Star Wars. Das Erbe der Jedi-Ritter 14. Wege des Schicksals - Walter Jon Williams - E-Book

Star Wars. Das Erbe der Jedi-Ritter 14. Wege des Schicksals E-Book

Walter Jon Williams

0,0
7,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Während sich Jacen und Jaina Solo den Yuuzhan Vong zum ersten Mal seit langer Zeit Widerstand entgegensetzen, toben in der Neuen Republik die Intrigen. Da enthüllen die Widersacher der Jedi-Ritter den Geheimplan für eine Waffe, die alle ins Verderben reißen könnte ...

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 795

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhaltsverzeichnis

WidmungDramatis PersonaeKapitel 1Kapitel 2Kapitel 3Kapitel 4Kapitel 5Kapitel 6Kapitel 7Kapitel 8Kapitel 9Kapitel 10Kapitel 11Kapitel 12Kapitel 13Kapitel 14Kapitel 15Kapitel 16Kapitel 17Kapitel 18Kapitel 19Kapitel 20Kapitel 21Kapitel 22Kapitel 23Kapitel 24Kapitel 25Kapitel 26Kapitel 27YlesiaVorbemerkungCopyright

Die amerikanische Originalausgabe erschien unter dem Titel »Star Wars™: The New Jedi Order – Destiny’s Way« bei Del Rey/The Ballantine Publishing Group, Inc., New York.

Die in diesem Band zusätzlich enthaltene Novelle »Ylesia« von Walter Jon Williams ist 2002 als amerikanisches Original-E-Book erschienen, das gegen Entgelt aus dem Internet heruntergeladen werden konnte. Die erste gedruckte englischsprachige Version von »Ylesia« erschien 2005 als Anhang des Bands »The Joiner King« der »Dark Nest«-Trilogie, deren Übersetzung bei Blanvalet im Anschluss an die Reihe »Das Erbe der Jedi-Ritter« erscheinen wird.

Für Kathleen Hedges

Und mit Dank an so viele, die geholfen haben: Daniel Abraham, Terry Boren, George R. R. Martin, Shelly Shapiro, Steve und Jan Stirling, Sue Rostoni, Sally Gwylan, Melinda Snodgrass, Terry England, Yvonne Coates und Trent Zelazny. Besonderer Dank gilt Spenser Ruppert für seine umfassende Kenntnis des Star-Wars™-Universums.

Dramatis Personae

Admiral Ackbar, Offizier im Ruhestand, Mon Calamari Nom Anor, Exekutor, Yuuzhan Vong Kyp Durron, Jedi-Meister Jakan, Hohepriester, Yuuzhan Vong Traest Kre’fey, Offizier, Bothan Tsavong Lah, Kriegsmeister, Yuuzhan Vong Lowbacca, Jedi-Ritter, Wookiee Ayddar Nylykerka, Leiter des Militärgeheimdiensts, Tammarianer Cal Omas, Politiker Onimi, Beschämter, Yuuzhan Vong Danni Quee, Wissenschaftlerin Fyor Rodan, Politiker Dif Scaur, Leiter des Geheimdiensts Shimrra, Höchster Oberlord der Yuuzhan Vong Luke Skywalker, Jedi-Meister Mara Jade Skywalker, Jedi-Meisterin Han Solo, Captain des Millennium FalkenJacen Solo, Jedi-Ritter Jaina Solo, Jedi-Ritter Prinzessin Leia Organa Solo, Diplomatin Sien Sovv, Offizier, Sullustaner Tahiri Veila, Jedi-Ritter Vergere, Fosh Nen Yim, Gestalterin, Yuuzhan Vong

1

Sie saß auf dem Platz, der durch einen Tod der Ihre geworden war, und hob den Blick zu den kalten, weit entfernten Sternen. Checklisten spulten sich in ihrem Hinterkopf ab, und ihre Hände bewegten sich an den Kontrollen, aber ihre Gedanken waren anderswo unterwegs, tief in der kalten Unendlichkeit. Sie suchte …

Nichts.

Sie warf einen Blick auf die Hände ihres Mannes, der neben ihr auf dem Pilotensitz saß und die Steuerung bediente. Der Anblick tröstete sie irgendwie, denn in diesen starken Händen war die Sicherheit und Kraft, die sie kannte.

Dann machte ihr Herz einen Sprung. Etwas irgendwo zwischen all diesen Sternen hatte sie berührt.

Sie dachte: Jacen!

Die Hände ihres Mannes berührten das Steuerpult, und die Sterne rasten davon, wurden zu blutenden Lichtstreifen, als wären sie durch heftigen Regen verwischt, und die ferne Berührung verschwand.

»Jacen«, sagte sie, und als ihr Mann sie verblüfft ansah, als Überraschung und Schmerz in seine braunen Augen traten, noch einmal: »Jacen.«

»Bist du sicher?«, fragte Han Solo. »Bist du sicher, dass es Jacen war?«

»Ja. Er hat nach mir gesucht. Ich habe ihn gespürt. Es konnte nur er gewesen sein.«

»Und er lebt.«

»Ja.«

Leia Organa Solo kannte ihren Mann sehr gut. Sie wusste, dass Han ihren Sohn für tot hielt, dies jedoch vor ihr zu verbergen versuchte. Sie wusste, dass er sie – getrieben von intensiven Schuldgefühlen, weil er sich von seiner Familie zurückgezogen hatte – jetzt bei allem unterstützen würde, selbst wenn er es für eine Selbsttäuschung ihrerseits hielt. Und sie wusste, welche Kraft es ihn kostete, seinen Schmerz beiseite zu schieben.

Das alles sah sie ihm nun an, erkannte es an dem kurzen Blinzeln, dem Zucken in seiner Wange. Sie wusste genau, was er empfand, erkannte seine Tapferkeit und seine Unsicherheit, und sie liebte ihn für beides.

»Es war wirklich Jacen«, sagte sie. Sie legte so viel Selbstsicherheit in ihre Stimme, wie sie konnte, all ihre Überzeugung. »Er hat mich in der Macht berührt. Ich habe ihn gespürt. Er wollte mir mitteilen, dass er am Leben und unter Freunden ist.« Sie ergriff seine Hand. »Daran besteht überhaupt kein Zweifel.«

Han erwiderte den Druck ihrer Hand, und sie spürte den Widerstreit in ihm, die Hoffnung, die mit seiner eigenen bitteren Erfahrung rang.

Sein Blick wurde sanfter. »Ja«, sagte er. »Selbstverständlich. Ich glaube dir.«

Es gab immer noch eine Spur von Zurückhaltung in ihm, von Vorsicht, aber das war ein Reflex, die Auswirkung eines langen und unsicheren Lebens, das ihn gelehrt hatte, nichts zu glauben, das er nicht mit eigenen Augen gesehen hatte.

Leia streckte die Arme aus und umarmte ihn ungeschickt vom Kopilotensitz aus. Er erwiderte die Umarmung. Sie spürte seine Bartstoppeln an ihrer Wange, atmete den Duft seines Körpers, seines Haars ein.

Glücksgefühle stiegen in ihr empor. »Ja, Han«, sagte sie. »Unser Sohn lebt. Und wir ebenfalls. Freue dich. Sei beruhigt. Von jetzt an wird alles anders.«

Die Idylle dauerte an, bis Han und Leia Hand in Hand den Hauptfrachtraum des Millennium Falken betraten. Leia spürte, wie sich Hans Muskeln ein bisschen anspannten, als er ihrem Gast gegenübertrat, einem weiblichen imperialen Commander in makelloser grauer Ausgehuniform.

Han hatte gehofft, dass dieser Einsatz ihnen Gelegenheit geben würde, miteinander allein zu sein, das wusste Leia. In den vielen Monaten seit Beginn des Krieges gegen die Yuuzhan Vong waren sie entweder getrennt oder mit einer verblüffenden Folge von Krisen beschäftigt gewesen. Obwohl ihr derzeitiger Einsatz nicht weniger dringend war als die anderen, hätten sie es zu schätzen gewusst, während der Zeit im Hyperraum miteinander alleine sein zu können.

Sie hatten selbst Leias Noghri-Leibwächter zurückgelassen. Passagiere hatten sie nicht gewollt, und erst recht keinen imperialen Offizier. Bisher war es Han gelungen, ruhig zu bleiben, aber nur gerade eben so.

Der Commander stand höflich auf. »Ein außergewöhnlich glatter Übergang in den Hyperraum, Captain Solo«, sagte sie. »Bei einem Schiff mit solch … solch verschiedenartigen Komponenten lässt ein Übergang wie dieser auf hervorragende Fähigkeiten des Captains schließen.«

»Danke«, sagte Han.

»Die Myomar-Schilde sind hervorragend, nicht wahr?«, fuhr sie fort. »Einer unserer besseren Entwürfe.«

Das Problem mit Commander Vana Dorja bestand nach Leias Ansicht darin, dass sie einfach zu gut beobachten konnte. Die Frau war etwa dreißig Jahre alt, Tochter des Captains eines Sternzerstörers, mit einem ordentlich geschnittenen Bubikopf unter ihrer Uniformmütze und der kühlen, verbindlichen Miene einer Berufsdiplomatin. Sie war auf Coruscant gewesen, als der Planet erobert wurde, und hatte dort angeblich einen Handelsvertrag über ulbanische Droidengehirne abschließen sollen, die man bei den imperialen Hydrokulturen einsetzen wollte. Die Verhandlungen waren durch die Tatsache kompliziert worden, dass diese Droidengehirne ebenso gut für militärische Zwecke genutzt werden konnten.

Die Verhandlungen über die Nutzungszertifikate der Gehirne waren im Nichts versickert, und vielleicht war das auch von Anfang an so geplant gewesen. Aber Commander Dorjas verlängerter Aufenthalt auf Coruscant hatte sie in die Lage versetzt, den Angriff der Yuuzhan Vong, der schließlich zur Eroberung des Planeten führte, genauestens beobachten zu können.

Am Ende war es ihr irgendwie gelungen, Coruscant zu verlassen – Leia bezweifelte nicht, dass diese Flucht schon lange geplant gewesen war –, und sie war auf Mon Calamari aufgetaucht, dem neuen provisorischen Zentrum der Republik, und hatte genau in dem Augenblick, als Leia eine diplomatische Mission ins Imperium antreten musste, ganz offen darum gebeten, mitgenommen zu werden.

Das stellte selbstverständlich keinen Zufall dar. Dorja war zweifellos eine Spionin, und der Handelsvertrag war nur Tarnung gewesen. Aber was konnte Leia schon tun? Die Neue Republik würde vielleicht die Hilfe des Imperiums brauchen, und das Imperium würde verärgert sein, wenn man die Rückkehr seiner Abgesandten grundlos verzögerte.

Es war Leia allerdings gelungen, ein paar grundsätzliche Regeln darüber aufzustellen, wo sich Commander Dorja auf dem Falken bewegen durfte und wo nicht. Dorja hatte sofort zugestimmt und sich auch bereit erklärt, sich durchsuchen zu lassen, um zu beweisen, dass sie keine technologischen oder anderen Geheimnisse schmuggelte.

Der Scan hatte nichts ergeben. Selbstverständlich nicht. Wenn Vana Dorja irgendwelche wichtigen Geheimnisse ihren Herren im Imperium überbrachte, dann hatte sie diese in ihrem nur allzu aufmerksamen Gehirn gut verborgen.

»Bitte setzen Sie sich«, sagte Leia.

»Sehr freundlich von Ihnen, Euer Hoheit«, sagte die kräftige Frau in Uniform und setzte sich wieder hin. Leia ließ sich ihr gegenüber am Tisch nieder und bemerkte das halb leere Glas mit Juri-Saft, das vor dem Commander stand.

»Versorgt 3PO Sie ausreichend mit Erfrischungen?«, fragte sie.

»Ja. Er ist sehr effizient, wenn auch ein wenig redselig.«

Redselig?, dachte Leia. Was hat 3PO ihr schon alles erzählt ?

Ach, was sollte das! Dorja kannte sich einfach zu gut damit aus, andere auf diese Weise zu verunsichern.

»Wollen wir essen?«, fragte Leia.

Dorja nickte, höflich wie immer. »Wie Sie wünschen, Hoheit.« In der Kombüse erwies sie sich als recht nützlich und half Han und Leia, die Mahlzeit, die sie im automatischen Ofen des Falken zubereitet hatten, auf Teller zu verteilen. Als Han sich mit seinen Tellern niederließ, betrachtete C-3PO nachdenklich den Tisch.

»Sir«, sagte er. »Eine Prinzessin und ehemalige Staatschefin hat selbstverständlich Vorrang gegenüber einem Captain und einem imperialen Commander. Aber ein Commander – verzeihen Sie bitte – hat keinen Vorrang gegenüber einem General der Neuen Republik, selbst wenn dieser nicht auf der aktiven Liste steht. General Solo, wären Sie also bitte so freundlich, sich oberhalb von Commander Dorja niederzulassen?«

Han sah C-3PO Unheil verkündend an. »Ich sitze hier sehr gut«, sagte er. Selbstverständlich befand sich sein Platz so weit von dem imperialen Commander entfernt, wie der kleine Tisch es zuließ.

C-3PO schaute so besorgt drein, wie es für einen Droiden mit einem unbeweglichen Gesicht möglich war. »Aber Sir, die Rangordnung …«

»Es gefällt mir hier, wo ich bin«, erklärte Han entschlossener.

»Aber Sir …«

Leia schlüpfte in ihre übliche Rolle als Hans Dolmetscherin gegenüber der Welt. »Das hier ist kein offizielles Bankett, 3PO«, sagte sie.

C-3POs Tonfall zeigte, wie enttäuscht er war. »Sehr wohl, Euer Hoheit«, sagte er.

Armer 3PO, dachte Leia. Er war dazu entworfen, Protokollregeln für Staatsbankette zu entwickeln, an denen dutzende von Spezies und hunderte von Regierungen teilnahmen, zu dolmetschen und Auseinandersetzungen zu schlichten; stattdessen brachte sie ihn immer wieder in Situationen, in denen auf ihn geschossen wurde. Und nun waren diese Geschöpfe in die Galaxis eingedrungen, die alle Droiden eliminieren wollten – und sie waren dabei zu siegen. Was immer C-3PO an Nerven geblieben war, befand sich sicher in schrecklichem Zustand.

Wenn das hier vorbei ist, wird es viele offizielle Staatsbankette geben, beschloss Leia. Und nette, angenehme Abendessen ohne Attentäter, Streitigkeiten und Lichtschwertkämpfe.

»Ich möchte mich noch einmal dafür bedanken, dass Sie mir angeboten haben, mich ins Imperium zu bringen«, sagte Dorja nach der Suppe. »Mein Glück, dass Sie dort zu tun haben.«

»Großes Glück«, stimmte Leia ihr zu.

»Ihre Mission im Imperium muss sehr wichtig sein«, hakte Dorja nach, »dass Sie Mon Calamari zu solch einem Zeitpunkt verlassen.«

»Ich tue, was ich am besten kann.«

»Aber Sie waren einmal Staatschefin – Sie denken doch sicher daran, an die Macht zurückzukehren.«

Leia schüttelte den Kopf. »Ich habe meine Amtszeit abgeleistet.«

»Sich freiwillig von der Macht zu verabschieden – ich muss zugeben, das verstehe ich nicht.« Dorja schüttelte den Kopf. »Im Imperium bringt man uns bei, keine Verantwortung abzulehnen, die uns angetragen wird.«

Leia spürte, wie Han den Kopf hob, als wolle er etwas sagen. Sie kannte ihn gut genug, um zu wissen, wie seine Bemerkungen in etwa ausfallen würden. Nein, würde er sagen, imperiale Anführer bleiben für gewöhnlich an der Macht, bis sie jemand mit einem Lasergeschütz wegfegt. Bevor er es tatsächlich aussprechen konnte, gab sie eine diplomatischere Antwort.

»Es ist weise zu wissen, wann man alles gegeben hat, was man geben kann«, erklärte sie und wandte die Aufmerksamkeit wieder dem Essen zu, schmackhafter Hibbasbrust mit einer Bofa-Fruchtsoße.

Dorja griff nach der Gabel, ließ sie aber über dem Teller schweben. »Aber nun, nachdem die Regierung ins Exil gehen musste und Chaos herrscht, wird doch sicher eine starke Hand gebraucht.«

»Wir haben verfassungsmäßige Mittel, um einen neuen Anführer zu wählen«, versicherte Leia ihr. Und sie dachte: Nicht, dass sie derzeit funktionieren würden; immerhin hat Pwoe sich selbst zum Staatschef erklärt, und der Senat auf Mon Calamari ist an einem toten Punkt angekommen.

»Ich wünsche Ihnen einen glatten Übergang«, sagte Commander Dorja. »Hoffen wir, dass das Zögern und das Chaos, mit dem die Neue Republik ihrer derzeitigen Krise bisher begegnet ist, ein Fehler der Regierung von Borsk Fey’lya war und nicht symptomatisch für die Republik als Ganzes.«

»Darauf trinke ich!«, erklärte Han und trank sein Glas leer.

»Ich frage mich immer wieder, wie das alte Imperium mit dieser Krise umgegangen wäre«, fuhr Dorja fort. »Ich hoffe, Sie nehmen mir meine parteiische Haltung nicht übel, aber ich denke, das Imperium hätte gleich bei der ersten Gefahr seine gesamten Streitkräfte eingesetzt und wäre rasch und effizient gegen die Yuuzhan Vong vorgegangen. Das ist doch zweifellos besser als Borsk Fey’lyas Politik, mit den Eindringlingen zu verhandeln, gleichzeitig gegen sie zu kämpfen und damit gegenüber einem gnadenlosen Feind, der Verhandlungen nur als Tarnung für weitere Eroberungen benutzt, Schwäche zu zeigen.«

Es fiel Leia immer schwerer, das diplomatische Lächeln beizubehalten. »Der Imperator«, sagte sie, »war sehr aufmerksam gegenüber jeder Gefahr für seine Herrschaft.«

Leia spürte, dass Han etwas sagen wollte, und diesmal war es zu spät, ihn aufzuhalten.

»Das ist es nicht, was das Imperium getan hätte, Commander«, widersprach Han. »Das Imperium hätte eine kolossale Yuuzhan Vong tötende Kampfmaschine hergestellt. Sie hätten sie den Neuen Kolossus oder den Galaxienzerstörer oder Palpatines Nasenloch oder ähnlich großspurig benannt. Sie hätten Milliarden von Credits ausgegeben, tausende von Unternehmen beschäftigt und diese Waffe mit der allerneuesten Tötungstechnologie ausgestattet. Und wissen Sie, was dann passiert wäre? Es hätte nicht funktioniert. Sie hätten vergessen, eine Metallplatte über einer Zugangsluke zum Hauptreaktor ordentlich zu befestigen oder so, und ein wagemutiger feindlicher Pilot hätte eine Bombe dort abgeworfen und das ganze Ding in die Luft gejagt. So wäre es im alten Imperium gewesen.«

Leia musste sich anstrengen, nicht zu lachen, und sie entdeckte auch so etwas wie Heiterkeit in Vana Dorjas Augen.

»Sie könnten Recht haben«, gab der Commander zu.

»Allerdings, Commander«, sagte Han und goss sich ein Glas Wasser ein.

Sein kurzer Triumph wurde von dem plötzlichen Aufkreischen des Hyperraumantriebs des Falken unterbrochen. Das Schiff vibrierte. Der Annäherungsalarm heulte auf.

Leia, deren Herz sofort im hektischen Rhythmus der Sirene schlug, starrte Han an. Er wandte sich Commander Dorja zu.

»Entschuldigen Sie, dass wir dieses Essen unterbrechen müssen, gerade, als es anfing interessant zu werden«, sagte er, »aber ich fürchte, wir müssen jetzt ein paar Schurken abschießen.«

Als Han Solo wieder auf dem Pilotensitz saß, schaltete er als Erstes den Alarm ab. Dann schaute er aus dem Cockpitfenster. Die Sterne, sah er, waren zu ihrer normalen Konfiguration zurückgekehrt – der Millennium Falke war aus dem Hyperraum gerissen worden. Und Han hatte auch bereits eine Vorstellung, wieso das geschehen war. Ein Blick auf die Sensoranzeigen bestätigte seine Vermutungen. Er wandte sich Leia zu, die sich gerade auf dem Kopilotensitz niederließ.

»Entweder ist in diesem Sektor ein Schwarzes Loch entstanden, oder wir sind auf eine Yuuzhan-Vong-Mine gestoßen.« Genau genommen handelte es sich um einen Dovin Basal, einen organischen Schwerkraftanomalie-Generator, wie ihn die Yuuzhan Vong ebenso zum Antrieb ihrer Schiffe wie zur Krümmung des Raums benutzten. Die Yuuzhan Vong hatten überall entlang der Handelsrouten der Neuen Republik Dovin-Basal-Minen verstreut, um nichts ahnende Transporter aus dem Hyperraum und in einen Hinterhalt zu ziehen. Bisher war die Hydianische Straße sicher vor ihnen gewesen, aber das hatte sich offenbar geändert.

Und nun sah Han auf der Anzeige auch schon, wer dort im Hinterhalt lauerte. Zwei Gruppen von jeweils sechs Korallenskippern warteten zu beiden Seiten des Dovin Basals auf die Schiffe, die die Mine aus dem Hyperraum zog.

Han streckte die Hände nach den Kontrollen aus, dann zögerte er und fragte sich, ob er nicht lieber Leia das Steuer überlassen und sich selbst in den Turbolaserturm setzen sollte. Nein, dachte er, er kannte den Millennium Falken, seine Möglichkeiten und Schwächen besser als jeder andere, und gute Pilotenarbeit würde sie in einer Situation wie dieser eher retten als gut gezielte Schüsse.

»Ich sollte lieber hier bleiben«, sagte er. »Nimm du einen der Laser.« Es tat ihm trotzdem Leid, dass er keine Gelegenheit haben würde, etwas abzuschießen, denn das half ihm immer, sich von seinen Problemen abzulenken.

Leia beugte sich vor, um ihn rasch auf die Wange zu küssen. »Viel Glück, Slick«, flüsterte sie, dann drückte sie seine Schulter und verließ das Cockpit.

»Ebenfalls«, sagte Han. »Und finde heraus, ob unser Gast qualifiziert ist, den anderen Geschützturm zu übernehmen.«

Er war bereits damit beschäftigt, die Anzeigen zu betrachten, als er automatisch die Kom-Kopfhörer aufsetzte, die ihm gestatten würden, mit Leia am Lasergeschütz zu sprechen. Korallenskipper waren nicht hyperraumfähig, also musste ein größeres Schiff sie hier abgesetzt haben. War dieses Schiff noch in der Nähe oder weitergeflogen, um anderswo Minen und Jäger zu deponieren?

Offensichtlich hatte es sich abgesetzt. Auf den Anzeigen war jedenfalls keine Spur von ihm zu sehen.

Die Yuuzhan-Vong-Schiffe begannen nun, auf die Ankunft des Millennium Falken zu reagieren – so viel also zur Hoffnung, dass die Tarnung des Schiffs dafür sorgen konnte, unentdeckt zu bleiben.

Aber was genau, fragte sich Han, hatte der Feind gesehen? Einen corellianischen YT-1300-Frachter, ähnlich wie hunderte anderer Schiffe dieser Art, denen die Yuuzhan Vong schon begegnet waren. Sie würden die Bewaffnung des Falken nicht wahrgenommen haben, nicht seine verstärkten Schilde und nicht die Modifikationen an seinen Sublicht-Antrieben, die dafür sorgten, dass das Schiff es selbst mit den schnellen Korallenskippern aufnehmen konnte.

Also sollte der Falke für die Yuuzhan Vong eigentlich weiterhin wie ein unschuldiger Frachter aussehen.

Während Han zusah, wie die Yuuzhan Vong manövrierten, sandte er dem Feind eine Reihe von Anfragen und Forderungen nach Informationen, wie sie ein nervöser Zivilpilot senden würde. Er vollführte eine Reihe grundlegender Manöver, die dazu dienten, die Korallenskipper auf Distanz zu halten, und zwar so träge und zögernd, als wäre der Falke tatsächlich ein fetter, nervöser, schwer beladener Frachter. Die Gruppe von Skips, die ihm am nächsten war, begann mit einem schlichten Abfangkurs und gab sich dabei nicht einmal Mühe, in Formation zu fliegen. Die andere Gruppe auf der anderen Seite der Dovin-Basal-Mine bewegte sich in einem langsamen Bogen auf den Falken zu, um ihren Kameraden zu helfen.

Das war tatsächlich interessant. Bald schon würde sich die Schwerkraftanomalie des Dovin Basals zwischen dieser zweiten Gruppe von Skips und dem Falken befinden, und die schwerkraftverzerrenden Eigenschaften würden es ihnen sehr schwer machen, den Falken zu sehen oder seine Kursänderungen zu bemerken.

»Captain Solo?« Eine Stimme aus dem Kom riss ihn aus seinen Gedanken. »Commander Dorja hier. Ich bereite die Waffen im oberen Turm vor.«

»Versuchen Sie, nicht die Sensorschüssel zu treffen«, erwiderte Han.

Er wandte sich erneut der Anzeige zu und sah, wie die Gruppe von Skips auf der anderen Seite der verzerrenden Schwerkraftmine beinahe verschwand. Er packte den Steuerknüppel und änderte den Kurs, hielt direkt auf den Dovin Basal zu und beschleunigte mit voller Kraft.

Die Schwerkraftmine befand sich nun zwischen dem Millennium Falken und der weiter entfernten Gruppe von Korallenskippern. Die Verzerrung rings um den Dovin Basal würde es beinahe unmöglich machen, dass die Yuuzhan Vong die Kursänderung des Falken bemerkten.

»Wir haben etwa drei Standardminuten bis zur Feindberührung«, sagte er. »Schießt direkt geradeaus, auf mein Zeichen.«

»Direkt geradeaus?«, erklang Dorjas kühle Stimme. »Wie unorthodox … haben Sie in Erwägung gezogen zu manövrieren?«

»Keine Kritik am Piloten.« Leias Stimme war wie ein Peitschenschlag. »Halten Sie den Kanal frei, solange Sie nichts Wichtiges zu sagen haben!«

»Entschuldigen Sie«, murmelte Dorja.

Han schob seinen eigenen Zorn beiseite. Er starrte den leeren Kopilotensitz an – Chewbaccas Platz, nicht den von Leia – und wünschte sich, selbst im zweiten Lasergeschützturm zu sitzen, mit Chewbacca als Pilot. Aber Chewie war tot; sein Tod war der erste von vielen gewesen, die ihn bis ins Herz getroffen hatten. Chewbacca war tot, sein jüngerer Sohn Anakin ebenfalls, sein älterer Sohn Jacen verschollen, und alle außer Leia hielten Jacen ebenfalls für tot … Der Tod war Han überallhin gefolgt, stand kurz davor, alle in seiner Umgebung zu holen.

Deshalb hatte er Waroos Angebot, Chewbaccas Lebensschuld zu übernehmen, nicht angenommen. Er hatte einfach nicht für den Tod eines weiteren Freundes verantwortlich sein wollen.

Aber nun glaubte Leia, dass Jacen am Leben war. Und das war keine vage Hoffnung mehr, basierend auf dem Wunsch einer Mutter, ihren Sohn wiederzusehen, wie Han zuvor vermutet hatte, nein, sie hatte eine Berührung in der Macht gespürt, hatte eine Botschaft erhalten, die direkt an sie gerichtet gewesen war.

Han verfügte selbst über keine direkte Erfahrung mit der Macht, aber er wusste, er konnte sich darauf verlassen, dass Leia nichts missdeutete. Sein Sohn war am Leben.

Also war ihm der Tod vielleicht doch nicht so dicht auf den Fersen. Oder vielleicht hatte Han es einfach geschafft, ihm davonzulaufen.

Bleib wachsam, sagte er sich. Bleib stark. Du musst heute vielleicht noch nicht sterben.

Kalte Entschlossenheit erfasste ihn.

Sorg stattdessen dafür, dass die Yuuzhan Vong zahlen, dachte er.

Er warf einen letzten Blick auf die Anzeigen. Die Gruppe von Skips, die ihm näher war, folgte dem Falken nun und hatte sich zu diesem Zweck in zwei V-Formationen mit jeweils drei Korallenskippern aufgeteilt. Sie reagierten auf seinen abrupten Kurswechsel nicht gerade schnell. Also nahm Han an, dass er hier keinem genialen Kommandanten gegenüberstand. Gut so.

Es war unmöglich, den Schwarm auf der anderen Seite der schwerkraftverzerrenden Mine wahrzunehmen, aber er wusste, welchen Kurs diese Skips zuvor genommen hatten, und es gab keinen Grund für sie, ihn zu ändern.

Der Dovin Basal kam näher. Die Holme des Falken ächzten, als sie das Ziehen seiner Schwerkraft spürten.

»Zehn Sekunden«, informierte Han Leia und Dorja und griff nach den Auslösern der Raketenwerfer.

Die Erwartung verursachte ihm einen metallischen Geschmack auf der Zunge. Er spürte das Kribbeln von Schweiß auf seiner Kopfhaut.

»Fünf.« Er löste die ersten beiden Aufschlagraketen aus, denn er wusste, dass sie anders als die Lasergeschütze nicht mit Lichtgeschwindigkeit zuschlugen.

»Zwei.« Wieder schoss Han zwei Raketen ab. Die Triebwerke des Millennium Falken kämpften heulend gegen die Anziehung der Schwerkraft des Dovin Basals an.

»Feuer.« Der Dovin Basal raste vorbei, und plötzlich tauchten auf der Anzeige sechs sich nähernde Korallenskipper auf. Die acht Laser des Falken feuerten direkt auf sie.

Diese sechs Korallenskipper hatten sich ebenfalls zu zwei Vs geteilt, und beide Formationen rasten mit einem Tempo von mehr als 90 Prozent der Lichtgeschwindigkeit auf den Falken zu. Keiner der Jäger hatte seinen Dovin Basal nach vorn gezogen, um den Raum vor sich defensiv zu verzerren. Den Piloten blieb nur eine Sekunde, um zu erkennen, dass ihr Untergang direkt bevorstand, und keine Zeit für eine Reaktion. Die erste Formation flog direkt in die ersten beiden Raketen und das Turbolaserfeuer, und alle drei Skips gingen in Flammen auf, als ihre Korallenrümpfe in tausend Stücke zerbrachen.

Die zweite V-Formation war nicht so günstig platziert. Ein Korallenskipper wurde von einer Rakete getroffen und trudelte in die Dunkelheit davon, wobei er einen Flammenschweif hinter sich herzog. Der zweite explodierte im Laserfeuer. Der dritte raste weiter und um die Schwerkraftmine herum, wo Hans Sensoren ihn nicht mehr wahrnehmen könnten.

Jubel erfüllte Hans Herz. Vier eindeutige Abschüsse, ein wahrscheinlicher. Kein schlechter Anfang!

Der Millennium Falke erzitterte aufgrund der Anziehung des Dovin Basals. Han verzog das Gesicht, als er die Daten der Sublicht-Triebwerke sah. Er hatte gehofft, um die Raummine herumfegen und mit genügend Schub davonkommen zu können, um dem Schwerkraftfeld des Dovin Basals zu entgehen und wieder in den Hyperraum zu springen, bevor der andere Schwarm von Korallenskippern ihn einholte. Aber der Dovin Basal war stärker, als er erwartet hatte, oder der Yuuzhan-Vong-Kommandant befahl ihm vielleicht, seine Anziehung zu verstärken – es gab so vieles, was die Republik über die Arbeitsweise von Yuuzhan-Vong-Technologie nicht wusste, also war das zumindest möglich.

Wie auch immer, der Falke war nicht schnell genug, um fliehen zu können. Was bedeutete, dass er sich eine andere brillante Möglichkeit ausdenken musste.

Die andere Gruppe von sechs Korallenskippern näherte sich ihm im Schwerkraftbereich des Dovin Basals und wollte ihm offenbar unbedingt folgen. Der Überlebende des zweiten Schwarms war noch damit beschäftigt, um den Dovin Basal herumzufliegen, und musste im Augenblick nicht in die Berechnungen einbezogen werden.

Nun, dachte Han, da es einmal funktioniert hat …

»Festhalten, meine Damen!«, rief er ins Komlink. »Wir machen es noch mal!«

Wilde Freude erfüllte ihn, als er den Millennium Falken zu einem weiteren Anflug auf den Dovin Basal herumriss. Ihr wollt also meine Galaxis angreifen?

Sie hatten zweifellos den Beginn seines Manövers gesehen, also veränderte er die Flugbahn leicht, um die Raummine direkt zwischen sich und die näher kommenden Jäger zu bringen. Dann änderte er den Kurs ein zweites Mal, weil er ganz auf Nummer Sicher gehen wollte. Wenn der feindliche Kommandant vernünftig war, würde er das Gleiche tun.

Beide Seiten waren nun blind. Das Problem bestand darin, dass die Yuuzhan Vong seine Taktik inzwischen kannten. Sie würden nicht noch einmal achtlos auf ihn zufliegen; sie würden ihre Dovin-Basal-Einheiten verlagern, um einen Angriff abzuwehren, und außerdem sofort schießen.

»Achtung, Leute«, sagte Han. »Diesmal werden wir nicht so viel Glück haben, und ich weiß nicht genau, wo eure Ziele auftauchen werden. Also seid darauf vorbereitet, dass sie überall sein könnten, in Ordnung?«

»Ja«, sagte Leia.

»Verstanden«, fügte Dorja hinzu.

»Commander Dorja«, sagte Leia. »Sie werden feststellen, Ihre vier Laser sind so eingestellt, dass sie nicht vollkommen parallel feuern.«

»Ja.«

»Ändern Sie nichts daran. Es gibt einen Grund dafür.«

»Das dachte ich mir. Ich werde nichts an der Einstellung ändern.«

Trauer erfüllte Hans Herz einen Augenblick. Es war sein Sohn Anakin gewesen, der entdeckt hatte, dass sich von drei Schüssen, die man in leicht abweichenden Winkeln auf ein Yuuzhan-Vong-Schiff abschoss, mindestens einer um die Dovin-Basal-Schilde einen Bogen beschreiben und das Ziel treffen würde. Die Viererlaser waren so eingestellt, dass dies automatisch geschah, auch ohne das sichere Auge und die schnellen Reflexe von Anakin.

Anakin, der bei Myrkr gestorben war.

»Zwanzig Sekunden«, sagte Han, um sowohl seine wachsende Spannung als auch seine Trauer zu verbergen.

Er löste bei zehn Sekunden zwei weitere Raketen aus, nur für den Fall, dass er wieder Glück haben und ein Feind direkt vor ihm erscheinen würde. Und weil ihm ohnehin nichts anderes übrig blieb, als sich auf sein Glück zu verlassen, schoss er fünf Sekunden später zwei weitere ab.

Ihr werdet mich nicht davon abhalten, Jacen wiederzusehen, dachte er grimmig.

Im nächsten Augenblick schlugen Plasmageschosse gegen die Schilde des Falken, und dann blitzte es direkt vor ihm gleißend hell auf, als die ersten beiden Raketen ein Ziel fanden. Hans Herz klopfte heftig, als Korallentrümmer von den Schilden abprallten wie bunte Funken. Er sah ein Flackern auf einer Anzeige, als ein weiterer Korallenskipper mit Beinahe-Lichtgeschwindigkeit vorbeiraste, zu schnell, als dass Han ihm mit bloßem Auge folgen konnte.

Wenn er den ersten Korallenskipper nicht abgeschossen hätte, wäre er vielleicht mit ihm kollidiert und zusammen mit dem Feind vernichtet worden.

Han versuchte, seine Verblüffung zu überwinden, behielt weiter die Anzeigen im Auge und suchte nach anderen feindlichen Schiffen ringsumher und hinter dem Dovin Basal. Einen Augenblick später verstand er die Taktik des Feindes. Die beiden Vs aus drei Jägern hatten sich zu drei Paaren geteilt und flogen auf unterschiedlichem Kurs um den Dovin Basal herum, offensichtlich in der Hoffnung, dass zumindest ein Paar in Position sein würde, um auf den Falken zu schießen, wenn sie aneinander vorbeikamen. Es hatte nicht funktioniert, aber durch reinen Zufall hätte einer von ihnen den Millennium Falken beinahe zerstört. Wie hoch, dachte Han, war die Wahrscheinlichkeit, dass so etwas geschehen würde?

Das Kombord begann rhythmisch zu blöken, und Han schaltete es ab. Er entnahm der Anzeige, dass der Falke seine Hyperraum-Kom-Antenne verloren hatte.

Na gut. Sie hatten ohnehin nicht vorgehabt, Ferngespräche zu führen.

Ermutigt von dem Gedanken, dass er den Kampf bald gewinnen würde, wenn er bei jedem Vorbeiflug wenigstens einen Korallenskipper erledigen konnte, bereitete er sich darauf vor, das Schiff herumzuziehen und wieder auf den Dovin Basal zuzufliegen. Und dann zeigte das Display das Auftauchen eines einzelnen feindlichen Jägers an, des Überlebenden der ersten Gruppe, die sie mit der ersten Salve erwischt hatten. Das Skip flog auf den Falken zu, und seine Plasmageschütze spuckten einen Strom glühender Projektile.

Die Nähe des Skips verhinderte, dass Han den Falken auf einen idealen Kurs bringen konnte, um erneut an dem Dovin Basal vorbeizufliegen. Er verkniff sich die Flüche, die sich ihm aufdrängten, und warnte stattdessen seine beiden Schützen.

»Feindliches Skip an backbord, meine Damen.«

Er manövrierte so, dass das Ziel sich dort befand, wo sich die Schussfelder beider Lasergeschütze überlappten, und er hörte, wie die Quads zu feuern begannen. Licht blitzte rings um das feindliche Schiff auf und krümmte sich, als der Dovin Basal des Jägers eine Schwerkraftanomalie erzeugte, um ihn zu schützen. Feindliches Feuer prallte von den Schilden des Falken ab. Dann sprühten Flammen aus dem Korallenskipper, als einer der Laser traf. Der Jäger begann zu trudeln. Ein zweiter Lasertreffer verwandelte ihn gleich darauf in einen Regen brennender Splitter, die kurz aufleuchteten wie bei einem Feuerwerk und dann nicht mehr zu sehen waren.

»Guter Schuss, Commander.«

Leia, die Dorja zu dem Abschuss gratulierte. Han erkannte zu seiner Freude, dass Vana Dorja offenbar tatsächlich qualifiziert war, die Laser zu bedienen.

Sechs erledigt, eins beschädigt, blieben noch fünf.

Han riss den Millennium Falken für einen weiteren Vorbeiflug an dem Dovin Basal herum, aber er wusste, dass der letzte Korallenskipper ihn aufgehalten hatte, und so würde es vielleicht diesmal der Feind sein, der sich auf den Falken stürzte, nicht andersherum.

Ein Blick auf die Anzeigen machte deutlich, dass die fünf intakten Korallenskipper wieder um den Dovin Basal herumflogen, wobei der Kurs der beiden Zwei-Skip-Einheiten und des einzelnen Überlebenden des dritten Paars sich beträchtlich unterschied. Sie würde zu unterschiedlichen Zeiten an dem Dovin Basal vorbeifegen und sich aus unterschiedlichen Winkeln nähern. Das bedeutete, ganz gleich, was Han tat, er würde nicht imstande sein, die schwerkraftverzerrende Mine zwischen sich und alle Feinde gleichzeitig zu bringen. Und die, die ihn sehen konnten, konnten den anderen seine Position durchgeben.

Damit war sein Vorteil dahin. Jemand auf der anderen Seite musste eine gute Idee gehabt haben.

Aber dann erkannte Han, dass die Trennung der feindlichen Jäger auch bedeutete, dass er immer nur gegen zwei von ihnen gleichzeitig kämpfen musste. Daraus ließ sich etwas machen.

Er flog auf den Dovin Basal zu und ließ sich von dessen Schwerkraft anziehen.

»Wie sieht es aus, Han?«, fragte Leia.

»Ich habe immer noch einige Tricks im Ärmel«, antwortete er.

Aber welchen von ihnen sollte er anwenden? Das war die Frage.

Er arbeitete an dem Problem, während er weiter auf die Schwerkraftanomalie zuhielt. Es war klar, dass das erste Paar feindlicher Schiffe sie vor ihm erreichen würde, der einzelne Jäger etwa zur gleichen Zeit wie der Falke und das zweite Paar danach. Die einzige Möglichkeit, den direkten Angriff zu wiederholen, der beim ersten Mal so gut funktioniert hatte, bestand bei der dritten Gruppe von Yuuzhan Vong, und dazu musste er erst einmal an den drei anderen Skips vorbeikommen. Wenn er das erste Paar angriff, würde er dabei so viel Zeit verlieren, dass die anderen inzwischen ebenfalls um den Dovin Basal herumfliegen und ihn vom Heck aus angreifen konnten.

Die Yuuzhan Vong waren auf alles vorbereitet. Es sei denn, er tat einfach nicht, was sie erwarteten. Wenn er nicht weiter direkt auf den Dovin Basal zuflog, wie ihre Taktik eindeutig voraussetzte …

Han drosselte den Schub seiner Sublicht-Triebwerke und zündete die Bremstriebwerke. Der Millennium Falke wurde langsamer, als flöge er plötzlich durch Schlamm.

»Skips kreuzen den Bug nach steuerbord«, rief er. Eine Salve von Plasmaprojektilen kündigte das erste Paar von Jägern an, die hinter dem blinden Fleck des Dovin Basals hervorkamen, hell leuchtende Geschosse, deren Bahn sich im Schwerkraftbereich der Mine seltsam krümmte. Die Projektile flogen in beruhigend großem Abstand am Bug des Falken vorbei, einen Augenblick später gefolgt von den Jägern selbst, die sich beide zu schnell bewegten, um den Kurs noch ändern zu können, sobald sie die Position des Falken erkannten. Laserfeuer zuckte um sie herum, aber Han sah keine Treffer. Er leitete bereits wieder Energie auf die Sublicht-Triebwerke und ließ zu, dass der Schwerkraftbereich der Raummine den Falken umarmte.

Er hätte sich beinahe mit der Zeit verrechnet: Die Plasmageschützsalve, die dem einzelnen Jäger vorausflog, ging gefährlich dicht an seinem Heck vorbei. Der Jäger selbst folgte mit hoher Geschwindigkeit. Han riss an der Steuerung und änderte den Kurs, sodass er nun nicht mehr auf den Dovin Basal zuflog, sondern von ihm weg.

Er verließ sich darauf, dass die Feinde miteinander in Verbindung standen, aber es würde dennoch einen unvermeidlichen Zeitabstand zwischen ihrer Wahrnehmung der Position des Falken, ihrer Kommunikation, in der sie ihren Kameraden, die auf der anderen Seite des Dovin Basals so gut wie blind waren, diese Position durchgaben, und der Reaktion dieser Kameraden auf die neuen Informationen geben. Han war auf den Dovin Basal zugeflogen, bis die ersten beiden Jäger ihren Kurs nicht mehr ändern konnten, und hatte das Tempo dann gedrosselt: Die Jäger waren vor ihm vorbeigerast. Sobald der zweite Jäger wusste, dass der Falke langsamer geworden war und seinen eigenen Kurs geändert hatte, hatte Han wieder beschleunigt, und der Jäger hatte das Heck des Falken passiert.

Damit blieben die letzten beiden, die wussten, dass der Millennium Falke zunächst langsamer, dann wieder schneller geworden war. Wenn sie dort auftauchen würden, wo Han sie erwartete, würde das ihr Ende sein.

»Jäger kreuzen von steuerbord nach backbord. Richtet das Abfangfeuer geradeaus«, befahl Han, riss den Falken erneut herum und abermals auf den Dovin Basal zu. Es war leichter, das Schiff auf den Feind auszurichten, als seinen Schützen zu beschreiben, wo dieser Feind auftauchen würde.

Sein Herz machte einen Sprung, als die beiden Korallenskipper genau dort in Sicht kamen, wo er sie vermutet hatte, zwischen dem Falken und dem Dovin Basal, nebeneinander herfliegend und angekündigt von einer Salve glühender Geschosse. Die Laser feuerten unermüdlich auf sie und landeten bei beiden Skips Breitseiten. Eins ging in Flammen auf und zerbrach, das andere raste Feuer spuckend in die Dunkelheit.

Sieben erledigt, zwei beschädigt! Keine schlechte Strecke, und der Tag hatte kaum begonnen.

Adrenalin verzog Hans Lippen zu einem Grinsen. Wieder flog er auf den Dovin Basal zu, nicht, weil er wusste, was er als Nächstes tun sollte, sondern weil er sich dort verstecken wollte. Die drei verbliebenen Jäger standen kurz davor, sich an sein Heck zu setzen. Aber diesmal nutzte er den Dovin Basal, um mit dem Falken die Schwerkraftanomalie zu umkreisen. Die Holme des Schiffs ächzten von der Belastung, als der Frachter sich seitwärts durch den Schwerkraftbereich der Mine bewegte.

Vor sich sah er etwas, das ein feindlicher Jäger sein konnte. »Schießt geradeaus!«, rief er, und dann sah er das Laserfeuer, das sich in der Schwerkraft krümmte wie ein feuriger Regenbogen.

»Schießt weiter!«, drängte er und zog die Nase des Falken ein winziges bisschen nach oben. Die Laserstöße wanderten zum Heck des Korallenskippers und zerfetzten ihn.

Wilder Jubel erklang aus den Geschütztürmen; selbst die reservierte Vana Dorja johlte laut. »Feuert direkt nach achtern !«, rief Han über den Lärm hinweg und beschleunigte: Da die Schwerkraftverzerrung seine Wahrnehmung behinderte, hatte er keine Ahnung, wo sich die anderen Feinde befanden, und er befürchtete, dass sie hinter ihm sein könnten, bereit, sein Heck zu beschießen, wie er es gerade bei dem einzelnen Jäger gemacht hatte.

Er war unendlich erleichtert, als seine Scans ihm zeigten, dass diese Vorsichtsmaßnahme unnötig gewesen war: Die Skips steuerten von der Raummine weg und waren bereits außer Schussweite. Han hielt seinen Kurs, um zu sehen, ob die Feinde genug hatten – aber nein, sie flogen wieder auf ihn zu, wollten offenbar noch mehr.

Und zwei weitere Jäger waren ebenfalls auf dem Weg zu ihm – die beiden, die er beschädigt hatte, jeder auf einem anderen Kurs.

Han wendete den Millennium Falken und lenkte ihn auf einen der beiden einzelnen Jäger zu. Er hatte vor, eines der beschädigten Skips abzuschießen, bevor er es mit den beiden unbeschädigten aufnahm.

Und dann heulte der Alarm erneut, und auf Hans Anzeige waren plötzlich vierundzwanzig Jäger zu sehen, die direkt an seinem Heck aus dem Hyperraum kamen.

Er war unglaublich wütend, dass ihm auf diese Weise ein Strich durch die Rechnung gemacht wurde. »Wir haben Gesellschaft!«, rief er und drosch mit der Faust auf das Instrumentenpult. »Ich muss sagen, das ist wirklich unfair …« Dann erkannte er die Konfiguration und schaltete das Kom ein.

»Unbekannter Frachter«, erklang eine Stimme auf einem Kanal der Neuen Republik, »ändern Sie den Kurs vierzig Grad nach Backbord!«

Han gehorchte, und vier Jäger rasten direkt an seinem Cockpit vorbei. Er zuckte zusammen, als er die unmissverständlichen Silhouetten von Chiss-Klauenjägern erkannte, Kugelcockpits und Triebwerke von Sienar-TIEs an nach vorn ragenden Chiss-Waffenmasten, das Ergebnis einer fruchtbaren Zusammenarbeit mit dem Imperium unter dem Chiss-Großadmiral Thrawn.

Es hatte Zeiten gegeben, dachte Han, da wären TIE-Jäger an seinem Heck eine schlechte Nachricht gewesen.

»Commander Dorja«, sagte er nun, »hier sind ein paar von Ihren Freunden.« Zwei weitere Gruppen von Klauenjägern rasten vorbei, gefolgt von drei Gruppen E-Flüglern der Neuen Republik. Direkt vor dem Millennium Falken teilte sich die Formation sternenförmig, und jeweils vier Jäger schossen auf einen der verbliebenen Korallenskipper zu, während zwei andere in Reserve blieben.

Han drückte den Sendeknopf. »Danke, Leute«, sagte er, »aber ich kam allein ganz gut zurecht.«

»Unbekannter Frachter, halten Sie sich heraus.« Die Stimme hatte einen etwas wichtigtuerischen Unterton, und Han glaubte, sie zu erkennen. »Von jetzt an übernehmen wir.«

»Wie du willst, Kumpel«, murmelte Han und sah dann zu, wie sich vier Jäger auf jeden Korallenskipper stürzten. Die feindlichen Schiffe konnten nicht in den Hyperraum fliehen, und sie konnten auch den Jägern nicht entgehen, weil sie den Millennium Falken mit Beinahe-Lichtgeschwindigkeit verfolgt hatten und nicht rechtzeitig den Kurs ändern konnten.

Die neu eingetroffenen Jäger gingen kein Risiko ein, sondern jagten die Korallenskipper nach allen Regeln der Kunst und zerschossen sie, ohne selbst Verluste hinnehmen zu müssen. Dann wandten sich die verbündeten Staffeln der Dovin-Basal-Mine zu und zerstörten sie sorgfältig mithilfe genau berechneter Torpedos und Laserschüsse.

»Gute Arbeit, Leute«, gratulierte Han.

»Bitte benutzen Sie diesen Kanal nicht, Sir«, sagte der Kommandant der Jäger, »solange Sie keine dringende Nachricht haben.«

Han grinste. »Nicht wirklich dringend, Colonel Fel«, sagte er. »Ich möchte Sie eigentlich nur zu einem Treffen hier an Bord des Millennium Falken einladen, zu Captain Solo und Prinzessin Leia Organa Solo von der Neuen Republik und Commander Vana Dorja von der imperialen Flotte.«

Im Kom herrschte lange Zeit Schweigen.

»Captain Solo«, sagte Jagged Fel schließlich. »Es wäre mir eine Ehre.«

»Kommen Sie einfach an Bord«, sagte Han. »Wir fahren den Andockarm aus.«

Und dann setzte er sich über das Kom mit C-3PO in Verbindung und teilte dem Droiden mit, dass sie einen Gast zum Abendessen haben würden.

2

Leia kannte Jagged Fel recht gut. Er war ein dekorierter Kampfpilot, Sohn eines imperialen Barons, der bei den Chiss lebte und der Neuen Republik hin und wieder geholfen hatte. Jag war ein wenig pedantisch, aber kein übler Bursche, sobald man ihn näher kannte. Er hatte bei der Verteidigung des Hapes-Clusters mit Jaina Solo zusammengearbeitet und später in Jainas Zwillingssonnen-Staffel bei Borleias gekämpft; Jaina und er hatten dabei die gleiche Art komplizierter, beinahe feindseliger Beziehung entwickelt, wie sie Leia einmal mit Han gehabt hatte. Leia war zwar froh, dass Jaina einen Freund hatte, der sie ein wenig von ihren Sorgen ablenkte, aber sie hoffte, Jaina würde ihn nicht heiraten. Einen imperialen Baron in der Familie zu haben, würde viel zu viele Komplikationen hervorrufen. Es war schlimm genug, die Tochter von Darth Vader zu sein.

Jag Fel kam in seinem Druckanzug an Bord. Den Helm unter den Arm geklemmt, salutierte er zackig vor Leia und Han. »Es tut mir Leid, Sir«, sagte er dann zu Han. »Ich habe das Profil des Falken nicht erkannt.«

»Ich wäre ein jämmerlicher Schmuggler gewesen, wenn Sie meinen Frachter von einem anderen unterscheiden könnten«, erwiderte Han. »Aber es hat mich ein bisschen gekränkt, dass Sie meine Stimme über das Kom nicht erkannt haben.«

»Ich habe gerade die Flugbahnen des Feindes berechnet«, erklärte Jag ein wenig steif. »Solche Dinge brauchen volle Aufmerksamkeit.«

»Werden Sie mit uns essen?«, fragte Leia.

»Vielleicht eine kleine Portion. Aber ich möchte nicht zu viel essen, wenn meine Piloten noch keine Gelegenheit hatten, etwas zu sich zu nehmen.«

C-3PO half Jag aus dem Anzug, und sie sahen, dass er darunter die schwarze Uniform mit roten Biesen eines Kampfpiloten der Chiss trug. Nachdem sie Jag Vana Dorja vorgestellt hatten, setzte er sich zu ihnen an den Tisch.

»Gehörten Sie nicht zur Zwillingssonnen-Staffel?«, fragte Han. »Warum ist Jaina nicht hier?«

Jag erklärte, dass nach Borleias viele neue Piloten frisch aus der Ausbildung gekommen waren und man beschlossen hatte, die alte Staffel aufzuteilen, um neue Staffeln rund um erfahrene Piloten aufzubauen. Er und die Chiss waren beauftragt worden, eine solche neue Staffel auszubilden, und man hatte auch Kyp Durron gebeten, Kyps Dutzend neu zusammenzustellen.

Erfahrene Piloten waren Mangelware. Das Militär war offenbar zu dem Schluss gekommen, es sei vorzuziehen, dass jede Einheit wenigstens über ein paar erfahrene Leute verfügte und nicht ganze Formationen noch grüner Piloten gegen den Feind geschickt wurden.

Man hatte Jaina für den Verlust so vieler Piloten entschädigt, indem man sie beförderte. Sie war nun Major Solo – bisher hatte sie diesen Rang nur vorläufig getragen, als »Titularrang«, aber nun war es amtlich.

Das gefiel Leia nicht. Sie wusste, Jaina würde es für nötig halten zu beweisen, dass sie die Beförderung wirklich verdient hatte, was ihr Leben zweifellos in noch größere Gefahr brächte.

»Was macht Ihre Staffel hier?«, fragte Han.

»Die Yuuzhan Vong haben diesen Teil der Hydianischen Straße vermint und Frachter und Flüchtlingsschiffe aus dem Hinterhalt überfallen. Man hat uns geschickt, um den Feind aus diesem Bereich zu vertreiben. Heute haben wir bereits den Transporter vernichtet, der überall in der Nähe Minen und Korallenskipper abgesetzt hat, also werden alle Skips, die noch übrig sind, hier eine Weile festsitzen.«

»Ich hatte gehofft, dass Sie nach Borleias ein wenig Urlaub erhalten würden.«

»Ich ebenfalls.«

Einen Moment sahen beide Männer müde aus. Sie kämpften schon seit so vielen Monaten, und der Krieg verlief trotz all ihrer Anstrengungen nicht gut. Beide hatten eine Rast verdient, aber sie würden keine bekommen, es sei denn die Art von Rast, von der man nicht wieder aufstand.

Eine Spur von Unruhe ließ Leia fragen: »Haben Sie Jaina in der letzten Zeit gesehen?«

»Nein. Meine Staffel wurde nur einen Tag nach Borleias hierher geschickt.«

Jaina, dachte Leia, hatte ebenso wie Jag und Han ein wenig Ruhe verdient. Leia hatte ihre Tochter zwingen wollen, sich beurlauben zu lassen, und das noch vor dem Fleischwolf von Borleias, jenem Rückzugsgefecht, bei dem man die Yuuzhan Vong gezwungen hatte, für ihren Sieg mit Strömen von Blut zu zahlen. Aber Jaina war ihrer Mutter vielleicht zu ähnlich, zu sehr der Sache der Neuen Republik und den Jedi verpflichtet, als dass sie sich ausgeruht hätte, bevor eine Art von Sieg sicher war.

Es ist weise zu wissen, wann man alles gegeben hat, was man geben kann. Weder sie selbst noch ihre Tochter hatten diese Lektion wirklich gelernt.

Jag wandte nun Leia seinen fragenden Blick zu. »Und Sie, Hoheit?«, fragte er. »Was machen Sie hier, so weit von den Zentren der Macht entfernt?«

»Eine diplomatische Mission zum Imperium«, sagte Leia.

»Sie sind allein? Keine Eskorte?«

»Es gab niemanden mit genügend Autorität, um uns eine zu geben, also sind wir einfach aufgebrochen.« Es hatte keinen Sinn, ihre vergebliche Hoffnung auf ein wenig Zeit mit Han allein zu erwähnen, ihre Hoffnung auf eine Kombination aus Urlaub und zweiten Flitterwochen, während sie im Transit nach Bastion und zurück waren.

»Ich nehme an, Sie wollen das Imperium dazu bringen, größere Anstrengungen gegen die Yuuzhan Vong zu unternehmen«, sagte Jag. Sein Tonfall war unerträglich herablassend. »Schade, dass die Logik der Situation so gegen Sie steht – kurzfristig wäre es nützlicher für das Imperium, sich mit den Vong zusammenzutun.«

Leia bemerkte Vana Dorjas plötzliches konzentriertes Interesse. »Könnten Sie das vielleicht näher erläutern, Colonel Fel?«, fragte Dorja.

Han, eindeutig wütend, setzte zu einer Bemerkung an, aber ein Blick von Leia ließ ihn schweigen.

»Die Frage ist, was die jeweiligen Seiten dem Imperium zu bieten haben«, sagte Jag. »Das Imperium ist nur noch ein Schatten seiner selbst, und es fehlt überall an Mitteln. Die Neue Republik ist nicht in einer Situation, dem Imperium zu helfen, nicht, solange ihre eigenen Mittel vom Kampf gegen die Eindringlinge aufgezehrt werden. Aber denken Sie, was die Yuuzhan Vong dem Imperium bieten könnten – ganze Planeten! Das Imperium müsste sie nur von der Neuen Republik übernehmen, während deren Streitkräfte mit den Vong beschäftigt sind. Es könnte seine Ausdehnung verdoppeln, könnte sich Planeten aussuchen, und all das würde die Yuuzhan Vong nichts kosten.«

Vana Dorja kniff berechnend die Augen zusammen. »Das ist eine sehr interessante Analyse, Colonel«, sagte sie.

Han konnte sich nun doch nicht mehr bremsen und brachte seinen Protest vor. »Sie vergessen, was als Nächstes passieren würde«, sagte er. »Man kann den Vong nicht trauen – sie haben bisher noch nie ihr Wort gehalten! Wenn die Vong dem Imperium Zuwachs bringen, dann nur, weil sie es auffüttern wollen, bevor sie es zur Schlachtbank führen.«

Jag rieb sich die lange Narbe an der Stirn. »Deshalb sagte ich ja auch kurzfristig, Captain Solo«, erklärte er. »Ich glaube nicht, dass das Imperium in einer von den Yuuzhan Vong beherrschten Galaxis langfristig überleben könnte.«

Vana Dorjas Augen glitzerten. »Könnten Sie das ebenfalls näher erklären, Colonel Fel?«

Der herablassende Ton war wieder in Jags Stimme vernehmbar. »Selbst wenn man einmal den unweigerlich vorprogrammierten Verrat beiseite lässt – und es entspricht selbstverständlich der Wahrheit, dass man den Yuuzhan Vong nicht trauen kann –, bleiben langfristig noch die Fragen der Kompatibilität. Die Vong und das Imperium haben einfach unterschiedliche Ziele. Das Imperium will die Macht und den Respekt zurückerobern, die es einstmals genoss. Die Yuuzhan Vong wollen die Galaxis nicht nur vollkommen beherrschen, sondern auch ideologische und religiöse Herrschaft ausüben – sie wollen, dass ihre Lebensweise triumphiert. Einige Aspekte des Yuuzhan-Vong-Lebens mögen mit den Prinzipien des Imperiums kompatibel sein – die Disziplin, der bedingungslose Gehorsam gegenüber Autorität –, aber andere sind es auf keinen Fall. Vergessen Sie nicht, dass die Yuuzhan Vong alle Formen von Technik schärfstens ablehnen.«

Er hob eine Hand. »Und wo wäre das Imperium ohne seine Technik? Es hat sich stets auf technische Lösungen seiner Probleme verlassen. Wenn es sich stattdessen der Biotechnik der Yuuzhan Vong bedienen würde, würde es damit alle Vorteile aufgeben, über die es verfügt, und sich von den Vong abhängig machen.«

Er schüttelte den Kopf. »Und selbst wenn das Imperium doppelt so groß wäre wie jetzt, würde es sich den Yuuzhan Vong nicht widersetzen können, falls – ich sollte lieber sagen wenn – die Yuuzhan Vong sich gegen es wenden. Die Neue Republik, falls ein Teil von ihr überlebte, würde einem Imperium, das ihre Feinde unterstützt hat, nicht zu Hilfe kommen. Wenn sich das Imperium mit den Yuuzhan Vong verbündet, wird es sich isolieren und schließlich wie eine reife Frucht enden, die nur noch darauf warten kann, von den Yuuzhan Vong gepflückt zu werden, wann immer es ihnen passt. Selbst wenn die Yuuzhan Vong ihre Versprechen hielten und es nicht angriffen, würde es mit der Zeit auf friedliche Weise überwältigt werden – in einer von den Yuuzhan Vong beherrschten Galaxis wird das Imperium den Vong ähnlich werden müssen, wenn es überleben will. Die Yuuzhan Vong werden also triumphieren, was immer auch geschieht.«

Bravo!, dachte Leia bewundernd. Jagged Fels Analyse hatte ihre eigene Position klar umrissen.

Vana Dorja hörte zu, nickte, sagte aber nichts. Leia konnte nur hoffen, dass sie Jags Analyse in ihrem Bericht erwähnen würde.

Jag wandte sich an Leia. »Wir sind hier isoliert«, sagte er. »Ich höre nicht viel darüber, was anderswo in der Neuen Republik passiert. Haben Sie Neuigkeiten, die ich an meine Piloten weitergeben kann?«

Leia holte tief Luft. Nur die guten Nachrichten, dachte sie; immerhin hörte eine imperiale Spionin zu. »Der Senat hat sich auf Mon Calamari eingerichtet«, sagte sie. »Sie sind dabei, die üblichen Verfahren wieder aufzunehmen und einen Staatschef zu wählen.«

So etwas wie ein Lächeln zupfte an Jags Mundwinkel. »Ich dachte, Pwoe sei Staatschef.«

»Pwoe scheint im Augenblick nur eine Minderheit hinter sich zu haben.« Nach dem Fall von Coruscant hatte Ratsherr Pwoe sich selbst zum Staatsoberhaupt erklärt und begonnen, der Regierung und dem Militär Befehle zu erteilen. Er wäre vielleicht damit durchgekommen, wenn die Belagerung von Borleias anders verlaufen wäre. Pwoe hatte erwartet, dass die Verteidiger ein wenig Zeit für ihn schinden und dann vernichtet würden, aber stattdessen hatten Wedge Antilles und sein bunt zusammengewürfelter Haufen viel länger ausgehalten als erwartet; ihr Beispiel hatte alle ermutigt. Die Holodokumentation Kampf um Borleias des Historikers Wolam Tser war überall in der Neuen Republik vergriffen und zeigte die Verteidiger des Planeten als Helden, die unter größten Schwierigkeiten dennoch gesiegt hatten. Wolam Tsers Arbeit trug viel dazu bei, die Ansichten der Bevölkerung über die Verteidigungskräfte der Neuen Republik und ihre Fähigkeiten zu ändern.

Als die Senatoren sich schließlich auf Mon Calamari zusammenfanden, hatten sie sich daran erinnert, dass es ihr Recht war, einen Staatschef zu wählen, und sie hatten Pwoe und seine Anhänger zu sich beordert. Selbst zu diesem Zeitpunkt hätte Pwoe es vielleicht noch schaffen können, sich als Anführer der Neuen Republik bestätigen zu lassen, aber stattdessen war er zu weit gegangen: Er hatte darauf bestanden, der Senat müsse Mon Calamari verlassen und zu ihm nach Kuat kommen. Der Senat hatte sich geweigert, hatte das Amt des Staatschefs für unbesetzt erklärt und Anweisungen gegeben, dass kein Regierungsorgan Pwoes Befehlen Folge leisten dürfe.

»Pwoe ist auf Kuat nicht mehr willkommen«, fuhr Leia fort. »Selbst Niuk Niuv hat sich von ihm distanziert. Pwoe ist abgereist – ich höre nach Sullust. Ich bezweifle, dass er dort willkommen sein wird.«

Vana Dorja schüttelte leicht den Kopf. »So etwas kann nur geschehen, wenn die Weisungslinie unklar ist«, sagte sie.

»Sie ist klar genug«, erklärte Han. »Pwoe hat das schlicht ignoriert, das ist alles. Und nun zahlt er dafür.«

»Im Imperium würde er erschossen«, stellte Dorja fest.

Han lächelte zufrieden. »Wir sind grausamer als Sie«, stellte er zu Dorjas Überraschung fest. »Statt ihn zu töten, lassen wir ihn noch Jahre als Gegenstand der Verachtung und des Spottes weiterleben.«

Jag, der ebenfalls lächelte, stand auf. »Die Pflicht ruft, fürchte ich«, sagte er. »Wir müssen die restlichen Minen und Korallenskipper zerstören, bevor die Yuuzhan Vong einen Transporter schicken, um sie zu retten.«

Die anderen standen auf und verabschiedeten sich von ihrem Besuch. Jag salutierte. »Viel Glück, Captain. Euer Hoheit.« Er zögerte. »Wünschen Sie eine Eskorte, solange Ihr Kurs Sie entlang der Hydianischen Straße führt?«

»Nein danke«, sagte Han. »Wir fliegen nicht auf dieser Strecke, wir kreuzen sie nur. Es ist Zufall, dass wir überhaupt hier sind.«

»Nun gut.« Jag griff nach seinem Helm. »Viel Glück auf Ihrer Reise. Sehr angenehm, Sie kennen gelernt zu haben, Commander«, fügte er mit einem kurzen Blick zu Dorja hinzu.

»Gleichfalls, Colonel.«

»Gute Jagd«, sagte Leia.

Jag lächelte. »Ich denke, die werden wir haben«, sagte er und ging zur Luftschleuse.

Ein paar Minuten später sprangen die vierundzwanzig Kampfjäger in den Hyperraum, und die Besatzung des Millennium Falken flog allein weiter zu einer Besprechung mit ihren alten Feinden im Imperium.

3

»Ich habe nur ein paar Minuten«, sagte Senator Fyor Rodan. Er setzte sich in einen dick gepolsterten Sessel – genauer gesagt versank er darin –, während seine Mitarbeiter weiter geschäftig umhereilten. Sie schienen die Komlinks alle permanent am Mund zu haben und mehrere Gespräche gleichzeitig zu führen.

»Ich danke Ihnen, dass Sie sich die Zeit nehmen, mich zu empfangen, Ratsherr«, sagte Luke Skywalker. Es gab keinen Platz sich hinzusetzen – auf sämtlichen Stühlen und Tischen lagen Holopads, Datenpads, Speichereinheiten und sogar Bündel von Kleidung. Luke stellte sich vor den Senator und versuchte, das Beste aus der misslichen Situation zu machen.

»Ich habe die calamarische Regierung zumindest dazu gebracht, dem Senat einen Ort zu überlassen, an dem er tagen kann«, sagte Rodan. »Ich fürchtete schon, wir müssten weiterhin Hotels benutzen«. Während er sprach, benutzte er erneut die Tastatur eines Datenpads, betrachtete das Resultat unzufrieden und tippte dann weiter.

Der Senat war noch nicht auf eine Größe geschrumpft, dass er sich bequem in einer Hotelsuite versammeln konnte, aber er war zweifellos eine schlankere Körperschaft als ein paar Monate zuvor. Viele Senatoren hatten einen Grund gefunden, nicht auf Coruscant zu sein, als die Yuuzhan Vong angriffen. Andere waren weggeschickt worden, damit einige politische Anführer in Reserve blieben und nicht alle am gleichen Ort ausgeschaltet werden konnten. Wieder andere hatten während des Kampfs militärische Einheiten beschlagnahmt und waren geflohen. Aber noch mehr waren bei den Kämpfen auf Coruscant umgekommen oder gefangen genommen worden, andere wurden vermisst.

Und man durfte auch Viqi Shesh nicht vergessen, die zum Feind übergelaufen war.

Fyor Rodan hatte zu keiner der oben genannten Gruppen gehört. Er war während des Falls von Coruscant auf seinem Posten geblieben und erst im letzten Augenblick vom Militär evakuiert worden. Er hatte sich dem glücklosen Pwoe bei seinem Versuch angeschlossen, eine Regierung zu bilden, war dann aber nach Mon Calamari gekommen, als der Senat sich wieder zusammenfand und alle Senatoren auf ihre Plätze rief.

Sein Verhalten war mutig und von hohen Grundsätzen geprägt gewesen. Er hatte sich allgemeine Bewunderung erworben und wurde nun als aussichtsreicher Kandidat gehandelt, Borsk Fey’lya als Staatschef nachzufolgen.

Leider war Fyor Rodan auch ein politischer Gegner der Jedi. Luke hatte um eine Besprechung gebeten, weil er hoffte, Rodans Position ein wenig beeinflussen oder ihn zumindest besser verstehen zu können.

Vielleicht stammte Rodans Feindseligkeit gegenüber Luke und seinen Freunden aus der Zeit, als ein ungeduldiger Chewbacca ihn an einen Kleiderhaken gehängt hatte, damit er aus dem Weg war. Es gab auch Gerüchte, dass Rodan auf irgendeine Weise mit Schmugglern zu tun hatte – dass er sich gegen die Jedi aussprach, weil Kyp Durron einmal etwas gegen seine Schmuggler-Verbündeten unternommen hatte.

Aber das waren Gerüchte und keine Tatsachen. Außerdem, wenn es tatsächlich verurteilenswert sein sollte, Freunde zu haben, die auch Schmuggler waren, dann stand Luke noch viel schlechter da als Rodan …

»Was kann ich für Sie tun, Skywalker?«, fragte Rodan. Sein Blick zuckte kurz zu Luke, dann wieder zu seinem Datenpad.

»Heute früh«, sagte Luke, »hat man Sie in den Medien zitiert; Sie haben angeblich gesagt, die Jedi stellten ein Hindernis bei dem Versuch dar, den Krieg zu beenden.«

»Ich würde annehmen, diese Äußerung bedarf keiner weiteren Erklärung«, stellte Rodan fest. Er richtete die Aufmerksamkeit weiter auf das Datenpad, während seine Finger eine Taste nach der anderen berührten. »Manchmal ging es in diesem Krieg ausschließlich um die Jedi. Die Yuuzhan Vong bestehen darauf, dass Sie ihnen alle ausgeliefert werden. Das stellt tatsächlich ein Hindernis bei dem Versuch dar, den Krieg zu beenden – es sei denn selbstverständlich, wir liefern Sie tatsächlich aus.«

»Würden Sie das tun?«

»Wenn ich glaubte, ich könnte damit das Leben von Milliarden Bürgern der Neuen Republik retten, würde ich ernsthaft darüber nachdenken.« Er runzelte ein wenig die Stirn. »Aber es gibt erheblich größere Hindernisse für einen Frieden als die Jedi – zum Beispiel die Tatsache, dass sich der Feind in den Trümmern unserer Hauptstadt festgesetzt hat.« Sein Blick wurde kalt. »Das und die Tatsache, dass die Yuuzhan Vong nicht innehalten werden, bis sie jedes Wesen in unserer Galaxis versklavt oder konvertiert haben. Ich persönlich werde nicht einmal den Versuch eines Friedensschlusses unterstützen, bevor die Yuuzhan Vong Coruscant und die Planeten, die sie besetzt haben, wieder verlassen haben.« Wieder warf er Luke einen kurzen Blick zu. »Macht Ihnen das deutlich genug, dass ich nicht plane, Sie und Ihre Kohorten zu opfern, Skywalker?«

Obwohl die Worte des Mannes beruhigend wirkten, fand Luke sie aus irgendeinem Grund nicht tröstlich. »Es freut mich zu hören, dass Sie sich nicht für Frieden um jeden Preis aussprechen«, sagte er.

Rodans Blick kehrte zu seinem Datenpad zurück. »Ich bin selbstverständlich nur ein Senator und ein Angehöriger des Beirats des verstorbenen Staatschefs«, sagte er. »Sobald wir einen neuen Staatschef haben, werde ich unvermeidlich gezwungen sein, im Zweifelsfall auch eine Politik zu unterstützen, mit der ich persönlich nicht übereinstimme. So funktioniert unsere Regierung nun einmal. Also sollten Sie lieber mit unserem nächsten Staatschef sprechen als mit mir.«

»Es gibt Leute, die sagen, Sie könnten unser nächster Staatschef sein.«

Zum ersten Mal zögerten Rodans Finger auf der Tastatur des Pads. »Ich würde solche Aussagen für verfrüht halten«, murmelte er.

Luke fragte sich, wieso der Mann so beharrlich unhöflich war. Normalerweise würde ein Politiker auf der Suche nach Unterstützung niemandem die Tür vor der Nase zuschlagen, der ihm auf seinem Weg zur Macht helfen konnte, aber Rodan hatte immer eine Anti-Jedi-Politik verfolgt, selbst wenn es ihm keine Vorteile brachte, und das wies darauf hin, dass es hier wirklich ein Problem gab. Vielleicht waren die Gerüchte über die Schmuggler tatsächlich nicht vollkommen aus der Luft gegriffen.

Luke beschloss, noch eine Frage zu stellen. »Wessen Kandidatur unterstützen Sie?«

Rodans Finger begannen wieder über die Tastatur zu tanzen. »Eine Frage nach der anderen«, sagte er. »Sie klingen wie ein politischer Journalist. Wenn Sie so weitermachen wollen, Skywalker, sollten Sie sich vielleicht einen Medienausweis besorgen.«

»Ich habe nicht vor, Artikel zu schreiben. Ich versuche einfach nur, die Situation zu verstehen.«

»Konsultieren Sie die Macht«, riet Rodan. »Das ist es doch, was Leute wie Sie tun, oder?«

Luke holte tief Luft. Dieses Gespräch war wie ein Duell, in dem die Gegner um einen gemeinsamen Mittelpunkt kreisten. Und dieser Mittelpunkt war … was?

Fyor Rodans Absichten, was die Jedi anging.

»Senator Rodan«, sagte Luke. »Darf ich fragen, welche Rolle Sie für die Jedi in diesem Krieg sehen?«

»Zwei Worte, Skywalker.« Rodans Blick war weiterhin auf das Datenpad konzentriert. »Überhaupt keine.«

Luke schob den Zorn, der bei Rodans bewusster Unhöflichkeit und seinen provokativen Antworten aufstieg, beiseite. »Die Jedi«, sagte er, »sind die Beschützer der Neuen Republik.«

»Oh?« Rodan schürzte die Lippen und schaute Luke wieder an. »Ich dachte, die Verteidigungskräfte der Neuen Republik erfüllten diesen Zweck.«

»In der Alten Republik gab es kein Militär«, sagte Luke. »Es gab nur die Jedi.«

Ein dünnes Lächeln zuckte über Rodans Lippen. »Das hat sich als recht unglücklich erwiesen, als Darth Vader auftauchte, nicht wahr?«, sagte er. »Und die Hand voll Jedi unter Ihrem Befehl können wohl kaum die Arbeit von tausenden Jedi erledigen, die es in der Alten Republik gab.« Nun sah der Politiker Luke direkt an. »Immer vorausgesetzt, Sie befehligen die Jedi tatsächlich. Und wenn nicht Sie es sind, wer dann? Und wem gegenüber legt dieser Befehlshaber Rechenschaft ab?«

»Jeder Jedi-Ritter verantwortet sich vor dem Jedi-Kodex. Wir handeln nie zur Erlangung persönlicher Macht, sondern im Dienst von Gerechtigkeit und Aufklärung.« Luke fragte sich, ob er Rodan daran erinnern sollte, dass der Senator zu den Gegnern von Lukes Vorschlag gehört hatte, wieder einen Jedi-Rat einzurichten, um die Jedi mit direkterer Anleitung und Autorität auszustatten. Wenn die Jedi desorganisiert waren, war das zum Teil auch Rodans Schuld, und es schien ungerechtfertigt, dass der Politiker sich jetzt darüber beschwerte.

»Noble Worte«, sagte Rodan, »aber was bedeutet das in der Praxis? Für die Justiz haben wir Polizei und Gerichte – aber die Jedi maßen sich an, selbst Gerechtigkeit zu üben, und sie mischen sich ununterbrochen in Polizeiangelegenheiten ein, häufig unter Anwendung von Gewalt. Für diplomatische Zwecke stehen uns hervorragend ausgebildete Botschafter und Konsuln des Außenministeriums zur Verfügung; aber Jedi – einige von ihnen, wie ich hinzufügen sollte, noch halbe Kinder – maßen sich an, auf höchster Ebene Verhandlungen zu führen, die häufig in Konflikten und Kriegen enden. Und obwohl wir über sehr fähiges Militär verfügen, maßen sich die Jedi an, militärische Mittel zu beschlagnahmen, unsere eigenen Offiziere bei der Führung militärischer Einheiten zu verdrängen und strategische militärische Entscheidungen zu fällen.«

Wie zum Beispiel Schmuggler zu jagen?, fragte sich Luke. Er dachte daran, dieses Thema anzusprechen, überlegte es sich aber anders – bei Rodans derzeitiger Stimmung wollte er den Mann nicht auch noch daran erinnern, wieso er begonnen hatte, die Jedi zu hassen.

»Ihr Orden ist eine Amateurvorstellung«, fuhr Rodan fort. »Schlimmstenfalls sind die Jedi eine halb ausgebildete Bürgerwehrtruppe. Bestenfalls improvisieren sie, und das Ergebnis ist nur zu oft eine Katastrophe. Ich glaube wirklich nicht, dass die Fähigkeit zu magischen Kunstkniffen irgendwen dafür qualifiziert, professionelle Diplomaten, Richter und Militäroffiziere zu ersetzen.«

»Die Situation ist kritisch«, sagte Luke. »Wir haben es mit aggressiven Invasoren zu tun. Die Jedi vor Ort …«

»Sollten diese Dinge den Leuten überlassen, die dafür ausgebildet wurden«, schloss Rodan. »Dafür werden diese Leute bezahlt.«