Puppentanz - Anni Bürkl - E-Book

Puppentanz E-Book

Anni Bürkl

4,4

Beschreibung

Am Altausseer See ist ein Bauprojekt im Naturschutzgebiet geplant. Teelady Berenike Roither engagiert sich mit vielen Ausseern gegen dieses Vorhaben. Da stürzt einer der Gegner beim Kaiser-Geburtstag in Bad Ischl in seinem Paragleiter ab. Er ist tot. Alle sprechen zunächst von einem tragischen Unfall. Doch genügend Leute hätten ein Motiv, ihn aus dem Weg zu räumen. Als ein weiterer vermeintlicher Unfall mit einem Kajak passiert und unheimliche, mit Nadeln gespickte Puppen auftauchen, wird klar, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zugeht.

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Anni Bürkl

Puppentanz

Kriminalroman

Impressum

Personen und Handlung sind frei erfunden.

Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen

sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

Besuchen Sie uns im Internet:

www.gmeiner-verlag.de

© 2016 – Gmeiner-Verlag GmbH

Im Ehnried 5, 88605 Meßkirch

Telefon 0 75 75 / 20 95 - 0

[email protected]

Alle Rechte vorbehalten

1. Auflage 2016

Lektorat: Claudia Senghaas, Kirchardt

Herstellung/E-Book: Mirjam Hecht

Umschlaggestaltung: U.O.R.G. Lutz Eberle, Stuttgart

unter Verwendung eines Fotos von: © janoka82 / Fotolia.com

ISBN 978-3-8392-5090-7

Was bisher geschah

Die Wiener Eventmanagerin Berenike Roither ist ein unabhängiges Leben gewöhnt. Doch nach einem Burn Out ist sie ins Ausseerland gezogen und hat dort ein neues Leben mit ihrem Salon für Tee und Literatur begonnen. Verdächtige Todesfälle säumen seit ihrem ersten Sommer in Altaussee ihren Weg.

Als bei der ersten von ihr veranstalteten Lesung ein Journalist tot in ihrem Lokal sitzt und Berenike selbst unter Tatverdacht gerät, beginnt sie mit Ermittlungen. Bereits in diesem ersten Mordfall (»Schwarztee«, 2009) trifft sie auf den offiziell für die Aufklärung zuständigen Kriminalpolizisten Jonas Lichtenegger, mit dem sie bald auch privat mehr verbindet.

Im zweiten Fall (»Ausgetanzt«, 2010) stirbt Berenikes Tanzlehrerin in Hallstatt, der Torso drapiert in einem Friseursalon. Berenike ermittelt selbst, weil sie der Polizei aufgrund ihrer Vorgeschichte nicht unbedingt vertraut. Es kommt zu Spannungen zwischen Jonas und ihr.

Ein dritter Fall (»Narrentanz«, 2012) bringt in einem eisigen Winter im Salzkammergut Ermittlungen zu Missbrauch im katholischen Umfeld.

Ein Missverständnis führt bei Mordfällen, die mit dem Thema Tracht und Tradition zusammenhängen (»Göttinnensturz«, 2013), zu einem schmerzhaften Bruch zwischen Jonas und Berenike.

Als Berenikes persönlichster Fall (»Schweigegold«, 2015) sie auf den Spuren ihrer Familiengeschichte in das Labyrinth von Prags Gassen führt, finden Berenike und Jonas wieder zusammen.

1. Kapitel

Nähe Bath, England

»Und das willst du wirklich alles mitnehmen?«

Berenike stand vor einer Ansammlung aus Tassen mit Rosenmuster, Teekannen, Tischdecken, Kerzenleuchtern und noch mehr. Sie strahlte ihren Freund Jonas an. »Und ob ich das will! Das und noch viel mehr. Es sind doch nur zehn Tee-Sets und sieben Kannen. Außerdem habe ich das alles nur bestellt, es wird mir daheim in Altaussee zugestellt. Ich muss also nichts davon selbst schleppen. Ist doch super, oder?«

Jonas nickte leicht, seine Miene war hier in seinem Heimatort ganz Engländer. Keine Spur vom steirischen Chefinspektor der Kriminalpolizei, der durchaus mal die Geduld verlor. Aber das hier war eben Urlaub, wenn auch ein spezieller.

»Es war eine wundervolle Idee, hierherzukommen.« Berenike stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn auf die Wange. »Und außerdem – ich darf dich an deine Worte erinnern: Ich darf so viel kaufen, wie ich will, hast du gesagt, wenn ich dich nach England zu deiner Familie begleite.«

»Das habe ich, ja. Aber ich glaube, ich habe nur von Tee gesprochen, nicht von Geschirr.« Er grinste resigniert und seufzte übertrieben. »Wie unvorsichtig von mir. Mit einer Teelady bleibt mir wirklich nichts erspart.«

»Hej!« Berenike boxte ihn scherzhaft in die Seite. »Du bist nicht der alte Kaiser Franz Josef.«

»Eigentlich schade.«

»Gar nicht. Dann müsste ich Sisi sein und würde ständig hungern. Das hatte ich lang genug im Leben, ehrlich.«

»Darauf ein paar Scones, würde ich sagen.« Jonas verbeugte sich leicht. »Darf ich bitten?«

»Einverstanden.«

»Meine Mutter bereitet sicher schon was vor.«

Rose House in den Cotswolds war gut besucht an diesem Augusttag. Die Gegend mit den sanften Hügeln und den kleinen alten Häuschen sah aus wie in einem Miss-Marple-Krimi, genügend schrullige ältere Damen waren ebenso vorhanden. Dazwischen standen alte Herrenhäuser wie dieses. Und das Angebot hier war sagenhaft. Berenike schwelgte: Regalweise Teesorten, in denen sie gustieren konnte, das schönste Teeporzellan, das sie je gesehen hatte. Hauchdünn, mit Rosenmuster oder Efeuranken. Damen mit großen Hüten und pinkfarbenen Kleidern spazierten herum und unterhielten sich leise. An einem großen Tisch konnte man Tee verkosten, auf einem anderen lagen Stoffmuster und Einrichtungsmagazine. Berenike setzte sich und begann in einer Zeitschrift über Home Decor zu blättern. Es war, als könnte man in dem alten Herrenhaus gleich dableiben und hier zu leben anfangen.

Jonas nahm neben ihr Platz und grinste sie an. »Ich hab gewusst, dass es dir gefällt.«

»Allein schon der Duft der Teesorten! Könnte es nur immer so weitergehen.« Berenike seufzte. Was für ein Urlaub! Ihr erster seit Jahren. Sie machten Besichtigungen, besuchten Freunde von Jonas und alte Bekannte aus Berenikes Zeit, als sie selbst in England gearbeitet hatte. Dazu englische Gärten in ihrer ganzen Schönheit und die Familie von Jonas, bei der sie die meiste Zeit verwöhnt wurden. Fast – bis auf die Momente, wo Jonas Fragen zu früher stellte, zur Vergangenheit der Familie, vor allem seiner Mutter, die als jüdisches Kind aus Österreich hatte fliehen können. Über diese Zeit wollten seine Eltern partout nicht reden. Die beiden alten Leutchen schwiegen, und Jonas starrte enttäuscht die Blümchentapete an der Wand an. Seine Mutter wurde 80, es war klar, dass sie nicht mehr viel Zeit für Gespräche hatten. Und Jonas lebte so weit weg in Österreich. Berenike verstand ihn so gut, hatte doch auch ihr eigener Vater als jüdisches Kind in Wien nur versteckt überlebt – und seine ganze Familie verloren. Sie hatte gar niemanden, den sie zu diesem Teil ihres Erbes fragen konnte, ihr Vater wusste nichts, er war zu klein gewesen.

»In Aussee ist es doch auch schön.« Jonas legte eine Hand auf ihre.

»Eh.«

Eh.

»Nur allein ist es halt …«

»Ich weiß. Du fliegst ja nur voraus, Nike.« Seine Hand wanderte zu ihrem Knie. Eine der rosa gekleideten Ladys zog eine Augenbraue hoch. »Meine Auszeit ist auch bald zu Ende. Dann sind wir wieder vereint zu Hause.«

»Zu Hause, ja.« Sie nickte nachdenklich und schlug die Zeitschrift wieder zu. Wo war ihr Zuhause? Sie fühlte sich, als hätte sie überall Wurzeln und Zugehörigkeiten – hier in England, in ihrer Wahlheimat Altaussee, in Wien, ja sogar in Prag, der Heimat ihrer Großmutter, die sie erst vor kurzem kennengelernt hatte. Überall – oder nirgends.

»Weißt du schon, wann du zurückfliegen willst?«, fragte sie. Jonas hatte sich ein offenes Ticket gekauft, bei dem das Rückreisedatum noch nicht fixiert war. Wegen der Gespräche, die er sich immer noch erhoffte, vor allem mit seiner Mutter.

»Nicht genau, Nike. Ich möchte, dass sich meine Eltern öffnen.« Er seufzte tief. »Ist das denn so schwer?«

»Vermutlich schon. Ich habe es selbst gerade erlebt, du weißt ja, auf der Fahrt nach Prag.«

»Und ich hätte dich dabei fast verloren, Nike.«

»Aber jetzt haben wir uns wieder.« Sie hatte Tränen in den Augen. Dass man einmal dermaßen an jemandem hängen konnte. Sich so abhängig machen konnte. Von der Gegenwart eines anderen Menschen abhängig sein konnte, um glücklich zu sein. Eines einzigen Menschen. Das hätte sie sich nie gedacht. Aber die Dinge hatten sich verändert. Sehr sogar.

Irgendwo weiter weg klapperte Geschirr. Berenikes Magen knurrte, als würde er von dem Geräusch an Nahrungsaufnahme erinnert.

»Komm, Nike.« Er streichelte zart über ihre Wange. »Lass uns den Park genießen.« Jonas stand auf und nahm ihre Hand. Eine sehr britische Dame mit zartlila gefärbtem Haar sah es und kräuselte die hellrosa geschminkten Lippen.

Sie verließen die Verkaufsräumlichkeiten und promenierten verschlungene Kieswege entlang. Ihre Schritte knirschten auf den hellen Steinchen, zwei Enten kamen geflogen und schnatterten fröhlich. Kein Mensch war außer ihnen hier draußen unterwegs. Vor ihnen tat sich eine abfallende tiefgrüne Wiese auf, an deren Ende ein kleiner Teich lag. Die beiden Enten landeten darin. Eine Brücke, die wie eine romantische Ruine aussah, führte über das Wasser. Das Gras sah saftig grün aus, nirgends wucherte Unkraut.

»Wie schön es hier ist! Diese Idylle.« Berenike sah sich bewundernd um und atmete tief die feuchte Luft ein. Am Himmel wechselten Wolken und Sonne. »Alles passt so gut zusammen. Die Symmetrien, einfach alles.«

»Das ist englische Gartenkunst. Meine Eltern stehen drauf. Nur hat es für sie finanziell nie zu so einem herrschaftlichen Wohnsitz gereicht.«

»In Aussee ist es auch grün, aber anders. Wilder.«

»Wild und stürmisch, genau.« Jonas blieb stehen und zog sie an sich. »So wie du. Du passt genau da hin, Nike.«

»Na, und du vielleicht nicht.« Sie prustete laut auf vor Lachen.

»Ich bin nur anpassungsfähig, meine Liebe.«

Gemächlich erreichten sie einen kleinen Pavillon, der als Tearoom diente. Weiße Gartenmöbel standen einladend vor dem Eingang, eine schwarze Tafel kündete von Scones und Soup of the day.

»Hier fehlt nur noch Agatha Christie«, sagte Berenike.

»Und ein Mord. Das wird schwierig in dieser Idylle.«

»Ist ja die Miss Marple da, die das verhindert. Also die vom Salzkammergut. Sagt der Max zu mir.«

»Der Max, soso.« Sein Blick war unergründlich.

»Geh bitte, Jonas.«

*

Gemächlich spazierten sie zurück zum Häuschen seiner Eltern. Eine britische Kleinbürgeridylle. Ein schmales Häuschen, Spitzenvorhänge, ein winziger Vorgarten, dessen Rasen durch die untypische Sommerhitze etwas verdorrt braungrau war.

»Kummts eina!«, rief seine Mutter Jolanda im schönsten Dialekt. »Gut, dass’ rechtzeitig zur Tea-Deim da seids.« Sie warf einen Blick auf die Küchenuhr, die kurz vor fünf zeigte. »Die Scones kommen gleich. Nehmts do’ im Living Room Platz, gell.«

Jonas’ Vater Johann kam ihnen in seinem Tweedanzug entgegen. Der perfekte britische Gentleman, dabei war er genau wie seine Frau seinerzeit mit seinen Eltern vor den Nazis aus Österreich geflüchtet.

»Mum, könntest du nicht einmal wieder Apfelstrudel machen?«, fragte Jonas.

»Aber Jonas! Wir sind in England«, sagte sein Vater, setzte sich und griff nach seiner Pfeife. »Wir trinken Five O’Clock Tea und essen dazu Scones. Oder Cucumber Sandwiches. Das weißt du doch.«

»Oh, I’m sorry, dad.« Jonas lächelte. »Und deshalb rauchst du Pfeife wie Sherlock Holmes, obwohl du Asthmatiker bist, oder wie?«

Johann lachte ertappt auf. »Mag sein, dass das nicht so klug ist. Aber ich kann halt nicht widerstehen. Du kennst mich doch. Der Regen macht die Luft für mich schon erträglicher.« Aufs Fensterbrett klopften genau in dem Moment schwere, große Tropfen. Tatsächlich, es regnete. Endlich. Endlich war es so, wie es sein sollte in England, die trockene Hitze war direkt abnorm gewesen. Der Himmel hatte sich zugezogen, im Raum war es dämmrig.

»Hier, bitte sehr, darlings.« Jolanda kam mit einem Tablett herein, auf dem jede Menge Köstlichkeiten aufgetürmt waren. Berenike seufzte lachend. Mit Kaiserin Sisis schlanker Taille wurde es definitiv nichts mehr. Jolanda begann, reihum ein Tröpfchen Milch in die bereits auf dem Tisch stehenden Tassen zu geben. Zuerst die Milch, dann der Tee. Echt britisch halt.

»So, und nun lassts es euch schmecken.«

2. Kapitel

Auf dem Weg nach Altaussee

Die ersten Wolken kamen, als Berenikes Zug den Bahnhof Gmunden am Traunsee verließ. Vor zwei Stunden in Wien war es noch brennend heiß gewesen. Der Kurzbesuch bei ihrer eigenen Familie hatte Berenike gutgetan, auch wenn da neue Sorgen aufgetaucht waren.

»Mama redet ein bisschen komisch, findest du nicht?«, hatte ihre Schwester Selene gemeint, während sie mit unzähligen anderen Reisenden auf den verspäteten Zug gewartet hatten.

»Meinst du?« Berenike hatte die Gespräche Revue passieren lassen. »Sie war doch immer so.«

»Es ist anders, Berenike. Du siehst sie ja nicht so oft. Einmal sagt sie zum Beispiel, dass sie gleich mit ihrer Freundin essen geht, ein paar Minuten später will sie was kochen. Solche Dinge.«

»Liegt es am Alkohol?«, fragte Berenike. »Trinkt sie noch immer so viel?«

»Ich weiß es nicht.« Selene zuckte mit den Achseln. »Ich kann sie schwer kontrollieren.«

»Nein, das sollen und können wir nicht. Vielleicht war nur alles zu viel für sie«, meinte Berenike, »die Reise nach Prag, die neuen Erkenntnisse über unsere Vorfahren. Und dazu all die Sorgen nach dem Überfall auf dich.« Berenike schauderte immer noch beim Gedanken daran. Die Spur zum Täter hatte sie dann nach Prag geführt.

»Mag sein«, meinte Selene nachdenklich. »Ich mache mir halt Sorgen.«

»Sie hat mich auch sonderbare Dinge gefragt. Ob ich schon einmal in Graz gewesen bin, dabei war ich öfter dort. Jonas wohnt schließlich in Graz. Nur über das Haus in Prag hat sie nicht gesprochen.«

»Ich glaub auch, das war einfach zu viel für sie.«

»Beobachten wir sie, du hier vor Ort und ich, wenn ich mit ihr telefoniere.«

Die Schwester hatte sorgenvoll genickt. »Willst du eigentlich um das Haus in Prag kämpfen?«

»Ich glaube nicht. Es hat zu vielen Menschen Unglück gebracht. So viele sind gestorben deswegen oder haben gelitten.«

»Du hast recht, Berenike.«

Dann war der Zug eingefahren und sie mussten sich verabschieden. Endlich erhaschte Berenike nun die ersten Blicke auf den Traunsee. Schwäne plätscherten in Ufernähe herum, das Wasser sah dunkel aus. Vorfreude loderte in ihr auf. Altaussee, Herzensheimat … war es das?

Knarrend ging die Abteiltür auf. »Ist hier noch frei?« Ein Mann mit einem Backenbart wie seinerzeit der alte Kaiser Franz Josef sah sie fragend an. Moment, von irgendwoher kannte sie den Herrn doch. Wo hatte sie ihn schon gesehen?

»Natürlich.« Seit Attnang-Puchheim saß Berenike allein in einem Sechserabteil mit miefig riechendem gelb kariertem Vorhang von anno dazumal und durchgesessenen, orange karierten Plüschsitzplätzen. Hilfsbereit schob sie ihre Taschen zusammen, um Platz zu schaffen. Sie sah zu dem Neuankömmling auf. Auch einer, der mit nicht gerade leichtem Gepäck reiste.

Er lächelte sie unverbindlich an. »Kennen wir uns?«

»Ich bin nicht sicher. Vielleicht aus Altaussee?«

»Kann sein.« Er quetschte seinen dicken schwarzen Lederkoffer unter die gegenüberliegende Sitzreihe. »Ich habe vor zwei Monaten das Hotel Alpensonne übernommen.«

»Ach, daher, verstehe. Dann habe ich Ihr Foto vielleicht in der Regionalzeitung gesehen.« Das Hotel Alpensonne musste so etwa zu Kaiserszeiten ein nobles Hotel gewesen sein. Jetzt stand es seit Jahr und Tag leer. Der Mann mit seinem Backenbart und das Hotel würden blendend zusammenpassen.

»Ja, da war ein Bericht. Und jetzt steht meine endgültige Übersiedlung an. Siegmund Haller mein Name.«

»Ich bin Berenike Roither. Mir gehört der Teesalon in Altaussee.«

»Freut mich«, keuchte der Mann. Er schüttelte ihr schwer atmend die Hand und hievte eine Reisetasche ins Gepäcknetz, das nun auch voll war. Suchend sah er sich um und stützte dabei beide Hände in die Hüften. Draußen wurde die Bewölkung immer dichter, im Abteil wurde es dunkler.

»Lassen Sie den Rest Ihrer Sachen einfach stehen, es stört ja niemanden«, schlug Berenike vor.

»Meinen Sie wirklich?«

»Aber ja.« Sie sah aus dem Fenster, um einen Blick über den dunkel daliegenden Traunsee zu erhaschen. Der mächtige Traunstein versteckte sich bereits hinter düster drohenden Wolken. Der Zug fuhr durch wilde grüne Wiesen und näherte sich Ebensee. »Dann wird die Alpensonne also wieder belebt, das ist schön.«

Haller nickte. »Freut mich, wenn Ihnen das gefällt. Ich habe große Pläne damit, schließlich verträgt gerade Altaussee mit seiner Geschichte ein Haus mit kaiserlichem Charme. Wenn ich jetzt auch noch genügend Personal für meinen Betrieb fände, wäre ich überhaupt vor Glück nicht mehr zu halten.«

»Ist das denn so schwer? Ich habe selbst schon öfter suchen müssen, aber ich hatte immer Glück, schnell den Richtigen zu finden.«

Siegmund Haller nickte wieder. »Sehr schwer. Und dringend ist es auch. In Kürze kommen Filmleute aus Bollywood, die bei uns drehen wollen. Wie soll ich denen den entsprechenden Service bieten ohne Leute?«

»Ich weiß auch nicht.«

»Ich war gerade an meiner alten Arbeitsstelle im Grand Hotel in Gmunden und hab versucht, Leute abzuwerben, aber es ist zäh. Normalerweise lassen sie sich von einem guten Angebot gern verlocken. Aber es gibt wohl im Gastgewerbe insgesamt zu wenig Leute. Da werde ich vermutlich in Ostdeutschland wen anwerben müssen.«

»Da kann ich Ihnen auch nicht helfen, ich hab seit einer Weile keine Kellnerin mehr suchen müssen, zum Glück. Aber was sagen Sie da, Filmmenschen aus Bollywood in Aussee? Im Ernst? Zusätzlich zu George Clooney und James Bond jetzt auch noch ShahRukh Khan, oder wie?«

»Sagen Sie bloß, Sie sind ein Fan.«

»Na ja …«

Siegmund Haller strich sich über den Bart. »Zunächst kommt nur eine Aviso-Truppe, die Locations checken soll. Man weiß noch nicht, ob und was draus werden könnte.«

»Ach so.«

»Es klingt aber vielversprechend, soweit ich das sehe. Sie wollen die Alpensonne mit ihrem Charme von anno dazumal nutzen, bevor ich alles modernisiere. Und auf der Seewiese wollen sie drehen, ehe das neue Bauprojekt nebenan kommt, dieser Kulturpalast.«

»Was? Auf der Seewiese? Das soll also wirklich gebaut werden?«

»Der Umstand ist bekannt, dachte ich.«

Sie zuckte die Achseln. »Das hat man doch für ein … ein Hirngespinst gehalten. Niemand hat das ernst genommen.«

»Ich habe gehört, es kommt. Und der Neubau soll alle Stückln spielen mit Bühne, Hotel und Spa. Ist eine prima Location für so was.«

»Aber die ganze Gegend da hinten steht unter Naturschutz.«

Haller zuckte die Achseln. »Der Auftraggeber wird schon wissen, was er tut. Es soll ein internationaler Geldgeber dahinterstecken, hab ich gehört.«

»Wer denn?«

»Das weiß ich nicht. Ich bin ja kein Ausseer Urgestein.«

»Woher haben Sie Ihre Informationen dann?« Berenike kniff misstrauisch die Brauen zusammen. Was die Leute immer redeten, alles Wichtigmacher. Kam sich wohl gut vor, der Herr mit dem Kaisergedöns.

»Ich habe es vom Hörensagen über ein paar Ecken. Meine Quelle ist normalerweise verlässlich. Meiner Einschätzung nach hörte sich das Bauvorhaben ziemlich fix an, als wären alle Bewilligungen erteilt.«

»Wie merkwürdig.« Berenike starrte nachdenklich aus dem Fenster. Die dunkelgrauen Wolken ballten sich immer enger über dem See zusammen, verdunkelten das Wasser zu einem düsteren Abgrund, vom Traunstein lugte nur noch die Spitze hervor.

»Wir erreichen in Kürze Ebensee Landungsplatz«, sagte die Lautsprecherstimme. Nur noch eine gute Stunde, dann war sie zu Hause.

3. Kapitel

Abenddämmerung kroch über den Altausseer See herein, mischte sich mit den auch hier dunklen Wolken.

… Zauberwelt …

Die Berge spiegelten ihre scharfen Konturen im glatten See. Windstill war es und kühl. Kühler, viel kühler als in Wien. Tief sog Berenike die würzige Luft auf, als sie nach der kurzen Fahrt mit dem Taxi vom Bahnhof in Bad Aussee herauf nach Altaussee zu ihrem Wohnhaus ging. In der Dunkelheit betrat sie versehentlich den geheiligten Rasen von Frau Gasperl, ihrer Vermieterin. Wie weich das Gras war! Und wie intensiv die Erde duftete! Am alten Holzhaus lehnte verlassen eine Leiter, die bis zum Dach reichte, Holzscheite lagen davor herum. Vermutlich Ausbesserungsarbeiten.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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