Königsblau - Mord nach jeder Fasson - Tom Wolf - E-Book

Königsblau - Mord nach jeder Fasson E-Book

Tom Wolf

4,4

  • Herausgeber: BeBra Verlag
  • Kategorie: Krimi
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2012
Beschreibung

September 1740: das Jahr des Regierungsantritts Friedrichs II. Der König betraut einen seiner Leibköche, den aus dem Elsaß stammenden Honoré Langustier, mit der heiklen Aufgabe, den Tod eines Adjutanten aufzuklären. Der gewitzte Kochkünstler, der eine ebenso unstillbare Neigung zu verwegenen Gedankenspielen wie auch zu gutem Essen zeigt, beginnt zu ermitteln, wobei ein königliches Permissionsschreiben ihm selbst die geheimsten Kammern des Hofes öffnet. Hofleben, bürgerlicher und gaunerischer Alltag Mitte des 18. Jahrhunderts im preußischen Berlin, aber auch gehobene Küche, Musik, Kunst, Philosophie, Naturwissenschaften und Literatur geraten ins Blickfeld - kein Bereich, den Langustier bei seinen abenteuerlichen Forschungen nicht gründlich sondiert und in anschaulichen Küchengesprächen mit seiner Tochter Marie und dem Polizeipräfekten Jordan erörtert.Weitere Titel der PreußenKrimi-Reihe als ebook:Silbergrau (1743)Muskatbraun (1746)Purpurrot (1750)Rosé Pompadour (1755)Schwefelgelb (1757)Smaragdgrün (1759)Glutorange (1760)Rabenschwarz (1766)Kreideweiß (1772)Goldblond (1778)Kristallklar (1786)

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Seitenzahl: 339

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Tom Wolf

Königsblau

Mord nach jeder Fasson

Die Handlungen dieses Romans sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit tatsächlichem Geschehen sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.

Alle Rechte vorbehalten.

Dieses Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung auf DVDs, CD-ROMs, CDs, Videos, in weiteren elektronischen Systemen sowie für Internet-Plattformen.

ebook im be.bra verlag, 2012

© der Originalausgabe:

berlin.krimi.verlag im be.bra verlag GmbH

Berlin-Brandenburg, 2011

KulturBrauerei Haus 2

Schönhauser Allee 37, 10435 Berlin

[email protected]

Lektorat: Gabriele Dietz, Berlin

Umschlag: Hauke Sturm, Berlin, unter Verwendung eines

Gemäldes von Adolph Menzel »Die Tafelrunde. Friedrich der

Große in Sanssouci«, 1850, bpk Berlin

Gestaltung: Magde Blues, Berlin

ISBN 978-3-8393-6102-3 (epub)

ISBN 978-3-8393-6103-0 (pdf)

ISBN 978-3-86124-009-4 (print)

www.bebraverlag.de

FÜR USCHI

Verzeichnis der historischen Personen und fiktiven Hauptakteure

Kursiv gesetzte Personen sind historisch nicht belegt.

Adler, Jakob – Agent des Hohenfließischen Botschafters

Algarotti, Francesco Graf – italienischer Gelehrter und Autor, Kammerherr und Reisegefährte Friedrichs II.

Andersohn, Ludewig – ehemaliger Diener Friedrichs II.

August Wilhelm – Bruder Friedrichs II.

Bayreuth, Wilhelmine Markgräfin von – Schwester Friedrichs II., Gemahlin des Markgrafen Friedrich von Brandenburg-Bayreuth

Beeren, Adrian Baron von – Gutsbesitzer, angehender Freimaurer

Bielfeld, Jakob Friedrich Freiherr von – Legationssekretär Friedrichs II.

Braunschweig-Bevern, Elisabeth-Christine – Gemahlin Friedrichs II., Nichte Kaiser Karls VI.

Creuz, Christian Casimir – ehem. Königlicher Munitionsmeister, Alchemist

Eckert – Erster Hofküchenmeister Friedrichs II.

Eller, Johann Theodor – Königl. Leibarzt und Direktor der Charité

Falckenberg, Adelbert von – Flügeladjutant Friedrichs II.

Formey, Jean Henri Samuel – Redakteur des »Journal de Berlin«

Fredersdorf, Michael Gabriel – Kammerdiener und Kämmerer Friedrich II.

Friedrich I. – Großvater Friedrichs II.; erster »König in Preußen«

Friedrich Wilhelm – Urgroßvater Friedrichs II.; der »Große Kurfürst«

Friedrich Wilhelm I. – Vater Friedrichs II., der »Soldatenkönig«

Frommery, Alexander – Lotterieunternehmer

Hammann, Eusebius – Wirt des »Schlösschens«

Hammerstein, Wilhelmine von – Hofdame Sophie Dorotheas

Haude, Ambrosius – Buchhändler und Verleger der »Berlinischen Nachrichten« und des »Journal de Berlin«

Jordan, Charles Etienne – Vertrauter und Bibliothekar Friedrichs II., Polizeipräfekt von Berlin, Geheimer Rat, später Vizepräsident der Königlich Preußischen Akademie der Wissenschaften

Keyserling, Dietrich Baron von – Oberst und Generaladjutant, Vertrauter Friedrichs II.

Knobelsdorff, Georg Wenzeslaus Freiherr von – Baumeister Friedrichs II.

Krause, Christian Ludwig – Hofgärtner Friedrichs II.

Langustier, Honoré – Zweiter Hofküchenmeister Friedrichs II.

Langustier, Marie – Tochter Honoré Langustiers

Marquard, Alexander von – Oberst im Regiment Prinz Heinrich

Marquard, Charlotte von – Hofdame Sophie Dorotheas

Maupertuis, Pierre Louis Moreau – Mathematiker, später Präsident der Königlich Preußischen Akademie der Wissenschaften

Münchow, Christian Ernst von – Adjutant Friedrichs II.

Pesne, Antoine – Hofmaler Friedrichs II.

Podewils, Heinrich Graf von – Minister unter Friedrich II.

Schlütern, Friedrich Baron von – künftiger preußischer Protektor in Hohenfließ

Sonsfeld, Henriette von – Hofdame Sophie Dorotheas

Sophie Dorothea – Mutter Friedrichs II.

Stechow, Eugenie von – Hofdame Sophie Dorotheas

Steffen, Heinrich alias Baron von Steden – Hochstapler

Stolzenhagen, Emilie Auguste – Zimmerwirtin und Grossistin

Syburg, Baron von – Wunderdoktor

Tetow, Albertine von – Hofdame Elisabeth-Christines

Voltaire – aufklärerischer Autor, Philosoph; Freund Friedrichs II.

Waldegg, Maximilian Edler von – Botschafter des Landgrafen von Hohenfließ in Preußen

Wilsnack – Kammerdiener Friedrichs II.

Die Kürze meines Lebens lehrt mich, es zu genießen. Wir habennur eine kurze Frist, die es zu nutzen gilt. Die Vergangenheitist nur ein Traum, die Zukunft ungewiss. DieserGrundgedanke ist als solcher nicht gefährlich;nur darf man aus ihm keine falschen Schlüsse ziehen.Friedrich II. an Voltaire

I

In einem herbstlichen Wäldchen am Rande des Tiergartens vor Berlin lag eine Lichtung. Mitten auf ihr erhob sich ein knorriger Eichbaum. Ein Mann stand unter den weit ausladenden Ästen, während sein Pferd friedlich am Waldrand graste.

Der schmucke Offizier trug einen Zweispitz und war an seiner hellblauen Uniformjacke sowie der roten Weste mit den grünen Tressen leicht als Flügeladjutant der Kavallerie erkennbar. Die Zeichen, die ihn darüber hinaus als königlichen Vertrauten auswiesen, blieben indes im Verborgenen: der smaragdbesetzte türkische Dolch etwa, der ihm nach einem bravourösen Reiterstück in öffentlicher Parade zuteil geworden war und den er seitdem immer im Gürtel trug.

Adelbert von Falckenbergs Ungeduld wuchs. Wiederholt schlug er die Reitgerte gegen seine schwarz glänzenden Stiefel. Was hatte ihn nur so kindsköpfig sein lassen, diesen Zettel für bare Münze zu nehmen? Die Worte darauf kannte er schon auswendig:

›Monsieur! – Wofern Ihr nicht zu schwachmütig seid, einem Ehrenmanne in die herausfordernden Augen zu blicken und ihm in einer Sache, die bloß der Bäume als Zeugen bedarf, Rede und Antwort zu stehen, so stellt Euch in der letzten Nachmittagsstunde an der Bergischen Eiche ein.‹

Falckenbergs Anstrengungen, hinter den Sinn des Billets zu kommen, blieben vergeblich. Querelen unter Regimentskameraden wurden auf andere Weise ausgetragen. Für ein offenes Wort gab es auch den Exerzierplatz.

Ein Wiehern des Pferdes ließ ihn aufblicken. Doch niemand war zu sehen. Der Himmel verdunkelte sich. Schon zuckte ein Blitz, so nahe, dass man die Entladung knistern hörte. Es folgte ein greller Donner. Scheuend verschwand das Pferd zwischen den Erlen im Unterholz.

Falckenberg fluchte leise, tat ein paar Schritte vorwärts und rief nach dem Tier, doch die Mühe war vergebens. Rauschend einsetzender Regen trieb von Falckenberg wieder unter den Baum zurück. Wie aus der Schale eines Springbrunnens schoss das Wasser von seinem Hut herab.

Zwei weitere Blitze tauchten die Szenerie in gespenstisches weißes Licht. Staccato kamen die zugehörigen Donnerschläge, als hätte der ungnädige Petrus die Trommel gerührt. In endlosen Fahnen sackte der Regen zu Boden.

Für einen Moment vergaß Falckenberg den Grund seines Ausflugs und dachte an jenes starke Gewitter der letzten Woche, das im Amt Biesenthal fünf Knechte auf dem Heimweg von der Feldarbeit dahingerafft hatte. Die Schnittblätter ihrer geschulterten Sensen waren vom Blitz in geschmolzenes, tropfendes Metall verwandelt worden, das den Niedergestreckten bis in die leblosen Gebeine gedrungen war. Im Collegium Medico-chirurgicum der königlichen Charité hatte man die bemitleidenswerten Subjekte daraufhin auseinandergenommen, um die absonderliche Wirkung der Elektrizität auf die inneren Organe zu studieren. Die metallisierten Knochen waren extrahiert und zur Anschauung für die angehenden Chirurgen und Mediziner präpariert worden. Der Leiter des Instituts, Professor Eller, hatte die Freundlichkeit besessen, ihm diese Kuriositäten persönlich vorzuweisen, als er wegen seines Dieners bei ihm war. Der arme, kranke Andersohn! Hoffentlich ängstigte ihn das Gewitter nicht zu arg. Und Charlotte – sie mochte sich sicher vor Todesfurcht verkriechen.

Es krachte wieder Ohren betäubend. Der Regen schwoll noch einmal zum Wolkenbruch an, um dann wie eine Husche binnen weniger Sekunden zu versiegen. Schräge Sonnenstrahlen blinkten bereits wieder durch das Herbstlaub. Am Rand der abziehenden Wetterfront spannte sich ein Regenbogen.

Das zuvor kniehohe Gras lag geplättet vor anhängendem Wasser und dampfte. Drosseln ließen sich hören, begleitet vom allseitigen Getropfe. Ein Schwarm anderer, kleinerer Vögel, die er nicht kannte, fiel ein und verteilte sich vielstimmig-wispernd im Erlenwald. Das Pferd hatte auf die Lichtung zurückgefunden, was Falckenberg erleichtert registrierte. Er wollte es gerade rufen, als er sah, dass es bereits die Ohren hochgestellt hatte und zu ihm herblickte.

›Brav!‹ dachte er und machte einen kleinen Schritt nach vorn. Er stolperte und hatte Mühe, einen Sturz zu vermeiden. Sein Atem kondensierte in der plötzlichen Kühle. Dicht hinter ihm knackte ein Ast. Doch bevor er reagieren und noch etwas denken oder wahrnehmen konnte, traf ihn ein harter Schlag am Hinterkopf. Er kauerte noch halb am Boden, als der Widersacher ein zweites Mal zuschlug und etwas tiefer traf. Im Schwung einer bereits begonnenen Bewegung fiel Falckenberg auf die Seite und kam auf dem Rücken zu liegen. In seinen Augen malte sich grenzenloses Erstaunen.

Das Pferd schnaubte und trippelte nervös. Aus einiger Entfernung sah es seinen Reiter reglos daliegen. Ein weiterer, unförmiger Zweibeiner hatte sich über ihn gebeugt und einen jener Stöcke ergriffen, die Feuer spien und Donner verursachten. Es donnerte zweimal. Mit erschrecktem Wiehern ergriff das Tier die Flucht.

Die Stadt Berlin hat Vier Theil als A. Berlin. B. Cölln. C. Neu Cölln. D. Werder.

II

Honoré Langustier hing in der blauen Berline mit dem königlichen Wappen und ließ sich willenlos durchschütteln. Seit Stunden zuckelte an den Fenstern der edlen Kutsche dichter Laubwald vorbei. Sandkuhlen verringerten immer wieder das ohnehin geringe Tempo.

Der korpulente Herr hatte versucht zu schlafen, aber es wollte ihm auf diesen nordischen Chausseen nicht gelingen. Vor knapp zwei Wochen waren er und seine Tochter Marie in Straßburg aufgebrochen. Gegen schlechte Kost, üble Nachtlager, die Habsucht von Postmeistern und Wirten, die Korruption von Zollbeamten und Visitatoren hatten sie sich mit Gelassenheit, gegen Regen und Hagel mit Roquelors und Wachshüten gewappnet, aber was in der Vorstellung leicht erträglich schien, wurde in der Realität zur regelrechten Tortur.

Die Postwagen fuhren eine Meile in der Stunde und hatten weder Dach noch Federung. Vom Gepäck gedrückt, waren die Passagiere außer Wind und Wetter auch den Mitreisenden ausgeliefert. Pestilenzialischer Gestank und dumme, abgeschmackte, zotenhafte Reden der bunten Reisekompagnie ergänzten sich oft trefflich. Wer acht Tage so gefahren, war ein ganz anderer Mensch geworden: wunderlich, träge, gelähmt am ganzen Körper. Wachend schlief er, die Augen eingefallen, das Gesicht aufgedunsen, die Füße geschwollen, der Geist abwesend. Das einzige, woran der Reisende noch dachte, waren Moraststrecken, Achsen- und Knochenbrüche, Prellungen, durchgegangene Pferde sowie Irrfahrten bei Nacht und Nebel.

Derart zerrüttet waren Vater und Tochter mit ihren Kofferkisten vor zweieinhalb Tagen in Leipzig eingetroffen. Eine überaus glückliche Fügung des Schicksals hatte ihnen dort die weicheren Plätze in der Kutsche zweier Berliner Damen verschafft, die sich auf der Rückreise vom markgräflichen Hof in Bayreuth befanden. Freilich waren die herrschaftlichen Frauenzimmer dem seltsamen französischen Pärchen vor allem deshalb gewogen gewesen, weil es einer königlichen Einladung nach Berlin folgte.

Mit unverhohlenem Stolz hatte sich Langustier als künftiger Küchenmeister Sr. Königlichen Majestät in Preußen vorstellen können. Das leicht prätentiöse Französisch, das er mit einer für sein Körpervolumen etwas zu hohen Stimme herausflötete, ließ keine Zweifel an seiner höfischen Zugehörigkeit aufkommen. Da sie zumindest erwarten durften, von einer kuriosen Begegnung mit dem allmächtigen ›Frédéric‹ zu hören, waren die Damen gerne bereit, sich auf dem letzten Wegstück einzuschränken. Aber es dauerte eine ganze Weile, bis sich das Gespräch diesem interessanten Thema nähern konnte. Zuviel Dringenderes war vorher von französischen Zuständen, Moden, Ländereien und Gaumenfreuden zu reden.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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