RIVERDALE - Raus aus der Stadt - Micol Ostow - E-Book

RIVERDALE - Raus aus der Stadt E-Book

Micol Ostow

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Beschreibung

Als Archie, Betty, Veronica und Jughead einen gemeinsamen Roadtrip unternehmen, stellen sie fest, dass ihre Probleme in Riverdale sie immer noch verfolgen ...

Archie wurde wegen Mordes angeklagt und die Beweislage gegen ihn wiegt schwer. Betty, Veronica und Jughead wissen, dass er zu Unrecht unter Verdacht steht, doch wie sollen sie seine Unschuld beweisen? Die Lösung: Sie müssen zum Tatort zurückkehren, nach Shadow Lake. Also brechen die Freunde zu einem Roadtrip auf und hoffen, dort die nötigen Beweise zu finden – und wieder unversehrt nach Riverdale zurückzukehren …

Eine brandneue Hintergrundgeschichte zu dem erfolgreichen Serienhit RIVERDALE. Die Romane erzählen exklusive Geschichten, die nicht in der Serie vorkommen – ein must-have für alle Fans!

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Seitenzahl: 316

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MICOL OSTOW

RAUS AUS DER STADT

Aus dem amerikanischen Englisch

von Doris Attwood

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

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Erstmals als cbt Taschenbuch September 2019

© 2019 Archie Comics Publications, Inc.

All Rights Reserved. Riverdale and Archie Comics are

trademarks and/or registered trademarks of Archie Comics

in the US and/or other countries. German-language edition

published by Verlagsgruppe Random House GmbH/

cbj Verlag, by arrangement with Scholastic Inc.,

557 Broadway, New York, NY 10012, USA.

Die amerikanische Originalausgabe erschien unter dem Titel

»Riverdale. Get Out of Town.« bei Scholastic Inc., New York.

© 2019 für die deutschsprachige Ausgabe

cbj Kinder- und Jugendbuchverlag

in der Verlagsgruppe Random House GmbH,

Neumarkter Straße 28, 81673 München

Alle deutschsprachigen Rechte vorbehalten

Aus dem amerikanischen Englisch von Doris Attwood

Lektorat: Catherine Beck

Umschlaggestaltung: init | Kommunikationsdesign, Bad Oeynhausen

Umschlagmotive: © Archie Comics Publications, Inc. All Rights Reserved.

Cover art by David Curtis

he · Herstellung: UK

Satz: KompetenzCenter, Mönchengladbach

ISBN 978-3-641-24002-8V001

www.cbj-verlag.de

TEIL I:

DIE PARTY

PROLOG

JUGHEAD

Sommer. Schon das Wort allein beschwört eine ganze Reihe tröstlicher Bilder herauf: lange Abende, an denen man zusieht, wie die Sonne langsam über den Horizont kriecht, während Glühwürmchen geschäftig durch die Luft flimmern wie verirrte Wunderkerzen am vierten Juli. Faule Tage in der Hollywoodschaukel auf der Veranda, ein Softeis in der Hand und der ewige innere Konflikt, ob man es lieber langsam genießen oder doch hastig verschlingen soll, bevor es komplett dahinschmilzt, klebrig süß in der glühenden Hitze des grellen Sonnenscheins.

Der Sommer ist zum Faulenzen da. Man ERSCHLÄGT höchstens hin und wieder eine Stechmücke und badet ansonsten im Sweetwater River, ignoriert den Wecker am Morgen und vergisst völlig, wie spät es ist. Man lebt beinahe in einem eingefrorenen Moment, in dem sich jedes Verantwortungsgefühl in Luft auflöst und es nur noch dich, deine besten Freunde und die Überzeugung gibt, dass alles, was du tust und bist, ohnehin vergänglich ist, wie ein Nebel … und allein dir gehört.

In Riverdale gehörte der Sommer uns.

Oder zumindest dachten wir das. Bis zu diesem Sommer. Bis Archie Andrews wegen Mordverdachts verhaftet wurde und gezwungen war, den Sommer mit seiner Verhandlung im Gerichtssaal zu verbringen. Bevor wir gezwungen waren, uns mit der entsetzlichen – und entsetzlich realen – Möglichkeit auseinanderzusetzen, dass Archies Prozess erst der Anfang war.

Cassidy Bullock. Sein Tod hatte uns nicht sonderlich mitgenommen. Schließlich hatten er und seine Handlanger uns terrorisiert, als wir das Wochenende in Veronicas Hütte in Shadow Lake verbracht hatten. Und wahrscheinlich hätten sie noch viel Schlimmeres getan, wenn Veronica nicht den stillen Alarm ausgelöst hätte.

Es traf uns deshalb nicht besonders hart, dass er getötet worden war – vermutlich von Andre, dem Leibwächter der Lodges. Was uns hingegen traf, war die Tatsache, dass Hiram Lodge, Veronicas Vater, versuchte, Archie den Mord anzuhängen – und dass man Archie tatsächlich angeklagt hatte.

Endloser Sommer. Sommerflirts. Der Dichter Wallace Stevens schrieb, »eine Sommernacht ist wie ein vollkommener Gedanke«. Aber für Archie, Veronica, Betty und mich war er alles andere als vollkommen. Uns brachte er nur die Unbarmherzigkeit der Realität.

Für Archie bedeutete diese Realität, seine Aussage immer wieder durchzugehen, bis sie ihm so vertraut war wie das Atmen. Sie bedeutete, die vermeintlichen Beweise gegen ihn, die Hiram Lodge fingiert hatte, mithilfe seiner Mutter, Mary Andrews – der wahrscheinlich engagiertesten Anwältin, die ein des Mordes beschuldigter Teenager jemals an seiner Seite hatte –, sorgfältig durchzukämmen.

Die zweite Verteidigungsreihe im Team Archie führte Betty Cooper an, ebenso pragmatisch und entschlossen wie immer. Im Sommer zuvor hatte Betty, das nette Mädchen mit einer dunklen Seite von nebenan, während eines Praktikums bei einem Lifestyle-Blog in L. A. an ihren journalistischen Fähigkeiten gefeilt. Nun nutzte sie jedoch ihr detektivisches Talent, um die Unschuld ihres ältesten Freunds zu beweisen. Und das alles kurz nachdem sie erfahren hatte, dass ihr Vater der Serienmörder war, der in Riverdale unter dem Namen Black Hood sein Unwesen getrieben hatte.

Veronica Lodge wiederum, Riverdales stadteigener Fisch auf dem Trockenen, beschloss, auf ihr beträchtliches Geburtsrecht zu verzichten – und auf die damit einhergehenden berühmt-berüchtigten Verpflichtungen. Die ehemalige Prinzessin der New Yorker Park Avenue wandte sich von ihrer Familie und der finanziellen Sicherheit ab, die sie ihr garantierte. Während sie versuchte, als neue Besitzerin von Pop’s Chock’Lit Shoppe auf eigenen Füßen zu stehen, wetzte sie sich in einem unerbittlichen – und hoffnungslos festgefahrenen – Kampf mit ihrem liebsten Daddy die Hörner. Der Preis, der dem Sieger ihrer fieberhaften Fehde winkte?

Die Freiheit eines gewissen Archie Andrews. Und vielleicht sogar seine Seele.

Was mich anging, versuchte ich mein Bestes, fortzuführen, was mein eigener Vater begonnen hatte, und meine neue Rolle als Serpent-König im Sinne seiner Vorstellung von Loyalität und Familie auszufüllen. Natürlich machte ich mir Sorgen um Archie – oder besser gesagt: Ich hatte schreckliche Angst vor dem, was mit ihm passieren würde –, aber ich versuchte trotzdem, positiv zu denken, was mir von Natur aus nicht besonders leichtfällt. Aber schließlich hatte ich im wahrsten Sinne des Wortes eine ganze Bande im Rücken, die von mir erwartete, dass ich sie anführte. Die Serpents hätten alles für mich getan, genau wie für die Andrews. Vor allem, seit sie uns ein Zuhause gegeben hatte, nachdem Hiram Lodge alle vertrieben hatte, die das Pech hatten, auf der Southside zu wohnen. Mein Dad war seither als Anführer der Serpents zurückgetreten, und es war an der Zeit, dass ich ihnen zeigte, dass ich ihr Vertrauen und ihre Loyalität tatsächlich verdiente.

Das Problem war nur, dass ich mir selbst nicht sicher war, ob ich auch wirklich daran glaubte.

Durch Jason Blossoms Ermordung hatte Riverdale etwas Wesentliches, Unbeschreibliches verloren. Jahrzehntelang hatte unsere bescheidene, mustergültige Gemeinde fröhlichen Kleinstadtcharme versprüht. Niemand hatte sich je die Mühe gemacht, das Bild der typisch amerikanischen Postkartenidylle abzuziehen und hinter die Fassade zu blicken. Niemand hatte es gewollt … nicht einmal diejenigen, die es eigentlich besser wussten. Diejenigen, die die Geheimnisse dieser Stadt nur allzu gut kannten, die tief bis in ihr verrottendes, finsteres Herz reichten.

Jason Blossom, Black Hood – und nun Archie Andrews, ehemaliger Vorzeigesohn der Stadt, des Mordes angeklagt und von der Macht eines in Ungnade gefallenen Gangsters erdrückt. Kurz davor, alles zu verlieren, und das nur, weil er den einen Fehler begangen hatte, dem falschen Mann in die Quere zu kommen.

Dieser Sommer schien sich ewig hinzuziehen. Klebrig schwül und erbarmungslos hielt er uns vier in einem verworrenen Netz gefangen. Die Tage waren endlos, wie alle Sommertage, nur, dass sie sich in ihrem zähen, sirupartigen Tempo gefährlich anfühlten, bedrohlich.

Der Labor Day stand vor der Tür und mit ihm das Ende des Sommers. Den meisten Teenagern graute wahrscheinlich schon davor, wieder zurück in die Schule zu müssen: Hausaufgaben, Cliquen, früh aufstehen.

An all das dachten wir jedoch nicht, obwohl wir alles dafür gegeben hätten, uns nur darum kümmern zu müssen. Stattdessen machten wir uns Sorgen darüber, dass uns Archies letzte Chance – seine letzte Chance auf Freiheit, darauf, Hiram Lodge mit seinen eigenen Waffen zu schlagen – endgültig durch die Finger glitt.

Und wenn wir Archie nicht vor den düsteren Schrecken retten konnten, die im Herzen von Riverdale lauerten, wer würde es dann tun?

KAPITEL 1

Reggie:

Heute Abend Party in der Casa Mantle, Kumpel.

Archie:

Weiß nicht, ob ich wirklich in Partystimmung bin, Alter. Tut mir leid.

Reggie:

Das versteh ich. Aber meine Eltern sind nicht da. Und nächste Woche stehen die Schlussplädoyers an, richtig?

Archie:

Erinnere mich nicht daran.

Reggie:

Was willst du denn sonst machen? Deine Mom hat alles im Griff, todsicher. Entspann dich doch einfach mal einen Abend lang. Das hast du sicher dringend nötig, hab ich recht?

Archie:

Ich will meine Mom nicht allein lassen, während sie versucht, mir den Arsch zu retten.

Reggie:

Sie ist deine MOM. Sie will bestimmt, dass du dir einen Abend lang mal wieder wie ein ganz normaler Teenager vorkommst und nicht wie ein des Mordes angeklagter.

Reggie:

Sag mir, dass ich unrecht hab.

Archie:

Reggie:

Ich trommle den Rest der Bulldogs zusammen. Dann schick ich Veronica ne Nachricht. Sie und deine Mom werden dich schon überzeugen. Wir sehen uns dann später.

Reggie:

Nur ein freier Abend. Dann kannst du wieder lebender Toter spielen.

Archie:

Na, vielen Dank auch.

Reggie:

War nur’n Scherz. Du wirst freigesprochen. Denk mal an was anderes. Nur für einen Abend.

Archie:

Ich versuch’s. Ist nur leichter gesagt als getan.

Reggie:

Was nicht, Kumpel?

Veronica:

Archiekins, ich hab gerade ne super Nachricht von Reggie Mantle gekriegt …

Archie:

Ronnie, I♥U, aber bist du sicher, dass eine Party wirklich die beste Idee ist? Selbst wenn ich dazu in Stimmung wäre – wir sollten arbeiten. An meinem Fall. Oder zumindest ich. Mom tut es auch.

Veronica:

Arbeit allein macht nicht glücklich, Archie. Was du heute kannst besorgen, das verschiebe ruhig mal auf morgen. Frei nach Kubrick und King.

Archie:

Ich kenn nur Carrie – das Musical. Den Rest hab ich nie gelesen.

Veronica:

War auch nur ein Scherz, Liebster. Trotzdem hast du ein bisschen Spaß verdient.

Archie:

… Weil es vielleicht für lange Zeit das letzte bisschen Spaß für mich sein könnte, meinst du.

Veronica:

Das hab ich nicht gesagt. Und ich verweigere mich dieser negativen Energie. Ich habe 100%-iges Vertrauen zu unseren Fähigkeiten, deine Unschuld zu beweisen. ABER ich finde trotzdem, dass wir uns einen freien Abend verdient haben.

Archie:

Aber meine Mom …

Veronica:

Mach dir keine Sorgen. Deine Mom hält es – natürlich – auch für eine fantastische Idee. Sie war begeistert, als ich es ihr erzählt hab.

Archie:

Und was ist mit Betty?

Veronica:

Sie war schwerer zu überzeugen. Hat irgendwas von Akten und Textmarkern geplappert. Unter »hingebungsvolle Freundin« findet man im Lexikon ein Foto von ihr. Aber deine Mom hat sie überredet. Der Beweis, dass du wirklich die überzeugendste Anwältin der Welt hast – und dir mal eine Verschnaufpause gönnen kannst. Nur für einen Abend.

Archie:

Wie stehen die Chancen, dass ich es dir doch noch ausreden kann?

Veronica:

Ungefähr so hoch wie die Chance, dass du für ein Verbrechen verurteilt wirst, das du nicht begangen hast.

Veronica:

Mit anderen Worten: Ich hol dich um 8 ab.

Veronica:

Archie ist natürlich dabei.

Betty:

1+ für deine Überzeugungskräfte, V.

Veronica:

Unterschätze nie die Entschlossenheit eines Lodge.

Betty:

Gott, erinnere mich nicht daran. Genau davor habe ich ja solche Angst …

Veronica:

Nein! Fürchte dich nicht, Schwester. Vergiss einfach, was ich gesagt hab. Heute Abend gibt’s nur gute Vibes. Bis später!

Betty:

Setz deine Pflichtbewusster-Freund-Mütze auf, Jug.

Jughead:

Ich hab nur die eine Mütze, Betty. Das weißt du doch. Aber ich hab schon gehört: Party bei Reggie. Ich hatte schon Albträume, die angenehmer waren als die Aussicht darauf.

Betty:

Dann tu es für Archie. Und mich.

Jughead:

Ich bin nicht unbedingt in feierlicher Stimmung. Ich weiß gar nicht, was feierliche Stimmung IST. Aber ich kann dir auch nichts abschlagen.

Betty:

xoxo

Cheryl:

JoJo! L. A. ist ein Traum! Ich bin so froh, dass Toni mich zu dieser Spritztour quer durchs Land überredet hat. Wir sind wie … Thelma und Louise, nur ohne das tragische Ende natürlich – und wenn Susan Sarandon ein echter Rotschopf wäre, wie ich. Folgst du mir auf Insta? #ChoniGoesWest.

Josie:

Süße, du weißt doch, dass ich deiner unglaublichen Reise folge. Und ich freue mich, dass du so viel Spaß hast. Die Cats halten sich mit scharfen Krallen über Wasser. Im guten alten Riverdale ist alles beim langweiligen Alten.

Cheryl:

Wie oft muss ich dir das noch sagen? Du bist zu gut für diese verlorene Stadt. Du solltest bei uns sein, in La La Land.

Cheryl:

Gestern Abend waren wir im Theater & heute geht’s zu nem Gig ins Hotel Cafe. Toni hat praktisch zu allen coolen Läden hier Serpents-Connections.Das ist wie der ultimative VIP-Pass.

Cheryl:

Die nächste Reise wird eine Tour der Pussycats. Ich stelle mich als eure Agentin zur Verfügung.

Josie:

Du wärst auf jeden Fall ne Bombenagentin. Hab auch gerade ne Nachricht von Reggie Mantle gekriegt. Bei ihm steigt heute Abend ne Party. Nicht unbedingt so spektakulär wie L. A., aber … Wenn du wieder zurück bist, stell ich dich auch gleich noch als Bodyguard ein. Dann hätte Mantle keine Chance mehr.

Cheryl:

Männer sind solche Idioten – und der Typ ist ein besonders hartnäckiges Exemplar. Und, gehst du hin?

Josie:

Weiß noch nicht. Mal sehen, was meine Cats sagen. Vielleicht hat eine von ihnen ja was Besseres zu bieten.

Cheryl:

Tja, die Hoffnung stirbt zuletzt, Josephine. Ich drück dir alle Cherry-Cosmo-lackierten Daumen. Halt mich auf dem Laufenden!

Kevin:

Party bei Reggie heute Abend.Kommst du?

Moose:

Ja, klar. Wir sehen uns dann da. Okay?

Kevin:

Ich dachte, wir könnten vielleicht zusammen hingehen?

Moose:

Kevin:

Schon gut. Wir sehen uns da. Bis dann.

VERONICA

Normalerweise gehört die Party irgendeines Kleinstadt-Typen nicht unbedingt zu den gesellschaftlichen Ereignissen, denen ich entgegenfiebere. Zumindest nicht, bevor ich mein Herz an einen dieser Kleinstadt-Typen verloren habe … und dann hilflos vor Entsetzen mit ansehen musste, wie mein sich immer mehr in einen Comic-Bösewicht verwandelnder Vater meinen Liebsten mit seiner Macht verführte und nun sogar versucht, ihn hinter Gitter zu bringen.

Da kann ein Mädchen schon mal nervös werden, verständlicherweise. Daher überdenke ich in diesem Sommer einige meiner früheren Grundsätze noch einmal ganz neu.

Ich bin mir aber trotzdem vollkommen sicher, dass die bloße Wahrheit – Archie ist unschuldig – ausreichen wird, um ihn zu entlasten. Und wenn irgendjemand der Gerechtigkeit zum Sieg verhelfen kann, dann sind es Mrs Andrews und Betty Cooper. Die Hölle selbst kann nicht so wüten und so entschlossen kämpfen wie diese beiden.

Allerdings ist sicher ein relativer Begriff … Und obwohl ich ihn unerschütterlich benutze, wenn ich mit Archie und unseren Freunden zusammen bin, bleibt die ungeschönte Wahrheit doch immer irgendwie kleben.

Ich kenne meinen Vater. Wenn auch vielleicht nicht ganz so gut, wie ich immer dachte. Vor allem hätte ich niemals geglaubt, dass er wirklich so tief sinken würde, der Liebe meines Lebens ein Verbrechen anzuhängen – von einem Mord ganz zu schweigen. Als Archie meinem Vater allmählich näherkam, wusste ich, dass die Gefahr bestand, dass dieser gute, ehrliche amerikanische Junge korrumpiert werden würde. Und ich habe Archie sogar ausdrücklich davor gewarnt. Aber ein Teil von mir wollte auch daran glauben, dass selbst Hiram Lodge moralische Grenzen kennt.

Ganz offensichtlich habe ich mich geirrt. Wie sich herausstellte, kennt Daddy überhaupt keine Grenzen.

Und wenn ich mich schon in dieser Hinsicht so sehr geirrt habe, wer sagt mir dann, dass ich mich nicht genauso irre, was Archies Chancen auf einen Freispruch angeht?

Solche Gedanken hielten mich nachts wach, wenn ich mich in meiner luxuriösen, seidig weichen Bettwäsche von Frette wälzte.

Veronica Lodge kann absolut nichts erschüttern. Das ist so etwas wie mein ganz persönliches Markenzeichen. Und genau dieses Image würde ich vor meinen Freunden und der ganzen Stadt auch weiterhin zur Schau stellen. Solange es eben dauerte, Archies guten Ruf wiederherzustellen. Wie das wandelnde Klischee eines Country-Songs stand ich an der Seite meines Mannes. Selbst wenn ich mich ein wenig wacklig auf den Beinen fühlte.

Die Sache ist die: Wenn man ein Ungeheuer zum Vater hat, haben die Leute Mitgefühl mit einem. Sicher, einige von ihnen stehen in Daddys Schuld und wollen sich nur vergewissern, dass nichts dem Zufall überlassen bleibt. Ich mache ihnen deswegen keinen Vorwurf. Manche Leute – der weniger heldenhafte Teil der Bevölkerung – würde sich niemals offen gegen meinen Vater stellen. Es dauerte nicht lange, bis ich – nachdem er sein wahres Gesicht gezeigt hatte und unsere Familie in Ungnade gefallen war – diese Feiglinge erkannte und sie aus meinen Kontakten strich. Nun weiß ich wenigstens, auf wen ich wirklich zählen kann.

Seit wir Andre verloren haben, habe ich den Rest unserer Angestellten um den Finger gewickelt. Unser neuer Chauffeur ist zum Beispiel praktisch mein BBF. Weshalb er auch nicht das Geringste dagegen hatte, Archie und mich zu Reggies Party zu fahren, damit wir ein wenig Abstand von dem Justizdrama bekamen, das uns schon den ganzen Sommer verfolgte. Zum Glück hatte Dad noch ein spätes »geschäftliches« Telefonat – zweifellos irgendein megadubioser Deal –, das ihn in seinem Büro im Pembrooke festhielt. Selbst wenn wir zu Hause gerade nicht den Kalten Krieg nachgespielt hätten, hätte er meine Abwesenheit daher nicht bemerkt.

Ich schätze, es bringt eben auch gelegentliche Vorteile mit sich, einen absoluten Despoten zum Vater zu haben.

Die Sonne war bereits untergegangen, als wir vor dem trauten Heim der Mantles vorfuhren – eine weitere Erinnerung daran, dass sich der Sommer dem Ende entgegenneigte, und das viel zu schnell. Der Herbst stand vor der Tür, und mit ihm die unausweichliche Tatsache, dass die Schule wieder anfangen, das gewohnte Leben in Riverdale seinen Gang wieder aufnehmen und alles wieder so sein würde wie immer, genau wie jedes Jahr. Nur dass all das diesmal vielleicht ohne Archie passieren würde. Ich zitterte unwillkürlich und es lag nicht nur an der kühlen Abendluft.

»Da wären wir, Miss Veronica. Kann ich sonst noch irgendetwas für Sie tun?«

Die raue Stimme des Chauffeurs durchbrach das Durcheinander in meinem Kopf. Ich räusperte mich leise und strich die scharfen Falten am Rock meines Kate-Spade-Minikleids glatt. Es hatte ein fröhliches lila Muster und wirkte viel feierlicher, als ich mich fühlte. Aber genau das war ja der Punkt. Gut vorgetäuscht ist halb erreicht. Dieses Motto hat mir schon oft durch schwere Zeiten geholfen.

Archie legte seine warme Hand auf meine. »Alles okay, Ronnie?« Ich spürte die Hornhaut an seinen Fingerkuppen vom vielen Gitarrespielen. Ich kannte diese Hände so gut, als gehörten sie zu meinem eigenen Körper. Die Vorstellung, dass ich Archie verlieren könnte, war unerträglich. Ich musste es noch besser vortäuschen. Um Archies willen.

Ich zwang mich zu einem Lächeln. »Alles bestens!« Meine Stimme klang viel zu hoch. Ich blinzelte und winkte mit einer Hand in Richtung Haustür. »Sieht aus, als wären wir die Letzten. Perfekt. Je später der Abend …«

Die Party war ganz offensichtlich bereits in vollem Gange. Ein tiefer Bass dröhnte bis ins Innere des Wagens, während sich hinter dem Panoramafenster des Wohnzimmers ein Meer aus Gästen frenetisch im Takt bewegte. Ich konnte ein fröhliches Gewirr aus Stimmen hören, die vom Garten hinter dem Haus zu uns schwebten. Das Garagentor stand offen. Ein paar der Jungs aus der Footballmannschaft standen in der Garage, umringt von einem Schwarm sie anhimmelnder River Vixens.

Ich lehnte mich zu Archie und gab ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange. »Bereit für unseren großen Auftritt, Archiekins?«

PP:

Läuft alles? Such nach potenziellen Partnern. Wir brauchen nen zuverlässigen Kontakt in Riverdale. Der Big Man verlässt sich drauf.

Sweet Pea:

Entspann dich. Ich bin noch gar nicht da. Bin mir auch nicht sicher, ob ich wirklich mitmachen will. Ich hab andere Pläne für die Party.

PP:

Wie süß. Zu dumm nur, dass du in der Sache kein Mitspracherecht hast.