Erfahrungen in einem sozialen Netzwerk - Edith Zeile - E-Book

Erfahrungen in einem sozialen Netzwerk E-Book

Edith Zeile

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Beschreibung

Edith Zeile, Jahrgang 1936, studierte Anglistik in Heidelberg und London und lehrte am Institut für Deutsch als Fremdsprachenphilologie der Universität und an der Universität Pittsburgh, USA. Schon Goethe beklagte im Alter den Verlust vieler Freunde und damit die bittere Erfahrung der Einsamkeit. In der deutschen Gesellschaft von heute lassen sich zwei gegenläufige Tendenzen erkennen: Die Zahl der Singles nimmt zu, und die Zahl der Einsamen nimmt ab. Dabei kommt den Sozialen Netzwerken eine bedeutende Rolle zu. Seniorbook, vor zwei Jahren gegründet, versteht sich als Treffpunkt für Menschen mit Erfahrung, die die Lebensmitte, die Midlife-Crisis, gerade hinter sich haben und einen Neuanfang wagen wollen. Es bietet eine breite Palette von Kommunikationsmöglichkeiten an, die intensiv genutzt werden. Man schließt Freundschaften online, die durch Nutzertreffen im wirklichen Leben oft fortgesetzt werden. Man lernt Toleranz und Respekt und erfährt Anerkennung. »Alles Leben ist Begegnung.« (Martin Buber)

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Edith Zeile

Erfahrungen in einem sozialen Netzwerk

Engelsdorfer Verlag

Leipzig

2014

Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

Eingetragene Warenzeichen sind Eigentum der jeweiligen Rechteinhaber!

Copyright (2014) Engelsdorfer Verlag Leipzig

Alle Rechte beim Autor

Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)

ISBN 9783957446527

www.engelsdorfer-verlag.de

Inhalt

Cover

Titel

Impressum

Vorwort

Seniorbook – Möglichkeiten der Kommunikation

Höhepunkte und Tiefschläge

a) KULTUR UND UNTERHALTUNG

Menschentypen

Seniorbook – ein Geschenk an die ewig jungen Alten

Seniorbook – Leiden und Leidenschaften

www.seniorbook.de

Warum Internet-Kontakte süchtig machen können

Khalil Gibran und „die Frau“

Auguste Rodin – Leben und Werk eines Genies

Mein Ostergeschenk – ein Name, aber was für einer!

Selbstheilung nach Mirsakarim Norbekov

Eine Botschaft der Liebe – Gedanken zu Hape Kerkelings Autobiographie

Gedichte – was man damit machen kann

b) PHILOSOPHIE UND RELIGION

Das Leben – ein Spiel?

Lebensziele

Der Fluss – ein Symbol des Lebens

Z E I T – das unbekannte Phänomen

Vielleicht war alles schon da

Das Buch der Wandlungen: I Ging

Tragen wir unser Schicksal in den Händen?

Eine Zahl ist mehr als eine Zahl

Ein Plädoyer für die Esoterik

Stufen des Bewusstseins

Außergewöhnliche Erfahrungen (Sanskrit: siddhis)

Außergewöhnliche Erfahrungen 1 – Astrologie

Außergewöhnliche Erfahrungen 2 – Out-of-Body-Experience

Außergewöhnliche Erfahrungen 3 – Medialität in den USA – Vorbereitung

Außergewöhnliche Erfahrungen 4 – Entdeckung der eigenen Medialität

Außergewöhnliche Erfahrungen 5 – Kontakte mit Verstorbenen

Einssein mit Gott – Gipfelerfahrungen im Osten (moksha) und im Westen (unio mystica)

Ein Tor zum Himmel

Paramahansa Yogananda – Brückenbauer zwischen Ost und West....

Eine der schwersten Sünden – das ungelebte Leben

Gott – „die unendliche Weite“ (Suzanne Segal)

Der Gott der Physiker

Mit dem Sternenhimmel in Kontakt

Die wechselvolle Geschichte der Astrologie – Teil I

Die wechselvolle Geschichte der Astrologie – Teil II

W i e lässt sich die Astrologie nutzen?

Zeugung und Geburt – eine astrologische Analyse

Astrologische Kurz-Analyse für VB

c) POLITIK UND GESELLSCHAFT

Was Studentenküsse mit der Weltpolitik zu tun haben

d) FAMILIE UND PARTNERSCHAFT

Liebe im Netz – eine heiter-ernste Analyse

Die ideale Partnerschaft

e) GESCHICHTEN, DIE DAS LEBEN SCHREIBT

Und Adam erkannte Eva

Unter dem tanzenden Mond

Vorwort

Schon Goethe, der bekanntlich ein sehr hohes Alter erreichte, beklagte den Verlust vieler Freunde im letzten Lebensdrittel und die bittere Erfahrung der Einsamkeit.

Damals gab es noch kein Internet und keine sozialen Netzwerke. Heute kennt man den Nachbarn im Haue oft nicht näher als einen Menschen im Netz.

In der deutschen Gesellschaft der Gegenwart lassen sich zwei gegenläufige Tendenzen erkennen: Die Zahl der Singles, der Alleinlebenden, nimmt zu, und die Zahl der Einsamen nimmt ab. Man sammelt Freunde, zuerst bei Facebook und seit zwei Jahren auch bei Seniorbook (www.seniorbook.de).

Seniorbook versteht sich als Treffpunkt für Menschen, die gerade die oft von Schicksalsschlägen geprägte Lebensmitte überschritten haben.

Hier taucht die Silbe „sen“ auf, die sich auch Seniorbook einverleibt hat, zumal alle Menschen über 60 heute Senioren sind. Neunzigjährige würden sich heute vielleicht als „Greis“ bezeichnen lassen. Dabei können gerade die Jahre zwischen 60 und 90 die aktivsten, farbigsten und abenteuerlichsten des ganzen Lebens werden.

Vor einem Jahr an einem trüben Dezembertag 2013 loggte ich mich bei Seniorbook ein, um mit gleichaltrigen Menschen zu kommunizieren.

Seither ist kein Tag vergangen, an dem ich nicht an den vielfältigen Diskussionsmöglichkeiten teilnehme und über die großartige Ausweitung meines Lebens glücklich bin.

Die alten griechischen Philosophen gingen auf den Marktplatz, heute treffen sie sich online, geben Denkanstöße, nennen Buchtitel und verweisen auf Vorträge (Video).

Früher gingen die Theologen in die Kirche und hielten ihre Predigten. Heute verbreiten sie ihre wichtige Botschaft auch im Netz. Man muss nur lesen können, manchmal allerdings auch zwischen den Zeilen.

Früher schrieb man sich lange Briefe, heute sind es Emails, die sogar die „Stimme“ des Senders mitschicken können.

Kommunikation ist die Vorstufe von Verständnis und Sympathie. Die Informationstechnik ist kein seelenloses Ungeheuer, sondern ein wichtiges Instrument auf dem Weg zum Weltfrieden.

Auch Seniorbook trägt einen Teil dazu bei, obwohl es solche hohen Ansprüche nie öffentlich bekunden würde.

Dieses Buch, in dem ich alles zusammengetragen habe, was ich dieses Jahr bei Seniorbook erlebt habe, soll Ausdruck meines Dankes sein.

Im Dezember 2014Edith Zeile

Seniorbook – Möglichkeiten der Kommunikation

Seniorbook ist ein relativ junges soziales Netzwerk. Ich entdeckte einen Hinweis darauf bei Facebook, mit dem ich mich nie hatte anfreunden können.

Seniorbook erscheint mir wie ein großes Schloss mit vielen Zimmern: Jeder hat ein eigenes Zimmer, es gibt ein Foyer mit einem Schwarzen Brett, einen großen Salon mit Kamin, wo man längere Beiträge lesen kann, es gibt eine Fotogalerie, diverse Werkstätten, wo man schreiben oder malen lernen kann, einen Chatraum, eine Flirtlounge und Kellerräume.

Zunächst bezieht man sein Zimmer, stattet es, um es ein wenig wohnlicher zu machen, mit Bildern aus, fasst in einem Spruch seine Lebensphilosophie zusammen und hängt sie an die Tür: „Hier wohne ich, so sehe ich aus, das sind meine Interessen, komm mich besuchen!“ Natürlich kann man aber auch schon daraus ein Versteckspiel machen, indem man auf ein Foto verzichtet, einen Ersatz anbietet, vielleicht einen Marienkäfer oder einen Avatar, was natürlich auch schon etwas über die Person verrät. Aber warum sollte man nicht auch unerkannt durch die vielen Gemächer und Studierzimmer von Seniorbook huschen dürfen?

Das SCHWARZE BRETT im Foyer, meist von einer langen Schlange von interessierten Usern umgeben, bietet eine Fülle von hilfreichen Hinweisen, interessanten Sprüchen und Zitaten, Gedichte – auch eigene! – Rätsel, Fragen zu Tages- oder Lebensproblemen – „Warum bist du Single?“ – provokante Behauptungen, Partner-Suchanzeigen, Anklagen, Grüße aus aller Welt zu den unwichtigsten Angelegenheiten, obszöne Witze …

In rascher Aufeinanderfolge reiht sich eine Notiz an die andere und verlockt zum Mitmachen.

Am Ende heftet man selber etwas ans Brett und erhält vielleicht 500 und mehr Kommentare. Ein Tag ist vergeudet!

Vergeudet? Nein, man hat die Zeit genutzt, über ein spezielles Problem nachgedacht, es in Worte gefasst, andere Ansichten kennengelernt, über nicht wenige humorvolle Bemerkungen kräftig gelacht, 500 x Menschen in die Augen geschaut, sich umfassend informiert.

Die Zeit totgeschlagen? Nein – oder doch???

Die THEMENWELT ist etwas für die „Elite-Truppe“. Man zieht sich quasi in einen Salon mit Kamin zurück, entdeckt eine vortrefflich geordnete Bücherwand und kann stundenlang lesen. 20 oder mehr Kategorien gibt es, z.B. Geschichten, die das Leben schreibt oder Kultur oder Familie und Partnerschaft oder Politik und Gesellschaft, Philosophie, Religion etcetcetc.

Man kann aber auch selber einen längeren Beitrag einstellen, der gelesen und bewertet (Lesenswert) wird und worüber auch ausgiebig diskutiert werden kann. Man glaube ja nicht, dass dies small talk sei. Nein, das sind durchaus manchmal hoch interessante, tiefschürfende Auseinandersetzungen über z.B. den Sinn des Lebens, im kleinen Kreis oder auch mit wechselnden Gesprächspartnern. Zur Zeit lesen 200.000 Mitglieder mit.

Die FOTOWAND, die natürlich nicht auf Erotik verzichtet, ist Zufluchtsort für die Augenmenschen, denen ein verführerisches Dekolleté ebenso viel oder gar mehr Freude bereitet als ein romantischer Sonnenuntergang.

Natürlich gibt es noch viele kleine INTIME RÄUME, wo man chatten oder flirten oder sogar tanzen kann, wo keinerlei Anforderungen an die Sprachkompetenz eines Menschen gestellt werden, wo ein „Hallo“ in alle Richtungen genügt, um auf sich aufmerksam zu machen.

Vielleicht ergeben sich daraus Kontaktanfragen, die dann auch einen persönlichen Austausch – ohne Öffentlichkeit – erlauben.

Manche entpuppen sich hier als eifrige KONTAKTSAMMLER. Nach kürzester Zeit hat man dann ein halbes hundert Freunde, die man mit Komplimenten, Einladungen und Kuss-Smileys versorgt.

Die Gründer von Seniorbook haben eine gute Idee erfolgreich umgesetzt. Die von Einsamkeit bedrohte Single-Gesellschaft kann durch Kontakte im Internet aus der Gefahrenzone geholt werden.

Virtuelle Kontakte können durchaus zu realen werden, nicht selten trifft man dabei auf Menschen, deren Anwesenheit man als ebenso liebevoll und unterstützend empfindet wie im Netz.

Toleranz ist allerdings von allem Anfang an gefragt. Wer sie nicht aufbringen kann, kann durchaus verletzt, verwirrt oder gar angewidert die Stellung verlassen.

Immer wieder gibt es ein Abschieds-Ritual am SCHWARZEN BRETT: Man findet das Niveau zu niedrig und zu vulgär und verkündet seinen Weggang, um noch einmal von der Gemeinschaft angefleht zu werden, diese Entscheidung doch zu überdenken und dem festen Kern erhalten zu bleiben.

Auch so kann man zum Mittelpunkt der Welt werden!

Höhepunkte und Tiefschläge

1. Eines Tages entdeckte ich in der THEMENWELT eine reizende Erzählung von John Devin, ein Name, der mir in den ersten Monaten noch gar nicht irgendwie aufgefallen war. Meistens assoziiert man schon nach kurzer Zeit eine charakteristische Eigenschaft mit einem Namen: Satiriker, Missionar, Comedian, Romantiker.

Dieser John Devin, der auch noch maskiert auftrat, war mir absolut unbekannt, obschon ich schon ein paarmal über ein paar amüsante Vierzeiler gestolpert war:

„Bücherwurm

Er las das Buch von A bis Z

Und ging nie ohne Buch ins Bett.

Bald wusst’er alles und war schlau –

Doch – alle Theorie ist grau.“

Und nun diese Erzählung, die die ersten Flugversuche von jungen Spatzen minutiös beschrieb, eine Geschichte für Kinder und Erwachsene gleichermaßen, zauberhaft!

Das Ergebnis war, dass nach ca. drei Monaten ein Buch mit Alltagsgeschichten aus Ost- und Westdeutschland mit dem originellen Titel „Stiefmütterchen Ost und Königskerze West“ erschien.

Ich hatte tatsächlich einen Schriftsteller e n t d e c k t! (Jott W. Wangerin).

2. Wenig später kam es zu einer mir bis heute unerklärlichen Verstrickung mit einem User, der sich zunächst sehr höflich wegen meines Profilspruchs an mich wandte.

Ich hatte den bekannten Spruch von Augustinus gewählt, der einmal gesagt hatte, die höchste und schwerste Aufgabe eines Christen sei, verzeihen zu können: „Alles verstehen heißt alles verzeihen.“

Es war eine Zielvorstellung für mich, aber ich hatte nicht bedacht, dass jemand das eventuell nutzen könnte, um mir Hochstapelei vorzuwerfen. So fing XY gleich danach an, mich „selbstverliebt, hysterisch und verlogen“ zu nennen, obwohl er mich überhaupt nicht kannte, vielleicht ein paar Beiträge gelesen hatte.

Zwischendurch gab es persönliche Gespräche in aller Offenheit (BUCH), die seine bemerkenswert umfassenden Kenntnisse in verschiedenen spirituellen Disziplinen aufzeigten.

Als mir Seniorbook ausgerechnet zu jener Zeit sein Geburtsdatum auf den Schreibtisch schickte – ein Routine-Akt – und ich prompt sein Horoskop berechnete, das natürlich ungenau war, weil wichtige Daten fehlten, wurde das dennoch als unverzeihlicher Übergriff angeprangert.

Danach setzte XY magische Instrumente ein, um sich vor mir zu schützen!

Natürlich hätte ich von dem Angebot des SB-Teams Gebrauch machen können, diesen User wegen ungebührlichen Verhaltens zu melden.

Ich tat das nicht, denn ich erlebte das Geschehen als eine ganz und gar karmische Erfahrung. In den Wochen zuvor hatte ich das Gefühl einer Präsenz in meiner Wohnung, 500 Kilometer entfernt von XY. Offenbar handelte es sich um jemand, der das Astralwandern beherrschte, eine außergewöhnliche Fähigkeit, die der amerikanische Ingenieur Robert Monroe in der Mitte des letzten Jahrhunderts bekannt gemacht und in mehreren Werken beschrieben hat.

Es war eine ganz neue Erfahrung für mich.

Ich musste XY schließlich versprechen, nie mehr seine Profilseite zu besuchen, und seither haben sich unsere Wege nicht mehr gekreuzt.

„Alles verstehen heißt alles verzeihen.“

Danach habe ich den Profilspruch geändert!

3. Mein Hobby Astrologie

In der ersten Phase bei Seniorbook erlebte ich mich als sehr kreativ und schrieb einen Beitrag nach dem anderen.

Ich riskierte es sogar, eine lange Abhandlung über meine langjährige Beschäftigung mit Astrologie zu schreiben. Eine Userin bot mir danach sogar Zeugungstermine ihrer Kinder an, und ich fand tatsächlich heraus, dass sich Zeugungs- und Geburtshoroskop ihres Sohnes in fünf wichtigen Aspekten deckten. Für mich eine aufregende und zufrieden stellende Erfahrung.

Das Thema Astrologie verlockt und schockiert gleichermaßen. Ich entdeckte gleich zu Beginn einen Profi-Astrologen, der sich allerdings nie öffentlich zu diesem Thema äußerte, und einen Trivial-Astrologen, der Tagesprognosen einstellt, damit die Neugierde der Menschen befriedigt, sie gleichzeitig hinters Licht führt und die alte Wissenschaft verrät.

Ängste und Scharlatanerie begleiten immer noch wie Schatten jeden, der sich ernsthaft mit diesem Thema auseinandersetzt. So blieb es auch nicht aus, dass es einmal zu einer hitzigen Endlos-Diskussion kam, die dann darin gipfelte, dass ich das Horoskop eines mir unbekannten Mannes berechnen und deuten sollte..

Ich nahm die Herausforderung an, machte nach einer Stunde 12 spezifische Aussagen über VB, deren Richtigkeit er insgesamt in Frage stellte.

Zwei Beispiele möchte ich für kundige Leser anführen:

Die Spitze des Berufshauses (MC) befand sich im Zeichen Löwe, was sich als „beruflich an der Spitze eines Hauses stehend“ deuten lässt.

Es stellte sich heraus, dass es sich um einen Arzt mit zwei Mitarbeiterinnen handelte. Trotzdem wurde die Aussage nicht akzeptiert.

Sonne Trigon Mars und Sonne Trigon Saturn deutete ich als „intensiven Arbeitseinsatz und Ausdauer“.

Es stellte sich heraus, dass VB Marathonläufer war. Besser hätte sich diese Aspektierung nicht illustrieren lassen.

Eigentlich hatte ich das Ganze als amüsantes Spiel ansehen wollen, aber die Diskussion spitzte sich so zu, dass es zu Beleidigungen kam, die in keinem Verhältnis zur Sache standen.

4. Kreativität

Die größte Überraschung gleich nach meinem Eintritt war die Erfahrung, dass mich die Atmosphäre sehr kreativ machte. Die Erfinder des Thinktanks wissen, wie förderlich Gruppenenergie für den Einzelnen sein kann.

Ich erinnere mich auch an die Aussage eines französischen Meisters, der Single-Frauen empfahl, an regelmäßigen Gruppentreffen beiderlei Geschlechts teilzunehmen, um so ihre Jugendlichkeit länger zu bewahren.

So wie Mann und Frau im Sexualakt ein Kind zeugen, so empfangen beide Geschlechter im distanzierten Umgang miteinander dennoch Energien voneinander, um kreativ zu werden.

Ein solcher Energie-Pool ist auch Seniorbook. Männliche und weibliche Sehnsüchte begegnen sich, sexuelle Phantasien werden in Gedichten und sehr offenherzigen Erzählungen, detaillierten Beschreibungen eines One-night-stands ausgelebt.

Mitunter werden dabei auch Grenzen überschritten. „There ist no universality without a touch of vulgarity,“ sagt G.B. Shaw und erinnert daran, dass jedes Leben ein farbenprächtiges Kaleidoskop ist, wo auch dunkle Schatten nicht fehlen.

In diesen ersten drei Monaten schrieb ich in rascher Aufeinanderfolge Beiträge, Notizen, Gedichte und Rätsel. Alles wird von einem ständig wachsenden Kreis gelesen, diskutiert, bewertet und seit Kurzem sogar mit Webmiles belohnt.

Das SB-Team weiß, dass nur die emsige Mitarbeit aller das Ganze attraktiv für neue Mitglieder macht.

So wird eben auch der Ehrgeiz angestachelt – ca. 8.000 Webmiles sind 25 Euro – die Suche nach Anerkennung durch die Vergabe von „Lesenswert“ und „Sehenswert“ befriedigt und Dank durch „Grüße“ ausgedrückt.

5. In diesem ersten Vierteljahr, wohl ausgelöst durch die erbitterte Diskussion um Wert oder Unwert von Astrologie, lernte ich eine junge Frau kennen. Sie gehört seither zu meinen intensivsten und stimmigsten Kontakten. Zunächst staunte ich über ihr großes Wissen im medizinischen Bereich, über ihre fundierten astrologischen Kenntnisse, ihren Lesehunger und die lange Reihe gelesener Werke, ihre Sensibilität und Urteilskraft – bis ich eines Tages erfuhr, dass sie gehbehindert ist und einen Rollstuhl braucht. Studium, zwei Ehen, 3 Kinder, ein Freund, der, ebenfalls Rollstuhlfahrer, regelmäßig zur Schmerztherapie in die Klinik muss …

Ich staunte nun nicht mehr, ich war voller ehrlicher Bewunderung, dass jemand, ohne zu murren, sein Schicksal voll und ganz akzeptierte und jedem Gesunden, der über schlechte Laune oder die Grausamkeit des Lebens klagt, einen Spiegel vorhalten könnte.

Wir schreiben uns ellenlange Mails, und ich bin voller Dankbarkeit gegenüber Seniorbook, das den Lebensraum eines solchen wunderbaren Menschen erweitert und mir eine liebe Freundin geschenkt hat.

a) KULTUR UND UNTERHALTUNG

Menschentypen

Psychologen oder Gerontologen könnten bei Seniorbook Feldforschung betreiben. Innerhalb kürzester Zeit könnten sie eine „Typologie des Menschen“ erstellen. Dazu habe ich schon ein wenig Vorarbeit geleistet. Wer sich unter den 15 Typen nicht wiederfindet, der ist eben ein absolutes Unikat.

Der Prediger

Er zeichnet sich durch eine hohe rhetorische Begabung aus und vertritt seine Auffassung mit großem Enthusiasmus. Manche verkennen ihn als Missionar und beben geradezu vor Abwehr. Er ist im Grunde nur von seiner Sicht der Dinge auf der Welt und im Himmel überzeugt und möchte andere daran teilhaben lassen. Im Grunde ein gütiger, aber vielleicht ein wenig übereifriger Zeitgenosse.

Der Narziss, die Narzisse

Man sieht ihn mit nacktem Oberkörper an der Fotowand hängen oder auch mit auffällig gespreizten Beinen – vor Männlichkeit strotzend – ganz ohne Kopf.

Eine Narzisse zeigt entweder ihre wunderschönen, erstaunlich glänzenden Augen unter einer prächtigen, meist blonden Mähne oder eine prall gefüllte Dirndlbluse – auch ohne Kopf möglich – und als letzte Steigerung schwarze Spitzenstrümpfe an endlos langen Beinen, die oben abrupt abgeschnitten werden und die letzte Steigerungsmöglichkeit dem Betrachter verweigern.

Eine weitere Variante ist der/die ProfilwechslerIn, die sich offenbar ständig mit sich selber langweilen und den sehhungrigen Mitmenschen viele unterschiedliche Fotos aus ihrem langen Leben vorführen.

Hier tritt sozusagen die historische Komponente hinzu, und die Aussage lautet dann: Ich war SCHON IMMER EINZIGARTIG!

Auch das ist amüsant, inspirierend und narzisstisch.

Abgesehen von Narzissen, die – wie der erste – in ihre eigene äußere Schönheit verliebt sind, gibt es den schöngeistigen Narziss. Oft fällt er schon durch einen langen Namen auf, der irgendwie aus dem Rahmen fällt, und schon deswegen fühlt er sich verpflichtet, in möglichst vielen Begabungsfeldern Großartiges zu leisten. Da werden traumhaft schöne Gedichte geschrieben, die beim Leser Gänsehaut hervorrufen, Satiren, Erzählungen, alles formvollendet, inhaltsreiche Kommentare zu verschiedensten Themen – ein Alleskönner, der das Recht hat, sich selbst zu lieben.

Das hat zwar eigentlich jeder, aber meist brauchen Narzisse zusätzlich eine Bestätigung wie der historische Narziss sein Spiegelbild im Wasser.

Der Wollüstige

Er mag sogar die Erscheinung eines zurückhaltenden Mannes konservativer Prägung annehmen, bis man, total überrascht, auf ein Foto stößt, das so gar nicht zu seinem Verhalten passt:

Nehmen wir an, er sei Fotograf und komme auf die Idee, ein ganz junges Mädchen in einer besonderen Stellung zu fotografieren.

Sie kniet auf dem Boden, beugt sich nach vorn .und stützt sich auf ihre Hände. Man sieht sie im Profil und konzentriert sich auf die schimmernde Haut ihres Körpers (ohne Kopf).

Nun genügt das dem wollüstigen Künstler noch gar nicht. Er stellt eine Kerze oben auf den reizenden Po, und nun läuft das heiße Wachs an den Schenkeln herunter. Eine junge Frau, mit einer Perlenkette aus heißem weißem Wachs bekleidet – masochistisch? Nein, zelebrierte Wollust!

Wollüstige Erzählungen gibt es zuhauf. Vor allem in der Rubrik GESCHICHTEN, DIE DAS LEBEN SCHREIBT. Da wird z.B. meist von männlichen Wollüstlern der Liebesakt ausführlich geschildert. So lässt sich alles noch einmal erleben, wenn man das rote Höschen der Geliebten auszieht – und die halbe Welt guckt zu!

Die Gouvernante

Ja, die gibt es auch noch! Sie durchsucht die Fotowand auf anstößige Objekte und drückt ihre Abscheu dann in einer kurzen Notiz am SCHWARZEN BRETT aus:

Wenn das Foto von Soundso nicht augenblicklich verschwinde, müsse sie sich hier ABMELDEN. Welcher Sittenverfall, welcher Mangel an Ästhetik!

Und dann wird in 200 bis 300 Kommentaren dieser unsägliche Affront kommentiert, zurückgewiesen, heftig unterstützt. Gedanken kreisen um das armselige Fotomodell und die liebreizende Gouvernante, die sich nun 200 bis 300 mal dem applaudierenden Publikum präsentiert.

Aufsehen erregen – warum denn nicht! Gesehen werden, erkannt werden, als Menschenfreund, als Misanthrop, als Gouvernante – das ist fast egal.

Der Guru

Es gibt ihn auch. Er meint, anderen die Welt erklären zu können. Er unterschätzt gelegentlich die anderen, die anderen unterschätzen ihn. Mitunter erscheint er als weiser, alter Lehrer, dem nichts mehr fremd ist, der seinen Weg unbeirrt geht und dem es egal ist, ob andere sich ihm anschließen oder nicht.

Das ist allerdings selten der Fall, denn er ist so gar nicht mehr von dieser Welt – und die andere Welt – gibt es sie überhaupt?

Ob er einen Bart hat? Welch lächerliche Frage!

Das Weibchen

Sie legt es darauf an, mit allen Männern Katz und Maus zu spielen. Sie lockt mit Blicken und Worten, wird verfolgt, verschlungen, angebetet – leider alles nur virtuell. Sie mag im wirklichen Leben eine kluge, treue, tüchtige Ehefrau sein, die hier – hinter Glas – ihre frühere Rolle belebt. Das ewige Spiel – neu inszeniert – und alle fallen drauf rein.

Die Angeberin

Eigentlich fällt sie nur auf, wenn sie sich in einer Notiz weitschweifig über das schlechte Niveau bei SB beklagt. Kein Mensch weiß, auf welchem Niveau sie sich selber befindet, denn meist ist sie erst kurze Zeit da, hat noch nie einen längeren Text geschrieben, und ihre Klagenotiz verzichtet großzügig auf alle Kommas.

Aber sie empfindet sich irgendwie an einem „unwürdigen Platz“, den das Schicksal ihr quasi zugemutet hat, und sie kann dieses Versehen nicht klaglos hinnehmen.

So werden an diesem Tag Hunderte ihre hohen Ansprüche loben, inbrünstig in ihr Klagelied einstimmen – oder seltener – sie um ein Körnchen Selbstkritik bitten.

Vielleicht gefällt es ihr am Abend schon besser, und sie mutiert dann zu einem Schmetterling (s. unten!).

Die Dirne

Da jeder diesen Typ kennt, genügt ein kurzer Hinweis auf die Notiz am SCHWARZEN BRETT: „Wer möchte heute Sex?“ Man braucht sich weiterhin keine Sorgen zu machen, dass diese Frage unbeantwortet bleibt.

Der Philosoph

Er schreibt alle anderen an die Wand, ellenlange Beiträge über Heidegger und Gadamer, schüttelt Sokrates-, Seneca- und Cicero-Zitate aus dem Ärmel und wird von jedem hundertsten Leser annähernd verstanden. Wer sich auf eine Diskussion einlässt, zieht immer den Kürzeren, denn er ist nebenberuflich Sophist, dreht dir das Wort im Munde um, und du stehst in kürzester Zeit als tumber Tor da. Deshalb wagen sich nur wenige aufs rhetorische Glatteis.

Leider sind Philosophen oft sehr sensibel und verletzlich, und unverstanden wollen sie auf Dauer auch nicht bleiben, so bleibt nur der Ausweg, sich ein spezielles Philosophie-Forum zu suchen.

Das ist schade, ein Verlust für die andächtige Gemeinde, die ergriffen um den Star kreist, auch wenn sie ihn nicht versteht.

Mutter Teresa

Mutter Teresa ist für alle irgendwie in Not geratene Sbler ein Geschenk des Himmels. Sie bietet ihre Hilfe in liebevollen Worten am SCHWARZEN BRETT an, und schon stürzen sich vom Leben Geschädigte, von Krankheiten Geplagte, von Männern verlassene Frauen in ihre ausgebreiteten Arme. Sie kennt sich aus, wenn es um Kräutertees für Schlafprobleme geht oder Rezepte aus Großmutters Zeiten, die durchaus aphrodisische Wirkung haben dürfen. Sie nimmt Hunde und Katzen in Pflege, wenn sie am selben Ort wohnt.

Sie ist meist älter, hat keine Partnerwünsche mehr und deshalb viel Zeit und Energie für die Zu-Kurz-Gekommenen, Kranken, Sterbenden und Einsamen beiderlei Geschlechts.

Sie ist immer da, immer bereit, eine Ur-Mutter!

Der/die SchmetterlingIn

Er/sie fliegt von einem zum Anderen. Er/sie sammelt Kontakte, pflegt sie nicht, hat seine schönen Flügel gezeigt, Sehnsucht erzeugt – und weg ist er/sie.

Man darf nicht vergessen, dass sie fliegen MÜSSEN. Sie können nicht anders. Man darf ihn/sie bewundern, ihnen kurzzeitig verfallen, aber nicht mitfliegen!

Der Moralist

Er hat etwas mit der Gouvernante gemeinsam, denn er meint, er müsse sich überall für Ordnung, Zucht und höhere Werte einsetzen. Während es ihr eher um das Einhalten von Vorschriften geht, betont er, dass Menschen sich Tugenden verpflichten sollten.

Wenn also jemand „offene Ehen“ am SCHWARZEN BRETT propagiert, wird er mit Sicherheit an die 10 Gebote erinnern, wird selber seit 40 Jahren ungeheuer glücklich mit einer einzigen Frau verheiratet sein, was in unserer freien Gesellschaft mittlerweile Seltenheitswert hat.

Man braucht Moralisten, auch wenn sie manchmal nerven, aber sie setzen Grenzen und sorgen dafür, dass die Menschheit nicht in totaler Anarchie versinkt.

Der Verseschmied

Die Zahl der Verseschmiede im Land der Dichter und Denker ist erstaunlich groß. Manche Sbler reagieren nur noch in gebundener Rede, d.h. sie reden in Versen, ob mit oder ohne Reim.

Am SCHWARZEN BRETT lässt sich eine Gedichte-Wand selektieren, die jedem kritischen Leser – womöglich einem Philologen – Lust und Schmerz bereitet.

Manchmal steht ein © unter Zeilen, die sich nur reimen und inhaltlich nichts bieten, und dann erscheint plötzlich ein kleines Kunstwerk, formvollendet und inhaltlich wertvoll.

Rührend ist die Tatsache allemal,. dass sich ältere Menschen die Mühe machen, mit ihren Gedichten anderen eine Freude zu machen.

Der Lehrer

Es gibt ihn nicht!!! Obwohl es durchaus gelegentlich Anlass geben würde, Grammatik-, Rechtschreib- und Zeichenfehler zu korrigieren, bleiben pädagogische Eingriffe aus!

Aus Gründen der Toleranz ziehen sich geborene Lehrer in den Schmollwinkel zurück und halten still.

Ganz selten reißt einem die Geduld, und er hängt eine entsprechende Anklageschrift an das SCHWARZE BRETT: „Der Untergang der deutschen Sprache steht unmittelbar bevor.“

Der Teufel, die Bösewichtin

Es gibt ihn, in der Tat! Sein Auftritt ist meist ein Überfall. Er fällt aus unerfindlichen Gründen über einen ahnungslosen User her und zerfetzt ihn, erklärt unmissverständlich, dass er ein A… sei, keinen blassen Dunst hätte, seine Worte lieber hinunterschlucken und daran krepieren sollte.

Meist muss dann ein SB-Moderator eingreifen und die Wogen glätten.

Dorian Gray

Dorian Gray ist die Steigerungsform eines narzisstischen Menschen. Oscar Wilde hat dieses unvergleichliche Portrait eines selbstverliebten Mannes geschaffen.

Selfies sind heute der letzte Kick, man liebt sich selbst mehr als früher. Selbstwahrnehmung hat den gleichen Stellenwert wie Fremdwahrnehmung.

Vielleicht sind wir alle Dorian Grays, denn nur wer sich selbst liebt, kann andere liebevoll akzeptieren.