Dr. Stefan Frank 2660 - Stefan Frank - E-Book

Dr. Stefan Frank 2660 E-Book

Stefan Frank

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Beschreibung

Nie wird Notarzt Dr. Julian Heubeck vergessen, wie er an Deck eines Kreuzfahrtschiffes auf seine Braut gewartet hat, um ihr auf dem Ozean das Jawort zu geben. Es waren Minuten voll unbändiger Vorfreude, die am Ende in die größte Verzweiflung mündeten, denn seine Verlobte hat ihn versetzt. Ohne jede Erklärung, ohne eine letzte Aussprache.
Drei Jahre sind seither vergangen. Dem jungen Arzt ist es nie gelungen, seinen Schmerz zu verwinden, doch die Arbeit in der Waldner-Klinik lenkt ihn zumindest während seiner Dienstzeiten ab - bis eines Tages plötzlich Maja vor ihm steht und ihm verkündet, dass sie seine neue Kollegin ist und ab sofort als Kinderärztin in der Waldner-Klinik arbeitet. Julian ist wie vor den Kopf gestoßen. Von allen Krankenhäusern der Welt muss sie ausgerechnet hier eine Stelle antreten? Wie soll eine Zusammenarbeit mit ihr funktionieren, wenn ihn doch noch immer jeder Blick in ihre Augen unendlich schmerzt? Schließlich wird ihm klar, dass er das ungelöste Geheimnis um ihre geplatzte Traumhochzeit unbedingt aufklären muss, wenn er nicht daran zugrunde gehen will ...


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Inhalt

Cover

Von jetzt für immer

Vorschau

Impressum

Von jetzt für immer

Arztroman um eine bewegende Sommerhochzeit

Nie wird Notarzt Dr. Julian Heubeck vergessen, wie er an Deck eines Kreuzfahrtschiffes auf seine Braut gewartet hat, um ihr auf dem Ozean das Jawort zu geben. Es waren Minuten voll unbändiger Vorfreude, die am Ende in die größte Verzweiflung mündeten, denn seine Verlobte hat ihn versetzt. Ohne jede Erklärung, ohne eine letzte Aussprache.

Drei Jahre sind seither vergangen. Dem jungen Arzt ist es nie gelungen, seinen Schmerz zu verwinden, doch die Arbeit in der Waldner-Klinik lenkt ihn zumindest während seiner Dienstzeiten ab – bis eines Tages plötzlich Maja vor ihm steht und ihm verkündet, dass sie seine neue Kollegin ist und ab sofort als Kinderärztin in der Waldner-Klinik arbeitet. Julian ist wie vor den Kopf geschlagen. Von allen Krankenhäusern der Welt muss sie ausgerechnet hier eine Stelle antreten? Wie soll eine Zusammenarbeit mit ihr funktionieren, wenn ihn doch noch immer jeder Blick in ihre Augen unendlich schmerzt? Schließlich wird ihm klar, dass er das ungelöste Geheimnis um ihre geplatzte Traumhochzeit unbedingt aufklären muss, wenn er nicht daran zugrunde gehen will ...

Eines hatte Julian nicht bedacht, als er eingewilligt hatte, auf einem Kreuzfahrtschiff zu heiraten: dass ihn mehrere Hundert Augenpaare erwartungsvoll anstarren würden, während er auf seine Braut wartete.

Als wäre eine solche Situation nicht schon unter gewöhnlichen Umständen nervenaufreibend genug ...

Das Meer schimmerte an diesem Sommertag in einem tiefen Grün. Von Zeit zu Zeit tummelten sich Delfine im Wasser, sprangen hoch und spielten keckernd miteinander. Ihr Anblick entlockte den Passagieren begeisterte Rufe und auch die eine oder andere Freudenträne darüber, diese wunderbaren Tiere einmal in ihrem natürlichen Lebensraum zu sehen. Vermutlich gab es niemanden an Bord, der nicht mit wenigstens ein paar Dutzend Fotografien von Delfinen heimkehren würde.

Jetzt jedoch richtete sich die Aufmerksamkeit allein auf Julian. Sein Magen schien langsam nach oben zu wandern, und seine Hände wurden feucht. Er hatte nicht geahnt, wie endgültig sich die letzten Minuten vor dem »Ich will« anfühlen würden. Nicht, dass er Zweifel hatte. Im Gegenteil. Maja war sein Ein und Alles. Er konnte es kaum erwarten, das gemeinsame Leben mit ihr zu beginnen. Trotzdem flatterten ihm die Nerven wie Möwen im Sturm. Womöglich lag es daran, dass er nicht gern im Mittelpunkt stand. In seiner Notaufnahme trat alles hinter der Sorge um seine Patienten zurück. Dort fiel es ihm leicht, ruhig und konzentriert zu bleiben. Jetzt allerdings ... Himmel, fotografierten ihn die anderen Passagiere etwa? Er war doch keine lokale Sehenswürdigkeit! Laut Bordplan würde Dubai in ungefähr zwei Stunden in Sicht kommen. So lange musste er wohl als Motiv herhalten ...

Schweißperlen bildeten sich trotz des angenehm kühlen Fahrtwindes auf seiner Stirn.

Wo blieb Maja denn nur?

Sie hatten vereinbart, beide in Weiß zu ihrer Trauung zu erscheinen. So trug er ein luftiges weißes Hemd, weiße Leinenhosen und weiße Schuhe. Keine Armbanduhr. Seinem Gefühl nach sollte es längst vierzehn Uhr sein. Alle waren versammelt: Kapitän Niemeyer, zahlreiche Schaulustige und Thorben, sein Trauzeuge, der ihm nun begütigend auf die Schulter klopfte.

»Ganz ruhig, alter Freund. Alles wird gut.«

»Das sagt sich leicht, wenn man seit fünf Jahren verheiratet ist«, murmelte Julian.

»Und die meiste Zeit davon glücklich.« Thorben grinste. »Das wirst du auch erleben. Warte nur ab.«

»Ich hoffe, ich kann Maja glücklich machen. Sie ist eine großartige Frau.«

»Hey, sie bekommt auch einen großartigen Mann. Eine Kinderärztin und ein Notarzt. Ihr passt wunderbar zusammen.«

»Aber es wird Wochen geben, in denen wir uns wegen des Schichtdienstes kaum sehen.«

»Und darum wird euch so manches Ehepaar beneiden, glaub mir.« Das Grinsen seines Freundes wurde breiter und verriet, dass er seine Worte nicht ganz ernst meinte. Er vergötterte seine Frau und hätte um ein Haar als Trauzeuge abgesagt, weil sie gerade hochschwanger war und nicht hatte mitkommen können.

Sie hatte ihm jedoch energisch klar gemacht, dass das Baby nicht vor seiner Rückkehr kommen würde und dass weder sein bester Freund noch sie es ihm verzeihen würden, wenn er Julians großen Tag verpasste. Also war er hier – und Julian konnte ihm das nicht hoch genug anrechnen.

Eine Hochzeit auf einem Kreuzfahrtschiff war Majas großer Traum gewesen. Er wollte ihn ihr erfüllen, auch wenn er selbst gern daheim in München geheiratet hätte, mit ihren Familien und Freunden. Sein Vater würde lieber barfuß die Zugspitze besteigen, als einen Fuß auf ein Schiff zu setzen. Und seine Schwester leitete ein Hotel am Chiemsee und konnte sich keine Woche freinehmen, um mit ihnen durch den Persischen Golf zu kreuzen.

Wir werden daheim mit ihnen nachfeiern, beruhigte er sich in Gedanken. Wenn Maja nur endlich hier wäre! Er reckte den Hals und schaute sich suchend um, aber von seiner Braut war nichts zu sehen. Ein leises Seufzen entfuhr ihm.

Kapitän Niemeyer lächelte nachsichtig. In seinen dunklen Bart mischte sich das erste Grau. Er musste im Lauf der Zeit Hunderte Paare an Bord getraut haben und war vermutlich bestens vertraut mit dem Gefühl, das Julian gerade überflutete und das sich verdächtig nach Panik anfühlte. Dabei war alles perfekt: Sie hatten strahlenden Sonnenschein und würden bald in einer der aufregendsten Städte der Welt anlegen. Nach Dubai würde es weitergehen nach Abu Dhabi, Doha und Salalah – Orte, deren Namen einem Märchen aus tausendundeiner Nacht zu entstammen schienen.

Die Trauung würde auch gültig sein, wenn sie auf internationalen Gewässern vollzogen wurde. Darüber hatten sie sich vor Antritt der Fahrt informiert.

Auf einem weißen Stehtisch lagen Blüten verstreut. In einem Kühler wartete Champagner. Der Bordfotograf stand bereit, um jeden Augenblick ihrer Trauung festzuhalten. Alles, was nun noch fehlte, war die Braut!

Julian wandte sich an seinen Freund.

»Wie spät ist es?«

»Kurz nach zwei.«

»Dann verspätet sie sich. Aber sie verspätet sich doch niemals!«

»Vermutlich stylt sie sich noch. Heute ist der wichtigste Tag in ihrem Leben. Da will sie natürlich so schön wie möglich aussehen.«

Julian gab ein gedämpftes Schnauben von sich. Maja war immer wunderschön. Wenn sie morgens zerzaust in seinen Armen aufwachte und ihm ein verschlafenes kleines Lächeln schenkte, wenn sie abends mit müden Augen in seinen Armen einschlief ... überhaupt hatte er sie am liebsten in seinen Armen. Dann war alles andere egal.

Für ihn war sie die schönste Frau auf Erden. Quirlig. Aufgeschlossen. Mit einem riesengroßen Herzen. Sie war sein Gegenstück. Während er oft zu verschlossen war, sah sie in allem etwas Gutes und ging offen auf andere zu.

Warum kam sie bloß nicht?

Eine unsichtbare Faust schien seine Eingeweide zu malträtieren.

»Ob ihr etwas passiert ist?«, fragte er nervös. »Ich sollte nach ihr sehen.«

»Was sollte ihr denn passiert sein?«

»Sie könnte sich verlaufen haben.«

»So groß ist das Schiff nun auch wieder nicht.«

»Trotzdem. Ich werde zu ihr gehen.«

»Du bleibst schön hier. Nicht, dass sie gleich auftaucht und glaubt, du hättest es dir anders überlegt. Ich werde gehen.« Thorben nickte ihm zu und stapfte mit langen Schritten los.

Julian blickte auf die glitzernde Oberfläche des Meeres und dachte daran, wie Maja und er sich kennengelernt hatten. In einem Stau war das gewesen. Mitten im Winter. Julian war auf dem Weg zu einem Kongress gewesen, als es auf der Autobahn plötzlich nicht mehr vor- und nicht zurückgegangen war. Im wildesten Schneetreiben hatte er festgesteckt. In weiser Voraussicht hatte er jedoch zumindest eine Decke und eine Thermoskanne mit heißem Kaffee dabei gehabt.

In dem Wagen neben ihm hatte frierend eine junge Frau gesessen. Ihre Heizung war offenbar ausgefallen, und sie hatte sichtlich mit den Zähnen geklappert. Maja ... Julian hatte sie zu sich herübergeholt, damit sie sich aufwärmen konnte. Sie hatte Waffeln und Anekdoten aus ihrer Assistenzzeit beigesteuert und die meisten Filme gekannt, die auch er mochte.

Sie hatten stundenlang ausgeharrt, sich unterhalten und dabei entdeckt, dass sie nicht nur vieles gemeinsam hatten, sondern dass da zwischen ihnen auch etwas war. Ein Band, das mit jedem Herzschlag enger und inniger zu werden schien. Damals hatte alles begonnen.

Und am heutigen Tag sollte ihre Liebe offiziell bekräftigt werden. Warum kam Maja denn nicht? Das sah ihr überhaupt nicht ähnlich. Sie war einer der zuverlässigsten Menschen, die er kannte. Einmal war sie sogar mit einem frisch gebrochenen Fuß zu einer Verabredung mit ihm erschienen, um ihn nicht zu enttäuschen. Zugegeben, ihr Date hatte in der Notaufnahme geendet, aber trotzdem zeigte es, wie sie war.

Und nun blieb sie an einem der wichtigsten Tage ihres gemeinsamen Lebens einfach weg? Nein, das wollte ihm nicht in den Kopf.

Er spürte die teils neugierigen, teils mitfühlenden Blicke der Passagiere auf sich.

Etwas stimmte nicht. Er konnte es beinahe greifen. Seine Fantasie gaukelte ihm schlimme Bilder vor. Und die Wirklichkeit schien diese noch zu übertreffen, denn Thorben tauchte zwischen den Passagieren auf und strebte geradewegs auf ihn zu. Sein düsterer Blick verhieß nichts Gutes.

Sein bester Freund und Trauzeuge sah aus, als hätte er einen Eisberg in der Nähe des Schiffes im Wasser entdeckt!

***

Drei Jahre später

»Mädchen, dreizehn Jahre, reduzierter Allgemeinzustand.« Mit weit ausgreifenden Schritten rollten die Sanitäter die Trage mit dem Kind in die Notaufnahme der Waldner-Klinik.

Trotz der sommerlichen Hitze draußen lag die Jugendliche frierend unter einer Decke. Eine Frau mittleren Alters lief neben ihr her und hielt ihre Hand, während sich ihre Lippen zu leisen, aufmunternden Worten formten, in ihren Augen jedoch nackte Angst stand. Ihre Mutter sicherlich, die Ähnlichkeit war unverkennbar. Beide hatten lange braune Haare und ein spitzes, energisches Kinn.

»In den Untersuchungsraum eins, bitte.« Julian folgte seiner jungen Patientin zusammen mit Schwester Angela. »Ich bin Dr. Heubeck«, stellte er sich der Mutter vor, ehe er sich an seine Kollegen wandte. »Was haben wir?«

»Das Mädchen heißt Sophie Gerber. Blutdruck hundertdreißig zu achtzig, Puls hundertzehn, Körpertemperatur 37,9. Blutzucker im Normbereich«, berichtete Carl, der Sanitäter.

Er war ein Hüne mit der Statur eines Preisboxers und einem ebenso großen, mitfühlenden Herzen.

»Sophie hat den Ferientag mit ihren Freundinnen am Isarufer verbracht. Sie hat den ganzen Tag in der Sonne gelegen. Ihre Mutter hat den Krankenwagen gerufen, als sich Sophie zweimal kurz hintereinander übergeben und über starke Kopfschmerzen geklagt hat. Ihr war auch schwindlig.«

»Gibt es Vorerkrankungen, von denen ich wissen sollte?«

»Keine«, beeilte sich Sophies Mutter zu versichern.

»Okay.« Während sich die Sanitäter verabschiedeten und den Raum verließen, beugte sich Julian über das Mädchen. »Hallo, Sophie, kannst du mir sagen, wo du bist?«

»Im Krankenhaus?«

»Und wie viele Finger halte ich hoch?« Er hob seine Hand.

»Drei.«

»Ausgezeichnet. Sag, werden deine Kopfschmerzen schlimmer, wenn du dich bewegst?«

»Ja, sehr«, wisperte sie. Sie klapperte vor Kälte mit den Zähnen. Trotzdem war ihr Kopf hochrot. Das verhieß nichts Gutes. Die Vermutung eines Sonnenstichs lag nahe, allerdings konnten auch Rauschmittel diese Art Symptome auslösen. Auch eine Subarachnoidalblutung war möglich, jedoch nicht sehr wahrscheinlich, weil Sophie wach und ansprechbar war.

»Ich werde dich jetzt untersuchen. Dann sehen wir, was wir tun können, damit du dich bald besser fühlst.« Julian ging in Gedanken die Differentialdiagnosen durch, während er Sophie abhörte, mit einer Lampe in ihre Augen leuchtete und alles tat, um seine Diagnose zu sichern.

Schließlich bat er Schwester Angela, Sauerstoff über eine Nasensonde zu geben und einen venösen Zugang zu legen.

»Sophie hat einen Sonnenstich«, erklärte er Sophies Mutter. »Ich werde Ihre Tochter sicherheitshalber für vierundzwanzig Stunden auf der Intensivstation aufnehmen lassen.«

Die Mutter zuckte erschrocken zusammen.

»Ist es denn so schlimm?«

»Im Augenblick nicht, aber bei einem Sonnenstich muss man immer mit einem Anschwellen des Gehirns rechnen. Wir werden Sophie engmaschig überwachen, behutsam kühlen und ihr vorsorglich ein Kortikoid geben, das ein Hirnödem hoffentlich verhindern wird. Wenn ihr Zustand stabil bleibt, kann sie morgen auf die normale Station verlegt werden und übermorgen wieder nach Hause.«

»In Ordnung.« Sie beugte sich über ihre Tochter. »Oh, Sophie, ich habe dir schon so oft gesagt, bleib nicht zu lange in der prallen Sonne. Jetzt haben wir die Bescherung. Nun muss ich deinen Vater anrufen und ihm sagen, dass aus eurem gemeinsamen Wochenende nichts wird, weil du im Krankenhaus bleiben musst. Er wird so enttäuscht sein.«

»Ich ... wollte das nicht.« Tränen glitzerten in den Augen des Mädchens.

»So ein Wochenende lässt sich sicherlich nachholen«, begütigte Julian. Vorwürfe halfen seiner Patientin jetzt nicht. »Gehen Sie bitte mit Schwester Angela«, wandte er sich an die Mutter. »Sie wird Sophies Aufnahme mit Ihnen durchgehen.«

»Ja ... ja, natürlich, das mache ich. Ich bin gleich zurück, Spatz.« Sophies Mutter folgte Schwester Angela nach draußen.

Julian brachte seine kleine Patientin auf die Intensivstation und veranlasste, dass sie an das Monitoring angeschlossen wurde.

»Ich weiß, die Maschinen sehen groß und beunruhigend aus, aber sie sind deine Freunde«, erklärte er ihr auf ihren verängstigten Blick hin. »Sie passen auf dich auf und schlagen Alarm, wenn es dir schlechter geht. Du kannst dich in ihrer Gesellschaft entspannen. Ruh dich etwas aus. Ich schicke deine Mutter gleich zu dir. Und wenn alles gut geht, dann bist du im Handumdrehen wieder bei deinen Freundinnen und kannst ihnen von deinem Abenteuer hier erzählen.«

Sophie zog ein Handy aus ihrer Tasche.

»Würden Sie ein Foto von mir machen?«

»Ein Foto?«

»Mit den Maschinen. Die sind total der Wahnsinn. Ich stelle das Bild bei Instagram ein.«

»Der Wahnsinn«, echote Julian verblüfft. »Für Fotos bin ich, wie ich fürchte, nicht zuständig. Ruh dich etwas aus, Sophie. Ich schaue nachher wieder nach dir.« Er schob eine Hand in die Kitteltasche und überließ seine kleine Patientin den Kollegen von der Intensivstation.

In der Notaufnahme kam ihm ihre Mutter entgegen. Schwester Angela begleitete die Frau zu ihrer Tochter und gesellte sich wenig später wieder zu Julian.

»Die Kleine wollte tatsächlich, dass ich ein Foto von ihr mache. Für ihren Instagram Account. Na ja. Nehmen wir es als gutes Zeichen.«

Angela machte sich nicht die Mühe, ihr Kopfschütteln zu verbergen.

»Wofür? Den ganz normalen Wahnsinn?«

»Dafür, dass sie noch genug Kraft hat, um an alltägliche Dinge zu denken. Das ist etwas Positives.«

»Tja, so kann man es auch sehen.« Die junge Krankenschwester rollte mit den Augen. »Ich bin heilfroh, ab morgen erst einmal eine Woche Urlaub zu haben. Sieben ganze Tage Ausschlafen, Wandern und frische Luft bis zum Abwinken.«

»Hört sich gut an. Fahren Sie weg?«

»Ins Zillertal. Mein Schatz hat dort seine Familie. Er hat vorgeschlagen, eine Hüttenwanderung zu unternehmen. Einen Tag lang geht es hoch in die Berge, dann übernachten wir in einer Berghütte, und am nächsten Tag geht es zurück ins Tal.«

»Sehr romantisch.«

»Ja, nicht wahr?« Ihre Augen leuchteten auf. »Ich glaube, es ist so weit.«

»So weit?«

»Zeit für die Frage aller Fragen.«

»Ich verstehe. Der Kniefall.« Julian lächelte. »Und wissen Sie schon, was Sie ihm antworten werden?«

»Soll das ein Scherz sein? Darauf warte ich seit über drei Jahren. Ich bin so was von bereit!« Ihr Lächeln wurde noch eine Spur breiter. »Und Sie, Herr Doktor?«

»Ich? Ich glaube nicht, dass Ihr Zukünftiger es sonderlich schätzen würde, wenn ich seinen Antrag ebenfalls annehmen würde.«

»Das meinte ich nicht.« Sie schmunzelte. »Ich dachte nur, ob Sie auch heiraten möchten.«

»Das wollte ich einmal.« Ein Schatten schien sich auf sein Gesicht zu legen. Beinahe auf den Tag genau drei Jahre war es nun her, dass er umsonst mit Kapitän Niemeyer und einem Herzen voller Hoffnungen auf Maja gewartet hatte. Sie hatte ihn versetzt.

Seitdem war nichts in seinem Leben mehr so, wie es einmal gewesen war. Alles drehte sich nur noch um seine Arbeit.

»Was ist passiert?«, fragte Angela leise.