Liebe, Sex und Wahrheit - Saleem Matthias Riek - E-Book

Liebe, Sex und Wahrheit E-Book

Saleem Matthias Riek

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Beschreibung

Karoline und Alex sind frisch verliebt und sehr verschieden. Alex ist fasziniert von der Idee eines sexpositiven erotischen Tempels und möchte endlich seine sexuellen Wünsche ausleben, Karoline geht es eher um Liebe, Nähe, Vertrauen und Verbindlichkeit. Die starke gegenseitige Anziehung sorgt dafür, dass sie sich trotz der Krisen, die sie bereits durchlebt haben, tiefer aufeinander einlassen. Aber kann ihre Liebe unter diesen Vorzeichen von Dauer sein? Wann werden ihre emotionalen Altlasten sie wieder einholen? Und lassen sich Freiheit und Bindung tatsächlich vereinbaren oder werden sie sich wieder loslassen müssen? Liebe, Sex und Wahrheit ist eine Fortsetzung von Die gefährliche Unausweichlichkeit der Liebe. Der Roman thematisiert auf unterhaltsame und bewegende Weise, was viele Frauen, Männer und Paare umtreibt: * Was tun, wenn wir sexuell ungleich gestrickt sind? * Wie können wir zugleich uns selbst und einander treu sein? * Was heißt es, wirklich zu lieben? * Wieviel Wahrheit können wir einander zumuten und verkraften?

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Seitenzahl: 494

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Zum Inhalt

Die Geschichte von Karoline und Alex geht weiter. Sie sind ein frisch verliebtes und zugleich ein – zumindest scheint es so – sehr ungleiches Paar. Der Lektor Alex sehnt sich danach, seine sexuellen Träume und Fantasien ausleben zu können, der Anwältin Karoline geht es vor allem um Nähe, Vertrauen und Verbindlichkeit.

Die starke gegenseitige Anziehung hat dafür gesorgt, dass sie sich trotz aller Zweifel tief aufeinander einlassen. Doch kann Liebe unter diesen Vorzeichen dauerhaft gedeihen? Werden ihre emotionalen Altlasten sie irgendwann wieder einholen? Wie lassen sich die Bedürfnisse nach Freiheit und Bindung vereinbaren? Finden sie einen gemeinsamen Weg oder werden sie sich wieder loslassen müssen?

Liebe, Sex und Wahrheit ist die Fortsetzung von Die gefährliche Unausweichlichkeit der Liebe. Neben der Liebesgeschichte nimmt die Vision eines geheimnisvollen, sexpositiven Tempels, in dem Liebe und Sexualität mutig und jenseits gesellschaftlicher Konventionen erforscht werden sollen, weiter Gestalt an, mit ihren lichtvollen und ihren Schattenseiten.

Autor

Saleem Matthias Riek ist Tantralehrer, Paar- und Sexualtherapeut sowie Gründer der Schule des Seins. Er lebt mit seiner Frau bei Freiburg im Breisgau.

Vom Autor sind bereits folgende Sachbücher rund um Liebe, Eros und Bewusstsein erschienen:

* Herzenslust – Lieben lernen und die tantrische Kunst des Seins

* Leben, Lieben und Nicht wissen

* Herzensfeuer – eine Liebeserklärung an die Paradoxien des Lebens

* Lustvoll Mannsein (zusammen mit Rainer Salm)

* Mysterien des Lebens – Wie uns Liebe, Eros und Bewusstsein verwandeln

* Emanzipatorische Männergruppen in der Sozialen Arbeit

* Erfüllende Beziehungen – Wegweiser und Hindernisse (zusammen mit Adriana Feldhege)

Liebe, Sex und Wahrheit ist sein zweiter Roman und eine Fortsetzung von Die gefährliche Unausweichlichkeit der Liebe

Informationen zu Seminaren und Trainings des Autors:

www.schule-des-seins.de

Für Sandra

Liebe ist kein Kind der Freiheit, wenn Freiheit kein Kind der Liebe ist.

Manfred Hinrich

Inhaltsverzeichnis

Prolog

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

8. Kapitel

9. Kapitel

10. Kapitel

11. Kapitel

12. Kapitel

13. Kapitel

14. Kapitel

15. Kapitel

16. Kapitel

17. Kapitel

18. Kapitel

19. Kapitel

20. Kapitel

21. Kapitel

22. Kapitel

23. Kapitel

24. Kapitel

25. Kapitel

26. Kapitel

27. Kapitel

28. Kapitel

29. Kapitel

30. Kapitel

Prolog

Liebe Leserin, lieber Leser, gibt es etwas Schöneres, als Lust und Liebe wahrhaftig zu erleben? Wahrscheinlich kaum. Warum verlieben sich dann regelmäßig Menschen ineinander, die nicht besonders gut zusammenpassen, oder nur auf den ersten Blick? Geschieht das rein zufällig oder liegt ein tieferer Sinn darin verborgen?

Alex und Karoline sind so ein Paar, bei dem Fluch und Segen nahe beieinander liegen. Wenn du den ersten Band Die gefährliche Unausweichlichkeit der Liebe gelesen hast, weißt du wahrscheinlich, was ich meine und springst gleich weiter zum ersten Kapitel. Wenn nicht oder wenn deine Erinnerung etwas verblasst ist, liest du am besten diesen Prolog, um leichter in die Fortsetzung einzutauchen.

Auch ich kann einige Beziehungsdramen zu meinem Erfahrungsschatz zählen, bin aber kein Fan großer Dramen, zumindest nicht im realen Leben. Ich finde Lust und Liebe auch ohne Streitereien abenteuerlich genug. Als Autor jedoch hatte ich eine gewisse Freude daran, Alex und Karoline aufeinander loszulassen, obwohl mir klar war, dass es für die beiden nicht leicht werden wird. Nicht weil ich gerne Menschen leiden sehe, nein.

Es gehört zu den Privilegien meiner Tätigkeit als Tantralehrer, immer wieder Zeuge zu werden, wie Menschen auf der Suche nach Liebe, Sex und Wahrheit fündig werden. Nicht selten begegnen sie auf ihrem Weg aber auch schmerzlichen Hindernissen, was für mich nicht immer leicht auszuhalten ist. »Warum tut ihr euch das an?«, denke ich dann, nur um mich wieder daran zu erinnern, dass das Leben offensichtlich kein Wunschkonzert ist, auch wenn die romantische Seite in uns das gerne glauben möchte.

Liebesglück und tiefe sexuelle Befriedigung sind zwei Glücksversprechen, die uns in einer Zeit voller Krisen und düsterer Aussichten noch geblieben sind. Doch je mehr wir uns auf unser persönliches Liebesglück versteifen, desto eher laufen wir Gefahr zu übersehen, was wir der Erfüllung unserer Sehnsüchte selbst in den Weg stellen.

So gesehen wäre es nicht fair, es meinen Protagonisten allzu leicht zu machen und die verbreitete Illusion zu nähren, wir müssten nur den oder die Richtige finden und alles würde gut. Oder zumindest den richtigen Tantrakurs besuchen.

Vieles von dem, was ich Alex und Karoline angedichtet habe, habe ich in meinem Umfeld mitbekommen oder selbst erlebt. Einer der Vorteile des Romans gegenüber einer Autobiographie ist dieser: Ich kann von mir zeigen, was ich will, und zeige zugleich nichts, immerhin ist alles frei erfunden. Damit will ich mich nicht von meinen Protagonisten distanzieren, ganz im Gegenteil. Ich liebe die beiden mit ihren Stärken, Talenten und ihrem Mut; aber nicht weniger intensiv auch mit ihren Ängsten und Nöten und sogar ihren Abgründen und ihrem zeitweilig nervtötenden Vermeidungsverhalten.

Was bisher geschah

Die Anwältin Karoline hat keine Lust mehr, von ihrem Beruf aufgefressen zu werden, in den sie sich aus Liebeskummer hineingestürzt hatte. Sie sehnt sich nach einer liebevollen und verlässlichen Partnerschaft, fernab vom Job. Ausgerechnet in ihrer Kanzlei begegnet sie dem Lektor Alex. In diesem Mandat geht es um einen erotischen Roman, der angeblich ein Plagiat darstellen soll. Über den prickelnden Inhalt des Romans in juristischsprödem Vokabular zu verhandeln, ist so schräg, dass es beiden den Kopf verdreht, und so nimmt die gefährliche Unausweichlichkeit der Liebe ihren Lauf.

Auch Alex, frisch getrennt von Simone, der er weder treu sein konnte noch wollte, sehnt sich nach Lust und Liebe, aber unter anderen Vorzeichen als Karoline: je freier desto besser. Eine emotionale Achterbahnfahrt ist vorprogrammiert, denn Alex hat keinen Bock mehr, sich sexuell einsperren zu lassen. Trotz einiger Vorbehalte wagen sich die beiden gemeinsam in einen Tantrakurs und erleben einen Trip zwischen Himmel und Hölle. Doch sie kriegen die Kurve und lassen sich tief aufeinander ein.

Die Auseinandersetzungen rund um den seltsamen Plagiatsvorwurf, der sie ursprünglich zusammengeführt hat, bringen nach und nach die Vision eines erotischen Tempels zum Vorschein. Alex wünscht sich, dass dieser sexpositive Tempel nicht nur zwischen zwei Buchdeckeln existiert. Aber ob er Karoline dafür gewinnen kann, mit ihm das heikle Feld frei gelebter Lust und Liebe zu erforschen?

Am Ende des ersten Bandes sieht es danach aus. Doch du, geneigte Leserin, geneigter Leser, ahnst wahrscheinlich, dass den beiden noch einiges bevorsteht. Psychische Altlasten sind jederzeit in der Lage, uns in die Irre zu führen, und es ist alles andere als sicher, dass die beiden zueinander finden, oder hat man jemals davon gehört, dass Treue und Freiheit miteinander vereinbar sind? Werden Alex und Karoline das Geheimnis lüften?

Die wichtigsten Personen

Karoline, Anwältin. Sie hatte mal was mit Maria, steht aber eher auf Männer. Zumindest redet sie sich das ein, aber stimmt es auch?

Alex, Lektor. Er bekommt glänzende Augen, wenn er seinen erotischen Fantasien freien Lauf lässt. Wenn da nicht seine große Verletzlichkeit wäre. Sein Freund Marcel scheint es da einfacher zu haben.

Simone. Eine starke Frau, die weiß, was sie will, oder genauer gesagt, wen sie nicht mehr will: Alex. Doch der wohnt noch in ihrem Haus.

Maria. Sie lässt ungern etwas anbrennen. Karoline ist von ihrer Lebendigkeit und Experimentierfreude fasziniert, aber zugleich überfordert.

Bastian. Karolines jüngerer Bruder gibt gerne den psychologischen Besserwisser, das nervt. Aber was, wenn er es wirklich besser weiß und sie verdammt noch mal auf ihn hören sollte?

Marcel. Der Freund mit dem untrüglichen Sinn fürs Timing. Er taucht immer dann auf, wenn Alex am Boden liegt, und er lässt ihn einfach nicht in Ruhe depressiv sein.

Freddy. Der Alt-68er, Karolines väterlicher Freund und Parteigenosse bei den Grünen, vereint den mutigen Visionär mit Old-School-Macho-Gehabe. Wenn sie ihn nicht schon so lange kennen würde …

Carsten. Er soll bei seinem Roman abgeschrieben haben und hat damit die Geschichte ins Rollen gebracht. Doch warum weiß er selbst angeblich nichts davon? Ein Irrtum ist ausgeschlossen.

Verena. Ihr Dreier mit Alex und Karoline im Tantrakurs war wegweisend, sie prophezeit den beiden eine Zukunft. Ist sie tatsächlich so reif und bewusst, wie sie sich gibt?

Heike. Ex von Alex und Mutter eines gemeinsamen Sohnes. Wenn sie ihn damals nur nicht wegen ihrer dummen Affäre verlassen hätte, es hätte doch alles wunderbar gepasst.

Finn. Alex’ und Heikes Sohn. Eine andere Generation, die Themen bleiben die gleichen. Und doch ist alles anders als damals.

Hannelore, Alex’ Mama, hat sich lange damit abgefunden, dass ihr Mann sie betrügt. Damit ist jetzt Schluss, sagt ihre Heilerin. Wird sie das auf ihre alten Tage verkraften?

Jetzt kann es weitergehen mit Alex, Karoline und ihrem herausfordernden Liebesleben. Zuvor noch eine Triggerwarnung. Du solltest nicht weiterlesen, wenn du schmerzhafte Konflikte im Liebesleben nicht erträgst, auf die offene Darstellung von Sex allergisch reagierst, an konventionellen Geschlechter- und Beziehungsformen festhalten willst oder bei orthografisch-stilistischen Schwächen in Schockstarre verfällst oder gar Schaum vor dem Mund entwickelst.

Das trifft auf dich nicht zu oder du möchtest das Risiko bewusst eingehen und durchleben? Wunderbar! Ich wünsche dir viel Spaß, Freude und reichhaltige (Selbst-)Erkenntnis bei der Lektüre von Liebe, Sex und Wahrheit.

1. Kapitel

Alex

Gar nicht so leicht, einer Sexgöttin zu Diensten zu sein. Er streichelt die nackte Haut ihres geschmeidigen Körpers, mal hauchzart und mal etwas kräftiger. Karoline räkelt sich genussvoll und schnurrt wie ein junges Kätzchen. Manchmal steigert sich das Schnurren zum gefährlichen Knurren eines Pumas. Ihre Haut fühlt sich fantastisch an, seidig weich und gespannt zugleich, aber leider schmerzt zunehmend sein Rücken. Du solltest mit zum Yoga kommen, hat sie ihm kürzlich vorgeschlagen. Nein, er braucht kein Yoga, eine höhenverstellbare Massageliege würde es auch tun. »Du darfst dich jetzt umdrehen«, flüstert er ihr sanft ins Ohr.

»Was, schon Halbzeit?«, murmelt sie ungläubig.

»Nicht ganz, ein knappes Drittel ist um. Aber meine königliche Hoheit möchte doch sicher, dass auch für ihren zweiten Wunsch noch ausreichend Zeit zur Verfügung steht, oder?«

Sie kichert. »Ja, mein Diener, danke, dass du so uneigennützig darauf achtest.«

Sie räkelt sich auf den Rücken. Beim Anblick ihrer Vorderseite stockt ihm der Atem und ungestüme Erregung fährt direkt in seinen Unterleib. Verdammt, er sieht sie doch nicht zum ersten Mal nackt, sie sind jetzt schon ein paar Wochen zusammen. Aber es fühlt sich genauso an. Er zwingt sich, weiter zu atmen und nicht aus der Rolle zu fallen. Sollte er tatsächlich Tempeldiener werden wollen, muss er noch schwer an seiner Fähigkeit zur Zurückhaltung arbeiten. Und Karoline davon überzeugen, dass sie davon am meisten profitieren würde. Aber stimmt das überhaupt?

Egal, jetzt ist bestimmt nicht der Zeitpunkt, darüber nachzudenken. Er greift nach dem Fläschchen Mandelöl, kippt reichlich davon auf seine Handflächen und verteilt das Öl großzügig auf ihrem Körper, sodass es nur so flutscht und glitscht, bis zu den Finger- und Zehenspitzen, ganz wie sie es ihm aufgetragen hat, und wieder zurück zum Bauch. Er neckt sie mit kreisenden Bewegungen, an Armen, Beinen und am Bauch stellen sich winzige Härchen auf, werden aber sogleich vom Öl überschwemmt. Nur ihre Brustwarzen können dem Öl widerstehen und stehen frech hervor.

Er keucht. Nein, er wird nicht gleich ihre Brüste massieren, auch wenn sie ihn anziehen wie schwere Magneten. Er fährt in langsamen und sanften Strichen über den ganzen Körper, sodann nimmt er sich jede Partie einzeln vor, besonders die Muskeln ihrer Oberschenkel vertragen Druck, wie an ihrem wohligen Seufzen unschwer zu erkennen ist. Auch ihr Gesicht freut sich über eine Spezialbehandlung, ihre Gesichtszüge entspannen sich immer tiefer und strahlen selige Ruhe aus. Als ihre Lippen leicht zucken, sind seine schon auf dem Weg zu den ihren, um sie sanft zu küssen, aber er kann sich gerade noch zusammenreißen. Wären sie doch schon bei Teil zwei ihres Wunschszenarios. Er schaut auf die Uhr, uff, noch mindestens 15 Minuten ist ihre Vorderseite dran. Er beginnt, ihre Brüste zu umkreisen, zu kneten und rhythmisch an ihren süßen Brustwarzen zu zupfen, erst leicht, dann fester, was Karoline einen Schauder nach dem anderen durch den Körper jagt. Wie empfindsam sie ist, sie reagiert superheftig schon auf kleinste Berührungen, er kommt sich vor wie ein Magier. Seine Hände finden den Weg nach unten und er spielt mit dem zarten Flaum über ihrer Scham, was ihr Becken leicht zucken lässt. Er fährt zu den Innenseiten ihrer Schenkel, die leider zu weit geschlossen sind, als dass er an ihre Yoni herankäme. Sie schließt sie sogar noch enger zusammen, was ist los? Während sie ihr Becken sanft vor und zurück bewegt, greift sie nach seiner rechten Hand. Besorgt blickt er zu ihr auf, doch es scheint alles okay zu sein, sie schaut ihn aus verträumten Augen an. Dann wispert sie etwas Unverständliches. Er bewegt sein Ohr näher zu ihrem Mund. »Hat meine Königin ein weiteres Begehr?«

»Ja, mein Diener! Ich möchte, dass er meine Yoni ganz zart erwecke, aber langsam, er lasse ihr Zeit, berühre sie nur kurz und leicht von außen und dann fahre er wieder über den ganzen Körper, sodass sie sich mit sich selbst und mit ihm vollkommen verbunden fühlt. Verstehst du? Bevor du … du dringst erst in sie ein, wenn du dir sicher bist, dass sie dich hineinsaugt, okay? Du lässt ihr Zeit, ja?«

Sein Mund wird trocken. Sie wissen beide, warum sie streng sein muss, auch wenn sie genau weiß, wie gerne er sie hier und jetzt nehmen würde, aber auch, um wieviel süßer es ist, sich der Vorfreude hinzugeben, sofern es nicht ewig bei Vorfreude bleibt.

Spielerisch tastet er mit seinen Fingerspitzen um ihre Mitte herum, die sie millimeterweise öffnet. Ehrfürchtig umkreist er ihre Vulva, widersteht erfolgreich jeder Verlockung, sie direkt zu berühren, streicht immer wieder über ihren Bauch, ihre Brüste, ihren Hals und an den Seiten hinunter bis zu den Fußsohlen, die sie ihm lachend entzieht. Dabei öffnet sie die Beine noch weiter, richtig weit. Ihre Mitte schimmert feucht. Ob es sich in ihrem Becken wohl ähnlich anfühlt wie in seinem, wo alles anschwillt und die Säfte pulsierend fließen? Ganz zart, wie aus Versehen, streift er ihre Schamlippen. Total nass, stellt er zufrieden fest, während seine Hände sich sonst wohin verirren… in ihre Ellenbeugen, zu ihren Handflächen, die nach oben zeigen, als ob sie betteln, hinauf unter ihre Achseln, die einen Moschusduft verströmen, der ihn scharf die Luft einsaugen lässt. »Karoline«, flüstert er unhörbar, doch ihr Lächeln lässt ihn wissen, sie hat verstanden.

Er lässt seine Hände wieder zu ihrem Schoß hinuntergleiten, wird immer langsamer, so langsam, bis der Zeigefinger seiner rechten Hand auf ihrer feuchten Öffnung liegen bleibt. Ist es ihre Muschi, die so kräftig pulsiert, oder pocht sein eigener Finger? Sein Herz jedenfalls schlägt längst bis zum Hals.

Plötzlich nimmt Karoline seine Hand von ihrer Yoni weg. Nein, das kann nicht wahr sein, dass er wieder zu schnell war. Oder doch? Darüber haben sie nun oft genug gesprochen, sodass er es kapiert haben müsste. Da nimmt sie seinen Mittelfinger und streichelt mit ihm sanft, fast feierlich, über den Eingang zum Tempel ihrer Weiblichkeit. Ihr Becken schiebt sich lasziv gegen seinen Finger, sucht ihn, will ihn. Alex zieht ihn ein winziges Stückchen zurück, ha! Jetzt darf sie unter der unerträglichen Langsamkeit leiden, die sie ihm millionenfach befohlen hat. Seine Mundwinkel ziehen unwiderstehlich nach oben.

»Ahhh!« Karolines empörtes Seufzen lässt seine Willenskraft schmelzen. Am liebsten möchte er sie weiter hinhalten, sie quälen, bis sie darum bettelt, dass er endlich … keine Chance. Sein Finger gleitet in sie hinein und sogleich saugt sie ihn in die Tiefe, ihre Vagina zieht sich sanft pulsierend um ihn zusammen. Sein Schwanz zuckt nach oben, als wäre er eifersüchtig auf seinen Finger. Als Alex ihn vorsichtig in ihr bewegt, legt sie erneut ihre Hand auf seine und bedeutet ihm innezuhalten. Ihm stockt der Atem, doch dann umfasst sie mit ihrer anderen Hand seinen prallen Schwanz. »Bereit für Teil zwei?«, haucht sie.

»Ganz wie meine Königin befiehlt«, gibt er trocken zurück. Die lustvolle Gewissheit, dass er bald in den warmen Schoß dieser Frau eintauchen wird … er genießt sie so intensiv, dass es weh tut. Wie von selbst legt sich sein Körper auf ihren und dann ist es so weit. Es darf ewig dauern, es ist ein Vorgeschmack der Unendlichkeit.

Karoline

Er dringt in mich ein. Dringt er tatsächlich in mich ein? Oder nehme ich ihn in mich auf? Hör auf mit dem Mindfuck, ermahnt sie sich selbst, aber es ist wie ein Zwang, eine Art Notbremse, um nicht gleich zu kommen. Das Gefühl sanfter Dehnung in ihrer Mitte ist so intensiv, so unerträglich intensiv … Sie zwingt sich zu atmen, sanft ihr Becken zu bewegen und es nicht zu sehr anzuspannen, obwohl sich schmerzhaft lustvoll alles zusammenzieht und seinen Schwanz umfängt wie in einem Krampf.

Karoline legt ihre Hände auf seinen Po, zieht ihn tiefer in sich hinein und hält ihn fest. In dieses Gefühl hineinentspannen … Mit einem langen, lauten Stöhnen atmet sie aus, er gräbt seine Arme unter ihren Rücken, dann umarmt er sie so kräftig, dass ihre Lunge alle Luft frei gibt, während sich sein Becken wieder in Bewegung setzt. Nein! Sie hält ihn fest. »Langsam!«, haucht sie ihm ins Ohr.

»Aaaarrrrghhh«, schallt es empört zurück. Dann wieder devot, ganz der Diener: »Ja, meine Königin, quäle sie mich! Wenn es zu Ihrem Genuss gereicht, gereicht es auch zu meinem.«

Sie lacht und gibt ihm einen Klaps auf den knackigen Hintern. »So ist es recht.« Sie schlingt ihre Arme fest um seinen Brustkorb, der schwer auf ihr liegt. Sofort fängt ihr Becken an, auf und abzutanzen, ganz von allein, mit Alex tief in ihr drin. Sie legt ihre Hände wieder auf seinen Po, will die Bewegung kontrollieren, kann den Tanz der Unterleiber aber nicht stoppen. Doch jetzt hält Alex inne, hält mit seinem Becken dagegen, bietet ihr einen Widerstand, gegen den sie sich lustvoll aufbäumt, doch er ist stärker. Wow, fühlt sich das geil an, unglaublich geil! Sie stöhnt ihre Lust lauthals hinaus und Alex hält noch fester dagegen.

Nach einer seligen Ewigkeit klingt die Woge der Lust wieder ab. Still lauscht sie in das köstliche Gefühl hinein, als er sich aufrichtet und sie fragend anschaut. »Meine Königin wünschen?«

Sie spürt die Verletzlichkeit in seinen Worten und ihr geht das Herz auf. »Fick mich hart, Alex! Ich will dich richtig fest spüren. Ich will deine Geilheit, deine volle Kraft.«

Er schaut sie ungläubig an. Dann breitet sich ein Strahlen auf seinem Gesicht aus und er fängt langsam an, sie zu ficken. Immer schneller und kraftvoller stößt er in sie hinein. Für einen Moment fühlt sie gar nichts mehr, als würde ihr gesamter Unterleib plötzlich taub, ihre Augen flackern und wie im Zeitraffer tauchen Bilder auf, erst Maria, dann, cazzo!, ihr Vater! Sie schreit auf, jaulend presst sie ihr Becken gegen seines und krallt ihre Hände in seinen Rücken. Genauso plötzlich, wie sie verschwunden ist, kehrt die Geilheit zurück, sie will mehr, sie will kommen, sie muss kommen und zwar jetzt. Mit einem Ruck wirft sie Alex herum, sodass sie die volle Kontrolle bekommt, und reitet auf seinem Schwanz. Sie bewegt sich wild, sie ächzt und stöhnt und will mehr. Sie führt eine Hand zu ihrer Klit hinunter und reibt sie erst langsam, doch bald immer schneller, es ist so geil, und endlich kommen die intensiven, krampfartigen Wellen, ein Schrei bahnt sich seinen Weg nach oben, doch er bleibt ihr im Halse stecken. Sie muss würgen, lässt los und sinkt zu ihm hinunter, bis ihre Brust auf seiner liegt. Noch immer spürt sie diese Enge im Hals. Zart fährt er mit einer Hand über ihr Haar und da bricht sich eine weitere Welle Bahn, eine gewaltige Welle, ein Tsunami. Eine Flut bitterer Trauer lässt sie aufheulen, heiße Tränen stürzen aus ihren Augen, es schüttelt ihren ganzen Körper. Weitere Wellen folgen und sie gibt sich ihnen vollständig hin, sie hält nichts zurück.

Dann ist es vorbei. Sie sinkt in sich zusammen, ruht erschlafft auf seinem Körper und taumelt in einen Raum unendlicher Leere. Schwarz. Nichts.

Aus weiter Ferne hört sie Geräusche. Eine Stimme. Alex! Sie öffnet die Augen und sieht in sein breitestes Grinsen. Sofort schließt sie wieder ihre Augen, ihr Magen rebelliert und sie fröstelt. Sie schaut sich um, aber es liegt keine Decke bereit. Wie ein kleines Äffchen klammert sie sich an seinen Körper, um sich zu wärmen.

Nach einer Weile fangen die Gedanken in ihrem Kopf an zu rasen und obwohl sie Alex körperlich so nah ist, fühlt sie sich Lichtjahre von ihm entfernt. Hört diese Achterbahn denn nie auf? Und wie lange wird Alex das noch mitmachen?

2. Kapitel

Alex

Eine der berühmtesten Szenen der Filmgeschichte: widerlegt! Nie und nimmer ist eine Frau in der Lage, so einen Orgasmus vorzuspielen! Auch Sally nicht, niemals. Alex fühlt sich so durchgefegt, als hätte er diesen Megaorgasmus selbst erlebt. Seine Zellen tanzen vergnügt wie Birkenblätter im lauen Sommerwind. Er selbst ist nicht gekommen, er bemerkt es wie nebenbei und es ist erstaunlich. Sie hat ihn mitgenommen, ihre Ekstase ist seine Ekstase, was will man mehr.

Schwer liegt ihr nackter, schweißnasser Körper auf seinem, pulsiert und zuckt noch immer unruhig hin und her. Alex schiebt seinen Kopf zur Seite, sodass er ihr Gesicht sehen kann, er sucht ihren Blick, aber ihre Augen sind fest verschlossen, ihr Atem geht ruhig und ihre Umklammerung lässt nur langsam nach. Hinter ihren Augenlidern geht anscheinend die Post ab, ihre Augäpfel bewegen sich wild hin und her. Ob sie wohl träumt? Ist in ihren Träumen noch steigerungsfähig, was sie gerade erlebt hat?

Als er versucht, sie näher an sich heranzuziehen, spürt er Widerstand. Hoffentlich ist sie nicht so ausgelaugt, wie sie aussieht. Nicht mehr lange und er wird König, und der braucht eine topfitte Dienerin. Er betrachtet ihre Gesichtszüge, soweit das von seiner Position aus möglich ist. Sie sieht leidend aus. Kann es sein, dass ihr Orgasmus jetzt noch weh tut? Mittendrin, das kann sein, das hat er auch schon erlebt, aber … Er schließt die Augen und versucht sich zu entspannen und Karolines schiere Nähe zu genießen, Haut auf Haut, und ihren intensiven, Pheromon-geschwängerten Duft. Als er sie zärtlich auf den Hals küsst, dreht sie sich weg. Hey, irgendwas stimmt hier nicht. Er seufzt und lässt sich zurücksinken. Er wird es früh genug erfahren. Vielleicht sollte er sich lieber auf das freuen, was er gleich als König mit ihr … aber sein Fantasiemonitor bleibt schwarz. Sendepause, im Magen fängt es an zu rumoren. Also einfach liegen bleiben. Wie hieß noch diese superschlaue Sufi-Weisheit? Auch das geht vorbei!

Eine Schweißperle tropft auf seine Wange, dann ein leiser Schluchzer. Sie weint! Es sind Tränen, die zu ihm hinunterlaufen. »Hey, was ist denn …«

Keine Antwort.

Er zieht sie noch fester an sich heran, aber Karoline rollt sich von ihm herunter, bettet ihren Kopf an seiner Schulter, weitere Tränen fließen über ihr Gesicht auf seinen Körper. Er streichelt sie sanft. Vielleicht ist sie einfach nur so berührt? Weint sie vor Glück? Sein mulmiges Gefühl im Magen ist definitiv anderer Meinung. Sie ist wieder über ihre … fick mich, er hat es gewusst, sie wollte das nicht, sie hat es nur für ihn … seine Gedanken galoppieren davon, aber er kann sie gerade noch stoppen, bevor er wieder etwas tut, was er später bereut.

Stille. Seine Gedanken sind auf dem Sprung, aber er kann sie halten.

Ewigkeiten später fängt sie an zu sprechen. »Alex, ich … es tut mir leid.«

»Was denn? Was tut dir leid? Ich verstehe überhaupt …«

Sie legt ihm einen Finger auf den Mund. »Musst du auch nicht, Liebster. Du bist nicht schuld, okay? Das ist alles meine Verantwortung, okay?«

Zentner fallen von ihm ab. Hat er sich wirklich schuldig gefühlt? »Okay. Danke.«

Sie schaut ihn mit traurigen Augen an. »Das war der heftigste Orgasmus, den ich jemals …« Sie bringt den Satz nicht zu Ende, stattdessen fängt sie wieder an zu heulen.

»Das ist doch nicht schlimm. Oder war es schlimm? Warum?«

»Könntest du einfach mal einen Moment still sein?« Weitere Schluchzer brechen aus ihr hervor.

Er muss sich zwingen, aber er ist still.

Bis sie wieder spricht. »Mitten im Höhepunkt taucht dieses verdammte Arschloch auf! Ich hasse ihn, ich könnte ihn umbringen, ich dachte, ich meine, es müsste doch langsam mal … es ist Jahrzehnte her!«

Okay, jetzt wird ihm alles klar. Ihr Ausbruch im Tantrakurs, ihr Hass, ihr Vater. Alex hasst ihn auch, und zwar abgrundtief.

»Ich kann nicht fassen, dass er mich nicht loslässt, dass er sich in die intimsten Momente hineindrängt, dieses … dieses … Schwein.«

Dass er sie nicht loslässt? Alex wird unruhig. Wenn er ihr jetzt widerspricht, gibt es Streit, vollkommen klar. Aber … zum Teufel, ihr Vater ist überhaupt nicht hier! Er ist hier, Alex! Und sie sieht ihn gar nicht. »Karo, kann es sein, dass du ihn nicht loslässt? Ich meine, er ist zweihundert Kilometer von hier …«

Ruckartig macht sie sich von ihm los. »Fängst du jetzt auch noch damit an? Ich brauche keinen Therapeuten im Bett, verfluchter Bockmist.« Sie rauft ihre Haare und schreit.

Erstmal verrauchen lassen. Er atmet ein paarmal tief ein und aus. »Ich bitte um Verzeihung. Was wünschen denn meine Königin? Ihr Diener hat noch einiges im Angebot, sie muss … nein, sie muss natürlich gar nichts, aber sie darf es einfach sagen …«

Sie lacht, uff, das war knapp. Dann schaut sie auf die Uhr. »Nur noch drei Minuten.« Sie schließt die Augen, dann dreht sie sich so auf die Seite, dass er ihren Rücken vor sich hat. »Halte mich noch einen Moment, okay?«

Aus den drei werden fünf, dann zehn Minuten. Bestimmt schon fünfzehn. Ihre Zeit ist längst vorbei! »Meinst du, wir könnten jetzt die Rollen wechseln?«, wagt er sich behutsam vor.

Sie schüttelt den Kopf. »Nein.« Sie dreht sich zu ihm um. »Danke, mein Diener, er sei aus seinen Diensten entlassen.«

»Dann bin ich jetzt …«

»Alex, ich kann nicht, können wir das verschieben? Bitte!«

Scheißdreck, er hat es geahnt! Aber die Ahnung kann seine Enttäuschung nicht verhindern. Sie schmeckt bitter. »Was möchtest du jetzt?«

»Wir machen es beim nächsten Mal, okay? Dann bist du als erster dran.«

»Das ist wirklich großzügig von dir!«

»Alex, bitte! Ich kann nicht. Wenn du mich jetzt … ich bin sofort wieder in meinem Trauma.«

»Und ich in meinem«, gibt er trotzig zurück. »Also gut, dann erzähl mir von deinem Trauma. Was hat er mit dir gemacht, dieses verfluchte Schwein?«

»Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist, ich meine, ich weiß auch gar nicht, was ich dir erzählen soll. Es ist alles wie im Nebel.«

»Hat er dich angefasst?«

»Nein, ich meine, ja, natürlich hat er mich angefasst, wie ein Vater eben seine Tochter …«

»Karoline, ich bin kein Therapeut, aber es macht mich wahnsinnig, dass du ihn schon wieder in Schutz nimmst. Du bist im Trauma, aber er hat nichts gemacht? Wem willst du das …«

Sie schüttelt resigniert den Kopf. »Natürlich hat er was gemacht, aber ich kann es nicht greifen! Ich weiß es einfach nicht. Was meinst du, wie oft ich mir schon das Hirn zermartert habe. Maria hat mir damals genau die gleichen Fragen gestellt. Aber da ist einfach nur Nebel. Ein ziemlich ekliger Nebel, muss ich zugeben. Klebrig.« Sie verzieht das Gesicht zur Grimasse. »Igitt.«

»Und wie wäre es, wenn du ihn einfach fragst?«

Sie lacht kurz auf. »Papa, was ich dich immer schon mal fragen wollte: Wie hast du mich eigentlich missbraucht? So, ja?«

»Er hat dich missbraucht! Jetzt kommen wir der Sache schon näher. Wieviel Jahre stehen da drauf? Du bist vom Fach, du solltest es wissen.«

»Lass gut sein Alex, so kommen wir nicht weiter. Lass uns die Rollen tauschen. Gib mir eine halbe Stunde, okay, dann bist du dran.«

»Bist du sicher?«

»Ja!«

»So sicher, wie, dass ich dich hart ficken sollte?«

»Du denkst, dass ich deswegen … okay, ich verstehe. Ich weiß tatsächlich nicht, ob ich noch einmal hart gefickt werden will. Aber …«

»Falls du Dienerin wirst, könnte dein König das von dir verlangen.«

»Deine Dienerin hat so ihre Tricks, du wirst schon sehen. Also, in einer Stunde?«

Er schaut sie genau an, aber ihr Lächeln trägt keine Spur mehr von Sarkasmus. Ihr Blick ist warm und herzlich. »Okay, abgemacht.« Und einige Sekunden später: »Danke!«

Mist. Was er wahnsinnig gerne mit ihr angestellt hätte, wird nicht mehr passen. Würde es das jemals oder ist er wieder an eine Frau geraten, die … Nein, diesen Gedanken werde ich jetzt nicht weiterdenken. Sehnsüchtig blickt er auf die Tasche mit den Fessel-Utensilien und weiteren Spielzeugen, exquisiten Spielzeugen, die er sorgfältig für das Königsspiel zusammengestellt hat und mit denen er sie genüsslich quälen wollte. Sie weiß von nichts, er hat sich jede Andeutung verkniffen. Womöglich wird sie niemals erfahren, was ihr so kurz bevorgestanden hat. Sein Brustkorb zieht sich schmerzhaft zusammen, er bekommt kaum noch Luft. Sein Blick auf die Uhr verrät, dass er immer noch zwanzig Minuten Zeit hat, bis sie vom Spaziergang zurück ist. Die Zeit ist das Feuer, in dem wir brennen. Ja, innerlich brennt es lichterloh. Aber warum ist ihm dann so kalt?

Karoline

Sie läuft den Berg hinauf, als wäre sie gedopt. Was so ein Schock doch an Kräften freisetzt! Sie muss ihren Padre endgültig in die Wüste schicken, aus allen Träumen und Gedanken verbannen und aus jeder ihrer Zellen. Dass er trotz ihres stolzen Alters von bald 40 Jahren immer noch in ihren Sex hineinfunkt, ist unerträglich. Sie forciert noch einmal das Tempo, das intensive Ziehen in ihren Beinen und im Hintern macht ihr nichts aus, im Gegenteil, diese mordsmäßige Kraft wird sie nutzen!

Dann kommt ihr Hamburg in den Sinn und sie wird wieder langsamer. Berger ist immer noch wild entschlossen, sie zum Steuerberaterlehrgang in den hohen Norden zu beordern. Immerhin darf sie morgen offiziell die Infoveranstaltung zur Mediation besuchen, aber aus seinen Bedenken gegenüber solchen Weichspülmethoden macht er keinen Hehl.

Ziemlich aus der Puste bleibt sie stehen, betrachtet die mächtigen Buchenstämme, die stoisch ihren Platz einnehmen und ruhige Gelassenheit ausstrahlen. Davon kann ich nur träumen. Vrikshasana, die Baumposition, ist eine ihrer liebsten Stellungen, bei der sie vorgestern gezappelt hat wie Espenlaub. Sie schaut auf die Uhr. Wenn sie nicht bald umkehrt, wird ihr König ungehalten sein. Was er wohl mit ihr vorhat? Vielleicht kommt es ihm gerade recht, sie für ihre Unpünktlichkeit zu bestrafen.

Langsam setzt sie sich wieder in Bewegung, jetzt geht es bergab und schon fliegt sie den Schlossberg hinunter. Feminismus ist nichts fürs Bett. Maria hat gut reden, sie war ja fast immer in der dominanten Rolle. Karoline stellt sich vor, wie Alex ihr Befehle erteilt, wie er ihr befielt, sich vor ihm hinzuknien. Sie spürt, wie seine Hände ihren Kopf sanft aber bestimmt nach unten schieben. Au weia, die Szene fährt ihr direkt in den Unterleib, das darf doch nicht wahr sein, aber ihre Stimmung hellt sich weiter auf.

Wieder zurück nimmt sie zwei Stufen auf einmal und als sie den Schlüssel ins Schloss steckt, fühlt sie sich Zentner leichter als vor einer halben Stunde. In der Magengegend ein Flattern und ein Ziehen in ihrer Mitte, geschwind die Schuhe aus und dann …

»Da bist du ja endlich!«, hört sie Alex strenge Stimme, als er zu ihr in den Flur tritt.

Sie sieht ihn an und sieht Lachfalten rund um seine Augen. Langsam richtet sie sich auf und schaut ihm innig in die Augen, die in diesem Licht eher grün als blau wirken. Sein Lachen macht schleichend einer feinen Melancholie Platz, vorsichtig suchend dringt sein Blick in sie ein. Kein Wunder, wenn sie bedenkt, wie sie drauf war, als sie gegangen ist. »Ich bin bereit, mein König.«

Er beäugt sie misstrauisch, doch dann gehen seine Augenbrauen freudig nach oben. »Sehr schön.«

Sie lächelt ihn an. Er soll ihr ruhig vertrauen, sonst hat er nichts davon.

»Gibt es irgendwelche Grenzen?«, fragt er unsicher.

»Du hast Recht, ich muss meinen Vater loslassen. Ich habe damit begonnen …«

»So, so, begonnen … komm, lassen wir das. Wie lautet dein Codewort? Rot?«

»Hamburg!«

»Wie Hamburg? Was soll das denn?«

»Süden heißt, alles super, alles im grünen Bereich. Norden heißt, es wird kalt, Vorsicht! Westen heißt, es wird heftig, aber mach ruhig mehr davon. Osten bedeutet: Lass mir eine kurze Pause. Und Hamburg heißt Stopp, sofort aufhören!«

»Die Himmelsrichtungen haben nachhaltig Eindruck auf dich gemacht. Das gefällt mir. Aber Hamburg? Muss ich das verstehen? Hat das mit deinem Job …«

»Ach, vergiss es, dann nehmen wir halt Stockholm.«

Alex runzelt die Stirn.

Okay, das passt noch weniger, es klingt nach Entführungssyndrom. »Dann eben Nordpol.«

»Na, da bin ich mal gespannt, ob ich meine attraktive Dienerin mit auf die Reise zum Südpol nehmen kann. Oder vielleicht eher in die feuchte Hitze des Äquators? Ich darf dich Karo nennen?«

»Ganz wie es meinem König beliebt. Ganz zu euren Diensten, mein Gebieter.« Er nimmt sie innig in den Arm und sie lässt es geschehen. Er fühlt sich warm und stark an.

Nach einem Moment, in dem die Zeit still zu stehen scheint, lässt er sie los. »Wir gehen ins Schlafzimmer. Ich werde dir zuschauen, wie du dich Stück für Stück ausziehst. Und dann …« Der Rest des Satzes verschwindet im Nebel. Auf ihrem Bett liegen Handschellen, Ketten und Seile. Es schnürt ihr die Kehle zu, aber sie sind definitiv auf dem Weg in den Süden.

Alex

Ihr Blick! Als wenn sie dem Leibhaftigen begegnet wäre. Er will am liebsten laut lachen, so als seien die Utensilien auf dem Bett ein Aprilscherz. Dreimal hat er die Fesseln weggeräumt, dreimal hat er sie wieder hingelegt. Er hat sie gerade wieder wegräumen wollen, als er die Tür hört … zu spät. Dann soll es so sein. Er schiebt den Kram ein wenig zur Seite und legt sich auf das Bett, ein Kissen unter dem Kopf, den Blick auf seine Dienerin gerichtet, die verlegen an der Bettkante steht.

»Mein König?«, fragt sie, ihre Stimme gebrochen an ihrer trockenen Kehle. Er schluckt, es fühlt sich rau an, ihm geht es nicht besser als ihr.

»Sie trete einen Schritt zurück, damit ich sie besser sehen kann.« Historische Romane waren noch nie sein Genre, diese gestelzte Sprache, so hölzern. Na gut, da muss er jetzt durch. »Und nun ganz langsam, ein Kleidungsstück nach dem anderen.«

Karo setzt ihre undurchdringliche Sphinx-Miene auf und lächelt. Sie greift überkreuz nach ihrem schwarzen Pullover und zieht ihn sich langsam über den Kopf. Darunter trägt sie ein knallenges graues Bustier, das ihre Brust voll umfasst. Ihre olivfarbene Haut scheint zu vibrieren, sie wendet sich von ihm ab und wirft den Pulli betont achtlos zur Seite. Dem Impuls, sie zur Ordnung zu rufen, kann er gerade noch widerstehen. »Streichle deine Brüste!« Kein Zweifel, wie sehr sie ihre eigene Berührung genießt, sanft kneift sie die Brustwarzen durch den Stoff hindurch. »Zieh das Teil aus.« Doch sie lässt sich Zeit, sie neckt ihn genüsslich und als die Brüste schon fast nackt sind, versteckt sie sie wieder. Wenn das so weitergeht, werden 90 Minuten nicht reichen. »Etwas schneller bitte!« Das Zucken um ihre Augen entgeht ihm nicht, doch sie erfüllt seine Bitte und wenig später hat sie auch schon die Stretch-Hose und den schwarzen Spitzen-Slip ausgezogen und steht in voller Pracht vor ihm. Seine Dienerin! Er darf mit ihr machen, was er will. Seine Gedanken überschlagen sich, seine Fantasien spielen Purzelbaum. Bloß nicht mit seiner Ungeduld wieder alles kaputt machen.

Er steht auf, geht langsam auf sie zu und streichelt zart über ihre Haut, am Bauch, am Rücken, an den Armen, über die Wange, über ihren Po. »Leg dich auf das Bett, die Arme und Beine weit gespreizt. Ich werde dich jetzt fesseln und dann wirst du dich selbst stimulieren, während ich dir zuschaue. Du wirst dabei zählen, in Zahlen zwischen eins und hundert, wie nahe oder wie weit weg du vom Orgasmus bist.«

Sie legt sich auf das Bett, mit so ernster Miene, als habe er ihr befohlen zu … »Mein König, wenn Sie mich doch fesseln, wie soll ich dann …«

»Schweig!« Er legt ihr Fußfesseln an und zieht sie mit Seilen in Richtung Bettpfosten. Er zieht ihre Arme zur Seite, doch ihren Händen lässt er gerade so viel Spiel, dass sie mit etwas Mühe ihre Mitte erreichen kann. Sie muss sich winden, ihnen mit dem Becken entgegenkommen. Dann legt er ihr eine Augenbinde an, nun ist sie blind und seinen Blicken vollständig ausgeliefert. Geil. Am liebsten würde er sofort zu ihr, sie von allen Seiten streicheln, sich auf sie legen, sie zum Stöhnen bringen und sie erst zart und dann heftig nehmen. Aber er setzt sich auf den Stuhl am Fußende des Bettes und betrachtet diese unglaublich attraktive Frau, die sich langsam und genussvoll auf dem Bett räkelt, aber noch keinerlei Anstalten macht, sich selbst zu berühren, geschweige denn zu zählen. »Ich erwarte mindestens alle zwanzig Sekunden eine Zahl, solltest du sie vergessen, werde ich dich mit einem feinen Hilfsmittel daran erinnern.« Er nimmt die Peitsche mit den breiten Riemen aus Wildleder und fährt sanft über die Innenseiten ihrer Oberschenkel.

Sie zuckt zusammen. »50!«

»Oh. Schon 50. Gut, sehr gut. Sie gehe in Richtung Süden, aber bei 95 muss sie stoppen. Hat sie das verstanden? Kann sie das?«

»Ja, mein König, nicht mehr als 95.«

Sie fängt an, sich sanft mit ihren Händen zu streicheln, nach einer Weile rutscht sie etwas nach oben, sodass sie ihre Vulva erreicht. Als sie länger verstummt, nimmt er die Peitsche und lässt sie über ihre Brüste fahren.

»78!«

»Brav. Weiter so.«

Sie stöhnt, ihre Finger spielen rund um ihre Klit und es ist nicht mehr zu übersehen, dass Feuchtigkeit aus ihrer Muschi heraussickert. »82, 85, 89, 87«. Sie stoppt. Ist sie schon so nah dran?

»91, 92, 95 …«

»Stopp! Wie weit kann sie gehen, ohne die Kontrolle zu verlieren?«

»99. Nein, ich schaffe höchstes 98. 98,5! Ich will meinen König auf keinen Fall enttäuschen.«

»Sie ist eine hinreißende Dienerin. Okay, also 98,5.«

Jetzt stimuliert sie sich heftig, ihr ganzer Körper rollt sich hin und her, die Beine zerren an den Stricken und ihr Jammern wird immer lauter. Längst drückt sein Schwanz gegen den Slip, er hält es nicht mehr aus und zieht ihn aus, setzt sich unmittelbar vor ihr auf das Bett. Er will sie lecken, kann sich aber zurückhalten. Seine Geilheit steigt ins Unermessliche.

»Alex! Alex!«, schreit sie.

»Das heißt: Mein König!«

»99! 99,5!!!«

»Stopp! Sofort stoppen!!!«

Karoline

Dieser Schuft zieht ihr einfach die Hände weg. «Aaaarghhhh!«, stöhnt sie verzeifelt.

Er zieht das Seil fester, sodass sie keine Chance mehr hat, sich weiter zu stimulieren. »Stopp! Ich habe Stopp gesagt!«

Dieser verdammte Dreckskerl. Sie zappelt, jammert, schreit und heult, es ist unglaublich. Oder übertreibt sie etwa … für ihn? Als sie etwas ruhiger geworden ist, haucht sie ihm ein »Fick mich!« entgegen.

»Wie heißt das?«

»Fick mich, du verfickter Hurenkönig. Los jetzt, das ist doch das, was du willst.« Hat sie das wirklich gesagt?

»Oh, meine Dienerin vergreift sich im Ton.«

Dieser verdammte … sie zappelt und zerrt an ihren Fesseln; so frustrierend es ist, es macht sie immer noch heißer. »Alex!«, schreit sie.

»Wieviel?«, fragt der Kerl seelenruhig.

»150! Jetzt lass mich endlich …« Die Peitsche! Karoline hält den Atem an. Er lässt sie über die Innenseite ihrer Oberschenkel langsam nach oben streichen, bis sie auf ihrer Vulva liegen bleibt. »Bitte!« Jetzt jammert sie schon, nicht zu fassen.

»Wieviel? Ich frage dich nicht noch mal.«

Was? Was soll das heißen? Ihr Kopf ist leer. Ach so. »96!«

»Schon besser. Aber wie heißt das genau?«

»94, mein König.« Soll er ruhig denken, dass das dumme Gerede sie abtörnt. Tut es aber nicht.

Er lockert das Seil, aber sie zögert. Ihre Muschi schreit, sie will weiter stimuliert werden, aber … es ist einfach … zu billig. Genau! Billig. Ein billiger Porno, den sie hier für ihn aufführt. Wut steigt in ihr auf. Er behandelt sie wie … wie eine … eine, oje, sie kann nicht mehr denken. Ohne ihre Einwilligung wandern ihre Hände zur Vulva und legen sich sanft auf ihre Mitte, es fühlt sich unendlich süß an. Bitter und süß zieht es bis zu ihren Brustwarzen hinauf und noch weiter hoch, alle Haare stellen sich auf. Wie sie jetzt wohl aussieht? Ob er sie anschaut? Ihre Finger setzen sich langsam wieder in Bewegung, sie verzieht das Gesicht, holt sich die Nässe aus ihrem Inneren, sie ist total nass. Dann umspielt sie ihre Klit, stöhnt laut auf und … die Peitsche kitzelt ihren Bauch, sie zuckt zusammen. Oh nein! »98!« Sie spürt den Zug an ihren Handgelenken, aber sie wehrt sich, jetzt ist ihr alles egal, sie will einfach nur kommen, wölbt sich gegen ihre Hand, die Finger liegen satt und schwer auf ihrer Klit, halten dagegen, sie vibrieren mehr als dass sie reiben. Ihr Stöhnen wird lauter.

»Wieviel?«

»99 Komma …« Plötzlich werden ihr die Hände weggezogen. Nein, das kann er nicht … Doch dann spürt sie seine Lippen, die sich rund um ihre Klit legen, gefolgt von seiner Zunge und ihr Körper explodiert. Sie presst ihr Becken gegen seinen Kopf, ein wildes Zucken erfasst ihren ganzen Körper, gellende Schreie, Nirwana. Aus.

Als sie wieder zu sich kommt, liegt Alex auf ihr und säuselt ihr sanft etwas ins Ohr. »Alles okay?« Hat er alles okay gefragt?

Dann fällt es ihr wieder ein, ja, Ja! Es ist tatsächlich alles okay. Sie verscheucht jeden Gedanken daran, dass es anders sein könnte, und versucht ihn zu umarmen, doch ihre Hände sind immer noch gefesselt. Er macht sie los, lässt auch die Füße wieder frei und legt sich auf sie. Sie spürt den steifen Schwanz direkt auf ihrer Muschi, doch sie fühlt sich überreizt, sie kann nicht mehr. Er scheint es zu merken. »Nur ganz sanft, okay, ich komme einfach in dich rein und … du bist zwar noch immer meine Dienerin, aber du darfst entspannen, dein König möchte einfach … ich möchte in dich eintauchen. Er sagt es so sanft, so liebevoll, sie will ihn auch … sie nimmt seinen Schwanz, der nicht mehr ganz hart ist, und lässt ihn in ihre immer noch nasse Vagina gleiten.

Eine Weile liegen sie einfach so da. Sie spürt die Nachwehen ihres unglaublichen Orgasmus, doch seinen Schwanz kann sie kaum noch spüren. Bis er anfängt, sich sanft zu bewegen. Er ist immer noch in ihr und wird wieder größer. »Norden!«

Er zuckt zusammen und stoppt sofort. »Was?«

»Norden.« Er lässt seinen Kopf neben sie sinken und atmet schwer aus. Seine Enttäuschung ist unüberhörbar. »Lass uns einfach noch eine Weile so liegen.«

»Aber ich bin dein König, du kannst nicht einfach …«, flüstert er matt.

»Bring mich nicht dazu, Hamburg zu sagen, ja?«

Er nickt. Dann zieht er sich langsam aus ihr zurück und schmiegt sich seitlich an ihren Körper. Eine Welle der Erleichterung durchströmt Karoline und sie zieht ihn noch näher an sich heran. »Danke«, haucht sie auf seine Wange. Ihr Dank gilt gleichermaßen ihm wie ihr selbst. Danke Karo!

Alex

Die eingehende SMS reißt ihn aus dem Schlummer. Nein, er wird jetzt nicht nachschauen, am Ende ist es noch Simone. Oder Heike. Jetzt nicht! Das Ritual ist nicht ganz so verlaufen, wie er sich das vorgestellt hatte. Er ist König gewesen, doch am Ende hat wieder sie alles bestimmt.

Dominik hat Melissa nicht kommen lassen. Er hat die Szene im Roman nachspielen wollen und ist kläglich gescheitert. Sie hätte nicht kommen sollen, bevor er in sie eindringt! Hätte er so das Szepter in der Hand halten können? Er hatte sie eigentlich dazu bringen wollen, dass sie darum bettelt, dass er … naja, gebettelt hat sie auch und dann hat er ihr gegeben, was sie wollte. Obwohl er König war. König ist, er muss das Spiel noch beenden. Er hebt seinen Kopf und küsst sie sanft auf den Mund.

»Meine Dienerin sei aus ihren Diensten entlassen!«

Sie lächelt ihn an. »Danke mein König, es war mir eine große Freude, Euch zu Willen zu sein.«

Einen Moment denkt er daran, die Szene mit einem Namasté zu beenden, aber sie haben es auch nicht so begonnen. Beim nächsten Mal. Er richtet sich langsam auf. »Magst du einen Tee?«

»Ja gerne, aber lass mal, ich mach das schon. Ist Verveine okay?«

Sie springt aus dem Bett, wenig später kommt sie mit zwei dampfenden Tassen zurück und lehnt sich neben ihm an die Kopfseite des Bettes. Schweigend schlürfen sie ihren Tee. »Du hast an die Szene aus dem Liebestempel gedacht, oder?«, bricht sie das Schweigen.

»Hm«, brummt er. Eigentlich hat er gerade an den realen Tempel gedacht. Es geht schon längst nicht mehr nur um die Recherche für Carsten, er will den echten Tempel kennenlernen. Das Projekt ist der Hammer.

»Dir ist nicht so nach Reden, oder?« Sie legt ihm eine Hand auf den Oberschenkel. »Bist du sauer? Dass es nicht so lief wie bei Dominik und Melissa?«

»Sei nicht albern. Wir sind keine Romanfiguren.« Er wäre gerne eine, aber wirklich so eine wie Dominik? Ob die einen im Tempel auch zum Dom ausbilden?

»Was ist denn los, Alex, es war wunderschön! Ich musste nur, du weißt schon, es ist wichtig, auf meine Grenzen aufzupassen. Und ich habe keinen Moment an ihn gedacht. Du weißt schon, als ich …«

»Echt? Das ist ja mal eine gute Nachricht. Ich sollte Therapeut werden.«

Es sollte lustig klingen, aber so leicht lässt sie sich nicht täuschen. »Nein danke, ich habe schon Bastian, einer in der Familie reicht.« Sie greift nach seiner Hand und hält sie zwischen ihren Händen fest.

Trauer steigt in ihm auf. Er möchte sich ihr so gerne anvertrauen, aber er kann sich einfach nicht vorstellen, dass sie seine Ambitionen in Punkto Tempel akzeptiert. »Es ist alles okay, ich bin nur einfach erschöpft. Das Ritual war ganz schön heftig, findest du nicht?«

3. Kapitel

Karoline

Karoline blickt neidisch zu ihm hinüber. Der Typ kann einfach so einschlafen! Ihre Gedanken lassen ihr keine Ruhe und sie spürt noch immer die lustvollen Nachwirkungen ihres Rituals. Zweimal hat er sie in den Wahnsinn getrieben. Ist sie jemals so hemmungslos geil gewesen? Wie er sie gefesselt und dann ewig hingehalten hat! Es treibt ihr die Schamesröte ins Gesicht, wenn sie auch nur daran denkt. Warum hat sie ihn dann gestoppt? Mit etwas Abstand betrachtet … etwas hat gefehlt. Warum hat sie ihm nicht erlaubt, genauso geil zu werden wie sie selbst? Er hat sie ficken wollen wie beim ersten Mal. Aber sie hätte es nicht ertragen, wenn sie wieder …

Sie seufzt und dreht sich auf die andere Seite. Der Tempel scheint ihn genauso beeindruckt zu haben wie sie. Es scheint offensichtlich, dass diese seltsame Plagiatsaffäre dort ihre Wurzeln hat. Warum hat Alex wohl abgewehrt, als sie auf den Roman zu sprechen kam? Er hat doch keine Schweigepflicht. Sie muss mit Maria darüber sprechen, und zwar bald. Freddy hat das explizit erlaubt, also muss Maria einiges über den Tempel wissen.

Vorsichtig, um ihn nicht zu wecken, steht Karoline auf und geht hinunter ins Wohnzimmer. Wenn sie sowieso nicht schlafen kann … sie muss nachdenken. Sie dimmt die Beleuchtung herunter und zündet auf dem Glastischchen eine Kerze an. Ab und zu nippt sie an ihrem Rotwein. Ob er wohl gerade wieder von heiligen Huren träumt? Die Omnipotenzfantasie eines Mannes, der nie genug bekommt, das könnte zu ihm passen. Aber würde er wirklich zu einer Hure gehen wollen? Immerhin, es gibt konkrete Pläne, einen Liebestempel zu erschaffen, das hat er längst zugegeben, einen Tempel, wie es noch nie einen gegeben hat. Die Ähnlichkeiten mit Carstens Buch sind definitiv kein Zufall, soviel steht jedenfalls fest.

Aber wie kann es sein, dass Carsten von all dem nichts weiß? Wie hat er noch mal den Tempel beschrieben? Sexuelle Vorlieben je nach Himmelsrichtungen, Rituale, heilige Huren. Gab es Hinweise, wie das Ganze organisiert sein soll? Kaum.

Leise schleicht sie sich ins Schlafzimmer und greift nach dem Manuskript, das noch auf ihrem Nachttisch liegt. Zurück im Wohnzimmer legt sie sich auf die Couch und beginnt in den Papieren zu stöbern. Eine seltsame Unruhe breitet sich in ihr aus. Bald schon hat sie vergessen, wonach sie eigentlich sucht, während es sie in den Tempel hineinzieht.

Ihre Augen weiten sich und ihr entfährt ein überraschtes »Oh!«, als sie den reich geschmückten Saal betritt. In einem großen Rund sitzen mindestens ein Dutzend ineinander verschlungene Paare, alle splitternackt, wie sie trotz des spärlichen Kerzenlichtes erkennen kann. Ein schwerer, süßlicher Duft und indische Sitarklänge erfüllen die Luft, durchbrochen von lustvollen Seufzern. Der Raum hat die Form eines Achtecks, außer dem Parkett aus edelsten Hölzern ist der Raum in dunklen Rottönen gehalten, von denen sich goldene Verzierungen funkelnd abheben. Die Paare sitzen auf weinroten Polstern und scheinen bewegungslos. Erst bei näherem Betrachten bemerkt Tanja sanfte Schaukelbewegungen. Die Frauen sitzen ihrem Partner auf dem Schoß und man kann es zwar nicht sehen, aber sie befinden sich wohl alle in sexueller Vereinigung. Sie spürt es in ihrem eigenen Schoß.

Tanja sieht sich nach Dominik um, der hinter ihr steht. Sein durchdringender Blick fährt tief in sie hinein. Er legt den Zeigefinger schräg über seine Lippen und bedeutet ihr zu schweigen. Dies ist also der Osten, hier wird Sexualität als etwas Heiliges zelebriert. Dominik nimmt sie bei der Hand und führt sie auf die linke Seite des Raumes, wo Meditationskissen bereitliegen. Sie setzt sich so, dass sie die Paare im Blick hat. Dominik nimmt schräg hinter ihr Platz. Seine Energie im Rücken fühlt sich an wie das Feuer eines offenen Kamins. Eine ganze Stunde werden sie nun regungslos hier sitzen und das intime Geschehen beobachten. Tanja spürt, wie sich das lustvolle Ziehen in ihrem Schoß ausbreitet. Wie soll man da stillsitzen? In Zen-Sesshins hat sie tagelang stillgesessen, teilweise sind ihr die Beine eingeschlafen oder haben höllisch geschmerzt, bis sie irgendwann taub wurden. Damit kann sie umgehen, aber hier soll sie versuchen, inmitten wilder sexueller Ekstase inneren Frieden zu finden. Sie wird noch einiges lernen müssen, bis sie in den Kreis der Tempeldienerinnen aufgenommen wird. Ihr Herz schlägt schneller. Wenn sie überhaupt jemals aufgenommen wird. Ihre Gedanken fahren Karussell. Was wird sie hier noch alles erleben? Zunächst war es reine Abenteuerlust, die sie trotz der Hindernisse immer weiter vorangetrieben hat, bis sie wirklich Kontakt zum Tempel aufnahm. Jetzt sitzt sie tatsächlich in der Halle der heiligen Vereinigung, um genau dort zu meditieren. Wer es hier kann – mitten unter all den vögelnden Paaren – der kann es überall. Sie versucht, ihre Gedanken ziehen zu lassen, ohne an ihnen zu haften, so wie sie es in vielen Jahren der Zenpraxis gelernt hat. Ankern im Gewahrsein des Atems, hat es immer geheißen, aber genau dieser Atem entfacht jetzt eine innere Glut, so als wäre sie selbst eine Dakini, in seliger Vereinigung mit Shiva.

Karoline reißt sich vom Text los. Obwohl sie bereits das ganze Manuskript gelesen hat, verliert sie sich schon wieder darin. Es ist wie bei einer Schachtel Pralinen: Man probiert eine und wenn sie gut ist, will man noch eine; wenn sie nicht so gut ist, will man eine bessere.

Über vieles in diesem Roman kann sie sich köstlich amüsieren, anderes ist ihr fremd und nicht selten fühlt sie sich abgestoßen. Aber meistens ist sie unglaublich fasziniert. Eine Welt, in der sich alles um Lust und Liebe dreht und es mehr zu entdecken gibt, als Normalsterbliche jemals zu Lebzeiten zu entdecken wagen. Auf die organisatorischen Details und die Konzeption des Tempels hat sie leider erneut nicht geachtet. Vielleicht wären wichtige Hinweise zu finden gewesen, die ihre Recherche weiterbringen würden. Es dreht sich alles um die Symbolik der Himmelsrichtungen, soviel ist klar; in der Tanja-Szene um den Osten, die spirituelle Dimension der Sexualität, von der ihr Yogalehrer Nikolai nicht müde wird zu schwärmen, ohne jemals konkret zu werden. Naja, Nikolai ist eben Yogalehrer, kein Tantriker wie seine Schwester! Bei Karina hat sie allerdings auch nicht erfahren, was mit spiritueller Sexualität eigentlich gemeint ist, außer dass Männerhass ihr ganz im Wege steht. Sie denkt an ihren Ausbruch in der Gruppe und bei dem Gedanken wird ihr jetzt noch mulmig … Ob das was gebracht hat? Wie oft wird sie wohl noch Kissen verprügeln müssen, bis sie ihren Vater endgültig aus dem Schlafzimmer verbannt hat?

Aber sie will nicht schon wieder an ihren Alten denken, lieber fantasiert sie weiter über den Tempel. Wenn Freddy ihr keinen Bären aufgebunden hat, gibt es ernsthafte Bestrebungen, solch einen Sextempel zu erschaffen, und Freddy steckt mittendrin. Ein abstruser Scherz ist ihm zwar jederzeit zuzutrauen, aber er hat echt beunruhigt reagiert, als sie von den Himmelsrichtungen anfing. Das war nicht gespielt und Maria steckt auch mit drin. Warum sie wohl niemals davon erzählt … ach ja, die Schweigepflicht! Dass Freddy es geschafft hat, Maria zum Schweigen zu bringen, versetzt ihr einen Stich. Maria, die sonst nichts für sich behalten kann! Gar nichts!

Karoline legt das Manuskript zur Seite und nimmt noch einen Schluck Wein, lässt das köstliche Aroma im Mund verweilen und spielt mit der Zunge daran, bis die samtige Flüssigkeit die Kehle herunterläuft. Der Tempel ist echt aufregend! Vom Animalischen bis zum Göttlichen werden alle Dimensionen der Sexualität erforscht, gelehrt und gefeiert. Ganz schön krass. Ob Alex das alles erleben will? Sie seufzt. Eigentlich hat sie keine Lust, immer auf die Bremse treten zu müssen.

Allerdings ist es kaum vorstellbar, alles in die Tat umzusetzen, ein Roman ist immer noch ein Roman. Es gibt Menschen, die werden durch enthemmten Sex zu Monstern. Wie soll sich so ein Tempel vor denen schützen? Was Alex wohl dazu meint? Er ist da bestimmt optimistischer. Weil er selbst das Zeug zum Sexmonster hat? Autsch, was für ein beschissener Gedanke!

Carsten kann sie wohl kaum fragen. Er hat den Roman geschrieben, eine gewisse Affinität zu schrägem Sex kann man ihm also kaum absprechen. Ihm wird gekündigt, weil er angeblich abgekupfert hat, dann engagiert er sie als Anwältin und schwört, kein bisschen abgeschrieben zu haben. Höchst seltsam.

Womöglich hat er aber von dem Projekt gehört. Genau, er muss davon wissen, vielleicht ist er sogar an der Planung beteiligt. Bevor diese geniale Idee sich so richtig in ihr ausbreiten kann, zerplatzt sie bereits wieder, denn warum ist er dann nicht selbst auf die Idee gekommen, von woher der Wind weht? Alles nur gespielt? Nein, das ergibt keinen Sinn.

Ist doch alles ein riesiger Zufall? Niemals, giammai! Sie ist lange genug Anwältin, um zu wissen, dass Zufall nur ein anderes Wort ist für: Wir haben den Zusammenhang noch nicht verstanden.

Plötzlich wird alles klar. Natürlich! Es gibt nur eine logische Erklärung: Carsten hat davon gehört, aber er hat keine Ahnung, dass an dieser Vision längst konkret gearbeitet wird. Maria weiß davon, hat Carsten aber nichts davon erzählen dürfen. Ha! Sie hat zwar nichts erzählt, aber … so manches mit ihm ausprobiert! Wahnsinn! Maria und Carsten! Nicht zu fassen, dass Maria sich mit so einem … Sie schlägt sich mit der Handfläche an die Stirn. Hat sie gerade noch behauptet, es gäbe keine Zufälle? Oder hat sie doch nicht alles verstanden?

Zum Glück wird sie nicht lange warten müssen, um der richtigen Person ihre Fragen zu stellen. Ihr gegenüber hat Freddy Maria von der Schweigepflicht entbunden.

Alex

»Lieber Spiegel- oder Rührei?« schallt es aus der Küche. Er trocknet sich notdürftig ab und ruft in den Flur: »Gerne ein Spiegelei, aber nicht zu weich!«

»Eins oder zwei?«

Er lacht vergnügt. Was für ein Service! »Wenn du so fragst, dann zwei!«

Wenig später sitzen sie sich an der Küchentheke gegenüber und plaudern über Belanglosigkeiten. Tut auch mal gut. »Was hast du denn heute vor?«

»Mich von dir erholen«, gibt sie schnippisch zurück.

Er mag ihren spitzen Humor. So muss er selbst auch nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen. »Doch so schlimm? Dann kann ich froh sein, dass ich noch ein so opulentes Frühstück bekomme.« Er nimmt einen Schluck frisch gepressten Orangensaft. »Ist das bei dir immer inklusive?«

Ihr Mienenspiel verrät, dass sie das nicht besonders lustig findet. »Nein, dafür muss schon einiges an Vorleistung erbracht werden. Allerdings scheiden die meisten Kandidaten schon bei den Vorwahlen aus.«

»Und wie sieht dein Regenerationsprogramm aus?« Er zuckt zusammen, als etwas Eigelb auf seine Hose tropft.

»Oh, das Ei war wohl doch zu weich, oder?«

Alex schüttelt den Kopf. »Nein, nein, alles gut, passiert mir immer, wenn ich Eier esse.«

»Aha?« Sie grinst, aber er steigt nicht darauf ein. »Ansonsten, danke der Nachfrage, da fällt mir dann schon was ein.«

Will sie sicherstellen, dass er nicht noch länger bei ihr bleibt? Tatsächlich wäre ein Spaziergang auf den Schlossberg … bei dem Wetter. »Okay, ich habe verstanden, du brauchst deine Ruhe.

»Heute Abend ist dieser Infoabend in Basel, über Mediation, du weißt schon, ich habe dir davon erzählt, oder?«

»Ja. Die Fortbildung, die dich davor retten soll, nach Hamburg versetzt zu werden. Hoffentlich klappt das.« Er mag gar nicht daran denken, dass sie bald schon nicht mehr hier in Freiburg leben könnte. Es ist zwar erst ihr viertes richtiges Date, aber … irgendwie fühlt es sich an, als wären sie schon länger zusammen. Seltsam. Wahrscheinlich, weil sie schon so viel zusammen erlebt haben, Achterbahn fahren inklusive.

»Na, das wird sich heute nicht entscheiden. Aber ich gehe auf jeden Fall mal hin. Und was machst du noch so an einem freien Samstag?«

Er kann es nicht verhindern, er muss an Simone denken. Hat sie neulich nicht auch von Mediation gesprochen? Kann sein, aber das ist es nicht, es ist die schmerzhafte Erinnerung. An Wochenenden war er nie allein, die verbrachten sie fast immer zusammen, wenn nicht einer von ihnen ein Seminar hatte und … scheiß drauf. »Weiß noch nicht. Vielleicht gehe ich ein bisschen wandern. Oder mit Marcel ins Kino. Und dann habe ich auch noch einiges zu recherchieren.«

»Am Wochenende?«

Er seufzt. Er will der Tempelgeschichte weiter nachgehen, wenn möglich sein Profil anlegen, vielleicht auch sich bewerben … »Naja, eigentlich hast du Recht. Aber Carsten sitzt mir immer noch im Nacken …«

»Aha, es geht um den Tempel. Wäre das nicht was für dich? Ich meine, in so einem Projekt kämst du doch sicher voll auf deine Kosten.«

Er kratzt sich unwillkürlich am Ohrläppchen, was ihr sicher nicht entgeht. Sie hat ihn längst durchschaut. Aber … es könnte eine Fangfrage sein. »Wie? Ja, vielleicht, irgendwie schon. Aber vor allem muss ich endlich rausfinden, wie dieser bescheuerte Plagiatsvorwurf zustande gekommen ist.«

Sie lächelt ihr sibyllinisches Lächeln. »Klar, rein berufliches Interesse. Verstehe.«

Ihm wird flau, böse Erinnerungen werden wach. Chez Giovanni. So ähnlich hat es sich angefühlt, bevor dort die Situation eskaliert ist. Oder im Seminar, als sie beim Frühstück … nein, das war noch viel krasser, da hat sie ihn überhaupt nicht mehr anschauen können. Will sie ihn einfach nur necken wie beim ersten Treffen in der Kanzlei? »Okay, reden wir nicht drumrum. Wie lautet die Anklage?«

»Alex, ich bin weder Staatsanwältin noch stehst du vor Gericht. Aber Schuldgefühle sind manchmal richtig fies, vor allem wenn es gar keinen Grund gibt, oder?«

Shit, sie treibt ihn immer weiter in die Enge. Sie wird mal eine Top-Anwältin, da ist er sicher. Also was soll’s, raus mit der Sprache! »Das ist genau mein Trauma. Wenn es um Sex geht, wechseln die Frauen das Thema.«

»Wechseln das Thema? Wer weicht denn hier gerade aus?«

Verfluchte Hühnerkacke, sie hat Recht. Aber allein schon bei der Vorstellung, ihr haarklein auseinanderzulegen, was er sich so zusammenfantasiert, kommt pure Panik auf. Sein Mund ist wie zugeklebt. Er räuspert sich. »Ich.«