Die zweite Nacht - Natalie Rabengut - E-Book + Hörbuch

Die zweite Nacht E-Book und Hörbuch

Natalie Rabengut

0,0

Der Titel, der als Synchrobook® erhältlich ist, ermöglicht es Ihnen, jederzeit zwischen den Formaten E-Book und Hörbuch zu wechseln.
Beschreibung

Helen Strobel hat mit Männern rein gar nichts am Hut, sie ist mit ihrer Arbeit verheiratet. Als sie jedoch ihren neuen und überaus attraktiven Nachbarn Frederik kennenlernt, stellt sie fasziniert fest, dass ein wenig Abwechslung in ihrem Leben nicht schaden könnte: Sie schlägt ihm ein simples, rein sexuelles Arrangement vor, von dem beide in ihren Augen nur profitieren können. Nach kurzem Zögern stimmt Frederik zu – doch schon bald kommt Helen der Verdacht, dass ihr Nachbar das Verhältnis zwischen ihnen anders sieht als sie, denn er verbringt entschieden zu viel Zeit in ihrer Wohnung statt in ihrem Bett... Gefühlvolle Handlung. Explizite Szenen. Happy End. Alle Bücher der Reihe sind in sich abgeschlossen und können unabhängig voneinander gelesen werden, sind aber durch wiederkehrende Figuren miteinander verbunden.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 383

Das Hörbuch können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS

Zeit:8 Std. 20 min

Sprecher:Laura Sophie Helbig
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.

Beliebtheit




DIE ZWEITE NACHT

DATE-REIHE 2

NATALIE RABENGUT

ROMANTISCHE LIEBESKOMÖDIE

Copyright: Natalie Rabengut, 2013, Deutschland.

Covergestaltung: Natalie Rabengut

Alle Rechte vorbehalten. Ein Nachdruck oder eine andere Verwertung ist nachdrücklich nur mit schriftlicher Genehmigung der Autorin gestattet.

Sämtliche Personen in diesem Text sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind zufällig.

www.blackumbrellapublishing.com

Ach ja: Das Zitat, das Helen in einem Gespräch mit Frederik benutzt, um nicht über ihre Gefühle reden zu müssen, stammt aus »Der gute Mensch von Sezuan« von Bertolt Brecht.

INHALT

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Nächster Band der Reihe: Ein halber Kollege

Über Natalie Rabengut

KAPITEL1

Als das Taxi hielt, war ich erleichtert. Endlich zuhause! Endlich hatte ich diese beknackte Hochzeit hinter mich gebracht. Es war nicht so, als würde ich mich nicht für meine Schwester freuen. Aber seit sie verkündet hatte, diesen Albtraum in Weiß zu veranstalten, waren Mamas vorwurfsvolle Blicke, weil ich noch Single war, immer schlimmer geworden.

Scheinbar brauchte eine Frau unbedingt einen Penis an ihrer Seite. Jedenfalls befand sich meine Schwester jetzt auf dem Weg in die Flitterwochen und ich hatte wieder meine Ruhe. Nachdem ich den Fahrer bezahlt hatte, stieg ich aus und verzog sofort das Gesicht. Meine Füße brachten mich um. Ich war es ohnehin schon nicht gewohnt, auf hohen Absätzen zu laufen – es den ganzen Tag zu tun, hatte mich fast in den Wahnsinn getrieben.

Die frische Nachtluft erwischte mich wie mit einem Hammer und erinnerte mich daran, dass ich das letzte Glas Champagner lieber unauffällig in eine der Blumen hätte kippen sollen, wie Mo, die Freundin meines Bruders, es getan hatte. Das war aber leichter gesagt als getan, wenn man unablässig von den eigenen Eltern beobachtet wurde, die fleißig nach einem Bräutigam für mich Ausschau hielten.

Mein Bruder Daniel, der alte Verräter, hatte es irgendwie geschafft, Mo um den Finger zu wickeln und jetzt war ich der letzte Single der Familie. Wundervolle Aussichten für die nächsten Familientreffen – schon allein, weil niemand akzeptieren wollte, dass ich einen Mann in meinem Leben ungefähr so dringend brauchte wie eine Blasenentzündung. Für den Moment reichte meine Arbeit mir voll und ganz.

Genau zwei Schritte schaffte ich in Richtung Haustür, bevor ich dachte, vor Schmerzen sterben zu müssen. Kurzerhand schlüpfte ich aus den Schuhen. Als ich mich bückte, um sie aufzuheben, bohrte sich erneut der verdammte Bügel des trägerlosen BHs in meine Rippen. Elena hatte mir dieses blöde Ding aufgenötigt. Bevor ich in meiner Wohnung angekommen wäre, würde das Ding mir den Lungenflügel perforieren. Oh, das war eine gute Idee für einen ungewöhnlichen Mord.

Schnell wühlte ich in meiner Handtasche und zog mein Handy hervor. Ich liebte mein Smartphone heiß und innig – nur nicht, um mit anderen Menschen zu kommunizieren. SMS schreiben? Lieber würde ich mir selbst den kleinen Zeh abnagen. Aber Notizen für Bücher und Recherchen unterwegs? Dafür war das Ding Gold wert.

Meine Finger flogen über die Tasten, bevor ich es zufrieden wieder in meine kleine Tasche quetschte. Ich sehnte mich zutiefst nach meiner Couch, der Jogginghose und konnte es kaum erwarten, mich aus dieser hübschen, aber unbequemen Unterwäsche zu befreien.

Kaum hatte ich die Eingangstür aufgeschlossen und die dunkle Vorhalle betreten, seufzte ich erleichtert. Das Taxi hatte gewendet und ich konnte endlich ungestört diesen verfluchten BH ausziehen.

Das Haus, in dem ich wohnte, sah zwar von außen nicht so aus, war innen aber piekfein und die Miete ganz und gar nicht billig. Der Vorteil daran war, dass hier fast nur Rentner wohnten, die mich in Ruhe ließen. Im Gegenzug hörte man von mir natürlich ebenfalls keinen Ton.

Seit zwanzig Uhr herrschte hier in den meisten Wohnungen strenge Bettruhe und ich konnte mich jetzt – um kurz nach elf – ungestört im Flur ausziehen. Eine Sekunde länger und der BH würde mich tatsächlich aufspießen.

»Scheiße. Scheiße. Scheiße«, verfluchte ich das Ding, während ich in meinem Ausschnitt herumfummelte. Noch immer verstand ich nicht ganz, warum ich mir überhaupt diese Unterwäsche von Elena hatte aufschwatzen lassen.

Erleichterung durchflutete mich, als ich die schwarze Spitze endlich in den Händen hielt. Am liebsten hätte ich die Wäsche direkt in einer feierlichen Zeremonie verbrannt.

Mit einem tiefen Seufzer der Befriedigung streckte ich den Rücken durch und überlegte, ob ich die Post mit nach oben nehmen sollte – oder ob ich mir dieses Highlight lieber bis morgen aufheben wollte. Dann hätte ich wenigstens einen Grund, meine Wohnung zu verlassen.

In diesem Moment trafen unsere Blicke sich. Er stand vor den Briefkästen und starrte mich an, als ob ich ein Alien wäre. Schnell spulte ich die letzten Sekunden vor meinem inneren Auge ab. Wie clever, mich nicht umzusehen, bevor ich mir elegant die Kleidung vom Leib riss!

Er war überaus attraktiv und schien in meinem Alter zu sein; vermutlich der Enkel von einem der älteren Paare, die hier lebten. Mein Puls hatte sich merklich beschleunigt und ich suchte nach einer Floskel in meinem Kopf, die für diese Situation geeignet war. Leider fielen mir nur Schimpfworte ein.

Für mich, nicht ihn – er konnte ja nichts dafür. Gut, er hätte sich vielleicht räuspern können, stattdessen schien er einfach erstarrt zu sein und bemühte sich krampfhaft, weder auf meinen BH noch meinen Busen zu glotzen. Sein Blick hatte sich auf mein Gesicht geheftet und ich bedauerte, dass er so weit im Schatten stand. Ich konnte lediglich erkennen, dass er ein gut geschnittenes Gesicht mit ausgeprägtem Kinn und helle Haare hatte.

Die Sekunden dehnten sich aus und noch immer hatte keiner von uns nur einen Ton gesagt. Weil mir schlicht nichts Besseres einfiel, wedelte ich mit den Armen und flüsterte leise: »Du hast nichts gesehen! Du hast nichts gesehen!«

Dann raffte ich den Saum meines Kleides hoch und ergriff die Flucht. Nie in meinem Leben war ich so froh gewesen, dass ich meinen Hintern jeden zweiten Tag nach draußen schleifte, um laufen zu gehen.

Während ich mehrere Stufen auf einmal nahm, jagte ich die Treppe nach oben. Meine Finger zitterten leicht, als ich den Schlüssel aus meiner Tasche holte und ins Schloss steckte. Drinnen verriegelte ich die Tür, ließ mich dagegen sinken und schnappte erleichtert nach Luft.

Meine Mundwinkel zuckten bereits und ich musste grinsen. Du hast nichts gesehen? Kopfschüttelnd stellte ich die Schuhe an die Garderobe und legte meine Tasche und den BH auf den Wohnzimmertisch. Endlich zuhause.

Die Hände hinter dem Kopf verschränkt lag ich auf der Couch und genoss die Stille. Der 10. September neigte sich dem Ende zu und die Hochzeit war überstanden. Zufrieden schloss ich die Augen. Nach dem Tag in dem für mich unüblichen Kleid und dem quälenden BH fühlte ich mich schon beinahe frei. Den winzigen String, passend zum BH – also hübsch anzusehen und unbequem – war ich auch losgeworden, bevor ich mich auf die Couch gelegt hatte. Morgen würde ich meine übliche Routine aufnehmen und meinen Seelenfrieden zurückerobern.

Sollte mein Bruder Mo dazu breitschlagen, ihn zu heiraten, würde ich die beiden verschwinden lassen. Mein Hochzeitsbedarf war für das gesamte nächste Jahr gedeckt – vermutlich eher länger.

Nachdem ich eine Weile vor mich hin geträumt hatte, tastete ich auf dem Wohnzimmertisch nach meinem Handy. Ich hatte mir angewöhnt, meine To-Do-Liste ebenfalls dort zu speichern.

Mal sehen, was ich mir vorgenommen hatte; ein neues Buch schreiben oder vielleicht doch ein neues Buch schreiben? Manchmal wusste ich selbst nicht, wozu ich die Liste eigentlich hatte. Viel Abwechslung gab es in meinem Leben ohnehin nicht.

Träge blätterte ich durch das Dokument: Schreiben, Emails beantworten – nichts Besonderes. Dann fluchte ich. Die verdammte Umsatzsteuervoranmeldung war fällig. Schon wieder. Genervt sah ich auf den Kalender, am zehnten musste ich sie spätestens einreichen. Ich erstarrte. Vor lauter Hochzeitsstress hatte ich es vergessen und heute war der zehnte! Mein Blick flog zur Uhr, kurz nach elf. Es war Freitag, Karl würde wohl noch wach sein.

Mein durch und durch sympathischer Nachbar Karl, mit dem ich mir das Stockwerk teilte, ließ mich jeden Monat seine alte Möhre benutzen, die er als Computer bezeichnete, um die blöde Voranmeldung einzureichen. Ich arbeitete auf einem Mac und bekam immer nur die absolut überflüssige Fehlermeldung, dass ich nicht das nötige Plug-in besaß und dringend ein Update durchführen sollte. Dass ich genau das regelmäßig machte, war vollkommen irrelevant; ich hatte zwar die richtige Software in der richtigen Version und trotzdem reagierte die Seite des Finanzamtes nicht, wenn ich den verzweifelten Versuch unternahm, mich anzumelden.

Ich versuchte, mich aufzuraffen. Für einen kurzen Moment überlegte ich, ob ich mich noch einmal in den BH zwängen sollte. Aber das konnte ich mir sparen. Karl war ein charmanter Zeitgenosse, der stets einen Zweiteiler aus Ballonseide trug und eine ausgewachsene Vorliebe für Thailänderinnen hatte. Er bevorzugte sie aufgrund ihrer zierlichen Statur und der kleinen Brüste – seine Worte, nicht meine. Bei unserer ersten Begegnung hatte er mir hemmungslos auf den Busen gestarrt und dann verächtlich den Kopf geschüttelt.

Warum auch immer; daraufhin hatte ich ihn ins Herz geschlossen, weil er partout nicht mit mir ins Bett wollte. Das erleichterte mein Leben ungemein. Karl verschlief in der Regel den Tag und war nachts wach. Es sollte kein Problem sein, wenn ich ihn jetzt belästigte – es sei denn, ich würde ihn beim Chatten auf scharfethaigirls.org stören, das hatte er nicht so gern.

Aber das musste ich wohl riskieren, wenn ich meine Steuern noch erledigen wollte. Eines Tages würde ich mit einem wütenden Pulk von Menschen, allesamt bewaffnet mit Mistgabeln und Fackeln, das Büro der Programmierer ausfindig machen, die diesen Scheiß für das Finanzamt verzapft hatten, und es anzünden. Ich musste mich an diese Vorstellung klammern, jeden Monat aufs Neue.

Ich schwang die Beine von der Couch und rappelte mich auf. Barfuß und nur mit diesem Kleidchen bekleidet machte ich mich auf den Weg zu Karl.

Leise zog ich meine Wohnungstür zu und stand mit dem Schlüssel in der Hand auf dem Flur. Karls Tür lag meiner direkt gegenüber und ich klopfte nachdrücklich gegen das Holz. Er erkannte mich schon an der Art, wie ich klopfte. Forsch sagte er immer dazu; ein forsches Fräulein nannte er mich am liebsten.

Nachdem ich Schritte hörte, war ich erleichtert. Es war zwar noch nie vorgekommen, aber gerade heute wäre es extrem ungünstig, wenn Karl nicht da gewesen wäre. Die Tür schwang auf und statt in Karls wässrige Wieselaugen sah ich vor eine breite Männerbrust. Irritiert trat ich einen Schritt zurück, Karl war eigentlich genauso groß wie ich.

Unzählige, furchtbar lästerliche Worte schossen durch meinen Kopf, während ich den Mann aus der Eingangshalle betrachtete. Hatte Karl etwa derart attraktive Verwandte?

Er schien genauso verblüfft zu sein wie ich und blickte auf mich herunter. Offenbar war er mittlerweile auf dem Weg ins Bett, denn er trug eine tief auf den Hüften sitzende Pyjamahose und ein verwaschenes, enges T-Shirt. Irgendetwas an ihm sorgte für ein Prickeln in meinem Unterleib und ich überlegte flüchtig, ob ich mein Genre wechseln sollte – Erotikromane zu schreiben erschien mir plötzlich recht verlockend.

Mein Aufzug fiel mir wieder ein und ich hoffte, dass seine Freundin nicht gleich mit einem Küchenmesser bewaffnet neben ihm aus dem Boden wachsen würde.

Schließlich erinnerte ich mich daran, warum ich überhaupt geklopft hatte. »Wo ist Karl?«

»Wer?« Er runzelte die Stirn.

Seine Stimme sorgte dafür, dass meine Zehen sich krümmten. Dunkel und samtig bescherte sie mir eine Gänsehaut auf dem Rücken, die langsam meinen Nacken empor kroch.

»Karl, der Bewohner dieser Wohnung?«, fragte ich nach und versuchte, nicht allzu sehr so zu klingen, als würde ich ihn für schwachsinnig halten. Er musste doch wissen, wo er sich gerade befand.

»Hässliche, schlecht sitzende Trainingsanzüge aus den 80ern und furchtbar unhöflich, irgendwie unsympathisch?« Der Blonde musterte mich eindringlich, als könne er sich nicht vorstellen, dass ich freiwillig mit Karl reden würde. Wenn man ihn so beschrieb, konnte ich mir es allerdings auch nicht vorstellen.

»Genau«, erwiderte ich knapp. Ich hatte schließlich nicht den ganzen Abend Zeit.

»Thailand. Ist wohl ausgewandert, wenn ich das richtig verstanden habe.«

Meine Augen wurden groß und ich war bereit, Gift und Galle zu spucken. Ich mochte es nicht sonderlich, wenn die Dinge nicht liefen, wie ich mir das vorstellte. Genervt rieb ich mir über die Stirn und überlegte, was ich jetzt tun sollte.

Ohne noch etwas zu sagen, drehte ich mich auf dem Absatz um. Es war doch noch gar nicht so lange her, dass ich Karl gesehen hatte. Zwei oder drei Wochen vielleicht? Da hatte er nichts davon erwähnt, dass er auswandern wollte. War es denn zu viel verlangt, dass er mich vorher wenigstens fragte?

Die Stimme des Mannes riss mich aus meinen Gedanken. »Das war es schon? Was wolltest du denn von ihm?«

Genau genommen ging ihn das nichts an, doch da ich ihn gestört hatte, wollte ich mal nicht so sein. »Karl war so freundlich, meine sexuellen Gelüste zu befriedigen, wenn mir danach war.« Dazu warf ich ihm einen übertrieben süßlichen Blick zu.

Ich dachte, dass ihn meine Antwort irritieren und verschrecken würde, doch stattdessen wurde mir jetzt erst der interessierte Ausdruck in seinen Augen bewusst. »Trete ich also mit dieser Wohnung dieses schwerwiegende Erbe an? Ich glaube, eine solche Form der Nachbarschaftshilfe kann ich guten Gewissens anbieten.«

Für einen Moment blieb mir die Luft weg. Schüchtern war er schon mal nicht, um eine mögliche wütende Freundin brauchte ich mir dann wohl keine Sorgen machen. Und er sah verdammt gut aus. Dann fielen mir leider die Steuern wieder ein.

»Klingt nicht übel, aber ich muss jetzt leider meine Steuern erledigen«, erwiderte ich ruhig und schob den Schlüssel in mein Türschloss.

Er lachte leise. »Für einen Feigling hätte ich dich jetzt wirklich nicht gehalten. Aber das war mit Abstand die schlechteste Ausrede aller Zeiten.«

Meine Schultern sanken nach unten und ich drehte mich um. »Nein, ist es nicht. Ich muss wirklich meine Steuern machen und Karl hat mich seinen Computer benutzen lassen, weil meiner sich weigert.«

Seine Mundwinkel zuckten. »Also brauchst du Hilfe?« Er schien diesen Moment zu genießen. Mir war irgendwie nicht so richtig klar, warum. Aber ich wurde nicht gerne darauf hingewiesen, dass ich nicht alles alleine machen konnte.

»Hm.«

»Okay.« Er griff neben den Türrahmen und zauberte seinen Schlüssel hervor. »Nach Ihnen, Mylady.«

»Was?« Wieder starrte ich ihn an und blinzelte langsam.

»Ich will dir helfen.« Seine blauen Augen funkelten und er kam immer näher.

Atemlos stand ich in meiner Wohnungstür und überlegte, wie ich ihn schleunigst wieder los wurde. Karl war eine Geschichte für sich gewesen – aber einen Mann in meine Wohnung lassen? Ich war doch nicht irre.

»Nicht nötig.«

Er bedachte mich mit einem seltsamen Blick. »Du bist wirklich merkwürdig.«

Dann tat er etwas, was sich noch nie jemand in meiner Gegenwart getraut hatte: Er ignorierte schlicht meinen Protest, legte die Hand auf meinen Rücken und schob mich in meine Wohnung. Das Flattern in meinem Bauch, als seine Finger meine nackte Haut berührten, versuchte ich auszublenden.

Schnell trat ich einen Schritt nach vorne und unterbrach somit den Kontakt. Ich schaltete das Licht im Wohnzimmer ein und betätigte den kleinen Knopf auf der Rückseite des Computers. Mein offensichtlich neuer Nachbar sah sich interessiert um. »Ich bin Frederik.«

Stumm blinzelte ich ihn an und verfluchte meinen Computer, der einfach nicht schnell genug hochfuhr. Obwohl er nur ein paar Sekunden brauchte, war es in diesem Moment viel zu lange.

Frederik kam in seiner sündigen Pyjamahose näher geschlendert und fragte: »Hast du auch einen Namen?«

»Nein.« Ich setzte mich in meinen Schreibtischstuhl und hoffte, dass er von alleine wieder gehen würde, wenn ich nur unfreundlich genug war. Durfte man meiner Familie glauben, war das ohnehin meine Spezialität. Gut, die Nachbarn, mein Verleger, meine Lektorin und jeder andere, dem ich bisher begegnet bin, sahen das sicher genauso. Frederik wäre gleich schneller verschwunden, als ich gucken konnte.

»Bist du immer so charmant?«, wollte er nun wissen und ich stöhnte genervt auf, weil er nicht lockerließ. Ungeduldig öffnete ich das Browserfenster und startete den Anmeldevorgang.

»Nein. Ich war auf einer Hochzeit, bin angetrunken und daher übermäßig gesprächig.« Dazu verschränkte ich trotzig die Arme und wartete darauf, dass er wütend wurde.

Stattdessen legte er den Kopf in den Nacken und lachte, laut und ehrlich. Ich war schockiert, so hatte ich mir das nicht vorgestellt.

Mein Handy klingelte, als ich bereits nach der nächsten Unfreundlichkeit suchte. Ich zuckte zusammen. Elena war im Urlaub, sonst würde mich niemand um diese Zeit anrufen – es konnte also gar nichts Gutes bedeuten.

Ein Blick auf das Display bestätigte meinen Verdacht. Es war schon wieder Mos Bruder Don, der unbedingt mit mir ausgehen wollte. »Scheiße. Scheiße. Scheiße.«

»Du fluchst ziemlich viel.« Frederiks dunkle Stimme war von Belustigung durchzogen.

Ich wirbelte herum. »Würdest du mir einen Gefallen tun und hier drangehen?«

»Warum?« Lässig lehnte er sich mit den Hüften gegen meinen Schreibtisch und grinste frech.

Das Schrillen des Handys raubte mir den letzten Nerv. »Bitte, das ist ein Typ mit dem ich nicht ausgehen will.«

Er streckte die Hand aus und sagte: »Ich warne dich, dann schuldest du mir etwas.«

Hastig nickte ich und dachte vor Erleichterung nicht einmal daran, ihn zu fragen, was er damit meinte.

Frederik hielt das Handy an sein Ohr und sagte ruhig: »Hallo, Helens Handy.«

Verblüfft starrte ich ihn an, doch er tippte nur lässig auf einen Stapel Papiere auf meinem Schreibtisch. Natürlich stand auf einem der Briefe mein Name, Helen Strobel. Verdammter Mist.

Unverschämt zwinkerte Frederik mir zu. »Nein, als ich sie das letzte Mal gesehen habe, hat sie gerade ihren BH ausgezogen.«

Ich blinzelte langsam und versuchte, mir nicht anmerken zu lassen, wie erschüttert ich war. Frederik hielt mir das Handy hin. »Er hat aufgelegt. Dabei habe ich ja nicht einmal gelogen.«

Mir fehlten die Worte und ich legte das Handy auf den Schreibtisch. Endlich war der Softwarecheck durchgelaufen und ich deutete auf den Bildschirm.

»Das ist mein Problem.«

Frederik kam näher und schnell stand ich aus dem Stuhl auf. Offenbar verstand er das als Aufforderung und ließ sich hineinfallen. »Warum führst du nicht einfach das Update durch?«

Am liebsten hätte ich ihn in diesem Moment erwürgt. »Ja, warum bin ich nur nicht auf die Idee gekommen und schlage mich lieber mit Männern herum?«

Er ließ sich davon gar nicht beeindrucken und öffnete die Systemeinstellungen. Nach einer Weile murmelte er fassungslos: »Du hast ja die richtige Version installiert.«

»Sag an! So weit war ich auch schon. Und das ist der Grund, weshalb ich Karls Computer brauchte. Jeden Monat der gleiche Scheiß!«, ereiferte ich mich.

Frederik fummelte noch eine Weile herum, dann fluchte er auch leise und sagte: »Okay, warte hier.«

Fluchtartig verließ er die Wohnung und eilte in seine. Mein Handy piepte und eine SMS von Don tauchte auf. Du hättest auch einfach sagen können, dass du einen Macker hast. Botschaft angekommen.

Begeistert las ich die Nachricht zum zweiten Mal. So einfach war das? Erst nervte er mich wochenlang und dann reichte ein anderer Mann, um ihn loszuwerden? Das musste ich mir merken. Frederik kehrte zurück und hielt triumphierend einen USB-Stick hoch.

Wieder setzte er sich auf meinen heiligen Platz und schob den Stick hinten in eine der Buchsen.

»Danke«, sagte ich aus einem unbestimmten Impuls heraus.

»Wofür? Bisher habe ich es noch nicht geschafft.« Er konzentrierte sich auf den Bildschirm vor ihm und auf seiner Stirn erschien eine kleine Falte, die ihn noch süßer aussehen ließ.

»Ich bin meinen Verehrer los.« Wie zur Bestätigung hielt ich mein Handy hoch.

»Gut.« Mehr sagte er dazu nicht, sondern öffnete einen Order, der auf meinem Desktop aufgetaucht war.

Gut? Warum war das gut? Wollte er mir damit irgendetwas sagen oder hatte er mir einfach nicht zugehört?

In diesem Moment öffnete sich ein Pop-up-Fenster, das rot blinkend das Wort Warnung enthielt. Schnell klickte Frederik daneben und tippte Befehle auf meiner Tastatur. Mich machte das nervös, das war immerhin mein Computer und obwohl ich Sicherheitskopien von allem besaß, was ich schrieb, konnte ich die leise Panik in meiner Stimme nicht unterdrücken: »Du weißt, was du da tust?«

»Klar. Hier, bitte.« Ich starrte über seine Schulter. Anmeldung erfolgreich.

Zufrieden zog er den USB-Stick aus meinem iMac und machte meinen Stuhl frei. Ich musste – wie jeden Monat – nur zwei Zahlen eintippen, dann konnte ich mich schon wieder abmelden.

»Fertig«, verkündete ich stolz.

Er reagierte nicht auf mich, sondern starrte auf den Wohnzimmertisch. Ich folgte seinem Blick und zuckte leicht zusammen. Mein BH lag deutlich sichtbar darauf. Endlich riss Frederik sich davon los. »Das war es schon? Da lohnt sich die Arbeit ja bald gar nicht.«

»Wem sagst du das?« Ich zerbrach mir bereits den Kopf darüber, wie ich ihn am besten aus meiner Wohnung bekam. Seine Nähe behagte mir irgendwie nicht und machte mich nervös.

»Was machst du eigentlich beruflich, dass du eine Umsatzsteuervoranmeldung machen musst?« Er betonte das Wort, als würde es sich dabei um etwas höchst Unanständiges handeln.

So viel zum Thema: Schnell loswerden. Innerlich rollte ich bereits mit den Augen. »Ich bin Schriftstellerin und ich hasse es, darüber zu reden.« Präventiv verschränkte ich abwehrend die Arme, um meine Worte zu verstärken, denn ich wollte wirklich nicht darüber reden.

Lässig zuckte Frederik mit den Schultern. »Okay.« Er sah mich einfach nur an.

Hatte er akzeptiert, was ich gesagt hatte? Das wäre das erste Mal, dass jemand seine Neugier tatsächlich im Griff hatte.

»Wunderbar, danke für deine Hilfe.« Ich ging Richtung Wohnungstür und hoffte, dass er mir einfach folgen würde. Davor blieb ich wohl etwas zu abrupt stehen, denn er stolperte förmlich in mich hinein. Damit, dass er so nah hinter mir gehen würde, hatte ich nicht gerechnet. Ich strauchelte kurz, doch er umfasste meine Schulter und hielt mich fest.

Erschrocken blieb ich stehen und wollte mich umdrehen, dabei streifte ich aus Versehen seine Hüften. Ich wusste nicht, wie es mir vorher hatte entgehen können, doch unter seiner dünnen Pyjamahose konnte ich deutlich seine Erektion spüren.

Obwohl mein Gehirn heftig dagegen protestierte, blieb ich stehen – meinen Po gegen seine Latte gepresst. Nur eine Erkenntnis durchzuckte mich in diesem Moment und schockierte mich zutiefst, weil es schon lange nicht mehr vorgekommen war: Ich wollte mit ihm schlafen.

Rechts von mir lag die Schlafzimmertür und unter meinem Kleid war ich ohnehin nackt – ich hatte schon immer eine ausgeprägte praktische Ader gehabt.

Frederik keuchte leise und schien nicht ganz zu wissen, was er von der Situation halten sollte, in der wir uns befanden. Schließlich fing er sich wieder und packte meine Schultern fester. Zuerst brachte er uns auf Abstand, dann drehte er mich um. »Tut mir leid. Normalerweise tue ich so etwas nicht«, entschuldigte er sich. Er wollte mich umrunden und meine Wohnung verlassen.

Ich trat ihm in den Weg, sah ihn von unten an und legte meine Hand auf die verlockende Wölbung in seinem Schritt. »Kein Grund sich zu entschuldigen. Ich finde das ein sehr bezauberndes Kompliment.«

Zwar musste ich mich auf die Zehenspitzen stellen, doch er erwiderte meinen Kuss sofort. Zuerst zögerlich, dann warf er mich fast von den Beinen. Der Mann konnte umwerfend küssen, so viel stand fest. Das bestätigte mich in meinem Vorhaben.

Während ich mich hungrig gegen ihn lehnte und mit seiner Zunge spielte, bugsierte ich ihn langsam auf die Schlafzimmertür zu. Er machte einen Schritt nach hinten und unterbrach den Kuss. Seine Stimme klang verführerisch rau, als er murmelte: »Hältst du das für eine gute Idee?«

Ehrlich gesagt hielt ich das für eine fantastische Idee – was war schon dabei? Ich konnte mich kaum daran erinnern, wann ich das letzte Mal einen Mann so anziehend gefunden hatte, dass ich meine sonstigen Bedenken, was diese Spezies anbelangte, einfach über den Haufen warf. Wir waren beide erwachsen und Single, ein bisschen Sex würde schon niemandem weh tun.

Statt einer Antwort legte ich eine Hand auf seine Brust und ließ die andere unter den Stoff seiner Hose gleiten. Er holte zischend Luft, als sich meine Finger um seinen Schwanz schlossen. Seinen offenbar gut gewachsenen Schwanz, wie ich erfreut feststellte.

»Das werte ich dann mal als Ja«, raunte er mir zu, umfasste mein Gesicht und küsste mich wieder. Verzückt schloss ich die Augen, ich hatte eine Schwäche für diese Geste und konnte kaum an mich halten, wenn ein Mann mich auf diese Art berührte. Deswegen ließ ich in der Regel niemanden nah genug an mich heran, um mich so anzufassen. Nicht, seit- Egal, ich wischte den Gedanken energisch beiseite.

Ich schob ihn auf meine Schlafzimmertür zu und knipste nur die kleine Nachttischlampe an. Kondome hatte ich noch in der Schublade, ich hoffte nur inständig, dass sie noch haltbar waren. In meinem jetzigen Zustand traute ich mir nicht mehr allzu viel gesunden Menschenverstand zu.

Vor dem Bettrahmen blieb ich stehen und streifte die dünnen Träger des Kleides von meinen Schultern. Mit einem leisen Rascheln fiel es zu Boden und Frederiks Augen weiteten sich leicht.

»Hast du etwa die ganze Zeit gar nichts drunter gehabt?« Fassungslos strich er sich mit der Hand über das Gesicht.

Der Mann hörte einfach nicht auf, zu reden und Fragen zu stellen. Statt zu antworten zog ich sein T-Shirt hoch und beugte mich vor, um seinen Bauch zu küssen. Atemlos hielt ich inne, mit so vielen Muskeln hatte ich gar nicht gerechnet. Mit der ausgestreckten Zunge zeichnete ich die Mitte seines Sixpacks bis hinunter zu dem Bund seiner Pyjamahose nach.

Sein leises Stöhnen, das irgendwie verzweifelt klang, gefiel mir wirklich gut. Ich wollte dafür verantwortlich sein, dass er den Verstand verlor.

Plötzlich umfasste er meine Oberarme und drückte mich auf das Bett. Im Bruchteil einer Sekunde lag er über mir und küsste mich gierig. Während er meinen Mund erforschte, spreizte ich die Beine und rieb mein Becken an ihm.

Langsam arbeitete er sich nach unten vor und saugte an meinen harten Nippeln. Dabei strichen seine Finger über meine Oberschenkel, ich erschauerte und hob mich ihm flehend entgegen. Sein Gewicht fühlte sich ungewohnt auf mir an, aber gleichzeitig ganz wunderbar.

Ich konnte unmöglich noch länger warten. Mit leicht zittrigen Fingern zog ich meine Schublade auf und wühlte darin herum. Endlich spürte ich das vertraute Material der Kondomverpackung und zog sie mit einem triumphierenden Brummen hervor.

Nun zog sich Frederik auch vollkommen aus und ich konnte ihn ausgiebig bewundern. Wenn er nicht ein Wunder der Natur war, machte er auf jeden Fall eine Menge Sport und wusste dabei anscheinend, was er tat. Alles an ihm war vollkommen ausmodelliert und sorgte für juckende Fingerspitzen bei mir. Ich wollte ihn anfassen und jeden Muskel einzeln nachzeichnen. Seine Brust war leicht behaart, nach unten verlor die Spur sich zu einem schmalen Streifen, der mir den Weg zu weisen schien.

Mit angehaltenem Atem wartete ich darauf, dass er seine Hose los wurde und meine Neugier befriedigte. Ich wurde nicht enttäuscht. Sein Penis war perfekt – ich konnte es kaum erwarten, ihn in mir zu spüren. Die Feuchtigkeit perlte bereits aus mir heraus und ich war tatsächlich ein wenig erschrocken über die immense Lust, die ich verspürte.

Mit funkelnden Augen sah er zu, wie ich das Kondom auspackte und es langsam über seine Latte rollte. Wenigstens hatte ich das in all der Zeit nicht verlernt. Er ließ sich zwischen meine Schenkel sinken und ich verbarg das Gesicht an seinem Hals. Himmel, er roch unfassbar gut, nach Holz und Herbst und frischer Luft. Verblüfft sah ich ihn an.

Er verharrte über mir. »Alles in Ordnung?« Sein Blick glitt über mein Gesicht und seine Augenbrauen waren besorgt zusammengezogen. Würde er jemals aufhören zu reden?

»Hm.« Ich schlang die Beine um seine Hüften und zog ihn zu mir. Als ich seinen Penis an meiner Pussy spürte, hielt ich gespannt die Luft an.

Als er endlich in mich eindrang und mich weitete, wimmerte ich leise. Das Gefühl war noch besser, als ich es in Erinnerung hatte. Sofort stemmte ich meine Fersen in die Matratze und spürte, wie er ganz in mich glitt.

Hungrig zog ich seinen Kopf zu mir herunter und saugte an seiner Zungenspitze, während er immer wieder in mich stieß. Was war nur los mit mir, dass ich so lange enthaltsam gewesen war? Ich zitterte am ganzen Körper und konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Frederik schien ausnahmsweise genauso sprachlos zu sein wie ich und hielt mich fest. Seine Hand lag um meinen Nacken und irgendwie fühlte ich mich in diesem Moment herrlich zerbrechlich und klein. Als wäre ich sein kostbarer Schatz.

Was für ein Quatsch! Wir hatten einfach nur Sex und ich war alles andere als zerbrechlich, ich war stark! Um das merkwürdige Gefühl abzuschütteln, legte ich die Hände auf seine Brust und drückte ihn von mir weg. Wir harmonierten scheinbar perfekt, denn dieses Mal fragte er nicht, sondern legte sich unaufgefordert auf den Rücken.

Ich hockte mich über seinen Schwanz und ließ mich ganz genüsslich sinken, die Hände auf seinem Oberkörper abgestützt. Meine Möse zog sich verlangend zusammen und ich strich mit den Fingerspitzen über seine kleinen Brustwarzen; sah zu, wie sie sich aufrichteten.

Während ich ihn ritt, streichelte er meinen ganzen Körper. Als er schließlich mit der Hand zwischen meine Schenkel glitt, konnte ich mein Stöhnen nicht länger unterdrücken. Mit geschickten Fingern reizte er meine Klit und brachte mich schnell an den Rand eines Höhepunkts.

Fassungslos sah ich auf ihn herab, sonst war ich nicht so leicht zu befriedigen. Das einsetzende Zittern vernebelte meine Gedanken und ich legte den Kopf in den Nacken. Meine Lippen waren leicht geöffnet und ein sehr kehliges Ächzen entwich mir, das ich nur sehr schwer als mein eigenes erkannte.

Frederik kam mir jetzt mit seinen Stößen entgegen und rieb noch immer meine kleine Perle. Bunte Funken explodierten hinter meinen Lidern und ich atmete schwer. Mein gesamter Unterleib schien in Flammen zu stehen und das süße Brennen breitete sich immer weiter aus. Das Blut rauschte in meinen Ohren und der Höhepunkt schien nicht enden zu wollen.

Das lag auch daran, dass er nicht aufhörte, mich weiter zu reizen, obwohl ich schon längst unter seiner Berührung bebte. Dann richtete er seinen Oberkörper auf und saugte an meiner harten Brustwarze. Die Empfindungen bündelten sich und liefen gleichzeitig zusammen, entsetzt schluchzte ich auf und presste mich gegen ihn. Er hielt mich fest, die Arme um mich geschlungen. Ich merkte deutlich, wie sein Körper sich versteifte und spürte das wohl bekannte Zucken in mir.

Mein Liebhaber ließ sich nach hinten sinken und zog mich mit sich, sodass ich vollkommen erschöpft auf seiner Brust lag. Vielleicht hätte ich mich gewehrt, aber in diesem Moment war ich so erledigt, dass ich nicht einmal den kleinen Finger heben konnte.

In der Nacht wachte ich auf und stellte zuerst mit Entsetzen fest, dass ich tatsächlich eingeschlafen war. Verwirrt richtete ich mich auf und blinzelte in das Licht der kleinen Leselampe. Frederik saß auf der Bettkante und streifte gerade sein T-Shirt über. Er wollte gehen – das fand ich sehr rücksichtsvoll und lächelte ihn an.

Verlegen kratzte er sich über den Hinterkopf. »Habe ich dich geweckt?« Er sprach gedämpft und ich schüttelte den Kopf. Offenbar war er jetzt unschlüssig, was er tun sollte, denn er blieb sitzen.

»Ist schon okay, du musst nicht bleiben. Gute Nacht.« Ich lächelte noch immer und war mir sicher, dass er den Weg bis zur Wohnungstür gewiss alleine finden würde. Stattdessen bedachte er mich kurz mit einem überraschten Blick, bevor er nickte.

»Gute Nacht.« Er stand auf, drehte sich noch einmal um und küsste mich auf die Stirn. Die Geste berührte mich irgendwie und ich sah verlegen nach unten, um seinen Augen auszuweichen.

Ich wartete noch, bis ich hörte, wie meine Tür ins Schloss fiel, dann löschte ich das Licht und fiel in einen tiefen Schlaf.

KAPITEL2

Am nächsten Morgen fühlte ich mich wie neugeboren. Ich schlug die Augen auf, war sofort wach, voller Tatendrang und hatte enorm gute Laune. Nachdem ich die Kaffeemaschine programmiert hatte, tänzelte ich ins Bad und genoss die Dusche in vollen Zügen.

Unter dem heißen, prasselnden Wasserstrahl ließ ich den Kopf hängen und ein leichtes Ziehen in den Oberschenkeln erinnerte mich an die sportliche Betätigung der letzten Nacht. Ein Grinsen schlich sich auf meine Lippen und ich überlegte, ob ich Frederik ein regelmäßiges Arrangement anbieten sollte.

Frederik – eigentlich ein schöner Name. Vielleicht sollte ich meinen nächsten Protagonisten so nennen. Oder noch besser: Meinen nächsten Mörder. Während ich mir die Haare ausspülte, ließ ich mir die Idee durch den Kopf gehen.

Plötzlich traf mich die Inspiration mit voller Wucht und ich beendete die Dusche. Ich warf mich in meinen Bademantel und wickelte das Handtuch um meine Haare, dann eilte ich in die Küche und griff nach meiner Kaffeetasse. Kaum hatte ich sie unter dem Auslauf positioniert, ging ich zum Schreibtisch im Wohnzimmer und betätigte den Start-Knopf an der Rückseite des Bildschirms. Bis der Kaffee durch gelaufen war, konnte ich ja schon einmal die Vorbereitungen erledigen.

Mein Computer war sofort startklar und ich öffnete gierig wie ein Süchtiger ein leeres Textdokument.

Die Klingel riss mich aus meiner Konzentration. Wie üblich wollte ich sie ignorieren. Doch wer immer mich da besuchte, schien es ernst zu meinen, denn er klopfte zusätzlich gegen meine Tür. Überrascht hob ich den Blick vom Bildschirm und nahm meine verspannten Schultern zur Kenntnis. Verdammt, ich musste wirklich mehr auf meine Körperhaltung beim Schreiben achten – aber wenn mich die Muse küsste, vergaß ich alles um mich herum.

Wieder klopfte es und ich erhob mich mürrisch aus meinem Schreibtischstuhl. Genervt schlurfte ich zur Tür. Hoffentlich war es nicht diese Schnepfe aus dem dritten Stock, die schon wieder eine Mieterversammlung einberufen wollte, weil der Briefträger ihrer Meinung nach die Post zu lieblos in den Briefkasten stopfte. Das Leben musste herrlich sein, wenn man so viel Zeit hatte. Das Klopfen wollte einfach nicht aufhören und mit schmalen Augen riss ich die Tür auf.

Frederik sah auf mich herunter und fragte: »Sollten wir darüber reden?«

»Hm.« Ich dachte über seine Frage nach, als mein Magen auf einmal lautstark knurrte. So laut, dass es mir ehrlich gesagt peinlich war.

Verblüfft starrte Frederik mich an und sagte: »Vielleicht solltest du was essen.«

Zum Dank für seinen hilfreichen Rat bedachte ich ihn mit einem finsteren Blick. Dann bemerkte ich, dass ich noch immer im Bademantel war und das Handtuch auf meinem Kopf thronte – es fühlte sich merkwürdig klamm und kalt an.

»Moment, wie spät ist es?«, wollte ich wissen.

Grinsend sagte er: »Fast fünf Uhr, du solltest also eigentlich ausgeschlafen sein.«

»Blödmann.« Ich rieb mir mit der Hand über das Gesicht und hatte mit einem Mal eine Erklärung für meinen knurrenden Magen gefunden. Wie hatte ich es nur geschafft, den ganzen Tag vor dem Computer zu hocken? Mit einer knappen Bewegung beugte ich mich nach hinten und schielte zur Kaffeemaschine. Meine Tasse stand noch darunter und ich hatte die sichere Vermutung, dass der Kaffee kalt war.

Wieder grummelte es hörbar aus meinem Bauch heraus und Frederik musterte mich eingehend. »Hast du heute schon was gegessen?«

»Nein, Mama«, erwiderte ich genervt. »Aber ob du es glaubst oder nicht, das war keine Absicht.«

»Okay, zieh dir was an«, wies er mich knapp an und sah sich suchend um. Schließlich fand er mein Telefon, das er offenbar gesucht hatte und wählte eine Nummer.

»Was wird das, wenn es fertig wird?«, wollte ich von ihm wissen, die Arme vor der Brust verschränkt.

»Ich bestelle Pizza, ist Margherita okay?« Seelenruhig sah er mich an.

Ich biss mir auf die Unterlippe und dachte nach. »Wenn wir jetzt zusammen Pizza essen, fällt das unter Vorspiel?«

Sein fassungsloses Mienenspiel zu beobachten, machte mir richtiggehend Spaß. Leider hatte er sich schnell wieder im Griff. »Wir werden sehen«, lautete seine rätselhafte Antwort.

Bevor ich mir die Mühe machte, in normale Kleidung zu schlüpfen, ging ich zu meinem Computer. 38 Seiten? Du meine Güte, demnächst würde ich mir einen Wecker stellen, bevor ich noch am Schreibtisch zusammenbrach. Nicht zum ersten Mal erinnerte mich das leise Stimmchen in meinem Hinterkopf daran, dass meine Familienmitglieder vielleicht recht haben könnten, wenn sie sagten, dass ich zu viel arbeitete.

Aber mein Job lenkte mich so wunderbar von allem anderen ab. Vorsichtig schielte ich über meinen Bildschirm. Zum Beispiel von diesem attraktiven Mann, der gerade in meiner Küche stand. Was ich davon halten sollte, wusste ich noch nicht genau. Moment – fehlte da ein Leerzeichen? Ich beugte mich näher zu dem Computer und kniff konzentriert die Lider zusammen.

Das Räuspern ließ mich aufblicken. »Arbeitest du immer so viel?« Seine blauen Augen lagen forschend auf mir. Verlegen richtete ich mich auf und bemerkte dabei, dass der Gürtel meines Bademantels gerade seinen Job aufgab und der Stoff langsam auseinander glitt. Schnell raffte ich ihn zusammen und bewegte mich rückwärts auf die Schlafzimmertür zu. »Meistens.«

Dann drehte ich mich um und warf die Tür hinter mir zu. Was sollte ich jetzt eigentlich anziehen? Mir war nach Jogginghose und einem viel zu großen T-Shirt, andererseits wollte ich noch Sex, also vielleicht lieber etwas weniger Entspanntes.

Unschlüssig stand ich vor dem Schrank. Ich konnte mich ja nicht wieder in dieses kleine Kleid von gestern werfen und ein BH würde vermutlich auch nicht schaden. Ich ärgerte mich über meine Unentschlossenheit, so war ich doch sonst nicht. Eigentlich wollte ich nur eine lockere Affäre mit meinem sexy Nachbarn und keine pompöse Hochzeit. Nachdem ich mir dieses Ziel gesteckt hatte, ging es mir viel besser.

Überhaupt war ich wesentlich gelassener, wenn ich genau wusste, was ich wollte. Wenn ich morgens an die Arbeit ging, legte ich vorher die Wortzahl fest, die ich schaffen wollte. Bei einer Laufrunde wusste ich vorher, wie viele Kilometer ich zurücklegen wollte – ich würde nie auf die Idee kommen, einfach so loszulaufen. Mein Bruder nannte das »verkrampft«, ich hingegen bevorzugte das Wort »organisiert«.

Letztendlich entschloss ich mich für mein Standardoutfit aus schwarzem Shirt und schwarzer Jeans. Im Sommer tauschte ich Shirt gegen Tanktop und im Winter trug ich eine Strickjacke darüber, stets das perfekte Outfit – egal, wie viele Witze meine Mutter über Trauerkleidung machte.

Erleichtert trat ich aus dem Schlafzimmer und beobachtete irritiert, dass Frederik munter in meinen Küchenschränken herumwühlte. Er hatte tatsächlich den Tisch gedeckt – natürlich für zwei, was auch sonst?

Um mich zu sammeln blieb ich im Türrahmen stehen und lehnte mich dagegen. Ich konnte mich des Eindrucks nicht erwehren, dass Frederik unseren Sex anders interpretiert hatte als ich. Also räusperte ich mich. »Du wolltest reden?«

Er setzte sich auf den Küchenstuhl, den eigentlich ich bevorzugte. Ob er das absichtlich machte?

»Ja, ich bin mir nicht sicher, was das gestern war. Ich bin gerade erst hier eingezogen und will nicht direkt irgendein Drama provozieren.«

Leise lachte ich. »Das hättest du dir vielleicht vorher überlegen sollen.« Widerwillig setzte ich mich auf den freien Stuhl. Aus dieser Perspektive sah meine Küche ganz anders aus.

»Zu meiner Verteidigung: Ich habe sehr wohl Einspruch erhoben.« Er fuhr sich durch die dichten Haare und löste damit in mir das Verlangen aus, das Gleiche zu tun.

»Stimmt, daran kann ich mich erinnern. Dein Protest war so eindringlich, mir klingeln noch immer die Ohren.« Ich sah ihn direkt an und bemerkte, dass sein Blick sich verdüsterte.

»Ich habe protestiert. Aber ich habe nie behauptet, ein Heiliger zu sein.«

Das stimmte und ich musste grinsen. »Also mir geht’s gut und ich habe auch noch kein Aufgebot bestellt, da kann ich dich vollkommen beruhigen.«

Für einen Moment schwieg ich und schob das Besteck auf der Tischdecke hin und her. »Von mir aus können wir das gern von Zeit zu Zeit wiederholen.«

Sein Mund klappte auf, doch ich kam ihm zuvor und hob abwehrend die Hand. »Aber nur, wenn das nicht beinhaltet, dass du jedes Mal danach den Seelenklempner spielst. Ich bin ein großes Mädchen.« Der Blick, den ich ihm zuwarf, war nur auf eine einzige – sehr sexuelle – Weise zu deuten. Er holte tief Luft und schien mit sich zu ringen.

Die Türklingel erlöste ihn davon, mir antworten zu müssen und ich stellte direkt klar: »Du machst dem Pizzaboten auf. Ich rede nicht mit anderen Menschen.«

Sein Lachen kribbelte auf meiner Haut und mit einem Seufzen stand er auf. »Wer hätte damit gerechnet?«

Zufrieden betrachtete ich seinen Hintern, als er aus meiner Wohnung ging. Ich hatte meine Karten offen auf den Tisch gelegt – jetzt war es an ihm, darauf einzugehen oder sich gefälligst aus dem Staub zu machen.

Als er mit den beiden Kartons zurückkehrte und mir der verlockende Duft in die Nase stieg, lief mir bereits das Wasser im Mund zusammen. Ausnahmsweise lag das nicht an Frederik, sondern daran, dass ich heute noch nichts gegessen hatte.

Kaum saß er, beschloss ich, dass es an der Zeit war, mehr über ihn herauszufinden. »Wie kommt es, dass Karl unbemerkt verschwunden ist und du stattdessen ebenso unbemerkt eingezogen bist?«

Er schenkte mir ein schelmisches Lächeln. »Ein Freund von mir ist Makler und er wusste, dass ich auf der Suche war.« Dann zuckte er mit den Schultern und sah mich an. Mit hochgezogener Augenbraue beobachtete er, wie ich gierig die Pizza herunterschlang. Prompt färbten meine Wangen sich rot und ich bemühte mich, etwas langsamer zu essen.

Noch immer ein wenig verwundert fragte ich mich, wie er das geschafft hatte. Frederik saß neben mir. Auf meiner Couch!

Nach dem Essen hatte es sich irgendwie natürlich ergeben, dass wir die Küche verlassen hatten. In der Theorie hatte ich ihn hinauswerfen wollen, in der Praxis hatte er mich überrumpelt, mir ein Bier gereicht und den Fernseher angemacht. Ein Bier aus meinem eigenen Kühlschrank wohlgemerkt!

Außerdem hatte er sich noch nicht zu meinem überaus großzügigen Angebot geäußert, regelmäßig mit ihm zu schlafen.

»Willst du mich noch lange böse von der Seite anstarren?«

»Hm.« Verärgert drehte ich den Kopf zum Fernseher und nahm einen Schluck von meinem Bier. »Was war das gestern eigentlich auf dem USB-Stick? Ich habe vergessen, danach zu fragen.«

Seine Augen blitzten auf, denn er wusste genauso gut wie ich, warum ich nicht daran gedacht hatte. »Ein kleines, nicht unbedingt legales Programm.«

»Wie komme ich daran?«, wollte ich von ihm wissen.

Jetzt drehte er mir den Kopf zu und lächelte selbstgerecht. »Du kannst mich einmal im Monat lieb darum bitten.«

Blödmann. Fest presste ich die Lippen aufeinander.

»Was denn? Keine bissige Entgegnung?«, neckte er mich und rutschte ein Stück näher.

Kritisch beäugte ich den winzigen Raum, der noch auf der Couch zwischen uns geblieben war. »Du hast doch gestern schon angemerkt, dass ich viel fluche.«

Gelassen erwiderte er, während er noch näher rückte: »Ich habe es lediglich festgestellt – mich stört das nicht.«

Er beugte sich vor und ich rechnete fest damit, dass er mich küssen würde. Doch er schnupperte lediglich an meinem Hals und betrachtete mich danach fasziniert. Als ich ihm entgegen kam, mit der festen Absicht meine Lippen auf seine zu pressen, wich er mir aus. Seine Hand legte sich um meine Schulter und hielt mich auf Abstand. Meine Augenbrauen zogen sich zusammen. Eingeschnappt wischte ich seine Hand weg – schon allein, weil sie heiß genug zu sein schien, um meine Haut zu verbrennen.

War ich gestern Nacht etwa süchtig geworden? Die Erinnerung an den grandiosen Orgasmus stieg in mir auf.

»Ich beurteile gerade noch dein Angebot«, stellte er ruhig fest.

»Was gibt es da groß zu beurteilen?« Betont langsam ließ ich mich in das Polster der Couch sinken.

»Du redest so gut wie gar nicht – zumindest im Verhältnis gesehen zu den Frauen, die ich kenne. Also muss ich mir erst ein Bild machen, ob du vielleicht nicht doch komplett irre bist und mir demnächst blutige Blumensträuße vor die Tür legst.«

Ich lachte – nicht nur, weil die Vorstellung absolut absurd war, sondern auch weil er gerade eine Szene aus einem meiner Bücher beschrieben hatte. Aber das konnte er sicherlich nicht wissen. Für einen kurzen Moment erwog ich, es ihm zu erzählen. Doch ich entschied mich dagegen. Ich wollte ihn in meinem Bett haben, nicht in meinem Leben. Gut, auf dem Küchentisch und unter der Dusche würde ich ihn auch noch akzeptieren.

»Nichts liegt mir ferner, das kannst du mir glauben. In erster Linie möchte ich meine Ruhe haben. Ich will weder über meine Gefühle diskutieren noch eine Beziehung führen, geschweige denn irgendetwas, das im Ansatz darüber hinausgeht.« Meine Worte unterstrich ich mit einer energischen Handbewegung.

Sein Gesicht verriet in keiner Weise, was er dachte, doch seine Mundwinkel zuckten leicht. Und natürlich waren da noch seine blauen Augen, die gleichzeitig so kühl und lodernd heiß aussahen. Allein über diesen Blick hätte ich mühelos ein ganzes Kapitel schreiben können. Spöttisch ruhte besagter Blick auf mir. »Das waren mit Abstand die meisten Wörter, bis ich bisher zusammenhängend von dir gehört habe. Es scheint dir also ernst zu sein.«

Nachdrücklich nickte ich und er stand auf. Verwundert erhob ich mich ebenfalls. Nach einem flüchtigen Kuss auf meine Wange drehte er sich um und marschierte auf die Küche zu.

»Wohin gehst du?« Sofort ärgerte ich mich, dass ich viel aufgebrachter klang, als ich hatte preisgeben wollen.

Er drehte sich um und deutete eine kleine Verbeugung an. »Ich habe doch gesagt, dass ich darüber nachdenken muss. Dafür, dass du so wenig redest, hörst du scheinbar nicht sonderlich gut zu.«

Empört griff ich nach einem Sofakissen und noch bevor mir klar war, was ich da tat, warf ich es nach ihm. Frederik grinste nur und sagte: »Gute Nacht, Helen.«

Die Tür war längst zugefallen, als ich mich aus meiner Erstarrung löste und murmelte: »Gute Nacht, Frederik.«

Den Rest des Wochenendes und der darauf folgenden Woche vergrub ich mich – wie üblich – in Arbeit. Zwischendurch schielte ich wütend zu meiner Wohnungstür, doch Frederik ließ sich nicht blicken.

Am Freitag war ich so angespannt, dass ich meine übliche Laufrunde ausdehnte, bis meine Beine mich kaum mehr trugen. Völlig erschöpft schlurfte ich nach Hause und behielt dabei den Boden fest im Blick. Durch meine verlängerte Runde war es bereits dunkel und ich wollte mir nicht die Knochen brechen, weil ich kurz vor der Haustür ein Schlagloch übersah, nachdem ich erfolgreich 12 Kilometer wie eine Geisteskranke durch den Stadtpark gehetzt war. So ging das nicht weiter – die Arbeit war mir auch schon leichter gefallen.

Wenn mein neuer Liebhaber sich bis morgen nicht gemeldet hatte, würde ich mich in Schale werfen und an seiner Tür kratzen. Ich musste mir eingestehen, dass der Sex so umwerfend gewesen war, dass ich das tatsächlich tun würde.