Der Sonnensturm Teil 3 Mem - Hardy Klemm - E-Book

Der Sonnensturm Teil 3 Mem E-Book

Hardy Klemm

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Beschreibung

Dies ist die Fortsetzung und Synthese von "Energiekrieg" und "Graffiti"! Dieses fesselnde Planspiel entführt Sie in die Welt eines heißen (nicht kalten) Krieges im Cyberspace. Kein Stellvertreter-Krieg, sondern hier gehen sich die Hacker direkt an. Durch eine Vielzahl von fiktiven Elementen, die nicht nur Lücken füllen, sondern auch zukünftige Realitäten skizzieren, bietet dieses Werk einen einzigartigen Einblick. Vielleicht der erste Anti-Kriegsroman seiner Art, der sich im Cyberspace entfaltet – doch ebenso Science-Fiction vom Feinsten. Der Grund für die Einzigartigkeit, ist hier die Sicherheit. Dieses Planspiel nährt sich aus den Informationen der ersten beiden Teile. In einer spannenden Nebenhandlung kämpft Martin Bretz mit den Herausforderungen künstlicher Intelligenz. Erleben Sie das packende Finale der Sonnensturmtrilogie!

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

2. Auflage April 2024

Copyright © 2017 by Ebozon Verlag

ein Unternehmen der CONDURIS UG (haftungsbeschränkt)

www.ebozon-verlag.com

Alle Rechte vorbehalten.

Covergestaltung:BirgitKlemm

Coverfoto: Hardy Klemm

Layout/Satz/Konvertierung: Ebozon Verlag

ISBN 978-3-95963-845-6 (PDF)

ISBN 978-3-95963-844-9 (ePUB)

Das Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Autors/Verlags unzulässig. Das gilt insbesondere für Veröffentlichung, Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Unbefugte Nutzungen, wie etwa Vervielfältigung, Verbreitung, Speicherung oder Übertragung, können zivil- oder strafrechtlich verfolgt werden.

Über das Buch

Dies ist die Fortsetzung und Synthese von "Energiekrieg" und "Graffiti"! Dieses fesselnde Planspiel entführt Sie in die Welt eines heißen (nicht kalten) Krieges im Cyberspace. Kein Stellvertreter-Krieg, sondern hier gehen sich die Hacker direkt an. Durch eine Vielzahl von fiktiven Elementen, die nicht nur Lücken füllen, sondern auch zukünftige Realitäten skizzieren, bietet dieses Werk einen einzigartigen Einblick. Vielleicht der erste Anti-Kriegsroman seiner Art, der sich im Cyberspace entfaltet – doch ebenso Science-Fiction vom Feinsten. Der Grund für die Einzigartigkeit, ist hier die Sicherheit. Dieses Planspiel nährt sich aus den Informationen der ersten beiden Teile.

In einer spannenden Nebenhandlung kämpft Martin Bretz mit den Herausforderungen künstlicher Intelligenz. Erleben Sie das packende Finale der Sonnensturmtrilogie!

Hardy Klemm

Der Sonnensturm

Teil 3

Mem

ScienceFiction

Ebozon Verlag

Vorwort

Ich muss mich bei Ihnen entschuldigen. Wir haben die letzten zwei Teile Mau Mau gespielt und es war nicht nur so, dass ich als erster keine Karten mehr in der Hand hatte, sondern dass noch dazu Sie die Arschkarte aufnehmen mussten. Alles kein Problem! Sie haben jetzt zwei gleiche Karten, das ist ein Paar. Wir sollten jetzt Poker spielen, denn das Einzige, das ich Ihnen anbieten kann, ist Wissen. Vielleicht ist es Ihnen aufgefallen, Wissen ist nicht so nützlich, wie man ihm nachsagt. Ich hatte bis jetzt nur Probleme dadurch. Es isoliert. Auf der anderen Seite bin ich seit meinem 25. Lebensjahr berentet und mit 60 Prozent behindert. Das ist mir bis jetzt weitaus nützlicher vorgekommen. Dieses Jahr hole ich mir von meiner Privatrente eine eigene Cloud und einen Computer für 1200€. Da hatte niemand mein Wissen abgefragt. Sie haben jetzt zwei Karten und wir sollten uns den Pott ansehen. Oh man, das blendet aber ganz schön. Es ist unser Wissen. Sie lesen immer weiter, also nehme ich an, Sie wollen alles. Das bringt mich zur der vorher angekündigten Wertdebatte. Keine Sorge, ich will das Sie gewinnen.

Disclaimer, mein Leben ist gerade ziemlich krude, und ich habe starke Indizien dafür das sich jemand auf meinem Computer rum treibt. Also ich kann nicht garantieren das es alles meine Schreiben ist. Egal, ich schreibe keine Bibeln.

Mem

Am Tempel

Eine Sage berichtete, wer den Königsstuhl vom See aus besteigt, wird König sein! Wer der Drei hatte die Qualifikationen dafür? Charles Dunbar? Er kommandierte schon eine halbe Ewigkeit eine kleine Armee? Gael Peter Assimov? Er war der Gottkönig, der sich aufgelösten Xuianer und verstand es sich Loyalität zu sichern? Martin Bretz? Er besaß einst zwei loyale und unbesiegbare Kampfmaschinen? Charles Dunbars Armee war von der NATO besiegt worden. Gael Assimovs Götter hatten ihn im Stich gelassen. Martin Bretz war es egal geworden, dass die Maschinen jetzt zerstört waren. Die eine Namens Seneca war bei einem Behördengang verrückt geworden und die andere, Kublai, wollte die Welt retten. Doch hatten alle drei die Chance. Charles hatte gesehen wie sich etwas, das er anfangs für einen Menschen gehalten hatte, verwandelte - in eine Rakete und mit einem Überschallknall war sie am Horizont verschwunden. Ein paar seiner Männer wussten noch nichts von der Niederlage und mit diesen Fähigkeiten, die einst Martin Bretz zierten, ausgestattet, wäre es ein sehr teuer erkaufter Sieg für die NATO. Gaels Götter hatten ihm das erste Mal geantwortet. Die Seligkeit durchströmte ihn von Kopf bis Fuß. Martin Bretz, ihn verband nichts mehr mit der Welt. Skrupel und das, was sie schützten, überließ er nun anderen. Nichts konnte mehr das Raumschiff Horst stoppen. Alles hing nun von einer Frage ab: Wer diente dort am Ende der Welt – und wem?

Charles:Was war das?

Gael:Bleibt hier! Ich habe über zehn Jahre auf euch gewartet, da kann ich mehr fordern als nur ein paar Sekunden!

Martin:Die kommen wieder! Kublais Firma geht über die Bretz Holding und Sebastian Seneca ist immer noch offiziell tot. Er hatte den Fehler auch schon davor und ist immer brav zurückgekommen!

Gael:Fehler? Zurückgekommen? Wo ist sein Raumschiff?

Martin:Es steckt im Hyperraum fest! Wir sollten sowieso mal dorthin, wenn Seneca jetzt damit rechnet, dass eine Zivilisation angreift, der die Horst noch nicht gewachsen ist, sieht sie jetzt wahrscheinlich aus wie ein Schlachtschiff. Er ist programmiert zu gewinnen und hat von Metaversen gesprochen!

Charles:Da stand was vom im Auritbericht. Sie wollen mir doch nicht sagen, der stimmt? Darin haben Sie von Zeitreisen gesprochen!

Gael:Natürlich können die Xuianer zeitreisen!

Kein Mann gesunden Verstandes hätte Martins Bericht ohne Beweise über das Aurit geglaubt. Charles war eingeweiht.

Charles:Was sagten Sie, das waren KIs?

Gael:Waren das Habier oder Xuianer?

Martin:Keiner von beiden! Das sind nur Maschinen! Das sind nur völlig kaputte Maschinen!

Charles:Wie kann man so etwas geheim halten?

Martin:Ich weiß noch nicht, wie das Patent für die beiden aussehe! Die Horst wäre auch noch ein Problem, denn damit kann man in Metaversen reisen. Und wenn ich an die Zeitreisen denke, schlägt mein Gehirn einen Purzelbaum. Hätten Sie den Mist an die Vereinten Nationen abgetreten? Da geht es doch zu wie im Irrenhaus?

Charles:Sie bekommen dann eben Hilfe!

Martin:Von wem? Die Vereinten Nationen sind jetzt schon überfordert!

Charles:Was wollen Sie dann tun?

Martin:Mir wurde etwas weggenommen und ich will es wieder haben!

Gael:Ich dachte, die Maschinen kommen wieder?

Martin:Das meinte ich nicht!

Gael:Na gut? Was tun wir dann?

Martin:Wir müssen zur Horst!

Charles:Das Raumschiff steht am Flughafen! Das ist doch dann der Learjet?

Martin:Als ich die Horst das letzte Mal gesehen habe, war sie bestimmt hundert Mal größer!

Charles:Was?

Gael glaubte alle technischen Details, aber Charles sah wieder den einsamen Irren.

Charles:Wir sollten hier weg! Es ist kalt!

In was war der Ex-Agent da hinein geraten? Von den Gedanken an die Technik war er befreit worden. Es war Gael, der wirklich in den Orbit wollte und Martin sah es nur als Dienstreise. Die nüchterne Einstellung, nur eine technische Störung zu beheben und hinzunehmen, dass er eigentlich schuldlos die viele Arbeit zerstört hatte, die nötig gewesen war, um die Horst geheim zuhalten, brachten ihn zum Schnellschritt. Am Königsstuhl war auch bald kein Platz mehr. Der Förster und vielleicht zwanzig Mann liefen an den Steilhängen entlang und suchten nach Abbrüchen oder auf den Strand gefallene Bäume. Der Knall von Kublais Antischwerkraft Triebwerk hatte auf sie gewirkt, als wenn jetzt wieder etwas auf irgendwelche Touristen gestürzt wäre. Es wäre nur für diese Jahreszeit ungewöhnlich gewesen, da die gesamte Kreide-Küste im Winter gefroren war. Glücklicherweise war Kublai zu schnell und wie bei Überschalltriebwerken üblich, blickte die Menge nur in das Loch aus Luft hinter dem Flugkörper. Seneca hatte sich mittlerweile in einen Datenstrom verwandelt und sich zur Horst teleportiert. Ein Span von einer Dose blieb das Problem einer Aushilfe. Charles und Gael war noch nicht ganz bewusst geworden, wie geheim doch alles gewesen war, aber da man fast die ganze Besatzung des dortigen Multimedia-Naturmuseums versammelt hatte, blieben die beiden ruhig und liefen Martin hinterher. Es gab auf dem Weg zur Horst nicht viel zu sagen, nur viel zu sehen. Das erste waren die beiden Bodyguards Jeff und Bill. Sie aßen dänische Hotdogs mit viel zu viel Soße. Jeff aß einen mit Tofuwürstchen. Es tut mir leid, die habe ich noch nicht gegessen. Die drei, die da anmarschierten, sahen aufgewühlt aus und alles sagte den beiden, dass es sofort losgehen würde. Mathew zuckte plötzlich im Wagen zusammen, als er sah, wie Bill seinen Hotdog in die Tonne schmiss.

Jeff:Wohin?

Charles:Sie kommen nicht mit!

Der Wert von Informationen erhöhte sich mit der Zahl ihrer Nichtwisser. Er blieb also bei nur den zwei Mitwissern. Gael war der Trojaner auch egal geworden, denn zahlen tat immer noch Martin.

Charles:Mathew, steigen Sie aus! Sie kommen auch nicht mit!

Martin:Wir haben den Winterfahrplan und Sie drei können in Sassnitz warten, O.k.! Der Bus fährt alle zwei Stunden. Kann hier eigentlich jemand überhaupt eine Limousine fahren außer Mathew?

Charles:Das wird schon gehen!

Gael:Ihr drei habt jetzt Weihnachtsurlaub!

Jeff:Was ist mit Kahn und Seneca?

Charles:Vergessen Sie die beiden! Alles einsteigen!

Gael:Wohin geht es?

Martin:Zum Jet! Wir müssen in die Nähe der Venus!

Mathew:Hä?

Charles:Das hat hier niemand gehört! Verstanden!

Niemand antwortete, da alle es gehört hatten, aber niemand verstanden. Die Limousine fuhr los und nach zwei Stunden war man beim Flugplatz. Die Escape stand im Hangar und verriet nichts von ihrer Raumtauglichkeit. Im Wagen war aber von Raumboot gesprochen wurden. Das sollte eins sein? Natürlich wurde das geglaubt, nachdem man einen fliegenden Chinesen gesehen hatte, der die Welt retten wollte.

Charles:Also zur Venus? Na gut!

Gael:Wir können nach Xu! Was wollen wir auf der Venus?

Martin:Zum letzten Mal, ich bin kein Außerirdischer! Hier ist niemand ein Außerirdischer!

Gael war nur schwer davon zu überzeugen. Für Charles war die Venus in der Nähe. Er hatte die bevorstehende Reise mit einem Kurztrip in den Orbit verwechselt. Dass man den wahrnehmbaren Teil des Universums verlassen wollte, wurde auch mit keiner Silbe erwähnt. Am Flughafen sahen die drei wie auf einer Dienstreise aus und die Escape konnte starten. Es gab auf der Welt nicht viele Unternehmen mit einer Außenstelle im Weltraum. So ruhig wie die Escape startete, schien es nichts Besonderes mehr. Charles bemerkte nicht, dass er sich in den Weltraum begab und dachte ständig an Virgin Galactic. Die Escape hatte auch keine Rückspiegel. Gut so, er wäre ausgerastet, hätte er gesehen mit welcher Geschwindigkeit die Erde kleiner wurde. Eine halbe Stunde im sehr ruhigen Weltraum brachte jeden zum Nachdenken, aber keinen zum Reden. Viel war es aber nicht, worüber man sich einen Kopf machen konnte. Charles hatte schon durch die Verträge mit Russland von der Raumtauglichkeit erfahren und mehr als das rauschte nicht durch seinen Kopf. Gael war die Venus zu nah und Martin erinnerte sich an Senecas Vorliebe alles geheim zu halten. Offiziell gab es also keine Probleme. Der Nullfeldgenerator unterbrach die Ruhe.

Charles:Ist das ein schwarzes Loch?

Martin:Nein!

Gael:Das ist ein Wurmloch!

Martin:Nein!

Charles:Wieso sind da vorne keine Sterne mehr zu sehen?

Martin:Das ist nur so etwas wie ein Tor in etwas, das ich bis jetzt noch nicht verstanden habe. Ein Wurmloch habe ich nicht und wäre das ein schwarzes Loch, wären wir bereits tot.

Als man sich dem schwarzen Nichts, in dem sich die Horst befand, näherte, wurde den beiden Passagieren flau im Magen. Alle Sterne verschwanden und die Horst zeigte ihren neuen Bug.

Martin:Scheiße, die ist ziemlich gewachsen seitdem ich das letzte Mal hier war! Seneca, gib mal durch, wo ich anlegen muss und dann zeigst du mir, was du am Schiff alles gemacht hast?

Es gab ein O.k. über die Knochenleitung. Mittlerweile konnte Martin schon selbst das sehr schwierige Andockmanöver fliegen und da es keine Dinge in der Nähe gab, deren Größe bekannt war, mussten alle die Größe schätzen. Martin war dabei der Einzige, der auf die Geschwindigkeitsanzeige der Escape achtete. Was hatte Martin noch gesagt „hundert Mal größer“? Die Horst war jetzt bereits hundertmal größer als der Flughafen, von dem die drei gestartet waren. Diese Einsicht kam als die Escape die Türen öffnete und man an den großen schwarzgrauen Frachtern sehen konnte, wie groß der Hangar der Horst schon alleine war. Gut zwanzig Frachter von hundertvierzig Metern Länge standen in der Halle. Seneca stand neben einem Radpanzer und die zwei Gäste versuchten wieder die Größe zu schätzen.

Martin:Womit fangen wir an, Seneca?

Seneca:Ich dachte mir, das erste wäre das Essen, welches auf der Horst erzeugt wird. Wir nehmen die Bahn in die Küche!

Es gab dort immer noch nichts mit dem man die Größe vergleichen konnte. Man sah allerdings wie langsam die Frachter am Radpanzer, der auf dem Weg zum Bahnhof war, vorbeizogen. Charles warf einen Blick auf den Tacho des Radpanzers.

Charles:240 Km/h?

Gael drehte sich langsam zur Escape um.

Gael:Der Jet ist ja kaum noch zu sehen?

Charles:Was?

Gael:Wie weit ist es etwa von hier bis zum Jet, Seneca?

Seneca:Es sind jetzt etwa 900 Meter.

Gael:Und bis zu den Frachtern?

Seneca:Etwa 120 Meter.

Martin:Seneca, wenn ich von hier bis zur Brücke laufe, wieviel Zeit bräuchte ich?

Seneca:Etwa einen Tag.

Martin:Gibt es Bier auf diesem Schiff?

Martin war der Gedanke gekommen, dass er all das nachbessern durfte und die anderen beiden waren sprachlos.

Seneca:Die Horst produziert ein gutes Ale. Die Gärung ist aber noch nicht komplett vollzogen, darum ist es noch etwas süß. Das Problem wird sich aber mit der Zeit lösen. Ich hatte mir schon gedacht, dass Sie als erstes danach fragen.

Der Zug wartete am Bahnhof und Seneca begann zu erklären.

Seneca:Das ganze Schiff ist mit Verkehrsmitteln durchzogen. So ist jeder Teil in einer halben Stunde zu erreichen. Überall gibt es Wartungsdrohnen und das Sicherheitssystem kann sich auf dem ganzen Schiff in ein paar Sekunden hochfahren. Der Personalmangel auf der Horst ist wirklich das größte Problem. Es ist wieder das alte Problem bei der strengen Geheimhaltung. Wo sollen wir die Bedienungsmannschaften und das Wartungspersonal hernehmen? Der Feind ist uns mit großer Sicherheit zahlenmäßig weit überlegen.

Martin:O.k., mit Kublai wären wir nur fünf, das kann ich verstehen, aber von welchen Feind redest du?

Seneca:Die Zivilisation, die uns in die Vergangenheit geschickt hat. Sie hat uns ausspioniert! Sie herrscht von einem Gebäude auf der Metaebene aus und arbeitet mit zehn Jahre alten Trojanern.

Martin:Wenn unser Feind aus der Zukunft kommt, wieso arbeitet er mit zehn Jahre alten Trojanern und nicht mit etwas, das wir nicht entdecken können?

Gael:Trojaner aus der Zukunft nützen nichts! Es gibt die Programme noch nicht, die solche Trojaner einlassen! Schadprogramme nutzen nur Sicherheitslücken und da können keine sein, wenn die Software noch nicht programmiert ist.

Martin:Gael, du fällst mir gerade in den Rücken!

Charles:Er hat Recht!

Martin:Danke, Charles!

Charles:Ich meinte Gael hat Recht!

Da stand auf der einen Seite ein Mann namens Seneca in einem Nadelstreifenanzug, der allen Beteiligten ein riesiges Schiff zeigte, welches er selbst entworfen hatte und auf der anderen Seite Martin, den man vor einem Jahr aus einer Anstalt entlassen hatte, weil er eine gute Anwältin besaß. Wem hätten Sie geglaubt?

Martin:Seneca ist nur eine kaputte Maschine! Er hat einen Programmierfehler!

Die zwei mussten noch abschätzen, wer hier kaputt war und beobachteten die Situation weiter. Der Zug fuhr los und vier Minuten später war man wieder in einer Halle angekommen. Es war die Kantine. Drei Zehnmanntische standen gedeckt in der Mitte der Halle. Wie machte sich der E-Koch, den Martin noch neben den Supercomputer aus der Zukunft mitgebracht hatte. Die anderen zwei Mitbringsel, Seneca und die Schadsoftware aus der Zukunft, waren schon mal nicht mehr zu gebrauchen.

Martin:Seneca, ist die gesamte Software eigentlich für diese Zeit nutzlos?

Seneca:Ganz im Gegenteil! Wir besitzen hervorragende Kryptografie und Codebrecher. Das ist nicht das einzige, was wir an verwertbaren Waffen besitzen. Die Horst ist von oben bis unten mit Lafetten und Türmen versehen und besitzt jetzt sechs Primärwaffen auf Basis des Tracktorstrahls.

Charles:Wieviel Feuerkraft ist das genau?

Seneca:Man könnte damit einen Stern zerstören!

Gael:Dieser Herr Kahn hat gesagt, in Zivilisationsstufe Null beherrschen wir nichts, in Stufe eins beherrschen wir andere Planeten. Dann müsste das jetzt Zivilisationsstufe zwei sein, wenn man eine Sonne beherrscht?

Seneca:Etwas zerstören zu können, heißt nur sehr selten, dass man es beherrscht. Die Horst hatGrenzen - ich arbeite aber daran.

Hoppla, hatte da Martins Glaubwürdigkeit Boden gut gemacht? Die zwei sollten ihre Fragen vorsichtiger stellen, sonst könnte ihnen klar werden, dass sie sich mit einer laufenden Zeitbombe auseinandersetzen müssen. Es war wirklich eine gute Zeit für den Brunch auf der Horst, so hatte jeder Essen im Mund. Auch das habe ich nicht gegessen, weil es so etwas auf der Erde nicht gab. Seneca aß wieder nichts und redete weiter.

Seneca:Die Kartoffeln werden in vertikalen Gärten angelegt. Wir besitzen leider noch nicht so viele Eiweißquellen, wie Fleisch und Fisch.

Martin:Das wäre etwas für Jeff! Die Kaki sind super süß.

Charles:Probieren Sie mal die Eier!

Seneca:Ich hatte mir deswegen schon Sorgen gemacht. Ich musste den gesamten Stall auf eine Popcorndiät setzen, weil die Hähne nicht wollen.

Gael:Nein, da machen Sie sich keine Sorgen. Mein Cousin in Oregon füttert auch nur mit Popcorn und die Eier werden dann immer etwas aromatischer. Wenn Sie die Tiere mit Eierschalen füttern, die nicht vom Stall kommen, kann es aber Probleme geben.

Martin:Ha, kein Kannibalismus, Seneca.

Seneca:Ich werde es mir merken.

Charles:Hühner fressen Eier? Ich dachte, die fressen mal höchstens einen Wurm?

Seneca:Das gibt man den Tieren, damit sie keine Windeier produzieren!

Charles:Behinderte Küken?

Seneca:Nein, Windei beschreibt nur ein Ei, bei dem durch Kalziummangel die Schale zu dünn ist.

Gael:Das sind im Supermarkt dann die Eier, die in der Packung kaputt gegangen sind. Das passiert meistens nur bei Bioeiern, weil man da keine Nahrungsergänzungsmittel zufüttert.

Seneca:Hier ist übrigens alles Bio!

Martin:Ohne mich zu fragen? Du triffst in letzter Zeit sehr viele selbstständige Entscheidungen?

Seneca:Wir waren durch den Anschlag am Wostoksee wirklich in großen Schwierigkeiten, daher habe ich mir eine etwas unabhängigere Taktik angeeignet. Sie können sich nicht mehr um alles kümmern. Ich habe schon bei der Führung durch die Horst sehr viel, was ich Ihnen nicht zeigen werde, da es zu umfangreich wäre. Würde ich alle Veränderungen zeigen, wäre es ein mehrwöchiger Rundgang. Die Zeit ist dafür in einer Krise zu knapp.

Martin:Von welcher Krise sprichst du?

Seneca:Eine unbekannte Macht, welche auch Metaversen bereist, steht der Horst gegenüber. Es könnte sich auch um die handeln, die uns in der Zeit zurückgeworfen haben und ich kann immer noch keine Absicht oder irgendeine Logik in den Zügen dieser Macht erkennen. Aus meiner Sicht sind wir keine handelnde Macht, sondern nur eine Schachfigur in diesem Spiel. Schachfiguren werden aber geopfert.

Charles:Wenn Sie Schach spielen, bewegen Sie da nur die Springer, um sie danach in ein paar Zügen wieder auf die Ausgangsposition zu setzen, um dann für den nächsten Gegner bereit zu sein?

Seneca:Interessante Metapher.

Martin:Charles meint wohl, dass die Horst jetzt vielleicht etwas überbewaffnet ist?

Charles:Einen Stern zerstören, ist ziemlich überbewaffnet! Ich meinte aber, dass man sich auf manche Schachspiele nicht einlassen sollte! Sie sind nur eine Figur im Spiel, wenn Sie sich auch bewegen lassen!

Martin:Wir haben uns ziemlich bewegt, Seneca?

Gael:Zumindest will keine feindliche Macht, dass man sich bewaffnet. Die Xuianer befürchten anscheinend einen Angriff der Habierer.

Martin:Ähm, Gael, ach egal!

Seneca:Es gibt durchaus Fälle, in denen der Feind will, dass man sich bewaffnet. Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht. Danke! Zeit für das Ale!

Das Ale hatte 6 Promille und stieg durch den von Seneca, schon erwähnten, hohen Zuckeranteil sofort in den Kopf. Man raste danach an allem nur vorbei. Seneca hatte die Führung auf ein sträfliches Mindestmaß beschränkt, da in ein paar Tagen alles wieder umgebaut wäre. Senecas Rüstungswettlauf mit seinem Schatten war noch lange nicht beendet. Für Martin gab es daher nur die Fehlersuche in den Programmen des Supercomputers. Das Jantar Mantar, die Weltsonnenuhr, die nun Senecas Zeitgeber war, arbeitete wie beschrieben und er dachte an eine ähnliche Lösung. Er sah einfach noch keine und im Augenblick schien Seneca sicher. Martin hätte das aber anders ausgedrückt.

Seneca:Ich denke, es ist Zeit für den Rückflug. Ich werde hauptsächlich jetzt daran arbeiten, die Horst zu befreien.

Martin:Ich denke, die kleine Raumblase beherrschen wir ganz gut. Das ist eine gute Idee, Seneca.

Charles:Ja, ich glaube auch, dass die Horst jetzt genug Waffen besitzt.

Gael:Gegen die Habierer kann man gar nicht gut genug gerüstet sein!

Seneca:Ich denke die Habierer sind kein Problem!

Gut, Seneca! Man fuhr zurück zur Escape. Jeder hatte verstanden, dass der Supercomputer kaputt war. Der eine mehr, der andere weniger. Man saß in der Escape wie angenagelt und viel zu erzählen gab es immer noch nicht. Als Charles sah, wie schnell sich die Erde beim Landeanflug mit dem Shuttle näherte, gab es nur ein erwartetes Hm. Martin hatte die Escape zielsicher zum Flughafen gebracht, obwohl er nur wieder nach Landmarken flog. Auf dem Flugplatzt war man wohl in Sicherheit.

Gael:Und das ist alles, was wir können? Wo sind die Parallelwelten und überhaupt die Außerirdischen?

Charles war über Gaels Geisteszustand verwundert. Wie konnte man nach dem, was man sah, nur die Wortgruppe „das war alles“ benutzen. Er brauchte Zeit.

Charles:Gut, ich werde mal sehen, ob man damit irgendetwas anfangen kann. Ich bin dann mal im Weihnachtsurlaub!

Martin:Stehe ich jetzt ohne Bodyguards da?

Charles:Sie haben doch Gael! Und außerdem werden Sie wahrscheinlich noch beschattet von den Beamten, die Sie abgehört haben. Ich habe das gleiche Problem. Die könnten vielleicht denken, ich arbeite jetzt schwarz für Sie und Weihnachten und Silvester hatte ich auch schon vorher verplant. Es gibt da wirklich nichts mehr, was Sie mir zeigen müssten, um Ihr Aurit zu verkaufen?

Martin:Nein, das war alles!

Charles:Ich werde mich bei meinen verbliebenen Kontakten umhören. Wenn die UN das alleine regeln soll, wäre sie wirklich überfordert. Man, wenn Miranda auch nur einen Fingerhut davon erfährt, was Sie mir gerade gezeigt haben, reißt sie mir den Kopf ab! Was machen Sie mit diesem Seneca?

Martin:Ich habe ihn schon einmal repariert. Das war auch nicht so schwer! Da fällt mir noch etwas ein.

Charles:Zumindest ist er jetzt beschäftigt!

Gael:Was ist mit Kublai Kahn? Hat der auch einen Programmierfehler?

Martin:Seine ganze Firma läuft über mich. Selbst wenn er die Welt rettet, braucht er dazu Geld! Er wird zu uns kommen, wenn es Schwierigkeiten geben sollte. Mach zuerst seine Webseite fertig!

Kublai:Das ist eine gute Idee. Ich werde mich zwischen Weihnachten und Silvester noch einmal melden.

Martin:Ach ja, Kublai und Seneca haben alles mitgehört! Gael kannst du Autofahren?

Gael:Ich kann Motorradfahren, aber keine Limousine!

Martin:Wir nehmen den Zug und Sie, Charles, die Limousine!

Charles:Nein, ich nehme einen Mietwagen. Die Limousine bleibt hier! Ich darf sie offiziell gar nicht fahren und mir kleben weiter die Beamten an den Fersen! Ich kann es mir einfach nicht leisten weiter negativ aufzufallen. Hoffentlich sind es nur deutsche Beamte. Die wäre ich an der Grenze los!

Gaels Telefon klingelte. Der Avatar Kublai hatte ein paar Änderungsvorschläge.

Kublai:Schön, dass Sie wieder auf der Erde sind! Ich will aus der Webseite eine stark benutzerfreundliche Applikation für Android machen. Ab Android Sandwisch muss sie funktionieren. Wir Roboter haben kein Händchen für Designs und Anwenderfreundlichkeit.

Gael:Geht klar! Ich muss dafür aber noch ein paar Leute einstellen!

Martin:Auf Rügen gibt es nur ein IT-College und das nennt sich „die Linuxexperten“! Das Amt hat auch gerade Weihnachtsurlaub. Kublai, das wird erst nächstes Jahr etwas.

Gael:Amt? Arbeitsagentur? Ich bin doch kein Steinzeitmensch! Das Projekt wird in kleine Teile zerteilt und dann über den Globus bearbeitet. Bei kreativen Arbeiten darf man keine Hilfsarbeiter beschäftigen und von euren Ämtern bekomme ich doch nichts anderes. Die müssen finanziell unabhängig sein. Ein paar Selbständige müssten das mit der App hinbekommen.

Martin:Was hast du gegen Rüganer als Arbeitskräfte? Das können doch Zeitarbeiter programmieren?

Gael:Wenn man einen Maurer braucht, der immer die gleiche Arbeit ausführt, ist das Personal entbehrlich! Ein Kreativer nimmt aber, wenn er geht, sein ganzes Konzept mit. Der darf nicht zu einer anderen Firma wechseln, wenn ihm das Geld ausgeht!

Kublai:Wir verstehen uns! Bis die nächsten Tage!

Die Rollen waren klar verteilt und man verließ den Flughafen. Die Stadt Sassnitz hatte den Trojaner vergessen und in Martins Einraumwohnung war es wieder so ruhig wie immer. Da stand der Übeltäter, der so viele Probleme verursachte.

Martin:Stux der Zweite, Herrscher der Beamten!

Der uralte Laptop, in dessen Lüftungsschlitzen sich noch der gesamte Staub von Martins Wohnung befand. Es war Zeit einzukaufen. Das gesamte Essen würde er alleine Zuhause essen und es gab seiner Meinung nach auch keine Chance, so kurz vor Weihnachten einen Tisch in einem der Restaurants zu ergattern. Er hatte wieder vergessen, dass er Millionär war. Dosenfutter, eine Einkaufstasche voll und er hatte auch dieses Mal die Tasche nicht vergessen. Grüne Weihnachten wurden vom Radio prophezeit. Er war Single und für ihn bestand die Weihnachtszeit schon lange nur noch aus einem veränderten Fernsehprogramm und ein paar Tagen, in denen man nicht einkaufen konnte. Zumindest hatte man auf der Horst gut gegessen. Er war nicht der einzige, der diese Zeit so überstand und ein paar seiner Leidensgenossen, die sich über die immer schlechteren Filme aufregten, würde er durch Gael bald kennenlernen. Gael war aber noch nicht so weit Personal einzustellen. Er fragte sich, wieso Kublai, ein Computer der bereits ein App entwarf, nicht selbst seine Probleme löste. Er hatte selbst eine der Apps gesehen, die von Maschinen entworfen worden waren und er hätte es selbst kaum besser gekonnt. Charles war weit, weit weg. Er war gerade erst Zuhause angekommen und der Computer seiner Kinder war beschädigt.

Charles:Was habt ihr nur wieder damit gemacht? Der Autostart ist völlig zugerammelt?

Gregor:Wir brauchen eben einen neuen Computer!

Charles:Ah, jetzt weiß ich, wieso er nicht mehr richtig hochfährt! Sabotage!

Maryvonne:Wir brauchen ein Tablet PC!

Gregor:Nein 2, für jeden einen!

Kein Computerexperte würde sich freiwillig als Computerexperte bezeichnen, da die IT-Branche mittlerweile aus mehr als 30 Berufen bestand und der Großteil der Arbeit darin besteht die Aufträge weiter zu vermitteln. Für Charles traf das auch zu. Der Kinder PC war bald wieder völlig in Ordnung. Das, was die Kinder wollten, war ein Tablet PC wie Charles ihn auch besaß. Das wären dann aber bei zwei Tabs über tausend Euro, eine Ausgabe, die zu groß war und mit Carla besprochen werden musste.

Charles:Die Kinder wollen Technik zu Weihnachten! Willst du auch einen Tablet PC?

Carla:Nein, ich kann doch dann den alten Kinder PC nehmen! Du bist doch sonst immer so ein Sparfuchs?

Charles:Wahrscheinlich hat irgendeine deutsche Behörde mein Sicherheitstelefon abgehört! Die könnten die ganze Wohnung verwanzt haben, wenn sie es geschafft haben, dass der Fall auch im Ausland aufgeklärt werden darf. Boris Frankavisch hat es sogar in Moskau erwischt. Ich bin für einen kompletten Satz neue Technik!

Carla:Hast du den Deutschen etwas getan?

Charles:Nein und die Trojaner von denen dürften auch älter sein als 5 Jahre. Deswegen wird es wahrscheinlich keinerlei ernste Ermittlungen gegen uns geben. Ich habe den Trojaner vom Bretzauftrag bekommen und den haben sie schon wieder aus der Kartei genommen.

Carla:Dann ist der Trojaner doch weg?

Charles:Der hat ihn immer noch auf einem alten Laptop! Mit dem Geschäft wird es auch in nächster Zeit etwas ruhiger, weil jeder weiß, dass ich abgehört werden könnte!

Carla:Das klingt für mich wie eine Datenpanne?

Charles:Ja, das war es auch! Dafür sehe ich den Bretzauftrag in einem ganz anderen Licht! Da könnte enorm viel Geld im Spiel sein!

Carla:Von wieviel reden wir hier? 2 Millionen?

Charles:Wahrscheinlich erheblich mehr! Weißt du, was ein Raumschiff kostet?

Carla:Ich spiele keine Videospiele mit dir! Dafür ist Gregor da!

Charles:Ich hätte auf dem Schiff ein paar Fotos schießen sollen!

Carla:Warst du angeln?

Charles:Ich glaube, das muss ich alleine klären? Ich bin für einen neuen Satz Technik zu Weihnachten! Wie sieht es mit dir aus?

Carla:O.k., und meine Mutter bekommt dann ein Smartphone!

Charles:Weißt du, wie teuer die Dinger sind?

Carla:Geh doch zum Schwarzmarkt!

Charles:Ich dachte, wir wollten keine Trojaner, aber für deine Mutter mache ich gern eine Ausnahme!

Martin hing durch! Er war an die Gesellschaft von Gael und der Bodyguards gewöhnt und da das Fernsehprogramm zu Weihnachten nicht zu gebrauchen war, wollte er seinen Keller aufräumen. Die Wohnung war schon sauber und die Fenster geputzt. Es war fast nichts mehr übrig, was man aufräumen könnte. Er stand im Keller mit einem zehn Litereimer voll Schutt. Er hatte diesen Ort noch nie aufgeräumt. Der Blick fiel auf seine Spielsachen aus der Kinderzeit und danach auf einen durchlöcherten alten Beutel, der jetzt braun, aber früher mal weiß gewesen war mit einem Logo von einem Unternehmen, das es jetzt nicht mehr gab.

Martin:Was ist das denn?

Es war alt!

Martin:Hä, Böller! Die müssen noch von 2000 sein!

Er hatte, weil in ein neues Jahrtausend gefeiert wurde, damals viel zu viel gekauft und sie dort vergessen! Ein großer Beutel voll Feuerwerk war sein, aber da war noch etwas?

Martin:Hä, eine Tapezierbürste, originalverpackt! Nein, das war mal Frühstücksfleisch!

Er sah den Beutel an.

Martin:Die können doch gar nicht mehr funktionieren?

Da alles mit Weihnachten beschäftigt schien, blieb die Straße leer und Martin wollte eine der Knaller aus dem vorigen Jahrtausend testen. Er entschied sich für einen Pfeifer, das war ein Böller, den man in der Hand behalten konnte. Aus den größeren D-Böllern lief eine bräunliche klare klebrige Substanz aus. Es sollte ein kleiner Böller sein. Vor der Hauseingangstür wurde dann gezündelt. Natürlich behielt er den Böller mit zweifelhafter Feuerkraft nicht in der Hand. Er legte ihn auf die Straße und rechnete entweder mit einem 5 sekündigen Pfeifen oder eben mit nichts. Er riss ihn mit einer alten Streichholzschachtel an und sah einen traurig glimmenden Anzünder. Sehr langsam zog die winzige, ein wenig knisternde Flamme auf das Pappröllchen zu.

Martin:Aus in 4, 3, 2, 1, und was habe ich gesagt!

Der Böller zischte unter einem lauten Pfeifen gut zwanzig Sekunden in der Luft und auf der Straße in Schleifen umher. Martin hatte dieses Silvester Geld gespart! Gael Peter Assimov konnte sich auch über ein paar Einnahmen freuen. Er unterhielt sich über Videotelefon mit einem Provider aus Österreich.

Raphael:Kernelkenntnisse für eine App brauchst du nicht. Setz auf dezimale Arbeitsweise!

Kernel war die Programmiersprache der Chips und die angeblich dezimale Arbeitsweise war eine Besonderheit der IT-Branche. Wenn man in der realen Arbeitswelt etwas zehnmal machen musste, konnte man sich höchstens eine Schablone anfertigen, um die Arbeit zu beschleunigen. Ein Programmierer hingegen programmierte erst die Null und dann die Eins und war fertig.

Raphael:Wenn du etwas mehr als fünfmal hintereinander tun musst, gibt es ein Tool dafür! Niemand, der sich auf Android spezialisiert hat, arbeitet heute noch mit Kernel!

Gael:Was, wenn ich tricksen muss? Ohne Kernel verlasse ich mich blind auf die Tools! Das gefällt mir nicht!

Raphael:Du findest wieso keine arbeitsfähigen Leute mit Kernelkenntnissen. Genauso gut könntest du die App in Java programmieren! Das sind Dinge, die es heute kaum noch gibt. Versuch es mit Microsoft Phytons. Das können die alle genau wie C++. Du musst schon die Programmiersprachen verwenden, die am Markt noch benutzt werden. Die App wird ziemlich groß und mit Java wird es kaum was werden!

Gael:Klar verwendet man noch Java. Erzähl keinen Mist!

Raphael:In der Wirtschaft nicht, aber bei euch Hobbyprogrammierern. Schau dir doch mal deine Protokollfragen an! Nur beim Browsen steht da noch Java, für die privaten Websites.

Gael:Überall ist Java! Ich kann auf jeder Seite auch den PhP Code abfragen und du sagst, ich brauche das nicht?

Raphael:Genau! Wenn du die App in Java programmierst, sind das tausende von Programmzeilen und du musst die App dann auch ständig betreuen, um keine Schäden auf den PCs deiner Nutzer zu hinterlassen. Wenn sie noch etwas anderes außer deiner App auf dem Rechner haben, das sich mit der App nicht versteht, hast du ein Problem. So wie du arbeiten willst, produzierst du in kürzester Zeit nur Malware. Tools können ihre Aktualisierungen in Echtzeit auf das übertragen, was sie erschaffen und du kannst die Betreuung damit den Toolprogrammierern überlassen. Ein Toolupdate sind zwei Klicks mit denen du tausende Programmierzeilen in Java überschreibst. Willst du das wirklich von Hand machen?

Gael:Das klingt, als könnte ich dadurch viel Zeit und Geld sparen?

Raphael:Ja, das ist für gewöhnlich der Sinn von Software!

War das der Grund, wieso die Maschine Kublai nicht selbst die App programmierte? Zeit und Geld zu sparen klang fürs erste danach. Gael stellte sich eine Frage weniger und so blieb mehr Zeit für die Arbeit. Heiligabend, für Martin waren die alten Böller ein gutes Geschenk und er sah Kabelfernsehen. Es gab an diesem Tag keine Serien, nur uralte gute und neue wahnsinnig schlechte Filme. Es lief auf eine Dokumentation hinaus. Oh je, es war eine Amerikanische, die zu Zeiten von Bush Jr. entstanden war. Man stellte sich die Frage, wie US-amerikanische Truppen Außerirdische besiegen könnten. Er erinnerte sich schmunzelnd an Dr. David Serwas. Der Militärexperte hatte ihm erfolgreich vermitteln können, wieso die USA freudig ihre gesamten Militärgeheimnisse an die Welt abtraten.

Martin:Koproduktion AlJazzera!

Der Nachrichtensender hatte während des Afghanistan- und des zweiten Irakkrieges dafür gesorgt, dass die USA eigenes Material herstellen mussten und jetzt redete man über eigentlich streng geheime und wahrscheinlich sogar illegale Militärtechnik. Man sah eine Soldatin an einem Pult, die mit einem Leuchten in den Augen beschrieb, wie die USA zu Forschungszwecken einen Satelliten abschoss, welches natürlich auch gegen die friedliche Nutzung des Weltraums verstieß. In der Dokumentation erwähnte man das natürlich nicht. Es war nicht die Technik, da China ebenfalls von großen Protesten begleitet dies ein paar Jahre später wiederholen konnte. Es war dieser angetrunkene Glanz in den Augen der Soldatin, der ihn weiter fernsehen ließ. Wie glücklich doch jemand war, jemanden dienen zu dürfen. Das war es, was er wieder haben wollte. Diese blinde Zuversicht in die Welt, dass man ihm eines Tages für sein Handeln dankbar sein würde. Nun legte er keinen Wert mehr auf die Dankbarkeit einer Welt, in der niemand seine Erklärungen für sein Handeln hören wollte. Es gab keine höhere Bestimmung. Mit dem Pirogen aus der Dose konnte er keine erledigte Arbeit mehr verzeichnen sondern nur einen überstandenen Tag. Weihnachten konnte man auch so verbringen. Das Fest war für die drei kaum erwähnenswert. Charles hatte auch Silvester frei. Er plante allerdings sein Comeback in der Sicherheitsbranche. Boris Frankavisch, der Schwerindustrielle in Russland, war für gewöhnlich sein erstes Ziel, wenn es neue Aufträge geben sollte. Der Kontakt war aber zurzeit nicht zu gebrauchen. Die Moskauer Polizei durchsuchte gerade alles, was er besaß. Es war die Schuld von Charles. Eine Sonderkommision befasste sich mit Boris nur, weil er sowohl große Mengen an Menschen und Material verschob und er einer der Auftraggeber von Charles war. Kurz zuvor hatte Charles einen Trojaner bei der zuständigen Stelle abgegeben und sich damit als das ausgewiesen, was er eigentlich bekämpfen sollte, als Terrorist. Wenn Boris wegfiel blieb nur noch Alois Mengetre. Er war zu alt, um den Terror in der Welt zu unterstützen. Er hatte einfach keine Mittel mehr dafür. Dass er einen Schlaganfall bekommen könnte, wenn man eine Waffe in seiner Nähe abfeuerte, hatte seine Überprüfung nicht verhindert. Man hatte schon ein bisschen seltsam kucken müssen als man dabei feststellte, dass der alte Mann im Rollstuhl die ganze Welt bereiste und eigentlich immer woanders war. Gerade war er in Florida. Das traf sich gut, denn ein alter Mann in Florida war kaum zu finden und er sprach gerade über eine Sache nach der Charles sowieso gefragt hätte. Charles reiste ab und damit gab es in Europa keinen Sicherheitsdienst mehr für Martin Bretz. Nein, das konnte nicht so bleiben!

Charles:Bill, der Urlaub ist gestrichen! Jeff ist in Italien und Sie stehen alleine da. Dafür werden Sie auch besser bezahlt. Klingt das fair?

Bill:Ja, wenn ich erst morgen anfangen muss! Ist Mathew auch dabei?

Charles:Nein, aber Sie können sich einen Mietwagen holen. Ihnen werden die Spesen bezahlt!

Bill:Ich brauche bestimmt einen Geländewagen! Wenn es hier wieder so schneit wie im letzten Jahr, nützt mir ein Kleinwagen nämlich nichts! Wie hoch dürfen die Spesen denn eigentlich sein?

Charles:400 Euro pro Tag. Und kümmern Sie sich auch um Gael Peter Assimov!

Bill:Bei den Straßen dort oben ist der Geländewagen nicht zu umgehen! Wo sind Sie, wenn ich Hilfe brauche? Ich kann mich nicht um zwei Leute gleichzeitig kümmern?

Charles:Ich bin dann am Telefon! Martin Bretz hat Priorität! Noch etwas?

Bill:Nein!

Es war ein Standardauftrag. Bill hatte nicht die komplexen Gedankengänge, die einen Ermittler ausmachten. Bill hatte stattdessen einen Kater. Beim großen Spiel um die Horst konnte er so nicht miteinsteigen. Es hatte außerdem schon angefangen. Charles saß bereits im Flugzeug, Gael googelte Programme, die Programme programmieren und Martin Bretz musste eine Runde aussetzen. Am Südpol suchte schon Martins Einsatz Seneca. Die Expedition zum Finden der Eisvogel und deren Piloten stand faktisch fest. Alvaro Ortega hielt die Papiere in der Hand und war der Meinung, zivil dort am Wostoksee bergen zu können. Aber die NASA war in erster Linie eine militärische Einrichtung. Sie unterstand der US-Luftwaffe. Die vielen geschwärzten Stellen in der Auftragsbestätigung ließen ihn grummeln. Er sah sich auch die Übersetzungen ins Deutsche für die Bretz Holding an.

Alvaro:Nanu? Der Artikel für das Bergungsvehikel ist männlich?

Er war früher mit der deutschen Marine im Manöver und wusste, was das hieß. Wenn die Person im Deutschen für ein Schiff männlich war, handelt es sich nicht um einen Übersetzungsfehler, sondern so wurden militärische Schiffe beschrieben. Das hatte ein pedantischer Admiral geschrieben. Offenbar wollte da noch jemand in das Spiel einsteigen. Das klang wie eine gute Partie „Mensch ärgere dich nicht“. Es war nicht das Aurit, worum es hier ging. Das konnte Alvaro ausschließen. Die USA hätten dann sofort alle Forschungen zu diesem Thema beenden müssen. Charles sollte schnell klar werden, von welchem Schaden man dann hätte sprechen müssen. Er war gerade auf amerikanischen Boden gelandet und stand schon wieder an einem Eisstand. Florida war einer der wärmeren Staaten der USA. Das änderte nichts an dem Verbrauch von Zucker.

Charles:Walnuss, es sei denn, sie ist so süß wie das Pistazieneis!

Verkäuferin:Das ist mit Ahornsirup. Versuchen Sie doch einfach das Zitroneneis!

Charles dritte Tüte. Alois wusste, wo er nach Charles suchen musste. Für beide stand das Gesprächsthema fest. Für jeden ein anderes.

Alois:Charles, mein Lieblingsterrorist!

Charles:Sie sind witzig, wir stehen hier auf einem amerikanischen Flugplatz und Sie schreien Terrorist!

Alois:Ich hatte es Ihnen gesagt, Hände weg vom Bretz. Der bringt nur Ärger!

Charles:Sie müssen gerade rumbrüllen! Soll ich Ihnen mal einen Schlag von Ihrem Dimitri Koljakov erzählen. Das sollten wir dann aber woanders machen!

Alois:Mein Wagen steht draußen! Ist die Bretz Holding schon mit einer neuen Chefetage versehen oder wartet alles noch auf das Testament?

Charles:Da lief von Anfang an alles über Bretz und ich glaube, Kinder werden wir auch keine von Sebastian Seneca sehen. Was gibt es sonst bei Ihnen. Ich höre immer nur Bretz?

Der Topterrorist führte eine Marktanalyse durch. Seine Kontakte waren still geworden und ein Neustart führte man erst durch, wenn geklärt war, ob man Charles Dunbar weiterhin als Bedrohung einstufte. Im Gegensatz brauchte man kein aktuelles Foto von ihm, um ihn aus der Kartei zu nehmen. Es würde lange dauern, bis seine Informationslage wieder so gut war wie vor Stuxx dem Zweiten. Er hatte dafür einen anderen unangebrachten Marktvorteil - sein Wissen um die Horst. Es blieb natürlich ein Geheimnis, dass man schon gar nicht Alois erzählen durfte. Es würde das Gleiche geschehen wie am Südpol, ein Datenleck! Alvaro Ortega sah da auch einen sehr redseligen Mann sitzen. Es war Thomas Ratling, der Ingenieur mit der Spezialisierung auf Hochgeschwindigkeit. Er war überarbeitet und genoss die Sonne.

Alvaro:Thomas, was machen Sie hier draußen so alleine?

Thomas:Ärgern! Ich ärgere mich über meine eigne Blödheit hierher zu kommen!

Alvaro:Stunk mit den Schreibtischtätern?

Thomas:Nein, endlose Schwindeleien der Labore!

Alvaro:Werden die Ergebnisse gefälscht?

Thomas:Nein, ich hätte es riechen müssen! Verdammt!

Alvaro:Was?

Thomas:Als ich zum Südpol kam, haben sie mich durch den Test gewunken! In meiner Stellenanzeige stand Raumschrottbeseitigung. Jetzt arbeite ich direkt für das Militär und die Idioten belügen mich Tag ein Tag aus.

Alvaro:Das Aurit darf nicht militärisch genutzt werden! Melden, aber sofort!

Thomas:Kein Mensch von den staatlichen Laboren arbeitet am Aurit. Seit 9 Monaten tue ich nur eins, Projektile und Kanonen prüfen. Da unten steht nichts anderes!

Alvaro:Ich verstehe nicht? Projektile und Kanonen sind doch militärisch?

Thomas:Die Waffen bestehen aber nicht aus Aurit. Die einzigen, die überhaupt irgendetwas mit dem Aurit machen, sind die Oberirdischen Labore mit den Teilpatentverträgen. Die Bretz Holding und dieFranchise Unternehmen sind zurzeit die einzigen, die die Substanzen auf ihre Eigenschaften prüfen, wenn man „es zerstören“ nicht als Eigenschaft wertet! Da unten will man nur eines wissen, wie schießt man ein Loch rein? Mein Forschungsbericht wird ein einziges Schlafmittel! Gauskanone nichts, Plasmawerfer nichts, Disruptor Typ B nichts. Das ist das einzige, was ich eintragen kann!

Alvaro dämmerte es! Was immer da unten im Wostoksee war, es könnte ein Loch in das Aurit geschlagen haben. Für die UN-Mitgliedländer stand anscheinend schon fest, dass Auritwaffen kommen würden und diese mussten auch ihre Schwachstellen besitzen. Alois überlegte nicht lange wer als erstes mit diesen Waffen arbeiten würde, China. Der Mann hatte wirklich gute Ohren. Er hatte das Gerücht vom Südpol verstanden. China hatte als einziges Land kein Interesse daran, dass die Eisvogel geborgen wurde. Es lag daran, dass sie den bemannten Bohrer selbst versenkt hatten. Es war nur eine falsch zusammengelötete Platine, die das Schiff hatte ausfallen lassen und die war eine so teure Bergung nicht wert. China hatte sich inoffiziell quergestellt als es um die Bergung ging und war überstimmt und überboten wurden. Deng Fat, der Idiot der Beweise hinterlassen haben könnte, steckte in Schwierigkeiten. Auch gegen ihn wurde im Rahmen von Gegenspionage ermittelt. Das Spiel stellte sich für die ermittelnden Parteien aber noch anders dar. Alois sah in den Charles Dunbar verbliebenen Kontakten einen Chinesen ohne Vorgeschichte, der gerade unauffindbar war. Es war ein möglicher direkter Kontakt zur Volksrepublik China, Kublai Kahn. Es war das einzige Thema, über das er eigentlich sprechen wollte. Im Wagen gab es zwar Wodka ohne Ende, aber Charles war genauso ohne Ende trinkfest. Wie quetschte man einen Ex-Agenten aus?

Alois:Was ist genau beim Bretz-Auftrag passiert?

Niemand sprach gern über eine Datenpanne und Charles war da auch keine Ausnahme. Alois hatte Bill im Verdacht. Charles war Choleriker und dabei könnte ihm viel unüberlegt herausrutschen. Der Russe würde es schwer haben, einem alten Hasen weiß zu machen, dass da leider wirklich nichts von Belang passiert war.

Charles:Da war ein Haufen von übereifrigen Beamten mit zu viel Zeit!

Alois:Wieder Ihr Problem mit dem Finanzamt in Russland?

Charles:Nein, es waren deutsche Beamte!

Nun ja, mit unserem Fleiß konnten wir Deutschen wirklich Werbung machen, aber die Rede war von Beamten. Charles berichtete korrekt, denn beim Datensammeln waren die deutschen Beamten wirklich etwas zu fleißig und eine Menge Zeit hatten die Herrschaften auch dadurch, dass die Wirtschaft im Wesentlichen die meisten Verbrechen, die man in Deutschland im Internet ahndete, selbst von vornherein verhinderten. Die NSU-Affäre war Alois noch nicht bekannt, so log Charles entweder, was Alois verwundert hätte, denn das konnte er besser oder er sprach in Rätseln. Zeit für die Problematik Kahn.

Alois:Wie sieht es mit Ihren Geschäften mit diesem Chinesen Kublai aus?

Charles:Bei dem erwarte ich auch keine Familie!

Alois:Schwuchtel?

Charles:Impotent!

Alois:…und die Programme? Vertreten Sie seine Firma?

Charles:Das ist wieder die Bretz Holding! Seine Firma gibt es wahrscheinlich nur auf dem Papier!

Alois:Und da beschweren Sie sich über meinen Mittelsmann Dimitri Koljakov?

Charles:Kennen Sie noch andere Unternehmen, die mich auch beschäftigen würden? Bei der Bretz Holding steht nämlich sehr viel nur auf Papier?

Alois:Eine solche Unternehmung kann doch keine Briefkastenfirma sein?

Charles:Ich wünschte, dort wo der Firmensitz ist, gäbe es Briefkästen!

Alois:Mafia?

Charles:Oh wäre das schön!

Alois:China?

Charles:Die Venus! Das Unternehmen befasst sich mit Raumfahrt!

Alois:Wieso ist das schlechter als die Mafia?

Charles:Weil Raumfahrt nicht gleich Raumfahrt ist!

Alois:Die war ja auch auf den Verträgen zur Nica verboten worden. Das ist doch überhaupt der Grund gewesen, wieso Sie diese Stelle bekommen haben. Vielleicht chinesische Taiwanauten?

Charles:Ich muss, um ehrlich zu sein, selbst herausfinden, in welchen Größenordnungen wir hier sprechen!

Alois:Wir sind in Florida. Das ist die Türschwelle der NASA. Wir können vorbeifahren und fragen!

Charles:Ich kann damit nicht zur NASA! Die müssen sich doch gerade an die Verträge halten!

Alois:Ich meinte nicht die Bürogebäude, ich meinte die Sight Seeing Tour auf dem Raumbahnhof Cap Canaveral.

Charles:Das ist eine gute Idee! Wie sieht es mit neuen Aufträgen aus, Alois?

Alois:Ich fürchte bis sie wieder da sind, müssen, Sie sich noch eine Menge Museen ansehen!

Charles:Den Urlaub habe ich mir nach dieser Geschichte auch verdient!

Man fuhr also die NASA an und schlug die Zeit bis dahin mit endlosen Gesprächen über die Familie tot. Es war das einzige, was den beiden noch geblieben war. Der Behindertenparkplatz vor dem Museum war zu klein für Alois’ Limousine. Ansonsten war alles barrierefrei, wie üblich bei öffentlichen Gebäuden. Schnell hatte man sich in die Touristenschlange eingereiht und wieder begann eine Zeitreise.

Guide:Willkommen im Kennedy Space Center!Wir beginnen mit den bemannten Missionen des KSC, bis 1968. Mercury, Gemini und Apollo haben die Weltgeschichte geprägt.

Charles:Wie teuer ist so ein Raumschiff?

Guide:Ein Raumschiff wird mittlerweile kostensparend hergestellt, viele Teile sind nachhaltig. Aber die Saturn IV Trägerrakete ist das Komplizierteste, was der Mensch bisher geschaffen hat und gehört damit auch zum Teuersten. Die Ausgaben lohnen sich aber, denn der Mensch kann nur ins Weltall expandieren. Wir transportieren mit günstigeren Raketen Satelliten in den Orbit und das ist trotz der teuren Raketen ein Gewinngeschäft in Milliardenhöhe. Dazu kommen wir aber später!

Der Guide umging die Frage, denn ein Raketenstart war mit einem anderen Raketenstart nicht zu vergleichen. Jeder versuchte die tatsächlichen Kosten für einen Raketenstart geheim zu halten.

Charles:Was bringt so ein Satellit denn ein?

Guide:Das kommt auf den Satellit an!

Charles:Wieviel würde ich verdienen, wenn ich damit zur Venus komme?

Guide:Nichts! Wissenschaftliche Daten werden dort nur gesammelt, weil manche glauben, man könnte den Planeten besiedeln oder es könnte auch Leben geben. Außerirdische treffen ist doch toll!

Alois:Wir suchen auch hier nach Außerirdischen, mit Radioteleskopen. Das Programm heißt S.E.T.I., search extraterrestikel Intellegence! Das Programm kostet 10 Millionen Dollar im Jahr!

Guide:Nein, 2010 wurde der Etat von Barack Obama gestrichen!

Oh ein Republikaner, nicht alles was Barack Obama tat, finde ich richtig. S.E.T.I. kostete im Vergleich zu anderen Weltraumprogrammen eigentlich wenig. Es gab keine anderen Staaten, die das amerikanische Projekt weiterführen wollten. Eine fantastische Leistung unglaublicher Ignoranz. Zurzeit sucht niemand auf der ganzen Erde nach Signalen von Außerirdischen. Es gibt glücklicherweise noch Sonden, wie Minerva, die sich damit befassen.

Charles:Alois, ich will jetzt nicht wissen, was es kostet. Ich will wissen, was es denn so einbringen würde?

Alois hatte einen vergeigten NASA-Test von Martin Bretz noch im Hinterkopf. Jeder wusste, dass er an Außerirdische glaubte. Was wollte Charles da wissen? Venus?

Guide:Wenn man von kommerziellen Satelliten im Orbit absieht, gibt es noch die Möglichkeit, Rohstoffe aus dem All zu gewinnen. Auf dem Mond könnte man Helium 3 abbauen und es auf der Erde zu Energie machen!

Charles:Der Mond ist ziemlich nah!

Guide:Nah ist offenbar ein sehr relativer Begriff! Wir sind noch weit entfernt davon, Rohstoffe von anderen Himmelskörpern abzubauen! Wir planen da gerade eine Raumstation und das wird schon schwierig genug.

Charles:Und wenn wir weiter weg könnten?

Guide:Also dann muss man vom Jupiter reden. Unter seiner sehr dichten Atmosphäre ist er ganz und gar mit Wasserstoff bedeckt. Das ist ein Brennstoff!

Alois:Der gute Mann ist Russe, erzählen Sie ihm, was er hören will, erzählen Sie von Öl und Gas!

Charles:Nein, das kann es nun wirklich nur auf der Erde geben! Öl und Gas entstehen aus abgestorbenen Pflanzen!

Guide:Ich muss Sie enttäuschen, auf Kohlenstoffplaneten ist der Grundstoff Kohlenstoff. Auf der Erde besteht der Atlantik aus Salzwasser. Auf Kohlenstoffplaneten bestünde er aus Benzin!

Alois:Schlechte Karten für Russland, wenn Sie schon von der Venus sprechen!

Guide:Schlechte Karten für die gesamte Rohstoffpolitik. Gold kostet fast nur so viel, weil es so selten ist. In alten Sternensystemen, in denen es vorher mehrere Sterne gab, kann man aber auf Nuggets stoßen in der Größe von Kontinenten. Das Angebot bestimmt hauptsächlich die Nachfrage. Zum Beispiel in Doppelsternsystemen gab es im Stern schwerere Elemente, dadurch dass der Stern nicht zum sehr großen Teil Wasserstoff zu Helium fusioniert hat, sondern auch schwerere Stoffe. Dadurch sind dann auch noch mehr schwere Stoffe entstanden als in unserem. Die Zusammensetzung unseres Sonnensystems ist keine Vorschrift für andere Sonnensysteme. Wenn Sie die Ressourcenpolitik auf das Universum ausdehnen würden, bräche sie fast augenblicklich zusammen.

Charles:Man hat aber noch keine Kohlenstoffplaneten gefunden!

Guide:Doch, wir werden uns im Planetarium ein paar ansehen. Das sind dann aber nur Animationen. Schwarze Löcher sehen Sie dann echte!

Charles:Wann sehen wir ein paar echte Satelliten? Ein paar kommerzielle?

Guide:Wir kommen nachher dazu. Die meisten, die Geld einbringen, werden geheim gehalten. Das wollten Sie doch wissen?

Charles:Was sehen wir dann?

Guide:Zum Beispiel einen Nachbau der Voyager Sonden! Die Sie sehen wollen, sind in den gesperrten Arealen und das wäre dann Industriespionage oder bei den militärischen Satelliten sogar Landesverrat für mich! Die kann ich Ihnen also nicht zeigen.

Trotz fehlender Spionage war der Tag ein guter für Charles. Dass er beim ungeplanten Urlaub richtig ausschalten hätte können, wäre aber gelogen. Ein paar Zahlen mit Dollarzeichen wurden auf der Tour nämlich doch präsentiert und er begann zu kalkulieren. Auch Martin blieb irgendwo in den Zahlen stecken. Er suchte nach Kublai Kahn. Die Applikation auf seinem von Seneca aufgebohrten Smartphone gab leider nicht die Lage des zweiten Roboters an. Er hatte gedacht, er würde irgendwie aus den ständig springenden GPS-Koordinaten schlau werden. Er fragte schlicht nach!

Martin:Kublai Kahn wo steckst du?

Kublai:Die Straßen hier haben keine Namen!

Martin:Gib mir doch dann zumindest das Land?

Kublai:Rio, Brasilien!

Er saß alleine in seiner Einraumwohnung und sah sich Wiederholungen an. Bill klingelte. Er hatte Dienst und wollte mit Martin Bretz Einkaufen fahren. Seine Küche hatte keinen Kühlschrank und niemand war daran interessiert, wie er die Feiertage verbringen hätte müssen. Alles andere war beschäftigt, nur ihm drohte die Decke auf den Kopf zu fallen. Nun mussten zwei die erdrückende Langeweile der Einraumwohnung ertragen und schon nach kurzer Zeit holte Bill ein Paket Skatkarten aus dem Wagen. Essen gab es noch genug, aber das zu Kochen lag unter seiner Leidensgrenze. Völlig verkochte Paprika aus der Dose war für jeden Koch ein sehr trauriger Anblick. Martin sah nicht besser aus, aber das bemerkte Bill nicht. Er wollte nur den neuen Wagen einfahren und suchte einen Grund.

Bill:Wollen Sie zu Dr. Molke? Ich meine, weil Weihnachten war!

Martin:Der Mann spricht nicht mehr mit mir!

Dr. Molke hatte ihm seine Kreditkartengeheimzahl gegeben und danach waren die Gespräche mit ihm als hätte der gute Doktor einen Hirnschaden. In der Psychologie war es üblich Geheimhaltung zu wahren, da der Patient dann mehr erzählte und natürlich auch sich dumm zu stellen. Dr. Molke tat das aber ein bisschen zu gut. Es könnte auch daran gelegen haben, dass er dadurch möglichen Ermittlungen der Behörden verraten hätte, und selbst an Weihnachten Redeverbot zu diesem Thema hatte. Die Psychologie war nicht die einzige Profession, bei der man Personal mit Hirnschaden gerne mal beförderte. Das erklärte die Probleme, die Alvaro Ortega mit dem Militär hatte.

Alvaro:Was heißt das hier Miranda? Ich darf keinen Zugang zur Eisvogel haben? Das ist mit meine Konstruktion!

Miranda Braun:Es muss leider dabei bleiben. Die Sache wurde als geheim eingestuft!

Selbst Alvaro Ortega, der mit der NASA oft an Inoffiziellen Aufträgen arbeitet, war die Häufigkeit mit der das Wort geheim auftauchte zu viel geworden. Hier war Geheimhaltung doch völlig unsinnig. Den Bohrer hatte er mitentworfen und er gehörte auch zu denen, die am ehesten erkannten, was im Wostoksee schiefgelaufen war. Die Häufigkeit des Wortes geheim brachte die Presse ins Spiel. Es gab noch eine Handvoll Reporter auf der Welt, die sich ihre Storys aussuchen konnten. Katharina Dorothea Howl zählte zu diesen glücklichen sowie Walter Faden. Walter war auf diesen seltsamen Chinesen namens Kublai Kahn aufmerksam geworden, da er fast überall gleichzeitig zu sein schien und Katharina blieb wieder genau das Gegenteil. Seneca war nirgends zu finden. Sie saß jetzt ohne Zeitdruck an dem Fall. Dieser tote Unsichtbare war vom Planeten verschwunden und zahlte brav ihre Spesen. Wann und wo hatten Kublai und Seneca sich kennengelernt? Man könnte Kublai fragen, aber wo war er gerade? Katharina nahm als erste das Telefon in die Hand, während Walter noch versuchte einen Termin bei der Außenstelle der Bretz Holding zu organisieren.

Walter:Faden! Wer ist da?

Katharina:Frau Howl, der Fall Sebastian Seneca! Erinnern Sie sich noch?

Walter:Ja, das Firmen-Portrait der Bretz Holding. Ich versuche seit Tagen einem Termin beim Takafumi Building zu bekommen! Ich hatte schon gar nicht mehr mit Ihnen gerechnet!

Katharina:Ich bin darüber nicht informiert. Ich arbeite immer noch an dem Fall Sebastian Seneca! Ich glaube Sie sind abgelehnt worden. Die Informationspolitik von diesem Hagen van de Volk ist wirklich miserabel.

Walter:Soweit ich informiert bin, ist Sebastian Seneca jetzt tot und unter der Erde. Dürfte das nicht auch für das Portrait von ihm gelten?

Katharina:Na ja, ich arbeite etwas auf eigne Faust, da es doch sehr seltsame Geschehnisse sind!

Walter:Haben Sie schon gehört, dass sie die Eisvogel bergen wollen?

Katharina:Da wird es mit der Recherche nichts. Da sind überall Abschirmdienste!

Walter:Das Militär, was sucht das im Wostoksee? Ich sitze gerade am Fall Kublai Kahn. Er finanziert überall kleine Projekte, Afrika, Südamerika, Indochina, Zentral China und hat noch nicht mal eine alleine überlebensfähige Firma. Da läuft auch alles über die Bretz Holding und, wenn ich Sie richtig verstanden habe, auch über das Militär!

Katharina:Das wäre dann ja illegal! Klingt gut! Wollen wir uns zusammenschmeißen?

Walter:Können Sie mir einen Termin bei der Bretz Holding geben?

Katharina:Ich kann es versuchen!

Walter:Haben Sie Material zu Kublai Kahn?

Katharina:Da gibt es nicht viel, aber ich habe eine Quelle!

Sie drehte die Kreditkarte von Martin Bretz in ihrer Hand. Die drei Monate, wegen dem wirklich total versauten ersten Date, Ausgehverbot, waren noch nicht ganz vorbei. Hoffentlich zählte er nicht die Tage und bemerkte, dass ihre Sperre noch nicht abgelaufen war. Es gab aber eine Versicherung.

Katharina:Sie können, wenn sie wollen, ja mitkommen? Die Quelle ist der große Bretz selbst!

Walter:Sie kennen Martin Bretz? Ich habe noch nicht einmal seine neue Adresse!

Charles hatte verbreitet, dass er umgezogen sei, da die Einraumwohnung wirklich keinen echten Schutz bot. Das schloss Bill natürlich mit ein. Die Telefonnummer stimmte auch noch.

Katharina:Geh schon ran!

Martin:Hallo! Wer unterbricht meinen Weg in den Wahnsinn?

Katharina:Hallo, hier ist Katharina Dorothea Howl. Können wir ein Treffen ausmachen. Eine kleine Party zu Silvester?

Martin:O.k., wo wollen wir uns treffen?

Katharina:Hast du Silvester schon etwas vor?

Martin:Nein!

Katharina:Chinesisches Feuerwerk? Habt ihr einen Chinesen in der Stadt?

Martin:Wir haben einen! Ich muss nur noch irgendwie meine Leibwächter abschütteln! Ah, ich brauche auch noch eine Reservierung! Das wird ziemlich schwer zu Silvester eine Reservierung zu bekommen.

Katharina:Von wegen, nicht für einen Millionär!

Martin:Ich kann es versuchen! Es sollte wie ein Geschäft aussehen, damit ich die Bodyguards nach Hause schicken kann!

Katharina:Kein Problem, es ist wieso geschäftlich. Ich bringe noch jemanden mit, also drei Mann!

Martin:Ok, ich melde mich, wenn ich die Reservierung habe.

Er lief noch am selben Tag ein chinesisches Restaurant an.

Martin:Hallo, ist Sylvester noch ein Platz bei euch frei?

Kellner:Ja, wollen Sie bei der Party dabei sein? Wir schließen erst, wenn der letzte Kunde geht und solange gibt es alles umsonst, für 120 Euro. Wir machen dreimal Feuerwerk!

Martin:Das trifft sich gut! Ich bringe eine Freundin und noch einen Gast mit. Ich habe auch gerade selbst noch altes Feuerwerk gefunden und das ist staubtrocken.

Kellner:Kein eigenes Feuerwerk darf bei uns gezündet werden! Wir können aber Ihnen Essen mit nach Hause geben zum gegenseitig füttern, das ist auch sehr romantisch. Wir bereiten alles in mundgerechten Stücken zu.

Martin hatte in der letzten Zeit auffällig viele Geschäftsessen. Da war noch Bill, der Dienst haben würde. Er hatte sicherlich nichts gegen einen Zwangsurlaub zu Silvester.

Martin:Bill, Sie können sich Silvester freinehmen. Ich habe wieder ein Treffen mit der Reporterin vom Hafenfest.

Bill:O.k., zum neuen Jahr bin ich dann wieder da!