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Katharina Middendorf

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Beschreibung

Katharina Middendorf nimmt sich der Frage an: Wie drücke ich mein Frausein im Yoga aus? In einer Tradition, die zunächst, so kann man es sagen, von Männern gemacht wurde und in einer Zeit wie der heutigen besonders bei Frauen immer beliebter wird. Die bekannte Yogalehrerin beschäftigt sich seit Jahren mit der Frage, wie Frausein im Yoga möglich sein kann, ohne sich der männlichen Linie zu unterwerfen und ohne sich auf die weibliche Polarität des Sanften, des Ruhigen und des Empfangenden reduzieren zu lassen. In Female Yoga kombiniert sie die dynamische Sequenz des "Mondgrußes" als Ausdruck weiblicher Polarität mit der bunten Palette der 7 Chakren. Die Grundübungsreihe des "Mondgrußes" wird in 7 Kapiteln um 7 verschiedene Empfindungsräume erweitert. Auf diese Weise können die Leser*innen und Praktizierenden ihre eigene Auffassung von Frausein aufspüren und diese je nach Stimmung anpassen. Wer auf der Suche nach dem eigenen Ausdruck des Frauseins im Yoga ist, erhält hier einfühlsame Impulse verbunden mit klaren Übungsanleitungen. Ein schön ausgestattetes Praxisbuch mit ca. 50 Farbfotos. Die 7 zentralen Urkräfte einer Frau: 1.Schutz und Geborgenheit zu erleben, 2. die eigene Sinnlichkeit zu entdecken, 3. sich in der Welt Selbstbestätigung zu verschaffen, 4. Liebe auszutauschen, 5. klar zu kommunizieren und Entscheidungen zu treffen, 6. sich auf die Intuition zu verlassen, 7. sich spirituell zu entfalten. Female Yoga ist "wie der Kleiderschrank einer Frau: Schaut man hinein, sieht man die Facetten, die diese Frau ausmachen und nebenbei sieht man, was sie trotz aller Zwischentöne ganz sie selbst sein lässt." Katharina Middendorf

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Seitenzahl: 256

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Katharina Middendorf

Female Yoga

Entdecke die 7 Urkräfte deiner Weiblichkeit

Mit Fotos von Jan Rickers

Knaur e-books

Über dieses Buch

Katharina Middendorf nimmt sich der Frage an: Wie drücke ich mein Frausein im Yoga aus? In einer Tradition, die zunächst, so kann man es sagen, von Männern gemacht wurde und in einer Zeit wie der heutigen besonders bei Frauen immer beliebter wird.

 

Die bekannte Yogalehrerin beschäftigt sich seit Jahren mit der Frage, wie Frausein im Yoga möglich sein kann, ohne sich der männlichen Linie zu unterwerfen und ohne sich auf die weibliche Polarität des Sanften, des Ruhigen und des Empfangenden reduzieren zu lassen.

 

In Female Yoga kombiniert sie die dynamische Sequenz des »Mondgrußes« als Ausdruck weiblicher Polarität mit der bunten Palette der 7 Chakren. Die Grundübungsreihe des »Mondgrußes« wird in 7 Kapiteln um 7 verschiedene Empfindungsräume erweitert. Auf diese Weise können die Leser*innen und Praktizierenden ihre eigene Auffassung von Frausein aufspüren und diese je nach Stimmung anpassen. Wer auf der Suche nach dem eigenen Ausdruck des Frauseins im Yoga ist, erhält hier einfühlsame Impulse verbunden mit klaren Übungsanleitungen. Ein schön ausgestattetes Praxisbuch mit ca. 50 Farbfotos.

Inhaltsübersicht

VorwortEinleitungWenn die Sehnsucht plötzlich Hallo sagtDie Frau in der SchubladeDie Frau und ihre LebensphasenDie Frau und ihre PolaritätDie Frau und ihr KörperDie Frau im KleiderschrankMänner, Weiblichkeit und Yoga – die Entwicklung zum Female YogaIst Yoga Männersache?Patanjali, Swatmarama, Krishna und ArjunaT. Krishnamacharya, Swami Sivananda und YoganandaB. K. S. Iyengar, T. K. V. Desikachar und Yogi BhajanZeitgenössische Vertreter und Vertreterinnen des YogaOder ist Yoga weiblich?Die zwei Seiten des Hatha YogaIda, die mit dem Mond tanztSind Frauen passiv?Shakti, die dem Mond seine Gesichter gibtSind Frauen wild?Female Yoga – die drei Dimensionen der WeiblichkeitDie zwei Seiten der Medaille im YogaWeiblich ist, was du daraus machstMond, Yoga und du – die Grundzutaten von Female YogaDer MondgrußAus dem Schatten ins LichtDie SequenzDie Sequenz mit VariantenDie Sequenz in der ÜbersichtTschakka, Tschakka, Chakren – sieben auf einen StreichUrkraft 1 – Die Wurzel der VielfaltUrkraft 2 – Im Meer der MöglichkeitenUrkraft 3 – Feuer und Flamme seinUrkraft 4 – Von Luft und Liebe lebenUrkraft 5 – Klare Worte sprechenUrkraft 6 – Den sechsten Sinn habenUrkraft 7 – Wenn alles eins wirdFrau sein, alles sein, eins sein – die Facetten des Female YogaAuf die Plätze, fertig, Urkraft!Mit dem Flow gehenZwischendurch innehaltenUnter allem die Essenz spürenTipps, Tricks und andere IdeenSo tun als ob …Zum Trüffelschwein werdenWissen, wonach man suchtUrkraft 1 – Die Frau und die GeborgenheitDämonen im MutterschoßDämonen verkloppenUrkraft 2 – Die Frau und die SinnlichkeitBrave Mädchen kommen in den Himmel …… sinnliche Frauen kommen überall hinUrkraft 3 – Die Frau und die KraftWenn die Kraft flöten gehtDer RückflusseffektUrkraft 4 – Die Frau und die LiebeSelbstlose Liebe und LiebeskillerVon Energievampiren und anderen LiebesegelnLiebe deinen Nächsten wie dich selbstUrkraft 5 – Die Frau und die Klarheit»Da bin ich jetzt mal schonungslos offen …«Ist Kommunikation nicht eigentlich kinderleicht?Urkraft 6 – Die Frau und die IntuitionGerade noch einmal die Kurve gekriegtGeh, wohin dein Herz dich trägtUrkraft 7 – Die Frau und das EinsseinPrana MudraSoham PranayamaMehr, als man siehtFarben, Stille und das NichtsNachwortNachwortGlossarLiteratur
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Vorwort

Heute sind weltweit mehr als 75 Prozent der Yoga-Übenden Frauen – und noch immer geben Männer in allen großen Yoga-Traditionen (Vini-Yoga, Iyengar-Yoga, Ashtanga-Yoga, Anusara-Yoga, Yin-Yoga usw.) den Ton an. So haben wir Frauen – meiner Erfahrung nach – inzwischen ein großes Geschick darin entwickelt, aus diesen männlichen Vorgaben immer das Beste für unsere spezifisch weiblichen Bedürfnisse herauszufiltern. Interessanterweise gibt es aber bis jetzt kaum wichtige Yoga-Strömungen, die neben dem männlichen Pol auch den weiblichen Pol vertreten (wie vielleicht die Übungspraxis von Kali Ray, Shiva Rea oder Gurmukh Kaur Khalsa).

 

Ebenso fand Katharina Middendorf über ihren Mann den Weg, Yoga auch zu lehren. Als Frau und Mutter erschloss sie sich dabei jedoch allmählich mehr und mehr den weiblichen, den Shakti-Aspekt. Er erschöpft sich nicht in einer leicht veränderten Übungspraxis, sondern integriert vielmehr alles das, was Frauen mit ihrem Sein in die Welt einbringen: ihre Kraft, ihre Fürsorglichkeit und Empathiefähigkeit, ihre Intuition und Klarheit zu erkennen, was die Menschen (und die Menschheit) heute wirklich brauchen, ihre nie ermüdende Kreativität und ihren großen Pragmatismus, der ihnen hilft, auch unter schwierigen Bedingungen die Dinge noch immer irgendwie am Laufen zu halten.

Neben all dieser Tatkraft schenkt uns als Menschheit dieser Shakti-Aspekt auch die Sinnlichkeit und das Anerkennen der Schönheit ihrer Weiblichkeit – und all das braucht es auch im Yoga-Raum.

So, wie ich Katharina Middendorf erlebe, verwirklicht sie alle diese Facetten in bewunderungswürdiger Weise. Deshalb gründet das, was sie schreibt und beschreibt, in ihrem täglichen Leben. Sie erschafft keine neuen Konzepte, sondern zeigt sich auf der Grundlage ihres gelebten Lebens als die eine, die sie ist: als eine Frau, eine Mutter und eine Yogini zugleich.

Das macht ihr Buch so wichtig! Wichtig für andere Frauen, damit sie sich in den verschiedenen Facetten erkennen und sich aus dem reichen Grund ihres Frauseins annehmen und entfalten können.

Ich wünsche mir, dass Katharinas Buch – diese wundervolle Entdeckungsreise durch die Welt der Weiblichkeit – so wie mich auch viele andere Frauen inspirieren möge, anzuerkennen und zu leben, was sie sind: SHAKTI – die bewusste, intelligente und unerschöpfliche Kraft des Lebens.

ANNA TRÖKES

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Einleitung

Wenn die Sehnsucht plötzlich Hallo sagt

Eigentlich sollte dieses Buch ein Yoga-Buch über den Mondgruß werden. Denn schließlich ist dies eine wunderbare Sequenz, die auf dem seit Jahren immer noch wachsenden Yoga-Markt leider ziemlich kurz kommt. Dabei ist der Mondgruß eine Sequenz von Übungsabfolgen, die wie geschaffen ist für den zunehmenden Wunsch der Menschen nach Ruhe und Entschleunigung. Aber mal ganz ehrlich: Wer hat schon vom Mondgruß gehört? Und im Vergleich: Wer kennt den Sonnengruß? Ich würde mal vermuten, dass das Verhältnis hier so ungefähr 1 zu 100 liegt. Wie kommt das?

Als ich vor nun fast schon zehn Jahren im Himalaja das erste Mal vom Mondgruß hörte, ging es mir nicht anders. Ich hatte keine Vorstellung davon, was mich dort erwartete, als mein Yoga-Lehrer Swami Dhayanand den Mondgruß ankündigte. Es ist zwar lang her, aber ich erinnere mich noch genau, wie sich die Härchen an meinem Unterarm aufstellten, mein Puls sich beschleunigte und mein Herz heftiger zu klopfen begann. Es fühlte sich fast so an, als würde ich mich verlieben. Allein das Wort »Mondgruß« versprach einer in mir schon länger schlummernden Sehnsucht einen Platz, um sich auszudrücken. Wie das eben manchmal mit Sehnsüchten so ist, sie können lange fast gänzlich unbemerkt schlummern, bis sie, plötzlich und unvermittelt, klar und deutlich »Hallo, hier bin ich!« rufen. Und dann sind sie nicht mehr zu bremsen. So war es zumindest bei mir. Ich konnte es kaum abwarten, bis Swami Dhayanand mit der Demonstration der Übungsabfolge endlich fertig war. Ich wollte das selbst spüren, von dem ich vermutete, dass ich es spüren würde. Ich wollte ausdrücken, was ich fühlte und was ich ausdrücken wollte. Ich wollte erleben, was mit mir passieren würde, wenn ich die Sehnsucht von der Leine ließ. Was ich zu diesem Zeitpunkt nicht wollte, waren Antworten auf die unter der Sehnsucht drängende Frage: »Wonach genau sehne ich mich eigentlich?« Das kam mir zu diesem Zeitpunkt unromantisch vor und irgendwie auch störend. Die Sehnsucht und ich, das waren zwei Verliebte, die endlich zueinandergefunden hatten und nicht gestört werden wollten durch Erklärungen oder Fragen, die wegführen könnten von dem Gefühl, das sich so warm und wohlig in mir und um mich herum ausbreitete. Und so tanzte ich erst einmal eine Weile mit dem Mond und genoss jede Bewegung, jede Drehung und den anhaltenden Rhythmus von um sich greifender Erfüllung.

 

Ich blieb, zusammen mit meinem inzwischen verstorbenen Mann, noch ein paar Monate da oben in den Bergen. 3500 Höhenmeter entfernt von vielem, was meiner Sehnsucht lang im Weg gestanden hatte (und es heute auch immer wieder tut): Stress, Ehrgeiz und der Wunsch, alles richtig machen zu wollen. Jede Nacht unter dem klaren Sternenhimmel wie unter einer Art Glocke konnte ich mich mehr besinnen auf das, was mich zu bewegen begann. Der Mond hatte mein Herz erobert, und mit dem Mond hielt eine weitere Dimension Einzug in mein Bewusstsein: Ich begann mich als Frau zu fühlen. Es waren zarte Knospen, die sich ihren Weg bahnten, und nach den ersten Momenten der Freude darüber kamen auch die ersten Fragen, Unsicherheiten und Zweifel: »Was bedeutet es eigentlich, Frau zu sein?« – »Bin ich da mit 30 Jahren nicht ein bisschen spät dran?« – »Was mache ich nun mit dieser wach geküssten Sehnsucht?«

 

Mir war klar, dass ich auf etwas gestoßen war, was mein Leben grundlegend verändern würde. Und ich fürchtete die Dimension dieser Veränderung. Ich hatte das Gefühl, unvorbereitet und damit allein zu sein. Außerdem fühlte ich mich etwas albern, denn schließlich befand ich mich nicht mehr in der Pubertät, sondern war eine erwachsene Frau, die gerade ihr ganzes erfolgreiches Leben in Deutschland hinter sich gelassen hatte, mit einem Mann nach Indien gegangen war, diesen geheiratet hatte und plante, Mutter zu werden. Doch tatsächlich fühlte ich mich dicht unter der Oberfläche dieser »taffen« Schale zart, wund und offen. Ich wusste, dass mit dem Mondgruß eine Reise begonnen hatte, deren Route ich zwar noch nicht kannte, aber deren Ziel sich deutlich vor meinen Augen weit vorn am Horizont abzeichnete: die Entfaltung als Frau. Die Entfaltung einer Identität, für die ich mich entscheiden wollte, und keine, die mir durch mein biologisches Geschlecht mitgegeben worden war. Ich wollte mich als die Frau entfalten, die zu meinem Sein passt. Als die Frau, für die ich hier bin, um in der Welt zu leben, zu lieben und zu wirken.

 

Dieses Buch ist daher nicht nur ein Yoga-Buch über den Mondgruß, sondern es ist auch ein Buch über das Frausein und den Weg dorthin, eine Frau zu werden. Dies ist etwas, was mich als Frau, die Yoga übt, ganz persönlich angeht, mich aber auch beschäftigt als Lehrerin, die hauptsächlich Frauen im Yoga unterrichtet.

Wenn ich in diesem Zusammenhang von »Frau« spreche, dann ist mir zu Beginn wichtig, deutlich zu machen, dass ich diesen Begriff weniger geschlechtsspezifisch anwende als vielmehr die damit verbundene Gefühlsdimension meine. Denn es liegt nicht in meinem Interesse, die Geschlechterwelt auf getrennte Mann/Frau-Kategorien zu beschränken, und schon gar nicht, sie auf biologische Indikatoren zu reduzieren. Ich verstehe mich als Frau, und dieses Buch ist für die Menschen, die sich auch als Frau verstehen und/oder Interesse haben an den Dimensionen von Weiblichkeit und Frausein, wie sie im Yoga gemeint sind.

Seit jeher bin ich eine, die ganz schnell aussteigt, wenn mir jemand sagt, wie ich zu sein habe, oder vielleicht sogar meint, mir sagen zu können, wie ich bin. Deshalb habe ich mich auch nie Menschen angeschlossen, die mir erklären wollten, wie das oder jenes zu sein hat. Und ich habe dennoch danach gesucht – nach Inspirationen, Vorbildern, Orten, die mir zeigen, was Frausein eigentlich bedeuten kann. Was ich fand, war mir allerdings stets zu einseitig und zu vorgegeben. Die Festlegung von Weiblichkeit auf bestimmte Attribute, wie es in verschiedenen spirituellen Disziplinen oft gemacht wird, gefiel mir nicht. Denn durch dieses Raster fällt man entweder durch oder bleibt hängen, und beides fühlte sich für mich nicht nach dem an, wonach ich mich sehnte: in der Vielfalt der Möglichkeiten meinem Gefühl Ausdruck zu verleihen.

 

Der Mondgruß versprach anderes. Hier spürte ich Raum und die Weite der Möglichkeiten, die von einer angenehmen Grundführung durch den Rhythmus und die Komposition der einzelnen Übungen begleitet wurde. Ich machte mir die Sequenz immer mehr zu eigen und öffnete sie gleichzeitig immer weiter für die verschiedenen Charaktere der Frauen, und auch der Männer, die ich unterrichtete. Was zum Vorschein kam, war mehr, als ich zu hoffen gewagt hatte. Ich habe den Mondgruß wie eine zweite, anschmiegsame Haut erfahren, die sich den Sehnsüchten und Wünschen an das eigene Frausein anpasst und diesen eine innere und äußere Form gibt.

Und so stelle ich hier in diesem Buch zusammen, was ich bisher auf meiner Reise zum Mond erlebt und was ich daraus an Varianten abgeleitet habe, um der Vielfalt und der Fülle Platz zu machen. Das Buch möchte anhand einer fließenden und einfachen Yoga-Sequenz die Fülle und die Möglichkeiten des Weiblichen erlebbar machen, sodass du als Leserin und Leser, als Übende und Übender, bestärkt wirst und herausfinden kannst, was für dich Weiblichkeit bedeutet.

Lasst uns zusammen das Weibliche erforschen und leben.

Jede und jeder für sich und alle zusammen!

Die Frau in der Schublade

Ich bin wahrlich nicht die Erste, die sich mit den Themen Weiblichkeit und Yoga beschäftigt. Es gibt hier schon eine Menge zu hören, zu lesen, zu üben. Um dir ein Bild davon zu geben, was mir an diesem Buch wichtig ist und was ich zu diesem Thema beitragen möchte, habe ich zunächst nachgeschaut, wie das Thema Weiblichkeit im Yoga bisher beschrieben wird. Dabei ist mir aufgefallen, dass sich Übungen, Lehrinhalte und Bücher rund um Yoga für Frauen auf folgende Themen fokussieren:

Die Frau und ihre Lebensphasen

Yoga wird bei diesem Ansatz für die unterschiedlichen (meist hormonellen) Lebensphasen der Frau, wie Schwangerschaft, Wechseljahre etc., entwickelt oder daran angepasst. Besonders zu erwähnen ist hier Dinah Rodrigues, die diesem Bereich mit dem von ihr entwickelten »Hormon-Yoga« und dem gleichnamigen Standardwerk einen Namen gegeben hat. Hinzu kommen weitere Bücher über die Lebensphasen, die von prä- bis postnatal über Wechseljahre bis hin zu Golden-Age-Yoga für »reife« Frauen alle Themen abdecken.

Die Frau und ihre Polarität

Bei diesem Ansatz gilt das Weibliche als eine Seite der yogischen Polarität[1] und wird die Frau entsprechend als ein intuitives, eher passives oder fruchtbar-empfangendes Wesen betrachtet. Es stehen dabei also nicht bestimmte Lebensphasen im Vordergrund, sondern eher bestimmte Eigenschaften. Diese entspringen einem Verständnis von Weiblichkeit in einem Spannungs- oder Ergänzungsfeld zu männlichen Eigenschaften der Linearität und des eher aktiven und gebenden Parts. Im Bereich des Yoga gehört dazu Adelheid Ohlig mit ihrem Konzept »Luna Yoga« ebenso wie die Strömung des »Yin[2] Yoga«, das den Schwerpunkt auf Ruhe und Entspannung als Aspekte von Weiblichkeit legt.

Die Frau und ihr Körper

Viele Yoga-Richtungen geben innerhalb ihres Systems und ihres Stils der Frau dadurch einen besonderen Stellenwert, indem sie auf spezielle physische (dazu zählen im weitesten Sinn auch physiologische) Eigenarten eingehen, zum Beispiel dass Frauen während der Periode andere Übungen ausführen sollten. Dadurch kommt es auch zu Überschneidungen mit der »Schublade der Lebensphasen«. Gita S. Iyengar hat mit Yoga für die Frau hier vermutlich den einschlägigsten Titel und auch eines der umfangreichsten Werke diesbezüglich geschrieben.

Die Frau im Kleiderschrank

Bei der Einteilung in diese »Schubladen« gibt es, wie schon erwähnt, Überschneidungen, wobei aus meiner Sicht jedoch der jeweilige Fokus klar zu erkennen ist. Meist handelt es sich dabei um eine eher vereinfachende Einteilung in Schwarz und Weiß, mit nur wenigen Grautönen dazwischen.

Bunter wird es dann bei einigen Autoren und Autorinnen aus dem Kundalini Yoga[3] wie zum Beispiel Gurmukh Kaur Khalsa in ihrem Buch Die acht Gaben des Menschen. Hier werden bestimmte Facetten des Menschen, also nicht speziell der Frau, anhand der Chakren-Lehre in Qualitäten und Yoga-Sets (Übungsintervalle) zusammengestellt. Da Kundalini Yoga vorrangig mit den feinstofflichen Energien arbeitet (um das Aufsteigen der Kundalini durch den Körper zu ermöglichen), stammen die Yoga-Stellungen aus einem ganz anderen Übungssystem als beim Hatha Yoga und haben, je nach Tradition, wenig mit dem Yoga zu tun, das die meisten von uns kennen.

 

Ich habe von Beginn an sowohl Hatha Yoga als auch Kundalini Yoga praktiziert und habe mich in beiden sehr wohl gefühlt, besonders in der Kombination. Im Hatha Yoga gefällt mir der Grundklang der Polarität – dazu später mehr. Und im Kundalini Yoga ist es die Vielfalt der Aspekte, die ich alle irgendwie »haben darf«. Ich saß also gerne in Schubladen, besonders in diesen beiden. Welche Schubladen mir nie besonders gut gefallen haben, auch nicht während der Schwangerschaft, sind diejenigen, die sich auf körperliche Aspekte beziehen. Wieso sollte ich als schwangere Frau anders fühlen, als wenn ich nicht schwanger bin? Sicher ist es wichtig, Übungen sein zu lassen, die Schaden anrichten können, und eher solche Übungen zu machen, die den Körper unterstützen, aber die Gefühle, meine Facetten, die wurden doch nicht weniger oder völlig anders, nur weil ich schwanger war. Ich war doch nicht plötzlich weniger lebendig, weniger sinnlich oder weniger liebesfähig.

Also habe ich mich entschieden, eine neue Schublade aufzumachen bzw. handelt es sich dabei eher um einen Kleiderschrank. Wie bei einem Kleiderschrank kannst du dabei ganz nach deinem eigenen Geschmack auswählen und deine Garderobe jeden Tag neu zusammenstellen. Die »Outfits aus dem Schrank finden sich in den einzelnen Kapiteln. Da es aber kein Buch für Yoga-Übende im Allgemeinen sein soll, sondern ein Buch speziell für Frauen, habe ich den Mondgruß als Grundsequenz unter die Spielarten gelegt. So können wir uns in der Beschäftigung mit dem Frausein des Hatha Yoga und der Aspekte aus der psychologischen Schule des Kundalini Yoga als zwei der sechs Yoga-Wege bedienen, weil der Mondgruß einerseits als Sequenz aus dem Hatha Yoga auftaucht und andererseits um die Spielarten der Chakren aus dem Kundalini Yoga erweitert wird. Das ist die Art, wie ich übe, und das ist auch die Art, wie ich mir vorstellen kann, dass es der einen oder anderen gefallen könnte, im Yoga die eigene Weiblichkeit zu integrieren.

 

Dieses Buch kann also funktionieren wie der Kleiderschrank einer Frau: Schaut man hinein, sieht man die Facetten, die diese Frau ausmachen. Und nebenbei lässt es einen erahnen, was sie trotz aller Zwischentöne ganz sie selbst sein lässt. Sie kann wild sein, liebend, klar, zart und kraftvoll. Von jetzt auf gleich. Von null auf hundert. Und sie bleibt dabei immer sie selbst.

Jede Frau verfügt über eine »Jeden-Tag-Garderobe« (ihren Casual Look), die sie anzieht, wenn es einfach losgehen muss, das heißt, wenn sie keine Zeit oder Lust hat, sich zu inszenieren oder einer bestimmten Stimmung nachzugehen. Dieser Grundlage der weiblichen Note entspricht in diesem Buch die Sequenz des Mondgrußes. Diese Grundsequenz wird im weiteren Verlauf dann je nach Kapitelschwerpunkt variiert.

 

Zu bestimmten Zeiten nutzt eine Frau den Inhalt ihres Kleiderschranks als »Stimmungsverstärker« oder »Stimmungsöffner«. Entweder möchte sie dann ihrer momentanen Note angemessenen Ausdruck verleihen oder aber durch die Garderobe einen anderen Teil ihrer Persönlichkeit ans Licht holen. Diesem Ausdruck bestimmter Facetten der Persönlichkeit dienen die weiteren Kapitel, indem sie die Sequenz des Mondgrußes variieren und anreichern. Diese verschiedenen Facetten und die unterschiedlichen Stimmungsfärbungen haben die Chakren-Lehre aus dem Kundalini Yoga als Grundlage. Hier ein Beispiel:

Bist du gerade in einer gemütlich-geborgenen Stimmung oder möchtest in diese Stimmung kommen, übe die Mondgruß-Sequenz mit den hierzu passenden Spezifika im Kapitel rund um das erste Chakra. Bevor du ans Üben gehst, kannst du hier auch nachlesen, welche Bedeutungsspielräume sich aus Sicht der Yoga-Psychologie hinter dieser Stimmung oder Persönlichkeitsfacette befinden.

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Ist Yoga Männersache?

Als ich im Jahr 2000 mit Yoga begann, schwappte gerade die große Power-Yoga-Welle aus den USA nach Deutschland. Und so ist es im Nachhinein gar nicht verwunderlich, dass ich Yoga im Fitnessstudio kennenlernte, wo man nach dem Laufband oder dem Step-Aerobic-Kurs schnell noch auf die Yoga-Matte sprang. Mit »man« meine ich hier allerdings nicht Männer, sondern hauptsächlich Frauen. Die Yoga-Kurse wurden fast ausschließlich von Frauen genutzt, was heute nicht viel anders ist. Diese Kurse waren gut besucht, und zwar Matte an Matte, dicht an dicht. Meistens gab es auch noch drei bis vier Männer im Raum; einer, der von seiner Frau »mitgebracht« worden war, ein anderer, der mitbekommen hatte, dass man hier gut Frauen kennenlernen konnte, und ein weiterer, der als Tänzer an einem Berliner Theater das Stretching suchte und nie fehlte, denn er war der Yoga-Lehrer. Ich lernte Yoga also in einem Raum voller Frauen kennen, in dem diese meistens von einem Mann unterrichtet wurden. Mich wunderte das nicht, denn ich war so aufgewachsen. Schon als Kind beim Reiten waren die Reitschülerinnen meist weiblich und der Reitlehrer männlich gewesen. Und wie das bekanntlich so ist, stellt man Dinge, die man von klein auf gelernt hat und an die man sich gewöhnt hat, erst einmal nicht infrage.

 

Und so vergingen einige Jahre und Stunden im Yoga-Unterricht, bis mir diese Diskrepanz und damit auch die Tradition des Yoga und seine Entwicklung langsam auffielen.

Patanjali, Swatmarama, Krishna und Arjuna

Patanjali, der als Autor des Yoga Sutra gilt, und Swatmarama, der Verfasser der Hatha Yoga Pradipika, sind zentrale Figuren der klassischen yogischen Literatur. An der Begegnung der Protagonisten Krishna und Arjuna werden in der Bhagavad Gita wichtige yogische Prinzipien vermittelt. So sind die meistverwendeten und zitierten Schriften des Yoga von Männern verfasst, handeln vorrangig von Männern und scheinen entsprechend auch für diese geschrieben worden zu sein.

Während Patanjali in seinem Yoga Sutra mit Raja Yoga den Weg der Meditation beschreibt, einer mentalen Disziplin, die für Männer und vor allem für Mönche gedacht war, beschreibt Swatmarama in der Hatha Yoga Pradipika, hauptsächlich körperliche Übungen, die auf die Meditation vorbereiten sollen. Zu Beginn dieser Schrift wird gesagt, dass Shiva, einer der wichtigsten Götter im Hinduismus, Hatha Yoga als die Vorstufe von Raja Yoga verkündet habe, was ihn zum ernannten »Initiator« dieses Yoga-Weges macht. Der Gott Krishna belehrt den Krieger Arjuna in der Bhagavad Gita über einen zweifachen Krieg: den Kampf auf dem äußeren Schlachtfeld, das hauptsächlich besetzt ist von kämpfenden Männern, und den inneren Konflikt in Arjuna selbst. Der Dreiklang dieser drei grundlegenden Schriften des Yoga, auf die sich die verschiedensten Yoga-Wege und Yoga-Stile als Lehre einigen können, entwickelte sich über einen Zeitraum von vielen Jahrhunderten: vom etwa 2. bis 5. Jahrhundert v. Chr. (Bhagavad Gita) über das 2. bis 4. Jahrhundert v. Chr. (Yoga Sutra) bis ins 14. Jahrhundert (Hatha Yoga Pradipika) hinein. Wenn man hier von den Wurzeln des Yoga spricht, dann ist das sicher eine treffende Beschreibung.

T. Krishnamacharya, Swami Sivananda und Yogananda

Mit diesen drei Herren kam um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhunderts viel Bewegung in den Yoga und seine Verbreitung in Indien und im Westen. Vom Himalaja im Norden bis tief in den Süden Indiens gründeten Yogis Ashrams und Schulen, um den Gedanken des Yoga weiterzugeben. Einige von ihnen reisten auch in den Westen, für kurze oder längere Aufenthalte, und manche von ihnen blieben sogar für immer. Yoga wurde unterrichtet, praktiziert und gelebt. Es entstanden viele Bücher und Abhandlungen, wobei die einen mehr den körperlichen, die anderen wiederum eher den geistigen Aspekt des Yoga betonten. T. Krishnamacharya, Swami Sivananda und Yogananda sind darunter drei bekannte und weltweit erfolgreiche Vertreter in der Verbreitung von unter anderem Hatha Yoga und Kriya Yoga. Diese Namen fallen oft im Yoga-Kontext, und ihre Formen des Übens und ihr Gedankengut werden auch heute noch weitergetragen, sowohl in Indien als auch im Westen.

 

Mit dieser Verbreitung, und vermutlich auch mit der Öffnung in den westlichen Kontext, kam nun auch eine neue, weibliche Nuance mit ins Spiel. War der Yoga-Weg bis hierher von Männern geprägt und für Männer entwickelt (und auch wenn ich hier nun andere Schriften oder andere Vertreter des Yoga ausgewählt hätte, wäre das Ergebnis vermutlich nicht viel anders ausgefallen), begann sich diese Situation Mitte des letzten Jahrhunderts in der öffentlichen Wahrnehmung langsam zu ändern.

Swami Sivananda etwa scherte sich nicht um die Kastenzugehörigkeit seiner indischen Schüler und öffnete die Tore seines Ashrams in Rishikesh auch für Frauen. Und zwar nicht nur für Besuche, sondern damit sie auch als Schülerinnen und für ein Leben als Nonne in den Ashram kommen konnten. Zu diesen Schülerinnen gehört zum Beispiel die deutschstämmige Sivananda Radha. T. Krishnamacharya unterrichtete nicht nur seine Töchter, sondern nahm auch Schüler auf, unabhängig von deren Kaste, Religion oder Geschlecht. Zu ihnen gehörte auch seine Schülerin Indra Devi. Und so wurden im letzten Jahrhundert die ersten Yoga-Lehrerinnen ausgebildet, die sich auch als solche in der Öffentlichkeit präsentierten. Geht man von der Entstehung des Yoga um einige Jahrhunderte, vielleicht sogar Jahrtausende v. Chr. aus, und davon, dass die Annahme richtig ist, dass Frauen auch vor den Zeiten der Dokumentation wenig Einfluss auf die Yoga-Welt hatten, dann blickt Yoga als eine Disziplin von Männern für Männer auf eine recht lange Tradition zurück.

B. K. S. Iyengar, T. K. V. Desikachar und Yogi Bhajan

Auch wenn in dieser Erzählung Frauen nun langsam auf die Matte rücken, bleiben die Namen der Hauptprotagonisten doch erst einmal noch maskulin, denn auch Mitte bis Ende des letzten Jahrhunderts sind die Vertreter der verschiedenen Yoga-Traditionen hauptsächlich männlich. Doch die Yoga-Praxis wird nun zeitgemäßer, die Namen vielleicht ein wenig bekannter, und das Feld erweitert sich über die »Dreiklänge« hinaus hin zu zahlreichen weiteren bekannten Vertretern. Außerdem entwickelt sich weiter, was sich im vorherigen Abschnitt durch Sivananda Radha und Indra Devi schon andeutete: Frauen beginnen nicht nur, aktiv Yoga zu praktizieren, sondern auch zu unterrichten und so langsam dem Yoga auch ein weibliches Gesicht zu geben.

Die familiäre Tradition der Vermittlung setzt sich fort, und so beginnt die Tochter von B. K. S. Iyengar, Geeta Iyengar, die Lehren ihres Vaters nicht nur zu unterrichten, sondern diese an weibliche körperliche Bedürfnisse anzupassen. Ihr Buch Yoga für die Frau: Der Weg zu Gesundheit, Entspannung und innerer Kraft fasst diese über viele Jahre gesammelten Erkenntnisse als Übende und Lehrende zusammen. Damit ist ein großer Schritt in die Richtung der Bewegung des »Female Yoga« getan.

Auch T. K. V. Desikachar, Sohn von T. Krishnamacharya, ging mit seinem yogatherapeutischen Ansatz namens Viniyoga den Weg, Yoga-Übungen individuell anzupassen. Das hatte wiederum den Vorteil, dass auch Frauen, die körperlich nicht wie Männer gebaut sind und deshalb nicht problemlos die auf Männer ausgerichtete Yoga-Praxis mitmachen konnten, einen Zugang zum körperlichen Yoga finden konnten, und das, ohne dabei explizit als »weiblich« gekennzeichnet zu sein.

Yogi Bhajan setzte noch eine andere Note dazu, indem er nicht nur Frauen unterrichtete und Yoga-Programme für Frauen entwickelte, sondern darüber hinaus in seiner Vermittlung des Kundalini Yoga die weibliche Kraft stark in den Vordergrund stellte. Diese Lehre von der »yogischen Frauen-Power« zog schon zu seinen Lebzeiten viele Frauen aus dem Westen an, die in Workshops und Retreat-Camps von ihm lernten, wie man im Yoga die Kraft der Weiblichkeit nutzen kann. Aus diesem Umfeld kamen viele Lehrerinnen, die, wie zum Beispiel Gurmukh Kaur Khalsa, seine Idee des Kundalini Yoga und Elemente der Sikh-Religion international weitertragen.

Zeitgenössische Vertreter und Vertreterinnen des Yoga

Mit prominenten Yoga-Lehrern und -lehrerinnen wie Brian Kest, Shiva Rea, Sharon Gannon und David Life geht es um die Jahrtausendwende weiter. Immer mehr Yoga-Lehrerinnen treten nach vorn und auf die Yoga-Matte. Allein im deutschsprachigen Raum werden inzwischen jährlich Hunderte von Lehrerinnen in den unterschiedlichsten Stilrichtungen ausgebildet. Die Riege der zeitgenössischen Vertreter und Vertreterinnen, die Yoga von Indien oder Amerika aus nach Europa gebracht haben, mischt sich immer mehr: Männer, Frauen, Paare. Und auch die Inhalte der Yoga-Lehre werden nach dem Startschuss von Geeta Iyengar immer spezifischer an Frauenthemen angepasst und darüber hinaus auch erweitert.

Kurz gefasst kann man also sagen, dass es über die Jahre, Jahrzehnte und Jahrhunderte zu zwei Entwicklungen gekommen ist:

1. Immer mehr Frauen praktizieren und unterrichten den ursprünglich »männlichen« ­Yoga-Weg.

2. Der männliche Yoga wird »weiblicher«.

Dabei bleiben jedoch einige Fragen offen: Ist die Yoga-Lehre tatsächlich so männlich geprägt? Ist Yoga dann weiblich, wenn es von Frauen unterrichtet wird? Und was ist eigentlich im Yoga mit »männlich« und was mit »weiblich« gemeint?

Und so gehen wir, nach diesem kurzen historischen Abriss über die Lehrenden des Yoga und die Rolle der Frauen dabei, nun ein bisschen tiefer in die Lehre des Yoga hinein – zu den Konzepten von »männlich« und »weiblich«. Auf geht’s!

Oder ist Yoga weiblich?

Die zwei Seiten des Hatha Yoga

Bevor ich mit Yoga anfing, hatte ich, außer vielleicht im Erdkunde- oder Physikunterricht, noch nie etwas vom Konzept der Polarität gehört. Und das, was ich in der Schule gelernt hatte, hatte bis dahin keinen großen Einfluss auf mein Leben bzw. die bessere Bewältigung meines Alltags gehabt. Das änderte sich allerdings schlagartig, als ich erfuhr, dass Polarität im Yoga ein wichtiges, wenn nicht sogar eines der wichtigsten Prinzipien ist, wenn es darum geht, Balance und Ausgeglichenheit herzustellen und gleichzeitig Transformation auszulösen.

Zunächst bemerkte ich das nicht bewusst, sondern nahm eher unterschwellig wahr, dass auf eine Übung mit der linken Körperseite die gleiche Übung auf der rechten Seite folgte, nach einer Vorbeuge eine Rückbeuge kam oder dass sich einer dynamischen Sequenz eine statische anschloss. Was ich jedoch nach jeder Yoga-Stunde deutlich spürte, war zum einen das Gefühl der Ausgeglichenheit und zum anderen eine erhöhte Bereitschaft zur Akzeptanz von Dingen, die im Lauf des Tages nicht so rund gelaufen waren. Und damit hatte ich, wie die meisten, die mit Yoga anfangen, schon zu Beginn und ohne es zu wissen, ziemlich viel über Polarität und das Ausbalancieren verstanden.

»Yoga« ist ein Wort aus dem Sanskrit, das sich in seiner wörtlichen Bedeutung mit »zusammengebunden« übersetzen lässt. Yoga ist entsprechend ein Weg in die Erkenntnis, dass alles zusammenhängt und nicht voneinander getrennt werden kann, und vor dieser Erkenntnis spielt die Auseinandersetzung mit der scheinbaren Getrenntheit eine wichtige Rolle. Diese Getrenntheit wird im Yoga durch Polarität beschrieben, was für mich persönlich ein sehr romantisches Konzept darstellt: Unterschiedliches und scheinbar Gegensätzliches kann hier zusammengehören wie ein Topf und sein Deckel.

In der Philosophie gilt Polarität als ein Ausdruck für das Verhältnis sich gegenseitig bedingender Größen. Anders als beim Dualismus, bei dem diese Größen als nicht miteinander vereinbar angesehen werden, ist mit der Polarität also ein komplementäres Verhältnis gemeint. Es geht nicht nur um das Gegensatzpaar an den Enden beider Pole, sondern um deren Beziehung zueinander und auch um das Feld dazwischen. Das eine lässt sich hier nur im Kontrast zum anderen definieren, was die beiden Pole zu den sich gegenüberstehenden Enden ein und derselben Sache macht und diese in ihrem Kontrast miteinander verbindet. Es gibt links nur mit rechts, Liebe nur mit Hass und männlich nur mit weiblich – und dazwischen jede Menge bunter Zwischentöne.