Todtsteltzers Erbe - Simon R. Green - E-Book

Todtsteltzers Erbe E-Book

Simon R. Green

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Beschreibung

Das goldene Zeitalter kann nicht ewig dauern ...

Owen Todtsteltzer opferte alles, um ein korruptes Imperium zu stürzen und die Menschheit in ein Zeitalter des Friedens und des Wohlstands zu führen. Zweihundert Jahre sind seitdem vergangen.

Der junge Lewis Todtsteltzer dient treu seinem besten Freund König Douglas. Doch er hat das Pech seines berühmten Vorfahren geerbt und verliebt sich in die Braut des Königs. Und das in einer Zeit, in der das Sternenreich vor großen Herausforderungen steht. Es ist die Zeit politischer Intrigen gegen den Thron. Lewis ist auf allen Seiten von Verschwörungen und Verrat umgeben. Fast gleichzeitig öffnet sich das Tor zu einer anderen Dimension, der Startschuss zu einer Invasion nie gekannten Ausmaßes.

Jetzt ist der neue Todtsteltzer an der Reihe, das Imperium mit einer äußerst ungleichen Schar von Verbündeten zu retten ...

"Abenteuer, Raumschlachten, Heldentum und exotische Schauplätze - Green mischt alle Zutaten zu einer außergewöhnlichen Space Opera." (Booklist)

Simon R. Greens große SF-Serie um Owen Todtsteltzer, die ihm den Durchbruch brachte -jetzt endlich wieder erhältlich, erstmals als eBook!

Die Legende von Owen Todtsteltzer: 1. Der Eiserne Thron, 2. Die Rebellion, 3. Todtsteltzers Krieg, 4. Todtsteltzers Ehre, 5. Todtsteltzers Schicksal, 6. Todtsteltzers Erbe, 7. Todtsteltzers Rückkehr, 8. Todtsteltzers Ende

Weitere Romane aus dem Todtsteltzer-Universum: Nebelwelt - Geisterwelt - Höllenwelt

eBooks von beBEYOND - fremde Welten und fantastische Reisen.

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Seitenzahl: 984

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Inhalt

Cover

Weitere Titel des Autors:

Über dieses Buch

Über den Autor

Titel

Impressum

KAPITEL EINS:

DIE ZEREMONIE DER UNSCHULD

KAPITEL ZWEI:

FREUNDE FINDEN UND MENSCHEN BEEINFLUSSEN

KAPITEL DREI:

VERRAT IN JEGLICHER FORM

KAPITEL VIER:

SCHRECKEN IN DER NACHT

KAPITEL FÜNF:

DER BESSERE TEIL DER TAPFERKEIT

Weitere Titel des Autors:

Die Legende von Owen Todtsteltzer:

Der Eiserne Thron

Die Rebellion

Todtsteltzers Krieg

Todtsteltzers Ehre

Todtsteltzers Schicksal

Todtsteltzers Rückkehr

Todtsteltzers Ende

In den Schatten des Imperiums:

Geisterwelt

Höllenwelt

Nebelwelt

Über dieses Buch

Owen Todtsteltzer opferte alles, um ein korruptes Imperium zu stürzen und die Menschheit in ein Zeitalter des Friedens und des Wohlstands zu führen. Zweihundert Jahre sind seitdem vergangen.

Der junge Lewis Todtsteltzer dient treu seinem besten Freund König Douglas. Doch er hat das Pech seines berühmten Vorfahren geerbt und verliebt sich in die Braut des Königs. Und das in einer Zeit, in der das Sternenreich vor großen Herausforderungen steht. Es ist die Zeit politischer Intrigen gegen den Thron. Lewis ist auf allen Seiten von Verschwörungen und Verrat umgeben. Fast gleichzeitig öffnet sich das Tor zu einer anderen Dimension, der Startschuss zu einer Invasion nie gekannten Ausmaßes.

Jetzt ist der neue Todtsteltzer an der Reihe, das Imperium mit einer äußerst ungleichen Schar von Verbündeten zu retten …

Über den Autor

Simon R. Green (*1955) kommt aus Bradford-on-Avon, England. Während seines Literatur- und Geschichtsstudiums an der Leicester University begann er mit dem Schreiben und veröffentlichte einige Kurzgeschichten. Doch erst 1988, nach jahrelanger Arbeitslosigkeit, verkaufte er seine ersten Romane. Seinen Durchbruch erlangte er Mitte der Neunziger mit der SF-Weltraumoper-Saga um Owen Todtstelzer: Eine Serie, die – wie er selbst sagt – irgendwie außer Kontrolle geraten ist, da er eigentlich nur drei Bücher schreiben wollte … Mittlerweile umfasst Simon R. Greens Werk weit über 40 Romane, das neben Science Fiction auch verschiedene Subgenres der Fantasy von Dark bis Funny, von High bis Urban abdeckt.

Simon R. Green

Todtsteltzers Erbe

Deathstalker – Buch 6

Aus dem Englischen von Thomas Schichtel

Science Fiction

beBEYOND

Digitale Erstausgabe

»be« – Das eBook-Imprint der Bastei Lübbe AG

Für die Originalausgabe:

Copyright © 2003 by Simon R. Green

Titel der amerikanischen Originalausgabe: »Deathstalker Legacy«

Für diese Ausgabe:

Copyright © 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Titel der deutschsprachigen Erstausgabe: »Todtsteltzers Erbe«

Textredaktion: Uwe Voehl / Stefan Bauer

Lektorat/Projektmanagement: Lukas Weidenbach

Covergestaltung: Massimo Peter-Bille

unter Verwendung von Motiven © Arndt Drechsler, Regensburg

eBook-Erstellung: 3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 978-3-7325-9136-7

www.be-ebooks.de

www.lesejury.de

Letzte Nacht habe ich von Owen Todtsteltzer geträumt.

Er schritt langsam durch die leeren Steinkorridore seines alten Familiensitzes, der Todtsteltzer-Burg auf Virimonde. Er war groß und langgliedrig mit dunklem Haar und noch dunkleren Augen, und er bewegte sich mit der stillen Eleganz, die aus langer Ausbildung in den Kriegskünsten resultierte. Ich hatte den Eindruck, er müsste ewig weitergehen, um nach Hause zu kommen. Seine Kleidung war zerrissen und blutig, und darüber trug er einen mächtigen Pelzumhang. Er wirkte müde und abgespannt, der Blick gehetzt und voll stiller Traurigkeit. Seine Schritte waren völlig lautlos, während er langsam über die uralten Fliesen schritt, aber schließlich war er auch ein toter Mann, der da durch eine Burg wanderte, die seit Jahrhunderten nicht mehr existierte.

Er trug ein Schwert an der Hüfte und eine Pistole an der anderen, obwohl er sich stets als Gelehrter verstanden hatte, der fast widerwillig zum Krieger geworden war. Weil er gebraucht wurde. Weil niemand sonst verfügbar war. Ein Mann des Friedens und der Vernunft, dazu bestimmt und verdammt, in einem Krieg nach dem anderen zu kämpfen – der um Gerechtigkeit für alle stritt und so wenig von sich selbst wusste. Für ihn waren sie nicht bestimmt, die einfachen Freuden und der einfache Trost, wie ihn Heim und Herd und Familie boten, wie ihn Kinder und Enkel und der Frieden des Herzens boten. Owen war ein Held, und so war er allein und viel zu jung gestorben, weit von allen Freunden entfernt, um die ganze Menschheit zu retten.

Er stürzte die Imperatorin Löwenstein, vernichtete ihr böses und korruptes System und ersetzte es durch die Saat dessen, was sich schließlich als ein goldenes Zeitalter erweisen sollte. Er schenkte dem gesamten Volk des Imperiums zum ersten Mal Hoffnung und Freiheit und lebte dann nicht lange genug, um es selbst auch nur in Ansätzen zu erleben. Das Todtsteltzer-Glück, hätte er selbst ironisch und ohne Klage gesagt. Immer nur Pech. Das Schicksal ist ein kaltes und herzloses Ungeheuer und macht sich nichts aus den Bauern, die es opfert.

Im Traum sah ich, wie er ein großartig ausgestattetes Gemach betrat, das seit mehr als zweihundert Jahren nicht mehr existierte, und ich sah ihn dort seine alten Freunde und Gefährten begrüßen. Hazel D’Ark, die Expiratin und Exklonpascherin, die einzige große Liebe in Owens Leben. Jakob Ohnesorg, der Berufsrevolutionär. Ruby Reise, die Kopfgeldjägerin, die nie eine Herausforderung ausschlagen konnte. Und der Hadenmann Tobias Mond, der so hart darum kämpfte, Mensch zu sein. Sie alle fassten sich an den Händen und drückten einander, schlugen sich gegenseitig auf den Rücken und die Schulter und waren so glücklich, wieder zusammen zu sein. Trotz der Unterschiede zwischen ihnen waren sie immer Freunde geblieben.

Fünf Gespenster der Menschen, die sie einst waren, in den Gedächtnisbildern einer Burg, die nicht mehr steht. Sie lachten gemeinsam, aber ich konnte es nicht hören.

Alles dahin, lange dahin. Tot und vergangen, diese zweihundert Jahre.

Ich vermisse sie so sehr!

Im Traum rief ich nach ihnen, und Owen wandte sich um und sah mich an. Ich versuchte ihn zu warnen vor dem Schrecken, der noch kommt, aber er hörte mich nicht. Zu viele Jahre trennten uns. Jahre und mehr als nur Jahre.

Wie ich hier sitze und diese Worte niederschreibe, gebeugt unter der Last der Erinnerung, fällt es mir schwer, mich Owens so zu entsinnen, wie er wirklich war. Des Mannes, nicht des Mythos. Des Helden, nicht der Legende.

Letzte Nacht habe ich von Owen Todtsteltzer geträumt und von den Dingen, die waren; und ich wünschte mir, ja, ich wünschte mir so sehr, ich hätte für immer weiterschlafen und träumen können und nie wieder erwachen müssen.

KAPITEL EINS:

DIE ZEREMONIE DER UNSCHULD

Es war ein goldenes Zeitalter, verdammt! Menschen vergessen das leicht im Nachhinein, angesichts dessen, was passiert ist. Sie vergessen, von einem welch hohen Ort sie gestürzt sind, oder gestoßen wurden. Oder gesprungen sind. Aber mehr als hundert Jahre lang hatten im Imperium Frieden und Wohlstand geherrscht, Wachstum und grenzenloser Fortschritt und Gerechtigkeit für alle. Ein goldenes Imperium; das Allerbeste an der Menschheit, in leuchtenden Lettern quer über die Sterne geschrieben. Es war ein Zeitalter voller Durchbrüche und Entwicklungen, wie man sie noch nie erlebt hatte, und sie wirkten umso glanzvoller, als diese ganze wundervolle Ausbeute großherzig mit denen geteilt wurde, die keine Menschen waren. Das Imperium umfasste auch Klone, Esper, Fremdwesen und sogar jene, die einst als offizielle Feinde der Menschheit gegolten hatten: die KIs von Shub. Fast zweihundert Jahre lang mühten sich diese ungleichen Elemente gemeinsam darum, ein neues Imperium aus den Ruinen des alten zu schmieden und ein Ganzes hervorzubringen, das sehrviel größer war als die Summe seiner Teile. Ein Triumph folgte auf den anderen; Wunder waren an der Tagesordnung, und niemand sah einen Grund, warum es nicht immer so weitergehen sollte.

Funkelnde Städte auf leuchtenden Welten, eine aus Hoffnung und Ehre und wahr gewordenen Träumen geborene Zivilisation.

Es war kein vollkommenes Zeitalter. Stets findet man jene, die sich nicht den ältesten Traum der Menschheit zu eigen machen können oder möchten: im Frieden mit sich selbst zu leben. Selbst im hellsten Licht der Sonne stehend, erblicken manche Menschen nur den dunklen Schatten, den sie werfen. Leben lieber in der Hölle, als zu sehen, wie ihre Feinde mit ihnen die Freuden des Himmels genießen.

Aber trotz des einen oder anderen Makels war es ein goldenes Zeitalter, weshalb umso trauriger ist, dass niemand es zu würdigen schien, bis es entschwunden war, zerrissen und niedergeworfen unter der Ankunft des Schreckens und durch den verletzten Stolz eines einzelnen, entsetzlichen Mannes.

Es war Heiligabend auf dem Planeten Logres, einst unter dem Namen Golgatha bekannt, heute das Zentrum des größten Imperiums, das man je erlebt hat. Logres: Eine strahlende, glanzvolle Welt, deren Städte für ihre Sehenswürdigkeiten und Wunder, ihre Helden und Stars, ihre Innovationen und Errungenschaften im ganzen Imperium berühmt waren. Die hervorragendsten Hirne und Herzen und Seelen kamen nach Logres, um an den fantastischen Fortschritten des Imperiums Anteil zu nehmen: Krieger und Wissenschaftler, Dichter und Philosophen, Wagemutige und Diven – um vor den goldenen Thronen zu knien und zu fragen, wie sie dem größten aller Abenteuer am besten zu dienen vermochten.

Und in der edelsten und erhabensten all dieser Städte, der uralten Parade der Endlosen, einer Stadt voller Wunder und Stolz des Imperiums, war es eine Zeit der Hoffnung und Erneuerung und großer Feiern, sollte doch an diesem Heiligabend ein neuer König gekrönt werden.

Douglas Feldglöck, Paragon und Vollstrecker der königlichen Gerechtigkeit, betrat den imperialen Hof durch die Hintertür, schlüpfte so leise wie möglich durch die schweren, schwarzen Samtvorhänge und hoffte, dass niemand ihn entdeckte. Er lehnte sich, eine Erscheinung von lässiger Eleganz in seiner Paragonrüstung, an den mittleren der drei Throne und seufzte leise. Er hatte sich ein wenig Frieden und Stille erhofft, einen oder zwei Augenblicke der Ruhe, um nachzudenken, aber es sollte nicht sein. Noch dauerte es gut sechs Stunden bis zum Beginn der Zeremonie, aber eine kleine Armee hastete schon geschäftig über das gewaltige Parkett des Hofes, und die Leute schrien sich gegenseitig unbeachtete Befehle und Beschwerden zu, während sie dringenden Aufträgen nachgingen, entschieden darauf bedacht, dass zur Krönung alles perfekt sein sollte.

Es sollte ein denkwürdiger Tag werden, eine Zeremonie, der das ganze Imperium zusah, und niemand wollte im entscheidenden Augenblick versagen. Immerhin schienen alle genau zu wissen, was sie taten. Douglas konnte sie um ihre Gewissheiten nur beneiden.

Er stand lautlos neben dem Königsthron (riesig und prunkvoll und, wie es hieß, scheußlich unbequem) und blickte sich um. Der imperiale Hof war so gigantisch und eindrucksvoll, wie er ihn in Erinnerung hatte, nach wie vor durchdrungen von Geschichte und Prunk und Bedeutung – was wohl der Grund war, warum er ihm mehr als zwanzig Jahre lang so gewissenhaft ferngeblieben war. Er wurde nicht gern daran erinnert, dass er nicht nur ein Paragon war, sondern auch ein Prinz, der einzige Sohn König Williams. Ein Prinz, der bald zum König gekrönt werden sollte, ganz und gar gegen seinen Willen.

Es war nicht fair.

Erst vierzig Jahre alt, und schon waren die Tage der Freiheit gezählt. Er hatte schon immer gewusst, dass der Tag kommen würde; aber wiewohl er einräumen musste, dass er über eine natürliche Autorität verfügte, empfand er von jeher ein stilles Grauen davor, Verantwortung zu übernehmen. Ihm war der Gedanke zuwider, dass Leben und Glück anderer Mensch von seinen Entscheidungen abhängen könnten. Er war dem nicht gewachsen. Dessen war er sich in der Tiefe seines Herzens gewiss. Sogar nach zwanzig Jahren als Paragon, in denen er im Namen des Königs dem Recht Geltung verschaffte … Als Paragon, draußen im Einsatz, fern des Hofes, war er glücklich gewesen; dort hatte er den guten Kampf ausgefochten. Denn selbst die grünsten Wiesen und die zufriedensten Herden können noch von Wölfen bedroht werden.

Douglas schätzte die Gewissheiten seines alten Jobs: die Guten gegen die Bösen, Schwert gegen Schwert, die Erprobung der eigenen Kraft auf dem Amboss des eigenen Glaubens an das, was richtig war; geradlinige Konflikte ohne moralische, philosophische oder rechtliche Mehrdeutigkeit. Paragone wurden nur auf die übelsten und nicht mehr zu bekehrenden Schurken losgelassen. War er erst König und Parlamentspräsident, saß er in der durch und durch heikleren Arena der Politik gefangen, wo sich der Boden unter den eigenen Füßen ständig änderte und auf der Grundlage von Kompromissen Absprachen erfolgten. Und er, der arme Kerl auf dem goldenen Thron, sollte der Fels der Gewissheit für alle anderen sein.

Douglas betrachtete den Thron, auf dem er bald sitzen sollte, und fragte sich, ob er eigentlich Angst hatte. Er fürchtete sich niemals, wenn er seine Arbeit tat, wenn er draußen in der Stadt diejenigen niederstreckte, die den Frieden bedrohten. Aber König zu sein, ein lebendes Vorbild für das ganze Imperium … Als König war er reich, berühmt und mächtig, und nichts davon wünschte er sich. Alles, was er wollte, war das, was er nicht haben konnte: einfach Mensch unter Menschen zu sein. Frei zu sein und das zu sein, was er aus sich selbst machte.

Douglas Feldglöck, Sohn von William und Niamh, Enkel von Robert und Konstanze, war groß, breitschultrig, auf herbe Art gut aussehend, mit entspanntem Lächeln und ruhigem Blick. Die Augen vom tiefen Blau eines Sommerhimmels, ein Mund, der fest blieb, selbst wenn er lächelte. Und eine lange, dichte Mähne goldenen Haares, von der hohen Stirn zurückgekämmt und von einem Silberband gehalten. Sogar jetzt, wo er still und unbemerkt hier stand, war er ganz der Krieger, dem die Paragon-Rüstung und der Purpurumhang wie angegossen saßen. Das Schwert an einer Hüfte und die Pistole an der anderen, und beide waren zu ihrer Zeit ausgiebig benutzt worden. Douglas bot es Befriedigung, ein geschulter, echter Kämpfer zu sein, aber zu seinen Gunsten musste man auch feststellen, dass er sich sehr bemühte, nicht das Töten zu genießen, das unweigerlich zu dieser Arbeit gehörte. Man tötete einen Menschen nur dann, wenn man genau wusste, dass er nicht mehr zu retten war, und es war schrecklich, eine solche Entscheidung treffen zu müssen.

Gewöhnlich half es, wenn dieser Mensch gleichzeitig versuchte, einen selbst umzubringen, aber trotzdem …

Douglas blickte auf seine Rüstung hinab. Der Brustpanzer wies eine Schramme auf an der Stelle, wo ihm heute Nachmittag eine Schwertspitze zu nahe gekommen war. Er rieb mit der Hand an der Schramme und polierte mit einer Handvoll Umhang nach. Es würde ihm schwerfallen, die praktische Uniform zugunsten der offiziellen Staatsgewänder aufzugeben, die er als König tragen musste. Wenigstens brauchte er die Krone nicht ständig aufzuhaben. Sie war aus einem einzelnen Riesendiamanten geschnitten und ein schweres Scheißding, das längere Zeit auf dem Haupt zu tragen fürchterlich lästig war, wie sein Vater sagte. Es sei denn, er hätte es mal wieder metaphorisch gemeint. Mit einem weiteren Seufzen gestand sich Douglas ein, dass er längst in die Roben gewechselt haben müsste, um für die Generalprobe bereit zu sein. Trotzdem schob er es noch weiter auf, denn sobald er die Rüstung abgelegt hatte, war sein altes Leben vorbei und die Veränderung endgültig.

Vielleicht fürchtete er sich davor … erwachsen zu werden.

Darüber musste er lächeln. Wahrscheinlich fand man Milliarden Menschen überall im Imperium, die von all den Dingen träumten, die sie täten, falls sie König wären, und er sträubte sich gegen genau diese Chance. Zuzeiten dachte er ernsthaft, dass es Ironie war, die das ganze verdammte Universum in Gang hielt. Er hörte Schritte, die sich ihm von hinten näherten, und drehte sich schuldbewusst um. Er wusste, wer es war, wer es sein musste. Die schwarzen Samtvorhänge teilten sich unvermittelt, und dort stand König William und betrachtete seinen Sohn und Erben mit gerunzelter Stirn. Douglas richtete sich kerzengerade auf und tat sein Bestes, um einen königlichen und würdevollen Eindruck zu erwecken, wohl wissend, dass er damit niemanden täuschte. König William näherte sich ihm unerbittlich, und Douglas hielt die Stellung und probierte ein freundliches Lächeln, nur der entfernten Chance halber, damit wenigstens dieses eine Mal etwas zu erreichen. Der König blieb vor ihm stehen, musterte ihn von Kopf bis Fuß, sah, dass er nach wie vor die Gewänder nicht trug, und bedachte ihn mit finsterer Miene. Douglas wahrte sein Lächeln. Er wusste einfach, dass eine weitere Ansprache auf ihn zukam.

»Vor zweihundert Jahren«, sagte König William gewichtig, »wurden deine Großeltern seligen Angedenkens, Robert und Konstanze, die ersten konstitutionellen Monarchen des Imperiums und lösten die verkommene, entthronte Imperatorin Löwenstein ab, verdammt sei die Erinnerung an sie! Zweihundert Jahre lang dienten erst deine Großeltern und dann deine Mutter und ich als erste Familie der Menschheit, als die Stimme und das Gewissen des Volkes inmitten derer, die seine Geschicke lenkten. Sehr bald nun bist du an der Reihe. Und du machst dir nicht mal die Mühe, dich dem Anlass entsprechend zu kleiden! Sag mir, dass ich keinen fürchterlichen Fehler gemacht habe, als ich zu deinen Gunsten zurücktrat, Junge!«

»Ich ziehe mich gleich um, Vater«, sagte Douglas gelassen. »Noch ist genug Zeit.«

»Es ist niemals genug Zeit! Die erste Lektion, die man als König lernt. Je schneller du deine Aufgaben erledigst, desto mehr Sachen finden die Leute, um sie dir vorzulegen. Es ist ein harter Job und ein niemals endender, und daran erkennst du, dass er wichtig ist. Daran erkennst du, dass das, was du tust, eine Bedeutung hat.«

»Du brauchst nicht zurückzutreten, Vater«, sagte Douglas vorsichtig. »Du hast noch die Kraft für weitere Jahre des Dienstes.«

»Schmeichle mir nicht, Junge. Ich bin hundertfünfzig Jahre alt, und an manchen Tagen spüre ich jede verdammte Minute davon. Womöglich habe ich noch die Kraft für weitere zwanzig Jahre, vielleicht aber auch nicht. Jedenfalls habe ich vor, die mir verbleibenden Jahre friedlich im Ruhestand zu genießen. So viel habe ich mir verdient.« Seine Miene wurde weicher, nur ein ganz klein wenig, und er legte Douglas die Hand auf die gepanzerte Schulter. »Ich habe so lange durchgehalten, wie ich konnte, und ich habe es dir zuliebe getan, aber jetzt ist Zeit für mich zu gehen, Douglas. Allerhöchste Zeit.«

Er brach ab, und sein Blick ging auf einmal in weite Ferne. Douglas wusste, dass sein Vater an den anderen Sohn zurückdachte, an James – seinen Ältesten, der von Kindesbeinen an dazu geschult worden war, König zu werden, bewundert und verehrt von aller Welt. Alle sagten, er würde ein großer König werden, der strahlendste und beste seiner ganzen Linie. Alles war arrangiert, damit er zu seinem einundzwanzigsten Geburtstag den Thron besteigen konnte. Nur kam er bei einem dummen Verkehrsunfall ums Leben, und dieses gescheite, charismatische Hirn wurde quer über die Front eines rasenden Fahrzeugs verschmiert, das aus dem Nichts aufgetaucht war. Der andere Fahrer hatte die Schuld. Er war betrunken. Als er wieder nüchtern war und erfuhr, was er getan hatte, weinte er wie ein Kind und nahm sich das Leben. Zu spät, um irgendjemandem damit zu nützen.

König und Königin hatten ursprünglich nur diesen einen Sohn. Der aktuelle Entwicklungsstand der Medizin mit der weithin verfügbaren Technik des Klonens und der Regeneration gab jedermann eine gute Chance, hundertfünfzig Jahre alt zu werden. Manche brachten es gar auf zweihundert. In der Folge stieg die Bevölkerungsdichte im ganzen Imperium und füllte die zivilisierten Planeten mit schwindelerregendem Tempo. Die Kleinfamilie mit nur einem oder höchstens zwei Kindern wurde allerorten gefördert, durch schier jede Maßnahme, die hinter der Verabschiedung entsprechender Gesetze gerade noch zurückblieb; und der König und die Königin leisteten als Vorbilder ihren Beitrag.

Was ja alles schön und gut war, bis der einzige Prinz des Imperiums sterbend in der Gosse lag und die Regenerationsmaschine nicht rechtzeitig eintraf.

Alles stand still für James’ Begräbnis. Alle betrauerten den Verlust des besten Königs, den sie nun nie haben würden. Die Leute machten einen Heiligen aus ihm oder aus dem Mann, der aus ihm hätte werden können, und bis zum heutigen Tag brannte eine Flamme über seinem Grab. Trotzdem – der König brauchte einen Prinzen, und so kam es zu Douglas, recht spät im Leben von Mutter und Vater. Der Prinz, der nicht perfekt war. Heutzutage blieben die Menschen bis kurz vor dem Tod in körperlicher Hochform, aber selbst unter diesen Umständen erlebte Douglas seine Eltern nur für ungewöhnlich kurze Zeit, ehe die ersten unausweichlichen Zeichen des Verfalls erkennbar wurden. Es war schwierig für ihn, sich an eine Zeit zu erinnern, in der sie noch nicht alt gewesen waren.

Und James war ein so schwer zu erreichendes Vorbild!

Douglas’ Mutter, Königin Niamh, starb ganz unvermittelt. Ohne erkennbaren Grund schwand das Leben aus ihr, und innerhalb weniger Monate verwandelte sie sich von einer alten, aber noch immer vitalen Frau in ein runzeliges Gesicht im Krankenhausbett, das Douglas kaum noch erkannte. Sie starb, während man noch zu ergründen versuchte, was sie eigentlich umbrachte. Douglas hätte es erklären können. Sie war alt und fühlte sich alt. Ihre Zeit war gekommen, und sie war von jeher viel zu höflich gewesen, um so lange zu bleiben, dass sie den Gastgebern zur Last fiel. König William hatte nicht wirklich alt gewirkt, bis seine Frau starb; aber als sie ging, schien es Douglas, dass sie das Beste ihres Gatten mitnahm und nur einen gebrochenen alten Mann zurückließ, der sich auf den eigenen Tod freute.

Obwohl ihm genug Feuer verblieb, um seinen Sohn fertigzumachen. William stand vielleicht kurz vor dem Ruhestand, um die restliche Zeit in den historischen Archiven herumzustöbern – seinem Helden nacheifernd, dem legendären Owen Todtsteltzer –, aber ehe er auf den Thron verzichtete, war William entschlossen, aus Douglas jeden Zoll den König zu machen, als den William sich ihn stets gewünscht hatte.

»Tut mir leid, dass ich nicht der König sein kann, zu dem James geworden wäre«, sagte Douglas beinahe grausam. »Tut mir leid, dass ich nicht der Sohn für dich sein kann, der er war.«

»Das habe ich nie behauptet«, entgegnete William.

»Das brauchtest du gar nicht.«

Der König ließ nun eine weitere Ansprache vom Stapel, aber Douglas hörte gar nicht zu. Er betrachtete den Vater und wünschte sich, sie hätten einander näherstehen können. Er wünschte sich, sie hätten etwas gemeinsam gehabt. Aber das Gespenst von James leistete ihnen von jeher Gesellschaft, und Douglas sah sich nicht in der Lage, damit zu konkurrieren. So blieb ihm nichts weiter übrig, als nach besten Kräften jemand Eigenständiges zu werden, selbst wenn das ein Mann war, den sich sein Vater nie gewünscht, den er nie geplant hatte.

König William war ungeachtet seiner Jahre immer noch schlank und elegant, aber mit Niamhs Tod hatte ihn viel Haltung verlassen. Das kurze, sauber gestutzte Haar wies ebenso viele weiße wie graue Strähnen auf und zeigte allmählich deutliche Lücken. Das Gesicht war ausgesprochen faltig und eingesunken, und die Amtsroben flatterten inzwischen lose um William. Er bewegte sich langsam und vorsichtig, als wäre er zerbrechlich, und vielleicht war er das auch. Sein Verstand war weiterhin scharf, obwohl seine Reden inzwischen oft bemüht wirkten und in den eigenen Argumenten untergingen, wenn sie zu lange dauerten. Wie die jetzige. Douglas hörte mit einem Ohr zu, blickte wieder über das Parkett des Hofs hinweg und versuchte damit ins Reine zu kommen, dass von morgen an all dies sein war.

Es hätte James sein sollen. Er hätte gewusst, was er damit anfangen sollte.

Die weite, offene Fläche der großen Halle war umrahmt von turmhohen Wänden aus warmen und leuchtenden Hölzern von hundert Planeten aus dem ganzen Imperium, und sie trugen eine gewölbte Decke aus ineinandergreifenden Balken, die praktisch ein Kunstwerk darstellte. Sogar die bunten Mosaike des weiten Bodens bestanden aus Tausenden und Abertausenden von winzigen Holzplättchen, gewachst und poliert und geglättet, bis sie von innen heraus zu leuchten schienen. Dieser neue Hof war direkt im Zentrum der Parade der Endlosen als bewusstes Gegenstück zum unmenschlich kalten Metall- und Marmorhof errichtet worden, in dem die heute abgesetzte Imperatorin Löwenstein geherrscht hatte und der in seinem tiefen, unterirdischen Bunker schon lange verlassen stand. Der heutige Hof sollte menschenfreundlicher wirken und menschlichere Monarchen beherbergen, um das warme, offenherzige Königspaar seligen Angedenkens widerzuspiegeln, König Robert und Königin Konstanze.

Douglas blickte zu ihren riesigen, idealisierten Abbildern hinüber, die von Buntglasfenstern am gegenüberliegenden Ende der Halle herableuchteten. Er versuchte, irgendeine Verbindung zu ihnen zu erspüren oder zu finden, aber es war schwierig. Beide waren schon zur Geburt von James lange tot gewesen. Douglas’ Blick wanderte über die Bilder der übrigen Buntglasfenster, die Ikonen des Imperiums, wie sie heftig im Licht des späten Nachmittags flammten, das in schimmernden Balken durch das Glas fiel. Sie wirkten mehr wie Heilige und Engel als wie Helden des alten Imperiums. Alle waren sie schon lange dahingegangen, aber alle Welt kannte weiterhin ihre Namen: Owen Todtsteltzer; Hazel D’Ark; Jakob Ohnesorg; Ruby Reise. Douglas spürte, wie es ihm die Brust einschnürte, während er innerlich die alten ruhmreichen Namen rezitierte. Er hatte das Gefühl, er sollte vor diesen Bildern knien, einfach deshalb, weil er sich in ihrer Gegenwart befand. Was bedeutete eigentlich die Königswürde, verglichen mit dem, was diese Menschen verkörpert und was sie getan hatten? Und doch, einst waren es wirkliche Männer und Frauen gewesen, ehe man sie von Helden in Legenden umwandelte – ehe man mit einem Federstrich beseitigte, was sie an menschlichen Unvollkommenheiten besessen haben mochten, die rauen Kanten glättete, ihre menschliche Natur vergaß, damit sie umso leichter anzubeten waren.

Douglas empfand Schuldgefühle bei diesem Gedanken, aber im Gegensatz zu vielen wusste er etwas von der Wahrheit. Ganz zu Anfang ihrer Regentschaft ließen sich König Robert und Königin Konstanze vom Parlament überreden und unterschrieben ein Dekret, das die Vernichtung aller Aufnahmen von den Helden der Menschheit in Aktion anordnete. Kein Fetzen, nicht eine einzige zeitgenössische Aufzeichnung dessen, was die gesegneten Helden während der Rebellion tatsächlich vollbrachten, blieb erhalten. Nicht ein einziges Interview überlebte, nicht ein einziges Holobild. Noch die letzte Nachrichtenmeldung und der letzte Augenzeugenbericht wurden aus den Archiven und Museen und Nachrichtensendern getragen und gelöscht oder verbrannt. Es war schon ein hartes Stück Arbeit, ein goldenes Zeitalter zu begründen. Die Menschheit benötigte Legenden als Inspirationsquelle, benötigte perfekte Männer und Frauen, die sie anbeten und verehren konnte. Fakten hätten dabei nur gestört.

Und die größte Legende von allen hatte sich um Owen Todtsteltzer gebildet, den Lord von Virimonde, der Reichtum und Macht und Prestige aufgegeben hatte, um gegen das Böse zu kämpfen, das von Löwenstein ausging. Der gute Mann, der die Not der Menschheit sah und den Blick nicht abzuwenden vermochte. Der größte Krieger seiner Zeit, dem es irgendwie gelang, die Menschheit mit einer Hand vor der Ausrottung durch die Neugeschaffenen draußen in den dunklen, dunklen Räumen des Randes zu retten. Und der niemals heimkehrte, um den Dank und die Segenswünsche eines dankbaren Imperiums entgegenzunehmen. Niemand wusste, was aus Owen Todtsteltzer geworden war. Mühelos wechselte er aus der Geschichte in die Legende, und obwohl kein Jahr verging, in dem er nicht irgendwo gesichtet wurde, wie er in aller Stille Gutes tat, die Kranken heilte oder irgendein kleines Wunder wirkte, glaubten die meisten Leute lieber daran, dass er irgendwo schlief, sich ausruhte und seine Kraft für den Tag aufsparte, an dem er aufs Neue aufgerufen würde, in einer Stunde der größten Not für das Imperium als Held und Retter tätig zu werden. Überall im Imperium traf man Standbilder und Schreine von ihm an, und sogar nach all diesen Jahren legten Menschen dort noch täglich frische Blumen nieder. Neben den beiden großen goldenen Thronsitzen des Hofes, die dem König und der Königin vorbehalten waren, stand dort noch ein dritter Thron, schlicht und schmucklos und ein Stück abseits – nur für den Fall, dass Owen jemals zurückkehrte.

Die Buntglasfenster des Hofes porträtierten noch weitere idealisierte Gestalten: natürlich Stevie Blue, die Espermärtyrerin und Heilige, umhüllt von hellblauen Flammen, die sie selbst erzeugte. Die nur so kurz gelebt und dabei so hell gebrannt hatte. (Natürlich fand man kein derartiges Porträt von Diana Vertue. Nicht mal die offizielle Mythenproduktion hatte die rauen Kanten von Johana Wahn glätten können. Sie war seit fast hundert Jahren tot, und die Mächtigen fürchteten immer noch, sie könnte eines Tages ein Comeback feiern.) Die größte Ikone von allen, die überall auf den Fenstern des Hofes auftauchte und verehrt und angebetet wurde, war die einzige echte Heilige des Imperiums, die heilige Beatrice. Stärker respektiert und, wichtiger noch, mehr geliebt als irgendein armer verdammter Held.

Douglas dachte gern, dass Owen damit einverstanden gewesen wäre.

Er seufzte leise und hörte jetzt, ganz in eigenen Gedanken versunken, dem Vater kaum noch zu. Douglas war intelligent und zynisch genug, um die politischen Gründe und Imperative hinter der Erzeugung solcher Legenden zu erblicken, aber trotzdem … waren das einst echte Männer und Frauen, und sie hatten ein Imperium gestürzt. Ihm stockte der Atem im Hals, als er sich überlegte, wie das gewesen sein musste – im Zuge der großen Rebellion gegen ein solch klares und eindeutiges Übel zu kämpfen und dies in Gesellschaft solcher Menschen zu tun. Alles und jeder wirkte heute … so viel kleiner. Ein Teil von Douglas sehnte sich danach zu wissen, was für ein Gefühl es gewesen sein musste, in einem Krieg mitzukämpfen, während Riesen über die Welten schritten …

Douglas war stolz darauf, ein Paragon gewesen zu sein, den guten Kampf gefochten und die Menschen verteidigt zu haben. Aber trotz all seiner guten Taten, aller Menschenleben, die er gerettet, und aller Dinge, die er vollbracht hatte, würde niemand jemals ein Bild von ihm in einem Buntglasfenster erschaffen oder einen speziellen Thron für seine Rückkehr bereithalten. Er war ein Paragon und hatte seine Arbeit getan. Das musste reichen.

Die Königswürde war im Grunde ein Schritt abwärts, soweit es ihn anbetraf. Dieser riesige und glanzvolle Hof diente nur der Show, nur zeremoniellen Anlässen und der Art von hohlem Prunk, den die Menschen immer noch liebten. Die Macht lag beim Parlament, wie es natürlich auch gut und richtig war. Der König hatte dort auch seinen Platz, jedoch nur als Parlamentspräsident, der den Debatten vorsaß, eine unparteiliche Stimme beisteuerte und damit dem Parlament half, zu Entscheidungen zu gelangen. Wie es natürlich gut und richtig war. Die Abgeordneten repräsentierten die Welten des Imperiums, wobei jeder Planet einen einzelnen Sitz hatte; die Abgeordneten waren es, die die Stimme der Menschheit verkörperten und deren Willen zum Ausdruck brachten. Meistens. Niemals wieder würde man jedoch einem einzelnen Mann oder einer einzelnen Frau gestatten, die Herrschaft über die Menschheit auszuüben. Nicht nach Löwenstein.

Douglas war es recht so. Wirklich. Nur … falls er schon König sein musste, wünschte er sich, dass es von irgendeiner Bedeutung war.

Auf der verzweifelten Suche nach etwas, was ihn ablenkte, ließ Douglas den Blick hinüberschweifen zu den Hunderten Menschen, die kreuz und quer durch den Saal hasteten, bis seine Augen über einen kleinen stämmigen Mann stolperten, der in einem schimmernden weißen Gewand steckte und eine hohe, mit Edelsteinen überkrustete Mitra trug; und jetzt musste Douglas lächeln. Schön zu wissen, dass noch jemand bei Hofe weilte, der dies noch weniger gern tat als Douglas. Die Tradition verlangte (und man findet nichts Unnachgiebigeres als eine ganz schön neu geprägte Tradition), dass der neue König vom Patriarchen der imperialen Staatsreligion gekrönt wurde, der Kirche des Transzendenten Christus. Allerdings war der gegenwärtige Patriarch gerade mal so fünf Minuten im Amt – nachdem die vorherige Matriarchin bei einem Unfall ums Leben gekommen war, einem anscheinend derart peinlichen Ereignis, dass die Kirche noch immer nicht willens war, irgendwelche Einzelheiten zum Thema bekannt zu geben. Und so entpuppte sich der neue Patriarch, ausgewählt durch eine blindwütige Lotterie unter den hundertzweiundzwanzig Kardinälen, als äußerst unerfahrener, siebenundzwanzig Jahre alter Mann von einem abgelegenen Planeten – und der junge Mann war nur zum Kardinal gekürt worden, weil niemand sonst dort den Job haben wollte. Niemand zweifelte an seiner Aufrichtigkeit und seinen guten Absichten, aber für Douglas war klar, dass der neue Patriarch auch dann nicht nervöser hätte sein können, hätte man ihm eine Pistole an die Mitra gehalten. So ziemlich das ganze Imperium würde einschalten, um ihm dabei zuzusehen, wie er den neuen König krönte, und es bestanden nahezu unbegrenzte Möglichkeiten für Murks, Fiasko und sich vollkommen zum Esel zu machen. Der amtierende Patriarch marschierte gerade auf und ab, sortierte und sichtete in einem fort seine Notizen, nuschelte dabei die Zeilen hervor und begleitete sich selbst mit nachdrücklichen Gesten. Die Diener behielten ihn im Augenwinkel und wichen ihm weiträumig aus.

Douglas’ Lächeln verbreiterte sich zu einem ausgewachsenen Grinsen, während er über die lustige Möglichkeit nachsann, sich von hinten an den Patriarchen heranzuschleichen und ganz laut Buuuh! zu sagen.

Und dann fuhr er selbst zusammen und schrie gellend auf, als jemand ihn kräftig am rechten Ohr packte und es heftig drehte. Douglas fluchte lauthals, vor Schreck nicht minder als vor Schmerz, und erstarrte, als jedermann am Hofe seine derzeitige Beschäftigung unterbrach, sich umdrehte und ihn ansah. König William hatte das Ohr inzwischen wieder freigegeben, aber Douglas spürte, wie er dunkelrot anlief. Mit knapper Geste bedeutete er den Dienern, mit ihrer Arbeit fortzufahren, und sie taten wie geheißen. Allerdings wusste er sehr gut, was sie dachten. Douglas wandte sich dem Vater zu, funkelte ihn an und erhielt ein böses Lächeln zur Antwort.

»Ich werde dich lehren, mir zuzuhören, wenn ich mit dir rede, mein Junge! Ich bin vielleicht alt und klapprig und weit über meine besten Jahre hinaus, aber ich bin nach wie vor dein Vater und König, und wenn ich mit dir rede, wirst du mir deine volle Aufmerksamkeit und deinen Respekt schenken. Ist das klar, Douglas?«

»Ja, verdammt! Jesus, ich wette, die übrigen Paragone müssen nicht mit so was leben.«

»Also dann, wo war ich? Ich hasse es, wenn mir etwas nicht einfällt … ah ja! Würde es dich überraschen zu hören, dass auch ich nie König werden wollte? Mein Vater ging einfach davon aus, ich würde in seine Fußstapfen treten, und alle anderen hielten es ebenso. Und ich … war nicht stark genug, um mich gegen sie zu wehren. Deine Großeltern waren alle beide sehr … starke Persönlichkeiten. Für mich galt das nie. Ich tat, was von mir erwartet wurde, denn so war es einfacher. Im Grunde lautet so die Geschichte meines Lebens. Ich wusste von Anfang an, dass du James in keiner Beziehung ähneln würdest. Er hatte sich intensiv darauf vorbereitet, König zu werden, denn er wollte es. Ich wurde nie schlau daraus, was du wolltest, also einigte ich mich schließlich darauf, dich zu einer so starken und unabhängigen Persönlichkeit zu erziehen, wie ich nur konnte. Damit du jemand ganz anderes würdest als ich. Damit du, wenn du schließlich den Thron bestiegst, wenigstens etwas ganz Neues leisten würdest. In vielerlei Hinsicht ähnelst du sehr deinem Großvater.

Du wirst König sein, Douglas: weil ich es möchte, weil das Parlament es möchte und vor allem, weil das Volk es möchte.«

»Und was ich möchte, das zählt nicht?«, fragte Douglas.

»Für eine Stellung mit Macht ist der am besten geeignet, der sie sich gar nicht wünscht«, entgegnete William. »Der gesegnete Todtsteltzer hat das gesagt. Angeblich. Was wirst du tun, Douglas, sobald du erst König bist? Hast du darüber überhaupt mal nachgedacht?«

»Natürlich habe ich das!«, unterbrach Douglas ihn scharf. Hier standen sie viel zu sehr im Blickpunkt der Öffentlichkeit, um laut zu werden und einen offenen Streit auszutragen, aber irgendwie schaffte es William mit seinen aufstachelnden Bemerkungen immer wieder, Douglas an die Grenze der Selbstbeherrschung zu treiben. Douglas zwang sich dazu, einige Augenblicke lang ruhig zu atmen, ehe er mit den Worten fortfuhr: »Ich denke seit Monaten an nichts anderes. Und ich sage dir: Falls ich König werden soll, dann werde ich König sein! Ich werde nicht einfach dasitzen und zu allem nicken, was das Parlament sagt. Ich spiele nicht nur den Stempel, den andere Leute auf Dokumente drücken. Alle sagen, wir lebten in einem goldenen Zeitalter, und vielleicht sieht von hier oben auch alles hell und strahlend aus, aber als Paragon habe ich die dunklere Seite der Dinge gesehen. Ich habe Menschen tagtäglich unter Schurken leiden sehen, die sehr oft damit durchkamen, da ich nur ein Mann bin und nicht überall zugleich sein konnte. Na ja – was ich als Paragon nicht in Ordnung bringen konnte, das schaffe ich vielleicht als König.«

William überraschte Douglas jetzt, indem er fröhlich nickte und damit seine Zustimmung ausdrückte. »Gut, Douglas. Wohl gesprochen! Ein bisschen naiv, aber voller guter Absichten. Dieser Einstellung wegen habe ich an allen Strippen gezogen, jeden Gefallen eingefordert, den mir Leute schuldeten, damit du zum Paragon berufen wurdest. James war ein guter Junge und verfolgte ebenfalls gute Absichten, nahm den Kopf aber nie aus den Büchern. Dich wollte ich draußen in der Stadt sehen, unter den Menschen, damit du die Dinge siehst, die man mir nicht zeigt. Ich wollte, dass du das Imperium nicht als Königssohn zu sehen bekommst, sondern als einer der Menschen, die es in Gang halten. Ich freue mich zu sehen, dass meine Mühen nicht vergebens waren. Du möchtest das Werk des Paragons nicht aufgeben, oder, Junge?«

»Nein«, sagte Douglas, »das möchte ich nicht.«

»Dann sei ein Paragon auf dem Thron«, sagte William. »Die Krone verfügt vielleicht über keine effektive Macht, wohl aber über Einfluss. Du brauchst dich nicht um politische Korrektheit zu bemühen, um Rückwirkungen einer unpopulären Haltung auf deine Chancen, wiedergewählt zu werden. Du kannst das Richtige aussprechen, das Notwendige, und zur Hölle mit dem, was ratsam wäre! Du kannst Anliegen zum Durchbruch verhelfen, wenn du dir genug aus ihnen machst. Mein Problem war … Ich habe mir aus den meisten Dingen nie genug gemacht. Ich ließ mich durchs Leben treiben und folgte dabei stets dem Weg des geringsten Widerstands. Schlimm, wenn man so was über ein Leben sagen muss, das so lange dauert wie meines, aber so ist es nun mal. Es ist mir egal. Vielleicht … weil sich so viele Menschen so sehr gewünscht haben, ich würde mir etwas aus ihnen machen …«

»Vater …«

»Ich habe mir etwas aus deiner Mutter gemacht, aus James und aus dir; und das war es. Deine Mutter und James sind dahingegangen, und so habe ich nur noch dich. Und du … verkörperst alles, was ich mir jemals vergebens gewünscht habe, ich könnte es selbst sein. Leidenschaftlich, engagiert, ehrenvoll. Ich bin stolz auf dich, Sohn.«

Douglas nickte nur benommen, war zu überrascht, um irgendetwas einzuwerfen. König William blickte über den Hof hinweg.

»Sei ein König, Douglas. Tu das Richtige, und tu es so oft, wie es dir möglich ist. Man wird dich nicht dafür lieben. Man wird dich aus der Ferne verehren, aber das bedeutet nichts. Die Menschen lieben immer nur das Symbol, das in der Öffentlichkeit gezeigte Gesicht, aber nicht die Person dahinter. Und letzten Endes erinnern sie sich auch nur an deine Versprechen, die du nicht gehalten hast, oder an die Dinge, die du ihrer Meinung nach hättest tun sollen. Oder die Dinge, die du ihres Erachtens falsch gemacht hast. Und falls du etwas richtig hinbekommst – nun, das war schließlich deine Aufgabe. Dafür zahlen die Leute ja Steuern. Und Douglas: Vertraue niemals dem Parlament! Soweit es die Abgeordneten angeht, bist du einfach jemand, hinter dem sie sich verstecken können. Ein öffentliches Gesicht, dem man die Schuld geben kann, wenn etwas nicht so gelaufen ist, wie es sollte.« William seufzte und wirkte auf einmal noch älter und kleiner. »Ich habe mein Bestes getan …«

»Natürlich hast du das«, sagte Douglas, als die Pause zu lange zu dauern schien.

»Weißt du, wie man sich dabei fühlt …«, fragte König William und beugte sich vor, um ihm direkt in die Augen zu blicken. »… wenn man weiß, dass man sein Bestes getan hat und dass es nicht gut genug war? Wenn man weiß, dass man nicht mehr zuwege gebracht hat, als den Status quo aufrechtzuerhalten? Ich habe es gehasst, König zu sein, vom ersten Tag an, an dem sie mir die Krone auf den Kopf geknallt und mich mit den Ketten der Pflicht an den Thron gefesselt haben. Ich habe es nur so lange durchgehalten, weil deine Mutter die Rolle der Königin so sehr liebte. Und weil ich dir, solange ich konnte, diese Bürde ersparen wollte. Damit du wenigstens von der Freiheit kosten konntest, die ich nie hatte. Du spazierst in eine mit Samt gefütterte Falle, Douglas. Und ich kann nichts tun, um dich zu retten.«

Douglas hatte nicht den leisesten Schimmer, was er sagen sollte. Noch nie in all der Zeit, von Douglas’ Kindertagen bis ins Mannesalter, hatte sich sein Vater ihm so geöffnet. Sie beide waren nie Menschen gewesen, die das herzliche Einvernehmen pflegten. Und jetzt … das alles klang sehr nach einem alten Mann, der verzweifelt die nötigen Dinge zu sagen wünschte, solange er noch Zeit dafür hatte. Douglas wünschte sich, es hätte ihn mehr berührt. Seinen Eltern hatte er sich nie nahe gefühlt. Stets hatten sie ihn auf Distanz gehalten, vielleicht aus Angst, noch ein Kind zu verlieren, das sie liebten. Sie waren immer für die Öffentlichkeit da, aber nie für ihn. Ein weniger gut angepasster Mann hätte darauf mit Bitterkeit reagiert. Und jetzt zu erfahren, dass das alles auf Absicht beruht hatte, damit er seine eigene Entwicklung nehmen konnte und nicht das Gleiche erleben musste wie sein Vater, der sich also auf seine eigene Art doch etwas aus dem Sohn gemacht hatte!

Douglas suchte immer noch nach passenden Worten, als eine vertraute Stimme seinen Namen rief. Dankbar drehte er sich um, nur zu bereit, sich auf jede Ablenkung einzulassen; und dort marschierte über das Parkett des Hofes hinweg der Paragon Lewis Todtsteltzer auf ihn zu, der derzeitige Träger eines stolzen und alten Namens. Douglas lief die Stufen hinunter, ließ die Throne zurück, und die beiden alten Freunde schüttelten sich voller Wärme die Hand. König William sah ihnen zu und bemühte sich, seine Ungeduld zu zügeln, während sich Lewis und Douglas einander auf den aktuellen Stand brachten, was ihnen beiden in den wenigen Wochen der Trennung widerfahren war. Jeden anderen hätte der König kurz abgefertigt und wie einen begossenen Pudel davongejagt, alter Freund hin, alter Freund her, aber bei Lewis war das etwas anderes. William schätzte den derzeitigen Todtsteltzer.

Lewis’ Gesicht war eines der bekanntesten aller Paragone. Breit, grob geschnitten, hässlich. Ausdrucksstark, aber bereits von den Spuren vieler harter Schläge gezeichnet. Der Todtsteltzer hatte sich nie die Mühe gemacht, sich auch nur der simpelsten kosmetischen Korrektur zu unterziehen und aus seinem Gesicht etwas … na ja, Markigeres zu machen, wenn auch nicht wirklich gut aussehend. Soweit Douglas wusste, war Lewis nie auch nur auf die Idee gekommen. Der Todtsteltzer war klein und stämmig und recht muskulös, Letzteres aus freier Entscheidung und Training, nicht via Abkürzung Bodyshop; außerdem war er dermaßen breitschultrig, dass er im passenden Licht fast so breit wie groß wirkte. Das pechschwarze Haar trug er militärisch kurz geschnitten, vor allem, damit er keinen großen Aufwand damit treiben musste; er rasierte sich, wenn es ihm einfiel, blickte aus erstaunlich sanften braunen Augen und lächelte immer nur kurz, wenn auch strahlend hell.

Lewis war gerade mal in den späten Zwanzigern, verbreitete aber schon eine gewisse Gravität, die ihn älter, klüger, sogar gefährlicher wirken ließ. Seine Paragon-Rüstung saß nur nachlässig, und immer stand hier oder da eine Schnalle offen, ohne dass er dadurch nur einen Zoll weniger professionell gewirkt hätte. Er wies große Hände mit schweren Knöcheln auf, und sie entfernten sich nur selten weit von den Waffen, die er an den Hüften trug. Er machte einen … kompetenten Eindruck. Wo er auch auftauchte und welche Aufgabe sich ihm auch stellte, Lewis erweckte stets den Anschein, genau zu wissen, was er tat. Dafür beneidete ihn Douglas von jeher, und es hätte ihn über alle Maßen erstaunt, hätte er gewusst, dass es Lewis ihm gegenüber ganz ähnlich ging.

Seit fast zehn Jahren schon waren sie enge Freunde und Waffengefährten. Ihre Erfolgsliste an zur Strecke gebrachten Schurken war unerreicht von irgendeinem anderen Paragon, mal abgesehen von dem legendären Finn Durandal, dem größten unter ihnen. Der Todtsteltzer und der Feldglöck, fahrende Ritter und Verteidiger des Königreiches. Lewis hätte berühmt sein können, falls ihm nur der Sinn danach gestanden hätte. Das war jedoch im Großen und Ganzen nicht der Fall. Ein einzelner berühmter Todtsteltzer reicht der Familie, war alles, was er je zu diesem Thema gesagt hatte.

Lewis war die beste Art von Paragon, die man sich denken konnte, und ironischerweise genau deshalb einer derer, von denen am wenigsten Notiz genommen wurde. Man konnte ihn nicht damit belästigen, Publicity-Spielchen zu spielen, nicht solange ernsthafte Arbeit auf ihn wartete. Und während die übrigen Paragone ihren Ruhm nach besten Kräften molken, schenkte Lewis den Medien ein Nicken, wenn sie auftauchten, lächelte höflich, wenn es ihm einfiel, und machte sich wieder auf die Suche nach Problemen, die er lösen konnte. Er wurde bewundert, aber nicht angebetet, war bekannt, aber nicht berühmt, und er war derjenige, von dem sich jeder andere Paragon gern den Rücken decken ließ, wenn die Lage heikel wurde. Dass dieser am wenigsten einnehmende aller Paragone nun dem Mann am nächsten stand, der König werden sollte, erboste und verzauberte die übrigen Paragone in gleichem Maße.

Der innere Kreis der Paragone bestand aus der königlichen Gerechtigkeit. Jeder Planet des Imperiums schickte seinen größten Helden, seinen tödlichsten Krieger nach Logres, um zu diesem sagenumwobenen Kreis zu gehören, an der glanzvollen Legende der Paragone mitzuwirken. Der König konnte nicht überall sein, aber seine Gerechtigkeit konnte es. Falls das Gesetz nicht reichte, falls friedliche Durchsetzung scheiterte, wann immer Menschen mit bösen Absichten zu triumphieren drohten – dann schickte man nach einem Paragon. Die Öffentlichkeit bekam schier nicht genug von diesen heldenhaften Männern und Frauen, den klügsten und besten, die die zivilisierten Planeten aufzubieten vermochten, und schier jeder Paragon kämpfte lieber bis zum Tode, als diese Ehre und dieses Vertrauen zu verraten.

In der Regel hielten sie nicht lange durch. Die meisten traten schon in jungen Jahren in den Ruhestand. Tatsächlich traf man nur selten einen Paragon von mehr als dreißig. Schließlich war dies eine gefährliche Arbeit mit einer hohen Todesrate und häufigem Personalwechsel. Selbst die strahlendsten Helden brannten durch die endlose Gefahr, die unaufhörliche Arbeit und den ständigen Druck schon mal rasch aus. Und da sie ständig in aller Welt Blickfeld standen, durften die Paragone nicht zulassen, weniger als perfekt zu sein.

Aber zu ihrer Zeit waren sie prachtvoll und großartig, die größten Kämpfer und Kämpferinnen ihres Zeitalters.

»Kommen sie alle?«, fragte Lewis. »Alle von uns? Verdammt! Ich denke nicht, dass ich jemals mehr als ein halbes Dutzend an einer Stelle gesehen habe, und das war während des Quanteninfernos, als es den Anschein hatte, wir verlören alle sechs Herzsonnen.«

»Paragone sind wie eine Familie«, versetzte Douglas locker. »Wir finden nur zu Hochzeiten und Begräbnissen und Ähnlichem zusammen. Außerdem wird meine Krönung live auf allen Welten des Imperiums ausgestrahlt. Denkst du wirklich, unsere edlen Brüder und Schwestern ließen die Chance ungenutzt, vor ein so riesiges Publikum zu treten? Überleg nur mal, was das für ihre Vermarktungs- und Lizenzeinnahmen bedeutet!«

Lewis schniefte. »Du weißt doch, was ich von diesem Mist halte. Ich habe einmal zusammen mit Mirakel Grant gearbeitet, und er hat doch tatsächlich mitten im Kampf eine Pause eingelegt, um einer Nachrichtenkamera sein neues T-Shirt zu zeigen.«

»Oh ja, Grant …, was machen seine neuen Beine?«

»Sie wachsen schön nach, soweit ich gehört habe. Das wird ihn lehren, noch mal einem Sohn des Wolfs den Rücken zuzuwenden.« Lewis blickte sich finster um. »Mir gefällt die Idee im Grunde nicht, dass so viele Paragone an einer Stelle zusammenkommen. Wir bieten einem wirklich entschlossenen Terroristen mit einer Bombe ein prima Ziel.«

»Die Sicherheit hier ist erstrangig«, wandte Douglas entschieden ein. »Vertraue mir in diesem Punkt, Lewis. Du könntest nicht mal ein schmutziges Taschentuch einschmuggeln, ohne irgendeinen Alarm auszulösen. In sechs Stunden ist dieser Hof der sicherste Ort im ganzen Imperium. Außerdem wird es unseren Paragon-Kameraden guttun, mal unter den eigenen Leuten zu sein. Es zeigt ihnen, dass sie nicht einzigartig sind. Vielleicht hilft es sogar einigen von ihnen, ihre Egos in der richtigen Perspektive zu erblicken.«

Etliche spitze Bemerkungen gingen Lewis durch den Kopf, aber er behielt sie für sich. Er wollte Douglas nicht am Abend seiner Krönung ärgern. Lewis hatte schon fast eine Stunde lang die Sicherheitsvorkehrungen des Hofes auf die Probe gestellt, hatte dabei nur ein halbes Dutzend Leute anschreien und eine Person niederschlagen müssen, die es besser hätte wissen sollen, als ihrerseits Lewis Todtsteltzer anzuschreien, während sie so im Irrtum war. Lewis hatte auch die Sicherheitssysteme des Rats benutzt, um nur des eigenen Seelenfriedens halber exakt herauszufinden, wo jeder einzelne Paragon gerade steckte. Die meisten waren noch unterwegs von ihren abgelegenen Planeten nach Logres. Sogar mit dem neuen verbesserten Sternenantrieb, wie ihn die Schiffe der H-Klasse aufwiesen, war das Imperium nach wie vor sehr groß.

Alle Paragone waren in Sicherheit. Vorläufig.

Die meisten von ihnen verließen nur selten die Planeten, auf denen sie dienten, aber alle kannten sich auf Logres aus. Jeder absolvierte hier zu Beginn seiner Laufbahn eine Dienstzeit; so wurde es erwartet. Falls man mit dem fertig wurde, was Logres nach einem warf, dann überlebte man einfach alles. Logres brachte von allem das Beste hervor, einschließlich Schurken. Kein Paragon erhob jemals Einwände gegen eine Dienstzeit hier. Es war eine Ehre, die Heimatwelt der Menschheit zu beschützen, und es bot eine wirklich gute Chance, von einigen der wichtigsten Medienanstalten entdeckt zu werden. Je besser man bekannt war, desto mehr Gebühren konnte man berechnen, wenn man Produkte genehmigte. (Kein Paragon beschützte jemals den eigenen Heimatplaneten. Niemand sprach das Wort Interessenkonflikt jemals laut aus, aber schließlich gab es Dinge, die man einfach nicht zu erwähnen brauchte.) Lewis Todtsteltzer war so etwas wie ein Sonderfall. Er war von Virimonde nach Logres gekommen und geblieben – obwohl Logres mit Finn Durandal einen eigenen Paragon hatte –, weil Douglas Gefallen an dem ernsten jungen Mann mit dem legendären Namen gefunden hatte.

Und so war die Heimatwelt der Menschheit seit zehn Jahren mit drei Paragonen gesegnet, Douglas und Lewis und Finn, und war somit der sicherste und gesetzestreueste Ort im ganzen Imperium. Niemand hatte die Frage aufgeworfen, was womöglich geschah, wenn Douglas sein Amt niederlegte, um König zu werden, aber furchtbar viele Leute dachten darüber nach. Nicht alle davon waren besonders nette Leute.

»Weißt du, bei so vielen Paragonen, die sich schon in der Parade der Endlosen aufhalten, und noch mehr, die unterwegs hierher sind, hat die Verbrechensrate in der Stadt einen historischen Tiefpunkt erreicht«, sagte Douglas. »Die meisten Schurken liegen wahrscheinlich unter ihren Betten und warten, bis alles vorbei ist.«

»Ich schätze, alle Welt sieht sich die Vorbereitungen für die Zeremonie an«, sagte Lewis. »Anscheinend ist die offizielle Website unter der Last zu vieler Anfragen schon dreimal abgestürzt.«

»Ich hatte sie gewarnt!«, sagte Douglas. »Ich habe ihnen gesagt, dass es dazu kommen würde, aber hört mir jemals jemand zu?« Er grinste auf einmal. »Wenigstens das dürfte sich morgen ändern. Wie sieht es heutzutage mit deiner Website aus, Lewis? Wird sie immer noch von diesem Fan für dich gepflegt?«

Lewis nickte steif. »Er leistet gute Arbeit, und ich kann mir nicht, wie es manche von den Jungs machen, eine große Public-Relations-Firma leisten. Da ist es schon besser, wenn es jemand aus Liebe tut, jemand, der sich wirklich etwas daraus macht. Und manche seiner Grafiken sind ganz schön anspruchsvoll. Wenn man an das Budget denkt. Ich logge mich hin und wieder anonym ein, nur damit er ehrlich bleibt.«

»Mit dem Namen könntest du der größte Paragon aller Zeiten werden«, fand Douglas. »Größer noch als der Durandal.«

»Du weißt doch, was ich von Personenkult halte. Falls wir anfangen, uns zu sehr um unsere Popularität zu sorgen, beeinträchtigt das zwangsläufig unsere Arbeit.«

»Man muss doch darüber nachdenken, woher das Geld kommt, wenn man in den Ruhestand geht«, beharrte Douglas. »Zwar bekommen wir eine Pension, aber die ist beschissen. Jeder weiß das. Ein paar sorgfältig überlegte Lizenzprodukte vom Todtsteltzer persönlich, und du brauchst dir nie wieder den Kopf über Geld zu zerbrechen.«

»Ich zerbreche mir nie den Kopf über Geld«, wandte Lewis ein. »Ich muss weder Frau noch Kinder unterhalten, und ich hatte nie die Zeit, einen teuren Geschmack zu entwickeln. Außerdem scheine ich mir laufend über wichtigere Dinge Sorgen machen zu müssen.«

Douglas seufzte und gab auf. Manche Leute erkannten gesunden Menschenverstand nicht mal dann, wenn man ihnen damit einen Schlag auf den Kopf gab. »Also«, sagte er munter, »was für ein Geschenk hast du mir mitgebracht? Es ist Weihnachten und mein Krönungstag, zwei besondere Anlässe auf einmal, also erwarte ich etwas ganz Besonderes von dir, Lewis. Das ist das Beste am Königsein: eine Menge Geschenke.«

»Du bist erst König, sobald du gekrönt wurdest«, entgegnete Lewis grimmig. »Warte ab, bis alles sicher überstanden ist, und mach deine Geschenke dann auf. Wahrscheinlich ohnehin meist Socken und Taschentücher. So was bekomme ich heutzutage von meinen Verwandten. Weißt du, als ich noch klein war, hätte es mich sauer gemacht, ein Kleidungsstück als Weihnachtsgeschenk zu erhalten. Inzwischen bin ich für etwas so Praktisches dankbar. Wie traurig ist das?«

»Falls ich Socken bekomme, sollten sie lieber mit Juwelen bestickt sein«, knurrte Douglas, und beide lachten leise. Douglas brach als Erster ab und musterte Lewis mit strenger Miene. »Ich bin bald König, Lewis, und ich habe das scheußliche Gefühl, dass sich dann alles verändert. Zwischen uns. Jetzt gerade finden wir womöglich zum letzten Mal Gelegenheit, uns als Gleichgestellte zu unterhalten. Also erkläre mir als Freund: Weshalb wolltest du Paragon werden? Du gibst einen Dreck auf den Ruhm oder die Freuden des Kampfes, und wir haben bereits festgestellt, dass du es auch nicht des Geldes wegen tust. Also warum nur, Lewis? Warum widmest du dein Leben einer Arbeit, die die meisten anderen vor dem dreißigsten Geburtstag das Leben kostet?«

»Um die Menschen zu beschützen«, erklärte Lewis schlicht. »Das Erbe der Todtsteltzers. Eine familiäre Pflicht: die Unschuldigen vor denen beschützen, die sie zur Beute machen möchten.«

Virimonde erwähnte er nicht. Das brauchte er auch nicht. Die Heimatwelt der Todtsteltzers war auf Befehl der Imperatorin Löwenstein verwüstet worden. Man hatte die Menschen niedergemetzelt, die Städte verheert, die grüne und schöne Landschaft zu Matsch zertrampelt und zu Asche versengt. Das neue Imperium hatte für die Terraformung und Neubesiedlung des Planeten gesorgt, aber Virimonde blieb eine arme und trostlose Welt, und das noch auf Jahrhunderte.

Der Letzte der alten Todtsteltzer-Linie, David, war dort gestorben, im Stich gelassen von seinen Bundesgenossen. Kein Paragon war zur Stelle, um ihn in der Stunde der Not zu retten.

Wie alle Paragone hatte Lewis bei seiner Amtseinführung den Eid abgelegt, die Unschuldigen zu schützen und Unrecht zu sühnen. Er hatte mehr Gründe als die meisten, diesen Eid sehr ernst zu nehmen.

»Also, wieso bist du ein Paragon, Douglas?«, fragte jetzt Lewis. »Ich weiß, dass es ursprünglich die Idee deines Vaters war, aber du bist weit über den Zeitpunkt hinaus im Dienst geblieben, an dem du dich ehrenvoll hättest zurückziehen können. Mit vierzig bist du der drittälteste Paragon, der noch im Dienst ist. Warum bist du so lange dabeigeblieben? Was hält dich im Kreis?«

»Ich wollte Menschen ein Beispiel geben, das sie anleitet und inspiriert«, antwortete Douglas. Seine Stimme klang ruhig und klar und ganz vernünftig. »Ich habe meinen Posten als Paragon nicht gewonnen wie du und all die anderen. Ich musste mich beweisen. Dir und der Öffentlichkeit gegenüber. Alle erwarteten, ich würde scheitern. Würde nach Hause humpeln und Vati vorheulen, das Spiel wäre zu hart für mich. Ich will gar nicht behaupten, dass ich zu Anfang gar keine Angst hatte; die Leute schienen sich regelrecht anzustellen für eine Chance, dem Thronerben die Scheiße aus dem Hirn zu prügeln. Aber dann ist etwas Komisches geschehen. Als ich mich bewies, lernte ich mich zugleich kennen. Wenn man der Sohn eines Königs ist, fällt einem das Beste von allem in den Schoß. Nichts wird einem vorenthalten …, nichts hat wirklich Bedeutung. Man schätzt aber nur das richtig, was man sich durch eigene Bemühung verdient. Und ich habe mir meinen Platz im Kreis verdient.«

»Bist du deshalb so lange dabeigeblieben?«, wollte Lewis wissen. »Um dir selbst immer aufs Neue zu beweisen, dass du es verdient hast? Douglas, das bezweifelt seit zwanzig Jahren niemand mehr.«

»Jesus, Lewis, hältst du mich wirklich für so flach? Ich bin geblieben, weil ich endlich etwas gefunden habe, was ich gut kann, und weil die Menschen mich brauchten. Ich habe etwas bewirkt. Ich konnte es täglich sehen – an den Menschen, die ich gerettet habe, und den Schurken, die ich ausgeschaltet habe. Und weil ich aus mir selbst etwas Besseres gemacht habe, hoffte ich, andere zu inspirieren, dass sie das Gleiche taten. Ich wollte ihnen zeigen, dass wir alle Helden sein können. Wir alle können Paragone sein.«

»Falls die Leute den Mumm hätten, für sich selbst einzutreten, hätten sie nie Paragone gebraucht«, sagte eine ruhige tiefe Stimme, und Douglas und Lewis drehten sich scharf um, als der dritte Paragon von Logres auf sie zugeschritten kam. Diener huschten wie erschrockene Gänse davon, um ihm nicht in die Quere zu kommen, aber Finn Durandal nahm ihre Existenz nicht mal durch ein Blinzeln zur Kenntnis. Finn nickte Douglas und Lewis zu, als er vor ihnen stehen blieb und kurz lächelte. »Ich bin Paragon geworden, um die Scheiße aus üblen Gesellen zu prügeln, und ich danke dem Herrgott täglich, dass wir nie Knappheit an diesen Typen hatten. Drücke mir ein Schwert in die Hand und zeige mir einen Drecksack, und ich möchte nirgendwoanders lieber sein.«

»Ja, aber du bist auch ein echt komischer Typ«, sagte Lewis freundlich.

Finn Durandal war groß und von geschmeidiger Kraft und bewegte sich mit nahezu unmenschlicher Eleganz. Er hatte ein klassisch gut aussehendes Gesicht unter einer dichten Matte aus lockigen goldenen Haaren – die, wie er freimütig gestand, nichts der Natur verdankten – und verwandte viel Zeit darauf, sich mit seinem Image zu befassen. Er verfügte über Haltung und Eleganz, und in jedem denkbaren Raum galten ihm die ersten Blicke. Es war ein kaltes und kalkuliertes Charisma, aber darob nicht weniger wirkungsvoll. Gemeinhin fanden die Menschen auf den ersten Blick Gefallen an ihm, fühlten sich letztlich aber mehr als nur ein bisschen unbehaglich, wenn sie länger in seiner Gesellschaft waren. Er konnte sich teuflisch charmant geben, aber sofern es nicht um einen bezahlten öffentlichen Anlass ging, machte er sich meist nicht die Mühe damit.

Mit seinen zweiundfünfzig Jahren war Finn Durandal der älteste und bereits am längsten dienende Paragon seit Gründung des Kreises. Im ganzen Imperium fühlten sich die Menschen sicherer, wenn sie nur wussten, dass er nach wie vor im Einsatz war und zwischen ihnen und finsteren Gesellen stand. Natürlich waren die meisten dieser Menschen ihm nie begegnet. Finns Lächeln war schmallippig, die grauen Augen ruhig, und sein Holobild hing an der Schlafzimmerwand so manches leicht zu beeindruckenden Teenagers. Seine Website war die umfangreichste und am häufigsten benutzte aller Paragone; er hatte einen eigenen Fanclub und war durch eine Reihe präzise kalkulierter Lizenzgeschäfte sehr reich geworden. Er konnte sich jederzeit zur Ruhe setzen, sobald ihm der Sinn danach stand, aber alle Welt wusste, dass er es nicht tun würde. Aktion und Abenteuer waren sein Lebenselixier, und nie hatte man gehört, dass er vor irgendeiner Gefahr, irgendeiner miesen Chance zurückgeschreckt wäre. Er war der größte Paragon aller Zeiten.

(So hieß es auf seiner Website, also musste es stimmen.)

Er war in allem, was er tat, der Beste, denn mit weniger begnügte er sich nicht. Dabei half ihm, dass er die besten Waffen hatte, die besten Ausbilder und die besten Muskeln und Reflexe, die man für Geld bekam. Finn überließ absolut nichts dem Zufall.

»Makellos herausgeputzt, wie immer, Finn«, stellte Douglas fest. »Ich sehe mein Gesicht praktisch in deinem Brustpanzer gespiegelt. Wieso kannst du ihm nicht ähnlicher sehen, Lewis?«

»Weil ich mir keinen Butler leisten kann«, antwortete Lewis. »Verdammt, ich kann mich schon glücklich schätzen, falls ich mich morgens daran erinnere, die Schuhe zu polieren.«

»Du bist nur eifersüchtig auf meine Großartigkeit«, behauptete Finn. »Kläglicher Sterblicher.«

»Ich ziehe Bescheidenheit vor«, sagte Lewis.

»Und du hast ja so viel, was dich zu Bescheidenheit nötigt«, sagte Finn.

»Mädchen, Mädchen …«, warf Douglas ein.

»Leider«, sagte Finn, »haben wir jetzt nicht genug Zeit für Geplänkel. Tut mir leid, wenn ich dir den Begleiter raube, Douglas, aber ich bin in offiziellen Paragon-Geschäften hier. Wir werden gebraucht, Lewis. In der Arena ist eine Notlage entstanden.«

»Oh, herrlich!«, fand Douglas. »Ein wundervoll gewählter Zeitpunkt! Worum geht es? Ist wieder einer von den importierten Killer-Aliens ausgebrochen? Ich habe ihnen gleich gesagt, dass sie um Ärger betteln, wenn sie diese Monster von Shandrakor einführen.«

»Die Arena ist mit Fangfeldern und Schlafgas ausgerüstet«, wandte Lewis ein. »Soll sich die Arena-Sicherheit um den Fall kümmern.«

»So einfach ist das nicht«, erklärte Finn. »Es sind die Elfen.«

»Oh Scheiße!«, sagte Lewis. »Ich muss gehen, Douglas.«

»Natürlich musst du«, räumte Douglas ein. »Aber warum ausgerechnet jetzt?«

»Ich zweifle daran, dass wir es mit einem Zufall zu tun haben«, sagte Finn gelassen. »Wahrscheinlicher ist, dass sie eine letzte Gräueltat zu verüben bestrebt sind, ehe die meisten Paragone des Kreises eintreffen und die Elfen mit den restlichen Ratten gezwungen sind, im Untergrund zu verschwinden. Und vielleicht ist es auch eine Geste an dich, Douglas, um zu demonstrieren, dass sie weder beeindruckt noch eingeschüchtert sind, wenn jetzt ein Paragon König wird.«

»Es fehlt nicht mehr viel, und ich komme mit«, sagte Douglas. »Hölle noch mal, ich bleibe offiziell ein Paragon, bis die Krone auf meinem Kopf landet. Verdammt, ich begleite euch! Kommt schon; wir erteilen den Elfen eine letzte Lektion, die sie nicht vergessen werden!«