Star Wars. Das Erbe der Jedi-Ritter 16. Der verschollene Planet - Sean Williams - E-Book

Star Wars. Das Erbe der Jedi-Ritter 16. Der verschollene Planet E-Book

Sean Williams

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Beschreibung

Es war einmal, vor langer Zeit, in einer weit, weit entfernten Galaxis ...

Der Widerstand gegen die Yuuzhan Vong soll neu organisiert werden. Luke Skywalker und seine Begleiter sind auf der Suche nach dem geheimnisumwitterten Planeten Zonama Sekot, der ihnen ein Mittel gegen die Invasoren preisgeben soll. Der kleine Trupp gerät allerdings in immer neue Gefahren, während Han Solo und Prinzessin Leia auf der Suche nach neuen Verbündeten in die abgelegene Welt Bakura gelangen. Hier richtet sich die Stimmung scharf gegen die Republik und die aus ihr hervorgegangene Allianz, doch die Unmutsbekundungen werden gesteuert. Skrupellose Machenschaften treiben den Planeten einem Feind in die Arme, der seit langem besiegt schien ...

Die Romane um Luke Skywalker, Han Solo und Prinzessin Leia sind die beliebtesten Abenteuer aus dem Star-Wars-Universum!

Star Wars gewinnt immer wieder neue, unerwartete Facetten hinzu, die bei den Fans für heftige Diskussionen sorgen!

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Seitenzahl: 586

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Inhaltsverzeichnis

DanksagungenDramatis PersonaeInschriftPrologTeil Eins - ExpeditionTeil Zwei - ZielTeil Drei - AggressionTeil Vier - WeihungEpilogCopyright

Danksagungen

Wieder einmal möchten wir vielen verschiedenen Leuten für ihre Hilfe in vielen verschiedenen Bereichen danken, darunter Kirsty Brooks, Chris Cerasi, Leland Chee, Richard Curtis, Nydia Dix, Sam Dix, Nick Hess, Enrique Guerrero, Eelia Goldsmith Hendersheid, Vanessa Hobbs, Helen Keier, Greg Keyes, Mike Kogge, Jim Luceno, Christopher McElroy, Ryan Pope, Michael Potts, Sue Rostoni, Shelly Shapiro, Matt Stover, Daniel Wallace, Walter Jon Williams, Lucy Wilson und Sebastian Yeaman. Besonderer Dank geht an die Mitglieder der Mount Lawley Mafia für ihre Inspiration und an das SA Writers’ Centre für ihre Geduld. Dieser Roman wurde von all den Personen inspiriert, die sich fragten, was nach Der Pakt von Bakura aus dem Imperium der Ssi-ruuk geworden ist, und von Kathy Tyers, die diese großen Eidechsen zum Leben erweckte.

Dramatis Personae

Arien Yage, Captain der Widowmaker

Blaine Harris, stellvertretender Premierminister von Bakura

Danni Quee, Wissenschaftlerin

Goure, Arbeiter auf Bakura, ein Ryn

Grell Panib, General der bakuranischen Verteidigungsflotte

Han Solo, Captain des Millennium Falken

Hess’irolia’nuruodo (Irolia), Commander, eine Chiss

Jacen Solo, Jedi-Ritter

Jagged Fel, Co-Führer der Zwillingssonnen-Staffel

Jaina Solo, Jedi-Ritter, Co-Führer der ZwillingssonnenStaffel

Keeramak, Anführer des Imperiums der Ssi-ruuk, ein geschlechtsloser, mutierter Ssi-ruu

Kunra, Beschämter und Ketzer, ein Yuuzhan Vong

Leia Organa Solo, ehemalige Diplomatin der Neuen Republik

Luke Skywalker, Jedi-Meister

Lwothin, Anführer der Befreiungsbewegung der P’w’eck, ein P’w’eck

Malinza Thanas, Gründerin der Widerstandsbewegung Freiheit

Mara Jade Skywalker, Jedi-Meisterin

Molierre Cundertol, Premierminister von Bakura

Nom Anor, ehemaliger Exekutor, ein Yuuzhan Vong

Saba Sebatyne, Jedi-Ritter, eine Barabel

Shimrra, Höchster Oberlord, ein Yuuzhan Vong

Shoon-mi Esh, Beschämter und Ketzer, ein Yuuzhan Vong

Soontir Fel, ehemaliger Baron des Imperiums, jetzt stellvertretender Syndic im Territorium der Chiss

Tahiri Veila, Jedi-Ritter

Tekli, Jedi-Heilerin, eine Chadra-Fan

Todra Mayn, Captain der Pride of Selonia

Wynssa (Wyn) Fel, jüngste Tochter von Syal Antilles und Soontir Fel

Es wird immer Personen geben, die eine starke Tendenz zum Bösen haben. Je stärker man wird, desto größer ist die Versuchung.

LUKE SKYWALKER, Jedi-Meister

Prolog

Der Mensch, der kein Mensch mehr war, stand vor einem Nichtmenschen, der nicht war, was er zu sein schien.

»Alles ist bereit«, sagte der Mensch.

Der Nichtmensch schmeckte die Luft, als witterte er Lügen. »Sind Sie sicher?«

»Ja, General«, erwiderte der Mann selbstsicher. Dennoch war er sich seiner körperlichen Haltung sehr bewusst. Die Nichtmenschen, mit denen er es glaubte zu tun zu haben, waren hervorragende Deuter von Körpersprache; die geringste Geste, nur ein einziges Zucken eines Gesichtsmuskels konnte als Zweifel missverstanden werden. »Der Bevölkerung wurde ein falsches Gefühl von Sicherheit vermittelt – oder zumindest die Hoffnung, dass Sicherheit eines Tages möglich sein könnte. Wenn nichts Unvorhergesehenes geschieht, sollte alles genau nach Plan verlaufen.«

»Ich bin erfreut«, sagte der Nichtmensch, und seine Klauen klickten auf dem Boden, als er ruhelos hin und her ging.

Der Mann war erleichtert. Seine Seite des Handels einzuhalten war buchstäblich eine Frage von Leben und Tod. »Bedeutet das …«

»Wenn Sie zurückkehren und ich vollkommen überzeugt bin, dass Sie Ihren Teil des Handels eingehalten haben«, sagte der Nichtmensch scharf, »dann, und nur dann, werden Sie bekommen, was Sie wünschen.« Er schlug einmal mit dem Schwanz auf den Boden: Ende der Diskussion. Worte hätten es nicht klarer ausdrücken können.

Der Mann zuckte die Achseln und akzeptierte die Bedingungen mit einem Nicken. Es gab keinen Grund, anzunehmen, dass nicht alles nach Plan verlaufen würde. Er würde bekommen, was er wollte. Immerhin hatte er sich um alles gekümmert.

»Dann werde ich Sie jetzt verlassen, General, wenn Sie gestatten.«

Sein Gegenüber sah ihn kurz an und stimmte dann zu. »Sie dürfen gehen«, sagte er in einem Tonfall, der zu laut war, als dass ein Menschenohr ihn angenehm gefunden hätte, und der dennoch über eine Subtilität verfügte, der nur wenige gerecht werden konnten. Kein Menschenmund hätte je auch nur ein einziges Wort in dieser Sprache hervorbringen können.

Dass der Mann sie fließend beherrschte, wurde einfach erwartet. »Wir sehen uns in ein paar Tagen.«

»Seien Sie versichert, ich werde warten«, sagte der Nichtmensch, der immer noch auf und ab ging. »Und vergessen Sie nicht: Wir haben, was Sie wollen.«

Der Mann verbeugte sich und wusste, dass er das ganz bestimmt nicht vergessen würde. Als er das Begleitschiff durch die enge Verbindungsröhre verließ, wobei sein Körper sich problemlos an den freien Fall anpasste, freute er sich bereits darauf, zurückkehren und beanspruchen zu können, was ihm seiner Ansicht nach rechtmäßig zustand – der triumphale Beginn seiner neuen Existenz. Es zählte nicht, wie viele Leben das kostete. Er hätte mit Freuden neben einem gewaltigen Scheiterhaufen voller Leichen gestanden, wenn das notwendig gewesen wäre, um sich am Feuer der Unsterblichkeit zu wärmen.

Mit einem Lächeln nahm er Kurs auf sein Schicksal.

Teil Eins

Expedition

Luke Skywalker kletterte mühsam den felsigen Abhang hinauf, und seine Lunge brannte bei jedem Atemzug. Es erleichterte ihn irgendwie zu hören, dass sein Neffe neben ihm ebenfalls keuchend nach Luft schnappte, denn das bedeutete, dass seine eigenen Probleme beim Aufstieg nichts mit seinem Alter oder seinem körperlichen Zustand zu tun hatten; die Atmosphäre auf Munlali Mafir war einfach nur dünn.

Hinter sich hörte er das schreckliche Bellen der Krizlaws. Es war ein schriller, durchdringender Ton, selbst in dieser dünnen Atmosphäre, und ließ ihn schaudern. Diese Wesen mit ihrer glatten, rosafarbenen Haut würden nicht weit hinter ihnen sein, denn sie hatten sich überall in den Trümmern gesammelt, um sich der Jagd auf den Landetrupp anzuschließen, und senkten die großen rancorartigen Köpfe zu Boden, um ihre Spuren wittern zu können.

Er warf einen Blick über die Schulter und erwartete halb, die Krizlaws bereits nach seinen Fersen schnappen zu sehen. Zum Glück waren sie jedoch noch nicht so nahe. Aber er sah sieben von ihnen durch einen dekorativen Torbogen am Fuß der nächsten Mauer kommen, wo sie übereinanderfielen und auf dem Geröll ausrutschten, so eilig hatten sie es, den Zeremonienhügel zu erreichen. Weitere drei sprangen aus einem Fenster, überschlugen sich und suchten dann Deckung hinter einer Statue.

Kleine, rötliche Augen, zwei dünne Arme mit jeweils drei giftigen Klauen, zwei kraftvolle Beine, die hervorragend geeignet sind, die Beute anzuspringen, Mäuler mit Kiefern, die weit genug gedehnt werden können, um einen Menschen in einem einzigen Bissen zu verschlingen …

Der Gedanke erinnerte Luke daran, dass er sich lieber weiterbewegen sollte.

»Nur zehn von ihnen«, sagte Dr. Soron Hegerty, und hinter ihrem Keuchen klang durch, wie überrascht sie war. Das Tempo schien ihr schwerer zu fallen als den anderen, und sie konnte selbst mit Jacens Hilfe kaum Schritt halten. »Zuvor … waren es … immer elf. Ich dachte … das könnte … wichtig sein.«

Eine Sekunde später sprang ein weiterer Krizlaw durch das Fenster, zerbrach dabei, was von dem bereits gesplitterten dekorativen Rahmen übrig war, und rannte dann ebenfalls auf den Hügel zu.

Die Xenobiologin schüttelte den Kopf, als wäre sie es müde, immer Recht zu haben. »Elf«, bestätigte sie.

»Kommen Sie weiter, Doktor Hegerty«, sagte Jacen. Luke spürte, wie sein junger Neffe das Durchhaltevermögen der Frau mithilfe der Macht stärkte. »Wir müssen uns beeilen!«

»Glauben Sie, sie haben rituelle Jagdgruppen?«, fragte Lieutenant Stalgis. Der kräftige Imperiale in leichter Kampfrüstung drehte sich, um einen Schuss auf die sieben abzufeuern, die den Hügel hinaufkamen. Der Blasterblitz traf einen Krizlaw an der Schulter, worauf dieser einen ohrenbetäubenden Schmerzensschrei ausstieß, aber nicht langsamer wurde.

»So etwas … Ähnliches«, keuchte Hegerty.

Luke und Jacen wechselten einen besorgten Blick. Die Xenobiologin ermüdete schnell, und die Hügelkuppe war noch recht weit entfernt. Der gesamte Hügel bestand aus festgestampfter Erde um einen Kern aus Stein, und so war eine hohe konische Pseudo-Pyramide mit abgeschnittener Spitze entstanden, die sich hervorragend als improvisiertes Landefeld geeignet hatte. Der Shuttle wartete dort oben auf sie, und seine Triebwerke waren bereits aufgewärmt, um sie in Sicherheit zu bringen. Es gab nur ein Problem: Im Augenblick sah es aufgrund der Erschöpfung der Wissenschaftlerin nicht so aus, als würden sie es schaffen.

Die beiden Jedi drehten sich gleichzeitig um und sahen, wie die Krizlaws mit sicheren, stetigen Sprüngen schnell näher kamen. Sie bohrten ihre Klauen in den Boden und nutzten ihre gewaltigen Oberschenkelmuskeln, um sich voranzutreiben. Als sie sahen, dass Luke und Jacen stehen geblieben waren, wurden die Geschöpfe noch schneller, und ihr Heulen erklang mit jedem Sprung lauter. Luke hatte die Wirkung gesehen, die dieses Geheul auf niedrigere Lebensformen hatte, als er beobachtete, wie die Krizlaws sich ernährten. Die intensiven Vibrationen des Heulens lähmten Nervenzentren, desorientierten die Sinne und verkrampften die Muskeln. Und nachdem sie ihre Beute auf diese Weise gelähmt hatten, verschlangen die Krizlaws sie in einem Stück. Dr. Hegerty hatte berichtet, die Krizlaws glaubten, ein immer noch schlagendes Herz sei unabdingbar für die gute Verdaulichkeit eines Beutetiers.

Diesen Jedi hier werdet ihr nicht verdauen, dachte Luke entschlossen. Weder in einem Stück noch anders!

Er sandte seine Sinne tief unter die Oberfläche des Hügels. Der Boden mochte festgestampft sein, aber er war nicht gebunden wie Ferrobeton. Es gab Risse unter der Oberfläche, unzählige Druckpunkte, die vielleicht mit einem festen Stoß…

Dort. Er gab Jacen ein Zeichen und verband sich im Geist mit seinem Neffen, wobei sie die Machtgeflecht-Technik einsetzten, die sie in den letzten Monaten verfeinert hatten. Gemeinsam schoben sie an den Druckpunkten, die er unter der Oberfläche gefunden hatte. Erde brach aus dem Hang unter ihnen, als wäre dort eine vergrabene Maschine plötzlich zum Leben erwacht. Dieser Schauer verbarg die tiefer gehenden Verschiebungen, wo der Boden zu rutschen begann, schneller wurde, mehr Erde mit sich riss und sich bald zu einer Lawine entwickelte, die die Krizlaws schnell unter sich begrub und bis zum Fuß des Hügels hinabriss.

Stalgis zog die Brauen hoch. »Beeindruckend«, sagte er anerkennend und offensichtlich erleichtert. Er schwang das Blastergewehr über die Schulter und begann, in etwas gemächlicherem Tempo weiterzuklettern.

»Wir sind noch nicht in Sicherheit«, sagte Jacen.

Luke stimmte ihm in Gedanken zu. Er trieb sich weiter vorwärts und aktivierte dabei sein Kom. »Wir sind unterwegs«, berichtete er. »Irgendwelche Anzeichen von Unruhe?«

Der Pilot des imperialen Shuttles verschwendete keine Worte. »Alles klar. Wir sind startbereit.«

Über ihnen konnte er das Aufheulen von Triebwerken hören. Erleichtert, den Planeten bald hinter sich lassen zu können, nahm sich Luke einen Augenblick Zeit, um darüber nachzudenken, was schiefgegangen war. Anfangs hatte alles so gut ausgesehen. Munlali Mafir war ein Planet, den Hegerty aufgelistet hatte, weil die Bevölkerung Geschichten von einem wandernden Planeten erzählte, der einmal in ihrem System erschienen, kurz geblieben und dann wieder verschwunden war. Das musste nicht unbedingt Zonama Sekot gewesen sein, aber alle waren der Ansicht, dass man dieser Spur folgen sollte.

Als sie eintrafen, wurde jedoch bald klar, dass sich etwas verändert hatte. Laut Hegertys Aufzeichnungen waren die Ureinwohner von Munlali Mafir, die Jostraner, träge Hundertfüßler, kaum länger als ein Menschenarm. Was sie jedoch fanden, war eine Kolonie von Krizlaws, die man zuvor als wilde Herdentiere mit nicht mehr Intelligenz als Nerfs betrachtet hatte; von den Jostranern keine Spur. Etwas hatte offenbar die Intelligenz der Krizlaws zu voller Entfaltung gebracht und gleichzeitig die Jostraner ausgelöscht. Entweder das, oder die imperialen Forschungsaufzeichnungen waren schlichtweg falsch. Die Sprache, die die Krizlaws benutzten, war tatsächlich die gleiche, die in Hegertys Akten den Jostranern zugeschrieben wurde.

Die Krizlaws waren keine raumfahrende Spezies, also hatte die Ankunft des imperialen Shuttles ein begeistertes Willkommen ausgelöst. Luke, Jacen, Hegerty und eine kleine Ehrengarde von Sturmtruppen waren zu einem zeremoniellen Bankett eingeladen worden, bei dem die Besucher die grausigen Ernährungsgewohnheiten der Bewohner des Planeten beobachten konnten. Sie brauchten den örtlichen Häuptling, der sich von den anderen nur durch einen bunten Gürtel um seine glatte Mitte unterschied, nicht lange zu bitten, die Geschichte der »Stern-Welt« zu erzählen, die vor vierzig Jahren am Himmel erschienen war. Da sie über keine Teleskope oder ähnliche optische Geräte verfügten, waren die Beobachtungen der Krizlaws ein wenig ungenau, aber sie konnten zumindest berichten, dass die Stern-Welt am Himmel von Munlali Mafir als blaugrünes Licht erschienen war. Sie hatte sich beinahe drei Planetenmonate hier aufgehalten und war dann ebenso unerwartet, wie sie erschienen war, wieder verschwunden.

Während der Zeit, in der die Stern-Welt am Himmel gestanden hatte, waren die seismischen Aktivitäten auf Munlali Mafir heftiger geworden. Es kam zu starken Vulkanausbrüchen, und das Land der drei Kontinente war von Erdbeben zerrissen worden, was zum Tod vieler Eingeborener führte. Obwohl die Eingeborenen zu dieser Zeit – Luke hatte nicht herausfinden können, ob es sich um Jostraner oder Krizlaws handelte – über kein nennenswertes geologisches Wissen verfügten und nichts über die Schwerkraftwirkungen wussten, die Himmelskörper aufeinander haben konnten, hatten sie diese Katastrophen dennoch mit der Ankunft des neuen Planeten in Verbindung gebracht. Für sie war die Stern-Welt ein Bote von Tod und Aufruhr gewesen, und Luke strengte sich gewaltig an, dem Häuptling und seinen Leuten zu versichern, dass die Stern-Welt sehr wahrscheinlich nie wiederkehren würde.

Damit hatte der Ärger begonnen.

Es war still geworden, während Luke geduldig erklärte, dass der Besuch des sich bewegenden Planeten nichts weiter als ein Zufall gewesen war und so etwas sehr wahrscheinlich nie wieder geschehen würde. Er nahm an, dass Zonama Sekot nur nach einem sicheren Versteck gesucht hatte und weitergezogen war, sobald klar geworden war, dass es auf Munlali Mafir intelligentes Leben gab. Es war sehr wahrscheinlich, versicherte er dem Häuptling, dass die Stern-Welt sich inzwischen auf der anderen Seite der Unbekannten Regionen befand. Er erklärte, dass die schrecklichen Folgen ihres Besuchs – die Zerstörung der meisten Steinstädte des Planeten, die Störung von Meeresströmungen und die Auswirkungen auf wichtige Umweltressourcen wie den Grundwasserspiegel – nur kurzfristig waren. Diese Dinge, versprach er, würden sich bald wieder normalisieren.

Statt erleichtert zu sein, hatten die Krizlaws jedoch begonnen, sich aufzuregen. Der Häuptling hatte seine Wachen zu sich gewinkt, und die Besucher – einen Augenblick zuvor noch willkommene Gäste – wurden plötzlich wie Gefangene behandelt. Luke hatte der Gruppe jeglichen Widerstand verboten, denn er war überzeugt gewesen, durch Gespräche eine gewalttätige Auseinandersetzung verhindern zu können. Erst als er versucht hatte, sich durch die Macht mit dem Häuptling in Verbindung zu setzen, war ihm klar geworden, wie schwierig das werden könnte.

Diese Wesen hatten offenbar zwei Bewusstseinszentren. Luke hätte normalerweise die Gedanken eines anderen Geschöpfs beeinflussen und es einfach überreden können, sie gehen zu lassen, aber im Häuptling der Krizlaws gab es keinen Ansatzpunkt, an dem er Druck ausüben konnte. Ein Denkzentrum war wach und klug und wehrte Lukes Sonde problemlos ab, das andere war matt und diffus und so glitschig wie ein Nooroop-Ei. Der Jedi-Meister konnte keins davon so leicht beeinflussen, wie er gehofft hatte, und diese Erkenntnis verstörte ihn. Einer solchen Situation hatte er noch nie gegenübergestanden.

Während er noch verwirrt versuchte, das zu begreifen, hatten die Krizlaws einen Mann der Sturmtruppeneskorte zu Boden gerissen. Ein Krizlaw in einem Gewand kippte den Kopf des Mannes zurück und versuchte, ihm so etwas wie eine sich windende Larve in den Mund zu zwingen. Der Mann würgte und versuchte, sie auszuspucken, aber es gelang ihm nicht, das winzige Geschöpf loszuwerden, das sich offenbar weiter bis in seinen Magen wand.

Luke hatte genug. Er gab den Versuch der mentalen Beeinflussung auf und nutzte die Macht, um den Krizlaw in dem Gewand von dem gestürzten Soldaten wegzustoßen. Der Soldat schien unverletzt, war aber erschrocken und angewidert von der unerwarteten »Mahlzeit«. Luke stieß seine eigenen Wachen zur Seite und half dem Mann auf die Beine, während Jacen sich und die anderen schnell befreite. Schon bald hatten sie sich von den Krizlaws losgerissen und rannten um ihr Leben.

Während sie flohen, hörte Luke, wie der Häuptling denen, die sich um ihn herum versammelt hatten, Befehle zukreischte. Bald schon hatte sich eine »rituelle Jagdgruppe«, wie Hegerty sie bezeichnete, von elf Krizlaws gesammelt und mit der Verfolgung begonnen.

Sie hatten die Verfolgten bei einer wilden Hetzjagd durch den verfallenen Palast schnell eingeholt, und zwei Sturmtruppler am Ende der Gruppe waren innerhalb von Sekunden Opfer der Kiefer und Klauen der Krizlaws geworden. Ihre Schreie, als die Wesen über sie herfielen, waren schrecklich, aber ihr Tod hatte den anderen wertvolle Sekunden erkauft. Wenn einer der Krizlaws Erfolg hatte, blieb die ganze Gruppe stehen, um die Beute zu verschlingen. Dies war der erste Hinweis, den Hegerty darauf erhalten hatte, dass die Elfergruppen stets gemeinsam handelten. Luke hoffte, dass sie nun, wo die meisten von ihnen unter dem Geröll begraben waren, die Jagd aufgeben würden.

Es war ein angenehmer Gedanke, aber der Jedi-Meister war noch nicht überzeugt, dass ihnen tatsächlich keine Gefahr mehr drohte. Obwohl sie dem Ziel oben auf dem Zeremonienhügel näher kamen, gestand er sich die Art von Erleichterung, die er bei Hegerty und Stalgis spürte, noch nicht zu. Wer sich zu sicher fühlte, konnte achtlos werden, und das konnte Leben kosten. Er würde erst davon ausgehen, dass sie entkommen waren, wenn der Shuttle mit ihnen startete.

Schließlich wurde die Steigung flacher, und sie taumelten auf die weite Steinkuppe des Hügels. Der Landeshuttle der Sentinel-Klasse stand auf einem von Wind und Wetter abgeschliffenen Relief, das einen mythischen Kampf zwischen zwei schauerlich aussehenden Gottheiten zeigte. Oben auf der ausgefahrenen Landerampe stand ein grau uniformierter imperialer Pilot und winkte ihnen, sich zu beeilen.

»Warum hat er es so eilig?«, fragte Stalgis und schob einen Arm unter die Schulter des einzigen überlebenden Sturmtrupplers – das war der Mann, der gezwungen gewesen war, die Larve zu schlucken. »Kann er uns nicht einen Augenblick lassen, um die Aussicht zu genießen?«

»Vielleicht ist das da der Grund«, sagte Jacen und zeigte nach links.

Mit ungelenk aussehenden, aber wirkungsvollen langbeinigen Sprüngen näherten sich dort die drei Krizlaws, die sich am Fuß des Hügels vom Rest der Jagdgruppe getrennt hatten. Es war klar, dass sie den Shuttle vor den Menschen erreichen würden – was vermutlich auch ihr triumphierendes Heulen erklärte.

Luke sammelte die Macht um sich und Jacen. Er wollte sie nutzen, um ihr Tempo zu vergrößern, damit er und Jacen die drei Krizlaws weglocken und den anderen Gelegenheit geben konnten, den Shuttle zu erreichen. Drei dieser Geschöpfe würden sicher nicht viel gegen die Lichtschwerter von zwei ausgebildeten Jedi ausrichten können.

Aber kaum hatte er einen Schritt gemacht, als auch von rechts Heulen erklang. Ein schneller Blick sagte ihm, dass acht weitere Krizlaws sie gefunden hatten.

»Es sind wieder elf«, sagte Hegerty atemlos. In ihrem Ton lag so etwas wie Ergebenheit.

»Das können nicht die sein, die wir begraben haben«, sagte Jacen. »Das ist unmöglich!«

»Sie sind es auch nicht«, stellte Luke fest. »Diese hier haben andere Markierungen. Es müssen Ersatzleute sein.«

»Woher wussten sie, was passiert ist?«, fragte Stalgis.

Die Frage wurde unwichtig, als die elf heulenden Geschöpfe schnell näher kamen. Zwei Krizlaws trennten sich von den anderen und eilten auf den Shuttle zu, woraufhin sich der Imperiale oben auf der Rampe rasch nach innen zurückzog. Sekunden später schoben sich die Lasergeschütze des Schiffs aus ihren Gehäusen und begannen zu feuern. Die Krizlaws waren jedoch zu schnell und ihre langen Sprünge zu überraschend für den Schützen.

Luke blieb stehen. Es hatte keinen Sinn, Energie durch Laufen zu verschwenden, wenn er ohnehin keine Chance hatte, damit etwas zu erreichen. Ebenso sinnlos wäre es, das Speederrad des Shuttles mithilfe der Macht herbeizurufen, denn das hätte bestenfalls zwei von ihnen retten können. Luke dämpfte Frustration und Zorn mithilfe einer kurzen Meditation; er hatte keine Zeit, sich dunkleren Emotionen zu überlassen. Es musste doch eine andere Möglichkeit geben, die Gruppe vor den näher kommenden Jägern zu retten!

Stalgis nahm Scharfschützenhaltung ein und schoss ein Dutzend Mal schnell hintereinander. Einer der Krizlaws stolperte und fiel. Sein Arm war abgerissen, und Blut sprudelte hervor. Luke sah entsetzt zu, wie das Geschöpf wieder auf die Beine kam und weitertaumelte. Stalgis spannte die Kiefermuskeln an – offenbar biss er frustriert die Zähne zusammen – und schoss weiter.

Luke und Jacen stellten sich an zwei Spitzen eines Verteidigungsdreiecks, mit Stalgis und dem anderen Sturmtruppler an der dritten Spitze und der erschöpften Xenobiologin in der Mitte. Soron Hegerty war nicht viel älter als Luke, aber sie hatte keine Kampfausbildung. Bei der Art von Expedition, an die sie gewöhnt war, hatte sie wohl nie so rennen müssen.

Die Krizlaws kreisten sie ein. Luke benutzte die Macht, um jene zu entmutigen, die ihnen am nächsten waren, wusste aber, dass es nur eine Frage der Zeit sein würde, bis der erste Angriff erfolgte. Sie konnten unmöglich alle neun gleichzeitig abwehren.

Als er sich in Vorbereitung auf den unvermeidlichen Kampf mental stählte, der vielleicht bis zum Tod gehen würde, musste er an seinen Sohn denken, der im Herzen der Galaktischen Allianz in Sicherheit war, und er sandte eine wortlose Bitte um Verzeihung zu Mara, die mit der Jadeschatten im Orbit wartete.

Der Austritt des Millennium Falken aus dem Orbit verlief alles andere als glatt. Leia hielt sich an den Armlehnen des Kopilotensitzes fest, froh, dass Han schließlich doch einen installiert hatte, der zu ihren Körpermaßen passte.

Hinter sich konnte sie C-3PO klappern hören.

»Oje«, rief der goldene Droide und bewegte sich unsicher von einem Fuß auf den anderen, um das Gleichgewicht zu wahren. »Ich hoffe, wir haben nichts gerammt!«

Han machte sich an ein paar Schaltern zu schaffen, und als das offensichtlich nichts nützte, lehnte er sich auf seinem Sitz zurück und trat fest gegen den Sockel des Steuerpults. Ein paar Sekunden später wurde ihr Kurs stabiler.

»Tut mir leid, Leute«, sagte er in die Runde. »Ab sofort wird der normale Betrieb wieder aufgenommen.«

Leia verdrehte die Augen und schaute zu Tahiri. Die junge Jedi saß stoisch auf ihrem Sitz, den Blick auf einen Punkt außerhalb des Cockpits fixiert. Während der gesamten Reise war sie still gewesen und hatte nicht auf Versuche der anderen reagiert, sich mit ihr zu unterhalten. Auch jetzt war ihre Aufmerksamkeit immer noch fest nach innen gerichtet. Leia hatte sie nicht bedrängt; sie spürte, dass in dem Mädchen ein komplizierter Heilungsprozess stattfand, den sie nur ungern stören wollte.

Dennoch gab es Zeiten, zu denen sie glaubte, dass ein direkteres Vorgehen angemessen wäre – besonders dann, wenn sich Tahiris brütendes Schweigen über Stunden erstreckte und kein Ende zu nehmen schien. Dass die junge Jedi auf Galantos das Bewusstsein verloren hatte, war ein verblüffender Rückschlag gewesen, der zu einem Zeitpunkt geschah, als Leia geglaubt hatte, es ginge Tahiri besser. Nachdem sie wieder aufgewacht war, hatte sie allerdings untadelig reagiert; ohne ihre geschärften Jedi-Instinkte hätte der Falke den Orbit vielleicht nicht erreichen können – oder Kontakt zu dem geheimnisvollen Ryn aufnehmen, der ihnen bei der Flucht geholfen hatte.

Leia seufzte innerlich. Was immer in Tahiri vorgehen mochte, war frustrierend unbeständig.

Der Subraumempfänger piepste. Leia warf einen Blick auf die Anzeigen und öffnete den Kanal.

Captain Mayns Stimme erklang aus den Kom-Lautsprechern. »Falke, ich erwarte Ihre Anweisungen.«

»Schön, dass Sie hier sind, Selonia«, sagte sie. »Hatten Sie eine gute Reise?«

»So angenehm, wie man es vom Hyperraum erwarten kann.«

Leia lächelte über diese Bemerkung und betrachtete dabei den Planeten, der vor ihnen lag. Bakura war eine wunderschöne blaugrüne Welt, bekannt für den Export von Agrarprodukten und Repulsoren. Auf seinen Monden hatte das Imperium intensiv Material abgebaut, das zur Herstellung des zweiten Todessterns benutzt worden war. Bakura lag am Rand der Galaxis, weit entfernt von dem Korridor von Planeten, die die ersten Opfer der Yuuzhan-Vong-Invasion gewesen waren. »Von Bonadan nach Bakura über Bothawui« war eine bekannte Wendung, die nahelegte, dass es einfacher war, vom Korporationssektor nach Bakura zu gelangen, indem man einen weiten Umweg durch den Bothan-Raum machte, als direkt durch den Kern mit seinen dichten Überlappungen von Masseschatten und gefährlichen Hyperraumstraßen zu fliegen. Diese Redewendung schuf außerdem eine Verbindung zwischen drei hoch technisierten, wenn auch auf sehr unterschiedliche Weise industrialisierten Planeten. Bonadan war zu Wüste und Ödland geworden, aber Bakura zeigte sich immer noch grün und ländlich und lag damit am anderen Ende des Spektrums der Umweltzerstörung.

Belkadan, der erste Planet, den die Yuuzhan Vong angegriffen hatten, ein weiter entfernter Nachbar von Bonadan, befand sich inzwischen allerdings in einem ganz eigenen Spektrum, da seine Biosphäre verändert worden war, um die biologischen Fabriken der Yuuzhan Vong aufzunehmen. Leia hoffte, nie mit ansehen zu müssen, wie sich solche Verwüstungen von einer Seite der Galaxis bis zur anderen erstreckten und alle Planeten, die sie kannte, zu einem schrecklichen Netz des Schmerzes und der Opfer verbanden. Wenn je der Tag kommen sollte, an dem Shimrra über Bakura herrschte, dann würde sie wissen, dass das Ende gekommen war.

Im Augenblick sah der Planet jedoch friedlich genug aus …

Zahllose Satelliten hingen im Orbit, und Leia nahm an, dass es nicht lange dauern würde, bis jemand den Falken und die Pride of Selonia entdeckte und sich meldete. Immer vorausgesetzt, dass man hier noch normalen Vorgehensweisen folgte und alle Eingangswege ins System streng überwacht wurden; die bakuranische Regierung war ständig auf der Hut vor einem weiteren Invasionsversuch der Ssi-ruuk. Nach dem ersten Versuch vor fünfundzwanzig Standardjahren waren vier Zerstörer und Kreuzer – Intruder, Watchkeeper, Sentinel und Defender – speziell zu dem Zweck gebaut und an Ort und Stelle gebracht worden, das System zu bewachen. Zwei von ihnen – die Watchkeeper und das Flaggschiff des Kampfverbands, die Intruder – waren zerstört worden, als sie bei Selonia und Centerpoint im Dienst der Neuen Republik standen. Damit blieben nur noch die Defender und die Sentinel, um die Festung zu halten.

»Weckt das Erinnerungen, Leia?«, fragte Han mit schiefem Grinsen und drückte kurz die Hand seiner Frau. Leia erwiderte sein Lächeln, antwortete aber nicht direkt. Sie waren zu Beginn ihrer Beziehung auf Bakura gewesen; in einer anderen Situation hätte sie eine Erinnerung an diese ungestümeren Tage vielleicht tatsächlich genossen.

»Halten Sie sich bereit, Selonia«, sagte sie zu Mayn. »Versuchen Sie, sich ins planetare Netz einzuschalten. Identifizieren Sie uns nicht, benutzen Sie nur die Registrierungskodes der Selonia.« Mayn bestätigte, und Leia schaltete auf eine andere Frequenz. »Zwilling Eins, Formation bis auf weiteres beibehalten.«

»Verstanden«, erklang Jainas Stimme aus dem Cockpit ihres X-Flüglers. Die Jäger der Zwillingssonnen-Staffel umgaben die beiden Kommandoschiffe in einem flachen Dodekaeder, dem eine Ecke fehlte.

»Spürst du irgendwas, Jaina?«, fragte Leia ihre Tochter.

»Nichts Ungewöhnliches.«

»Was ist mit dir, Tahiri?«

»Wie?« Die junge Frau schreckte auf. »Tut mir leid, was ist?«

»Ich fragte, ob du in der Macht irgendetwas Ungewöhnliches wahrnimmst«, sagte Leia.

»Oh … nein – noch nichts.« Tahiri schloss die Augen und dehnte ihre Wahrnehmung im Raum aus, suchte nach Echos der Lebewesen auf und rings um Bakura.

»Tahiri sieht sich jetzt um«, sagte Leia zu Jaina.

Von Jaina kam nur bedeutungsvolles Schweigen. Leia hatte bemerkt, dass Jaina und Tahiri ziemlich reserviert miteinander umgingen, aber sie hatte noch keine Gelegenheit gehabt, mit ihrer Tochter darüber zu sprechen. Ihre derzeitige Vorgehensweise – die vorsah, dass Jaina häufig im Dienst und selten an Bord des Falken war – führte dazu, gab ihnen einfach keine Zeit, miteinander allein zu sein. Leia hatte keine Ahnung, ob etwas vorgefallen war, das die Freundschaft der beiden jungen Frauen störte.

»Also gut«, sagte Jaina. »Wir halten die Sensoren offen.«

Han brachte den Millennium Falken auf einen Kurs, der deutlich machte, dass sie vorhatten, in eine Umlaufbahn um den Planeten einzuschwenken. Militärische Eskorte oder nicht, nach den vagen Andeutungen des Ryn auf Galantos wollte sie es lieber nicht darauf ankommen lassen, dass irgendjemand auf Bakura Zweifel an der friedlichen Absicht ihrer Mission hatte.

Erneut öffnete sie den Kanal zur Selonia. »Gibt es etwas Neues, Captain?«

»Nichts«, erwiderte Mayn. »Wir lesen ein bisschen Geplauder auf, aber nichts weiter. Es gibt sehr viele Schiffe auf Parkorbits oder in Docks. Die meisten sehen aus wie Frachter.«

»Keine Starts?«

»Keine entdeckt.«

Leia dachte einen Moment darüber nach. »Rufen Sie sie weiter«, sagte sie schließlich. »Entweder sie ignorieren uns, oder wir sind ihnen noch nicht aufgefallen. Aber wie auch immer, das wird nicht mehr lange so weitergehen. Bleiben wir einfach auf Kurs und sehen mal, was passiert. Und seien Sie auf alles gefasst.«

»Verstanden.«

Leia wandte sich Han zu. Er saß schweigend neben ihr, die Stirn besorgt gerunzelt. »Alles in Ordnung?«

Er sah sie an und zog eine Braue hoch. »Muss ich es wirklich aussprechen?«, fragte er.

Sie schüttelte den Kopf und seufzte. Er brauchte ihr nicht zu sagen, dass er bei dieser Sache ein schlechtes Gefühl hatte; sie spürte selbst, dass etwas nicht in Ordnung war. Aber ohne Beweise hatten sie keinen Grund, sich anders als normal zu verhalten.

Schließlich knisterte es im Subraumkanal. »Selonia, hier spricht General Panib von der Verteidigungsflotte Bakuras. Bitte erklären Sie Ihre Absichten.«

Leia erinnerte sich von ihrem früheren Besuch auf Bakura an einen Captain Grell Panib; sie nahm an, dass es sich um dieselbe Person handelte. Er war ein kleiner, steifer, rothaariger Mann mit der gesellschaftlichen Gewandtheit eines hungrigen Wookiee gewesen.

Mayn ignorierte die Anfrage. »Wir sind Verbündete, Captain, und warten auf einen Andockkurs …«

»Tut mir leid, Selonia, aber wir brauchen zuvor noch detailliertere Informationen von Ihnen.«

»Von allen …«, murmelte Han.

»Das ist eine vollkommen vernünftige Anforderung.« In der Stimme des Generals lag eine Anspannung, die Leia nicht so recht verstand. »Wir wurden nicht von Ihrem Kommen unterrichtet …«

»General Panib, hier spricht Leia Organa Solo«, unterbrach sie, bevor Han explodieren konnte. »Wir kommen in diplomatischer Mission zu Ihrem Planeten. Wir hätten uns vorher angekündigt, aber die Kommunikation war in der letzten Zeit in dieser Region ein wenig unzuverlässig.«

Der General zögerte einen Moment. »Ich verstehe, was Sie meinen. Es gab tatsächlich Probleme mit dem Kommunikationsnetz. Dennoch, ich muss darauf bestehen, dass Sie uns mitteilen, wieso Sie hier sind.«

»Heh, wie wäre es, wenn Sie mit diesem Mist aufhören?«, warf Han hitzig ein. »Wir sind die Leute, die vor einiger Zeit Ihre Haut vor den Ssi-ruuk gerettet haben, erinnern Sie sich?«

»Ich erinnere mich; ich habe diesen zerschlagenen Frachter erkannt, als ich ihn sah.«

Leia musste ein Lächeln verbergen, während sie zusah, wie ihr Mann mühsam eine unverschämte Bemerkung herunterschluckte.

»Aber die Dinge sind nicht mehr so einfach«, fuhr Panib fort. »Wir haben hier im Moment eine schwierige Situation.«

»Was für eine Art schwieriger Situation?«

»Sie sind hier nicht willkommen!« Eine neue Stimme knisterte über die offizielle Frequenz. »Verschwinden Sie, und stehlen Sie anderswo Schiffe!«

»Was?«, rief Han. Es war klar, dass er sich diesmal nicht zurückhalten würde. Er lief rot an, als er sich vorbeugte, um ins Mikrofon zu sprechen. »Jetzt hören Sie mir mal gut zu, Sie …«

»Warte, Han«, hielt Leia ihn auf. Er sah sie mit wütender Miene an, tat aber, worum sie ihn gebeten hatte. »General Panib, verfügt diese Person über irgendeine Autorität?«

»Ganz bestimmt nicht!«, antwortete der General wütend. »Und wer immer das sein mag, wird sich bald vor einem Kriegsgericht …«

»Sie können nicht alle vor ein Kriegsgericht stellen, General«, höhnte der Eindringling. Er hatte seine Stimme verzerrt, um nicht erkannt zu werden. »Sie können die Wahrheit nicht ewig zum Schweigen bringen!«

»Wenn ich herausfinde, wer dafür verantwortlich ist«, schnaubte der General, »dann schwöre ich …«

»Die Wahrheit?«, warf Leia ein. »Und was genau ist die Wahrheit?«

»Es gibt hier nichts zu diskutieren!« Der General wurde lauter, je mehr er die Kontrolle über die Situation verlor. »Sie brauchen sich nicht in unsere Angelegenheiten einzumischen!«

»Wir sind nicht hier, um uns einzumischen«, verteidigte sich Leia rasch. »Obwohl ich zugeben muss, dass wir um Ihre Angelegenheiten besorgt sind. Ich glaube, Sie sind in großer Gefahr, General. Es kann sein, dass sich vor kurzem Personen, die sich als Verbündete ausgeben, mit Ihnen in Verbindung gesetzt haben. Ich kann Ihnen versichern, dass sie nicht sind, was sie zu sein behaupten.«

»Im Unterschied zu Ihnen, nehme ich an.« Diese höhnische Bemerkung kam von der unbekannten Person, die sich in das Gespräch eingeschaltet hatte. »Als hätten Sie nicht die Idee eines Bündnisses nur vorgetäuscht und gleichzeitig unsere Verteidigung untergraben und uns schutzlos zurückgelassen!«

Nun war auch Leia wütend. »Wir haben unsere Verbündeten niemals im Stich gelassen!«

»Beziehen Sie sich mit dieser Äußerung auf Dantooine und Ithor?«, fragte der Fremde. »Oder auf Duro oder Tynna oder …«

Kalter Zorn stieg in ihr auf. »Der Verlust jedes dieser Planeten hat uns tief getroffen! Der Verlust jeden einzelnen Lebens !«

»Ich muss mich entschuldigen, Prinzessin«, sagte Panib nervös. Der Tonfall des Generals hatte sich dramatisch verändert, und nun klang er ehrlich bedauernd. »Wir tun unser Bestes, die Quelle dieser Störung festzustellen.«

»Ich entschuldige mich ebenfalls, Prinzessin«, erklang die verzerrte Stimme des Eindringlings, »Aber ich fürchte, es ist an der Zeit, dass wir uns neue Verbündete suchen.«

»Oh-oh«, sagte Han und betrachtete das Display vor sich.

»Was ist denn?«, fragte sie.

»Die Startbuchten der Sentinel öffnen sich gerade«, sagte er und schüttelte Unheil verkündend den Kopf.

Er zeigte auf den Schirm. Aus den Startbuchten des Kreuzers Sentinel kam ein Schwarm von Kampfdroiden der Ssi-ruuk direkt auf sie zu.

»Was immer wir hier aufhalten wollten, ich fürchte, wir kommen zu spät.«

»Onkel Luke! Sieh nur!«

Jacen führte seinen Onkel in das doppelte Bewusstsein eines der Krizlaws. Er hatte die Macht benutzt, um den lebhafteren, intensiveren Verstand zu umwölken, aber das Geschöpf kam immer noch näher. Irgendwie genügte der schlichtere Verstand, um den Körper zu kontrollieren, auch wenn der höhere Verstand anderweitig beschäftigt war.

»Und wie genau soll uns das helfen, Jacen?«, fragte Luke.

»Sieh genauer hin«, drängte Jacen. »Wir haben es hier nicht mit einem einzigen Geschöpf zu tun; sie sind Symbionten!«

»Zwei miteinander verbundene Geschöpfe?«, fragte Luke zweifelnd. »Ich verstehe nicht, wie das …«

Aber dann verstand er doch. Der höher entwickelte, wachere Verstand des Geschöpfs gehörte dem Reiter und war die lenkende Intelligenz; sie gab Befehle, die der Körper dann ausführte, ganz gleich, wie verwundet er sein mochte. Der niedere Verstand gehörte dem Körper, der weiterhin funktionierte, auch wenn der höhere Verstand ausgeschaltet war. Jacens Theorie passte zu dem, was sie bisher beobachtet hatten – und er verfügte bei Tieren ohnehin über mehr Intuition als Luke.

Aber wenn er Recht hatte, dann sollte der niedrigere Verstand von Schmerzen leichter abzuschrecken sein. Und wenn das der Fall war, wieso rannte das Geschöpf, in dem Jacen den höheren Verstand getrübt hatte, nicht einfach vor Stalgis’ Blasterfeuer davon?

Er fand es bald schon heraus. Die Reiter-Intelligenzen waren wilde Mörder: auf grobe Art intelligent, aber keiner Vernunft zugänglich. Ausgebildet, zu jagen und nicht zu diskutieren, würde das Rudel angreifen, solange einige der Reiter unversehrt blieben und die geringeren Geister in Schach hielten.

Luke folgte Jacens Beispiel und schickte seinen Geist in einen weiteren Krizlaw, um seine kontrollierende Intelligenz zu beeinflussen. Auch dieser Krizlaw gehorchte den letzten Anweisungen, die er erhalten hatte, und schnappte weiterhin hungrig nach den vier Menschen, ebenso wie es die anderen taten. Luke und sein Neffe machten rings im Kreis weiter und brachten einen höheren Verstand nach dem anderen durcheinander. Erst nachdem sie das sechste Geschöpf auf diese Weise bearbeitet hatten, änderte sich das Verhalten der Krizlaws. Das Rudel wirkte nun weniger geordnet, weniger konzentriert, während ihr Heulen verstörter und aggressiver klang. Luke konnte spüren, wie sich bei den verbliebenen höheren Geistern eine gewisse Panik einschlich, als alle anderen zu ihrem natürlichen Tierzustand zurückkehrten.

So faszinierend das zu beobachten war, es half dem Landetrupp nichts. Zwei zornige Krizlaws stürzten sich auf die Menschen, und Stalgis und der verletzte Sturmtruppler trieben sie mit ihrem Blasterfeuer zurück. Einer der Angreifer brach mit einem Jaulen und Wimmern zusammen; der andere, von einem Blasterblitz in die Kehle getroffen, sprang Blut spuckend davon. Kaum eine Sekunde später griff einer von der anderen Seite an. Luke kümmerte sich selbst um ihn, trat einen Schritt vor und zog sein Lichtschwert in einem leuchtenden Bogen hoch, um nach der weichen rosafarbenen Unterseite des Geschöpfs zu stechen. Es fiel um, war aber nicht tot, sondern kroch gnadenlos auf Hegerty zu und schnappte nach den Füßen der Wissenschaftlerin. Stalgis zog die Mündung seines Gewehrs herum und gab einen präzisen Schuss in die Schläfe des Krizlaw ab, um ihn zu töten.

Zwei weitere griffen an, ungeschickt und unkoordiniert, und Luke spürte, wie seine Welt sich zu einem Wirbel von Zähnen und glühenden roten Augen zusammenzog, durchsetzt von hellen Energieblitzen – Klinge und Blaster –, die dem Geschehen einen surrealen Kontrapunkt verliehen.

Ein weiterer Krizlaw sprang, das dehnbare Maul aufgerissen, um Luke zu verschlingen. Wieder schwang der Jedi-Meister sein Lichtschwert, diesmal mit mehr Kraft – er benutzte den Gedanken an Mara und Ben, um seinen Überlebenswillen zu stärken. Die Klinge durchtrennte die Vorderglieder des Geschöpfs, aber das genügte nicht, um seinen Schwung aufzuhalten. Es stieß fest mit Luke zusammen und riss ihn zu Boden. Seine riesigen, sabbernden Kiefer waren plötzlich nur noch Zentimeter vom Gesicht des Jedi-Meisters entfernt. Bevor er die Chance hatte, sein Lichtschwert hochzuziehen, um sich zu verteidigen, erklangen fünf Schüsse aus nächster Nähe, und alle trafen den Kopf des Krizlaw. Schleim und Blut spritzten in Lukes Gesicht, und der Krizlaw sackte schwerfällig zur Seite. Luke hätte dem Sturmtruppler, der geschossen hatte, gerne gedankt, aber dieser hatte sich bereits wieder den anderen Geschöpfen zugewandt, die sie angriffen. Sie hatten keine Zeit für solche Gesten.

Luke stand auf und hob sein Lichtschwert, um dem nächsten Gegner entgegenzutreten. Aber die Krizlaws griffen nicht mehr an. Sie wichen alle plötzlich zurück und stießen ein so schrilles Geräusch aus, dass es Lukes Ohren wehtat. Verdutzt blieb er stehen, immer noch in Verteidigungsstellung, die Klinge vor sich, und wartete auf einen Angriff, der nicht erfolgte.

Rings um ihn her war die Luft schwer von wirren Tiergedanken, als die Krizlaws sich umdrehten und eine unbeherrschte, wilde Flucht antraten.

Erstaunt drehte Luke sich zu den anderen um. Stalgis hatte eine Schnittwunde an der Stirn, der Sturmtruppler blutete aus einem Biss an der Schulter. Hegerty war unverletzt. Jacen schonte sein rechtes Bein, als er das Lichtschwert abschaltete und sich ihnen zuwandte, einen zufriedenen Ausdruck im Gesicht.

»Dein Werk, nehme ich an?«, fragte Luke.

»Es ist mir gelungen, mir einen gewissen Einfluss auf die geringeren Geister zu verschaffen«, erklärte Jacen. »Es hat allerdings einige Zeit gebraucht. Aber nachdem wir genügend Reiter erledigt hatten, bekam das Rudel Angst vor uns und nutzte die erste Gelegenheit zu verschwinden.«

»Was denken Sie – ist das Rudel ein Gruppen-Geist?«, fragte Hegerty, eindeutig fasziniert von dieser Idee.

»Ja. Eine bestimmte Anzahl von Komponenten bildet eine stabile Konfiguration«, fügte Jacen hinzu.

»Selbstverständlich!«, rief Hegerty. »Es waren immer elf von ihnen! Die Krizlaws haben sich wahrscheinlich so entwickelt, und die Geschöpfe, die sie beherrschen, haben die Konfiguration einfach ausgenutzt.«

»Daher wussten sie also, dass wir einige von ihnen getötet hatten«, sagte Jacen. »Wann immer in der Gruppe einer ausfiel, gab es einen anderen Krizlaw, der die Lücke füllte, und die neuen wussten automatisch so viel wie die anderen in dem Geflecht.«

Luke nickte zustimmend. Das war sinnvoll. Aber sie hatten jetzt keine Zeit, weiter darüber zu diskutieren. »Wir sollten zum Shuttle gehen, solange wir noch können«, sagte er. »Ich möchte lieber nicht warten, bis der Häuptling eine weitere Gruppe zusammenstellt, deren beherrschende Intelligenzen diesmal besser funktionieren.«

Die anderen nickten. Hegerty ging als Erste, Stalgis half seinem verwundeten Kameraden, und Jacen und Luke bildeten die Nachhut.

»Gute Arbeit«, sagte der Jedi-Meister zu seinem Neffen. »Und gerade rechtzeitig. Ich weiß nicht, wie viel länger wir sie noch hätten fernhalten können.«

Jacen nickte, und auf seinen Zügen spiegelten sich gleichzeitig Erleichterung und Stolz. »Ich musste etwas tun. Ich konnte doch nicht zulassen, dass wir von einem Rudel Tiere überwältigt wurden.«

»Unterschätze nie die Kraft eines Tiers«, sagte Luke nüchtern. »Schiere Anzahl kann die beste Taktik zunichtemachen. Wenn man von Geschöpfen einmal absieht, die keine Angst vor dem Tod haben, ist das wahrscheinlich die mächtigste Waffe, über die ein Feind verfügen kann.«

Sie erreichten die Rampe des Shuttles ohne weitere Vorfälle, obwohl das Heulen von Krizlaws sie ständig daran erinnerte, wieso sie schnell von diesem Planeten verschwinden sollten. Luke half dem verwundeten Sturmtruppler in den Shuttle und auf eine der schmalen Kojen des Schiffs. Stalgis folgte dicht hinter ihm und griff unterwegs nach einem Medpack.

»Wir werden ihn genauestens untersuchen müssen«, sagte Hegerty leise zu den anderen, damit der Soldat sie nicht hörte. »Was sie ihm eingegeben haben, könnte gefährlich sein.«

»Er scheint in Ordnung zu sein«, sagte Jacen, »wenn man von der Schulterwunde einmal absieht.«

»Ich glaube, Doktor Hegerty macht sich mehr Sorgen wegen innerer Verletzungen«, sagte Luke und warf einen Blick zu dem Soldaten und zu Stalgis, der sich um ihn kümmerte. Jetzt, nachdem der Kampf vorüber war, wirkte der Mann deutlich blasser und schwächer als draußen.

Hegerty nickte. »Wir müssen die Widowmaker vorwarnen, dass er vielleicht sofort operiert, zumindest aber entgiftet werden muss.«

»Aber warum?«, fragte Jacen.

»Sie sagten, die Krizlaws sind Symbionten«, erklärte sie. »Aber wer ist der Symbiose-Partner?«

»Eine andere Spezies, nehme ich an«, sagte er.

Wieder nickte die Wissenschaftlerin. »Erinnern Sie sich an die verschwundenen Jostraner?«

Jacen wurde blass, als er verstand. »Sie denken doch nicht wirklich …«

Sie zuckte die Achseln. »Vielleicht sind sie ja gar nicht weg.«

»Wir sagen Tekli Bescheid«, versicherte Luke ihr. Er hatte ein unangenehmes Gefühl im Magen, aber das war nichts verglichen mit dem, was der Sturmtruppler vermutlich empfinden würde, wenn er von ihrem Verdacht erfuhr. Luke ging in der Kabine auf und ab, während die anderen sich hinsetzten, und dachte weiter über diese Krizlaw/ Jostraner-Geschichte nach.

Es kam ihm nun alles verständlicher vor. Das Erscheinen von Zonama Sekot im System musste die Umwelt genügend destabilisiert haben, um einen kriegerischen Clan oder eine Subspezies von Jostranern dazu zu bringen, die Krizlaws zu übernehmen, um anderen überlegen zu sein. Zonama Sekot hatte diesem bestimmten Clan geholfen, aber auf Kosten der früheren Zivilisation der Jostraner.

Der Pilot ließ das Schiff abheben, als Luke das Cockpit erreichte. Der Jedi-Meister schnallte sich an und warf dabei einen Blick auf den Bodenscanner. Eine weitere Gruppe von Krizlaws/Jostranern näherte sich dem Shuttle, und er war dankbar, dass er nicht mehr da draußen im Kampf stand. Es wäre nur eine Frage der Zeit gewesen, wann sie diesen Geschöpfen zum Opfer gefallen wären.

Luke war dankbar, dass der Shuttle nicht schoss, als er in sicherer Entfernung über die Köpfe der elf schnappenden Krizlaws hinwegflog. Normalerweise hätten die Kanoniere sich das nicht nehmen lassen, aber Luke hatte mehrmals betont, dass sie sich auf einer friedlichen Mission befanden und es nicht zu unnötigen Verlusten kommen sollte – sei es bei Menschen oder bei Angehörigen anderer Spezies. Bisher hatten die Imperialen seine Bedingungen akzeptiert, und Captain Yage und Lieutenant Stalgis hatten ihn unterstützt. Viele von der Mannschaft, darunter auch Stalgis, hatten Freunde oder Verwandte, die nur wegen des Eingreifens der Galaktischen Föderation Freier Allianzen bei Orinda noch lebten. Dennoch, es gab auch eine deutlich ablehnende Unterströmung. Für einige würde Luke nie etwas anderes sein als der Rebellenjunge, der für den Tod von Imperator Palpatine verantwortlich war. Wie auch immer, er würde nicht zulassen, dass Respektlosigkeit seine Selbstsicherheit oder seine Autorität untergrub.

Er wandte sich von diesen Gedanken ab und lehnte sich zurück, als der Shuttle in den Himmel aufstieg und Munlali Mafir hinter sich ließ. Er war erleichtert, wieder nach Hause zurückzukehren – oder zumindest zu dem, was im Augenblick einem Zuhause am nächsten kam.

»Rufen Sie die Jadeschatten«, wies er den Sensoroffizier an.

Zu Lukes Überraschung war es Danni Quee, die antwortete. »Ich nehme an, ihr hattet Probleme mit den Ortsansässigen«, sagte die junge Wissenschaftlerin.

»Nur ein kleiner Streit über das Essen. Ist Mara da?«

»Sie ist im Augenblick beschäftigt, aber sie sagt, es ist alles in Ordnung. Soll ich ihr etwas ausrichten?«

»Nein, schon in Ordnung. Aber sag Tekli, wir brauchen sie auf der Widowmaker. Wir haben einen Patienten für sie.«

»Wer ist verletzt?«, fragte sie rasch. Luke wusste ohne ein weiteres Wort, dass sie sich um Jacen sorgte.

»Ein Sturmtruppler«, erklärte er rasch. »Und er ist nicht direkt verwundet.« Er suchte nach dem richtigen Wort. »Er ist … infiziert, nehme ich an.«

»Ich sage Tekli Bescheid. Habt ihr etwas über Zonama Sekot erfahren können?«

»Der Planet war hier, wie wir dachten, aber nicht lange.«

»Wieder nur ein kurzer Vorbeiflug?«

»Leider ja. Wenn wir nur wüssten, wonach er suchte, könnte das unsere Chancen verbessern, ihn zu finden.«

»Die Galaxis ist groß«, stimmte Danni zu.

»Entschuldigen Sie, Sir«, unterbrach der Pilot. »Sie werden gerufen.«

»Tut mir leid, Danni. Ich muss aufhören.« Luke wandte sich dem Holoprojektor zu, der zwischen den beiden vordersten Sitzen stand. Auf dem Display sah er die kräftige Gestalt von Arien Yage, Captain der imperialen Fregatte Widowmaker, der offiziellen Eskorte der Jadeschatten durch die Unbekannten Regionen. Sie trug ihr Haar wie immer in einem strengen Knoten, und ihre Miene war sachlich.

»Wir bekommen Besuch.« Es war nicht Yages Art, Zeit mit Floskeln zu verschwenden. »Vor einer Viertelstunde sind eine Chiss-Korvette und zwei volle Staffeln Klauenjäger ins System gesprungen. Sie befinden sich im schnellen Anflug und planen eindeutig, sich unsrem Orbit anzupassen.«

»Kommunikation?«

»Noch nicht, obwohl wir sie gerufen haben, sobald sie auf den Schirmen erschienen. Ich habe die Staffel in Alarmbereitschaft versetzt.«

»Wie lange, bis sie in Schussweite sein werden?«

»Etwa dreißig Minuten.«

»Bis dahin werde ich sicher zurück sein«, sagte Luke. »Behalten Sie sie im Auge, Captain, und informieren Sie mich über alle Entwicklungen.«

Yage nickte, und ihr Bild verschwand, dann ließ sich Luke müde wieder auf seinen Sitz sinken. Zwei Chiss-Staffeln waren mehr als genug für ein Dutzend imperiale TIE-Jäger, aber die Jadeschatten mit Mara an den Kontrollen war allein schon eine Staffel wert. Falls es einen Kampf geben sollte, waren die Verhältnisse ausgeglichen. Er hoffte nur, dass es nicht dazu kommen würde. Als Mara und er sich zum letzten Mal im Chiss-Raum aufgehalten hatten, noch zu Thrawns Zeiten, waren die Kontakte freundlich, aber zurückhaltend gewesen.

Erschöpfung drohte ihn zu überwältigen, und er benutzte die Macht, um sie in Schach zu halten. Ja, er war es müde zu kämpfen, aber er hatte nicht vor aufzugeben. Außerdem ließ noch nichts vermuten, dass die Chiss auf einen Kampf aus waren. Nach allem, was er wusste, näherten sie sich unidentifizierten Schiffen, die sich in den Unbekannten Regionen bewegten, immer auf diese Weise. Die Chiss waren effizient und pragmatisch, so weit, dass sie Personen, die sich mit ihrer Art nicht auskannten, kalt vorkamen. Bis Luke sich ihrer Absichten sicher war, konnte er kaum mehr tun als warten.

Er kehrte in die Passagierkabine zurück, um nach dem verwundeten Soldaten zu sehen. Der Mann hatte das Bewusstsein verloren. Stalgis hatte ihm die obere Hälfte seiner Uniform abgenommen, damit er sich um die Wunde an seiner Schulter kümmern konnte, und die Haut des Mannes glänzte vor Schweiß. Stalgis beugte sich über ihn, eine Stim-Spritze in der Hand. Er blickte auf, als er Luke sah.

»Es wird schnell schlimmer«, sagte Stalgis. »Ich habe hier nicht die Möglichkeit, ihn auf Vergiftung hin zu überprüfen, also müssen wir ihn schnell zu den medizinischen Einrichtungen der Widowmaker bringen.«

Luke bedeutete Jacen, näher zu kommen. »Sieh zu, ob du seine Lebensfunktionen stabilisieren kannst. Wir fliegen, so schnell wir können, aber das reicht vielleicht nicht.«

Jacen beugte sich über den kranken Soldaten und legte ihm eine Hand auf die Stirn. Luke spürte, wie Wellen heilender Energie von seinem Neffen ausgingen und in den Sturmtruppler eindrangen. Er legte Jacen eine Hand auf die Schulter, um ihm Kraft zu geben.

»Sieht aus, als hätten wir Aufmerksamkeit erregt«, flüsterte er ihm dabei zu.

»Welche Art von Aufmerksamkeit?«, fragte Jacen ebenso leise.

»Chiss.«

Der Zustand des Soldaten verschlechterte sich weiterhin, während der Shuttle auf die beiden Hauptschiffe der Mission zuraste, die um den Planeten kreisten. Luke konnte spüren, wie das Immunsystem des Mannes versagte, als der Eindringling seine chemischen und genetischen Tentakel in seinem Körper ausbreitete und ihn bezwang. Jacen schlug nicht vor, die Macht einzusetzen, um den Parasiten zu töten, und Luke wusste, er würde es nicht tun, solange es noch eine Chance gab, den Mann zu retten.

Hegerty sah mit einer Mischung aus Sorge und intensiver Neugier zu. Luke bezweifelte, dass es ihr überhaupt möglich war, nicht besorgt auszusehen; ihre Falten waren dauerhaft eingemeißelt. Um Stalgis’ willen, und falls ihre Angst sich als unbegründet erweisen sollte, fragte Luke die Wissenschaftlerin nicht, ob sie je zuvor so etwas gesehen hatte. Sie würden es schon bald herausfinden – das hoffte er zumindest.

Der Sensoroffizier streckte den Kopf aus dem Cockpit. »Eine weitere Meldung, Sir.«

Luke kehrte zum Cockpit zurück und überließ den Soldaten der Obhut von Jacen und Stalgis. Yages Hologramm erschien erneut.

»Wir hatten eine Antwort«, sagte sie. »Commander Irolia von der Vorgeschobenen Verteidigungsflotte der Chiss möchte mit dem Leiter der Mission sprechen. Ich sagte ihr, Sie seien auf dem Rückweg vom Planeten, aber sie möchte sofort mit Ihnen reden.«

»Dann sollten Sie sie das lieber tun lassen«, sagte er. Der Kopilot machte ihm Platz, ohne dass Luke ihn darum bitten musste. Luke zupfte sein Gewand zurecht und setzte sich hin.

Yages Gesicht löste sich in einem statischen Flackern auf, und an seine Stelle trat ein paar Sekunden später das Abbild des Oberkörpers einer blauhäutigen Frau in einer Uniform in Weinrot und Schwarz. Ihre Augen waren wie bei allen ihrer Spezies von tiefem Rot, und in ihrer Miene stand nichts als barsche Autorität. Chiss reiften schnell, aber Luke war dennoch verblüfft zu sehen, dass sie nicht älter zu sein schien als seine Nichte Jaina.

»Seid Ihr Meister Skywalker?« Ihre Stimme klang so warm wie die eines Droiden.

Luke nickte und sagte: »Ich bin der Leiter einer friedlichen Mission im Auftrag der Galaktischen Föderation Freier Allianzen. Im Augenblick stecken wir mitten in einem Notfall. Ich habe zwei Mitglieder meiner Besatzung in einem Bodenkampf mit den Bewohnern des Planeten dort unten verloren, und ein Dritter ist schwer verletzt. Wenn wir nicht rechtzeitig unsere Schiffe erreichen, wird er sterben. Ihre Ankunft in diesem System hat meine Staffel in Alarm versetzt, und das wird unsere Andockprozedur komplizierter machen. Wenn ich diesen Mann wegen Ihrer Einmischung verlieren sollte, werde ich ausgesprochen …«

»Bitte drohen Sie uns nicht, Skywalker«, antwortete die Chiss ruhig und sah ihn starr an. »Wir haben nicht vor, Ihre Andockprozeduren zu stören, oder irgendwelche anderen Prozeduren. Ich verlange nur, dass Sie sich schnellstmöglich persönlich mit mir treffen.«

»Selbstverständlich«, sagte Luke. »Wir werden das arrangieren, sobald ich zur Widowmaker zurückgekehrt bin.«

»Wann oder wie Sie es arrangieren, ist irrelevant. Sie sollten nur wissen, dass ich nicht lange in diesem System bleiben werde. Kommen Sie meiner Aufforderung nach, oder fürchten Sie die Folgen.«

Das Bild erlosch.

»Nun, ihr habt sie gehört«, sagte Luke zu den Piloten, die die Szene interessiert beobachtet hatten. »Ich denke, wir sollten uns lieber beeilen.«

»Alle X-Flügler«, erklang Jainas Stimme über den Kampfkanal, »S-Flächen in Angriffsposition. Klauenjäger: Waffen scharf machen und zielen. Kampfplan A-Sieben.«

»Verstanden«, erwiderte Jag für die Chiss-Piloten der Zwillingssonnen.

Leia sah zu, wie sich die Formation von Jägern in drei Gruppen teilte – zwei Paare und eine Dreiergruppe. Jäger der Galaktischen Allianz und der Chiss flogen mit vollkommener Präzision nebeneinanderher. Die ruhige Beherrschtheit in der Stimme ihrer Tochter machte sie stolz; ganz gleich, wie überrascht Jaina von dem plötzlichen Angriff sein mochte, sie zeigte es nicht. Es schien sie auch nicht zu beunruhigen, dass ihre Staffel noch keinerlei Erfahrung im Kampf gegen Droidenjäger der Ssi-ruuk hatte.

Jedes Anzeichen von Gefasstheit, das General Panib zuvor an den Tag gelegt hatte, verschwand angesichts dieser abrupten Wendung der Ereignisse vollkommen.

»Bitte warten Sie«, drängte er hektisch. »Das ist ein schreckliches Missverständnis!«

»Klar!«, sagte Han. »Eins, das wir sehr schnell aufklären werden. Das da sind feindliche Schiffe, und wir werden sie erledigen, wenn sie uns nahe kommen. Haben Sie das verstanden?«

»Mehr Jäger starten«, sagte Leia, die sah, wie die Schiffe die Defender verließen. »Diesmal A- und B-Flügler, keine Ssi-ruuk.«

Han warf einen Blick auf die Scannerdisplays. »Die sollten besser auf dem Weg sein, um uns zu helfen, Panib.«

»Falke, ich flehe Sie an, Ihren Schiffen keinen Angriff zu befehlen!« Jede Spur von Ruhe war aus der Stimme des Generals verschwunden; nur noch Panik blieb. »All diese Schiffe bilden eine friedliche Eskorte, um Sie sicher in die Umlaufbahn zu bringen.«

»Alle?«, schnaubte Han. »Ja, wirklich. Wenn für Sie das Technisieren von Menschen und ihre Benutzung, um diese Jäger zu fliegen, die auf dem Weg hierher sind, friedliches Verhalten darstellt, dann glaube ich nicht, dass wir die gleiche Sprache sprechen. Diese Jäger haben genau dreißig Sekunden Zeit, um umzukehren, bevor wir das Feuer eröffnen.«

»Han, sieh dir das an«, sagte Leia und betrachtete das Display vor sich. Es zeigte eins der Ssi-ruuk-Schiffe aus der Nähe. Das Bild war verschwommen, aber es genügte, um einige Einzelheiten erkennen zu lassen. »Kommen dir diese Triebwerksgehäuse irgendwie bekannt vor?«

Han betrachtete das Bild stirnrunzelnd. »Was ist mit ihnen?«

»Sie sehen für mich gewaltig nach Ionentriebwerken aus.«

»Und?«

»Wann haben die Ssi-ruuk angefangen, bei ihren Jägern Standardtriebwerke einzusetzen?«

»Was willst du mir damit sagen, Leia?«

»Dass ein paar Dinge hier anders sein könnten, als sie aussehen«, antwortete sie. »Es fällt dir vielleicht auch auf, dass unsere Kommunikation nicht gestört wird.«

Hans Stirnrunzeln wurde ausgeprägter, als seine Instinkte in Widerspruch zu dem gerieten, was Leia andeutete. »Es muss ein Trick sein«, sagte er und schüttelte den Kopf. »Sie wollen, dass wir unsere Wachsamkeit aufgeben.«

Leia war nicht überzeugt. »Es passt einfach nicht zusammen, Han. Wenn sie das wirklich wollten, dann hätten sie uns einfach landen lassen und dann angreifen können.«

Sie konnte beinahe sehen, wie hinter seinen Augen die Gedanken rasten. Was, wenn Panib tatsächlich die Wahrheit sagte? Jetzt einen Fehler zu machen könnte sich als ausgesprochen fatal erweisen.

Und dann gab es da diesen geheimnisvollen Eindringling auf einem angeblich sicheren Kom-Kanal. Er hatte geschwiegen, seit die Schiffe der Ssi-ruuk gestartet waren. Wenn es seine Absicht gewesen war, Missstimmung zwischen Panib und den Besuchern zu schaffen, damit die Gesandten der Galaktischen Allianz die fremden Jäger so unfreundlich wie möglich empfingen, hatte er eindeutig Erfolg gehabt.

»Die Piloten dieser Schiffe sind keine Menschen«, mischte sich Tahiri leise in das Gespräch ein. Leia drehte sich zu der jungen Jedi um; sie hatte die Augen immer noch geschlossen, als meditierte sie. »Es sind eindeutig Nichtmenschen. Und …« Sie zögerte einen Moment, dann riss sie die Augen auf. »Wir haben alle die Geschichten über die Ssi-ruuk gehört und darüber, wie schrecklich es ist, technisiert zu werden. Es soll angeblich schreckliche Qualen bereiten, oder?«

Leia nickte und erinnerte sich immer noch an Lukes Gesichtsausdruck, als er aus dem Schiff der Ssi-ruuk gerettet worden war, in dem man ihn gefangen gehalten hatte. Miterleben zu müssen, wie den Gefangenen aus der Schlacht um Bakura die Lebenskraft entzogen wurde, hatte ihn zutiefst erschüttert.

»Wer immer diese Jäger fliegt, ist für Leid unempfänglich«, sagte Tahiri.

»Was sind sie also?«, fragte Han.

»Das weiß ich nicht«, erwiderte Tahiri. »Ich habe noch nie Geister wie die ihren berührt.«

Als Leia ihre Wahrnehmung ausdehnte, konnte auch sie keine Spur von Böswilligkeit oder Schmerzen bei den sich nähernden Jägerpiloten spüren.

»Von mir aus kann ihr Geist so rein sein wie alderaanischer Schnee«, knurrte Han. »Sie greifen uns immer noch an.«

»Tun sie das wirklich?«, fragte Leia. Es war nur zu leicht, das anzunehmen. »Wir wollen nicht wegen eines Missverständnisses einen Krieg anfangen – nicht, wenn es eine Alternative gibt.«

»Und was, wenn du dich irrst, Leia? Ich möchte nicht, dass sie auf Jaina da draußen ein Zielschießen veranstalten.«

»Ich ebenso wenig, Han.« Sie berührte beruhigend seine Hand, dann sagte sie über die sichere Subraumverbindung zur Staffel: »Zwillingssonnen, zurückfallen, um die Selonia und den Falken zu flankieren. Sie werden angewiesen, nicht zu schießen, ehe wir nicht beschossen werden. Verstanden?«

»Verstanden, Falke.« Von einem leichten Zögern in Jainas Stimme einmal abgesehen, wurde der Befehl sofort akzeptiert und ausgeführt. Die Zwillingssonnenstaffel wandte sich von dem sich rasch nähernden Schwarm Droidenjäger ab und kehrte zu ihren Kommandoschiffen zurück, um ihnen Deckung zu geben.

Han wand sich auf dem Pilotensitz, sagte aber nichts mehr. Auch Leia war unruhig. Sie war einigermaßen sicher, das Richtige zu tun, aber dennoch unwillkürlich nervös. Als sie das letzte Mal Schiffe der Ssi-ruuk gesehen hatte, war das in einem Krieg gewesen. Sie erinnerte sich daran, dass diese Jäger ausgesprochen starke Schilde hatten und im Kampf Schiff gegen Schiff sehr manövrierfähig waren. Und vielleicht noch lebhafter war ihr ihm Gedächtnis geblieben, wie die feindlichen Großkampfschiffe Überlebende aufsammelten, um ihnen die Lebensenergie auszusaugen und sie ihren ehemaligen Verbündeten wieder entgegenzuschleudern …

»Kanoniere warten auf Befehl«, verkündete Captain Mayn auf der Selonia, als die Jäger in Schussweite kamen.

Leia hielt den Atem an.

Auf den Scannerdisplays sah sie, wie die fremden Jäger die Formation aufbrachen und sich verteilten, um einen Verteidigungswall um die Schiffe der Galaktischen Allianz zu bilden, genauso wie eine Eskorte das tun würde. Keine Schüsse fielen, und sie hielten diskreten Abstand zum Falken und zur Selonia. Als das zweite Kontingent von Jägern eintraf, die A- und B-Flügler, fügte es sich ohne größere Probleme in das existierende Muster ein.

Leia stieß einen tiefen Seufzer aus.

»Dem Erbauer sei gedankt«, sagte C-3PO hinter ihr.

»Das kannst du laut sagen, Goldrute.« Han beugte sich vor, um den Kurs des Falken leicht zu verändern, eine Geste, mit der er seine Erleichterung verbergen wollte. »Aber wir sind noch nicht in Sicherheit. Falls es noch niemandem aufgefallen ist, jetzt sitzen wir mitten in der Falle.«

»Aber zumindest haben wir keinen Krieg angefangen«, sagte Leia. »Und auf diese Weise können wir vielleicht ein paar Antworten erhalten.«

»Was, wenn uns diese Antworten nicht gefallen?«, fragte ihr Mann trocken.

Leia zuckte die Achseln. »Das werden wir dann schon sehen.«

Han wandte sich wieder dem Kom zu. Panib, der hektisch versucht hatte, über den Subraumkanal mit ihnen zu sprechen, klang, als würde er gleich vor Erleichterung schluchzen.

»Danke, Falke. Sie werden es nicht bereuen.«

»Das entscheiden wir, wenn wir hören, was hier los ist«, sagte Han.

»Ich verstehe«, antwortete der General. »Aber als Erstes muss ich Sie nochmals bitten, mir mitzuteilen, wieso Sie hier sind.«

Han legte die Hand an die Stirn. Leia gab nach.

»Wir möchten in Salis D’aar landen«, sagte sie, »und mit Premierminister Cundertol sprechen.«

»Das wird leider nicht zu machen sein«, sagte Panib. »Es ist dem Premierminister derzeit nicht möglich, sich mit irgendwem zu treffen.«

»Das verstehe ich nicht, General«, sagte Leia. »Warum …«

»Bakura steht im Augenblick unter Kriegsrecht«, fiel er ihr ins Wort. »Bis diese Krise vorüber ist, trage ich die Verantwortung.«

»Dann sollten wir uns vielleicht mit Ihnen zusammensetzen«, schlug Leia vor. »Worin die Krise auch bestehen mag, ich bin sicher, wir werden Ihnen helfen können, damit fertig zu werden.«

»Ihre Hilfe wäre in der Tat sehr willkommen«, sagte der General, klang allerdings nicht gerade begeistert. »Salis D’aar ist jedoch im Augenblick kein sicherer Landeplatz für Sie. Docken Sie an der Sentinel an, und ich werde einen Shuttle nehmen und innerhalb einer Stunde zu Ihnen stoßen. Dann werde ich alles erklären.«

»Verstanden«, sagte Han. Leia bemerkte seine skeptische Miene. »Aber versuchen Sie bloß nicht, uns zu sagen, dass die Ssi-ruuk jetzt die Guten sind, denn ich kann Ihnen jetzt schon sagen, dass wir Ihnen nicht glauben werden.«

»Nicht die Ssi-ruuk«, erwiderte Panib. »Die P’w’eck.«

Dann begriff Leia – und sie sah Han an, dass es ihm ebenso ging.

»Also gut, General«, sagte sie. »Wir treffen uns demnächst.«

Sie schaltete das Kom an.

»Die P’w’eck?«, wiederholte Tahiri. »Waren das nicht die Sklaven der Ssi-ruuk?«

»In der Tat«, sagte Leia.

»Aber wie …«

»Ich denke, das werden wir bald erfahren«, stellte Han fest, dessen Anspannung sichtlich nachgelassen hatte. Er streckte die Hand aus, um einen neuen Kurs einzugeben. »Inzwischen werden wir diesen Reptoiden hier mal zeigen, wie man fliegt.«

Leia verständigte sich mit Captain Mayn, während Han den Falken auf die Sentinel zulenkte. Sie konnte zwar verstehen, dass er bereit war, diese einleuchtende Erklärung sofort zu akzeptieren, aber sie würde ihr Urteil erst fällen, wenn sie hörte, was Panib zu sagen hatte. Sie wusste, dass nichts jemals so einfach war, wie es schien.

Nur Willenskraft half Jacen, seinen Mageninhalt bei sich zu behalten, als er zusah, wie Tekli den verletzten Sturmtruppler operierte. Der Mann lag auf dem Bauch auf dem Operationstisch, nackt bis zur Taille und versehen mit zahllosen Schläuchen und Infusionen, die ihn am Leben erhielten. Sie hatten die Medstation der Widowmaker gerade noch rechtzeitig erreicht. Hätten Jacen und Luke den Soldaten nicht mithilfe der Macht unterstützt, dann hätte der Eindringling sein Immunsystem wahrscheinlich bereits vollkommen übernommen und ihn damit praktisch umgebracht. Dennoch musste Saba Sebatyne ihn weiter mit der Macht stabilisieren, während Tekli versuchte, den fremden Organismus zu isolieren, und mit ihrem Vibroskalpell vorsichtig durch zartes Gewebe und darum herumschnitt. Es war eine schwierige und gefährliche Arbeit, aber nach beinahe fünfundvierzig Minuten schien sie das Problem entdeckt zu haben.