...  und ich gehöre dir - Monica James - E-Book

... und ich gehöre dir E-Book

Monica James

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Beschreibung

Ich war schon immer ein Bad Boy mit einem sehr gefährlichen Ruf

Madison – die süße, verletzliche, unschuldige Madison. Sie gibt mir das Gefühl, dass es noch Hoffnung für mich gibt. Dass ich ein guter Mensch sein kann. Ich brauche sie, mehr noch, als ich die Luft zum Atmen brauche. Es gibt nur ein Problem: Juliet. Sie ist eine Verführerin, die kein Nein akzeptiert. Wenn ich ihr widerstehe, wird sie unser schmutziges Geheimnis ausnutzen, um alles mit Madison kaputt zu machen. Ich will meine große Liebe nicht verlieren, aber kann ich mich wirklich ändern?

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Seitenzahl: 524

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DAS BUCH

Ich war schon immer ein unartiger Junge mit einem sehr schlechten Ruf.

Aber dann traf ich die süße, verletzliche, unschuldige Madison. Sie gibt mir das Gefühl, dass es noch Hoffnung für mich gibt. Dass ich ein guter Mensch sein kann. Ich brauche sie wie die Luft zum Atmen.

Es gibt nur ein Problem: Juliet. Sie ist eine Verführerin, die kein Nein akzeptieren wird. Wenn ich ihr widerstehe, wird sie unser schmutziges Geheimnis ausnutzen, um alles mit Madison kaputt zu machen. Ich will Madison nicht verlieren, aber kann ich mich wirklich ändern?

Es wird eine wahnsinnige Achterbahnfahrt. Bist du so weit?

DIE AUTORIN

Monica James lebt mit ihrer Familie und ihren Haustieren in Melbourne, Australien. Wenn sie nicht an ihren Romanen schreibt, dann leitet sie ihr eigenes Unternehmen. Sie liebt es authentische, herzergreifende und leidenschaftliche Geschichten zu erfinden, die ihre Leser begeistern. Ihre Romane waren in den USA, in Australien, Kanada und Großbritannien auf den Bestsellerlisten. ADDICTED TO SIN ist ihre erste Serie bei Heyne.

LIEFERBARE TITEL

Du gehörst mir …

MONICA JAMES

ADDICTED

TO SIN

… und ich gehöre dir

Aus dem Englischen

von Silvia Kinkel

WILHELM HEYNE VERLAG

MÜNCHEN

Die Originalausgabe erschien 2016 unter dem Titel

Wicked Dix bei Bookouture.

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt

und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen

unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung

sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung,

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Der Verlag weist ausdrücklich darauf hin, dass im Text

enthaltene externe Links vom Verlag nur bis zum Zeitpunkt

der Buchveröffentlichung eingesehen werden konnten.

Auf spätere Veränderungen hat der Verlag keinerlei Einfluss.

Eine Haftung des Verlags ist daher ausgeschlossen.

Taschenbucherstausgabe 09/2017

Copyright © 2016 by Monica James

Copyright © 2017 der deutschsprachigen Ausgabe

by Wilhelm Heyne Verlag, München,

in der Verlagsgruppe Random House GmbH,

Neumarkter Straße 28, 81673 München

Umschlaggestaltung: Nele Schütz Design, München

unter Verwendung von shutterstock/Tonhom1009

Satz: KompetenzCenter, Mönchengladbach

ISBN 978-3-641-19632-5V001

www.heyne.de

Mum und Dad … dank euch bin ich die, die ich bin.

Ich liebe euch.

Gegenwart …

»Wie konntest du?«, keucht das Mädchen, dessen Herz ich soeben in tausend Stücke gebrochen habe.

»Ich kann das erklären.« Das stimmt nicht. Nichts würde hinreichend rechtfertigen, warum ich hier bin.

»Nun?« Die einzelne Träne, die sich langsam den Weg über ihre blasse, zarte Wange sucht, betont, was für ein verdammter Mistkerl ich bin.

»Ich … ich …« Fuck! Was versuche ich eigentlich zu sagen? Wo soll ich anfangen? Wann genau war der Moment, als das hier alles den Bach hinunterging?

»Wie ich es mir dachte.« Sie macht auf dem Absatz kehrt und will in Richtung Tür eilen.

»Madison, warte! Lass mich bitte ausreden!«

»Wieso, Dixon? Um mir noch mehr von deinen Lügen anhören zu müssen?«

»Maddy, bitte«, flehe ich und umklammere verzweifelt ihren Arm.

»Nein!«, kreischt sie zurückweichend. Anscheinend stößt meine Berührung sie ab.

»Tu das nicht. Bitte tu das nicht.«

Meine Stimme verrät meine Angst. Das einzig Gute, Anständige in meinem Leben ist drauf und dran, durch diese Tür zu marschieren, und ich könnte es ihr nicht verübeln, wenn sie nie zurückkehrt. Deshalb werde ich, wenn es sein muss, vor ihr auf die Knie fallen und um Gnade winseln.

»Was soll ich nicht tun?«, schreit sie und streicht sich mit bebenden Fingern das lange Haar zurück.

Ich habe das verdient.

Ich bin ein Playboy.

Und ich bin ein Feigling.

Ich habe die Liebe dieses wunderschönen Engels nicht verdient. Aber ich wollte sie so sehr, dass ich dachte, scheiß auf die Konsequenzen. Aber jetzt habe ich alles vermasselt.

»Tut mir leid. Es ist nicht so, wie du denkst.« Ist es doch.

Ich habe mich in dieser Absteige mit ihrer Schwester verabredet – eine Schwester, die die personifizierte Sünde ist.

»Hoffentlich, denn dann müsste ich mir eingestehen, dass ich nicht weiß, wer du eigentlich bist.«

Noch nie haben mich Worte tiefer getroffen.

»Ich bin noch derselbe Mann wie heute Morgen. Derselbe Mann, der dich mehr liebt als sein Leben. Das hat sich nicht geändert. Das wird sich nie ändern«, beschwöre ich sie und gehe auf sie zu, weil ich sie einfach berühren muss. Aber sie weicht zurück, und aus ihren Augen spricht Abscheu.

»Dann verrate mir nur eins … was machst du hier?«

Ich könnte lügen, das mache ich ja schließlich die ganze Zeit. Aber wenn man nicht länger zwischen den Lügen und der Wahrheit unterscheiden kann, ist es an der Zeit, Farbe zu bekennen.

Mein Schweigen zementiert meine Schuld.

»Sag mir, dass es nicht das ist, wofür ich es halte, und ich vergesse, dich je hier gesehen zu haben.«

In diesem Moment scheint alles widerzuhallen – die Uhr an der fleckigen Wand schlägt im selben Takt wie mein pochendes Herz, mein schweres Atmen ist synchron mit dem stürmischen Wind, der draußen tobt, aber vor allem stimmt die Sturzflut der Tränen, die Madisons Wangen hinunterläuft, mit meiner ertrinkenden Seele überein.

»Dixon?« Ihre Unterlippe zittert, während sie darauf wartet, dass ich diese Situation in Ordnung bringe.

Jede Faser meines Körpers sagt mir, ich solle lügen, aber ich kann nicht. Ich tue das einzige Anständige, das ich je in meinem Leben getan habe.

Ich sage gar nichts.

»Das dachte ich mir«, flüstert sie nach einem Moment des Schweigens mit gebrochener Stimme.

Als sie die Tür aufreißt, steht in ihren wunderschönen grünen Augen nichts als Trauer. »Leb wohl, Dr. Mathews. Danke, dass du der größte Fehler meines Lebens warst«, stößt sie schluchzend hervor.

Ich möchte so vieles sagen, tue es aber nicht. Ich stehe einfach nur wie betäubt da und sehe, wie mich das Beste verlässt, das es in meinem Leben gibt. Und zum ersten Mal tue ich das Richtige.

Ich lasse sie gehen.

ERSTER TEIL

Vorher …

1

Eier

Dixon

»Und dann hat er gesagt … sorry, ich brauche einen Moment«, schnieft Goldlöckchen und spreizt die zitternden Finger.

»Nehmen Sie sich so viel Zeit, wie Sie brauchen, Ms. Kibard.« Ich werde einfach weiter an der morbiden Zeichnung eines Teddybären feilen, aus dem mit einem Schrotgewehr die Füllung hinausgepustet wurde.

Nachdem sie sich wieder gefangen hat, fährt Ms. Kibard fort: »Und dann hat er gesagt, dass er mich verlässt, wenn ich noch einen einzigen Teddybären kaufe.« Sie umklammert ihren augenlosen, zotteligen, krank aussehenden Teddy, als sei er der Heiland persönlich. »Können Sie sich das vorstellen?«

Darauf kannst du deinen Arsch wetten. Aber ich nicke nur mit ungerührter Miene. Schließlich ist das mein Job.

»Es ist nicht meine Aufgabe, über jemanden zu urteilen, Ms. Kibard. Lassen Sie uns darüber sprechen, warum Teddybären … Sie so faszinieren.«

Ja, das ist genauso lächerlich, wie es klingt, aber es lässt mich zumindest mein eigenes Drama vergessen.

Zehn Tage sind es nun. Zehn ganze Tage, an denen ich die unschuldigste, ehrbarste Person belüge, die mir je begegnet ist. Zehn Tage, an denen ich mich mehr hasse, als ich es je für möglich gehalten habe.

Ich bin kein guter Mensch, das weiß ich. Bevor ich Madison Roberts kennenlernte, habe ich bezweifelt, überhaupt so etwas wie Moral und Ethik zu kennen oder eine Seele zu besitzen. Aber für eine Sekunde, den Bruchteil einer Sekunde hat sie mir das Gefühl gegeben, es gäbe für mich noch Hoffnung. Als könne ich doch ein guter Mensch sein.

Aber diese Hoffnung ging zum Teufel, als mich die Sünden meiner Vergangenheit zwangen, das Schoßhündchen zu spielen. Und jetzt sind mir die Hände gebunden. Gebunden durch Juliet Harte – den Antichristen auf Highheels.

Das ist mein Schicksal, weil ich ihrem sündigen Verhalten erlegen bin. Sich – mit Pocken übersät – Celine Dion als Endloswiederholung anzuhören wäre weniger schmerzhaft als das, was Juliet von mir verlangt. Mein Schwanz rollt sich zusammen und geht freiwillig auf Exerzitien, wenn ich nur daran denke, diese Hure jemals wieder anzufassen.

»Sehen Sie das auch so, Dr. Mathews?«

Mich auf die Katastrophe vor mir konzentrierend, überlege ich krampfhaft, was Ms. Kibard gerade gesagt hat.

»Blabla, Bär. Blabla Teddy. Blabla Daddy.«

Ich verdränge mein eigenes Elend für einen Moment und stütze das Kinn auf die Finger. »Ich würde gern über Ihren Teddybären sprechen.« Mein Blick fällt auf das teuflische Stoffknäuel, und ich hoffe, dass es funktioniert, denn ich habe nicht ein Wort mitbekommen von dem, was sie gesagt hat. »Von wem haben Sie diesen …« – Lumpen möchte ich sagen, entscheide mich aber für – »… diesen kleinen Kerl bekommen?«

Wir Menschen sind ungemein ausdrucksstarke Wesen, und die kleinste Veränderung der Miene enthüllt für gewöhnlich, was unter der Oberfläche lauert. Ms. Kibard bildet da keine Ausnahme.

Als Goldlöckchens Kinn zu zittern beginnt, kenne ich die Antwort bereits. »Mein Vater.« Sie presst den schmuddeligen Teddy fest an ihre Brust.

Woher ich wusste, wie die Antwort lautet? Nun, weil ich ein Mann bin.

Wir Männer sind Riesenarschlöcher. Wenn wir unsere Töchter nicht selbst verkorksen, dann erledigt das der Sohn eines anderen Mannes für uns.

Der Gedanke dreht mir den Magen um, denn wenn es stimmt, was Juliet sagt – dass sie von mir schwanger ist –, dann ist dieses Kind dazu verdammt, zu einem hinterhältigen Bastard oder einem Psychopathen heranzuwachsen, einem manipulativen, völlig bekloppten Mistkerl.

Die Tatsache, dass Juliet mit halb Manhattan geschlafen hat, gibt mir ein winziges bisschen Hoffnung, dass dieses Kind nicht von mir ist. Aber falls doch …

Mich schaudert’s.

Aber damit kann ich mich jetzt nicht beschäftigen. Ich kann mich nur auf ein Drama nach dem anderen konzentrieren. Und dass Goldlöckchen mir vorweint, ihr Vater habe diesen Teddy als Sündenbock benutzt, um sie unsittlich zu berühren, hat wahrlich keine Priorität.

Heute Abend bin ich zum Essen bei Sebastian und Rachel in ihrer Luxusvilla in Westchester County eingeladen. Als wir uns vor zehn Tagen kennenlernten, mochte ich die beiden sofort. Und unter normalen Umständen wäre ich begeistert, einen Abend mit Madisons Eltern zu verbringen. Aber die heutigen Umstände sind alles andere als normal.

Das schwere Handy in meiner Tasche verhöhnt mich, indem es mich daran erinnert, dass ich vor etwa zwanzig Minuten eine SMS von der Schlampe bekommen habe. Eine Nachricht, die jegliche Hoffnungen zerstörte, dass sie vielleicht doch nur Witze macht.

Sie lautete: Ich habe einen Juckreiz, den nur du lindern kannst. Genau dasselbe hat sie schon einmal gesagt.

Aber dieses Mal habe ich geantwortet: Dagegen kannst du dir eine Salbe besorgen.

Schluck das erst einmal, du arrogantes Miststück. Aber als sie nur Sekunden später zurückschrieb, machte sie klar, wer diese Freak-Show moderiert und das Sagen hat.

Die einzige Salbe, die ich will, ist die, die aus deinem Schwanz kommt.

Die Romantik ist eindeutig tot. Juliet Harte hat sie an jenem Tag umgebracht, als sie ihren boshaften Mund öffnete, und ich selig meinen Schwanz hineinschob.

Ich nehme die Brille ab und massiere mit zwei Fingern meinen Nasenrücken. Wie zur Hölle soll ich das machen? Auf der einen Seite wird die Frau neben mir sitzen, die ich verehre, während diejenige, die ich verachte, auf der anderen sitzt und zweifellos versuchen wird, mir unauffällig unter dem Tisch einen runterzuholen.

Ich bin angeschissen.

»Das ist in Ordnung, Tracey. Du weißt, dass es sich gut anfühlt.«

Verblüfft hebe ich den Kopf, weil sich das angehört hat, als sei soeben die besessene Regan MacNeil aus Der Exorzist in mein Büro gekrochen. Was sich vor mir abspielt, unterstreicht einfach nur, was für eine Woche ich hinter mir habe.

»Ms. Kibard?«, frage ich und lehne mich verwirrt nach hinten, da ich statt Goldlöckchen den augenlosen Teddybären sehe.

Der Bär tanzt vor Goldlöckchens Gesicht herum, artikuliert jedes Wort einzeln. »Tracey ist nicht hier. Du redest jetzt mit Johnny. Möchtest du ihre Muschi ficken?«

»Wie bitte?«, frage ich den … Teddybären entsetzt, obwohl das Ganze nicht der Komik entbehrt.

»Du hast mich gehört. Sie mag es hart.« Der Bär kreist mit den Hüften, für den Fall, dass ich die verstörende Mitteilung nicht kapiert habe.

Ich fahre mir mit der Hand durchs Gesicht.

Während Johnny, der Bär, Traceys Missbrauch in der Kindheit detailliert beschreibt, sinke ich immer tiefer in meinen Sessel. Aber immerhin höre ich zu und gebe mich interessiert, denn das hier wird das einzig Normale an meinem heutigen Tag sein.

»Du darfst sie anfassen. Sie will das.« Anscheinend kann dieser Bär nicht nur sprechen, sondern arbeitet auch als Zuhälter.

Gütiger Gott.

Frustriert lehne ich den Kopf nach hinten.

Womit habe ich das nur verdient? Nein, genauer lautet die Frage, dank wem habe ich das verdient. Und diese Person, diese Hure, hat mich in meinem eigenen Spiel geschlagen. Ein Spiel, von dem ich mir dummerweise eingebildet hatte, es zu beherrschen.

Aber jetzt wird mir klar, dass ich die ganze Zeit ihre Marionette gewesen bin. Ich habe ihr direkt in die Hände gearbeitet. Und jetzt, wo meine Eier in ihrer Gewalt sind, fürchte ich mich vor dem, was sie mit ihnen tun wird, wenn sie Aufschlag hat.

2

Sodbrennen

Dixon

Durch den Flur von Madisons Apartmentblock zu gehen verschafft mir normalerweise ein wohliges Kribbeln.

Aber heute Abend verursacht es mir Sodbrennen. Ich ziehe am Kragen meines weißen Hemds. Unsichtbare Hände scheinen mir die Luft abzuschnüren, je näher ich Maddys Wohnungstür komme.

Wie soll ich das schaffen? Maddy ins Gesicht zu lügen ist eine Sache, aber vor ihren Eltern zu lügen, wenn die Ursache der Lüge nur Zentimeter neben mir sitzt, ist eine andere Kiste. Meine Fassade bröckelt bereits, und ich weiß nicht, wie lange ich sie noch aufrechterhalten kann.

Ich reiße mich zusammen, atme tief durch und klopfe an ihre Tür. Sie öffnet nur eine Sekunde später, und sofort fühle ich mich wie ein noch größeres Arschloch.

»Dixon«, haucht sie und streicht sich eine seidige Haarlocke hinters Ohr. Ein rosiger Schimmer schießt ihr in die Wangen, und sie nagt nervös an ihrer verführerischen Unterlippe.

Falls ich je schon einmal etwas so Süßes gesehen habe, kann ich mich jedenfalls nicht daran erinnern.

Ich war von dem Moment an von Madison Roberts verzaubert, als ich sie zum ersten Mal sah, und ich schäme mich nicht zu sagen, dass es seither so geblieben ist. Ich habe sie gerettet, als so ein Neandertaler sie anmachte. Keine Ahnung, warum ich mich damals genötigt sah, mich einzumischen, aber ich bin froh, dass ich es getan habe.

Nach ein paar Fehlentscheidungen – wie zum Beispiel Juliet bei mehr als einer Gelegenheit zu vögeln – kam ich zur Vernunft und wusste, dass diese wunderbare, schöne Frau die Einzige ist, die ich will. Sogar wenn ich mich mit Juliet »getroffen« habe, war Madison stets in meinem Kopf. Ich wünschte nur, ich hätte früher auf so etwas wie gesunden Menschenverstand gehört.

Ich hätte mich sogar mit Freundschaft zufrieden gegeben, wenn das alles gewesen wäre, was sie für mich empfinden konnte.

Sobald ich sie besser kennenlernte, wusste ich jedoch, dass ich sie mehr brauche als die Luft zum Atmen. Und ich bin ein verdammt glücklicher Hurensohn, da sie genauso fühlt.

Ihre Stärken und Schwächen inspirieren mich dazu, ein besserer Mensch zu werden.

»Madison.« Während sie weiter an ihrer Unterlippe nagt, gehe ich auf sie zu und umfasse ihre schlanke Taille. »Du siehst umwerfend aus.«

Ihre Wangen werden noch eine Spur rosiger, ein Farbton, der dem ihres Sommerkleides ähnelt. »Danke.«

»Nein, ich danke …« – ich beuge mich vor und schnuppere an ihrer Wange – »… dir«, vollende ich den Satz dicht an ihrem Ohr. Ein leises Stöhnen entrinnt ihrer Kehle, und sofort wirft sich der Alphahund in mir stolz in die Brust. Wunderbar, dass sie mir nach allem, was sie durchgemacht hat, immer noch genügend traut, um diese Nähe zwischen uns zuzulassen.

Als ich über ihre Schulter schaue, sehe ich ihre Reisetasche unschuldig auf dem Boden stehen und runzle die Stirn. Normalerweise würde ich mich über diesen Anblick mehr freuen als ein naschhaftes Kind in der Konditorei, aber in Anbetracht der Umstände habe ich das wohl kaum verdient. Maddy spürt meine Irritation sofort.

»Ich dachte, ich könnte bei dir bleiben, weil du viel näher zu meinen Eltern wohnst. Aber das muss nicht sein. Bitte entschuldige, dass ich einfach davon ausgegangen bin«, fügt sie rasch hinzu und senkt den Blick.

»Hey«, murmele ich, hebe mit zwei Fingern ihr Kinn und versinke in diesen großen, smaragdgrünen Augen. »Entschuldige dich niemals dafür, dass du über Nacht bleiben willst. Du bist in meiner Wohnung immer willkommen. Und in meinem Bett.«

Meine Bemerkung ist so kühn, dass sie mühsam schluckt. »Es ist nur … ich wollte es nicht einfach voraussetzen. In letzter Zeit …« Sie beendet den Satz nicht.

»Was?«, dränge ich sie sanft.

»Du warst in letzter Zeit so abgelenkt. Ich habe dich diese Woche kaum zu Gesicht bekommen. Habe ich irgendetwas falsch gemacht?« Sie sieht mich bedauernd an, weil sie offenbar glaubt, zu viel gesagt zu haben, und ich bedaure, zu wenig gesagt zu haben.

Ich habe mich zwar mächtig angestrengt, mein schlechtes Gewissen zu verbergen, aber sie hat es gespürt, so wie ich es mir dachte.

»Nein, Maddy, nein. Du hast nichts falsch gemacht.« Ich umfasse ihre Wangen, suche ihren Blick. »Ich bin derjenige, der etwas falsch gemacht hat.« Sie schaut mich an, wartet auf eine Erklärung. Aber ich kann nicht.

»Bitte entschuldige, du hast völlig recht«, fahre ich schließlich fort. »Ich hatte nur so viel zu tun bei … der Arbeit.« Mein Zögern ist ihr nicht entgangen, aber sie bedrängt mich nicht.

»Okay. Solange du dir sicher bist.«

Ich streiche mit dem Daumen über ihre Unterlippe. »Ja, angelo, was dich betrifft, bin ich mir völlig sicher.« Ihr Lächeln erhellt sogar die düsterste Nacht.

Ich küsse sie auf die Stirn. »Komm schon, lass uns gehen.« Sie nickt.

Ich schnappe mir ihre Tasche und werfe sie über meine Schulter. »Jesus, was hast du denn eingepackt? Eine Leiche?«

Sie lacht. »Noch nicht.« Ich weiß, dass sie auf Juliet anspielt, und kann mir ein Grinsen nicht verkneifen.

Wenn mein Leben doch nur so einfach wäre.

Hand in Hand gehen wir zu meinem Wagen, während Madison mir erzählt, wie ihre Woche verlaufen ist. Ich bin ein fürchterlicher Freund, denn als ich bei einigen Themen nachhake, sagt sie, dass ich sie dasselbe schon vor einer Woche gefragt habe.

»Bist du sicher, dass alles in Ordnung ist?«, fragt sie mich, während wir an der Ampel warten.

»Ja, wieso?«

Statt einer Antwort streckt sie die Hand aus und beruhigt meine auf das Lenkrad trommelnden Finger.

Ich lächle sie an. »Es geht mir gut. War heute ein harter Tag. Ich habe meinen ersten Teddybären therapiert.«

»Wie bitte?« Sie weicht zurück und verzieht das Gesicht. Vermutlich habe ich als Zuschauer der Showeinlage mit dem Teddy genauso ausgesehen.

Ich grinse. Madison ist einfach anbetungswürdig. »Das willst du gar nicht wissen.«

Als sie mit ihrem Sicherheitsgurt herumspielt, frage ich mich, was sie so beschäftigt. Und schon bekomme ich die Antwort. »Ich hatte heute Therapie.«

»Oh?« Natürlich hatte sie das. Heute ist Dienstag. Reiß dich zusammen, du Idiot.

»Ja.« Sie lässt mich zappeln, wartet darauf, dass ich das Gespräch führe.

»Wie ist es gelaufen?« Wir haben die unausgesprochene Vereinbarung, nicht über ihre Sitzungen zu sprechen. Deshalb bin ich neugierig, warum sie es erwähnt hat.

»Dr. Canetti denkt, dass ich gute Fortschritte mache. Sie hat vorgeschlagen, dass ich meine Gefühle aufschreiben soll.«

»Das ist eine gute Idee«, antworte ich und fahre auf die Schnellstraße.

»Also habe ich es getan.«

»Und? Hat es geholfen?«

»Ja, ein bisschen. Ich will Beth damit konfrontieren. Ich meine Juliet.«

Dieser Name ist wie ein Tritt in meine Eier. »Womit genau konfrontieren?«

Sie rutscht auf ihrem Sitz hin und her, atmet stoßweise. »Damit, dass sie so … gemein zu mir war, als wir noch Kinder waren.«

Warum hat sie gezögert? Was wollte sie eigentlich sagen?

»Maddy …« Ich halte den Blick auf die Straße gerichtet. »Ich kenne Juliet nicht …« Lügen! Lügen! Lügen! »Aber nach allem, was ich weiß, wäre sie sogar zu ihrer eigenen Mutter gemein.«

»Ihre Mutter ist tot.«

»Exakt. Das ist vermutlich besser, als sich mit einem Satansbraten herumschlagen zu müssen.«

»Dixon!«, ermahnt sie mich. »Das ist abscheulich.« Ihr mühsam unterdrücktes Kichern verrät jedoch ihre Zustimmung.

»Kommst du damit klar, sie heute Abend zu sehen?«

Sie hebt die zarten Schultern. »Keine Ahnung. Sie macht mir nicht mehr so viel Angst. Mein Brud-, ihr Verlobter«, korrigiert sie rasch, »dagegen schon.«

Ich umklammere das Lenkrad so fest, dass meine Knöchel weiß hervortreten.

Zum Glück beehrt uns dieses zwielichtige Ungeziefer von einem Bruder heute nicht mit seiner Anwesenheit, denn dann hätte sich dieses Dinner in ein Grillfest verwandelt, auf dem ich seinen Arsch erst geröstet und dann in dünne Scheiben geschnitten hätte.

Nie zuvor habe ich gegenüber zwei Menschen solche Abneigung verspürt wie bei Juliet Harte und ihrem schwanzlutschenden Partner Dylan Roberts. Es heißt, Unheil zieht Unheil an. Nun, diese beiden Individuen sind die unheilvollsten Bastarde, die ich kenne.

»Du musst ihn niemals wiedersehen. Und falls doch, dann bin ich dein Bodyguard.«

Sie lächelt, und ich überschlage mich bei dem Anblick fast wie ein sabbernder, verliebter Trottel.

»Ich steh auf deinen Body, also abgemacht«, antwortet sie frech.

Mir wird schwindeliger als einem Schulmädchen auf einem One-Direction-Konzert. »Nun, in dem Fall gehört er dir, wann immer du willst.«

»Heute Nacht?«

Beinahe hätte ich einen Schwerlaster gestreift, der auf der anderen Fahrbahn unterwegs ist. Rasch lenke ich zurück auf meine Spur und schaue zu dem kichernden scharfen Weib auf dem Beifahrersitz. »Nächstes Mal warnst du mich bitte vor.«

»Wie möchtest du denn vorgewarnt werden?« Sie klimpert mit diesen unglaublich langen Wimpern. »Ich brauche ganz dringend ärztliche Hilfe, Dr. Mathews, die nur du geben kannst.«

Ich möchte diesen frechen Mund küssen, bevor ich sehe, wie er sich vor Lust öffnet, während ich sie lecke.

»Vorsicht, sonst wende ich sofort den Wagen und das Einzige, was mein Mund heute Abend schmecken wird … bist du.« Jetzt bleibt ihr das Kichern im Hals stecken.

Als sich ihre rosa Zunge zeigt, mit der sie die Unterlippe befeuchtet, unterdrücke ich ein Stöhnen. Der Anblick erinnert mich daran, dass ich wegen meiner Lüge jetzt wie ein Mönch lebe. Die paar Mal, die ich Madison im Laufe dieses Albtraums gesehen habe, war ich so von Schuldgefühlen geplagt, dass ich sie nicht anfassen konnte, ohne mir dafür am liebsten die Hände abzuhacken. Ich verdiene sie nicht, aber ich will sie – so sehr. Und danach zu urteilen, wie sie die Beine zusammenpresst und sich an den Sitz klammert, wage ich zu behaupten, dass sie mich auch will – sehr.

Plötzlich ist es in meinem BMW verdammt warm geworden, und ich konzentriere mich angestrengt auf die Straße vor mir, vor lauter Angst, was passieren wird, wenn ich sie anschaue und sie meinen Blick erwidert.

Zum Glück biege ich nur wenige Augenblicke später auf das eingezäunte Gelände des knapp dreizehn Hektar großen Grundstücks am Seeufer ein. Das dreigeschossige weiße Haus ist gelinde gesagt beeindruckend. Der Kies der langen Zufahrt knirscht unter meinen Reifen. Der weitläufige Rasen vor dem Haus ist saftig grün, und je näher wir dem gigantischen Anwesen kommen, desto besser verstehe ich, warum Juliet so ist, wie sie ist.

Ihr Leben lang besaß sie anscheinend alles, was man sich nur wünschen kann, und dieser Reichtum hat sie zu einem verwöhnten kleinen Balg gemacht. Und was passiert, wenn jemand alles hat? Er will immer noch mehr, denn mehr ist nie genug.

Madison ist das genaue Gegenteil.

Sie hat im Laufe ihres Lebens viel Elend durchgemacht, bevor Sebastian in ihre Welt trat. Sie und ihre Mom hatten es schwer. Sie weiß, wie es ist zu hungern. Und deshalb weiß sie jetzt ihr Glück zu schätzen, weil sie keine undankbare Teufelin ist. Sie hat eine Seele.

Ich parke den Wagen und gönne mir einen Moment, um diesen spektakulären Anblick zu genießen. »Was sagtest du noch, wie viele Schlafzimmer es hat?«

Madison schnallt den Sicherheitsgurt ab und schaut ebenfalls durch die Windschutzscheibe auf das Anwesen. »Sieben. Außerdem fünf Badezimmer, einen Salzwasser-Swimmingpool, ein Kino, ein hundertachtzig Quadratmeter großes Gästehaus und, für den Zeitvertreib, einen Tennisplatz samt Zuschauerrängen.«

»Kein Wunder, dass Sebastian so gut in Form ist«, sage ich. Madison verpasst mir einen freundschaftlichen Klaps auf den Arm.

Wir steigen aus, und als sie ihre zarte Hand in meine schiebt, bin ich der glücklichste Mann auf Erden. Die Marmortreppe ist makellos poliert, und der große Balkonerker beschirmt die breite Eingangstür. Madison bleibt gar keine Zeit, die Klingel zu betätigen, denn ihre Mutter reißt in dem Moment die Tür auf, als wir die letzte Stufe erreichen.

»Du hast es geschafft!«, ruft Rachel, kommt herausgestürmt und umarmt Madison.

»Mom!« Die Verlegenheit ist Madison deutlich anzuhören.

»Entschuldige, aber ich kann mich nicht erinnern, wann ich dich in letzter Zeit in einem Monat zweimal gesehen habe. Ich freue mich so.« Sie zwinkert mir über Madisons Schulter hinweg zu, und ich muss lächeln.

Schließlich löst sie sich von ihrer Tochter und strahlt mich an. »Wie schön, Sie wiederzusehen, Dixon. Danke, dass Sie die Einladung angenommen haben.«

»Ich danke Ihnen, Rachel.«

Sie beugt sich vor, um mir einen Luftkuss zu geben, aber meine Mutter würde sich im Grabe umdrehen, wenn ich ihr nicht auf beide Wangen einen Kuss hauchen würde. Ein zartes Rosa schießt ihr in die Wangen. Ein Rosa, dass mich an das ihrer Tochter erinnert …

»Aber bitte, kommt doch rein.« Rachel macht eine einladende Handbewegung.

Sie heißt uns in ihrem bemerkenswerten Zuhause willkommen, das der vermutlich schönste Wohnsitz ist, den ich je gesehen habe. Von dem großen, sich öffnenden Foyer gehen fünf Flure ab, die wer weiß wohin führen. Ich kann es kaum erwarten, das herauszufinden.

Wir folgen Rachel durch das extravagante Wohnzimmer und einen Flur entlang. »Kommt durch. Sebastian ist in der Küche und kocht.«

Ich ziehe die Brauen hoch, und Rachel lacht. »Er ist ein viel besserer Koch als ich. Glauben Sie mir, wenn ich am Herd stehen würde, gäbe es am Ende Tiefkühlpizza.«

Als wir die Küche betreten, schlägt mir der Geruch von frischer Tomatensauce, Oregano und geschmolzenem Mozzarella entgegen – drei meiner Lieblingsdüfte auf dieser Welt. Gerüche, die mich an meine Mutter erinnern.

»Sieh mal, wen ich vor der Haustür gefunden habe«, zieht Rachel ihren Mann auf, der sich mit einem breiten Lächeln vom Herd zu uns umdreht.

»Button! Du siehst wunderschön aus.« Er wischt die Hände an einem Küchentuch ab, bevor er Maddy fest in die Arme schließt.

»Danke. Was auch immer du da kochst, es duftet köstlich.« Sie steht auf ihren zarten Zehenspitzen und späht ihm über die Schulter.

»Da Dr. Mathews Italiener ist …« – sein Blick richtet sich auf mich –, »… wollte ich mich ein bisschen an der italienischen Küche versuchen.« Er streckt die Hand aus, und wir tauschen einen festen Händedruck.

Ein Mann mit einem festen Händedruck hat Eier in der Hose.

»Madison hat recht, es duftet köstlich. Aber bitte, nennen Sie mich Dixon.«

Sebastian nickt erfreut.

»Ich hoffe, Sie mögen Rotwein.« Ich überreiche ihm die sechshundert Dollar teure Flasche Cabernet Sauvignon.

Sebastian stößt einen leisen Pfiff aus und studiert das Etikett. »Sie haben einen guten Geschmack. Aber das wissen wir ja bereits.« Er wirft einen liebevollen Blick auf die strahlende Madison. »Der passt perfekt zum Abendessen. Liebes, würdest du die Flasche öffnen? Meine Tomatensauce verkocht mir sonst.«

Rachel nickt, und Sebastian tritt wieder an den Herd. »Und? War viel Verkehr?«, fragt er, während er uns den Rücken zuwendet und noch ein paar Blätter frisches Basilikum in die Sauce wirft.

»Ganz okay. Und da Dixon am Steuer saß, können wir froh sein, in einem Stück hier angekommen zu sein«, scherzt Maddy und grinst mich an, während sie über die Theke langt, um eine Tomatenscheibe zu stibitzen.

Gebannt sehe ich zu, wie sie sich die rote Frucht in den Mund schiebt und ein paar verirrte Tropfen von der Lippe leckt.

»Das glaube ich dir nicht. Ich wette, dass Dixon ein ausgezeichneter Autofahrer ist«, höre ich Rachel wie durch Watte im Hintergrund sagen. Ich reiße den Blick von Madison los, die sich unschuldig die Finger ableckt.

Mein Schwanz entscheidet sich in genau diesem Moment, aus dem Winterschlaf zu erwachen. Echt typisch.

»Nicht wahr, Dixon? Dixon?«

Dass mein Name wiederholt wird, ist ein sicheres Zeichen, dass ich etwas Wichtiges verpasst habe. Aber für mich ist in diesem Moment nur wichtig, dass Madison diese Vorstellung noch einmal gibt – aber dieses Mal würde ich gern die Tomate sein.

Madisons gerötete Wangen und das verschämte Lächeln machen mich jedoch darauf aufmerksam, dass von mir eine Antwort erwartet wird. Aber wie soll ich jetzt etwas sagen können? Diese Schönheit vor meinen Augen verschlägt mir die Sprache. Das lange, seidige Haar und die weichen, rosigen Lippen – ich kann nur daran denken, was diese Lippen alles tun könnten.

Und weil ich ein Masochist bin, wandere ich mit den Augen hinunter auf ihre umwerfenden Brüste, die sich bei jedem Atemzug heben. Erinnerungen daran, was ich mit diesen wunderbaren vollen Brüsten schon gemacht habe, lassen mich wünschen, jetzt nicht zusammen mit Madisons Eltern in einem Raum zu sein – ihren Eltern, die vermutlich nur Sekunden davon entfernt sind, mich rauszuwerfen, weil ich ihre Kleine gerade mit den Augen ausziehe.

»Völlig richtig, Rachel. Ihre Tochter ist in guten Händen.« Während ich antworte, weicht mein Blick nicht eine Sekunde von Maddy, und ich bin froh, wenigstens mit halbem Ohr zugehört zu haben.

Ihr rosiges Glühen verrät mir, dass sie genauso erregt ist wie ich.

»Daran hege ich keinen Zweifel«, sagt Rachel und stellt ein Glas Wein vor mir auf die Theke. Sie scheint nicht zu bemerken, dass ich in Erwägung ziehe, das Dinner zu überspringen und direkt zum Dessert überzugehen – dem Dessert zwischen Madisons Schenkeln.

»Ich freue mich so, dass wir alle zusammen sein können! Nur schade, dass Dylan arbeiten muss. Aber Juliet müsste jede Minute hier sein.«

Bei ihren Worten zieht sich mein Schwanz sofort zusammen wie eine verschrumpelte Pflaume. Juliet ist das Gegenteil von Viagra.

Madison scharrt unbehaglich mit der Schuhspitze über den Boden.

»Maddy, würdest du Dixon schon ins Esszimmer führen? Das Essen ist fast fertig«, sagt Sebastian über die Schulter hinweg, während Rachel damit beschäftigt ist, noch ein paar Dinge aus dem Schrank zu holen.

Madison nickt wortlos. Wie können ihre Eltern nur übersehen, dass sie sich sofort in sich zurückzieht?

Ich folge ihr in ein riesiges Esszimmer, von dem aus man einen Blick über den Pool hat. Sobald sie stehen bleibt, schließe ich sie in die Arme.

»Alles in Ordnung?«, frage ich und küsse sie zärtlich auf die Schläfe.

Sie dreht sich in meiner Umarmung um und antwortet: »Es geht mir gut. Ich wünschte nur, wir könnten zu Abend essen, ohne dass Dylan ein einziges Mal erwähnt wird.«

»Ich weiß, angelo.« Für einen Moment bleiben wir aneinandergeschmiegt stehen, brauchen beide diesen Trost.

In Gedanken versunken betrachte ich den Pool, als Maddy plötzlich flüstert: »Woran hast du gedacht? Vorhin in der Küche«, fügt sie rasch hinzu.

Statt einer Antwort erwidere ich: »Und woran hast du gedacht?«

Sie atmet schneller. »Ich … ich glaube, wir haben an das Gleiche gedacht«, haucht sie mit dieser zarten Stimme, deren Klang mir mittlerweile verrät, dass sich in ihrem Unterleib gerade ein Feuer ausbreitet.

»Ach ja? Und das wäre?« Ich spüre das Pochen des Herzens in ihrer Brust. Die Luft ist aufgeladen mit Elektrizität, und wir sind beide kurz vorm Explodieren.

Tapfer schaut sie zu mir hoch. »Dass wir dem Gästehaus einen Besuch abstatten sollten.«

Mein Schwanz salutiert und klatscht mit dem sich aufbäumenden Verlangen ab, flachgelegt zu werden.

»Du …« – ich tippe ihr an die Nasenspitze – »… kannst Gedanken lesen. Sollen wir uns rausschleichen, bevor die Vorspeise serviert wird?«

Sie kichert, wird aber sofort wieder ernst. »Nein. Aber vielleicht vor dem Dessert?«

Ich stöhne, als sie die Hand zwischen uns schiebt und über die Schwellung streicht, die in ihrer Gegenwart an der Tagesordnung ist.

»Das passt mir sehr gut, denn ich weiß schon, was ich nehme.«

Ihre Pupillen verdunkeln sich, und sie schluckt nervös. »Vielleicht …« Sie stöhnt, als ich mich vorbeuge und ihr Ohrläppchen in meinen hungrigen Mund sauge. »… sollten wir das ganze Essen überspringen?«, schlägt sie vor und spricht damit meine Gedanken aus.

»Ich würde mich nicht beschweren.«

Ihr leises Wimmern hüllt uns in eine Decke der Glückseligkeit, während ich mich ihren langen, gebogenen Hals hinabküsse. Meine Selbstbeherrschung schwindet, und ich muss meine ganze Stärke aufbringen, um sie nicht nach draußen zu ziehen und meine Worte in die Tat umzusetzen. Mein Schwanz ist hart wie Stahl, und wenn sie weiterhin diese unschuldigen Geräusche macht, werde ich damit den Hackbraten tranchieren können.

»Ah, Dixon«, schreit sie leise auf, als ich ihren pulsierenden Hals entlangknabbere. Aber ich kann einfach nicht aufhören.

Ich bin nur Momente davon entfernt, mit der Hand unter ihrem Rock erwischt zu werden, aber das ist nicht gerade der Eindruck, den ich bei ihren Eltern hinterlassen will. Ich brauche eine Unterbrechung oder zumindest eine eiskalte Dusche. Bedauerlicherweise bekomme ich eines davon. Die kalte Dusche wäre mir lieber gewesen.

»Ist das eine Privatparty? Oder kann man mitmachen?«

3

Friss mich

Dixon

Erschrocken löst sich Madison von mir, während ich die Frau anstarre, die mein Leben zerstört.

»Oh, bitte, wegen mir braucht ihr nicht aufzuhören.« Juliets schrille Stimme lässt sich mit der einer sterbenden Hyäne vergleichen, die unter Blähungen leidet.

»Be- … Juliet«, korrigiert sich Madison hastig und bleibt dicht neben mir.

Juliet nickt uns zu, und ihr durchtriebener Blick bleibt auf mir ruhen. »Wie schön, Sie wiederzusehen, Dr. Mathews.« Ihre rubinroten Lippen verziehen sich zu einem geheimnistuerischen Lächeln – ein Geheimnis, in das ich leider eingeweiht bin.

Wenn Blicke töten könnten, wäre Juliet nur noch ein Haufen rauchender Asche. So aber entscheide ich mich, sie zu ignorieren und schaue zum stilvoll gedeckten Tisch. Dankbar stelle ich fest, dass jeweils zwei Gedecke einander gegenüber aufgelegt sind und für eine fünfte Person am Kopfende gedeckt ist.

»Hier«, sage ich und ziehe für Madison einen Stuhl heraus.

Bevor sie sich setzt, rückt sie ihr Kleid zurecht. »Danke.«

Ich küsse sie auf den Scheitel und setze mich neben sie. Juliet lasse ich verlegen mitten im Zimmer stehen. Sie versteht den Wink und lässt sich missmutig auf dem Stuhl mir gegenüber nieder.

»Hoffentlich habt ihr Hunger mitgebracht«, sagt Rachel und trägt, dicht gefolgt von Sebastian, das Essen herein.

Als er Juliet entdeckt, beginnen seine Augen zu leuchten. »Bonbon, ich habe dich gar nicht klingeln hören.«

»Entschuldige, Dad. Ich bin mit meinem Schlüssel reingekommen.«

Er stellt eine riesige Form mit Lasagne mitten auf den Tisch, beugt sich dann vor und küsst Juliet auf den Kopf. »Kein Grund, sich zu entschuldigen. Das hier wird immer dein Zuhause sein. Ebenso wie deines, Button.« Juliet sieht aus, als würde sie am liebsten über den Tisch langen und Madison die Augen auskratzen.

Ich denke zurück an unsere erste Sitzung, als ich ursprünglich dachte, Juliets Vater sei die Ursache ihrer Sucht. Aber nachdem ich Sebastian kennengelernt habe, steht für mich fest, dass er nichts mit der Abartigkeit seiner Tochter zu tun hat. Bleibt also die Frage, wer oder was dann die Ursache war. Dieses Haus mag ja in materieller Hinsicht reich sein, aber emotional hat etwas gefehlt, sodass Juliet zu der wurde, die sie ist.

»Was macht die Morgenübelkeit? Hast du immer noch Probleme?«, fragt Rachel unschuldig und setzt sich.

Als Juliet die Hand auf ihr Bäuchlein legt, steigt mir die Galle hoch, und ich verabscheue mich noch mehr, weil die geringe Möglichkeit besteht, dass dieses Kind von mir ist.

»O Rachel«, schleimt Juliet und sieht mich dabei an. »Wenn dieses Kind nach seinem Vater kommt, wird es mir bis zum Ende Schwierigkeiten machen.«

Rachel kichert, und ich starre die grinsende Juliet wütend an.

»Greift zu, alle miteinander«, sagt Sebastian und zeigt auf das Essen. Bedauerlicherweise ist mir der Appetit vergangen.

Madisons Schweigsamkeit beweist, dass sie sich immer noch unwohl fühlt, aber sie greift lächelnd nach meinem Teller.

»Du musst mich nicht bedienen.«

»Ich möchte aber.« Wieder schießt ihr die Röte in die Wangen, was mich an unser Gespräch von vorhin erinnert.

Unauffällig schiebe ich die Hand unter den Saum ihres Kleides und fahre mit den Fingerspitzen über die zarte Haut an den Innenseiten ihrer Schenkel. »Dann leg mir einfach etwas auf den Teller«, antworte ich und genieße, dass sie unter meiner Berührung eine Gänsehaut bekommt.

»Wie wäre es mit etwas von allem?« Der Teller in ihrer Hand zittert leicht.

»Klingt gut. Es sieht alles sehr köstlich aus.« Ich betone das Ende meines Satzes, indem ich ihren Schenkel sanft drücke. Nur ich kann ihr verhaltenes Stöhnen hören, da Sebastian und Rachel mit Juliet über das Baby reden. Madison lädt mir eine ordentliche Portion Lasagne auf den Teller, dazu Hackbraten, Salat und Knoblauchbrot, während ich weiter ihren Schenkel streichle.

»Dixon, Sie müssen mir gleich verraten, ob diese Lasagne so gut ist wie die Ihrer Mutter«, wendet sich Sebastian lachend an mich, als Madison den vollgehäuften Teller vor mich stellt.

Ich betrachte die Speisen und antworte lächelnd: »Allein vom Duft her kommt sie der schon sehr nahe. Sie wäre stolz auf Sie gewesen.«

Dass ich in der Vergangenheitsform spreche, macht ihm bewusst, dass sie nicht mehr lebt.

»Oh, tut mir leid. Sie ist verstorben?«

Ich nicke und winke ab, als Zeichen, dass es keinen Grund gibt, sich zu entschuldigen. »Sie ist vor knapp einem Jahr an Brustkrebs gestorben.«

Rachels freundliches Gesicht wird ganz sanft. »Wie traurig. Tut mir sehr leid, das zu hören. Was ist mit Ihrem Vater?« Sie greift nach ihrem Weinglas.

Unbehaglich rutsche ich auf meinem Stuhl herum. Mein Vater ist ein heikles Thema. »Mein Vater lebt noch«, antworte ich und greife in der Hoffnung zu meiner Gabel, mein Unbehagen auf diese Weise überspielen zu können. »Er ist in New Jersey.« Ich erwähne nicht, wo genau dort.

»Stehen Sie sich nahe?«, fragt Rachel, die mein Unbehagen offenbar nicht bemerkt. Alle am Tisch schweigen und warten auf meine Antwort.

Ich kann mich nicht davor drücken, und gelogen habe ich in dieser Woche schon genug. »Früher ja, aber nach dem Tod meiner Mutter erlitt er einen Zusammenbruch und jetzt …« Ich kann das einfach nicht aussprechen. Ich kann unmöglich sagen, dass er jetzt ein Fremder für mich ist.

Madison schiebt ihre Hand in meine. »Ich würde ihn gern eines Tages kennenlernen.«

Nein, ganz bestimmt nicht. Aber ich lächle, weil es nett gemeint ist. »Sicher. Eines Tages«, antworte ich ausweichend und lasse ihre Hand los.

Dank meines unübersehbaren Rückziehers ist die Atmosphäre im Raum plötzlich beklommen.

Sebastian räuspert sich. »Also, Button, hast du entschieden, was du an deinem Geburtstag machen möchtest?«

Das ist genau der Themenwechsel, den ich brauche.

»Das ist doch erst Ende nächsten Monat«, wiegelt sie ab.

»Am dreißigsten, um genau zu sein«, fügt Rachel hinzu und nippt an ihrem Wein.

Madison sieht ihre Mom gespielt tadelnd an.

»Erinnerst du dich noch? Als du klein warst, wolltest du an deinem Geburtstag unbedingt nach Rom«, sagt Sebastian, während er seinen Hackbraten klein schneidet.

»Tatsächlich?« Auch das ist mir neu.

»Ja.« Sie zuckt mit den Schultern. »Ich habe mir die Stadt so schön vorgestellt. Und es hieß, dass es sich für die Biscotti dort zu sterben lohnt.«

Ihr neckendes Grinsen ist eine Anspielung darauf, als wir bei Dolci’s zum ersten Mal gemeinsam Biscotti gegessen haben. Das erste Mal, dass ich mich wie ein richtiger Gentleman gefühlt habe und nicht wie ein Schuft. Ich habe diese Gefühle vermisst und möchte sie wieder aufleben lassen. Spontan verkünde ich: »Dann ist es hiermit abgemacht. Wir fliegen an deinem Geburtstag nach Rom.«

Maddy lacht, aber das Lachen bleibt ihr im Hals stecken, als sie merkt, dass ich es ernst meine. »Nein, das kann ich nicht annehmen. Das ist zu viel.«

Ich schüttle beharrlich den Kopf. »Unsinn, wir werden fliegen, angelo. Du brauchst nichts weiter als deinen Pass und einen Koffer. Um alles andere kümmere ich mich.«

»Dixon …«

Aber ich bringe sie mit einem bestimmten Gesichtsausdruck, der ihr sagt, wie aussichtslos ihr Kampf ist, zum Schweigen.

Madison sieht Rachel an. »Mom!«

Aber die hebt nur die Hände, offenbar will sie sich nicht einmischen.

Fast hätte ich über diesem Hin und Her vergessen, dass Juliet mir gegenüber sitzt – aber nur fast.

»Da Sie so großzügig Reisen nach Rom anbieten, kommt es auf einen Passagier mehr doch sicher nicht an. Ich packe auch nicht viel ein.« Sie lacht herausfordernd, als sei es nur ein Scherz, aber ich weiß es besser.

Langsam wende ich ihr den Kopf zu, sehe sie fest an und sage: »Drei sind einer zu viel.«

»Unter gewissen Umständen kann man zu dritt viel Spaß haben.« Sie grinst arrogant, während ich angewidert den Mund verziehe.

Maddy nippt nervös an ihrem Wein, ich dagegen mache keinen Hehl aus meiner Abneigung gegen ihre Stiefschwester.

Kaum zu glauben, dass es mir einmal Spaß gemacht hat, diese Frau zu ficken. Das blonde Haar trägt sie zu einem strengen Knoten hochgesteckt, was ihre feinen, aber harten Gesichtszüge noch betont. Ihr Körper hat abgesehen von dem Babybäuchlein überhaupt nichts Weiches, Feminines wie der von Maddy. Ganz davon zu schweigen, dass sie ein totales Miststück ist.

Ich muss völlig verrückt gewesen sein.

Nichts an ihr zieht mich an, und wenn ich die Erinnerungen an sie ausradieren könnte, würde ich es tun. Leider geht das nicht. Leider ist sie ein Mahnmal dafür, was für ein Trottel ich bin.

Wir essen weiter und plaudern nett. Wenn Juliet etwas sagt, ignoriere ich sie oder flüstere Maddy etwas ins Ohr. Meistens sind es banale Dinge wie: »Schmeckt dir der Wein?«, oder »Das Essen ist köstlich«, aber ich achte darauf, dabei ihr Bein zu streicheln oder mit den Lippen ihre Ohrmuschel zu streifen. Allesamt Dinge, die sie dazu bringen zu erröten oder sich kaum merklich zu winden. Dinge, die auch Juliet das Blut in die Wangen schießen lassen, aber vor Zorn.

Wer hätte gedacht, dass es mein neuer Lieblingszeitvertreib werden könnte, sie zu ärgern?

»Wer ist bereit fürs Dessert?«, trällert Rachel schließlich, während ich mit den Fingern gefährlich nahe an Madisons köstlicher Hitze entlangfahre.

»Ich weiß, dass ich es bin«, flüstere ich. Sie saugt kaum hörbar die Luft ein, was meinen interessierten Schwanz sofort wachrüttelt.

Als ich mir gerade eine lahme Entschuldigung zurechtlege, damit Maddy und ich uns davonschleichen können, fragt Rachel: »Maddy, könntest du mir helfen, die neue Kaffeemaschine zu bedienen? Sebastian meint, die habe ihm zu viel technischen Schnickschnack.«

Sebastian lacht und gibt seiner Frau einen Klaps auf den Hintern, ehe sie zur Küche geht.

Maddy sieht mich so entschuldigend an, dass ich sie lächelnd auf die Lippen küsse. »Zum Glück hast du deinen Pyjama eingepackt.«

Sie lehnt sich gegen meinen Mund. »Habe ich nicht.«

Beinahe hätte ich mich vor Aufregung verschluckt, während Maddy selbstzufrieden aufsteht. Mein Blick fällt auf ihre langen Beine, und lebhafte Bilder, wie sich diese Beine vor mir spreizen, überfluten mein Gehirn. Ich brauche diese Frau dringend an meiner Zunge und in meinem Mund.

Aber ich spiele den Unbeteiligten und stehe ebenfalls auf, da ich nicht vorhabe, mich länger als nötig mit Juliet in einem Raum aufzuhalten. »Ich gehe so lange nach draußen, eine Zigarette rauchen.«

»Okay. Bis gleich.« Maddy beugt sich vor und haucht mir einen Kuss auf die Lippen. Viel zu flüchtig, aber für den Moment werde ich mich wohl damit trösten müssen.

Sebastian redet mit einer wenig begeisterten Juliet über das Baby. Ich entschuldige mich, eile nach draußen und spüre ihre Adleraugen in meinem Rücken.

Da ich nicht weiß, wie lange Maddy beschäftigt sein wird, schlendere ich den Kiesweg entlang in Richtung See. Bisher war der Abend erträglich, aber ich fürchte, er ist noch lange nicht vorbei.

Während ich nachdenklich eine Marlboro rauche, schaue ich in die Weite. Die unergründliche Schwärze des Sees birgt die Geheimnisse dessen, was hier geschehen ist. Manche wünsche ich zu kennen. Bei anderen wäre es mir lieber, sie nicht erfahren zu haben.

»Ich lasse all deine Träume wahr werden.«

Und einfach so wird diese friedliche Stimmung zerstört.

»Heißt das, du willst dich einem fahrenden Zirkus anschließen?«, erwidere ich unverhohlen und mache mir nicht einmal die Mühe, mich umzudrehen.

»Das meinst du doch gar nicht so.« Ihre Schuhe knirschen auf dem Kies, signalisieren, dass sie näher kommt – was mein Stichwort ist, die Beine in die Hand zu nehmen.

Ohne eine Sekunde darüber nachzudenken, sage ich klar und deutlich: »Ich hätte keine Skrupel, dich mit meinem Wagen über den Haufen zu fahren.«

Ihr blumiger Duft, nachdem ich mich einst verzehrt habe, wird von der sanften Brise zu mir getragen, und weckt so viele Erinnerungen – Erinnerungen, die ich am liebsten aus meinem Gedächtnis streichen würde.

»Warum bist du so grausam?«

Bevor ich antworte, nehme ich einen tiefen Zug von meiner Zigarette. »Was soll ich sagen … du bringst eben das Beste in mir hervor. Das hast du immer getan.«

Sie ignoriert meine Unverfrorenheit. »Es ist dir doch nicht ernst mit unserer kleinen Halbwaisen, oder?«

»Wenn du damit Madison meinst, doch, es ist mir sogar sehr ernst.« Noch immer kehre ich ihr den Rücken zu, da mich ihr Anblick krank macht.

»Dixon …«

Als ich ihre Hand auf meiner Schulter spüre, wirbele ich herum und knurre: »Fass mich nicht an!«

Meine Feindseligkeit scheint sie zu überraschen. »Was zum Teufel ist los mit dir? Es gab eine Zeit, da hast du es sehr genossen, mit mir zusammen zu sein. Es genossen, mich zu ficken«, fügt sie hinzu und fährt mit dem Fingernagel meinen Arm hinunter.

Ich fühle mich, als würde sie mir ein Messer ins Fleisch rammen, und schlage ihre Hand fort. »Was diese Phase meines Lebens betrifft, plädiere ich auf Unzurechnungsfähigkeit.«

Verwirrt verzieht sie das Gesicht, und als ich sehe, wie ihr die Kinnlade hinunterfällt, füge ich hinzu: »Ich muss völlig irre gewesen sein, dich freiwillig anzufassen. Und so informativ dieses Gespräch auch sein mag, ich habe Besseres zu tun – zum Beispiel, dich nicht anzusehen.«

Ich stoße den Rauch aus und mache Anstalten, an ihr vorbeizugehen, aber sie hält mich zurück. »Du scheinst unser kleines Geheimnis zu vergessen. Ein Geheimnis, das deine Karriere zerstören kann.« Selbstzufrieden verschränkt sie die Arme vor der Brust und sieht mich herausfordernd an.

Diese Geste macht mich noch wütender, und mein letzter Rest Selbstbeherrschung geht zum Teufel. »Weißt du was«, schleudere ich ihr ins Gesicht, »erzähl es von mir aus, wem du willst.« Ich breite die Arme aus. »Es interessiert mich nicht mehr. Lieber das, als von dir dazu erpresst zu werden, dein Toyboy zu sein.«

Damit hat sie nicht gerechnet, und das ist ein Grund zu feiern. Aber meine Jubelfeier ist nur von kurzer Dauer.

»Ich sage es deinem kostbaren angelo«, droht sie und zieht damit diesen Kosenamen in den Dreck.

Ich verenge die Augen. »Nur zu. Aber noch besser: Ich werde es ihr sagen. Lieber diese Alternative als das, was du von mir verlangst.«

Das hektische Pulsieren ihrer Halsschlagader kann nur bedeuten, dass sie Angst hat oder, Gott bewahre, unser Streit sie erregt. »Und was genau wäre das?«, fragt sie und leckt sich rasch über die Lippen.

»Ich habe nicht den leisesten Schimmer! Vor zehn Tagen hast du mich in die Enge getrieben, und weißt du, was passiert, wenn man das mit einem wütenden Hund macht?« Sie schüttelt den Kopf, und ihre Brust hebt sich deutlich bei jedem Atemzug. »Er beißt zu.«

Juliet fährt sich mit der Hand an die Kehle. »Ich kenne Ihre Bisse ziemlich gut, Dr. Mathews. Ich erinnere mich an jeden einzelnen.«

Ich fixiere sie mit meinem Blick und knurre: »Geh mir aus dem Weg, bevor ich dich im Affekt im See ertränke.« Ich bin überrascht, dass sie ruhig zur Seite tritt, und verschwende keine Zeit, von ihr wegzukommen.

»Ach, übrigens …« Ihr selbstgerechter Ton lässt mich jedoch noch einmal innehalten. »Hast du schon die guten Nachrichten gehört?«

»Du wanderst aus nach Afrika?«

Sie ignoriert meine spitze Bemerkung. »Nächstes Wochenende zieht Dylan bei mir ein. Ich weiß, das ist früher, als alle erwartet haben. Soll ich die süße Madison fragen, ob sie uns beim Einleben hilft?«

Und da ist er – ihr Trumpf. Die einzige Sache, mit der sie mich immer in der Hand haben wird.

Leider ist sie die Einzige, die diesen Bastard von Maddy fernhalten kann. Und das weiß sie auch. Mein angeschlagener Ruf mag mir vielleicht egal sein, aber eine verletzte Maddy – ich würde alles tun, um das zu verhindern.

Langsam drehe ich mich um und atme dreimal tief durch, bevor ich antworte. »So wahr mir Gott helfe, aber wenn einer von euch sie auch nur anfasst, bringe ich euch beide um.«

Juliet verzieht die Mundwinkel zu einem boshaften Grinsen. »Ich glaube nicht, dass du in der Position bist, mir zu drohen.«

Mit wenigen Schritten bin ich bei ihr und packe sie an den Oberarmen. »Das ist keine Drohung. Das ist ein Versprechen«, stelle ich klar und schüttle sie heftig.

Aber das stachelt ihre Boshaftigkeit nur an. »Oh, ich liebe es, wenn du hart rangehst.«

»Das ist kein Witz. Es geht um mein Leben. Und um Madisons Leben, das du mit deinem verdammten Spielchen versaust.« Ungewollt drücke ich ihre Arme noch fester, will sie zur Vernunft bringen.

Sie beißt sich auf die Unterlippe und neigt den Kopf zur Seite. »Deine Ergebenheit ist echt vorbildlich, aber völliger Quatsch. Wenn ich Madison von den außertherapeutischen Aktivitäten mit deinen Patientinnen berichte, wird sie wohl kaum darauf erpicht sein, mit dir ins nächstbeste Flugzeug nach Rom zu steigen. Sie würde deinen männlichen Hurenarsch sofort fallenlassen. Tief in meinem Innern bin ich zudem davon überzeugt, dass dir deine Karriere nicht egal ist. Falls die Medien oder deine Kollegen von unserer Geschichte Wind bekommen, bist du erledigt. Alles, wofür du so hart gearbeitet hast, wäre dann zerstört. Wir wissen beide, dass du es Madison nicht sagen wirst, Dixon. Ich lasse es darauf ankommen.«

Dieses … Miststück.

»Was willst du?«, presse ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hindurch und hasse sie dafür, dass sie recht hat.

Mit selbstbewusster Miene antwortet sie: »Du weißt, was ich will.«

Allein bei der Anspielung auf das, was sie vorhat, dreht sich mir den Magen um. »Dazu wird es nicht kommen. Was ist die zweite Option?«

Offenbar sauer, weil ich mich immer noch wehre, lacht sie spöttisch. »Das ist keine Gameshow. Du spielst nach meinen Regeln – oder du verlierst.«

Wie kommt sie darauf, dass ich gewinnen könnte, wenn sie mich an den Eiern hat? »Ich habe doch verloren, sobald ich deinem Vorschlag zustimme!«

Mit einer wegwerfenden Handbewegung tut sie meine Bedenken ab. »Stell dich nicht so an. Du bist weich geworden. Aber ich weiß …« – sie tritt dicht an mich heran und umfasst meinen Schwanz –, »… wie hart du sein kannst.«

Ich schlucke meinen Widerwillen herunter und entscheide mich, offen zu reden. »Also … wenn ich dich ficke und dein kleiner Hurenbock werde, hältst du diesen Psycho von Maddy fern?« Ich versuche trotz des Schmerzes, weil sie meine Eier knetet, zu atmen.

Sie nickt, und ihr Griff wird immer fester, im Gegensatz zu meinem Schwanz. »Ja, und außerdem bleibt dein Geheimnis hinter Schloss und Riegel.« Sie deutet auf ihren Mund und tut dann so, als würde sie einen unsichtbaren Schlüssel wegwerfen. »Niemand muss erfahren, was für ein Weiberheld du in Wahrheit bist. Du kannst mit Little Bo Peep glückliche Familie spielen, und sie wird nie erfahren, dass du für ihre Freiheit fickst. Und für deine.«

Auf meine Freiheit würde ich pfeifen. Ich bin nur allzu bereit, für meine Sünden zu bezahlen, wenn das bedeutet, Maddy den Schmerz zu ersparen, ihren Bruder jemals wiedersehen zu müssen.

Denn das würde sie zerstören. Endlich hat sie einen Ort gefunden, den sie als ihr Zuhause bezeichnen kann. Einen Ort, an dem sie sich sicher fühlt und nicht das Bedürfnis hat, nachts ihre Schlafzimmertür abzuschließen. Wenn dieser Verrückte jedoch in ihren Apartmentblock zieht, wird das die Vergangenheit heraufbeschwören und Maddy zugrunde richten.

Aber ich werde nicht Juliets Gummipuppe sein, sondern einen Ausweg finden. Komme, was wolle, aber ich lasse mich nicht von dieser Frau ins Verderben treiben, die mich nur haben will, weil sie mich nicht bekommen kann.

Es geht nicht um körperliche Befriedigung, sondern nur um Kontrolle.

Für den Moment lasse ich sie deshalb in dem Glauben, gewonnen zu haben. »Fein«, knurre ich und befreie mich aus ihrem Griff.

Juliet grinst triumphierend. »Sagte ich vorhin, dass Dylan nächste Woche bei mir einzieht? Ich Dummerchen, diese Schwangerschaftshormone machen Brei aus meinem Gehirn. Eigentlich wollte ich sagen, dass er es in Erwägung gezogen hat, ich ihm jedoch abgeraten habe. Ich meine, ich möchte schließlich nicht in Sünde leben.«

Mir kommt ein sarkastisches Lachen über die Lippen. »Dafür ist es ein bisschen zu spät.« Mein Blick fällt auf ihren Bauch.

Stolz umfasst sie ihr schwellendes Bäuchlein. »Nun ja, rein technisch gesehen ist das unsere Sünde und nicht Dylans. Ich versuche, meine Vergangenheit wiedergutzumachen und mit meinem zukünftigen Ehemann einen Neuanfang zu haben.«

Ich fahre mir durch mein störrisches Haar, bleibe in den Locken hängen. »Es gibt gar nicht genügend Leben, damit einer von uns beiden seine Vergangenheit wiedergutmachen könnte, Juliet.«

Sie schürzt die Lippen, muss meine Bemerkung anscheinend erst verdauen. »Vermutlich hast du recht.« Sie tritt auf mich zu und fährt mit dem Zeigefinger über meine Wange. »In dem Fall, hol mich Samstagmorgen ab.«

Ich schlage ihre Hand fort. Ich will sie nirgendwo treffen, aber ihre Entschlossenheit zeigt mir, dass ich keine Wahl habe. »Dir ist schon klar, dass du im selben Apartmenthaus wohnst wie Maddy, oder? Ich werde auf keinen Fall zu dir kommen. Wenn ich bei dieser Scharade mitspielen soll, dann machen wir es auf meine Weise.«

»Auch gut. Du suchst den Ort aus, und ich erledige den Rest.«

Ich überlege, in welcher Gegend sich Madison nur selten aufhält, und sage: »Wir treffen uns an der Ecke Warren Street und West Broadway, Tribeca.«

Sie nickt glücklich. »Ich liebe es, wenn du die Kontrolle übernimmst. Das zeigt mir, dass sich unter dieser langweiligen Pantoffelhelden-Oberfläche ein Mann verbirgt, der mich gefickt hat, bis ich nicht einmal mehr wusste, wie ich heiße.«

Beschämt wende ich den Kopf ab.

Juliet kommt noch einen Schritt näher, und ich schließe die Augen, werde ganz krank von dem, was sie als Nächstes sagt. »Du wirst ihn wieder finden müssen, denn dieser Mann ist dein wahres Ich, und nicht dieses kastrierte Miststück, in das sie dich verwandelt hat. Auf die eine oder andere Weise werde ich dir helfen, diesen Mann zu finden, denn tief drin … wissen wir beide, dass es dir guttut. Du bist der Sünde verfallen, Dixon. Wir beide sind das.«

Als sie gerade die Hand hebt, um mir über die Wange zu streicheln, höre ich hinter mir eine unsichere Stimme, die mir das Herz zerreißt.

»Ist alles in Ordnung?«

Ich packe Juliet am Handgelenk und drücke ihren Arm hinunter. Sie grinst verschlagen.

»Ja, alles bestens.« Ich reiße mich zusammen, drehe mich um und stehe vor einer verwirrten Madison. Bevor sie auch nur die Chance hat, mich noch einmal zu fragen, schlage ich vor: »Sollen wir reingehen?«

Sie wirkt verloren, verwirrt und ärgerlich, nickt jedoch.

»Ich komme auch gleich«, trällert Juliet süffisant hinter meinem Rücken. »Ich rufe nur noch schnell Dylan an. Er wollte kurz vorbeischauen, aber ich sage ihm, dass er sich keine Umstände machen soll.«

Für den Bruchteil einer Sekunde schließe ich die Augen, bleibe jedoch ruhig. Madison dagegen scheint bei der bloßen Erwähnung ihres Bruders weiche Knie zu bekommen. Ich lege den Arm um ihre zitternden Schultern und führe sie weg von der hinterhältigen Hure, die cleverer ist, als ich gedacht habe. Mit dieser Bemerkung will sie demonstrieren, wer hier das Sagen hat. Wie leicht sie alles zerstören kann, was mir wichtig ist.

»Bist du sicher, dass alles in Ordnung ist?«, fragt Maddy mit ihrer zarten Stimme, während wir auf das Haus zugehen.

»Ja, alles bestens.« Ich ziehe sie noch fester an mich.

»Was wollte Juliet?«

Mein Schwanz schmerzt immer noch von ihrem Griff. »Nichts Wichtiges. Bist du bereit für das Dessert?«, frage ich und möchte jede Spur von ihr am liebsten abschrubben.

Sie windet sich geschickt aus meiner Umarmung. »Mir ist der Appetit vergangen.«

Bevor ich sie fragen kann, ob mit ihr alles in Ordnung ist, geht sie ins Haus. Nur eine Sekunde später folge ich ihr, setze mich hin und mache Smalltalk. Aber die ganze Zeit muss ich daran denken, worauf ich mich eingelassen habe.

Habe ich soeben meine Seele dem Teufel verkauft?

4

Die Wahrheit und nichts als die Wahrheit

Dixon

Am nächsten Tag bin ich sauer, ungeduldig und total nervös.

Da sie mich beinahe in flagranti mit Juliet erwischt hatte, beklagte sich Madison über Kopfschmerzen und bat mich, sie nach Hause zu fahren. Ich wusste, dass sie log, aber ich bin der Letzte, der sich dazu ein Urteil erlauben kann.

Schließlich lüge ich die ganze Zeit.

Im Gegensatz zu dem, was Juliet denkt, bin ich nicht der Sünde verfallen. Dank Maddy bin ich nicht länger dieser Mann.

Voller Schuldgefühle greife ich zu meinem Handy.

Wie geht es deinem Kopf?

Das ist ein lahmer Versuch, aber ich muss wissen, ob sie noch mit mir redet.

Besser. Ihre knappe Antwort sagt mir, dass ich mich ins Knie ficken soll. Ich muss das in Ordnung bringen. Lass uns dieses Wochenende etwas Schönes unternehmen.

Ich bin dankbar, dass sie antwortet: Als da wäre?

Keine Ahnung. Du darfst aussuchen.

Den ganzen Samstag und Sonntag mit dir zu verbringen wäre für mich schön.

Normalerweise hätte mich ihre Antwort glücklich gemacht, aber jetzt fühle ich mich wie ein totales Arschloch.

Samstagvormittag kann ich nicht, aber ab Samstagnachmittag gehöre ich dir.

Was hast du Samstagvormittag vor?

Ich stöhne innerlich, während ich nach einer Antwort suche. Nichts Wichtiges.

Als Antwort erhalte ich nur ein kurzes Okay.

Ich ruiniere meine Beziehung, aber ich tue das für Maddy, rufe ich mir in Erinnerung.

Dann hole ich dich so gegen vier ab? Zehn Minuten später starre ich immer noch auf mein Handy und warte auf ihre Antwort.

Ich lege meine Stirn in dem Moment auf die Tischplatte, als Ms. Vale an die Tür klopft. »Dr. Mathews, ich habe den Kaffee und die Kopfschmerztabletten, um die Sie gebeten haben. Du liebe Güte, geht es Ihnen nicht gut?«, fragt sie beim Betreten meines Büros.

»Doch. Stellen Sie einfach alles auf den Tisch, Ms. Vale«, antworte ich und mache mir nicht einmal die Mühe, den Kopf zu heben. Ihre vorsichtigen Schritte verraten, dass sie sich mir nähert, als sei ich ein Tiger im Käfig. »Ist noch was?«, frage ich, als sich die Schritte nicht wieder entfernen.

Sie räuspert sich. »Ich, es ist nur … bitte entschuldigen Sie meine Neugier, aber ist alles in Ordnung?«

»Es ging mir nie besser.«

Sie glaubt mir kein Wort, bedrängt mich aber nicht. »Wenn Sie das sagen. Aber …« Sie bricht unerwartet ab. »Vielleicht möchten Sie ein frisches Jackett anziehen, bevor Chad heute Mittag kommt.« Und dann fügt sie flüsternd hinzu: »Sie haben noch Thunfischsalat von letzter Woche auf dem Revers.«

»Den habe ich mir für später aufgehoben«, antworte ich und kann nicht verbergen, dass mich mein schlampiges Äußeres anwidert. »Bitte verschieben Sie den Termin auf nächste Woche.«

So wie ich aussehe und rieche, kann ich Chad unmöglich gegenübertreten. Keine Ahnung, warum er sich überhaupt mit mir treffen will, aber es kann warten. Mein Kopf ist nicht klar, und ich würde es sowieso nur vermasseln.

»Okay, Dr. Mathews. Ihr Zehn-Uhr-Patient wartet übrigens am Empfang.«

Ist es erst zehn? Ich muss doch schon länger als eine Stunde hier sein. Schließlich hebe ich den Kopf und begegne ihrem besorgten Blick. »Wer ist es?«

Ihr verhaltenes Lächeln verrät mir schon, dass es kein angenehmer Kandidat ist. »Paul Childs.«

Stöhnend lasse ich meinen Kopf wieder auf die Tischplatte sinken. »Großartig. Bitte bringen Sie das Febreze rein, sobald er wieder weg ist.«

»Natürlich. Ich gebe Ihnen noch ein paar Minuten, bevor ich ihn reinschicke.« Die Tür schließt sich, was mir verrät, dass sie gegangen ist.

Ich hebe den Kopf, lasse ihn aber nur Minuten später erneut sinken, als Paul in mein Büro spaziert kommt. Er saugt an einem Schnuller und trägt offenkundig eine Erwachsenenwindel unter der Hose.

Der heutige Tag kann mich mal.

Als mich Finch gefragt hat, ob wir uns statt wie üblich am Freitag heute Abend treffen können, habe ich begeistert zugestimmt. Das ist viel besser als allein zu trinken, was ich nämlich gemacht habe, seit dieses ganze Fiasko losging.

»Heilige Scheiße! Wie heißt dein neues Rasierwasser? Eau de Hundekot?«

»Ich freu mich auch dich zu sehen, Hunter.« Ich zeige ihm den Stinkefinger.

»Ich kann nichts dafür, dass du stinkst wie die Muschi einer Hure in Tijuana am Sonntagmorgen.«

Ich entscheide mich, mit dem Erwachsenen zu reden, und wende mich Finch zu. »Hey, Mann, was macht die Familie?«