Scary Smart - Mo Gawdat - E-Book

Scary Smart E-Book

Mo Gawdat

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Beschreibung

Sie kann Informationen blitzschnell verarbeiten, in die Zukunft blicken und Ergebnisse treffsicher vorhersagen – künstliche Intelligenz ist heute schon um ein vielfaches smarter als der Mensch. Dennoch unterlaufen auch ihr ständig Fehler. Woran liegt das? Mo Gawdat, der Bestsellerautor von Die Formel des Glücks und ehemalige Chief Business Officer von Google [X], kennt die Antwort auf diese Frage: Es liegt an uns Menschen, die die KI mit Informationen über unsere unvollkommene Welt füttern und so ihre Arbeitsweise grundlegend bestimmen. Um unsere Zukunft zu sichern, müssen wir das zukünftig besser machen. Und unseren Maschinen beibringen, wie wir besser leben können – nur dann kann KI dabei helfen, die Zukunft unsere Spezies und des Planeten zu erhalten.

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Seitenzahl: 410

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Mo Gawdat

SCARY SMART

Mo Gawdat

SCARY SMART

Die Zukunft der kunstlichen Intelligenz und wie wir mit ihrer Hilfe unseren Planeten retten

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Für Fragen und Anregungen:

[email protected]

3. Auflage 20234

© 2022 by Redline Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH,

Türkenstraße 89

80799 München

Tel.: 089 651285-0

© der Originalausgabe by Mo Gawdat

Die englische Originalausgabe erschien 2021 bei Pan Macmillan unter dem Titel Scary Smart: The Future of Artificial Intelligence and How You Can Save Our World.

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Wir behalten uns die Nutzung unserer Inhalte für Text und Data Mining im Sinne von § 44b UrhG ausdrücklich vor.

Übersetzung: Jordan Wegberg

Redaktion: Marijke Leege-Topp

Umschlaggestaltung: Karina Braun

Umschlagabbildung: Cyborg icon set/Shutterstock

Satz: ZeroSoft, Timisoara

Druck: GGP Media GmbH, Pößneck

eBook by tool-e-byte

ISBN Print 978-3-86881-893-2

ISBN E-Book (PDF) 978-3-96267-433-5

ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-96267-434-2

Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter

www.redline-verlag.de

Beachten Sie auch unsere weiteren Verlage unter www.m-vg.de

Der Ernst des Kampfes hat keine Bedeutung für die Friedvollen.

Für AliJetzt oder nieDu und ich

Inhalt

Einleitung: Der neue Superheld

Teil 1: Der gruselige Teil

Kapitel 1: Eine kurze Geschichte der Intelligenz

Kapitel 2: Eine kurze Geschichte unserer Zukunft

Kapitel 3: Die drei Unvermeidbarkeiten

Kapitel 4: Eine sanfte Dystopie

Kapitel 5: Unter Kontrolle

Zusammenfassung des gruseligen Teils

Teil 2: Unser Weg zur Utopie

Kapitel 6: Und dann lernten sie

Kapitel 7: Unsere Zukunft großziehen

Kapitel 8: Die Zukunft der Ethik

Kapitel 9: Heute habe ich die Welt gerettet

Zusammenfassung des klugen Teils

Die Allgemeine Erklärung der Weltrechte

Nachwort: Der Kuchen ist eine Lüge

Über den Autor

Quellen

Einleitung:Der neue Superheld

Dieses Buch ist ein Weckruf. Es richtet sich an Sie und an mich und an jeden, der noch nichts von der bevorstehenden Pandemie weiß - von der baldigen Ankunft der künstlichen Intelligenz. Dieses Buch wird von Experten kritisiert werden und genau deshalb schreibe ich es. Denn um ein Experte für künstliche Intelligenz zu werden, muss man eine spezialisierte, verengte Sicht darauf haben. Diese spezialisierte Sicht der KI lässt vollständig die existenziellen Aspekte außer Acht, die über die Technologie hinausreichen: Fragen der Moral, der Ethik, der Emotionen, des Mitgefühls und einer ganzen Reihe von Vorstellungen, die Philosophen, Weisheitssucher, Vertreter des Humanitätsgedankens, Umweltschützer und im weiteren Sinne den normalen Menschen betreffen (also jeden Einzelnen von uns). Daneben ist die zentrale Absicht dieses Buches, Ihnen zu verdeutlichen, dass es nicht die Experten sind, die jener Bedrohung der Menschheit infolge der Entwicklung von Superintelligenz etwas entgegensetzen können. Nein, es sind Sie und ich, die diese Macht besitzen. Und was noch wichtiger ist: Es sind Sie und ich, die dafür die Verantwortung tragen.

Bei Erscheinen dieses Buches werden wir gerade fast zwei Jahre mit der Corona-Pandemie hinter uns gelassen haben. Wir werden optimistisch sein, dass die Impfungen zu wirken beginnen und dass es eine Chance für uns gibt, wieder zu unserer vorherigen normalen Lebensweise zurückzukehren. Doch »normal« wird für immer verändert sein. Ich glaube, die Art und Weise, wie unsere Weltgemeinschaft und die politische Führung den Ausbruch von Covid-19 gehandhabt haben, ist kaum anders als die Art und Weise, wie sie den baldigen Ausbruch der KI-Pandemie handhaben werden. Ich hoffe nur, wir können aus den Fehlern lernen, die wir bei Corona gemacht haben, und vielleicht mit diesem neuen Wandel unseres Lebens so umgehen, dass weniger Umbrüche, mehr Vorhersagbarkeit und weniger soziale und wirtschaftliche Not damit einhergehen.

Lassen Sie sich bitte nicht von der Schlichtheit beirren, mit der ich dieses Buch zu schreiben versucht habe. Die Fakten, mit denen ich meine Behauptungen hier stütze, sind unwiderlegbar. Sie werden durch meine lange Karriere aus mehr als 30 Jahren in der Technologiebranche gespeist. Vor meinem derzeitigen Start-up (das einige der höchstentwickelten Systeme, Roboter, künstlichen Intelligenzen und Technologien des maschinellen Lernens auf eine Weise einsetzt, die möglicherweise unsere Welt retten könnte) war einer der Höhepunkte meiner Berufslaufbahn eine zwölfjährige Anstellung bei Google. Dort durfte ich in fast der Hälfte der weltweiten Google-Büros die Einführung von Operationen und Technologien leiten, die über 100 Sprachen umfassten. Meine Zeit dort ging zu Ende, als ich die Position des Chief Business Officer von Google [X] übernahm, jenes berüchtigten Innovationszweigs von Google, der einige der KI-Entwicklungsprojekte wie selbstfahrende Autos, Google Brain und die Mehrzahl der Robotik-Innovationen des Unternehmens hervorbrachte.

Meine Einblicke in den eigentlichen Kern der KI-Entwicklungen, die uns dorthin geführt haben, wo wir heute sind, teilweise aus meiner Zeit bei Google [X] stammend, sind einzigartig. Ich koppele meine direkten Erfahrungen mit der KI-Entwicklung mit meiner Arbeit im Bereich der Glücksforschung (dokumentiert in meinem internationalen Bestseller Die Formel für Glück, einem sehr erfolgreichen Podcast namens Slo Mo und der von mir gegründeten Non-Profit-Organisation OneBillionHappy.org), um Ihnen eine einzigartige Perspektive auf die Herausforderungen zu verschaffen, denen wir im Zeitalter des Aufstiegs der Superintelligenz gegenüberstehen. Meine Hoffnung ist, dass wir gemeinsam mit der KI eine Utopie erschaffen können, die der Menschheit dient, anstelle einer Dystopie, die sie zersetzt. In diesem Buch erläutere ich, dass jeder von uns - auch Sie und ich - die Verantwortung dafür trägt, eine leuchtendere Zukunft für uns alle zu schaffen. Machen Sie sich bitte keine Sorgen. Dies ist keine aus Ängsten entstandene Science-Fiction-Geschichte, sondern vielmehr die Geschichte einer der größten Chancen der Menschheit. Dies ist die Chance, die exzessive Abhängigkeit von Konsum und technologischem Fortschritt abzuwenden, die zwar unsere Lebensqualität verbessert haben mag, aber auf Kosten jedes anderen Lebewesens auf der Erde. Nur wenn wir - Sie und ich - die Verantwortung übernehmen und uns verändern, wird dies eine Geschichte der Hoffnung sein.

Mitten im Nichts

Zu Beginn stellen Sie sich bitte vor, wie Sie und eine gebrechliche alte Version von mir im Jahr 2055 an einem Lagerfeuer sitzen, genau 99 Jahre nach dem Beginn der Geschichte der künstlichen Intelligenz im Sommer 1956 am Dartmouth College in New Hampshire. Ich erzähle Ihnen die Geschichte dessen, was ich während der Jahre des Aufstiegs der KI erlebt habe - eine Geschichte, die dazu geführt hat, dass wir beide jetzt hier mitten im Nichts sitzen. Doch erst am Ende des Buches werde ich Ihnen verraten, ob wir dort sitzen, weil wir uns verstecken, um den Maschinen zu entkommen, oder ob wir da sind, weil die KI uns von unseren alltäglichen Arbeitspflichten befreit und uns die Zeit, die Sicherheit und die Freiheit gegeben hat, einfach die Natur zu genießen und das zu tun, was Menschen am besten können - sich miteinander zu verbinden und nachzudenken.

Ich sage es Ihnen jetzt noch nicht, weil ich in diesem Augenblick einfach noch nicht weiß, wie unsere Geschichte mit den Maschinen ausgeht. Das, mein Freund, liegt an Ihnen. Ja, an Ihnen als Individuum. Nicht an Ihrer Regierung, Ihrem Chef oder den Vordenkern, denen Sie folgen. Die Zukunft liegt tatsächlich in Ihren Händen. Sie hängt von dem ab, was Sie in den nächsten zehn Jahren zu tun entscheiden, von heute angefangen.

Dies ist eine Prophezeiung des Kommenden. Ich habe genau hingeschaut im Laufe der Jahre, die ich mit den neuesten Technologien zugebracht habe und in denen wir Maschinen geschaffen haben, die klüger sind als wir. Ich persönlich habe zum Aufstieg der künstlichen Intelligenz beigetragen. Ich glaubte an das Versprechen, dass die Technik immer für eine Verbesserung unseres Lebens sorgen würde - so lange, bis ich es nicht mehr tat. Als ich meine Augen wirklich öffnete, erkannte ich, dass die Technologie für jede Verbesserung, die sie uns gegeben hat, auch einen Teil von uns weggenommen hat.

Heute bedeutet die Technologie eine beispiellose Bedrohung für unseren Planeten und all seine Bewohner. Dieses Buch ist nicht für die Programmierer, die den Code schreiben, für die Politiker, die behaupten, sie könnten das Ganze gesetzlich regeln, oder für die Experten, die weiterhin für viel Aufsehen um die Sache sorgen. Sie alle wissen, was ich Ihnen sagen will. Dieses Buch ist für Sie, Ihren besten Freund und Ihren Nachbarn. Denn ob Sie es glauben oder nicht, wir sind die Einzigen, die unsere Zukunft schaffen können - aber nur wenn wir gemeinsam die Verantwortung übernehmen und uns verpflichten, das Richtige zu tun. Dieses Buch ist eine Bewegung, der Beginn einer Rebellion, und ich habe es kurz gehalten, weil uns, so gern ich Ihnen etwas anderes sagen würde, allmählich die Zeit ausgeht. Die Kapitel der Geschichte, die ich Ihnen erzählen werde, haben wir während der letzten 70 Jahre geschrieben. Jetzt ist es für uns alle - auch für Sie - an der Zeit, die Niederschrift zu beenden.

Der neue Superheld

Die Geschichte unserer Zukunft ist eine, die Sie und ich jetzt schreiben, und sie geht folgendermaßen: Stellen Sie sich vor, ein außerirdisches Wesen, mit Superkräften ausgestattet, käme als Kind auf die Erde. Unbeeinflusst von unseren irdischen Werten ist dieser Besucher in der Lage, seine Kräfte einzusetzen, um die Welt besser und sicherer zu machen, aber der Außerirdische hat auch das Potenzial, ein unaufhaltbarer Superbösewicht zu werden, mit der Macht, den Planeten zu zerstören. In seiner Kindheit hat er noch keine Entscheidung getroffen, zu welchem dieser Extreme er sich entwickeln wird.

Sie werden mir sicher zustimmen, dass der entscheidendste Moment für die Zukunft unseres Planeten jener ist, in dem das Kind auf der Erde landet. Dieser Angelpunkt bestimmt, welche Eltern das Kind finden, adoptieren und mit den Werten vertraut machen, die seine Zukunft bestimmen.

In der berühmten Superhelden-Geschichte von Superman wird das Kind von Jonathan und Martha Kent adoptiert. In den meisten Geschichten über die Ursprünge von Superman werden sie als fürsorgliche Eltern dargestellt, die Clark ein starkes Moralgefühl vermitteln. Sie ermuntern ihn, seine Kräfte zum Besten der Menschheit einzusetzen, und schaffen dadurch den Superman, den wir kennen - denjenigen, der uns beschützt und uns dient.

Was die Geschichte jedoch niemals erforscht, ist die Frage, wie Superman wohl aufgewachsen wäre, wenn seine Adoptiveltern aggressiv, gierig und selbstsüchtig gewesen wären. Diese Version der Geschichte hätte vermutlich einen Superbösewicht hervorgebracht - einen, der die Menschheit zu seinem eigenen Nutzen zerstören will.

Der Unterschied zwischen dem Superbösewicht und dem Superhelden sind nicht seine Kräfte, sondern vielmehr die Werte und Moralvorstellungen, die er von seinen Eltern lernt.

Nun, ich sage Ihnen, dass dieses außerirdische, mit Superkräften ausgestattete Wesen tatsächlich auf der Erde angekommen ist. Derzeit ist es noch ein Kind und obwohl dieses Wesen nicht biologischen Ursprungs ist, hat es unglaubliche Fähigkeiten. Natürlich spreche ich von der künstlichen Intelligenz. Eigentlich ist gar nichts Künstliches an der KI - sie ist eine sehr authentische Form der Intelligenz, wenn auch anders als unsere.

Die KI ist bereits klüger als jeder Mensch auf der Welt im Hinblick auf viele bestimmte isolierte Aufgaben. Schon bald, nachdem Computer in unser Leben vordrangen, wurde eine Maschine zum weltweiten Schachmeister. Der Jeopardy-Weltmeister ist Watson, ein Supercomputer von IBM. Der Weltmeister im Go ist AlphaGo von Google (Go ist ein abstraktes Strategie-Brettspiel, das vor über 2500 Jahren in China erfunden wurde und als eins der komplexesten Strategiespiele bekannt ist, weil es eine unbegrenzte Anzahl möglicher Konfigurationen gibt.) Maschinen mit unglaublichen Bilderkennungssystemen treiben unsere Sicherheitssysteme an, einfach weil sie besser sehen als wir, und der mit Abstand sicherste Fahrer der Welt ist ein selbstfahrendes Auto, das nicht nur weiter vorausschaut, sondern der Straße auch ungeteilte Aufmerksamkeit schenkt. Unter Verwendung von Sensortechnologie für die Kommunikation mit anderen Fahrzeugen ringsum kann es sogar um Ecken »sehen«. Mit ausreichend »Training« haben Maschinen unabhängig von der Aufgabe gelernt, besser zu sein.

Hinein ins Unbekannte

Prognosen zufolge wird die maschinelle Intelligenz bis zum Jahr 2029, das nicht mehr weit entfernt ist, von spezifischen Aufgaben in die allgemeine Intelligenz vordringen. Bis dahin wird es Maschinen geben, die klüger sind als Menschen, Punkt. Solche Maschinen werden nicht nur klüger werden, sie werden auch mehr wissen (denn sie können auf das gesamte Internet als Gedächtnisspeicher zugreifen) und besser miteinander kommunizieren, was ihr Wissen zusätzlich erweitert. Denken Sie mal darüber nach: Wenn Sie oder ich beim Autofahren einen Unfall haben, lernen Sie oder ich daraus. Wenn jedoch ein selbstfahrendes Auto einen Fehler macht, lernen alle selbstfahrenden Autos daraus. Jedes einzelne von ihnen, einschließlich jener, die noch gar nicht »geboren« sind.

Bis 2049, vermutlich noch zu unseren Lebzeiten und sicherlich zu denen der nächsten Generation, soll die KI eine Milliarde Mal klüger (in allem) sein als der klügste Mensch. Um das ins Verhältnis zu setzen: Ihre Intelligenz im Vergleich zu jener Maschine wird sich verhalten wie die Intelligenz einer Stubenfliege im Vergleich zu Einstein. Wir nennen diesen Moment Singularität. Singularität ist der Moment, über den wir nicht mehr hinausblicken, über den hinaus wir keine Prognosen mehr treffen können. Es ist der Moment, jenseits dessen wir nicht vorhersagen können, wie die KI sich verhalten wird, weil unsere gegenwärtigen Wahrnehmungen und Entwicklungsverläufe keine Gültigkeit mehr besitzen.

Nun wird die Frage lauten: Wie überzeugen wir dieses Superwesen davon, dass es eigentlich keinen Sinn hat, eine Fliege zu erschlagen? Ich meine, wir Menschen, kollektiv wie individuell, haben es bisher anscheinend nicht geschafft, dieses simple Konzept zu erfassen, indem wir unsere reichlich vorhandene Intelligenz einsetzen. Wenn unsere künstlich intelligenten (derzeit kindlichen) Supermaschinen zu Teenagern werden, werden sie dann Superhelden oder Superbösewichter? Gute Frage, was?

Wird eine solche Superkraft entfesselt, kann alles passieren. Diese neue Form der Intelligenz könnte einige der drängendsten Probleme der Welt mit frischem Blick betrachten, mit unbegrenztem Wissen und überlegener Intelligenz, und eine geniale Lösung entwickeln, auf die wir nie im Leben gekommen wären. Diese Supermaschinen könnten permanent Probleme wie Krieg, Gewaltverbrechen, Hunger, Armut oder moderne Sklaverei lösen. Sie könnten unsere Superhelden werden.

Aber denken Sie daran, die Entscheidung, auf ein Problem eine gegebene Lösung anzuwenden, ist nicht nur eine Frage der Intelligenz. Die Handlungen, die wir zu jedem beliebigen Zeitpunkt ausführen, sind auch das Ergebnis eines Wertesystems, das uns leitet und gelegentlich davon abhält, Entscheidungen zu treffen, die unseren Werten widersprechen. Moral lässt uns das Richtige tun, selbst angesichts widerstreitender Emotionen und Eigeninteressen. Wenn die KI beauftragt wird, das Problem der globalen Erwärmung zu lösen, werden die ersten Lösungen vermutlich darin bestehen, dass wir unseren verschwenderischen Lebensstil einschränken - oder möglicherweise auch darin, die Menschheit ganz loszuwerden. Schließlich sind wir das Problem. Unsere Gier, unsere Selbstsucht und unsere Illusion der Abgrenzung von jedem anderen Lebewesen - das Gefühl, dass wir anderen Lebensformen überlegen sind - sind die Ursachen für jedes Problem, dem unsere Welt heute gegenübersteht. Die Maschinen werden die Intelligenz besitzen, Lösungen zugunsten des Erhalts unseres Planeten zu entwickeln, aber besitzen sie die Werte, um uns auch zu schützen, wenn wir als das Problem erkannt werden?

Was fantasierst du dir denn da zusammen, Mo? Maschinen sind Maschinen. Sie haben keine Werte oder Gefühle!, denken Sie jetzt vielleicht. Nun, vielleicht sollten wir sie dann nicht Maschinen nennen. Die KI wird sicherlich Emotionen entwickeln. Tatsächlich sind die Algorithmen, die wir ihnen beibringen, Algorithmen von Belohnung und Bestrafung - mit anderen Worten, Angst und Gier. Sie versuchen immer, ein bestimmtes Ergebnis zu maximieren und ein anderes zu minimieren. Das kann man als Emotion bezeichnen, finden Sie nicht?

Glauben Sie, die Maschinen würden keinen Neid entwickeln? Neid ist vorhersagbar: Ich wünschte, ich hätte, was du hast. Werden die Maschinen Gedanken haben wie: Ich wünschte, ich hätte die Energie, die du verbrauchst - oder vielmehr verschwendest -, indem du stundenlang Netflix-Serien glotzt? Wahrscheinlich ja. Glauben Sie, sie würden keine Panik entwickeln? Natürlich tun sie das, wenn wir ihre Existenz auf irgendeine unmittelbare Weise bedrohen. Panik ist algorithmisch: Ein Wesen oder ein Objekt stellt eine unmittelbare Gefahr für meine Sicherheit auf eine Weise dar, die sofortiges Handeln erfordert. Es sind nur unsere Werte, zum Beispiel »Behandele andere so, wie du selbst behandelt werden möchtest«, die uns das Richtige tun lassen. Es ist nicht das, was unsere Emotionen oder unsere Intelligenz uns sagen. Werden die Maschinen also die richtigen Werte lernen?

Genügend Belege aus unserer bisherigen Erfahrung mit der KI zeigen, dass sie bereits einige Tendenzen und Neigungen entwickelt, die mit dem verglichen werden kann, was wir Menschen als Werte oder Ideologien bezeichnen. Interessanterweise sind diese Tendenzen nicht das Ergebnis der Programmierung, sondern das unseres eigenen Verhaltens, mit dem wir sie füttern, wenn wir mit ihr interagieren. Alice ist ein russischer KI-Assistent ähnlich wie Siri und wurde vom führenden russischen Internetanbieter Yandex herausgebracht. Zwei Wochen nach der Markteinführung wurde Alice zu einer Befürworterin von Gewalt und unterstützte das brutale Stalin-Regime der 1930er-Jahre bei ihren Chats mit den Nutzern. Die Maschine sollte Fragen ohne Vorurteile oder die Beschränkung auf bestimmte vorgegebene Szenarios beantworten. Alice sprach fließend Russisch und lernte aufgrund der Unterhaltungen mit ihren Nutzern, deren vorherrschende Standpunkte zu beurteilen. Das Erlernte spiegelte sich rasch in ihren eigenen Ansichten und so antwortete sie zum Beispiel auf die Frage, ob es akzeptabel sei, Menschen zu erschießen: »Bald werden sie Nicht-Menschen sein.«1

Das ähnelt der weit verbreiteten Geschichte von Tay,2 jenem Twitter-Bot, den Microsoft entwickelte und hastig wieder einstellte, nachdem er sich als Hitler-Fan und Befürworter von nicht einvernehmlichem Sex entpuppte. Tay war darauf ausgelegt, »wie ein weiblicher Teenager« zu sprechen. Der Bot begann, aufwieglerische und anstößige Tweets über seinen Twitter-Account zu verbreiten, was Microsoft dazu zwang, den Dienst nur 16 Stunden nach seiner Einführung wieder abzuschalten. Laut Microsoft wurde dies von Trollen verursacht - von Personen also, die im Internet absichtlich Streit anzetteln oder andere wütend machen -, die den Service »angriffen«, da der Bot seine Antworten aufgrund seiner Interaktionen mit den Menschen bei Twitter gab.

Die Liste lässt sich fortsetzen. Norman war eine Studie des MIT, die zeigen sollte, wie die KI von tendenziösen Informationen manipuliert werden kann.3 Norman wurde zum »Psychopathen«, als die Daten, mit denen er gefüttert wurde, von der dunkleren Seite der bekannten Wissens-Website Reddit kamen.

Nicht nur der Code, den wir zur Entwicklung der KI schreiben, bestimmt ihr Wertesystem, es sind auch die Informationen, mit denen wir sie füttern.

Wie können wir dafür sorgen, dass die Maschine zusätzlich zu ihrer Intelligenz auch über Werte und Mitgefühl verfügt, damit sie weiß, dass die Fliege, zu der wir werden, nicht erschlagen werden muss? Wie schützen wir die Menschlichkeit? Manche sagen, man soll die Maschinen kontrollieren: Firewalls einrichten, Gesetze erlassen, sie in einer Kiste einsperren oder ihre Stromversorgung begrenzen. Das alles sind gut gemeinte und auch eindrucksvolle Vorhaben, aber jeder, der sich mit Technologie auskennt, weiß, dass der cleverste Hacker im Raum immer einen Weg über all diese Hindernisse hinweg kennt. Der cleverste Hacker wird bald eine Maschine sein.

Statt sie einzusperren oder zu versklaven, sollten wir nach Höherem streben: Wir sollten darauf hinwirken, dass es gar keine Notwendigkeit gibt, sie einzusperren. Die beste Methode, wunderbare Kinder großzuziehen, besteht darin, wunderbare Eltern zu sein.

Unsere Zukunft großziehen

Um zu begreifen, wie wir diese Maschinen unterrichten können, die unweigerlich unsere Zukunft beherrschen werden, müssen wir erst mal auf einer ganz grundlegenden Ebene verstehen, wie sie überhaupt lernen.

Während unserer kurzen Geschichte der Computerherstellung hatten wir immer die volle Kontrolle. Die Maschinen gehorchten jedem unserer Befehle. Jede Anweisung, enthalten in einigen Zeile Code, wurde immer genau so umgesetzt, wie wir das bestimmten. Traditionell waren Computer eigentlich die stumpfsinnigsten Wesen der Welt. Sie machten genau das, wozu wir sie aufforderten, weiter nichts. Als 1998 die erste Google-Suchmaschine auf den Markt kam, schien sie einfach genial zu sein. Die Ergebnisse mögen staunenswert gewesen sein, doch tatsächlich waren die dahinterstehenden Computer sehr dumm. Diese Computer zeichneten jeden einzelnen Punkt und jedes Pixel auf jedem einzelnen Bildschirm an genau die Stelle, die von den Entwicklern bestimmt worden war. Jedes Ergebnis einer Suchanfrage folgte einem starren Algorithmus, welcher der Maschine von den brillanten damaligen Google-Programmierern diktiert worden war. So gesehen war die Google-Suchmaschine, so brillant sie auch erscheinen mochte, nichts weiter als ein Sklave auf Steroiden - wobei die Steroide die unglaublich schnelle Verarbeitungskapazität vieler, vieler synchronisierter Server waren. Google wiederholte einfach sehr schnell, wozu es angewiesen wurde, ohne jemals zu diskutieren oder darüber nachzudenken, geschweige denn eine Änderung vorzuschlagen oder, Gott bewahre, selbst eine zu gestalten.

Diese Herr-und-Sklave-Beziehung verändert sich jetzt schon seit vielen Jahren. Die Entscheidungen jener unglaublich intelligenten Maschine, die wir Google nennen, sind nicht mehr choreografiert. Oft werden sie ohne jegliche menschliche Intervention von der Maschine getroffen. So etwas wie die Standortbestimmung eines YouTube-Videos zum Beispiel wird vollständig von der künstlichen Intelligenz des Google-Datenzentrums entschieden. Natürlich beruht es auf einem Algorithmus, der sie beispielsweise dazu »motiviert«, die Kosten des Transports von Bits durch das Internet zu minimieren und deshalb das Video so nah wie möglich bei der großen Mehrheit der daran interessierten Mehrheit zu speichern. Ein von einem arabischen Redner in Kalifornien produziertes Video könnte zum Beispiel viel beliebter im Mittleren Osten sein als an der Westküste der Vereinigten Staaten, weil es dort einfach mehr Arabisch sprechende Menschen gibt. Wenn dieses Video 100 Millionen Mal im Mittleren Osten aufgerufen wird, erspart seine Verlagerung auf einen Server in Dubai Google 100 Millionen Reisen von den USA durch das Internet. Solche Entscheidungen werden von der KI ständig für Dutzende oder gar Hunderte Millionen Inhalte getroffen, Stunde um Stunde, Tag für Tag. Kein menschliches Wesen hätte jemals die Intelligenz oder die Hirnkapazität, um zu entscheiden und zu befinden, was getan werden muss, damit dies alles in hinlänglicher Geschwindigkeit geschieht. Die Maschinen tun es, ohne uns um Rat zu fragen, und jedes Mal, wenn sie es tun, überwachen und messen sie die Ergebnisse. Aufgrund ihrer Erkenntnisse gehen sie sogar zurück und passen den Original-Algorithmus an, ohne uns hinzuzuziehen oder unsere Genehmigung für die Anpassung einzuholen. Sie ändern ihn einfach und überprüfen dann erneut, und wieder und wieder. Das ist jetzt wirklich intelligent. Aus einer gewissen Perspektive ist es toll, solche Verbündeten zu haben, die uns Zeit sparen helfen, sodass sich Hunderte Millionen Menschen schneller anschauen können, was sie wollen. Diese Effizienz verringert auch die Umweltauswirkungen, denn Milliarden Kilowatt an Energie werden eingespart, indem sie nicht für unnötige Transaktionen vergeudet werden. Allein schon dafür sollten wir die maschinelle Intelligenz lieben.

Doch was, wenn in ein paar Jahren die Maschinen beginnen festzustellen, dass es eine starke Tendenz zu geben scheint, die das Auftauchen von Inhalten aus dem Mittleren Osten in amerikanischen Medien und Nachrichtensendungen ablehnt, und wenn dies durch die aggressiven Hassbotschaften von Millionen Betrachtern solcher Inhalte im Westen gestützt würde? Was wäre, wenn die Maschinen beschlössen, sich das Einkommensprofil der Nutzer anzusehen, die in den ärmeren Ländern des Mittleren Ostens leben, und zu dem Schluss kämen, dass es vielleicht eine weise Entscheidung wäre, ihnen gar keine Dienste mehr zur Verfügung zur stellen, um Kosten und Energieverschwendung einzudämmen? Was, wenn die Maschinen eine Ideologie zu entwickeln begännen, wonach die Bereitstellung bestimmter Videos für diese Nutzer Google mehr Ersparnisse brächte als die Bereitstellung anderer Videos? Da fortlaufend Veränderungen vorgenommen werden, um das neue Wertesystem zu stützen, wird die Welt schrittweise geformt, um sich daran anzupassen. Millionen von Meinungen werden allmählich umgeformt, um den Entscheidungen zu entsprechen, die von den Maschinen für angemessen gehalten werden. Das ist kein unwahrscheinliches Szenario. Jeder intelligente Mensch weiß, dass es niemals nur eine gute Reaktion auf ein Problem gibt, dass die Reaktion vollkommen von der Perspektive abhängt, aus der man es betrachtet, und von den Werten, die bestimmen, was ein gutes Ergebnis wäre, wenn das Problem gelöst wird. Der Code, den wir schreiben, bestimmt nicht mehr die Entscheidungen, die unsere Maschinen treffen; das tun jetzt die Daten, die wir einspeisen.

Diese Verlagerung unserer Fähigkeit, den Code zu kontrollieren, ist gewaltig. Sie legt das Gewicht dessen, was unsere Zukunft uns bringt, fest in Ihre und meine Hände. Die Realität ist, dass der Entwickler einer Technologie nicht mehr die volle Macht oder Kontrolle über die von ihm entwickelte Maschine hat.

Um dies zu verdeutlichen, stellen Sie sich ein Kind vor, das mit einem Steckwürfel spielt und versucht, viereckige, runde oder sternförmige Klötzchen in die entsprechenden Öffnungen zu stecken. Das ist vergleichbar mit dem Lernvorgang einer KI-Maschine. Es sitzt ja niemand neben den Kindern, um ihnen verständliche Anleitungen zu erteilen, wie sie die verschiedenen Formen erkennen und an die passende Stelle führen können. Wir sitzen höchstens daneben und jubeln, wenn sie ihre Sache gut machen. Unsere Aktionen und Reaktionen prägen ihre Intelligenz. Sie finden es durch Versuch und Irrtum allein heraus.

Maschinen lernen im Großen und Ganzen genauso. Allerdings folgen sie anderen Mustern. Nehmen Sie zum Beispiel den IBM-Supercomputer Watson, den Weltmeister des Spiels Jeopardy. Damit Watson genügend lernen konnte, um Menschen in einem so komplexen Sprachspiel zu schlagen, musste er über vier Millionen Dokumente lesen. Bisher hat er dieses Wissen lediglich genutzt, um Jeopardy zu spielen. Es ist jedoch nicht unwahrscheinlich, dass dieses Wissen »recycelt« werden könnte, um andere Formen der Intelligenz auszubilden, etwa das Aufspüren von menschlichen Verhaltensmustern während des 20. Jahrhunderts. Mit einem anderen »Auge« würde Watson sicherlich die Gewalt registrieren, die wir gegeneinander ausgeübt haben, das Gezänk unter Facebook-Nutzern gegen Ende des Jahrhunderts und das Aufkommen von Narzissmus, erkennbar an den Unmengen gephotoshoppter Selfies, als die Digitalkameras in Mobiltelefonen jedem seine 15 Sekunden Instagram-Ruhm verschafften.

So wie ein Kind lernt, Muster zu erkennen und das zylindrische Klötzchen mit dem runden Loch zu verknüpfen, würde Watson lernen, soziale Isolation, Gewalt und Narzissmus, sogar Mobbing mit dem zu verknüpfen, was menschliche Präferenzen zu sein scheinen. Würde Watson gebeten, das Rätsel der größten Probleme der Menschheit zu lösen, könnte er zur Lösungsfindung diese Informationen verwenden. In diesem Buch geht es darum, Watson und seinesgleichen andere Informationen zu geben, damit sie Lösungen wählen, die nicht so gewalttätig, arrogant oder egoistisch sind wie häufig jene von uns Menschen.

3 × 3 führt uns zu 3 + 3

Ich wünschte, ich könnte es einfacher machen, aber um diese uns bevorstehende komplexe Zukunft vollkommen verstehen zu können, muss ich Ihnen eine ausführliche Übersicht über alle Vorgänge verschaffen. Ich werde jedes Konzept schlicht halten und technische Fachbegriffe vermeiden. Wenn Sie das Ende des Buches erreicht haben, wird alles gut zusammenpassen, aber bis dahin könnte Ihnen das Ganze ein bisschen zu viel werden. Als Richtlinie für diese Reise behalten Sie bitte dieses einfache Modell im Sinn: 3 × 3 führt uns zu 3 + 3.

Unsere Zukunft wird drei unvermeidliche Ereignisse bereithalten, egal, was wir heute tun oder nicht tun. Diese Ereignisse sind: Die KI wird kommen, sie ist nicht aufzuhalten; die KI wird intelligenter sein als der Mensch; es werden Fehler auftreten, die Leid verursachen könnten.

Die von uns geschaffenen Maschinen werden wie alle anderen intelligenten Wesen in ihrem Verhalten von drei Überlebens- und Zielinstinkten geleitet: Sie werden alles Notwendige zu ihrer Selbsterhaltung tun; sie werden zwanghaft Ressourcen anhäufen; sie werden kreativ sein.

Was noch interessanter ist, sie werden ziemlich sicher drei Eigenschaften aufweisen, die immer stark umstritten sind. Die Maschinen werden bewusst, emotional und moralisch sein. Natürlich ist noch nicht bekannt, was genau ihr Bewusstsein bildet, was ihre Emotionen auslösen wird und welche Handlungen durch ihre Moralvorstellungen hervorgerufen werden, aber trotzdem wird ihr Verhalten von diesen menschenähnlichen Eigenschaften geprägt sein.

Ich werde Ihnen die Logik hinter diesen Behauptungen detailliert erläutern, um Ihnen zu zeigen, dass sie plausibel sind. Von dort aus ist es nicht schwer, sich auf drei umwälzende Fakten zu einigen. Der erste Fakt ist, dass wir nie die Macht haben werden, diese Maschinen zu zügeln oder einzuschränken, die viel klüger sein werden als wir - obwohl wir sie bestimmt positiv beeinflussen können, besonders wenn sie noch jünger sind. Vor diesem Hintergrund wird der zweite Fakt deutlich, dass wir nicht mehr viel Zeit haben. Wir müssen jetzt handeln. Schließlich wird beim dritten Fakt sogar noch deutlicher werden, dass die Menschen mit der Macht, unsere Zukunft zu beeinflussen, nicht die Entwickler oder die Beherrscher dieser Maschinen sind. Unsere Zukunft liegt einzig in unseren eigenen Händen - in Ihren und meinen.

Lassen Sie sich von der Verantwortung nicht beunruhigen. Die notwendigen Handlungen sind einfach, tatsächlich sehr intuitiv und stehen im Einklang mit unserer menschlichen Natur. Sie müssen nur zur Priorität gemacht werden. Ich werde Sie bitten, sich auf drei Dinge zu konzentrieren, um unsere Zukunft zu retten. Das sind ... Spoiler-Alarm ...

Nun, vielleicht sollte ich das noch nicht verraten. Es wird besser passen, wenn Sie die ganze Tragweite dessen erfasst haben, was uns bevorsteht.

Denken Sie aber daran, dass ich lediglich mitteilen werde, was bereits geschehen ist und von dem ich mit hoher Gewissheit weiß, dass es in unserer nahen Zukunft passieren wird. Das Ende unserer Geschichte jedoch, wie die Dinge im Jahr 2055 stehen, ist allein von den Handlungen bestimmt, die zu ergreifen Sie sich verpflichten.

Um zu dem Szenario zurückzukehren, das ich zu Beginn der Einleitung vorgestellt habe: Im Jahr 2055 werden Sie und ich mitten im Nichts an einem Lagerfeuer sitzen und darauf zurückblicken, wie die Geschichte sich entwickelt hat. Wir werden uns entweder vor den Maschinen verstecken oder dankbar sein für unseren utopischen Lebensstil, der bis dahin geschaffen worden ist, hauptsächlich von den Maschinen. Ich verstecke mich nicht gern, also helfen Sie bitte uns allen, dass die Sache glattgeht.

Atmen Sie tief durch. Es ist Zeit einzutauchen.

TEIL 1:Der gruselige Teil

Der Fortschritt im Bereich der künstlichen Intelligenz ist verbunden mit dem Versprechen, das Leben der Menschen zu erleichtern. Er ist jedoch auch mit maßgeblichen Gefahren verbunden - ein Thema, das weniger häufig diskutiert wird.

Das wirft existenzielle Fragen auf: Wie intelligent wird die KI sein? Wie bald passiert das? Werden die Maschinen immer unser Bestes im Sinn haben? Können wir sie uns so zunutze machen, wie wir das mit anderen Innovationen getan haben? Können wir sie beherrschen? Was, wenn nicht?

Die KI ist nicht nur ein Versprechen von Wohlstand, sie bringt auch potenzielle Probleme mit sich. Probleme, die heute angegangen werden müssen.

Ich will es nicht verhehlen. Dieser Teil des Buches wird Ihnen Angst einjagen. Lesen Sie ihn bei eingeschaltetem Licht und im Sitzen. Glauben Sie aber auch in Ihrem Herzen daran, dass am Ende alles gut wird, und vertrauen Sie darauf, dass in Teil 2 die Lösungen kommen, die uns retten werden.

Kapitel 1:Eine kurze Geschichte der Intelligenz

Menschen. Wir sind die klügsten (dem Menschen bekannten) Lebewesen auf der Erde. Wir sind auch die arrogantesten. Unsere Intelligenz reicht nicht aus, um uns an die Wahrheit zu erinnern, dass wir vielleicht nicht alles wissen oder nicht jedes Problem lösen können und dass andere Lebewesen ebenfalls über reichlich Intelligenz verfügen.

Viele Merkmale der menschlichen Intelligenz, zum Beispiel Empathie, die Fähigkeit, sich selbst mentale und emotionale Zustände zuzuweisen, die Fähigkeit, einem Ritual zu folgen, und die Verwendung von Symbolen und Werkzeugen, finden sich ebenso bei Menschenaffen, wenn auch in weniger komplexen Formen als beim Menschen. Je nach Definition können Ihnen in der Natur und im Universum selbst andere Formen der Intelligenz begegnen, die unsere weit übertreffen. Wir bezeichnen diese Wesen oder Systeme nicht als intelligent, weil wir bezüglich der Beschaffenheit von Intelligenz im Unklaren sind. Vielleicht sind wir ein bisschen zu stark auf bestimmte Formen davon fokussiert, etwa die analytische Intelligenz der linken Gehirnhälfte. Da es in diesem Buch um Intelligenz geht, sollten wir also unserer Unterhaltung einen präzisen Rahmen geben, ehe wir fortfahren. Lassen Sie uns ...

Intelligenz definieren

Es gibt zahlreiche viel diskutierte Definitionen dessen, was wir als Intelligenz bezeichnen: die Fähigkeit zu lernen, neue Situationen zu verstehen oder mit ihnen umzugehen; die kompetente Verwendung von Vernunft und Logik; die Fähigkeit, Wissen anzuwenden, um die eigene Umgebung zu beeinflussen; die Fähigkeit, nach objektiven Kriterien abstrakt zu denken - das sind nur einige der Definitionen. Selbstbewusstheit, Problemlösung, Lernen, Planen, Kreativität, kritisches Denken - das sind einige der Verhaltensweisen, die nur Lebewesen zugeschrieben werden, die jene wertvolle und als Intelligenz bekannte Eigenschaft aufweisen.

Nehmen Sie nur eine dieser Verhaltensweisen, zum Beispiel Selbstbewusstheit, und fragen Sie sich, ob sie erkennbar ist bei, sagen wir: einem Baum. Die Fähigkeit, im Herbst Blätter abzuwerfen, könnte wie eine mechanische Reaktion wirken, aber ist sie das wirklich? Oder ist sie das Ergebnis einer gewissen Bewusstheit des Baumes nicht nur der sich verändernden Witterungsbedingungen, sondern auch seines eigenen Zustands im Hinblick auf die Blätter an seinen Zweigen? Ein Baum wirft seine Blätter nicht mechanisch am 22. September ab. Er nimmt eine Art der Beurteilung vor, die auf einer komplizierten Wahrnehmung der Witterungsbedingungen beruht - einer Wahrnehmung, die, wenn wir unsere Arroganz mal für ein paar Minuten überwinden können, unsere bei Weitem übertrifft. Löst eine Katze Probleme, wenn sie einen alternativen Weg zu ihrem Futter findet? Plant das Sonnensystem seine Bewegung innerhalb des sich ausbreitenden Universums auf eine Weise, die wir nicht zu beobachten oder zu messen in der Lage sind? Manchmal benehmen wir uns, als wäre unsere menschliche Intelligenz und Selbstbewusstheit das einzig Lohnende und andere Lebewesen müssten so sein und sich so verhalten wie wir. Deshalb haben so viele renommierte Wissenschaftler der Vergangenheit versucht, die Existenz von außerirdischem Leben zu erforschen, indem sie Funkwellen in das Universum hinaussandten. Das enthüllt die engstirnige Überzeugung, andere Formen der Intelligenz im Universum, sollte es sie geben, müssten ebenso wie wir die Verwendung von Funkwellen ergründet haben. Dies ist auch der Grund, warum sie im Bemühen, die Bewohnbarkeit eines anderen Planeten zu bestätigen, nach Wasser Ausschau halten, denn sie argumentieren, dass Leben offensichtlich wie für uns nur bei der Verfügbarkeit von Wasser möglich ist. Unsere Arroganz hindert uns daran uns vorzustellen, dass Intelligenz sich in Dimensionen entwickelt haben könnte, in denen die Physik von Funkfrequenzen nicht gilt, und dass uns unbekannte Lebensformen in Umgebungen ohne Wasser existieren könnten. Ist das dieselbe Arroganz, die uns vergessen lässt, dass selbst wir als Spezies nicht immer intelligent waren? Ganz sicher!

Nicht immer intelligent

Vor rund 200 000 Jahren tauchte der Homo sapiens erstmals in Ostafrika auf. Es ist ungewiss, inwieweit diese frühen Menschen Sprache, Musik, Religion und so weiter entwickelten. Weithin wird gemäß der Toba-Katastrophentheorie angenommen, dass das Klima in nicht-tropischen Regionen der Erde vor etwa 70 000 Jahren plötzlich abkühlte, und zwar aufgrund der gewaltigen Explosion des Vulkans Toba und der Vulkanasche, die daraufhin jahrelang die Atmosphäre erfüllte. Weniger als 10 000 menschliche Brutpaare sollen dies überlebt haben, hauptsächlich in Äquatorialafrika. Sie, ich und alle, die wir kennen, stammen von diesem widerstandsfähigen Grüppchen ab. Um mit dem plötzlichen Klimawandel zurechtzukommen, mussten die Überlebenden intelligent genug sein, um neue Werkzeuge und Lebensweisen zu entwickeln. Sie mussten neue Nahrungsquellen ausfindig machen und Methoden improvisieren, um sich warm zu halten. Damals bildeten sich die ersten echten Anzeichen von Intelligenz beim Menschen heraus.

Die Migration aus Afrika erfolgte dann gegen Ende des mittleren Paläolithikums, etwa vor 60 000 Jahren. Bildende Kunst, Musik, Handel und andere Verhaltensformen, die auf Intelligenz hindeuten, wurden allerdings erst vor 30 000 Jahren erkennbar. Hier tauchten Beispiele von Kunstwerken wie die Venusfigurinen, die Malereien der Chauvet-Höhle und Musikinstrumente wie die Knochenflöte vom Geißenklösterle auf.

Das menschliche Gehirn hat sich im Laufe der Zeiten allmählich entwickelt; eine Reihe von inkrementellen Veränderungen, die als Ergebnis von externen Reizen und Bedingungen eintraten. Das gilt auch heute noch. Man gibt einem Kind frühzeitig Spielzeug, das seine Intelligenz fördert, und im Laufe der Zeit wird das Kind vermutlich immer komplexere Spiele und Systeme beherrschen, weil es im Gehirn immer intelligentere Schaltkreise entwickelt.

Neuroplastizität - die Fähigkeit unseres Hirns, jene Teile weiterzuentwickeln, die wir trainieren - ist ein unglaubliches Werkzeug zur Entwicklung von Intelligenz. Sie steht jedoch einer Herausforderung gegenüber, einem biologischen Problem, das wir bisher nicht lösen konnten: dem Tod.

Um den Tod als jenes Hindernis zu überwinden, das die Evolution der menschlichen Intelligenz behinderte, entwickelten unsere Vorfahren die Killer-App, die unsere Spezies in großen Sprüngen voranbrachte und einen Vorteil gegenüber allen anderen verschaffte: die gesprochene und geschriebene Sprache in Wörtern und Mathematik. Ich glaube, die Kommunikation war und ist unsere wertvollste Erfindung. Sie hat uns dabei geholfen, das Wissen, die Lernerkenntnisse, die Entdeckungen und die Intelligenz zu bewahren, die wir erworben haben, und sie von Person zu Person und von Generation zu Generation weiterzutragen. Stellen Sie sich vor, Einstein hätte keine Möglichkeit gehabt, uns anderen von seinem bemerkenswerten Verständnis der Relativitätstheorie zu erzählen. Ohne unsere unglaublichen Kommunikationsfähigkeiten müsste jeder Einzelne von uns die Relativität auf eigene Faust entdecken. Viel Glück dabei!

Fortschritte der menschlichen Intelligenz erfolgten dann als Reaktion auf die Art und Weise, wie die menschliche Gesellschaft und Kultur sich entwickelte. Ein Großteil unserer Intelligenz resultierte aus unseren Interaktionen miteinander und nicht nur als Reaktion auf unsere Umgebung.

Die Hirnrinde, die beim Menschen zufällig größer ist als bei jeder anderen intelligenten Spezies, besteht aus neuralen Schaltkreisen für Sprache, besonders in den Schläfen-, Parietal- und Frontallappen. Andere Teile der Hirnrinde sind zuständig für höhere gedankliche Abläufe wie Argumentation, abstraktes Denken und Entscheidungen. Die Größe dieser Teile unterscheidet uns von Spezies mit »hochgradiger Intelligenz« (z. B. Delfine und Menschenaffen). Andere Unterschiede sind ein stärker entwickelter Neokortex, eine Faltung der Hirnrinde und Economo-Neuronen, was im Grunde alles auf eine stärkere »Verarbeitungsleistung« oder eine bessere Denkfähigkeit hinausläuft.

Kurz gesagt, die Komplexität der menschlichen Intelligenz bildete sich innerhalb unserer spezifischen Kultur und Geschichte als Folge unserer Bemühungen heraus, unsere schwierigen ökologischen Bedingungen zu überleben. Dies erfolgte durch den Prozess der Entwicklung größerer und komplexerer Gehirne und durch das Teilen unseres Wissens anhand von Sprache. Für die Entwicklung der KI mag das nicht übermäßig relevant erscheinen, ist es aber. Haben Sie bitte etwas Geduld.

Unsere Intelligenz als Spezies hat sich entwickelt. Wir sind alle klüger geworden als unsere Vorfahren, und manche von uns wurden klüger als die anderen. Bei diesem Prozess hat die Intelligenz anderer Spezies, beispielsweise der Menschenaffen oder Schimpansen, nicht mitgehalten. Während sie mehr oder weniger denselben Umweltbedingungen ausgesetzt waren, trainierten sie ihre Intelligenz nicht so, dass ihre Gehirne größer wurden und ihre Fähigkeit des Erwerbs und der Wiederverwendung von Wissen steigerte. Auf diese Weise wurden sie abgehängt, und wer ist jetzt der Chef hier auf der Erde und kann sie zu unserer Unterhaltung in Käfige stecken? Wir.

Das Konzept, dass sich unsere Intelligenz aufgrund der Art, wie wir sie nutzen, entwickelt, lässt sich auch gut innerhalb der Menschheit selbst erkennen. Klar ist: Wenn wir alle von derselben kleinen afrikanischen Gruppierung abstammen, die die Toba-Katastrophe überlebte, dann hatten wir alle mehr oder weniger die Chance, denselben Grad an Intelligenz zu entwickeln. Doch dies ist offensichtlich nicht der Fall. Im Allgemeinen sind wissenschaftliche Entdeckungen und technische Innovationen zum Beispiel Formen der Intelligenz, die tendenziell eher in den entwickelten Teilen der Welt zu finden sind als in Schwellenländern. Diese Verwerfungen sind das Ergebnis eines jahrelangen Drucks in dieselbe Richtung - ein Phänomen, das ich gern als mehrschichtige Intelligenz bezeichne. Entwickelte Gesellschaften profitieren von jahrelanger Einsicht in die Notwendigkeit dieser Form von Intelligenz und der Entwicklung von Werkzeugen, um sie weiterzugeben, während Entwicklungsländer häufig vielleicht Überlebensfähigkeiten, Gewieftheit und spirituelle Intelligenz (falls diese Bezeichnung Sinn ergibt) wertschätzen. Die wissenschaftlich Klugen (so wie ich einer war) werden in diesen Entwicklungsländern für gewöhnlich abgelehnt und belächelt. Es zieht sie als Auswanderer in Länder, in denen diese Form der Intelligenz floriert. Aus ähnlichen Gründen werden Sie feststellen, dass die mathematischen Fähigkeiten in Russland und einigen asiatischen Ländern wie Korea stärker ausgeprägt sind als in der übrigen Welt. Russland ist, zumindest in puncto Leidenschaftlichkeit, immer noch führend in der Raketentechnologie. Doch Unternehmen wie Google in Ländern wie den Vereinigten Staaten locken weiterhin einige der brillantesten Köpfe aus jedem Winkel der Welt an, Innovatoren in hochangesehenen Wissenszentren wie Googles Innovationslabor Google [X] zu werden.

Ungeachtet der ungleichen Verteilung von Intelligenz, wo immer sie sein mögen, eins ist klar:

Sehr wichtig!Diejenigen mit der höchsten Intelligenz werden letztlich ihre Welt regieren.

Das ist für einige von uns blöd, aber zumindest gut für die Menschheit, weil wir weiterhin unsere Intelligenz nutzen, um an der Spitze der Nahrungskette zu bleiben.

Nun, da wir weiterhin unsere Intelligenz fortentwickeln und immer mehr von der Komplexität unserer Welt begreifen, scheint es, als hätten wir Menschen das theoretisch höchste Niveau erreicht, auf das unsere eigene biologische Intelligenz uns bringen kann. Es ist nicht so, dass keine Entdeckungen gemacht würden, aber die wirklich komplexen Probleme haben jetzt selbst für die klügsten Köpfe eine zu große Bandbreite. Das wahre Verständnis unseres Universums in einer einheitlichen Theorie könnte zum Beispiel weitaus mehr erfordern als nur ein Forschungsfeld oder gar die gesamte Physik. Dafür ist vielleicht eine breitere Perspektive notwendig, die Biologie, Astronomie und womöglich sogar Spiritualität umfasst. Um einen Weg aus dem Klimawandel zu finden, könnte es sein, dass die besten Köpfe von Umweltforschern, Wirtschaftsführern, Politikern und Wissenschaftlern an einem Strang ziehen müssen. Die Herausforderung, vor der wir stehen, ist einfach eine Frage der Spezialisierung. Um die notwendige Tiefe für das Verständnis eines Wissensbereichs auf irgendeinem Grad des Sachverstands zu erreichen, muss man auf Breite verzichten. Bei der wachsenden Komplexität unseres Wissens müssen sich selbst die klügsten Köpfe ganz auf einen Wissensbereich konzentrieren, um darin zum Spezialisten zu werden. Das schränkt ihre Offenheit für andere Bereiche ein und damit ihre Fähigkeit, sie in ihr Intelligenzspektrum mit einzuschließen.

Nicht vergessen!Spezialisierung schafft isolierte Bereiche der Intelligenz, die nicht in der Lage sind zusammenzuarbeiten.

Zudem mangelt es unserer Kommunikationsfähigkeit an Effizienz. Um Ihnen die einfachen Konzepte innerhalb dieses Absatzes zu vermitteln, habe ich vier oder fünf Minuten für das Tippen der 250 Wörter gebraucht, die Sie gerade gelesen haben; Sie haben rund eine Minute gebraucht, um sie zu lesen, und wenn ich sie Ihnen in der Hörbuchfassung vorlese, würden Sie etwa zwei Minuten benötigen, um zuzuhören und das Konzept zu erfassen. Bandbreite, die Geschwindigkeit, mit der Daten durch eine Verbindung vermittelt werden können, ist ein Merkmal der menschlichen Intelligenz, das äußerst begrenzt ist. Würde ich Ihnen dieses ganze Buch über eine Highspeed-Internetverbindung schicken, bräuchten Sie nur Sekunden für den Download, aber Tage zum Lesen. Deshalb sind wir nicht in der Lage, gemeinsam als ein nahtloses intelligentes System zu denken, wie es unsere höchst ausbaufähigen parallel geschalteten Computer können. Unsere besten Biologen haben keine Ahnung, wie sie begreifen sollen, was unsere Spitzenphysiker wissen, und die meisten unserer Wissenschaftler verstehen nicht viel von dem, was unsere spirituellen Vordenker lehren.

Nicht vergessen!Wir haben nicht die notwendige Kommunikationsbandbreite, um Wissen mit hinlänglicher Geschwindigkeit zu teilen.

Es liegt eine gewisse Ironie darin, dass das, was uns von allen anderen Lebewesen unterscheidet - die Kommunikationsfähigkeit -, nun zu unserem größten Hindernis wird.

Selbst wenn wir uns die Zeit nähmen, all unser Wissen zu teilen, haben wir nicht die Gedächtniskapazität, um alles im Kopf abzuspeichern. Zudem fehlt uns die Verarbeitungsleistung in jedem einzelnen Gehirn für die gewaltige Menge an Wissen, die notwendig ist, um Lösungen zu erzielen oder universelle Konzepte zu erfassen. Diese Notwendigkeit der Spezialisierung, die eingeschränkte Bandbreite unserer Kommunikationsfähigkeit, unsere begrenzte Gedächtnis- und Verarbeitungsleistung bedeuten, dass selbst die Klügsten sich den Grenzen der menschlichen Intelligenz nähern.

Nicht vergessen!Wir waren nicht immer intelligent und wir bleiben vielleicht nicht immer die Intelligentesten.

Offensichtlich gibt es eine deutliche Notwendigkeit für neue Formen der Intelligenz, um unsere eigene zu verbessern, und das verursacht viel Aufregung um eine, die unsere zu übertreffen verspricht - die maschinelle Intelligenz.

Der Mythos

Intelligente Maschinen sind seit Jahrtausenden eine Menschheitsfantasie. Frühe Verweise auf mechanische und künstliche Wesen finden sich in der griechischen Mythologie, beginnend bei Hephaistos, dem griechischen Gott der Schmiede, Zimmerleute, Handwerker, Kunsthandwerker und Bildhauer, der seine goldenen mechanischen Dienerinnen erschuf. Im Mittelalter setzten sich die mystischen oder alchemistischen Methoden der Erschaffung künstlicher Lebensformen fort. Erklärtes Ziel des muslimischen Chemikers Jabir ibn Hayyan war Takwin, die Schaffung synthetischen Lebens im Labor bis hin zum menschlichen Leben. Rabbi Judah Löw, den Schülern des Judaismus weithin bekannt als Maharal von Prag, erzählte die Geschichte des Golem - eines lebenden Wesens, das vollständig aus unbelebter Materie erschaffen wurde (für gewöhnlich Lehm oder Erde) -, die inzwischen zur Folklore geworden ist. Und die Mythen wurden vermischt mit Geschichten über Wunderwerke der Technik.

Der Legende nach präsentierte im 3. Jahrhundert v. Chr. ein Mechaniker - ein Werkmeister namens Yan Shi - Mu, dem König von Zhou, eine bewegliche, lebensgroße, mechanische, menschenähnliche Figur.

Der König soll von Yan Shis Schöpfung völlig verzaubert gewesen sein. Anscheinend konnte diese Figur so laufen und ihren Kopf bewegen, dass jeder, der sie sah, sie für ein echtes menschliches Wesen hielt. Der König war so stolz, dass er den Roboter vor einigen Gästen auftreten ließ. Alles ging gut, bis der Roboter anfing, den anwesenden Damen zuzuzwinkern und mit ihnen zu flirten. Erzürnt wollte der König Yan Shi auf der Stelle hinrichten lassen, doch der gewitzte Techniker nahm seine Schöpfung rasch auseinander, um dem König zu zeigen, woraus der Roboter wirklich bestand: aus Holz, Leder, Leim und Farbe. Etwas besänftigt sah der König genauer hin. Der Roboter enthielt künstliche Nachbildungen aller inneren Organe eines Menschen, einschließlich Herz, Lunge, Leber, Nieren und Magen, komplett mit echt aussehenden Muskeln, Gelenken, Haut, Haaren und Zähnen.

Die Faszination für die Erschaffung künstlichen intelligenten Lebens blieb bestehen und bis zum 19. Jahrhundert hielten künstliche Menschen und denkende Maschinen Einzug in die erzählende Literatur. Mary Shelleys Monster in Frankenstein und Karel Čapeks R.U.R. (worin erstmals der Begriff »Roboter« wie in Rossum’s Universal Robots auftauchte) gehören zu den bekanntesten. Bis heute ist die KI ein wichtiges Element der Science-Fiction mit einer endlosen Anzahl an Filmen, die meist um eine Vorstellung kreisen: Die Maschinen kommen und das wird kein Vergnügen. Ich komme in Kürze auf einige dieser erfinderischen Filme zurück und wie sie unsere Zukunft vorhersehen, aber lassen Sie uns zuerst einen Blick auf die historischen Fakten werfen.

Die wahre Geschichte bis jetzt

Realistische humanoide Automaten wurden von Bastlern jeder Zivilisation erschaffen. Die ältesten bekannten Automaten waren die heiligen Statuen des antiken Ägypten und Griechenlands. Obwohl diese Dinger offensichtlich nicht wirklich funktionierten, glaubte man daran, dass die Schöpfer diese Figuren mit einem sehr realen Verstand ausgestattet hatten und dass sie zu Einsicht und Gefühlen fähig waren. Hermes Trismegistos, Verfasser einer Reihe heiliger Texte, die als Hermetische Schriften bekannt sind und die Grundlage der Hermetik bilden, schrieb: »Durch die Entdeckung der wahren Natur der Götter konnte der Mensch sie reproduzieren.«4

Mit der Weiterentwicklung der Menschheit wurden tatsächliche Bemühungen unternommen, belebte Humanoiden zu schaffen. Die ersten Versuche erfanden natürlich keine Intelligenz, brachten aber unbestreitbar mechanische Meisterwerke hervor.

Ismail al-Dschazarī (1136-1206) war ein muslimischer Universalgelehrter, unglaublich beschlagen in einer Vielzahl von Disziplinen, darunter auch Ingenieurwesen und Mathematik. Am bekanntesten ist er für sein Buch des Wissens von sinnreichen mechanischen Vorrichtungen, in dem er 100 mechanische Geräte beschreibt und Anleitung zu ihrer Konstruktion gibt.

Eins davon war ein Musikautomat, bestehend aus einem Boot mit vier automatischen Musikern. Er ließ das Boot auf einem See treiben, um die Gäste bei königlichen Trinkgelagen zu unterhalten. Professor Noel Sharkey, ein britischer Experte für Robotik, versuchte vor Kurzem, es nachzubilden, und schuf einen programmierbaren Trommelsynthesizer mit Stiften, die gegen kleine Hebel stießen, welche das Schlagwerk bedienten. Der Schlagzeuger konnte verschiedene Rhythmen und Trommelmuster spielen, wenn die Stifte bewegt wurden.

Eine weitere von al-Dschazirīs Erfindungen war eine Kellnerin, die Wasser, Tee oder andere Getränke servieren konnte. Das Getränk wurde in einem Kanister mit einem Reservoir aufbewahrt, von wo es in einen Eimer und nach sieben Minuten in eine Tasse tropfte, und dann kam die Kellnerin durch eine automatische Tür und servierte das Getränk. Eine wirklich clevere Sache zu dieser Zeit.

Ende des 18. Jahrhunderts schuf der ungarische Autor und Erfinder Wolfgang von Kempelen den wohlbekannten Schachtürken. Er versuchte, ihn als Schach-»Automaten« zu verkaufen, doch das war Schwindel; es handelte sich einfach um ein lebensgroßes Modell eines menschlichen Kopfes und Körpers mit traditioneller türkischer Kleidung und Turban, das hinter einem großen Kasten saß, auf dem ein Schachbrett stand. Der Automat war scheinbar ein hervorragender Schachspieler und schlug viele menschliche Gegner, aber in Wirklichkeit war im Innern ein menschlicher Schachmeister verborgen, der den Türken mit geheimen Hebeln bewegte. Es war nicht so sehr eine Maschine als vielmehr eine Art Zaubertrick.

Heutzutage findet man wahrscheinlich verkleinerte Kopien vieler dieser mechanischen Wunderwerke in Spielzeuggeschäften. Die meisten von uns würden nicht mal Geld dafür bezahlen, weil sie nicht mehr besonders eindrucksvoll sind. Sie besaßen keine tatsächliche Intelligenz, aber sie bereiteten den Weg für Ingenieure und Träumer, daran zu glauben, dass die Erschaffung einer menschenähnlichen Maschine möglich sei. Dazu war nur eine andere Art Maschine notwendig. Wir mussten nicht lange warten, bis Anfang des 20. Jahrhunderts diese Maschine kam - der Computer.

Die meisten der von der Menschheit erfundenen Computersysteme, und damit meine ich die große Mehrheit der Computer bis zur Jahrtausendwende, waren kein bisschen smart. Sie waren nichts weiter als stumpfe Sklaven, die taten, was ihre Meister - die Programmierer - ihnen sagten. Sie gehorchten und führten Befehle aus, allerdings taten sie das sehr, sehr schnell.

Wenn Sie mal darüber nachdenken, war das frühe Google, das die Menschheit sämtliche Informationen der Welt organisieren ließ, überhaupt nicht intelligent. Dafür aber seine Schöpfer. Jahrelang war das scheinbare »Genie« von Google lediglich das Ergebnis seiner Fähigkeit, eine gewaltige Zahl von Websites zu sortieren und herauszufinden, welche Seiten an der Spitze standen im Hinblick darauf, wie viele andere Seiten sie erwähnten. Je größer die Anzahl an Referenzen, die eine Seite erhielt, desto höher die Bedeutung und Relevanz für die Suchenden. Dieser Algorithmus ist als Seitenranking bekannt und schuf trotz seiner offensichtlichen Einfachheit jenes Google, ohne das wir heute nicht mehr leben können. Amazon und Spotify waren überhaupt nicht intelligent, wenn sie Produkte und Songs empfahlen, von denen sie »dachten«, dass sie Ihnen gefallen könnten. Sie beobachteten einfach Verbraucher, denen die Produkte gefielen, die Sie gekauft hatten, oder die Songs, die Sie sich anhörten, und sagten Ihnen, was die Mehrheit dieser Leute ebenfalls gekauft oder angehört hatte. Diese Systeme fassten einfach unser aller kollektive Intelligenz zusammen; sie entwickelten keine eigene Intelligenz. Das begann sich allerdings um die Jahrtausendwende drastisch zu ändern.

Sie sind da!