als ob seine Lunge jeden Moment explodieren müsste.

Endlich schaffte er es, zu Twitch auf den Ast zu klettern, der fast bis an eines der dunklen Fenster heranreichte. Billy klammerte sich an den Stamm, legte keuchend und schnaufend den Kopf an die Borke. »Ah … Ah, Mann … Scheiße …«

»Dachte schon, du nippelst mir hier ab«, meinte Twitch und versuchte zu zwinkern, was mit zwei blauen Panda-Augen und einer frisch gebrochenen Nase nicht gerade einfach war – Dillons freundliche »Ermahnung«, diesen Job doch möglichst nicht zu vermasseln.

»Ja, toll, hätt’st mir ja auch mal helfen können!«

Twitch lächelte. Seine Zähne schimmerten bräunlich im Schatten seiner Baseballkappe und der Kapuze. »Ich dachte, ein bisschen Sport würd’ dir guttun.«

Billy brauchte keinen Sport, Billy brauchte einen Joint und eine Packung Jaffa-Cakes. Aber erst mal mussten sie da rein, sich das Bild schnappen und wieder verschwinden, ehe irgendwer die Polizei rufen konnte. Oder die Hunde loslassen – das passte eher zu dem Viertel hier.

Von hier oben im Baum konnte Billy die ganze Fletcher Road überblicken: protzige viktorianische Villen aus Sandstein, riesige Gärten, mit diskret schimmernden weißen Lichtern geschmückt. So etwas Ordinäres wie aufblasbare Weihnachtsmänner oder blinkende Schneemänner suchte man hier vergebens. Nein, hier wohnte das alte Geld von Oldcastle. Mit herrlichem Blick auf den Kings River und die Bellows-Insel. Castle Hill war nichts für Typen wie Fat Billy Partridge und Andy McKay, genannt »Twitch«.

»Also, was ist?«, sagte Billy. »Zieh’n wir das jetzt durch oder nicht?«

»Aye, aye, immer mit der Ruhe.« Twitch zog ein Messer mit langer Klinge aus der Tasche, reckte den Oberkörper, um die Lücke zwischen Baum und Haus zu überbrücken, und pfriemelte die Spitze in den Spalt zwischen dem oberen und dem unteren Teil des Schiebefensters, ganz vorsichtig, um das Geräusch des splitternden Holzes auf ein Minimum zu reduzieren. Typisch für diese reichen Säcke: für Isolierglasfenster waren sie dann doch zu knausrig. Billy und seine Mutter hausten in einer kleinen Doppelhaushälfte in einer Sozialsiedlung am Nordbahnhof, aber wenigstens hatten sie Isolierverglasung.

Twitch wackelte mit der Klinge hin und her, bis drinnen etwas klick machte. »Bingo.« Er grinste wieder. »Okay, bist du bereit?«

»Ich bin immer bereit.«

»Du meinst wohl ›immer breit‹«

Billy starrte finster zu ihm hinauf. »Halt die Klappe.«

»Halt du doch die Klappe.«

»Oh Mann, echt …« Er packte den unteren Teil des Fensters und wuchtete ihn hoch, und das Kreischen von altem Holz auf Holz übertönte das Knirschen seiner Zähne.

Twitch applaudierte verhalten. »O mein Held, du bist ja so groß und stark!«

Billy dämpfte seine Stimme, versuchte zu knurren wie Clint Eastwood, was ihm aber gründlich misslang. »Willst du, dass wir erwischt werden? Willst du das? Willst du wieder in den Knast wandern? Nein?« Er gab dem sarkastischen Stinkstiefel einen kleinen Schubs. »Dann halt die Klappe und beweg deinen Arsch da rein.«

Twitch spitzte die Lippen. »Jetzt führ dich mal nicht so auf. Dillon hat gesagt, dass sie beide stocktaub sind …« Er schlüpfte hinein wie ein Schatten.

Billy atmete tief durch, sprach ein Stoßgebet und stieg dann über den gähnenden Abgrund hinweg ins Haus. Sah nicht nach unten. Stürzte nicht in den Tod. Machte sich nicht in die Hose.

Das Haus Fletcher Road Nummer sieben sah von außen durchaus wohlhabend und gepflegt aus, doch das muffig riechende Zimmer, in das er jetzt einstieg, war vollgestopft mit alten Kartons und Teekisten, deren Konturen sich im schwachen Schein der Weihnachtsbeleuchtung draußen im Garten abzeichneten, und –

EINEM MONSTER!

Billy hielt sich am Fensterbrett fest, sein Herz schien schier aus der Brust springen zu wollen. Sie würden sterben …

Nein – doch kein Monster; nur ein ausgewachsener ausgestopfter Schwarzbär, der mit bedenklicher Schlagseite an der Wand lehnte, neben einer Standuhr und einer Ritterrüstung. War das hier eine Geisterbahn oder was?

»Guck dir mal die an!« Twitch griff in eine Kiste und hielt zwei zueinanderpassende afrikanische Masken hoch, wie aus einer dieser Dokumentarsendungen im Fernsehen. »Die müssen doch ein paar Kröten wert sein.«

Billy riss sie seinem Kumpel aus der Hand, um sie wieder in die Kiste zu stopfen, aus der sie gekommen waren. »Red doch keinen Quark – alles hier drin ist wertloser Krempel. Wenn’s anders wäre, würden sie’s nicht in diesem Dreckloch aufbewahren.«

Er öffnete die Tür einen Spalt breit und spähte in den Flur hinaus. Dunkel und leer, verblasste Rechtecke an der Tapete, wo einmal Gemälde gehangen hatten. Keine Teppiche, keine Möbel. Aus den unteren Stockwerken fiel ein Lichtschein durchs Treppenhaus, und die Spitze eines riesigen Weihnachtsbaums reichte fast über die Balustrade hinaus. Geschmückt mit schimmernden weißen Lichtern – wie die Bäume im Garten – und behängt mit weinroten und goldenen Kugeln, Bändern und Girlanden. Ein bisschen protziger als das eins zwanzig hohe künstliche Teil mit dem rosa und blauen Lametta, das in Billys Wohnzimmer stand.

Irgendwo unter ihnen dröhnte Britain’s Next Big Star aus einem Fernseher, während Billy und Twitch von Zimmer zu Zimmer schlichen.

Alles war leer und kahl und beinahe schäbig … bis auf das Zimmer direkt an der Treppe. Es war als Arbeitszimmer eingerichtet, die Wände mit Bücherregalen gesäumt, und gegenüber dem Fenster ein Schreibtisch mit einem teuer aussehenden Laptop und einem Farbdrucker. Twitch rieb sich die dürren Hände. »Zahltag!« Er griff sich den Laptop, raffte alle Kabel zusammen und wickelte sie um das Gerät, dann stopfte er es in ein Lederetui, das er neben dem Schreibtisch fand. »Der bringt garantiert ein paar hundert, drüben im Monk and Casket!« Er holte zu einem High-Five aus, doch Billy verfehlte seine Hand. Twitch schüttelte den Kopf und hängte sich die Tasche über die Schulter. »Wer zuletzt unten ist, ist eine fette Schwuchtel!«

Sie schlichen die Treppe zur mittleren Etage hinunter. Dieser Teil des Hauses sah schon etwas bewohnter aus: Teppiche, Sideboards, hier und da ein Tisch, gerahmte Fotos. Sechs Türen gingen vom Flur ab, und sie klapperten alle Zimmer systematisch ab, so geräuschlos wie möglich, auch wenn es sehr unwahrscheinlich war, dass irgendjemand bei dem lärmenden Fernseher dort unten irgendetwas hörte. Vier staubige Gästezimmer mit verblassten Tapeten, ein riesiges, kaltes Bad.

Billy öffnete behutsam die letzte Tür und spähte hinein. Offenbar das Elternschlafzimmer. Asthmatisches Schnarchen kam von einer großen Bettcouch, auf der eine weißhaarige Frau flach auf dem Rücken lag, eine Schlafmaske auf den Augen, gebettet in ein Nest aus Rüschenkissen.

Billy ließ den Blick über die Wände schweifen. Von dem Gemälde war nichts zu sehen.

Gut, dann weiter zum nächsten – »Hey!«

Twitch schob sich an ihm vorbei ins Zimmer. Billy schnappte nach seinem Ärmel, doch der kleine Mistkerl war schneller.

Billy verharrte auf der Schwelle, trat von einem Fuß auf den anderen und zischte: »Was soll das, ey? Komm sofort zurück!«

Aber Twitch hörte nicht auf ihn; er wühlte in den Schubladen der alten Dame, zog Schlüpfer und Stützstrümpfe heraus und ließ sie auf den dunklen Perserteppich fallen. »Sei still und behalt den Flur im Auge!«

»Die werden uns erwischen!«

»Du bist so ein fetter …« Twitch hielt inne und zog eine Holzkiste aus der unteren Schublade. Er klappte sie auf, und sein Grinsen wurde noch breiter. »Prächtig!« Er huschte zur Tür zurück und zeigte Billy den Inhalt.

»Ja leck mich …« Gold und Silber und Diamanten: Halsketten, Ringe und Ohrringe und ein paar Armbanduhren.

»Siehst du: Hör nur immer schön auf Onkel Twitch, dann geht’s dir gut.« Er schloss die Tür und leckte sich die Lippen, während er auf dem Flur den Schmuck noch einmal genauer begutachtete. »Das hier wird uns Dillon ’ne Weile vom Leib halten! Wie wär’s, wenn wir beide gleich von hier verschwinden, solange es so gut läuft?«

Billy blinzelte nervös. Sein Blick ging von dem funkelnden Geschmeide zu Twitchs zwei blauen Augen und seiner schiefen Nase. Dillons Anweisungen waren absolut unmissverständlich. »Er hat gesagt, wir müssen ihm das Bild bringen. Wenn nicht, bricht er uns die Beine!«

»Aber …«

»Willst du, dass er dir noch mal eine Abreibung verpasst?«

Twitch seufzte, dann klappte er den Deckel der Schatulle wieder zu. »Eher nicht …«

Billy straffte seine breiten Schultern. »Packen wir’s …«

Auf Zehenspitzen schlichen sie die Stufen zum Erdgeschoss hinunter.

Die Eingangshalle wurde von diesem gewaltigen Weihnachtsbaum beherrscht, unter dem Berge von Geschenken lagen, eingewickelt in buntes Papier mit glänzenden Bändern und Schleifen. Man kam sich vor wie in einem Harry-Potter-Film. Billy konnte froh sein, wenn er dieses Jahr von seiner Mum eine Schachtel Pralinen und ein paar Socken bekam. Und diese Typen kriegten Berge von Geschenken. War das vielleicht fair? Geschah dem reichen Sack nur recht, dass ihm sein ach so kostbares Gemälde geklaut wurde.

ENDE DER LESEPROBE