BLUTVOLK, Band 49: ÜBER DEN TOD HINAUS - Adrian Doyle - E-Book

BLUTVOLK, Band 49: ÜBER DEN TOD HINAUS E-Book

Adrian Doyle

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Beschreibung

Seven van Kees war kein Kind von Traurigkeit. Und sie machte keinen Unterschied, ob sie mit einem Mann oder einer Frau ins Bett stieg. Die »wahre Liebe« war jedoch nicht dabei. Bis sie Ryder Maguire traf. Seine Gegenwart verzauberte sie auf nie gekannte Weise. Dass tatsächlich Magie im Spiel war – schwarze Magie! –, ahnte Seven nicht. Denn Maguire war tot, seit bereits anderthalb Jahren. Sein blendendes Aussehen war eine Maske, unter der das Grauen lauerte. Und sein Interesse an ihr diente nur einem Zweck. Als Seven die Wahrheit erkannte, war es zu spät. Etwas wuchs in ihr heran, und es würde sich nicht aufhalten lassen. Sie hatte längst die Kontrolle über ihren Körper verloren... BLUTVOLK – die Vampir-Horror-Serie von Adrian Doyle und Timothy Stahl: jetzt exklusiv als E-Books im Apex-Verlag.

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ADRIAN DOYLE

&

TIMOTHY STAHL

 

 

BLUTVOLK, Band 49:

Über den Tod hinaus

 

 

 

Roman

 

 

 

Apex-Verlag

Inhaltsverzeichnis

Das Buch 

Die Autoren 

 

Was bisher geschah... 

ÜBER DEN TOD HINAUS 

Vorschau auf BLUTVOLK, Band 50: DIE DRITTE WEISSAGUNG 

von ADRIAN DOYLE und TIMOTHY STAHL 

Glossar 

 

Das Buch

 

Seven van Kees war kein Kind von Traurigkeit. Und sie machte keinen Unterschied, ob sie mit einem Mann oder einer Frau ins Bett stieg. Die »wahre Liebe« war jedoch nicht dabei.

Bis sie Ryder Maguire traf. Seine Gegenwart verzauberte sie auf nie gekannte Weise.

Dass tatsächlich Magie im Spiel war – schwarze Magie! –, ahnte Seven nicht. Denn Maguire war tot, seit bereits anderthalb Jahren. Sein blendendes Aussehen war eine Maske, unter der das Grauen lauerte. Und sein Interesse an ihr diente nur einem Zweck.

Als Seven die Wahrheit erkannte, war es zu spät. Etwas wuchs in ihr heran, und es würde sich nicht aufhalten lassen. Sie hatte längst die Kontrolle über ihren Körper verloren... 

 

BLUTVOLK – die Vampir-Horror-Serie von Adrian Doyle und Timothy Stahl: jetzt exklusiv als E-Books im Apex-Verlag.

Die Autoren

 

 

Manfred Weinland, Jahrgang 1960.

Adrian Doyle ist das Pseudonym des deutschen Schriftstellers, Übersetzers und Lektors Manfred Weinland.

Weinland veröffentlichte seit 1977 rund 300 Titel in den Genres Horror, Science Fiction, Fantasy, Krimi und anderen. Seine diesbezügliche Laufbahn begann er bereits im Alter von 14 Jahren mit Veröffentlichungen in diversen Fanzines. Seine erste semi-professionelle Veröffentlichung war eine SF-Story in der von Perry-Rhodan-Autor William Voltz herausgegebenen Anthologie Das zweite Ich.

Über die Roman-Agentur Grasmück fing er Ende der 1970er Jahre an, bei verschiedenen Heftroman-Reihen und -Serien der Verlage Zauberkreis, Bastei und Pabel-Moewig mitzuwirken. Neben Romanen für Perry-Rhodan-Taschenbuch und Jerry Cotton schrieb er u. a. für Gespenster-Krimi, Damona King, Vampir-Horror-Roman, Dämonen-Land, Dino-Land, Mitternachts-Roman, Irrlicht, Professor Zamorra, Maddrax, Mission Mars und 2012.

Für den Bastei-Verlag hat er außerdem zwei umfangreiche Serien entwickelt, diese als Exposé-Autor betreut und über weite Strecken auch allein verfasst: Bad Earth und Vampira.

Weinland arbeitet außerdem als Übersetzer und Lektor, u. a. für diverse deutschsprachige Romane zu Star Wars sowie für Roman-Adaptionen von Computerspielen.

Aktuell schreibt er – neben Maddrax – auch an der bei Bastei-Lübbe erscheinenden Serie Professor Zamorra mit.

 

 

 

Timothy Stahl, Jahrgang 1964.

Timothy Stahl ist ein deutschsprachiger Schriftsteller und Übersetzer. Geboren in den USA, wuchs er in Deutschland auf, wo er hauptberuflich als Redakteur für Tageszeitungen sowie als Chefredakteur eines Wochenmagazins und einer Szene-Zeitschrift für junge Leser tätig war.

In den 1980ern erfolgten seine ersten Veröffentlichungen im semi-professionellen Bereich, thematisch alle im fantastischen Genre angesiedelt, das es ihm bis heute sehr angetan hat. 1990 erschien seine erste professionelle – sprich: bezahlte - Arbeit in der Reihe Gaslicht. Es folgten in den weiteren Jahren viele Romane für Heftserien und -reihen, darunter Jerry Cotton, Trucker-King, Mitternachts-Roman, Perry Rhodan, Maddrax, Horror-Factory, Jack Slade, Cotton Reloaded, Professor Zamorra, John Sinclair u. a.

Besonders gern blickt er zurück auf die Mitarbeit an der legendären Serie Vampira, die später im Hardcover-Format unter dem Titel Das Volk der Nacht fortgesetzt wurde, und seine eigene sechsbändige Mystery-Serie Wölfe, mit der er 2003 zu den Gewinnern im crossmedialen Autorenwettbewerb des Bastei-Verlags gehörte.

In die Vereinigten Staaten kehrte er 1999 zurück, seitdem ist das Schreiben von Spannungsromanen sein Hauptberuf; außerdem ist er in vielen Bereichen ein gefragter Übersetzer. Mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen lebt er in Las Vegas, Nevada. 

  Was bisher geschah...

 

 

Wie aus dem Nichts materialisiert sich am 28. September des Jahres 2000 an der Paddington Street in Sydney, Australien, ein mysteriöses Haus. Der Polizeipathologe Darren Secada dringt in das Gebäude ein und findet darin die Halbvampirin Lilith Eden. Sie schlief dort nach ihrem großen Kampf gegen die Mächte der Finsternis zwei Jahre lang.

Nun hypnotisiert sie Secada, damit er ihr hilft, unterzutauchen, denn natürlich hat das Phänomen schon Polizei und Presse angelockt. Secada bringt sie in seine Wohnung, verfolgt von einem Polizisten und Seven van Kees, Reporterin beim Sydney Morning Herald. Letztere wird Zeuge, wie zwei unheimliche Gestalten in die Wohnung eindringen, den Polizisten niederschlagen – und von der Frau aus dem Haus, die sich plötzlich in eine Fledermaus verwandelt, zur Strecke gebracht werden.

Es sind Vampire! Doch dies ist unmöglich – denn Lilith weiß, dass Gott selbst die Alte Rasse vom Antlitz der Erde getilgt hat! Darren stellt fest, dass diese Wesen seit Jahren tot sind; sie verschwanden damals aus ihren Gräbern. Und nun zerfallen sie nicht zu Staub, sondern setzen den aufgehaltenen Verwesungsprozess fort. Was ist geschehen in den zwei Jahren, die Lilith schlief?

Doch bevor sie sich um diese Frage kümmert, braucht sie ein Zuhause – das Haus in der Paddington Street. In dessen Kellergewölben hat sich eine monströse Bedrohung eingenistet: durch Magie mutierte Ratten, die viele der Polizisten töten.

Lilith stellt sich der Gefahr. Es gelingt ihr nicht nur, die Ratten zu vernichten, sie gewinnt auch das (vorsichtige) Vertrauen des Einsatzleiters, Chefinspektor Chad Holloway. Durch ihn kommt sie an den Polizeichef von Sydney heran und »überzeugt« ihn hypnotisch, die Truppen abzuziehen.

Bevor sie jedoch einziehen kann, muss sie es möblieren – kraft ihrer Gedanken formt das Haus die Einrichtung aus dem Nichts. Dinge, die jedoch für Darren seltsam steril und unecht wirken...

Lilith bleibt keine Zeit, Atem zu holen. Sie entdeckt über dem Sydneyer Zoo einen magischen Wirbel, und als sie das Phänomen untersuchen will, wird sie von Chimären – aus Körperteilen zusammengesetzten Tieren – angegriffen. Zwar bleibt sie Sieger in diesem Kampf, doch wer die Untat begangen hat, bleibt ungewiss. Sie findet nur noch einen Jungen vor, der den Verstand verloren hat, sowie einige von den Chimären getötete Drahtzieher.

So erfährt sie auch nicht, dass diese den ausführenden Chirurgen mit einem kleinen Streifen Pergament, den er nur zu berühren brauchte, um ihnen zu Diensten zu sein, »zwangsverpflichtet« haben. Und dass sie einem höheren Ziel folgen, das sie mit der »Erfüllung der Zeichen« umschreiben...

ÜBER DEN TOD HINAUS

 

 

 

 

 

»Na, was ist Ihr Problem, Sir?« Keb Moran schlug einen jovialen Ton an, während er das Glas auf der Theke nachfüllte, zum sechsten Mal innerhalb der vergangenen Stunde.

Der Gast – zweifelsohne noch keine Dreißig, aber mit tiefen Linien und dunklen Schatten im Gesicht wie von einem langen, harten Leben – leerte es in einem Zug. Er verzog die Lippen, aber er schien das beißende, brennende Gefühl zu genießen, als lenke es ihn von Schlimmerem ab.

»Mein Problem?« fragte er dann. Sein schwaches Grinsen wirkte bemitleidenswert, fast kläglich. Wie gehetzt sah er sich um, und seine Stimme klang, als laste aller Weltschmerz auf ihm: »Vampire...«

 

»Vampire?« Aus Keb Morans Stimme sprach kaum mehr als nüchternes Interesse, allenfalls gelindes Erstaunen noch.

In den zwölf Jahren, die er sich nun schon als Barkeeper verdingte, hatte er sich die abstrusesten Geschichten anhören müssen, und es gab keinen menschlichen Abgrund, in den er noch nicht geschaut hatte. Wenn ihm dieser Typ jetzt also eine Story über Vampire aufs Auge drücken wollte – okay, nur zu.

Keb lächelte dem Gast auf der anderen Seite der blankpolierten Teakholz-Theke zu, nicht wirklich aufmunternd, nur signalisierend, dass er zum Zuhören bereit war.

Der andere nickte müde. Hinter der Maske aus falschem Alter, die ihm ein herbes Schicksal übergestreift haben musste, verbarg sich ein Gesicht mit geradezu jungenhaften Zügen. Wieder schaute er mehr oder minder unauffällig nach allen Seiten.

»Mmhmm«, machte er dann. Unter halbgeschlossenen Lidern hervor sah er Keb Moran an und nickte abermals. »Vampire. Sie sind mein Problem. Und vielleicht bald das Problem dieser ganzen Stadt!«

Er vollführte eine umfassende Bewegung und wischte damit ums Haar sein Glas vom Tresen. Wie beiläufig und ohne richtig hinzusehen fing Keb es auf und stellte es auf die Papierserviette zurück.

»Tschuldigung«, murmelte der andere mit schwerer Zunge und fasste mit beiden Händen nach dem Glas.

»Nichts passiert«, versicherte Keb Moran mit unverändertem Lächeln und wischte mit einem Tuch ein paar übergeschwappte Spritzer von der Theke. »Vampire also«, kam er dann auf das Thema zurück.

»Yep«, schnappte der andere und zog die Lippen zwischen die Zähne.

»Ich dachte immer, die gäb's nur in Romanen und Filmen«, meinte Keb.

»Dacht' ich auch«, erklärte der Gast, »bis vor kurzem.« Er leerte sein Glas und bedeutete Moran, nachzuschenken. Erneut sah er über beide Schultern ins Halbdämmer der Kneipe.

»Und was hat Sie vom Gegenteil überzeugt?« fragte der Barkeeper, während er das Glas bis zum Eichstrich füllte. Die Flasche stellte er in Reichweite ab.

Der andere nahm einen winzigen Schluck und beließ den Stoff ein paar Sekunden lang auf seiner Zunge, ehe er ihn schluckte. Wie zuvor verzog er dabei das Gesicht, dann schloss er die Augen und legte den Kopf zurück, als müsse er nachdenken, bevor er antworten konnte.

Keb Moran ließ derweil den Blick in die Runde schweifen. Nicht einmal die Hälfte der Tische und Nischen des »Captain Phillip's« waren besetzt. Bis vor einigen Tagen war das noch anders gewesen, da war die Bar allnächtlich fast aus allen Nähten geplatzt. Jetzt allerdings, da die Olympischen Spiele in Sydney vorüber waren, hatten sich die Touristen und der ganze Tross, der das sportliche Großereignis organisiert hatte, aus der Stadt verabschiedet, und Ruhe war eingekehrt.

Gleichgültig zuckte Moran die breiten Schultern. Die Olympiade hatte seiner Bar solche Umsätze beschert, dass er sich ein paar ruhigere Nächte durchaus leisten konnte – und Keb Moran selbst hatte sie auch dringend nötig. Wie er das Geschäft von neuem beleben konnte, darüber würde er später nachdenken. Im Laufe seiner gastronomischen Karriere hatte er schon so manchen Laden auf Vordermann gebracht. Deshalb war ihm nicht bange, dass ihm dieses Mal nicht auch etwas einfallen würde...

»Ich hab' welche gesehen«, riss ihn die Stimme des zechfreudigen Thekengastes aus seinen Gedanken.

»Bitte?« Moran blinzelte verwirrt.

»Vampire«, erinnerte der andere. »Ich hab' sie gesehen«, er deutete mit Zeige- und Mittelfinger der rechten Hand auf sein Gesicht, »mit eigenen Augen.«

»Ach?«

Der junge Mann mit den alten Zügen nickte wieder, sagte aber: »Sie glauben mir nicht, was?«

Keb Moran flüchtete sich in ein unverbindliches Lächeln. »Nun – was würden Sie an meiner Stelle tun?«

»Meinem Herrn und Schöpfer auf Knien dafür danken, dass ich noch keinem Vampir übern Weg laufen musste«, erwiderte der andere, geradezu todernst und mit Leichenbittermiene. Und in seine eben noch trüben, wie von Nebel verschleierten Augen trat ein so unheimlich klarer und kalter Glanz, dass Keb Moran nur mit Mühe ein Frösteln unterdrücken konnte.

»Aber«, fuhr der Gast mit leicht erhobener Hand fort, als wolle er den Keeper vorsorglich daran hindern, ihn zu unterbrechen, »Sie haben keinen Grund, dem lieben Gott zu danken. Leider nicht...«

»Wie darf ich das verstehen?« fragte Keb Moran. Seine Stimme klang belegt. Tief in ihm keimte ein ungutes Gefühl. Noch war es nur vage Beunruhigung...

Der andere rutschte etwas vor, stützte sich mit beiden Armen auf der Theke ab und winkte Moran in Verschwörermanier zu sich heran. Der zögerte kurz, dann beugte er sich dem anderen doch entgegen.

»Weil es zu spät ist«, raunte ihm der Gast zu.

»Zu spät?« echote Keb.

Der andere nickte.

»Wie meinen Sie das?« wollte Keb Moran noch einmal wissen.

»Es ist einer hier.«

»Wie? Es ist einer hier...? Was meinen Sie?«

»Ein Vampir ist hier«, erklärte der andere rau, »hier in Ihrer Kneipe.«

 

 

Keb Moran zuckte unwillkürlich zurück. Einen Moment lang rechnete er ganz ernsthaft damit, dass der andere versuchen würde, ihn zu beißen!

Nicht etwa, weil er ein Vampir war – nein, aber er mochte sich ja für einen solchen Blutsauger halten und seinem Gegenüber allein aus diesem Grund die Zähne in den Hals schlagen wollen. 

Ein Irrer! durchfuhr es Moran. Der Typ ist völlig von der Rolle...! 

Instinktiv fuhr sich Keb mit der Hand über die Kehle – und kam sich noch im selben Augenblick unsagbar albern, geradezu lächerlich vor.

Nicht nur, weil der andere heiser, kaum hörbar kicherte, nachdem er sich auf seinen Hocker hatte zurücksinken lassen.

Moran hätte sich dafür, dass er allen Ernstes geglaubt hatte, in Gefahr zu sein, sonst wohin treten (oder beißen) können. Solcherart vergessen hatte er sich sein Lebtag noch nicht. Alle Coolness – eine Begleiterscheinung seines Berufes, auf die er stolz war – war für zwei, drei Sekunden von ihm abgefallen, und er fühlte sich erbärmlich deswegen.

»Meine Fresse!« stieß der seltsame Gast hervor. »Sie haben doch nicht wirklich geglaubt, dass ich...!« Sein ausgestreckter Zeigefinger pendelte zwischen ihm und dem Mann hinter dem Tresen hin und her. Sein Grinsen war das eines Jungen, dem ein besonderer Streich geglückt war – aber es verschwand, in der nächsten Sekunde schon, wie ausgeknipst, und machte einer vollkommen ernsten Miene Platz.

Keb Moran räusperte sich. Flüchtig schaute er sich um, aber der Zwischenfall schien unbemerkt geblieben zu sein, oder zumindest schenkte ihm niemand weitere Beachtung. Gut so...

»Hören Sie, Sir«, wandte er sich dann halblaut an den Gast, der ihm immer suspekter wurde, »wenn Sie sich einen Scherz erlauben wollten, dann ist er Ihnen gelungen. Aber Sie werden sicher verstehen, dass ich Ihren Humor nicht ganz teile –«

»Scherz?« Der andere verzog die Lippen. »Ich wünschte, es wäre einer. Wirklich. Aber es ist leider keiner. – Ich habe Ihnen die Wahrheit gesagt...«

Einmal mehr sah er über die Schulter, diesmal allerdings in eine ganz bestimmte Richtung.

Keb Moran folgte dem Blick seines speziellen Gastes, konnte jedoch nichts Bemerkenswertes entdecken. Nur zwei weitere Gäste, die an einem der hinteren Tische saßen: ein Pärchen offensichtlich, sie nicht mehr ganz so jung und frisch wie er. Dennoch waren die beiden weit entfernt von jenem Mutter-Sohn-Klischee, von dem Spötter gerne sprachen, wenn eine ältere Frau sich einen jüngeren Lover angelte.

»Wovon reden Sie, verdammt?« entfuhr es Keb Moran ungehalten, und im Stillen schalt er sich dafür, dass er abermals die Selbstbeherrschung verloren hatte.

»Unter Ihren Gästen«, erwiderte der andere ruhig, aber düster, »ist ein Vampir.«

»Sie sind ja...«, wollte Moran auffahren.

»Eine Vampirin, um genau zu sein«, ließ der andere sich nicht beirren. »Und Sie haben schon in die richtige Richtung gesehen.« Er warf einen bezeichnenden Blick in den hinteren Teil der Bar. 

»Sir«, Moran bemühte sich um einen neutralen Ton, »ich glaube, es wäre besser, wenn Sie das Lokal jetzt verlassen –«

»Das werde ich«, nickte der andere gelassen, »o ja, das werde ich. – Aber erst«, er leerte sein Glas, in einem Zug, aber ohne Hast; eher wie jemand, der sich Mut antrinken wollte, »muss ich noch etwas erledigen.«

Er rutschte vom Hocker. Dabei verschwand seine rechte Hand unter der Jacke. Als sie wieder zum Vorschein kam, umschlossen die Finger einen zollstarken, knapp unterarmlangen Holzpflock, dessen Ende zugespitzt war.

»Damit kann man diese Kreaturen erledigen, wissen Sie?« erklärte er Keb Moran ruhig. Dann wandte er sich um und ging auf die Frau zu, die er für eine Vampirin hielt.

Zweifelsohne, um sie zu pfählen!

 

 

Drei, vier Sekunden lang war Keb Moran nicht imstande, auch nur den kleinen Finger zu rühren. Er kam sich vor, als sei er herausgelöst aus der Realität, aus dieser irrsinnigen Wirklichkeit, in der etwas ganz und gar Unwirkliches, völlig Verrücktes seinen Lauf nahm.

Die kurze Zeitspanne schien sich endlos zu dehnen, verstrich quälend langsam, und Keb Moran glaubte alles um sich her geradezu widernatürlich deutlich zu sehen. Zudem schien sich sein Blickfeld auf unerklärliche Weise erweitert zu haben: Er überschaute das gesamte Geschehen in der Kneipe, ohne den Kopf drehen zu müssen – vielleicht aber war es schlicht so, dass er nicht merkte, wie seine Augen sich bewegten.