Dada Mit einem Holzschnitt von Lyonel Feininger - Knoblauch, Adolf - kostenlos E-Book

Dada Mit einem Holzschnitt von Lyonel Feininger E-Book

Adolf, Knoblauch

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The Project Gutenberg EBook of Dada, by Adolf KnoblauchThis eBook is for the use of anyone anywhere in the United States and mostother parts of the world at no cost and with almost no restrictionswhatsoever.  You may copy it, give it away or re-use it under the terms ofthe Project Gutenberg License included with this eBook or online atwww.gutenberg.org.  If you are not located in the United States, you'll haveto check the laws of the country where you are located before using this ebook.Title: Dada       Mit einem Holzschnitt von Lyonel FeiningerAuthor: Adolf KnoblauchIllustrator: Lyonel FeiningerRelease Date: June 19, 2016 [EBook #52370]Language: German*** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK DADA ***Produced by Jens Sadowski and the Online DistributedProofreading Team at http://www.pgdp.net

Holzschnitt von Lyonel Feininger

DADA

VONADOLF KNOBLAUCH

KURT WOLFF VERLAG · LEIPZIG

BÜCHEREI „DER JÜNGSTE TAG“ BAND 73/74

GEDRUCKT BEI POESCHEL & TREPTE IN LEIPZIG

MIT EINEM HOLZSCHNITT VON LYONEL FEININGER

COPYRIGHT BY KURT WOLFF VERLAG, LEIPZIG, 1919

LEO FEININGER waffenbrüderlich zugeeignet

„Menschen, wie wir beide, verkennen möglicherweise unsere besten, echtesten Fähigkeiten und Kunstgaben, wenn wir den für uns beide erprobten Hang zum Satirischen immer nur unterdrücken. Sie, wie ich, befassen sich mit den mystischsten Dingen; wir leben in einer Thränenwelt (mit „Th...“) und unsere Gedanken sind vollgesättigt von dem gottverlassenen Treiben dieser Jahre; und tief in uns drin steckt doch auch die explosivste, rabiateste Bosheit und verlangt nach Betätigung und Befreiung. Wer weiß, ob sie nicht gerade die Kraft ist, die uns zur sieghaften Gestaltung prädestinierte.“

Feininger.

„Denn wir haben Mondungen für die Erde mitgebracht.

Wer zur Welt kommt, sammelt Abfälle seiner fehlgeschlagenen Schaffung des Mondes.“

Theodor Däubler.

ERSTER TEIL

DER KARST.

Das sonnergraute Rund des Karst steigt über Dada empor, seine Stirn trägt vier Säulen roten Abendlichts, seine Hände ruhen blau: Die Linke mit dem Schlüssel Polas, die Rechte mit der goldenen Schale von Triest.

Pola im Klirren der Arsenale, Rauch der Stahlfabriken, der Hafen voll grauer Stahlboote. Die zierliche Schnur der zum Hafen einbiegenden Panzerkreuzer ist vom Karst ins adriatische Blau herabgerollt.

Triest das goldene Halbrund fraulichen Entzückens, Venezias ärmere Schwester, aber gleich hold von Adria geliebt.

Das sind die Götter! und in Dadas schwingenden Nerven dichten seine Städte aus der in den kargen Fels geschnittenen und gesprengten Fülle eine graue und goldene Hymne, zu den Göttern singen die Städte ihr in ihm geborenes Lob, auf daß Er Europas Hauptstädte vor ihrem Bilde beuge.

Dadas dichtender Leib ist auf kargem Karst ein lohender Abendnebel, ein Moos auf erhabenem Steine Ostlatiums, ein blauer, dann blasser Pilz. Ein etrurischer Silen, ohne Zentaurenzierde der Vorfahren, und von weißer Leinfarbe der Haut, hat den Leib im Karst geborgen, ihn werden nie die leichtgebogenen Läufe des Hirsches davontragen. Unter dem beschattenden Stirnhaar blicken Dadas blaß durchsichtige Augen auf das Meer gegen Abend.

In Dadas Blut braut Polas Rauch, duftet die Zärtlichkeit der triestinischen Schale. Möge endlich die lateinische Mutter Adrias blaue Meerflut zerteilen, mögen das königliche Venedig und das väterliche Rom ihre Wimpel senden und das verlorene Istrien befreien und belohnen!

Dadas weiche Hände sind zwei blaue Quallen, die in der Tiefe saugend mit den Fluten rollen und wiegen. Zu seinen Häupten stehen die vier roten Säulen im feinen telegraphischen Tönen der Arsenale von Pola. Diesem Tönen ist Dadas dichtendes Großhirn hingegeben.

In der zehnten Stunde bebt der Karst von großer Woge, tagjung steht eine Wolke im Lohgelben gebaut. Adria ruht hochgewölbt, und ein blankes junges Weib springt von Adrias Rücken auf die Wolke, die sich bläht und nach Osten wandelt. Dada eilt strahlend zur Felswand und breitet die Arme nach der Göttin Italia, nach der mächtigen, fruchtbaren Frau, die kommt, um den Karst zu segnen!

Die Wolke steigt gen Triest. Italia streckt den vollen weißen Arm aus dem wallenden Blau des Kleides und spendet über die glückliche Stadt goldene Jubelmünzen. Danach wird die Wolke finster zusammengedrückt und rollt überm Karst nach Pola. Dada späht scharf aus dem Eck der haarverhangenen Stirn zum Zenith des weltenvollen Himmels, bis er das blaue Kleid seiner Träume erschaut. Aber das Kleid rollt auf den grauen Berg hernieder, denn die Götter sind nackt, wenn sie einen Sterblichen liebenden Glanzes erfreuen. Italia schreitet herab, und der Silen starrt zu ihrem holden Jungreiz empor, zu den hohen Beinen, der gewölbten Hüfte, auf der d’Annunzio die Harfe schlug, und dem stolz wallenden Busen.

Dada kniet trunken weich vor der Gebieterin, mit schwerem, sehr quälend schwerem Bauch, zu den Füßen von Rosamilch und bietet den Schlüssel Pola und die Schale Triest huldigend der Lateinerin. Die Geliebte uralter Waldgötter, der sich einst Stier, Eber, Hirsch brünstig gewälzt hatten, die Umworbene teutonischer Könige, sie neigt sich gnädig in Dadas Augen. Aus seinen Händen lischt das Blau, die Lichtsäulen verstummen und wenden sich ab, den entgöttert Dämmernden küßt die hohe Frau, freigebig gelaunt, mit der Koketterie der prächtigen, volkstümlichen Dame. Sie spricht: „Dada, werde durch mich berühmt, wandle als mein Bote durch die Städte Europas und sage, daß ich ihnen aus meinem Schoße die Freiheit schenken will.

Wenn du aufstehst unter ihnen, gebiete als mein Marschall, wenn du sitzest und ruhst, laste mit Italias vollen weiblichen Gliedern, massig, dick, Leib meiner Demokratie und erlösten Republik.

Dein schöner Silenskopf sei feurig gebräunt, es sei die Blässe vom Zeitungspapier aus den lateinischen Zügen getilgt. Dein Haarbusch ruhe schmachtend auf der goldenem Mittelmaß nicht entfliehenden Stirn, denn die schöneren Hälften künftiger Republiken werden auf deine Locken mit Küssen sinken. Deine blassen, durchsichtigen Augen, die meine Brüste umspannen mit der zart saugenden Nähe des Neugeborenen, bewahre mein Lieber, denn sie künden deinen Charakter.“

Eh sich Dada ermannt, Italias Hüfte ergreift und die Schöne an sich reißt, hat die Wolke sich gesenkt. Unter neckenden Glockentönen entweicht die Gestalt und schwebt gen Abend.

Triest zählt das Gold im Schlafe, Pola schlägt tolle Hämmer, als wolle es in seinen Essen das Meer zu Stahl schmieden. Dada verneigt sich morgenländisch und spricht zärtlich das Zauberwort: „Freiheit!“

DEROBEA.

Dada hat ein wunderbares Wort, um vor niederbeugenden Hemmnissen sich selbst wiederzufinden: elastisch sein! Dieser Zauber hilft ihm durch die unwirtlichsten Zeiten.

Nachdem er Frau Italia geschaut, hat er Istriens Karst umkreist, sein karges Vaterland, das einst die heimatlichen Wälder rodete, um auf ihren Pfählen Venedig zu errichten. In dieser Einöde lebt er von der Ekstase jenes Zauberrufes, den die Göttin von den vollen zärtlichen Formen Tiepolos ihm schenkte. Aber nur unvollkommen die Bedeutung des Zauberrufes in der Wüste ermessend, hat Dada ihn treulich nach Pola und Triest getragen, in jene Schenken armseliger Vorstädte und in winzige Arbeiterhütten, aus denen der im Reichtum geborene strenge Hauch der Freiheit zum schreckensvollen Orkane verwandelt hervorrast.

Eines Nachts, beim Heimgange von der Druckerei des Polaer Generalanzeigers wird Dada überfallen, seine ungewöhnliche Körperfülle wird in einen Sack gepreßt, er wird auf ein Maultier gebunden, und so auf den Karst gebracht. Dort wird er seinem Schicksal überlassen, nicht ohne ihm eine Anzahl gut österreichischer Schläge mit dem Knüttel auf die weichsten Teile seines Leibes zu zählen, die von der Schwere seines Leibes ganz besonders hart geprüft wurden.

Der Morgen erscheint in Adrias erhabenem Glanze und Adria hört aus dem Sacke den leisen Seufzer: elastisch sein! Dada trennt die fesselnde Leinwand, barhäuptig, gelenkig, schnellfüßig tritt er mit Zorn den grauen Schiefer des Felsens. Dann bückt er sich und faßt das nächstbeste Stück Glimmerschiefer, zerdrückt es in beiden hohlen Händen zu Staub, speit dreimal kräftig drauf und bäckt aus dem Ganzen einen Kloß. Diesen Kloß nun schleudert er mit Spottworten Pola zu, das drunten mit seinen Türmen und Dächern den Schlaf der Provinz hält. Der Kloß rollt zufällig auf das weiße Hemd eines Mädchens, das Wäsche auf dem flachen Dache ihres Hauses zum Trocknen aufhängt. Sie ist entsetzt, denn sie glaubt, daß ein Stier vom Karst mit seinem Mist ihr Hemd verunreinigt habe. Und aus solcher Höhe!

Dada lacht. Er ist frei. Er läuft am Rand der Felsen entlang und schreit fünfmal seinen Namen. Diese eine Silbe fünffach gedoppelt wiederholt, stellen das erstaunte Aufmerken und Fingerweisen eines Säuglings dar. Das fünffach gedoppelte Da! rollt aus Dada zauberhaft lieb und mit der Perligkeit eines Säuglingsmundes ö-artig rund und mit den Häkchen des zartesten Hammellautes zu Adrias blauen Wohnungen, so daß selbst die Göttin erwacht, die von fürstlichen Räubern und Mördern abstammt.

Über die gläsernen Kuppeln ihres Palastes fährt ein schneeweißer riesiger Kreuzer und hoch auf allen seinen Stricken, Masten, Stangen und Spieren flattern Italias Wimpel.

Dada rast zum Strande. Das mächtige Schiff hat draußen ein schmales Boot niedergelassen. Mit zehn Ruderschlägen saust es an Land, während die Hymne Emanueles hoch über der Adria zum Gruße Istriens rauscht. Dada wird an Bord des Kreuzers geholt.