Ricki und Rosa und das Alles-geht-schief-Schulprojekt - Dagmar Chidolue - E-Book

Ricki und Rosa und das Alles-geht-schief-Schulprojekt E-Book

Dagmar Chidolue

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Beschreibung

Rambazamba mit Ricki und Rosa Bei Ricki und Rosa ist ganz schön was los. Die Schule plant eine Projektwoche mit Theateraufführung. Ricki und Rosa sind Feuer und Flamme. Rickis Lehrerin schlägt als Stück ›Arche Noah‹ vor, damit viele Kinder mitspielen können. Und den Text dürfen sie sich selber ausdenken. Aber das ist gar nicht so einfach. Und deshalb geht auch alles schief – und nimmt dennoch ein gutes Ende. »Dies ist bestes Vorlesefutter für Schulanfänger, weil Dagmar Chidolues Blick für Situationskomik im Kinderalltag einfach unbestechlich ist.« Verena Hoenig, Buchjournal, über ›Ricki und Rosa und das große Drunter und Drüber‹

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Seitenzahl: 165

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Dagmar Chidolue

Ricki und Rosa und das Alles-geht-schief-Schulprojekt

Mit Bildern von Susanne Göhlich

FISCHER E-Books

Inhalt

Echte KerlePlemplemOrdnung, Regeln und GesetzeDer Mann aus FüssenDie KuchenschlachtWer wird gewinnen?Die Monster-MännerPuttyAlte BrötchenWer ist eigentlich Elgar?RambazambaEine Welt für sichRettet unsere SeelenDer bunte HundDanke, sagt WilliNossa! Nossa!

Echte Kerle

Normalerweise ist Montag immer ein Oijoijoijoijoi-Tag. Seitdem Ricki aber nachmittags zum Training geht – Basketball! –, ist dieser Tag nicht mehr so schlimm. Obwohl alle in seiner Klasse frühmorgens zu Beginn des Schulunterrichts nur allmählich in Gang kommen. Frau Perez ist mit ihren Gedanken auch nicht richtig bei der Sache. Was hat sie gerade gesagt?

»Ihr schreibt jetzt ein Heft in den Satz …«?

Es dauert ein Weilchen, bis die Schüler kapiert haben, dass die Lehrerin sich versprochen hat. Aber dann müssen sich die meisten vor Lachen krümmen. Jaro schmeißt sich ja schon fast unter den Tisch, so sehr haut es ihn um.

Frau Perez guckt verdattert.

»Was … was …«

»Sie haben gesagt, dass wir ein Heft in den Satz schreiben sollen!«, ruft Socke.

Sie kapiert es noch immer nicht!

»Wie …« Doch dann schlägt sie sich mit der flachen Hand an die Stirn.

»Ach«, seufzt sie, »hab ich das wirklich gesagt? Tut mir leid. Ich hatte wohl was anderes im Kopf.«

Flausen wahrscheinlich. Sie ist nämlich frisch verliebt. In Herrn Augsburger. Und der unterrichtet seine Klasse, den dritten Jahrgang, ein Stockwerk höher. Er ist der Klassenlehrer von Rickis Schwester Rosa, die nur ein Jahr und ein paar kleine Monatchen älter ist als er. Ricki muss sie nachher mal fragen, ob ihr Lehrer heute auch plemplem ist. Wenn ja, sollten Frau Perez und Herr Augsburger schnell heiraten. Weil das mit der Verliebtheit damit erledigt ist. Hat Ricki schon mal gehört. Beide könnten wieder normal denken und unterrichten. Vielleicht reicht auch schon … Verlobung! Dann aber bitte mit großer Feier, zu der alle eingeladen werden. Ein Riesenfest mit Luftschlangen und Smartie-Torten und Schokokuss-Wettessen. Am besten im Sommer draußen auf einer grünen Wiese. Oder man müsste einen ganzen Saal mieten. Das geht ja auch.

»Ricki!«

»Ricki!!«

Ist was? Selina hat ihm einen Stups gegeben. Der war mal wieder nicht von schlechten Eltern. Sie ist nämlich ein kleiner Haudegen, einen Kopf größer als die meisten in der Klasse. Und stark ist sie! Oder ist das, was sie auf den Knochen hat, etwa nur Pudding?

»Ricki, liest du uns bitte mal deinen Satz vor?« Frau Perez tippt ihn auf die Schulter. Huch! Jetzt ist er aber so richtig abgedriftet. Und einen Satz hat er noch längst nicht in sein Heft gekritzelt. Heute ist also doch so ein Ojoijoijoijoi-Tag.

»Kommt, meine Lieben«, sagt Frau Perez. »Wir wollen uns jetzt alle mal zusammenreißen.«

In Ordnung. Sie aber auch!

Ricki schreibt, so gut es geht, die Sätze ins Heft:

Herr Bär liest die Zeitung.

Nö. Zu Hause liest Mama die Zeitung. Und abends blättert Papa die noch einmal durch.

Die Kinder machen ihre Hausaufgaben.

Ja. Aber von Freitag bis heute gab es ja nichts auf. Nie übers Wochenende!

Renne ich in der Turnhalle?

Und wie! Heute Nachmittag hat Ricki Basketballtraining. Und wie er da rennen und dribbeln und werfen will. Und endlich mal einen Korb machen! Çem, sein Trainer, der Coach, wird sich wundern.

Aber leider kommt alles anders.

Sie kommen fast zu spät zum Training.

Mama bringt Ricki mit dem Auto zur Turnhalle. Rosa fährt mit. Sie motzt zwar immer, wenn sie sich wegen Ricki beeilen soll. Sie könnte ja einfach zu Hause bleiben, aber nee … meckern … und dann doch mitkommen. So ist es auch heute.

Es ist ein nebeliger Tag, jetzt, Ende November. Windstill und schon ein bisschen kühl. Selbst die Tauben sitzen aufgeplustert auf den Ästen der inzwischen kahl gewordenen Lindenbäume. Aber einer dieser blöden Taubenvögel hat doch tatsächlich auf Mamas Auto geschissen. Der Vogelklecks hat sich, grüngelb, auf der Windschutzscheibe ausgebreitet und nimmt Mama die Sicht. Nun, sie kann schon ein bisschen drumherum gucken. Abwischen will sie den Schitt jetzt aber nicht. Hat ja auch nichts dabei! Nicht mal ein Papiertaschentuch. Und der Schiss ist schon ziemlich angetrocknet.

Scheibenkleister … Sie können nicht den gewohnten Weg zur Turnhalle fahren. Wegen Gleisbauarbeiten gibt es eine Umleitung. Wie viel Zeit sie das kosten wird!

Und ausgerechnet auf dem Umweg hat Mama leider eine Idee. Nämlich, als sie auf die Kreuzung mit der Sparkasse, der Apotheke und dem Versicherungsgebäude zusteuert. Rechtsherum geht es zur Tankstelle.

Oh Mann, denkt Ricki noch, Mama wird doch wohl nicht in die Wischwaschanlage reinfahren! Dann kommen sie ja erst recht zu spät. Was denkt sie denn, wie Çem ihn dann vor versammelter Mannschaft fertigmachen wird? Für Sportler wie Ricki, die sich in die Bundesprimaliga U 16 hinaufarbeiten wollen, ist Unpünktlichkeit eine Schande. Pünktlichkeit, Ausdauer, Fairness – das sind die Tugenden, die einen echten Sportler auszeichnen. So ist das, Mama!

Sonst noch was, Ricki?

Ja! Teamgeist, Willensstärke und Überzeugung. Und dieses … dieses … Zielstrebig-Dingsda-Bumsda.

Mama muss vor der Kreuzung halten. Klar, die Ampel zeigt Rot. Da kommt der Knollennasen-Mann auf die Straße und stellt sich vor das Auto. Er hat einen Eimer, einen Schaumstoffwischer und einen Kratzschaber dabei und zeigt fragend auf die Windschutzscheibe.

»Oh …«, murmelt Mama, »der kommt mir ja wie gerufen.« Sie nickt aufmunternd. Das lässt sich der Knollennasen-Mann nicht zweimal sagen. Er macht einen Schritt auf den Wagen zu, und mit Wischer und dem Kratzschaber wischwäscht er die Vogelscheiße komplett von der Windschutzscheibe. Inzwischen ist es Grün geworden, aber Mama tut, als hätten sie alle Zeit der Welt.

»Steht ja keiner hinter uns«, kommentiert sie und zeigt mit dem Daumen über ihre Schulter.

Ricki versucht, sich in seinem Autositz umzudrehen, aber das klappt nicht ganz. Er muss Mama einfach glauben. Fast ist der Scheibenputzer mit der Wischwäscherei fertig, da hält ein Polizeiauto neben ihnen. Es ist ja schon wieder Rot.

Die Insassen von dem Polizeiauto haben ein Seitenfenster geöffnet. Mama lässt die Scheibe auf ihrer Seite auch runtersurren. Sie streckt ihren Arm aus und drückt dem Scheibenputzer eine Münze in die Hand. Der schaut gar nicht nach, aber er bedankt sich bei Mama mit einem breiten Lächeln. Selbst seine rotglänzende Knollennase scheint sich zu freuen. Und dann geht er zurück auf den Bürgersteig, wo sein Fahrrad gegen eine Hauswand lehnt, das Rad, das er mit Papierblumen geschmückt hat.

Der Polizist in dem Auto neben ihnen fragt Mama: »Hat er Sie etwa bedrängt? Hat er Sie angebettelt?«

»Nein, nein«, antwortet Mama sofort. »Ich habe ihn darum gebeten. Er hat nett gefragt. Das müssen Sie doch tolerieren.«

»Schon gut«, sagt der Polizist und beugt sich etwas vor. »Aha«, sagt er dann. »Ihr seid es also.«

Rosa grinst, und um Rickis Mund zuckt es auch. Beide kennen diesen Polizisten und den anderen, der am Steuer sitzt, ebenfalls sehr gut. Sie hatten nämlich schon viel mit beiden zu tun. Es sind Herr Rothaar und Herr Kusslippe. Die tun immer ganz streng, wie eben bei dem Vorfall mit dem Knollennasen-Mann. Aber wenn man sie braucht, sind sie da. Heute werden sie nicht gebraucht. Außerdem ist es endlich wieder Grün, und ab geht die Post!

Hat sie aber ’ne Menge Zeit gekostet, Mama! Und weil sie nicht weiß, ob die Polizei nicht doch noch in der Nähe ist, zuckelt sie jetzt im Schneckentempo durch die Stadt!

Rosa neben Ricki bohrt heimlich in der Nase. »Hast du kein Taschentuch dabei?«, fragt Mama, die Augen am Hinterkopf haben muss.

»Du ja auch nicht«, sagt Rosa patzig, zieht aber schnell ihren Kopf ein, als sie Mamas blitzende Augen im Rückspiegel sieht.

Gut … da ist der Parkplatz vor der Turnhalle. Mama und Rosa steigen mit aus dem Auto. Çem scheint noch nicht da zu sein, denn alle Jungs, die wie Ricki in der U 8 sind, lungern draußen rum. Nur der Schreihals, der Coach von der Bundesprimaliga U 16, scheucht seine Jungs bereits in die Halle.

Mama sagt: »Wir holen dich später wieder ab, Hasilein.«

»Und was macht ihr bis dahin?«, fragt Ricki nach. Nicht dass sie ohne ihn Big Burger essen gehen oder sonst was Tolles treiben.

»Wir gehen Big Burger essen«, sagt Rosa und grinst ihm unverschämt frech ins Gesicht.

»Nein, nein«, beruhigt Mama ihn sofort. »Gleich hier um die Ecke ist die Stadtteil-Bücherei. Da ist es warm, und wir können gleichzeitig ein bisschen herumschmökern.«

»Aber nicht die Zeit verpassen!«, sagt Ricki noch und stolpert schon rückwärts zu den U-8-Jungs.

»Wir lassen dich hier übernachten!«, ruft Rosa ihm hinterher.

»Rosa! Bitte!«, sagt Mama.

Doch Ricki hätte sowieso nicht geglaubt, dass man ihn hier sitzenlassen würde. Nicht mal von Rosa denkt er das.

Aber dann!

Der Schreihals von der U 16 sagt den U-8-Jungs, dass Çem heute nicht trainieren kann; ihn hat’s erwischt.

Was heißt das?

»Er hat sich schwer erkältet und will keinen anstecken.«

Ja … und nun?

»Kommt erst mal rein in die gute Stube«, sagt der Coach. »Meine Jungs kriegen das heute bestimmt alleine hin. Ich werde euch trainieren.«

Auch das noch! Und schon klatscht er in die Hände. »Auf, auf, keine Müdigkeit vorschützen, umziehen, aber zack, zack.«

Genauso hat Ricki sich das vorgestellt! Ihm vergeht schon fast die Lust am Basketball. Na, wenigstens ist Joshua, der lange Lulatsch, da. Vierte Klasse, aber okay.

»Hey!«

»Hey!«

Und dann werden sie gescheucht. Der hat sie doch nicht alle, der Schreihals. Wie blöd der sie anmacht!

Nicht so rumlümmeln!

Gas geben, ihr Wasserpfeifen!

Dribbeln, dribbeln und noch mal dribbeln!

Und jetzt mach schon endlich den Ball, du Eierpflaume!

Was seid ihr doch für Hosenscheißer!

Habt ihr Apfelmus in den Beinen?

Endlich Pause. Ricki lässt sich auf den Hintern fallen und stützt sich mit den Händen ab.

Der Lulatsch lacht. »Ganz schön heftig, was?« Er bietet Ricki seine Trinkflasche an, aber Ricki hat selber Wasser dabei. Erst mal verschnaufen. Dann saufen. Und weiter geht’s mit der Schinderei. Der Schreihals steht schon auf der Matte.

Ey, du Trantüte, was war das denn jetzt?

Gib den Ball gefälligst ab!

Leg mal einen Zahn zu!

Hast du Angst vor aua, aua?

Wir sind hier doch nicht auf der Sommerwiese!

Euch fehlt wohl die innere Einstellung!

Und was bist du denn für ein Piepmatz?

Jetzt reicht es aber. Meint er Ricki mit Piepmatz? Und schreit das auch noch gerade in dem Moment, als sowieso Schluss ist und Mama und Rosa auftauchen. Hat seine Schwester das etwa mitbekommen?

Hat sie.

»Na, Piepmatz«, sagt Rosa feixend. »Da bist du heute ja ganz schön rangenommen worden.«

Ricki ist so fertig, dass er ihr nicht einmal einen Vogel zeigen kann. Und wenn das hier mit dem Basketball so weitergeht, dann macht er sogar lieber in der Gruppe von Rosa mit – Jiu-Jupsi.

Doch da kommt der Schreihals an. Er streckt Joshua und Ricki seine Hände entgegen.

»Schlagt ein«, sagt er. »Ich mein’s ja nicht so.« Und an Mama gewandt: »Ich bin eben Trainer mit Leib und Seele.«

Leib und Seele? Und wo bleibt das Herz?

Aber der Coach fährt ungerührt fort: »Männern wie euch kann man was zumuten. Ihr seid echte Kerle, oder etwa nicht?«

Doch, doch, nur wachsen müssen sie beide noch ein bisschen. Selbst der lange Lulatsch kommt noch längst nicht an die zwei Meter dreizehn heran.

Wird schon werden.

Und hast du das gehört, Rosa?

Männer wie euch!

Echte Kerle!

Plemplem

Joshua ist mit dem Fahrrad zur Turnhalle gekommen. »Ich mach mich mal auf den Weg«, sagt er. »Habt ihr schon mitgekriegt, dass bei uns die ganze Gartenstraße aufgerissen wird?«

»Wegen der Gleisbauarbeiten?«, will Mama wissen.

»Ja! Das ist total spannend. Ich kann vom Fenster aus zuschauen, wie die Bauarbeiter mit diesen tollen Maschinen herumackern.«

»Tolle Maschinen?«, fragt Rosa nach, als würde sie das interessieren.

»Ja! Presslufthammer und Teermaschinen und Plattwalzer.«

»Plattwalzer?«, fragt Rosa, als verstünde sie was davon. »Wie aufregend!«

Schleim, schleim.

»Willst du das mal sehen?«, fragt der Lulatsch.

Rosa strahlt ihn an und nickt.

Ricki will das auch sehen!

»Ja«, sagt er also laut. Er muss doch lernen, sich gegen seine Schwester zu behaupten, als echter Kerl.

»Du sowieso«, meint Joshua.

Rosa zieht eine bedröppelte Schnute. Na, da hat der Lulatsch es ihr aber gegeben! Sie muss mit Ricki rechnen!

»Ihr könnt ja gleich zu mir nach Hause kommen«, schlägt Joshua vor. »Wetten, dass ich eher da bin, als ihr mit dem Auto?«

»Pass aber gut auf dich auf«, schnurrt Rosa. Sie hat sich schon wieder beruhigt und versucht ein himmlisches Lächeln. »Es ist so gefährlich auf den Straßen.«

Manno, der Lulatsch ist doch nicht bekloppt. Und sie ist nicht seine Mutter.

Er lässt sich auch nicht beirren. »Ich nehme den Radweg«, meint er, »oder fahre auf dem Bürgersteig.«

»Ist das erlaubt?«, fragt Mama.

Joshua lacht. »Ich bin schon auf dem Fußgängerweg an den Polizisten aus unserem Viertel vorbeigefahren«, sagt er. »Die haben noch nicht mal doof geguckt.«

Herr Rothaar und Herr Kusslippe werden auch das toleriert haben. Sie können Kinder doch nicht auf die gefährliche Straße scheuchen! Höchstens werden sie sagen: »Aber immer schön Schritt fahren«, und mit dem Finger drohen.

Mama sagt: »Na gut, ich setze Ricki und Rosa an der Ecke zum Museum ab. Direkt vor euer Haus kann ich jetzt ja nicht. Ich habe nur meine Bedenken, wie sie zurück über den großen Platz kommen.«

Mama! Ricki und Rosa sind doch keine Vorschulkinder mehr! An dem Platz treffen zwar acht (8!) Straßen aufeinander, und man muss einen Zebrastreifen nach dem anderen überqueren, aber alle mit Ampelregelung! Und auf der Mitte des Platzes, wo die Straßenbahnhaltestelle ist und die Wiese, auf der die Hunde ihr Beinchen heben dürfen, kann man sogar etwas verpusten, bevor man die restlichen Straßenüberquerungen in Angriff nimmt und den Park mit dem Haus Alte Eichen erreicht. Von dort sind es dann nur noch zwei mickrige Straßen und drei Ecken bis nach Hause.

»Och«, sagt Joshua. »Das ist alles halb so schlimm. Mein Opa muss später sowieso mit Picobello auf die Hundewiese. Der kann euch bis dahin begleiten.«

Den Opa kennt Ricki. Der hat so eine knorzig-knarzige Stimme. Allerdings ist der Opa ziemlich alt!

»Oder wir müssen auf ihn aufpassen und nicht umgekehrt!«, meint Ricki.

»Nee, nee«, sagt der Lulatsch. »Mein Opa ist doch noch nicht plemplem.«

Na, Ricki weiß nicht so recht. Manchmal kommt der ihm nämlich ein bisschen seltsam vor. Aber wenigstens passt er ordentlich auf seinen Hund auf. Picobello hat früher der Hexe Drudine gehört, die mal neben Ricki und Rosa wohnte. Nun steht ihr Haus verlassen da. Und Picobello, den man zuerst vor lauter verfilztem Fell gar nicht erkennen konnte, sieht nun wirklich picobello aus. Es geht ihm gut bei dem Opa.

Als sie ihr Auto auf dem Parkplatz erreicht haben, ist Joshua bereits losgesaust. Mann, der tritt vielleicht heftig in die Pedalen!

»Hinein mit euch«, sagt Mama.

Und jetzt gib mal Gas! Sonst ist Joshua wirklich noch Erster.

Ist er!

Da wartet er schon an der Ecke von der Straße, die hinunter zum Fluss und dem Museum führt. Weiß-rote Sperrgitter stehen dort. Mama muss gleich nach links abbiegen, um sich auf der proppenvollen Straße einzuordnen. Schafft sie!

»Tschüs, Mama!« Ricki winkt ihr lange nach.

»Bist du bescheuert?«, sagt Rosa. »Sie kann dich doch gar nicht mehr sehen. Sie hat doch hinten keine Augen!«

Aber einen Rückspiegel!

Der Lulatsch schiebt sein Fahrrad auf dem abgesperrten Bürgersteig. Rosa hat sich an seine Seite gedrängt, und Ricki läuft beiden hinterher.

Wow … die Maschinen auf der aufgerissenen Fahrbahn machen einen Höllenlärm, diese Rüttel-, Stampf- und Walzenmaschinen. Rattaratta, rawumm und uuuiiibumm, das hält ja kein Mensch aus. Die Arbeiter tragen deshalb Ohrenschützer.

Ricki presst die Hände an seine Ohren. Die Luft vibriert von dem Krach. Die Straße erzittert. Gleich gibt es bestimmt noch ein Erdbeben.

Der Lärm scheint Rosa und den Lulatsch nicht zu stören. Rosa schaut Joshua von der Seite an und quatscht ihn voll. Sie gehen zügig voran, und Ricki kann kaum folgen. Jetzt donnert so ein Monsterketten-Fahrzeug dicht neben Ricki her. Ogottogottogott, wenn das mal nicht gleich durch die Absperrung bricht! Tuuut, dröhnt es nun, tuuuuut …

Ricki schließt die Augen. Dann reißt er seinen Mund weit auf: Hohhh hahohhh hahahohhh. Tarzan ruft, und alle wilden Tiere im Dschungel flüchten!

Da fasst ihn jemand an der Hand. Rosa!

»Na, Ricki Spitzohr! Hast du Schiss?« Sie hält ihn fest und zieht ihn mit sich.

Schiss? Nö.

Und so braucht sie ihn gar nicht zu nennen. Nicht vor allen Leuten! Nicht vor dem Lulatsch! Scheibenkleister!

Aber trotzdem: Danke, Rosa.

Nun haben sie das Haus von Joshua erreicht. Rosa und Ricki halten die Tür auf, während der Lulatsch sein Fahrrad in den Flur und hinten wieder hinaus in den Garten schiebt, wo er es in einem Verschlag unterbringt. Dann flitzen sie die Treppe hoch.

Picobello guckt blöd, als sie alle in die Wohnung stürzen. Der Opa begrüßt sie mit Handschlag.

Zu Rosa sagt er: »Hallo, Mädchen«, und zu Ricki: »Hallo, Elgar.«

»Das ist nicht Elgar«, verbessert ihn Joshua. »Das ist Ricki.«

»Weiß ich doch«, knarzt der Opa und verzieht sich ins Hinterzimmer.

Ja, eigentlich müsste der Ricki kennen. Er treibt sich oft in der Nähe von ihrer Schule herum und begleitet sie zusammen mit Picobello ein Stück nach Hause. Bis zum Dreiecksplatz, wo Ricki und Rosa wohnen. Hat er jetzt wohl einfach vergessen.

Ist denn außer dem Opa und dem Lulatsch sonst niemand in der Wohnung? Na schön … der Hund ist auch noch da.

»Meine Mutter kommt so um sechs von der Arbeit«, sagt Joshua.

Ach, da haben sie ja noch genügend Zeit, nach draußen zu gucken. Fenster öffnen! Ein kühler Wind strömt herein, und die Vorhänge wehen im Luftzug. Aber die Aussicht ist toll! Zwischen den kahlen Ästen der Bäume, die fast bis zum vierten Stock des Hauses hochreichen, können sie die Straßenbauarbeiten gut beobachten. Rote und gelbe Maschinen und Bagger knattern über die aufgerissene Fahrbahn. Ein Kran hat ein gebogenes Stück Schiene am Haken und steuert damit auf einen Laster zu, peng, landet das Ding im Anhänger.

Drüben – Ricki lehnt sich weit aus dem Fenster – drüben ist Blaulicht zu sehen. Er versucht, noch mehr zu erkennen … na klar, die beiden Polizisten. Ist was passiert? Bevor er sich jedoch ein genaues Bild machen kann, zieht Rosa ihn am Hosenbund zurück. Scheibenkleister! Er kann selber auf sich aufpassen!

Aber nun ist Rosa auch neugierig geworden und rennt zwischen beiden Fenstern hin und her, mal hinüber zu dem Lulatsch und mal her zu Ricki.

»Irgendwas ist los«, meint sie. »Die beiden Polizisten sind gekommen.«

»Herr Rothaar und Herr Kusslippe«, bestätigt Ricki.

Oha, da hat er was gesagt!

»Wie nennst du die?«, fragt Joshua und lacht sich einen Ast. »Herr Rotlippe und Herr Kusshaar?«

Oder so ähnlich.

»Wenn ich denen das erzähle, dann wirst du aber verhaftet«, zischt Rosa. »Das ist Polizistenbeleidigung. Dafür wird man bestraft. Mit Gefängnis.«

Scheibenkleister!

Aber bestimmt hat Rosa mal wieder übertrieben.

»Ich sag’s ja nicht laut«, verteidigt sich Ricki. »Das ist mir doch nur so rausgerutscht.«

»Lass dich von den beiden nicht erwischen«, warnt ihn auch der Lulatsch. »Man weiß nie, wie die drauf sind.«

»Ich halt schon meine Klappe«, murmelt Ricki.

Dann sehen sie wieder nach draußen, wo inzwischen sogar die Feuerwehr aufgetaucht ist.

Rosa vermutet, dass jemand umgefallen ist. »Oder es hat einen Unfall gegeben«, sagt sie.

»Vielleicht ist die Feuerwehr auch nur zur Stelle, um gegebenenfalls zur Stelle zu sein«, vermutet Joshua.

Häh?

»Muss ja nichts passiert sein.«

Wie sich der Lulatsch ausdrückt! Gegebenenfalls. Das wird sich Ricki merken.

Oh, oh! Das Feuerwehrauto ist kein Rettungswagen. Das kann Ricki jetzt erkennen. Sondereinsatz! Vielleicht sind die Bagger auf eine Bombe gestoßen.

»Dann werden wir gleich evakuiert«, meint Joshua.

Was ist das denn?

»Na, wir müssen das Haus verlassen und werden die ganze Nacht in einer Turnhalle verbringen.«

»Kriegen wir da auch was zu essen?«, will Ricki wissen. »Und wer sagt zu Hause Bescheid?«