Heilige Kuh - David Duchovny - E-Book

Heilige Kuh E-Book

David Duchovny

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Beschreibung

Hören Sie auf Elsie, die Kuh!

Was haben Kühe, Popkultur und der Palästinakonflikt miteinander zu tun? Nun, sie sind alle Teil unserer heutigen Welt. Und in dieser Welt macht sich eine junge Kuh namens Elsie auf, etwas an ihrem Schicksal zu ändern. Gemeinsam mit einem zum Judentum konvertierten Schwein und dem wild plappernden Truthahn Tom begibt sie sich auf eine Abenteuerreise, in deren Verlauf der Leser viel Wahres über die Menschen erfährt. Eine saukuhle Fabel, geschrieben von einem saucoolen Autor.

Elsie ist eine junge Kuh, und eine glückliche dazu! Sie verbringt ihre langen, ereignislosen Tage mit Essen, Schlummern und Plaudereien mit ihrer besten Freundin Mallory. Doch eines Nachts schleichen sich Elsie und Mallory von ihrer Weide und müssen durch das Fenster des Bauernhofs mit ansehen, was der leuchtende Schachtelgott (so nennen sie den Fernseher) über »industrielle Mastbetriebe« offenbart. Elsies heile Welt ist in ihren Grundfesten erschüttert. Für sie gibt es nur eine Lösung: Sie muss in eine bessere, sichere Welt flüchten. Und so bildet sich ein kunterbuntes Trio, bestehend aus Elsie, Jerry – Verzeihung, Shalom –, einem thoralesenden Schwein, das vor Kurzem zum Judentum konvertiert ist, und Tom, einem (zumindest in seinen Augen) charmanten Truthahn, der nicht fliegen, dafür aber mit dem Schnabel ein iPhone bedienen kann. Die drei begeben sich auf eine abenteuerliche Reise, in der sie eine Menge über die Welt, in der wir leben, erfahren.

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Seitenzahl: 205

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DASBUCH

Elsie ist eine junge Kuh, und eine glückliche dazu! Sie verbringt ihre langen, ereignislosen Tage mit Essen, Schlummern und Plaudereien mit ihrer besten Freundin Mallory. Doch eines Nachts schleichen sich Elsie und Mallory von ihrer Weide und müssen durch das Fenster des Bauernhofs mitansehen, was der leuchtende Schachtelgott (so nennen sie den Fernseher) über sogenannte »industrielle Mastbetriebe« offenbart. Elsies heile Welt ist in ihren Grundfesten erschüttert. Für sie gibt es nur eine Lösung: Sie muss in eine bessere, sichere Welt flüchten. Und so bildet sich ein kunterbuntes Trio, bestehend aus Elsie, Jerry – Verzeihung, Shalom, einem Thora-lesenden Schwein, welches vor kurzem zum Judentum konvertiert ist – und Tom, einem (zumindest in seinen Augen) charmanten Truthahn, der nicht fliegen aber dafür ein iPhone mit seinem Schnabel bedienen kann. Die drei begeben sich auf eine Abenteuerreise, in der sie eine Menge über die Welt, in der wir leben, erfahren.

DERAUTOR

David Duchovny ist bekannt als Fernseh- und Kinodarsteller. Mit Akte X wurde er weltberühmt, derzeit läuft die preisgekrönte TV-Serie Californication, in der er die Hauptrolle spielt. Duchovny hat vor seiner Zeit als Schauspieler in Princeton und Yale Literatur studiert. Er ist überzeugter Vegetarier und auch im Tierschutz aktiv.

DAVID

DUCHOVNY

Heilige

Kuh

Roman

Aus dem Amerikanischen

von Timur Vermes

Die Originalausgabe erschien unter dem Titel

HOLY COW bei Farrar, Straus and Giroux, New York

Copyright © 2015 by King Baby, Inc.

Copyright © 2015 der deutschsprachigen Ausgabe

by Wilhelm Heyne Verlag, München,

in der Verlagsgruppe Random House GmbH

Redaktion: Kristof Kurz

Umschlaggestaltung: Nele Schütz Design, München,

unter Verwendung des Originalumschlags von Abby Kagan

Illustrationen: Natalya Balnova

Herstellung: Helga Schörnig

Satz: Leingärtner, Nabburg

e-ISBN: 978-3-641-13063-3

www.heyne.de

Für West und Miller

Und Blue und George und Black

und Joe und Patty und Delilah

So groß nun auch nichtsdestoweniger die Verschiedenheit an Geist zwischen dem Menschen und den höheren Thieren sein mag, so ist sie doch sicher nur eine Verschiedenheit des Grads und nicht der Art.

CHARLES DARWIN

1

EIN BISSCHEN WAS ZU MIR

Die meisten Leute glauben, dass Kühe nicht denken können.

Hallo?

Lasst mich das anders sagen: Die meisten Leute glauben, dass Kühe nicht denken können und keine Gefühle haben.

Hallo-ho! Ich bin eine Kuh.

Ich heiße Elsie, ja, ihr braucht gar nicht so zu stieren.

Seht ihr?

Wir können denken, fühlen und Witze machen, wenigstens die meisten von uns. Okay, meine Großtante Elsie, nach der ich getauft worden bin, die hat keinen Sinn für Humor. Gar keinen. Null. Die mag nicht mal Witze, in denen Menschen sich blöd anstellen. Wie der eine, wo zwei Menschen in eine Scheune gehen … nee, halt, ich glaube, so viel Zeit haben wir hier nicht, ich kann da nicht rumtexten. Ich wollte ja nur einige Sachen klarstellen, nämlich … na, dings.

Genau! Ihr wundert euch vielleicht, wie ich schreibe, so ohne Finger. Ich kann ja keinen Stift halten, und ich hab’s echt probiert. Sah scheiße aus. Bis man überhaupt erst mal einen Stift findet, gibt ja nur noch Computer. Und obwohl wir Kühe denken können und fühlen und total lustig sind, können wir nicht reden. Nicht mit Menschen, wenigstens.

Wir haben das, was bei euch früher mal »mündliche Überlieferung« geheißen hat. Wir geben Geschichten und Wissen von Mutterkuh zu Tochterkalb weiter, von Generation zu Generation. Ungefähr so, wie ihr das ganze Odysseuszeugs überliefert gekriegt habt und die Geschichten von Troja und all das. Gesungen werden sie bei uns auch, also ziemlich genau wie bei Homer.

Hoppla. Sorry.

Ich wollte hier nicht mit großen Namen um mich werfen. Aber wo’s schon passiert ist, könnt ihr ja ruhig mal versuchen, den aufzufangen.

Ich warte so lange.

Alle Tiere sprechen untereinander in einer Art gegrunztem, gepfiffenem, gebelltem, gequiektem Tieresperanto: Löwe und Lamm, Vogel und Hund, Elch und Katz – obwohl, mal ehrlich, wer hat schon Bock auf ein längeres Gespräch mit einer Katze? Die halten sich ja immer für was Besseres.

Aber wir haben im Tierreich keine Wörters oder Sprache.

Ja, ich weiß, dass es »Wörter« heißt!

Das war Absicht!

Damit’s klar wird, dass wir keine Sprache haben! Ich bin nämlich kein Beuteltier. Beuteltiere, weiß man, haben keinen Schimmer von Grammatik. Schon mal versucht, mit einem Känguru zu reden? Du verstehst kein Wort, selbst wenn du mit ihrem Dialekt klarkommst. Und worüber Fische reden, weiß schon mal gar keiner.

Aber ich kaue euch schon wieder ein Ohr ab. Das ist extrem kuhig von mir. Abkauen und verdauen. Letztlich ist das unser Job. Wir Kühe sind Wiederkäuer, und darum haben wir jede Menge Zeit. Wir stehen rum, wir essen, wir quatschen, dazwischen finden wir mal ein bisschen Lecksalz. Und alles ist gut.

Oder wenigstens war alles gut, bis vor ungefähr zwei Jahren. Da hat die ganze Geschichte angefangen. Bis dahin war mein Leben idyllisch. Ich bin auf einer kleinen Farm zur Welt gekommen, in Amerika, im Norden von New York. Wir Bovarys wohnen da schon immer. Meine Mutter und die Mutter von meiner Mutter und von ihrer Mutter der Mutter die Mutter und so. Die Väter lassen sich in Kuhfamilien nur selten sehen. Mein Vater Ferdinand hat öfter mal bei uns vorbeigeschaut, das weiß ich, weil ich so vermutlich zu meinen Brüdern und Schwestern gekommen bin. Aber meist sind bei uns die Jungs von den Mädels getrennt. Dann schauen sie immer zu uns rüber, von hinter ihrem Zaun. Das ist manchmal echt ein bisschen gruselig. Als wären Jungs ganz anders als wir, aber ich misch mich da nicht ein. Wenn ich in den letzten zwei Jahren was gelernt habe, dann: Halt dich raus. Was ich damit nur sagen will: Seit den Anfängen der Zivilisation sind Jungs und Mädels getrennt gehalten worden, also erwarten wir auch gar nichts anderes. Ich kenne es nur so, deshalb steh ich auch nicht rum und wünsche mir »ach, wär mein Vater doch hier« oder so ’n Quatsch.

Menschen mögen uns.

Jedenfalls habe ich das gedacht, wir alle haben das gedacht. Sie mögen unsere Milch.

Also, persönlich halte ich das ja für ein bisschen krank, dass man die Milch von anderen Tieren trinkt. Ihr werdet jedenfalls nie sehen, dass ich zu irgendeiner Menschenfrau hingehe, die gerade gekalbt hat, und sie frage: »Ey, kann ich auch mal ’n Schluck?« Krank, stimmt’s? Geht gar nicht. Irgendwie fies. Aber deshalb mögt ihr uns.

Die gute alte Milch.

Latte!

Na, ich sag mal so: Jeder, wie er meint. Und jedes Mädel bei uns weiß, dass uns später mal der Farmer jeden Morgen melken wird. Was ziemlich entspannend ist, weil wir richtig ballonmäßig werden, und dann kann sich das total gut anfühlen nach so’m Klassemelken, wenn man wieder eine Spitzensilhouette hat. Slimline.

Es ist uns nämlich nicht egal, wie wir aussehen.

Und es nervt total, dass ihr, wenn ihr eine zu dick findet, »Kuh« zu ihr sagt. Und Schweine sind übrigens auch nicht superhappy über die ganze »Du Schwein!«- und »Du Sau!«-Schiene, und Hühner kotzt das auch an mit den Bemerkungen über die »Hühnerbeine« von Frauen (was ich aber eigentlich ganz fair finde, weil Hähne echt die übelsten Wadenbeißer sind, die Gott je gemacht hat, ever).

Oh ja, wir glauben an Gott. In Kuhform.

Ätsch! Stimmt gar nicht!

Hat euch trotzdem geschockt, was? Aber wir glauben, dass Etwas all die Etwasse auf der Welt gemacht hat. Die ganzen Tiere und Mikroorganismen und Pflanzen und Felsen und Seelen. Und ob dieser Schöpfer aussieht wie eine Kuh oder ein Schwein oder eine Person oder eine Amöbe oder Jerry Garcia, das ist uns echt egal. Wir glauben nur, dass es da eine Kraft gibt, die für das Leben und die Schöpfung zuständig ist, irgendwo da draußen. Von dem, was die Menschen sich so vorstellen, kommt da noch am ehesten »Mutter Natur« hin, aber nur ganz, ganz ungefähr. Und bei uns ist das nicht nur so ein Glaubensding, wir wissen es einfach. Ganz tief in uns, bis in die Knochen und die unserer Vorfahren in ihrer ewigen Ruhe irgendwo auf dem Feld von Old MacDonald.

Oh Mann, da kau ich euch schon wieder was vor! Aber ihr müsst euch wohl dran gewöhnen. Dieser Homer war auch ein ganz schöner Schwaller, oder? Also, dann mach ich’s natürlich auch so. Aber bevor ich erzähle, was passiert ist, lasst mich noch kurz auf die Vorgeschichte eingehen. Wie mein Leben war, also: vor Dem Ereignis. So nenne ich es: »Das Ereignis« oder »Die Offenbarung« oder »Der Tag, als uns der Fladen um die Ohren flog«. Lasst mich mal das Ganze ausmalen. Dass ihr eine Vorstellung davon kriegt.

Das Leben auf einer Farm ist ziemlich lässig. Ich bin viel auf der Weide, häng mit meinen besten Freundinnen ab, von drüben gucken die Jungs. Das Gras ist grün auf unserer Seite, hat meine Mom immer gesagt. Sie war eine Klassemom, aber eines Tages ist sie verschwunden, wie das alle Kuhmütter so machen. Wir haben gelernt, damit klarzukommen. Eine Mutter hat man nicht für immer, und auch wenn sie einfach so geht, nachdem sie dich aufgezogen hat, ohne »Tschö« und alles, dann heißt das nicht, dass sie dich nicht lieb hat.

Selbst wenn ich weiß, dass das halt so ist und schon immer so war, muss ich manchmal ein bisschen weinen, wenn ich an meine Mom denke.

Sie war schön, mit großen braunen Augen und einem echt fiesen Sinn für Humor. Sie hat sich nie von mir entfernt, bis sie eines Tages eben doch weg war. Aber dazu komm ich noch.

Lasst mich noch einen Augenblick an meine Mom denken. Gefühle kommen und gehen, außer wenn man sie nicht ganz zu Ende ausfühlt. Dann bleiben sie und tun weh und werden total krank und gruselig. Deshalb: Wenn wir Kühe Gefühle haben, dann fühlen wir sie, und zwar so lange, bis sie vorbei sind.

Dann käut das Leben weiter.

Volltreffer! Spitzenwitz aus dem Nix, sag ich.

Ich sehe meine Kindheit durch die grasgrüne Brille der Nostalgie. Alles scheint so weit weg und so vollkommen. Jeder Tag voll Sonnenschein, sogar die verregneten. Wir hatten Gras und Futter und einen Platz zum Schlafen und gute Freunde, und dauernd war irgendwas los mit den anderen Tieren, aber nie etwas wirklich Schlimmes. Die Rangordnung auf einer Farm ist ziemlich locker. Ich weiß nicht, ob man so was Demokratie nennt, ich glaube, »Leben und leben lassen« kommt eher hin. Jedenfalls solange keine Hühner in der Gegend sind, dann garantiere ich für nichts mehr. Ich weiß nicht, ob ihr Farm der Tiere gelesen habt. Scheint so, als ob das alle menschlichen Kinder lesen müssen, ich persönlich bevorzuge ja Wilbur und Charlotte,obwohl Spinnen heikel sein können – sagt man ja auch so: »Die spinnt doch!« (Und acht Beine? Hallo? Zwei oder vier sind korrekt, das weiß jeder. Fünf vielleicht auch noch, okay. Aber acht ist echt schon verzweifelt oder wahllos, vielleicht sogar maßlos. Seht ihr auch so, nicht wahr?)

Egal, eine normale Farm ist jedenfalls gar nicht wie die Farm in Farm der Tiere, auf einer Farm gibt’s keine Bosse, da sind wir alle Boss, und hier ist das so eine Art Weiberherrschaft, den Laden schmeißen die Ladys, und kein Hahn kräht danach, was die dummen Hähne quatschen. Bei uns Kühen gibt’s ein Sprichwort: Steig mir nicht aufs Euter, und ich steig nicht auf deins.

Und das servieren wir dann mit viel Liebe.

Tierischer Liebe. Wahrer Liebe.

Ja, wir töten, um zu überleben, einige von uns müssen das, aber das ist nicht so ein Töten, wie es die Menschen machen, da gibt’s keinen Hass oder Spaß dabei, das ist die reine Notwendigkeit. Wir sind keine rosa Traumtrullas, wir verstehen den Fuchs, der die Eier klaut, und den Falken, der sich ein Ferkel holt und zu einem unschönen Tod in der Luft verdammt. So ist es halt.

Ich danke dem Gras, das ich kaue.

Glaubt ihr, Pflanzen haben keine Gefühle? Vielleicht keine von der Sorte wie ihr oder ich, aber die haben eben pflanzige Gefühle, die sich ganz langsam entwickeln, über Jahre statt Sekunden.

Für eine Kuh ist die Erde eine einzige große Gefühlswelt. Und die geht so:

Montag

SONNENAUFGANG: gemolken werden. Du hast Glück, wenn’s der mittlere Sohn macht oder der jüngste, der älteste ist extrem grob. Der hat einfach keine Lust. Ich hab’s begriffen, Typ, es ist dir echt zu früh am Tag, aber trotzdem – reiß dich doch mal zusammen!

»Die Weide ist, wo das Leben abgeht!«

NACH DEM MELKEN: Das Tor geht auf, und wir spazieren auf die Weide, wo wir den größten Teil des Tages verbringen. Essen, kauen, reden, tuscheln, so was. Die Weide ist, wo das Leben abgeht! Süßes grünes Gras und noch süßeres Alfalfaheu.

SPÄTNACHMITTAG: Zurück in den großen Stall. Noch mal gemolken werden, und dann, wenn die Sonne untergeht, gehen wir üblicherweise schlafen. Wir sind eins mit den Rhythmen der Erde und so. Als meine Mom noch dawar, hat sie mir immer Geschichten erzählt. Ich mochte die am liebsten, in denen sich Menschen wie Tiere benehmen. Meine Mom konnte echt gut erzählen, und ich bin immer dabei eingeschlafen. Ihre Stimme klang wie der sanfte Wind in den Bäumen oder ein Bach, der über Steine plätschert.

Tja, und dann Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag, Samstag und Sonntag genau dasselbe. Ganz einfach, stimmt’s? Aufwachen, melken, essen, Tag auf der Weide, melken, Geschichte, pennen. Das hat mir gereicht, ich wollte nie mehr. Ich wollte nie woanders leben, und ich wollte dasselbe für meine Töchter und deren Töchter, für immer und ewig, auch wenn ich mir nie vorstellen konnte, dass ich sie eines Tages einfach so verlassen würde, wie meine Mom mich verlassen hat.

Das heißt, bis zu Dem Ereignis.

Dem Tag, an dem die Erde stillstand.

Dem Fladen-um-die-Ohren-Ding.

Dann verstand ich alles, sogar meine Mom. Und obwohl dieses Wissen mir wehgetan hat, führte es zu Vergebung und Verständnis, und ich würde es für nichts auf der Welt wieder hergeben. Unwissenheit ist ja ganz nett, aber die Welt bietet uns mehr, und es ist falsch, das nicht anzunehmen.

Du kannst nicht für immer Kalb bleiben.

Wir haben’s beinahe geschafft. Seid ihr schon genervt von dem ganzen Vorgerede? Keine Lust mehr? Das ist eben das Problem mit euch krazy Kids und euren Videospielen – keine Geduld. Tja, Kuhzeit vergeht eben langsam, und ich lass mich nicht hetzen. Ich muss zur Arbeit und dann schlafen, ich schlafe gern. Dann gibt’s Das Ereignis.

2

EINE MILCHMÄRCHENRECHNUNG

Okay, da bin ich wieder. Gehen wir’s an. Ich habe euch hoffentlich ein gutes Szenenbild gemalt, wie es so auf einer Farm läuft, in dieser Leben-und-leben-lassen-Art. Wir stellen hier den Menschen Dienstleistungen zur Verfügung und kriegen dafür im Gegenzug Futter, Schutz und Sicherheit. So sehen wir das, und nur damit das klar ist: Wir haben nicht darum gebeten, hier sein zu dürfen. Wusstet ihr, dass Kühe ursprünglich gar nicht aus Nordamerika kommen? Ist so. Meine Vorfahren, meine Ururururururundsoweitergroßmutter kam irgendwo aus einer Gegend, die Menschen »Naher Osten« nennen. Dort hat uns der Schöpfer erschaffen und zuerst auf die Hufe gestellt. Sie nannten es das Land, wo Milch und Honig fließen. Tja, und jetzt ratet mal, wer die Milch geliefert hat?

Obwohl ich gehört habe, dass Menschen angeblich auch Ziegen melken sollen. Aber das glaub ich nicht. Ich lass mich doch nicht verarschen. Ich will hier ja niemandem zu nahe treten, aber Ziegenmilch kann mit Kuhmilch niemals mithalten, außer man ist eine kleine Ziege. Habt ihr jemals gesehen, wie eine Kuh Milch von einer Ziege trinkt? Keine weiteren Fragen, Euer Ehren!

Neuerdings gibt’s sogar noch mehr Gerüchte, dass die Menschen auch ganz andere Sachen melken, irgend so was wie »Mandeln« oder »Soja«. Ich gebe zu, ich habe nie eine wilde Mandel gesehen oder eine Soja, wie sie in ihrer natürlichen Umgebung über die Prärie galoppieren, aber Kuhmilch ist die beste. Darauf wette ich drei meiner vier Mägen.

Ich bin natürlich befangen, wie auch nicht? Vorurteile sorgen dafür, dass die Welt sich dreht, wenn auch manchmal etwas zu schnell. Jetzt schweife ich schon wieder ab. Aber vielleicht ist dieses Abkommen vom Weg gar kein Umweg, vielleicht ist die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten im Hirn gar keine Gerade.

ENDE DER LESEPROBE