Schattenheilung - Ulrike Dahm - E-Book

Schattenheilung E-Book

Ulrike Dahm

4,7

Beschreibung

Was auch immer einen an anderen Menschen stört: Es weist auf nicht integrierte Schattenaspekte der eigenen Persönlichkeit hin. Diese werden nur allzu gern verborgen - vor anderen und vor einem selbst -, haben jedoch massive Auswirkungen auf das Leben: Sie belasten Beziehungen, rufen psychische und physische Krankheiten hervor und schwächen die Lebenskraft. Um 'ganz' zu werden, gilt es, den Schatten zu integrieren und liebevoll anzunehmen - und so zu heilen. Das Buch der erfahrenen Therapeutin Ulrike Dahm ist ein Reiseführer in das Schattenreich der Seele. Es zeigt verschiedene Möglichkeiten auf, wie der Schatten ans Licht geholt und geheilt werden kann. Schattenheilung ist ein wichtiger Beitrag, um inneren und äußeren Frieden zu erlangen. Der Gewinn: Man fühlt sich lebendig, kraftvoll und frei.

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Seitenzahl: 248

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Ulrike Dahm

Schattenheilung

Die dunkle Seite der Seele befreien

 

 

 

 

 

 

 

Über die Autorin

Ulrike Dahm ist Heilpraktikerin für Psychotherapie und arbeitet seit 20 Jahren in eigener Praxis in Unterhaching bei München – mit systemischer Einzel-, Paar- und Familientherapie, Sexualtherapie, Traumatherapie u. v. m.

Sie ist Ausbilderin für Voice Dialogue und Autorin mehrerer Bücher.

 

Hinweis

Die Inhalte dieses Buches sind nach bestem Wissen und Gewissen von der Autorin zusammengetragen und geprüft worden. Sie ersetzen aber keine heilpraktische, ärztliche oder therapeutische Diagnose oder Behandlung. Weder Autorin noch Verlag übernehmen irgendeine Gewähr, Haftung oder Garantie.

 

Dieses Buch enthält Verweise zu Webseiten, auf deren Inhalte der Verlag keinen Einfluss hat. Für diese Inhalte wird seitens des Verlags keine Gewähr übernommen. Für die Inhalte der verlinkten Seiten ist stets der jeweilige Anbieter oder Betreiber der Seiten verantwortlich.

ISBN 978-3-8434-6125-2

Ulrike Dahm:Umschlag: Murat Karaçay, Schirner,Schattenheilungunter Verwendung von #24342727,Die dunkle Seite der Seele befreien(miiko), www.fotolia.deCopyright © 2013 Schirner Verlag,Redaktion: Rudolf Garski,DarmstadtSchirner E-Book-Erstellung: HSB T&M, Altenmünster

www.schirner.com

1. E-Book-Auflage 2014

Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Funk, Fernsehen und sonstige Kommunikationsmittel, fotomechanische oder vertonte Wiedergabe sowie des auszugsweisen Nachdrucks vorbehalten

Inhalt

Über die Autorin

Einführung

Was ist eigentlich der Schatten?

Der lichte Schatten

Der dunkle Schatten

Entstehungsgeschichte des Schattens

Maskenspiel: Die Entwicklung unserer Persönlichkeit

Unsere innere Vielfalt erkennen

Ich will lieber ganz sein als gut

Die vier Dimensionen des Schattens

Der biologische Schatten: Unser animalisches Erbe

Der kollektive Schatten: Die Achse des Bösen

Der Familienschatten: Bei uns ist alles in Ordnung

Der persönliche Schatten: So bin ich nicht

Schattenspiele: Begegnung mit der dunklen Seite der Seele

Wie sich der Schatten im Alltag zeigt

Der Schatten der anderen ist interessant, der eigene Schatten blamabel

Schattenspiele in Liebesbeziehungen: Was wir nicht selbst entwickeln, das heiraten wir

Wie sich der Schatten im Körper oder in der Seele als Krankheit manifestiert

Die dunkle Seite von Religion und Spiritualität

Die dunkle Seite der Sexualität

Der Schatten im Traum

Der Schatten im Märchen und im Film

Schattengefühle

Liebe und Freude

Der Tod – Schatten der Schatten

Flucht vor dem Schatten: Unsere Abwehrmechanismen

Die Verdrängung: Ach, wie gut, dass niemand weiß …

Die Projektion: Gut, dass ich nicht bin wie du!

Die Reaktionsbildung: Eigentlich bin ich ganz anders …

Das Ungeschehenmachen: Was nicht sein darf, kann nicht sein …

Die Verleugnung: Mir passiert so etwas nicht!

Verschiebung: Immer auf die Kleinen!

Rationalisierung: Man muss das verstehen!

Auswirkungen des Schattens

Die Früchte der Schattenarbeit

Ganzheit

Wahlfreiheit

Lebendigkeit, Vitalität

Toleranz und Mitgefühl

Innerer Frieden – äußerer Frieden

Reiserouten nach innen: Wie wir Licht ins Dunkel bringen können

Entwickeln Sie Ihren inneren Reiseführer – das Bewusste Ich

Achtung vor dem Inneren Kritiker

Achtsamkeit – der Schlüssel zur Entdeckung des Schattens

Voice Dialogue: Das Gespräch mit Ihren Schattenanteilen suchen

Schattenaufstellungen – Aufstellungen des inneren Systems

Projektionen aufdecken – THE WORK von Byron Katie

Lassen Sie sich ehrliches Feedback geben

Was vermeiden Sie?

Ratschläge für andere zu uns zurücknehmen

Sich verteidigen, rechtfertigen, entschuldigen

Finden Sie das Gute im Schlechten und das Schlechte im Guten

Ich bin ich – und ich bin du. Du bist du – und du bist ich. Wir sind nicht getrennt.

Annehmen, was ist

Zum Abschluss

Quellen

Einführung

Wie habe ich als Kind den Michaelistag, den 29. September, geliebt! Traditionsgemäß gingen an diesem Tag alle Kinder in Augsburg auf den Rathausplatz zum »Turamichele« (auf Hochdeutsch: Turm-Michael). Das Turamichele ist ein Figurenspiel im Perlachturm und zeigt den Kampf des Erzengels Michael mit dem Teufel. Bei jedem Glockenschlag sticht der hölzerne Michael mit einer Lanze auf den zu seinen Füßen liegenden Satan ein. Der zuckte und zappelte, und wir Kinder zählten immer begeistert mit.

In meiner Kinderwelt war das Böse leicht zu besiegen. Erst Jahre später erkannte ich, dass dem Teufel, dem Schatten, nicht mit Gewalt beizukommen ist, denn Gewalt erzeugt nur Gegengewalt. Was das Dunkle, Böse, der Schatten am allermeisten braucht, ist unser Verständnis, Mitgefühl und unsere Liebe.

Zum ersten Mal kam ich bewusst in Kontakt mit meinem Schatten, als mein Mann mir eröffnete, dass er sich in eine andere Frau verliebt hatte und mich verlassen wollte. Im ersten Moment glaubte ich, mich verhört zu haben. Mich verlassen? Obwohl ich ihm innerlich schon längst gekündigt hatte und schon seit einem Jahr auf dem Weg aus der Beziehung war, gab ich ihm in einem Anfall rasender Eifersucht eine schallende Ohrfeige. Ich war außer mir und hätte ihn am liebsten erwürgt. Wie konnte er es nur wagen, mich zu betrügen! Doch die Ohrfeige brachte nur für kurze Zeit Erleichterung. Ich war noch nicht ganz aus dem Haus gestürzt, da wurde ich auch schon von abgrundtiefen Schuldgefühlen geplagt. »So tief bist du noch nie gefallen! Jetzt löst du Konflikte neuerdings handgreiflich«, flüsterte mein Innerer Kritiker hämisch.

Ich war in einer Siedlung aufgewachsen, die die katholische Kirche für kinderreiche Familien gebaut hatte. Unsere Nachbarn hatten neun Kinder. Häufig hörten wir den arbeitslosen Vater betrunken herumbrüllen. Er schlug seine Frau und die Kinder, was meine Eltern sehr empörte. Sie waren gebildet und fühlten sich in diesem Umfeld immer als etwas Besseres. Und so war es natürlich für mich eine Katastrophe, als ich selbst handgreiflich wurde. In unserer Familie wurde nicht laut gestritten. Mein Selbstbild geriet komplett ins Wanken. Ich konnte es einfach nicht fassen, welch »mörderische« Aggressionen in mir steckten. Nie zuvor hatte ich mich so erlebt. Schließlich war Kontrolle eines der Dinge, die ich am besten gelernt hatte. Schläge und Schreien waren in meinem Verhaltensrepertoire bis dato tabu gewesen und primitiven Menschen vorbehalten. Zum ersten Mal in meinem Leben konnte ich mir vorstellen, dass ein Mensch einen anderen im Affekt mit dem Brotmesser niedersticht. Ich war schockiert. Ein Schattenaspekt hatte sich vorbei an allen Wächtern meiner Seele seinen Weg ins Bewusstsein gebahnt. Später sollte ich noch viele weitere dunkle Seiten meiner Seele kennenlernen.

Als ich 1990 zusammen mit Erich Keller das Buch Sei dein bester Freund (zuletzt 2010 im Schirner Verlag erschienen) schrieb, war ich der festen Überzeugung, dass ich mich selbst voll und ganz liebte. Ich fühlte mich kompetent, anderen Menschen dieses wichtige Thema näherzubringen, ihnen Selbstbewusstsein und eigene Wertschätzung zu vermitteln. Dass ich das Buch hauptsächlich für mich selbst geschrieben hatte, dass all die guten Ratschläge mir selbst galten, wäre mir damals nie in den Sinn gekommen.

Doch je tiefer ich in das Thema eintauchte, desto mehr wurde mir bewusst, dass die Liebe zu mir selbst auf recht wackeligen Beinen stand. Da ich in meinem bisherigen Leben als gute Vatertochter stets gesellschaftlichen Normen und Werten wie Leistung und Erfolg entsprochen hatte und die Natur mich darüber hinaus mit einem ansehnlichen Äußeren und guter Gesundheit ausgestattet hatte, war es keine große Kunst gewesen, auf mich stolz zu sein und mich zu mögen.

Nachdem ich die Vierzig überschritten hatte, sollte sich daran einiges ändern. Die ersten Falten waren leicht zu verkraften. »Auch eine Frau wird interessanter, wenn ihr Gesicht Spuren zeigt«, so tröstete ich mich. Als ich jedoch aufgrund meines ausgeprägten Leistungsmusters nach einer schweren Meningitis massive gesundheitliche Probleme bekam, die mich über Jahre hinweg immer wieder völlig lahmlegten, sah die Sache etwas anders aus.

Nach dem Erfolg meines zweiten Buches war der Zusammenbruch unausweichlich. Massive Rücken- und Kopfschmerzen wurden zu meinen Dauerbegleitern. Wie ich zu meinem eigenen Entsetzen feststellen musste, war die Selbstliebe in dem Moment, wo ich sie am meisten gebraucht hätte, plötzlich wie vom Erdboden verschwunden, und ein tiefer Selbsthass war an ihre Stelle getreten. Ich war verzweifelt. Würden die Schmerzen jemals wieder verschwinden? Mein Inneres glich plötzlich einem Schlachtfeld, auf dem blutige Kämpfe ausgetragen wurden. Ich schalt mich dafür, dass ich auf einmal nicht mehr so »funktionierte«, wie ich es wollte. Ich war wütend, weil mir mein Körper nicht mehr gehorchte. Ich schämte mich dafür, all die tollen Seminar- und Vortragsangebote, die zu erhalten ich mich jahrelang abgestrampelt hatte, wieder absagen zu müssen. Verletzliche, ängstliche und sicherheitsbedürftige Anteile drängten sich, nachdem sie von Anbeginn meines Lebens ein Schattendasein führen mussten, massiv in den Vordergrund. Die Abwehrstrategien, die ich bisher erfolgreich eingesetzt hatte, um diese Teile nicht zu spüren, funktionierten nicht mehr. Der Schatten hatte sich verkörpert.

Mit dem gleichen Leistungsmuster, das meine gesundheitlichen Schwierigkeiten zumindest mit verursacht hatte, versuchte ich nun, diese Schwierigkeiten zu lösen. Ich rannte von Pontius zu Pilatus, von Arzt zu Heilpraktiker, von Masseur zu Akupunkteur, von Astrologen zu Psychologen. Nichts half. Doch ich gab nicht auf. Irgendetwas musste doch funktionieren und die Schmerzen zum Verschwinden bringen! Ich kämpfte mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln gegen die Symptome, anstatt mit ihnen in wirklichen Kontakt zu treten.

Eines Tages fuhr ich mit dem Auto zu einem Massagetermin. Es war ein herrlicher Sommermorgen, die Luft war klar, der Himmel noch zart gerötet. Doch ich nahm die Schönheit, die mich umgab, gar nicht wahr, denn in meinem Inneren tobte ein Kampf. Warum ich? Was soll das alles für einen Sinn haben? Wie lange geht das noch weiter? Werde ich bis zum Ende meines Lebens Schmerzen haben? Plötzlich hörte ich in meinem Inneren eine Stimme, die sagte: »Wer sagt dir eigentlich, dass du keine Schmerzen haben solltest?« In diesem Moment geschah etwas, was sich mit Worten nur schwer beschreiben lässt. Plötzlich schwamm ich in einem Meer von Glückseligkeit, Frieden, Stille und Liebe. Ein tiefes Einverstandensein war an die Stelle der inneren Kämpfe getreten. Tränen der grenzenlosen Freude rannen meine Wangen hinab. Die Schmerzen waren immer noch da, aber sie spielten keine Rolle mehr. Etwas in mir war größer als der Schmerz. Mit einem Mal verstand ich den Unterschied zwischen Schmerz und Leid. Schmerz, ob physisch oder psychisch, ist unvermeidbar. Unser Körper ist nun mal der Vergänglichkeit unterworfen. Doch erst der Widerstand gegen den Schmerz kreiert das Leiden. In dem Moment, wo der Widerstand aufhört, ist das Leiden beendet.

Dieses Erlebnis markierte den Wendepunkt in meinem Leben. Ich gestatte mir eine Auszeit – und fiel erst einmal in ein tiefes Loch. Einer meiner zentralen Glaubenssätze war immer gewesen: »Wenn ich nichts tue, geschieht nichts!« Dahinter verbargen sich eine abgrundtiefe Angst und Misstrauen gegenüber dem Leben. Ich hatte keine andere Wahl mehr, als mich dieser Angst zu stellen. Und siehe da, hinter der Angst lauerte ein tiefer, seelischer Schmerz. Der Schmerz des Nichtgehaltenseins, des Alleinseins. Ich konnte nicht vertrauen und mich fallen lassen. Irgendwann war ich am Boden des tiefen Loches angekommen, hatte die »Not-wendigkeit« meiner Krise erkannt. Der körperliche Schmerz zeigte mir die Geschichte meiner alten Wunden und nicht erfüllten Bedürfnisse. Er sagte mir aber auch, wie ich von nun an mir selbst eine liebevolle Mutter sein konnte. Von da an ging es langsam, aber stetig bergauf.

Ich bin viele Jahre mit dem Buch, das vor Ihnen liegt, schwanger gegangen, bevor es geboren wurde. Das Thema »Schatten« hatte für mich schon immer eine große Faszination, vielleicht weil es in meiner Familie viele Schattenthemen gab. Durch die Arbeit mit Voice Dialogue (ab Seite 32 in »Entstehungsgeschichte des Schattens«) wurde es auch zu einem Arbeitsthema. Ich möchte Sie mit diesem Buch einladen, sich den ungeliebten, schattenhaften Anteilen Ihrer selbst zu stellen und diese Anteile aus ihrem Verließ zu befreien.

Vielleicht fragen Sie sich an dieser Stelle: Warum sollte ich das tun? Warum sollte ich schlafende Hunde wecken? Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß! Warum sollte ich mich absichtlich den Kellerkindern meiner Seele widmen? Geht es mir dann nicht schlechter als vorher? Und was, wenn ich völlig abstürze? Ich kann Ihre Bedenken verstehen. Doch ich kann Ihnen versichern, der Lohn für die Schattenarbeit ist wie ein Jackpot in der Lotterie.

Dieses Buch versteht sich nicht als fixes Kochrezept nach dem Motto: »Man nehme …«, und schon haben wir einen komplett neuen Menschen. Es kann jedoch ein hilfreicher Reiseführer auf dem Weg zu den unentdeckten Seiten Ihres Wesens sein. Diese Reise ist kein Wochenendausflug und kein Bungeejumping in die Tiefen Ihrer Seele. Ein Abenteuer ist sie sicherlich. Sie braucht jedoch vor allem zwei Dinge: Zeit und Geduld. Oft dauert der Prozess der Schattenintegration ein ganzes Leben. Die Arbeit mit den dunklen Seiten unserer Seele erfordert eine tiefe Bereitschaft und hohes Engagement, sich selbst besser kennen- und lieben lernen zu wollen, denn was wir im Keller unserer Psyche finden, ist zunächst meist nicht angenehm. Sonst wäre es nicht im Keller gelandet. Wir schämen uns für das »Gerümpel«, das wir dort, sicher geschützt vor den Blicken unserer Mitmenschen, aufbewahren.

Es ist nicht angebracht, unsere lange versteckten Kellerkinder ruck, zuck ans Licht zu zerren. Sie sind äußerst scheu und sehr schutzbedürftig. Nähern wir uns ihnen zu schnell und unsensibel, verstecken Sie sich noch tiefer im hintersten Winkel unseres Seins. Wenn es uns jedoch gelingt, uns ihnen zaghaft anzunähern, sie zu umarmen und ihnen Liebe und Verständnis zu geben, dann entdecken wir einen großen Schatz, den zu bergen unser Leben immens bereichern kann.

Dieses Buch ist ein Arbeitsbuch. Ich würde Ihnen empfehlen, chronologisch, also von vorn nach hinten vorzugehen. Ihre Notizen sollten Sie aufschreiben, z. B. in einem Heft oder Büchlein.

Zudem haben Sie die Möglichkeit, sich mit anderen zusammenzutun und gemeinsam die Schattenreise anzutreten. Auch veranstalte ich immer wieder Schattenseminare. Näheres hierzu finden Sie am Ende des Buches.

Was ist eigentlich der Schatten?

Das Wort Schatten weckt in uns verschiedenste Assoziationen: Zum einen lässt es uns an kühle Oasen während eines heißen Sommertages denken, an Siesta unter einem Olivenbaum, zum anderen mögen vor unserem inneren Auge Bilder von dunklen Kellerecken und düsteren, zwielichtigen Gestalten entstehen. Der Schatten hat also gleichermaßen eine Anziehung und Faszination als auch etwas Abschreckendes für uns.

In der Natur sind Schatten und Licht untrennbar miteinander verbunden: Ohne Licht gibt es keinen Schatten – und ohne Schatten kein Licht. Wo auch immer ein Schatten sichtbar ist, da gibt es auch eine Lichtquelle. Und was in der Natur Gültigkeit hat, gilt auch für unsere Persönlichkeit: Es gibt Charakterzüge, die wir anderen Menschen gern zeigen, die »sozial verträglich« sind. Diese stellen wir gut beleuchtet ganz vorn auf die Bühne unseres Lebens, damit jeder sie sehen kann. Alles andere lassen wir im Halbdunkel oder verstecken es ganz hinter dem Bühnenvorhang. Es wäre uns peinlich, wenn unsere Mitmenschen diese Eigenschaften oder Verhaltensweisen bei uns entdecken würden. Wir befürchten negative Konsequenzen, wenn wir unseren Schatten zeigen würden.

Doch so sehr wir ihn verbergen mögen, tief in uns spüren wir, dass da etwas lauert, was große Macht hat, und das macht uns Angst. Wir glauben, dieses Etwas ist unkontrollierbar und böse, und wir sollten uns auf keinen Fall damit beschäftigen. Doch ob wir es wollen oder nicht, der Schatten verfolgt uns auf Schritt und Tritt. Er dringt des Nachts in unsere Träume ein, macht uns unruhig und zu gehetzten Menschen, die stets auf der Flucht vor dem Unbenennbaren in unserem Inneren sind.

All die unliebsamen Gefühle wie Schmerz, Traurigkeit, Wut, Verzweiflung, Minderwert, Hilflosigkeit und vor allem Angst verstecken wir hinter unserer Maske. So werden wir zu perfekten Schwindlern, die sich selbst und andere so lange betrügen, bis wir nicht mehr wissen, wer wir eigentlich sind. Abgeschnitten von den oben erwähnten Gefühlen wundern wir uns, dass wir als Folge davon uns nicht mehr richtig freuen, unser Herz öffnen oder ein erfülltes Leben leben können.

Schließlich projizieren wir den Schatten auf unsere Partner, Freunde und Fremde und bekämpfen ihn dort, im Außen. Das scheint immer noch leichter zu sein, als uns mit unserem eigenen Schatten zu beschäftigen. Doch unsere Mitmenschen haben auch alle Hände voll damit zu tun, ihren Schatten auf uns zu projizieren. Keiner will die Verantwortung für die eigenen Gefühle und das eigene Scheitern übernehmen. Und so ersticken unsere Beziehungen in gegenseitigen Schuldzuweisungen, endlosen Auseinandersetzungen und lieblosem Nebeneinanderher.

Sprechen wir von unserem Schatten, so denken wir also meist an die dunklen Seiten unserer Seele. Doch der Schatten ist viel mehr: Er umfasst all das, was außerhalb des Lichts unseres bewussten Denkens und Fühlens liegt. Und das können ganz verschiedene Dinge sein. Letztendlich kann alles zum Schatten werden.

In unserer leistungsorientierten Zeit brüsten wir uns gern mit vollen Terminkalendern. Das Gefühl von Wichtigkeit stellt sich dann ein, wenn wir viel zu tun haben. Leistung bringen, »funktionieren« sowie Aktivität und Multitaskingfähigkeit zeigen sind Dinge, die von der Gesellschaft immer mehr erwartet werden. Dank Fernsehen, Internet, Radio, Telefon, Handy usw. können wir uns endlos beschäftigt halten. »Ich muss nur noch schnell …« ist eine weit verbreitete Redewendung, die meist nicht hinterfragt wird.

Warum eigentlich »schnell«? Darf es nicht auch langsam sein? Viele Menschen schämen sich fast, wenn sie erzählen, sie hätten am Wochenende faul auf der Couch gelegen oder im Urlaub einfach nur »nichts« gemacht. Muße ist für die meisten ein Fremdwort geworden. Das einfache Sein, ohne irgendeine Beschäftigung, ist weitgehend verdrängt. Wir sehen keinen Sinn darin, es zu pflegen. Im Gegenteil: Wenn wir vielleicht doch einmal zur Ruhe kommen, weil wir alle To-do-Listen abgearbeitet haben, so wird uns die innere Unruhe umso mehr bewusst, und das empfinden wir als unangenehm. Und so kehren wir schnell wieder zu Hektik und Stress zurück.

Der Schatten hat mehr Einfluss auf unser Leben, als wir annehmen. Er kann in den ungeeignetsten Situationen zum Vorschein kommen, kann uns krank machen und unsere Beziehungen zerstören. Deshalb ist es so wichtig, dass wir uns mit ihm beschäftigen.

Wir unterscheiden den lichten und den dunklen Schatten.

Der lichte Schatten

Der lichte Schatten umfasst all das an Potenzial, was wir nie entwickelt haben. Unsere nicht gelebte Kraft, Kompetenz und Kreativität, versteckte Talente und Begabungen, die nie gefördert wurden, gehören zum lichten Schatten. Vielleicht sind Sie in einer Familie aufgewachsen, in der zwar sportliche Aktivitäten gern gesehen wurden, jedoch der Wunsch, ein Musikinstrument erlernen zu dürfen, bereits im Keim erstickt wurde. Oder Sie wollten im Grunde Ihres Herzens Kunst studieren oder eine Schneiderlehre absolvieren, doch Ihre Eltern betrachteten dies als brotlose Kunst, und so wurden Sie Lehrerin oder machten eine Banklehre. Vielleicht wurden Sie ausgelacht, als Sie vor der Klasse vorsingen mussten, und haben beschlossen, nie mehr den Mund aufzumachen. Oder aber Sie wollten immer Ballettunterricht haben, aber Ihre Eltern hatten nicht das nötige Geld. Es kann sein, dass Sie gern die Familie bekocht hätten, aber von Ihrer Mutter immer wieder hörten: »Das kannst du nicht.« Deshalb ließen Sie die Finger davon. Irgendwann geriet dieser Wunsch einfach in Vergessenheit – ein lichter Schatten wurde geboren.

Doch der lichte Schatten ist nicht einfach verschwunden. Er meldet sich auf seine ihm eigene Art und Weise. Er zeigt sich vor allem in der Bewunderung anderer Menschen. Das erklärt auch, warum TV-Shows wie Germany‘s next Topmodel oder Deutschland sucht den Superstar sich einer so großen Beliebtheit erfreuen. Da schaffen es ganz normale Menschen bis an die Spitze, dorthin, wo wir gern wären. Und wir fiebern mit ihnen, weil wir selbst gern so erfolgreich wären.

Leider veräußern wir in der Bewunderung anderer unser eigenes Potenzial. Wenn wir etwas oder jemanden bewundern, machen wir uns klein. Wir schauen zu der bewunderten Person auf und hätten gern etwas von ihrem Talent oder ihrer Fähigkeit. Doch anstatt vor Ehrfurcht zu erstarren, könnten wir uns fragen, wie wir uns etwas von dieser Fähigkeit aneignen könnten. Es mag sein, dass wir kein Weltklassepianist und keine Anna Netrebko mehr werden, doch das sollte uns nicht davon abhalten, Klavier spielen zu lernen oder in einem Chor zu singen. Alles, was Sie an anderen Menschen bewundern, gehört zu Ihrem lichten Schatten. Ob es die Kochkünste Ihrer Schwiegermutter sind, die Musikalität Ihres Nachbarn, die Großzügigkeit eines Kollegen oder die spirituelle Reife einer Freundin, all dies ist ein Schattenanteil von Ihnen, der nur darauf wartet, endlich ans Licht kommen zu dürfen.

Die größten Feinde des lichten Schattens sind der Innere Kritiker und der innere Perfektionist. Sie beobachten hämisch, wenn wir erste Fingerübungen am Klavier machen, einen Malkurs besuchen, im Fitnessstudio schwitzen oder uns an der Töpferscheibe versuchen. Der Sprung vom Anfänger zum Meister sollte ihrer Meinung nach möglichst in wenigen Wochen geleistet werden. Perfektionist und Kritiker erinnern uns an frühere Misserfolge und machen uns glauben, dass wir auch diesmal scheitern werden. Sie hindern uns daran, unser Potenzial Schritt für Schritt zu verwirklichen, in dem sie uns Dinge sagen wie: »Das schaffst du nie!«, »Dafür hast du kein Talent«, »Lass es bleiben.« Sie setzen die Messlatte so hoch, dass wir nur resigniert die Segel streichen können, häufig bevor wir überhaupt mit einer Sache begonnen haben. Wollen wir also etwas Neues beginnen, ist es wichtig, wachsam zu sein und uns von diesen destruktiven inneren Stimmen zu distanzieren.

Bewunderung kann schnell in Neid umschlagen. Auch dort zeigt sich der lichte Schatten. Warum sollten wir sonst jemanden beneiden? Verena Kast (Der Schatten in uns. Die subversive Kraft. dtv 2002) sieht im Neid die Abwehr von Trauer und Enttäuschung über Nichterreichtes: Ein anderer hat es geschafft, wir selbst sind auf der Strecke geblieben. So musste sich schon manche erfolgreiche Frau anhören: »Die hat sich doch einfach nur hochgeschlafen!« Die Kollegen gestehen ihr nicht zu, es durch Fleiß und Leistung geschafft zu haben, sondern entwerten sie, indem sie ihr nachsagen, sie hätte sich durch sexuelle Gefälligkeiten hochgedient. Statt den Neid als Herausforderung zur Aktivierung unserer eigenen Ressourcen zu sehen und Dinge anzupacken, stellen wir die Leistung des anderen infrage und greifen seinen Selbstwert an. Der andere hat einfach Glück gehabt, wir selbst sind nicht vom Schicksal begünstigt.

Doch wenn wir uns Neidgefühle eingestehen, können wir sie nutzen, um unsere eigene Entwicklung anzuregen. Statt andere Menschen giftig zu beäugen, könnten wir uns fragen: Was kann ich tun, um mein Ziel zu erreichen? Was kann ich von dem Beneideten lernen? Wie hat er oder sie es geschafft, sein Ziel zu erreichen?

Übung: Mein lichter Schatten

Was bewundern Sie an anderen Menschen?

Worum beneiden Sie andere Menschen?

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Wie könnten Sie sich die bewunderte oder beneidete Eigenschaft aneignen? Welche konkreten Schritte könnten Sie unternehmen, um das Gleiche oder Ähnliches zu erreichen wie die beneidete Person?

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Was hindert Sie daran, Ihr Potenzial mehr zu entfalten?

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Der dunkle Schatten

Wo Schatten ist, das ist auch Licht.

Dieses Buch widmet sich vor allem dem dunklen Schatten. Sigmund Freud, der Vater der Psychoanalyse, bezeichnet ihn sehr treffend als die Person, die wir lieber nicht wären. So umfasst der dunkle Schatten all jene Teile unserer Persönlichkeit, die unserem Ich-Ideal nicht entsprechen, die wir aus Angst, Scham, Nichtbeachtung oder Mangel an Liebe abgespalten haben. »So darf ich nicht sein, sonst werde ich nicht geliebt und anerkannt und erhalte keine Wertschätzung! Vielleicht werde ich sogar bestraft!«

Schon sehr früh haben wir gelernt, alles, was unseren Eltern und anderen wichtigen Bezugspersonen missfiel, zu verstecken. Wir entwickelten ein Idealselbst und identifizierten uns mit ihm. Alles, was nicht mit unserem Selbstbild übereinstimmte, wurde im Laufe der Jahre zum Schatten. Dieser regiert nun unser Leben mehr, als uns lieb ist. Immer wenn er aus seinem düsteren Gefängnis ausbricht, sind wir davon peinlich berührt und lassen nichts unversucht, unser Image wieder aufzupolieren.

In der Mythologie wird der Schatten gern als Teufel dargestellt, und was wir verteufeln, lehnen wir bekanntlich ab. So verwerflich, schamlos, aggressiv oder grausam wie die verteufelte Person wollen wir nicht sein. In der Literatur taucht der Schatten häufig als Widersacher oder Doppelgänger auf.

Ein bekanntes Beispiel dafür ist eine Erzählung von Robert Louis Stevenson. Seine Romanfigur Dr. Jekyll ist am Tag ein ehrbarer, hilfsbereiter Wissenschaftler, der sich in der Nacht in Mr. Hyde, einen bösen Verbrecher und brutalen Mörder verwandelt. Da wir jeden Charakterzug und seinen Gegenpol in uns tragen, da wir potenziell zu jeder Emotion fähig sind, gibt es das Böse – ob wir es wollen oder nicht – nicht nur in den Schlagzeilen, sondern auch in uns.

Die alten Griechen hatten in ihrer Religion Platz für den Schatten geschaffen und feierten ihn in dionysischen Festen. Bei uns gibt es nur wenige offizielle Gelegenheiten, wo Schattenanteile gelebt werden dürfen. Eine davon ist der Karneval. Wir maskieren uns, schlüpfen in eine andere Rolle und dürfen für wenige Stunden ein ganz anderer sein. Da werden aus biederen Bankangestellten forsche Seemänner und aus braven Lehrerinnen aufreizende Vamps. Es wird gefeiert, gelacht, getanzt, geflirtet bis in die tiefe Nacht, und nicht selten landet jemand nach reichlich Alkohol in einem fremden Bett.

Auch beim Junggesellenabschied geht es häufig heiß her. Ach, wie schön, wenn der baldige Ehemann noch einmal ganz legal mit den Kumpels um die Häuser ziehen, hemmungslos saufen und der Stripperin an den Busen fassen kann, bevor ihm die Zügel angelegt werden. Auch in der Nacht vom dreißigsten April auf den ersten Mai, der Walpurgisnacht, der Freinacht, ziehen Jugendliche um die Häuser und toben sich aus, indem sie Autos mit Klopapier umwickeln, Mülltonnen verstecken, Waschmittel in städtische Brunnen kippen und dergleichen mehr. Nicht selten arten diese Aktivitäten jedoch in mutwillige Zerstörung aus. Was lange zurückgehalten wurde, bricht sich in dieser Nacht Bahn.

Jeder Teil unserer selbst, den wir nicht akzeptieren und lieben wollen, wird zum Feind und damit zum Schatten. Nicht selten sind abgelehnte Selbstanteile Ziel unseres Selbsthasses und werden dadurch noch mehr verschattet. Alles, was wir nicht in Besitz nehmen, besitzt früher oder später uns. Dabei übersehen wir, dass der vermeintliche Feind auch ein Geschenk, eine gesunde Kernqualität, für uns bereithält. Doch davon später.

Übung: Mein dunkler Schatten

Denken Sie an einen Menschen, den Sie ablehnen, der Ihnen auf die Nerven geht. Es kann jemand sein, den Sie persönlich kennen oder aber auch ein Mensch aus der Politik oder aus den Medien.

• Wer bringt Ihr Blut in Wallung, und wie macht die Person das?

• Was für eine Eigenschaft ist es genau, die Ihnen auf den Wecker geht?

• Was genau stört Sie?

• Was geht Ihnen auf die Nerven?

Notieren Sie die abgelehnten Eigenschaften. Machen Sie sich klar, dass alles, was Sie an anderen Menschen ablehnen, ein Schattenanteil von Ihnen ist.

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Was kann ein Mensch, der über diese abgelehnte Eigenschaft verfügt, was Sie nicht können? (Ein geiziger Mensch kann z. B. sparsam sein, ein arroganter Mensch kann sich selbst wichtig nehmen.)

Was könnten Sie von ihm lernen?

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Fantasiereise zum lichten und zum dunklen Schatten

Sie können sich die Fantasiereise von einer Person Ihres Vertrauens vorlesen lassen oder sie selbst aufnehmen und sich dann vorspielen. Ich habe für die Reise das persönlichere »Du« gewählt, weil das Unterbewusstsein dafür zugänglicher ist.

Vielleicht hast du eine sanfte Musik aufgelegt, die dich auf dieser Reise begleitet … Schließe die Augen, und rücke dich nochmals zurecht, sodass du wirklich bequem daliegst oder -sitzt. Spüre jetzt die Unterlage, auf der du liegst oder sitzt, richte die Aufmerksamkeit auf deinen Atem, nimm ganz bewusst wahr, wie der Atem ein- und ausströmt, ein und aus … Jetzt, in diesem Moment, gibt es nichts für dich zu tun, du kannst einfach loslassen, dich jetzt oder nach einer Weile fallen lassen, dich ganz auf den Moment einlassen, einfach da sein …

Stelle dir nun vor, dass du in einem leeren Raum stehst, erwartungsvoll wie bei einem Rendezvous, und während du so dastehst, siehst du vor dir eine Tür. Du öffnest die Tür und befindest dich im Flur des Hauses, du gehst den Flur entlang, er öffnet sich hin zu einer Terrasse, du trittst hinaus ins Freie und siehst vor dir einen wunderschönen Garten … Voller Freude gehst du durch diesen Garten und betrachtest die Blumen, Sträucher und Bäume. Alles steht in üppigem Grün, und die Blumen verströmen einen betörenden Duft. Es ist ein herrlich warmer Tag, ein leichter Wind weht durch dein Haar und die Vögel singen. Achte auf die Farbe des Himmels. Du kannst spüren, wie sicher und geborgen du dich in diesem Garten fühlst. Verweile einen Augenblick, und atme die Schönheit, die dich umgibt, tief ein.

Und nun entdeckst du einen schmalen Pfad, seine Steine glitzern in der Sonne. Irgendwie zieht dich dieser Pfad an, und du gehst ihn entlang, Schritt für Schritt, alles ist licht und hell … Der Pfad schlängelt sich durch den Garten, er führt dich hoch auf einen kleinen Hügel … Auf der Mitte des Hügels steht ein großer Baum, seine mächtige Krone ragt hinauf bis in den Himmel … Es gibt keinen Platz auf der Welt, wo du dich im Moment wohler fühlen könntest … Und nun setzt du dich unter den Baum und schließt die Augen. Gleich wird dein lichter Schatten in dein Bewusstsein treten, ein Aspekt von dir, der schon immer da war, der immer darauf gewartet hat, mehr gelebt zu werden … Und so kannst du vor deinem inneren Auge jetzt einen Anteil von dir erscheinen lassen, dich, wie du schon immer sein wolltest, mit all deiner Lebendigkeit, Kreativität, deiner Kraft, Freude, deinen verborgenen Talenten … Visualisiere dich in deinem vollen Potenzial, voll inneren Friedens, ganz in deiner Mitte und tief erfüllt … Wie siehst du aus? … Was tust du? … Wie fühlst du dich? … Welche Worte tauchen auf? …

Bitte jetzt deinen lichten Schatten, sich neben dich zu setzen. Nimm seine Hände in deine Hände, und schaue ihm in die Augen … Frage den lichten Schattenanteil, wie du ihn mehr in dein Leben bringen kannst … Frage ihn, was du als konkreten nächsten Schritt tun kannst, um ihn zu verwirklichen. Höre, was er antwortet … Frage ihn, was dich daran hindert, ihn zu verwirklichen, und wie du dies überwinden kannst … Und höre ihm zu … Und jetzt überreicht dir dein lichter Schatten ein Geschenk, das dich daran erinnern soll, ihn mehr in dein Leben zu bringen … Umarme ihn nun, danke ihm für die Begegnung und das Geschenk, und versprich ihm, ihn nie wieder zu vergessen … Jetzt verabschiedest du dich von deinem lichten Schatten … Gehe nun langsam den Pfad zurück, den Hügel hinunter, durch den Garten, bis du wieder auf der Terrasse des Hauses bist … Spüre, wie du dich nach dieser Begegnung fühlst, und atme nun fünf Mal tief durch.