Ein Geschenk mit Folgen - AJ Sherwood - E-Book

Ein Geschenk mit Folgen E-Book

AJ Sherwood

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Beschreibung

Der frischgebackene FBI-Agent Brandon Havili soll seinen Bruder Donovan und dessen Partner Jon drei Wochen lang bei ihren Aufträgen unterstützen und dabei alles von ihnen lernen, was der Anker eines Mediums wissen muss. Was Brandon nur recht ist, denn er liebt seinen Bruder, und Jon scheint ein cooler Typ zu sein. Doch es gibt ein winziges Problem: Brandon hat versehentlich eine Geister-Mitfahrerin aufgelesen. Im Gegensatz zu Jon, der sich köstlich darüber amüsiert, ist Donovan alles andere als begeistert. Brandon bleibt keine Wahl: Er muss zurück nach Eureka Springs in Arkansas. Dort soll ihm das FBI-Medium Mackenzie Lafayette dabei helfen, die Geisterdame in ihre Welt zu schicken. Aber Mack ist ganz anders, als Brandon sich einen Geisterexperten vorgestellt hat. Bevor er nach Nashville zurückkehrt, möchte er erst mal ein bisschen mehr über das sexy Medium erfahren … "Ein Geschenk mit Folgen" ist der Auftakt zur Reihe "Macks geisterhafte Erscheinungen" und ein Spin-off der beliebten Reihe "Jons übernatürliche Fälle" von AJ Sherwood.

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Seitenzahl: 179

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AJ Sherwood

EIN GESCHENK MIT FOLGEN

MACKS GEISTERHAFTE ERSCHEINUNGEN 1

Aus dem Amerikanischen von Johanna Hofer von Lobenstein

Über das Buch

Der frischgebackene FBI-Agent Brandon Havili soll seinen Bruder Donovan und dessen Partner Jon drei Wochen lang bei ihren Aufträgen unterstützen und dabei alles von ihnen lernen, was der Anker eines Mediums wissen muss. Was Brandon nur recht ist, denn er liebt seinen Bruder, und Jon scheint ein cooler Typ zu sein.

Doch es gibt ein winziges Problem: Brandon hat versehentlich eine Geister-Mitfahrerin aufgelesen. Im Gegensatz zu Jon, der sich köstlich darüber amüsiert, ist Donovan alles andere als begeistert. Brandon bleibt keine Wahl: Er muss zurück nach Eureka Springs in Arkansas. Dort soll ihm das FBI-Medium Mackenzie Lafayette dabei helfen, die Geisterdame in ihre Welt zu schicken. Aber Mack ist ganz anders, als Brandon sich einen Geisterexperten vorgestellt hat. Bevor er nach Nashville zurückkehrt, möchte er erst mal ein bisschen mehr über das sexy Medium erfahren …

Über die Autorin

AJ steckt voller Ideen. Deshalb arbeitet sie meist an mehreren Projekten und Büchern gleichzeitig. Unter einem weiteren Pseudonym verfasst sie Fantasy-Romane, doch sie wollte unbedingt auch für die LGBTQ+-Gemeinde schreiben. Glücklicherweise war ihre Lektorin sofort damit einverstanden.

In ihrer Freizeit verschlingt AJ Bücher, isst viel zu viel Schokolade und verreist gern. Ihre erste größere Reise führte sie nach Japan, und das hat ihr so gut gefallen, dass sie sich fest vorgenommen hat, so bald wie möglich noch viel mehr von der Welt zu sehen. Bis dahin recherchiert sie weiterhin via Google Earth und schreibt über die Welten in ihrem Kopf.

Die englische Ausgabe erschien 2019 unter dem Titel » Brandon's Very Merry Haunted Christmas«.

 

Deutsche Erstausgabe 2021

 

© der Originalausgabe 2019: AJ Sherwood

© Verlagsrechte für die deutschsprachige Ausgabe 2021:

Second Chances Verlag, Inh. Jeannette Bauroth

Eisenbahnweg 5, 98587 Steinbach-Hallenberg

 

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch auszugsweise –

nur mit Genehmigung des Verlags wiedergegeben werden.

 

Umschlaggestaltung: Frauke Spanuth, Croco Designs

unter Verwendung von Motiven von justasc, sakkmesterke,

Alexandr Bognat, Maksym Yemelyanov, alle stock.adobe.com

Lektorat: Judith Zimmer

Korrektorat: Julia Funcke

Satz & Layout: Second Chances Verlag

 

 

ISBN 978-3-948457-43-3

 

www.second-chances-verlag.de

Inhaltsverzeichnis

Titel

Über die Autorin

Impressum

Vorwort

Hashtags

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Glossar

Weitere Bücher von AJ Sherwood

 

Liebe Leserinnen und Leser,

dieses Buch ist reine Fiktion, also behandelt es bitte auch so. Ernsthaft. Die Erwähnung von lebenden Personen, toten Personen, guten Menschen, Bösewichten, dummen Politikern, Unternehmen, Restaurants, Ereignissen, Produkten, Örtlichkeiten, Referenzen zur Popkultur oder verrückten historischen Ereignissen sind dazu gedacht, Authentizität zu vermitteln. Es sind fiktionale Elemente oder Elemente, die ich für die Geschichte brauchte. Figuren, Namen, Geschichte, Ort, Dialog, merkwürdiger Humor und seltsame Vorfälle entstammen der ausgesprochen blühenden Fantasie der Autorin und sollten nicht als real interpretiert werden. Nein, ich glaube nicht daran, fiktionale Charaktere umzubringen. Bösewichte stehen allerdings auf einem ganz anderen Blatt.

Eure AJ Sherwood

Hashtags

 

Donovans eher unromantisches Weihnachten • Ihm gefällt das nicht • Brandon drängt sich vor, der kleine Mistkerl • Keine Ahnung, wie das passieren konnte • Exorzismus • Ungruselige Geister • Geisterjagd • Gesunde Beziehungen • Mack kriegt sehr schnell raus, wie man einen Havili verführt • Bisexualität • Homosexualität • Tolle Mütter • Kann etwas gleichzeitig schmalzig und gruselig sein? • Denn genau das passiert hier

PROLOG

JON

Im Laufe meines Lebens hatte ich schon so einige interessante Geschenke bekommen – was sicher auf die meisten Leute zutrifft. Ich bin ziemlich sicher, dass jeder ein paar gute Geschichten dazu auf Lager hätte. Aber das hier? Das setzte ja wohl allem die Krone auf.

Wie gebannt starrte ich die Schneekugel in meiner Hand an und wusste gar nicht, was ich sagen sollte.

Von außen betrachtet war das Geschenk wirklich schön. Anders als die üblichen kitschigen Schneekugeln hatte diese einen Kristall in der Mitte, den die »Schneeflocken« umspielten. Fuß und Spitze waren aus schimmerndem Holz. Eine wirklich elegante, geschmackvolle Schneekugel.

Das Problem war der Inhalt.

Normalerweise hätte ich versucht, die schenkende Person anzulächeln und es zu überspielen. Damit gab es aber zwei Probleme: Erstens war mein Pokerface völlig unbrauchbar. Zweitens war dieses Geschenk keins, das ich einfach abtun und in irgendeinem Schrank vergessen konnte. Nein, ihr lieben Wichtelmänner, das ging leider nicht. Aber es war außerordentlich ungünstig, jetzt gleich etwas dazu zu sagen.

Wir waren mitten in der Weihnachtsfeier in meiner Wohnung. Alle Havilis (bis auf die Schwester, Sammy, die mit der Familie ihres Verlobten feierte) und alle Banes waren gekommen und quer über unser Wohnzimmer verteilt. Manche hatten schon etwas tiefer ins Glas mit dem Weihnachtspunsch geschaut. (Keine Ahnung, wer den Punsch aufgepeppt hatte. Ich hatte Brandon im Verdacht, aber es hätte genauso gut auch Natalie gewesen sein können. Man konnte keinem unserer Geschwister über den Weg trauen.) Wir hatten es uns auf Sofas und Sesseln gemütlich gemacht. Skylar saß auf dem Fußboden vor dem geschmückten Baum und spielte den Weihnachtself, der jeden der Anwesenden mit seinen Geschenken versorgte. Da wir so viele waren, hatten wir vorher den Namen der Person, die wir beschenken sollten, gezogen, um die Kosten im Rahmen zu halten. Brandon hatte mich gezogen.

Ich hatte eigentlich gar nicht erwartet, dass er meinen Geschmack treffen würde. Wir kannten uns noch nicht besonders gut, da wir uns bisher kaum gesehen hatten, aber ehrlich gesagt hatte er es gar nicht schlecht gemacht. Es war nur … tja …

Donovan bemerkte mein Zögern natürlich und beugte sich zu mir herunter, um sich die Schneekugel anzuschauen. »Sie gefällt dir wohl nicht?«

»Doch, doch, sie ist wirklich schön«, gab ich beruhigend zurück, aber dann fing ich Brandons besorgten Blick auf. Er war seiner Mutter so ähnlich mit diesen bernsteinfarbenen Augen, dass es schwer war, seinem Blick standzuhalten. Dass er mir genau gegenübersaß, machte die Sache nicht einfacher – ich konnte nicht ausweichen. »Sie ist sogar wunderschön. Die schönste Schneekugel, die ich je gesehen habe, und ich habe auch tatsächlich zu wenig Weihnachtsdekoration. Es ist nur …« Oje. Ich warf Donovan ein bedauerndes Lächeln zu und zuckte innerlich schon zusammen, als ich es laut aussprach: »Es sitzt ein Geist darin.«

Donovan war so schnell aufgesprungen, dass er quasi ein Vakuum hinter sich herzog. Noch bevor ich »Buh« hätte sagen können, hatte er sich hinter dem Küchentresen verschanzt und machte den Eindruck, als würde er am liebsten durch die Hintertür abhauen. Aaron wirkte, als würde er ihm gleich auf dem Fuß folgen, Alani ebenso – aber der Rest der Familie drängte sich um mich, um das Objekt zu begutachten.

»Ich sehe überhaupt nichts außer dem Schnee und dem Kristall«, beschwerte sich Skylar. »Bist du sicher?«

»Oh, ganz sicher.« Mist. Ich war es durchaus gewohnt, mich unbeliebt zu machen und den Augenblick zu verderben. Das war mein Schicksal. Aber das hier war trotzdem eine Premiere.

»Verdammt noch mal, Brandon!«, schimpfte Donovan von seinem relativ sicheren Zufluchtsort in der Küche aus. »Du kannst mir doch keinen Geisterkram ins Haus bringen!«

Brandon wollte das nicht auf sich sitzen lassen. »Alter! Woher hätte ich denn wissen sollen, dass das Geisterkram ist? Es ist ein Mitbringsel. Aus einem Geschenkeladen. Da war doch kein Warnschild dran oder so!«

Wo er recht hatte …

Kanye stellte sich neben Brandon und klopfte ihm auf den Rücken. »Ist schon gut, Junge. Außer Jon oder Lauren hätte das keiner sehen können. Na, das ist ja ein schöner Schlamassel.«

»Moment«, meldete sich meine Mutter, die schon die Ärmel hochschob. Ihr Gesichtsausdruck war jetzt professionell und sachlich. »Lasst mich mal mit ihm reden.«

Dankbar überließ ich ihr die Schneekugel. Mom war darauf spezialisiert, mit Verstorbenen zu kommunizieren. Ohne Leichnam war es zwar schwieriger für sie, Kontakt aufzunehmen, aber sie konnte trotzdem die Aura lesen. Sie war nur schwächer, und das Lesen war eine größere Herausforderung.

Der Unterhaltung konnte ich nicht folgen, denn meine Talente lagen woanders. Aber wir hörten zumindest, was Mom sagte.

»Ich verstehe. Sie sind da hineingeschlüpft, weil es so hübsch war. Das kann ich gut verstehen, es ist wirklich wunderschön. Hmmm? Nein, wir werden Sie nicht zwingen, herauszukommen. Aber würden Sie nicht lieber ins Jenseits übergehen? Nein, meine Liebe, dafür bin ich nicht die Richtige, aber ich bin sicher, wir finden jemanden, der uns behilflich sein kann. Vielleicht wäre dafür noch einmal eine Reise notwendig – ich hoffe, das macht Ihnen nichts aus? Oh.« Mom wandte sich nachdenklich an Brandon. »Du hast die Kugel aus dem Souvenirshop eines Hotels, das an heißen Quellen in Arkansas liegt?«

»Ja, ich hab da einen Zwischenstopp gemacht.« Brandon betrachtete stirnrunzelnd die Schneekugel. »Sie ist in die Schneekugel gegangen, weil sie ihr so gut gefallen hat?«

»Sie ist schon sehr lange tot«, antwortete Mom sanft und mit einem mitfühlenden Lächeln in Richtung Schneekugel. Oder besser gesagt, in Richtung des darin sitzenden Geistes. »Sie kann sich nicht genau erinnern, warum sie dort war, nur dass sie da war, und der wirbelnde Schnee hat ihre Aufmerksamkeit erregt. Sie hat sich nur noch mit Mühe an ihren eigenen Namen erinnert: Emma.«

Na, das wurde ja immer besser. Jetzt runzelte auch ich die Stirn, als ich die Kugel anschaute, denn ich war ja alles Mögliche, aber ein Exorzist sicher nicht. Geister sehen, das konnte ich, und ansatzweise auch ihre Aura lesen. Doch sie hatten keine Meridiane mehr und nur noch ein vages Bewusstsein für ihre eigene Persönlichkeit – ich war auf diesem Gebiet also das am weitesten von einem Experten Entfernte, was sich denken ließ. Was jetzt zu tun war, konnte ich absolut nicht beurteilen.

Meine Mutter wandte sich wieder an Emma (das nahm ich zumindest an) und fragte sanft: »Möchten Sie denn gerne ins Jenseits? Das dachte ich mir. Dann kümmern wir uns darum, das möglich zu machen. Nein, meine Liebe, um Gottes willen. Ich bin keine Exorzistin. Das liegt außerhalb meiner Kompetenzen. Aber glücklicherweise haben wir einen FBI-Agenten hier.«

Alle drehten sich zu Brandon um, und während die meisten Anwesenden nicht wussten, was sie meinte, verstand ich den Zusammenhang. Sie hatte ganz recht. Wir mussten den Dienstweg beschreiten.

Brandon atmete einmal tief durch, als könnte man Geduld einatmen wie Sauerstoff. »Was hat das denn damit zu tun, dass ich FBI-Agent bin? Und darf ich mal kurz daran erinnern, dass ich noch in der Ausbildung bin?«

Das stimmte. Tatsächlich hospitierte er gerade bei Donovan und mir. Brandon sollte uns die nächsten drei Wochen begleiten und die Grundlagen des Ankerseins erlernen. Das FBI war sehr daran interessiert, ihn jemandem als Partner zuzuteilen. Aber natürlich war er noch dabei, sich mit der Arbeit bei der Abteilung für Paranormales des FBI vertraut zu machen.

»Ja, aber du hast trotzdem die Möglichkeit, einen Vorgesetzten zu informieren, wenn etwas passiert«, erinnerte ich ihn. »Du kommst doch später in diese Abteilung.«

Er blinzelte mich an. »Ach. Echt jetzt?«

»Ja.«

»Okay«, warf Aaron geduldig ein. »Mag ja sein, dass er dir folgen kann. Wir anderen dagegen … Könntest du es bitte auch dem Rest der Klasse erklären?«

Ich wandte mich an meinen Schwager. »Ihr wisst ja, dass das FBI eine eigene Abteilung für Paranormales hat. Da sitzt auch die Mehrzahl der übersinnlich Begabten.« Alle nickten. »Okay. Es gibt innerhalb dieser Abteilung eine Spezialeinheit, die sich mit Spukphänomenen befasst. Da arbeiten teils Geisterseher, teils Exorzisten, und das umreißt auch schon, womit sie sich beschäftigen – Geister und Dämonen. Ich habe erst ein Mal eine von ihnen getroffen, und sie war super. Also wirklich badass. Wenn ich hetero wäre, hätte ich mich Hals über Kopf verliebt. Besonders viele Mitarbeiter hat die Einheit nicht, da das Talent selten vorkommt. Brandon wird gerade dazu ausgebildet, der Anker eines Geistersehers zu werden, weil er die richtigen Fähigkeiten und die richtige Einstellung mitbringt. Über ihn können wir diese Sache am schnellsten und unbürokratischsten erledigen. Marc Gonzalez kann uns bestimmt mit den richtigen Leuten in Kontakt bringen.«

»Sogar zu Weihnachten?«, fragte Alani zweifelnd. Sie wirkte empört darüber, dass ich überhaupt in Erwägung zog, an den Feiertagen zu arbeiten.

»Mom, dieses Ding bleibt nicht in unserem Haus«, warf Donovan entschieden ein.

Wenn wir das versuchen würden, wäre ein Herzinfarkt vorprogrammiert. Er hatte ernsthafte Probleme mit allem Okkulten und erschreckte sich so leicht wie ein Karnickel.

»Ich kann sie heute mit zu mir nehmen, bis wir das alles organisiert haben«, schlug meine Mutter mit einem mitfühlenden Lächeln zu Donovan vor. »Das ist sowieso besser. Ich bin schließlich die Einzige, die mit ihr kommunizieren kann.«

Ich warf ihr einen dankbaren und erleichterten Blick zu, und sie zwinkerte zurück. Meine Mutter steckte mitten im Scheidungsprozess und war noch nicht wieder ganz sie selbst. Trotzdem ging es ihr besser als seit Jahren. Sich von Rodgers Fesseln zu befreien, hatte ihr unglaublich gutgetan. Es war ihr anzumerken, dass ihre Bindung zu Alani immer enger wurde, und das ließ mich hoffen. Ich würde schweigen wie ein Grab, bevor eine der beiden Frauen einen Vorstoß machte – aber wenn das, was ich auf ihren Energiebahnen erkennen konnte, sich bewahrheitete, würden wir früher oder später zwei weitere Familienmitglieder sehen, die verankert waren.

Mein Lover ließ den Dienstweg gleich ganz außer Acht. Er war schon am Telefon und sprach mit Gonzalez. Ich konnte ihn in der Küche klar und deutlich verstehen: »Hey, Mann. Tut mir leid, dass ich über die Feiertage anrufe. Hmmm? Nein, meinem Bruder geht’s gut. Er hat nur etwas mitgebracht, wovon er wirklich lieber die Finger hätte lassen sollen. Eine Schneekugel mit Geist darin. Nein, ich mache keine Witze. Ernsthaft. In der Schneekugel spukt’s. Wirklich nett, dass Sie das lustig finden. Lauren ist hier – kennen Sie Jons Mutter? Ja, okay, dann verstehen Sie ja, was ich meine. Sie hat also mit dem Geist gesprochen, und der Geist wünscht sich Unterstützung beim Übergang ins Jenseits. Aber das Problem ist, dass es hier in der Gegend keine Geisterseher gibt.« Er erhob die Stimme und fragte: »Brandon, wo ist die heiße Quelle, wo du das Ding herhast?«

»Eureka Springs.«

»Eureka Springs in Arkansas«, wiederholte Donovan für Gonzalez. Er hörte kurz aufmerksam zu und runzelte die Stirn. »Sind Sie sicher? Ich meine, es wäre super, wenn das der Fall wäre. Moment, ich stelle Sie mal kurz auf Lautsprecher, damit alle mithören können.«

Ich nahm das als Hinweis und ging mit Brandon zu ihm in die Küche, wo wir uns im Kreis um das Handy in seiner Hand aufstellten, ich im sicheren Abstand von einem halben Meter.

»Können wir?«, fragte Gonzalez mit seiner Baritonstimme klar und deutlich – er hatte wohl noch nicht allzu viel flüssige Weihnachtsstimmung zu sich genommen. Oder er war einer von denen, denen der Alkohol nicht die Zunge lähmte.

»Wir können. Sprechen Sie«, sagte Donovan ermunternd.

»Die Sache ist die: Ich habe mir den Online-Terminplan unserer Exorzisten angesehen, und wir bekommen jetzt auf gar keinen Fall jemanden. Alle sind entweder im Urlaub oder etwas richtig Üblem auf der Spur. Aber wir haben einen ehemaligen Agenten in Arkansas. Er ist im Ruhestand, bildet aber gerade einen jungen Typ aus. Er sitzt in Eureka Springs.«

Brandon pfiff leise durch die Zähne. »Na, wenn das kein interessanter Zufall ist.«

»Das hat überhaupt nichts mit Zufall zu tun, Havili. Sie haben sich in einer von Geistern geradezu überlaufenen Stadt aufgehalten. Geisterseher leben und arbeiten nun mal an genau solchen Orten. Ich rufe mal an und frage, ob er Ihnen helfen kann.«

Ich schaute die beiden Männer rechts und links von mir an, denen die Erleichterung geradezu ins Gesicht geschrieben stand. »Das wäre wirklich hilfreich, Marc, danke. Meine Mutter hat angeboten, den Geist fürs Erste zu sich zu nehmen.«

»Das fällt mehr in ihren Bereich als in Ihren eigenen, nehmen Sie es mir nicht übel – es erleichtert mich also, das zu hören.«

»Und mich erst«, antwortete ich trocken. Meinen Partner sah ich dabei bewusst nicht an.

»Ich rufe in Eureka Springs an. Wenn der Agent zusagt, könnten Sie nach den Feiertagen dorthin fahren? Ich möchte ungern den alten Herrn bitten, sich auf die Straße zu begeben. Er arbeitet nur noch in beratender Funktion. Ich kann nicht verlangen, dass er zu Ihnen kommt.«

»Wir bringen das Ding zu ihm, keine Sorge«, bestätigte Donovan.

»Das ist dann hiermit eine FBI-Angelegenheit, Teil von Brandons Ausbildung, also sind die Spesen abgedeckt. Und es ist ja auch nicht falsch. Na, Sie Grünschnabel – was haben Sie sich dabei gedacht, spukende Ware zu kaufen, hm?«, fragte Gonzalez scherzhaft.

Brandon antwortete gutmütig: »Ach, lassen Sie’s stecken. Woher hätte ich das denn wissen sollen? Ich bin nicht der übersinnlich Begabte in der Familie. Äh, Sir.«

Gonzalez lachte leise. »Ich melde mich wieder, wenn ich ihn erreicht habe.«

Er beendete das Gespräch, und Donovan sagte aus tiefstem Herzen: »Ich liebe diesen Mann.«

»Weiß sein Mann das?« Grinsend wich ich Donovans Finger aus, bevor er mir damit zwischen die Rippen piksen konnte. Es machte so viel Spaß, ihn aufzuziehen.

»Seht es doch mal so: Wir können in einer heißen Quelle rumliegen und werden auch noch dafür bezahlt«, warf Brandon ein. »Es wird euch gefallen. Es ist ein riesiges, altes Hotel, Ende des 19. Jahrhunderts gebaut. Ist wirklich schön da.«

Sein Bruder blickte ihn voller Bedenken an. »Und wo war der Souvenirshop, in dem du die Schneekugel gekauft hast?«

Brandon lächelte verlegen. »Im Hotel.«

»Das reicht. Ich gehe in kein verdammtes Spukhotel.«

Beruhigend rieb ich mit der Hand in kleinen Kreisen über Donovans Rücken. »Das ist kein Problem. Wir nehmen einfach ein anderes Hotel. Wir müssen ja nicht unbedingt am gleichen Ort wohnen.«

Brandon öffnete den Mund, dann schloss er ihn wieder, während er seinen Bruder schräg von der Seite ansah. Auf seinen Energiebahnen blitzten Belustigung und leichtes Mitgefühl auf. »Ich weiß ja nicht, ob ich das laut aussprechen sollte, aber Gonzalez hat nicht übertrieben. Ich bin nicht zuletzt deswegen dorthin in Urlaub gefahren, weil die Stadt berühmt dafür ist, dass es da überall spukt.«

Donovan sank mit einem Stöhnen in sich zusammen. »Was zum Teufel wolltest du in einer Stadt, in der es spukt?!«

»Hey, ich dachte, es wird bestimmt cool. Ich mag Geistergeschichten. Das weißt du doch.«

»Wie kann ich nur mit dir verwandt sein?«

»Das frage ich mich auch schon die ganze Zeit, du Schisshase. Wovor hast du überhaupt Angst? Jon wird dich schon beschützen.«

Äh, Jon würde gar niemanden beschützen. Ein Exorzist war ich noch nie gewesen. Alles, was ich tun konnte, war, Geister zu sehen und Bescheid zu geben, wenn man rennen musste. Ob ich das laut aussprach? Natürlich nicht. Donovan war auch so schon nervös genug. Die Kunst des Erwachsenseins bestand manchmal darin, zu wissen, wann man besser den Mund hielt.

Donovan verdrehte seine großen braunen Augen und bat dann: »Sagt bitte Garrett nichts davon, bis wir alles hinter uns haben.«

Ich lachte, als mir klar wurde, was er meinte. »Du hast Angst, dass er sich einklinken würde?«

»Zu Recht«, warf Brandon feixend ein. »Er würde Don keine Sekunde in Ruhe lassen. Hat er dir schon erzählt, wie wir Don mal in ein Spukhaus mitgeschleift haben?«

Wie der Blitz packte Donovan seinen Bruder im Genick und nahm ihn in den Schwitzkasten. »Wir reden nicht von dem Spukhaus! Gott, was ist nur los mit euch beiden?«

Brandon schlang die kräftigen Arme um seinen Bruder und hob ihn mit Leichtigkeit hoch, ohne auch nur auf die Zehenspitzen zu gehen. Donovan ächzte, und schon hatte der Ringkampf begonnen.

Da ich ein vernünftiger Mensch bin, sprang ich gleich aus der Küche und überließ die beiden ihrem Schicksal. Nach drei Tagen in Brandons Anwesenheit verstand ich die Feinheiten der Geschwisterdynamik bei den Havilis schon besser. Auseinandersetzungen wurden mit Ringkämpfen beigelegt. Ich hielt mich an Kanye, der in diesem Sturm der Ruhepol zu sein schien, und setzte mich neben ihn auf die Couch. »Nur so aus Neugierde: Wie viele Einrichtungsgegenstände mussten ersetzt werden, als die beiden noch jünger waren?«

»Oh, so viel war das gar nicht.« Er grinste mich verschmitzt an, halb nostalgisch, halb selbstzufrieden, hundert Prozent Papa. »Sie mussten nämlich alles reparieren, was sie kaputt gemacht haben.«

Darüber dachte ich eine volle Sekunde lang nach. »Jetzt verstehe ich, warum Donovan so geschickt mit den Händen ist.«

»Es könnte was damit zu tun haben«, antwortete Kanye mit leisem Lachen, während er seine Söhne über den Tresen hinweg beim Raufen beobachtete. »Außerdem haben sie gelernt, auf zerbrechliche Sachen aufzupassen. Ich vermute mal, das war das viele Training.«

Absolut. Das Training hatte sicherlich dafür gesorgt, dass Lampen und Sofas unversehrt blieben. Bösewichte bekamen trotzdem was auf die Mütze.

Alle anderen waren damit beschäftigt, sich die Vorstellung der beiden anzusehen, Geschenke auszupacken oder den Punsch mit Schuss zu trinken. Dadurch tat sich ein kleines, privates Fenster auf, wie Kanye und ich nur selten eins hatten. Normalerweise war die ganze Familie um uns herum, wenn wir uns trafen – genau wie jetzt. Ich hatte das Gefühl, dass es ein günstiger Moment war, und beugte mich zu ihm. Dann sagte ich in vertraulichem Ton: »Er macht sich gut.«

Der Ausdruck in Kanyes goldbraunen Augen wurde wachsam.

Darum erklärte ich etwas ausführlicher: »Brandon macht seine Sache gut. Er arbeitet sich noch ein, aber das wird – er wird nicht mehr lange brauchen.«

Kanye tätschelte mit seiner großen Pranke mein Knie und lächelte mich erfreut an. »Danke, Jon.«