Wirtschaftsförderung - Treiber des Strukturwandels - Jörg Becker - E-Book

Wirtschaftsförderung - Treiber des Strukturwandels E-Book

Jörg Becker

0,0
4,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Eine radikale Änderung von Wirtschafts- und Lebensgewohnheiten scheint nicht nur naturwissenschaftlich und ökonomisch rational, sonders insgesamt unvermeidlich. Denn: zunehmender Konsum, Wirtschaftswachstum auf Basis fossiler Energieträger und Übernutzung von natürlichen Ressourcen verschlechtern immer weiter den Zustand der Ökosysteme. Die derzeitige Entwicklung droht aus dem Ruder und damit über Kipppunkte des Erdsystems zu laufen, die der Mensch seit Beginn seiner Siedlungszeit nicht erlebt hat. Eine der vielen Ursachen hierfür sind auch Preise, die nicht den ökologischen Kosten entsprechen. Denn ohne dass Preise an die Schöpfung und Zerstörung objektiver Werte gekoppelt sind, können Wachstum und unternehmerische Bilanzierung auch nicht Fortschritt anzeigen und Konsumenten keine informierten Entscheidungen treffen. Also müssen endlich die Kosten von Umweltnutzung in jedes Geschäftsmodell und Haushaltsbudget einfließen, so wie es schon für Müllentsorgung, Abwasser und Brandschutz angelegt ist. Die Wirtschaftsförderung befasst sich, möglichst in gestaltender Weise, mit Standortfaktoren, und zählt aber selbst zu einem der erfolgsrelevanten Standortfaktoren. Wirtschaftsförderung ist somit eng mit dem Blutkreislauf des Standortes verbunden. Man hat es mit einem Geflecht aus dynamischen, sich gegenseitig beeinflussenden Wirkungsbeziehungen zu tun. Eine Möglichkeit hierzu bietet die ebenso umfassende wie transparente Vorgehensweise mit Hilfe einer Standortbilanz. Existenzgründungen sind praktisch die Keimzelle und das Saatgut für das lebendige Fortbestehen des Standortes. Sie ergänzen und erneuern reife Marktsegmente, sie erschließen Ideenpotentiale und eröffnen neue Chancen nicht nur für sich selbst, sondern nicht zuletzt auch für den Standort als Ganzes.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 99

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Wirtschaftsförderung - Treiber des Strukturwandels

I.II.III.IV.V.Impressum

I.

1

„Es kommt auch heute noch häufiger vor, die vermeintliche Sicherheit des Jobs in einem großen Unternehmen gegen die verheißungsvolle Alternative in einem Startup zu tauschen“, sagte Wirtschaftsförderin Steffi Köhler.

„Stimmt, wenn der Arbeitsmarkt gut läuft, gibt dies zumindest gut qualifizierten Menschen ein Gefühl der Sicherheit, so dass sie eher bereit sind, Risiken einzugehen“, antwortete Existenzgründer Horst Burkan.

„Aber warum eigentlich?“

„Ab einem gewissen Sättigungspunkt verliert das absolute Gehalt an Bedeutung, wirkt weniger zufriedenheitsstiftend.“

„Klar, in der jüngsten Zeit haben Startups ja auch viel Geld von Investoren eingesammelt.“

„Und klar ist auch, dass das auch das Prestige der Jungunternehmen verbessert und sie attraktiver für Karrieren macht.“

„Zumal sich auch das Karriereverständnis vieler verändert hat.“

„Unbedingt: Während früher Karriere über den vertikalen Aufstieg in einem Unternehmen definiert war, haben viele zunehmend ein flexibleres Verständnis von Karriere als Summe beruflicher Erfahrungen.“

„So wird beispielsweise der Arbeitsplatz auch zur Erweiterung des persönlichen und beruflichen Horizonts gewechselt oder oft eine Fach- statt einer Führungslaufbahn angestrebt.“

„Nicht nur das, auch Bewerbungsprozesse können in Startups ganz anders verlaufen als in der klassischen Konzernwelt. Viele rekrutieren aus ihrem persönlichen Umfeld, zapfen Netzwerke aus dem Studium an oder hören sich im Freundeskreis um.“

„Weil Menschen in Organisationen die drei grundlegenden Bedürfnisse Zugehörigkeit, Kompetenz und Autonomie haben.“

„?“

„Wer von einem Großunternehmen zu einem Startup wechselt, hat häufig ein Bedürfnis nach überschaubaren Teambeziehungen.“

„Ja, genauso wie nach schnörkelloser Zusammenarbeit und häufigem, unmittelbarem Feedback.“

„ Flache Hierarchien und dezentralisierte Verantwortung führen zu deutlich mehr Motivation und hoher Arbeitsgeschwindigkeit, man geht respektvoller miteinander um.“

„ Aber trotzdem gibt es nicht nur Licht, sondern auch Schatten in der Startup-Welt.“

„Genau: Es ist einfach ein großer Schritt aus einer tradierten Welt in eine Welt, in der wenig geordnet ist und vieles spontan geregelt wird, zu wechseln.“

„Das heißt, so kommt es auch zur Rückkehr in die Konzernwelt, weil Erwartung an und Realität in Startups häufig auseinanderklaffen?“

„Ja, vor allem wenn der Autonomiegrad doch kleiner ausfällt als versprochen, wenn die Firma von einer Finanzierungsrunde zur nächsten sprintet oder wenn man angesichts hoher Fluktuation nur eine der wenigen Konstanten ist.“

Transformation von Wirtschafts- und Lebensgewohnheiten

Eine radikale Änderung von Wirtschafts- und Lebensgewohnheiten scheint nicht nur naturwissenschaftlich und ökonomisch rational, sonders insgesamt unvermeidlich. Denn: zunehmender Konsum, Wirtschaftswachstum auf Basis fossiler Energieträger und Übernutzung von natürlichen Ressourcen verschlechtern immer weiter den Zustand der Ökosysteme. Die derzeitige Entwicklung droht aus dem Ruder und damit über Kipppunkte des Erdsystems zu laufen, die der Mensch seit Beginn seiner Siedlungszeit nicht erlebt hat. Eine der vielen Ursachen hierfür sind auch Preise, die nicht den ökologischen Kosten entsprechen. Denn ohne dass Preise an die Schöpfung und Zerstörung objektiver Werte gekoppelt sind, können Wachstum und unternehmerische Bilanzierung auch nicht Fortschritt anzeigen und Konsumenten keine informierten Entscheidungen treffen. Also müssen endlich die Kosten von Umweltnutzung in jedes Geschäftsmodell und Haushaltsbudget einfließen, so wie es schon für Müllentsorgung, Abwasser und Brandschutz angelegt ist. Jene sollen bezahlen, die übermäßig viel Kohlendioxyd erzeugen und damit das Risiko irreversibler Schäden nach oben treiben. Denn zahlen werden wir sonst später immer mehr – zum Beispiel im Katastrophenschutz, Umbau und Wiederaufbau von Infrastruktur zur Anpassung an Klimawandel. So könnte der Erhalt von Regenwäldern, Korallenriffen, Wildblumenwiesen oder menschlichen Lebensräumen zu einem nicht mehr finanzierbaren Luxus werden. Ein Trend, der sich durch Billig-Fliegen, Billig-Fleisch, Panzer-Autos, Wegwerfmentalität und Überkonsum unaufhaltsam weiter verstärkt. Denn „ein einmal emittiertes Kohlendioxidmolekül bleibt gut 120 Jahre in der Atmosphäre. Das heißt, die von Europa und Amerika ausgehende Industriealisierung domminiert noch immer die Kohlendioxidlast. Erforderlich ist mehr Transparenz darüber, welche Kosten und Nutzendes Handelns wie Nicht-Handelns anfallen und wie sie gerecht verteilt werden können. Um den Blick aus dem Rückspiegel auf den Horizont zu lenken.

Die Wirtschaftsförderung befasst sich, möglichst in gestaltender Weise, mit Standortfaktoren, und zählt aber selbst zu einem der erfolgsrelevanten Standortfaktoren. Wirtschaftsförderung ist somit eng mit dem Blutkreislauf des Standortes verbunden. Man hat es mit einem Geflecht aus dynamischen, sich gegenseitig beeinflussenden Wirkungsbeziehungen zu tun. Jedoch wäre diese komplexe Struktur kein Entlastungsgrund für plan- und zielloses Handeln. Der Standort wäre also gut beraten, sich ein umfassendes Rahmengerüst zu schaffen, innerhalb dessen zukünftige Entwicklungen auf einer einheitlichen Kommunikationsplattform mit einer durchgängig bruchfreien Systematik diskutiert, abstimmfähig gemacht und dann auch entschieden werden könnten. Eine Möglichkeit hierzu bietet die ebenso umfassende wie transparente Vorgehensweise mit Hilfe einer Standortbilanz. Existenzgründungen sind praktisch die Keimzelle und das Saatgut für das lebendige Fortbestehen des Standortes. Sie ergänzen und erneuern reife Marktsegmente, sie erschließen Ideenpotentiale und eröffnen neue Chancen nicht nur für sich selbst, sondern nicht zuletzt auch für den Standort als Ganzes. Wenn also Wirtschaftsförderung in seinem eigentlichen Sinn seiner beiden Worthälften verstanden werden soll, so könnte dieses bestens als flexibel agierendes Tandem mit den Existenzgründungen gelingen.

Ein Fakten- und Bilanzbuch des Standortes könnte sich im Rahmen einer praktischen Anwendung und Umsetzung je nach spezifischer Einzelfallsachlage beispielsweise in folgende, schrittweise auf- und ausbaufähige Einzel-Bücher gliedern:

Standort-Buch: Ausgangssituation

       Inhalt:

       Festlegung und Abgrenzung des Bilanzierungsbereiches

       Detaillierte Beschreibung des Geschäftsumfeldes

       Vision, Leitbild und Strategie des Standortes

Standort-Buch: Identifikation der Standortfaktoren

Inhalt:

       Detaillierte Beschreibungen

       Definition und Strukturierung der Faktoren-Cluster

Standort-Buch: Gewichtungen

Inhalt:

Verteilung Cluster-Gewichtungen innerhalb des Standortes

Verteilung der Einzelfaktor-Gewichte innerhalb der Cluster

Standort-Buch: Bewertung

Inhalt:

Bewertungsformulare Standort-Prozessfaktoren

Bewertungsformulare Standort-Erfolgsfaktoren

Bewertungsformulare Standort-Humanfaktoren

Bewertungsformulare Standort-Strukturfaktoren

Bewertungsformulare Standort-Beziehungsfaktoren

Bewertungs-Übersichten

       Bewertungs-Zeitreihen

Standort-Buch: Indikatoren

Inhalt:

Allgemein verfügbare Indikatoren

Speziell entwickelte Faktoren

Indikatoren-Übersichten

Indikatoren-Zeitreihen

Standort-Buch: Wirkungsbeziehungen

Inhalt:

Bewertungsformulare Wirkungsstärken

Bewertungsformulare Wirkungsdauer

Bewertungsmatrix Wirkungsstärke

Bewertungsmatrix Wirkungsdauer

Übersicht Aktivsummen

Übersicht Passivsummen

Standort-Buch: Diagramme und Auswertungen

Inhalt:

Bewertung-Portfolios

Standortprofil-Diagramme

Standortfaktoren-Ampeldiagramme

Standortpotenzial-Portfolios

Graphische Wirkungsnetze

Standort-Buch: Maßnahmen

Inhalt:

Maßnahmen Geschäftsprozesse

Maßnahmen Erfolgsfaktoren

Maßnahmen Humanfaktoren

Maßnahmen Strukturfaktoren

Maßnahmen Beziehungsfaktoren

Standort-Buch: Schlussfolgerungen und Ausblick

Inhalt:

       Fazit der Standort-Bilanzierung

       Erwartungen der zukünftigen Standort-Entwicklung

Und welche Zukunft gibt es nach der Digitalisierung?

Der Verlauf von Geschichte ist immer dynamisch, die Zukunft ist immer offen. Viele Menschen streben danach: so wie es heute ist, so soll es auch morgen bleiben. Oder gibt es eine Mentalität des „Komme, was wolle“, des „anything goes“? Wenn sich die Gegenwart so fundamental wie in der derzeit disruptiven Welt verändern kann, muss dann auch die Zukunft offen und der Zufall möglich sein? Ein Blick auf die Geschichte Deutschlands zeigt: zwei Weltkriege hatten damals alle Zukunftszuversicht unter den Trümmern zerbombter Städte begraben, eine Stunde null wurde ausgerufen, alles sollte wieder auf Anfang gesetzt werden. Wenn wir heute von Klima reden, geht es meistens um Klima, Dieselskandal, selbstfahrende Autos oder CO2-Steuer (als verheißungsvolle Zukunftsversprechen). Viele Zukunftsaspekte wie beispielsweise die Zukunft der Arbeit, die Zukunft des Wohnens, die Zukunft der Bildung oder die Zukunft der Pflege haben einen etwas bitteren Beigeschmack: Bei alledem kommen den meisten keine blühenden Landschaften in den Sinn, sondern eher vertrocknete Wüsten. Nicht alle blicken erwartungsvoll dem Morgen entgegen, sondern fühlen eher Bedenken oder sogar Angst. Für viele hat die Konservierung des Bestehenden Priorität: radikale Veränderungen wollen im politischen Spektrum gerade nur die Bösen, die Guten werben um die Bewahrung des Status quo. Menschen träumen von der Bewahrung ihres Körpergewichts, ihres Eigentums und Erbes, ihrer Freiheitsrechte. Statt Che Guevara gibt es heute Elon Musk, von dem sich Millionen eine vergangene Zukunft (Raketen und Automobile als Wertesysteme der fünfziger Jahre) ausmalen lassen. Klimaschützer träumen von der Rückkehr in eine vorindustrielle Welt. Auch die Zukunft nach der Digitalisierung wird aus der Vergangenheit heraus entworfen.

Und trotz noch so umfassender und detailreicher Standortanalysen wird es auch Planungs- und Entscheidungsprobleme geben, für die der Detailgrad der oben genannten Standort-Bücher nicht ausreichend wäre und deshalb ausgewählte Einzelfaktoren zum Gegenstand umfangreicher Sonderanalysen gemacht werden müssten. Diese Situation ist unter anderem bei der Behandlung des spezifischen Themas einer Wirtschaftsförderung mit einem Tätigkeitsfeld als Business Enabler gegeben. Wenn aber der Standort-Bildschirm zielgenau auf bestimmte Einzelaspekte ausgerichtet und „gezoomt“ werden soll, muss dabei der systematische Gesamtzusammenhang gewahrt bleiben. D.h. nach wie vor sollten alle Standortfaktoren durchgängig in ihren Bewertungen, Messungen, Wirkungsbeziehungen und Auswertungen abstimmfähig gehalten werden.

Rollenverständnis nach Machbarkeit: Das Doppelwort aus den Teilen „Wirtschaft“ und „Förderung“ könnte  Vorstellungen und Anspruchshaltungen wecken, die in der Realität des Standort-Alltages insbesondere für die zweite Worthälfte nur schwer zu erfüllen sind. Enttäuschungen sind somit nicht auszuschließen. Es gibt vielleicht so manchen Unternehmer, der bereits zufrieden wäre, wenn er denn schon nicht gefördert er zumindest nicht behindert würde. Die Wirtschaftsförderung sollte eine gestaltende Rolle wahrnehmen und ist deshalb für die Entwicklung eines Standortes von zentraler Bedeutung. Ein Blick in die kommunale Haushaltsplanung macht jedoch deutlich, dass bereits die finanzielle und personelle Ausstattung diesem Tatbestand nicht immer voll Rechnung zu tragen vermag.

So geht es hier zunächst mit der Konzentration auf Existenzgründungen auch nur um einen eher kleineren, aber deswegen nicht unwichtigeren, Teilbereich aus dem umfangreichen Aufgabenspektrum der Wirtschaftsförderung. Es sind also nicht die eher im Öffentlichkeitsinteresse stehenden publikumswirksamen Förderungen, beispielsweise im Bereich Gewerbesteuer oder Grundstückserschliessung und -beschaffung, sondern die zunächst meist mehr im Verborgenen zu erfüllenden Aufgaben. Für die Wirtschaftsförderung des Standortes geht es im Bereich Existenzgründung weniger um Bereitstellung von ohnehin meist nicht vorhandenen Geldmitteln sondern vor allem um das Beiseiteschaffen von Hindernissen, um den wirklichen Abbau von oft beklagten Bürokratiebremsen. Mit einem solchen Rollenverständnis als Enabler von Geschäftsvorhaben könnte die Wirt-schaftsförderung manche Pluspunkte sowohl für sich als auch für den Standort insgesamt auf der Habenseite verbuchen.

Heutzutage stehen für einen Existenzgründer eine fast unübersichtliche Fülle von Informationsquellen mit einer großen Zahl von Beratungs-, Unterstützungs- und Förderangeboten bereit. Denn die Existenzgründung stellt sowohl einen wichtigen Wirtschaftsfaktor als auch einen herausragenden Standortfaktor dar. Die Wirtschaftsförderung kann also auf einer breiten und soliden Basis aufbauen und dort wo möglich, diese beispielsweise mit standortspezifischen Ergänzungen anreichern.

Beispielsweise möchte ein Förderprogramm des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi) eine „Kultur der unternehmerischen Selbständigkeit“ in Lehre, Forschung und Verwaltung an Hochschulen dauerhaft etablieren, wissenschaftliche Forschungsergebnisse in wirtschaftliche Wertschöpfung umsetzen, das große Potential an Geschäftsideen und Gründerpersönlichkeiten an Hochschulen und Forschungseinrichtungen fördern oder die Anzahl innovativer Unternehmensgründungen mit neuen und gesicherten Arbeitsplätzen steigern. Dabei versteht sich das BMWI-Existenzgründungsportal als zentrale Anlaufstelle für Gründerinnen und Gründer sowie junge Unternehmen und bietet hierfür: Wegbegleitung für die Gründung (Schritt für Schritt kann man den Gründungsweg kennenlernen und dabei erfahren, wo man Informationen „auftanken“ kann, welche davon für den persönlichen Gründungsweg wichtig sind und welche  Ansprechpartner weiterhelfen können) und vielseitige Informationen (neben vielen Textbeiträgen werden interaktive Checklisten, ein Expertenforum, Gründergeschichten, eine Mediathek, eine Gründerwerkstatt mit Lernprogrammen und Softwareangeboten, eine Adressen- und Seminardatenbank u.a. bereit gestellt). Es ist weder notwendig noch mit den Mitteln des lokalen Standortes überhaupt möglich, solche qualifizierten Informationsangebote noch zu verbessern. Bei allen diesen Informationsangeboten bleibt eine Existenzgründung aber trotzdem eine Herausforderung, die nicht nur Wissen sondern auch Mut und Ausdauer erfordert.

2

„Corona ist doch realistisch betrachtet die Suspendierung eines gewohnten Weltbildes“, sagte Bürgermeister Benno Stratmann.

„Ja, schrecklich. Nicht nur für den Staat, sondern auch für jeden Einzelnen stellen sich plötzlich grundsätzliche Fragen: Worauf kann man sich eigentlich stützen, wenn man einschätzen will, was verhältnismäßig, was gefährlich, was notwendig oder was überhaupt real ist“, meinte auch Risk Manager Dagobert Köster.

„Wie verlässlich sind denn überhaupt noch Aussagen der Wissenschaftler, die sich wegen der Neuartigkeit des Virus und auch sonst noch vielen Unbekannten laufend ändern?“

„Das frage ich mich auch manchmal. Das andere ist, was aus diesen Einsichten für das Leben folgen soll, wie sie in ein Verhältnis zu dessen anderen Elementen zu bringen sind.“

„Eben, in ruhigen Zeiten darf man die Konventionen und Gewohnheiten des Lebens ruhig auch mit diesem selbst gleichsetzen und auf seine Pläne, seine Ansichten, d.h. seine Identität bauen.“

„Aber?“

„Nun in einer Zeit der unmittelbaren Bedrohung des Lebens ist das so einfach nicht möglich.“

„Weil man sich gezwungen sieht, gewohnte Schemata zu vergessen, um einzelne Facetten -so unterschiedliche, aber eng zusammenhängende Aspekte wie Gesundheit, Arbeit, Schule, Geld, Sicherheit, Beziehungen zu anderen- in ein neues Verhältnis zueinander zu bringen?“

„Ja genau, weil wir uns fragen müssen: Was ist notwendig, was ist verzichtbar? Wie wirken die einzelnen Teile aufeinander ein?“

„Aber auch die Gesellschaft als Ganzes muss plötzlich Prioritäten setzen, an sie gerade noch nicht denken zu müssen meinte und die vieles vermeintlich Selbstverständliche in Frage stellen.“

„So ist es nun einmal. Wie beim Klimawandel kommt es darauf an, die Natur als eine Wirklichkeit jenseits von Denkschablonen zu akzeptieren und das Leben neu darauf einzustellen.“

„Unserer individualistischen Gesellschaft wird aber nicht nur eine Umstellung vieler einzelner Lebensgewohnheiten abverlangt, sondern auch eine zumindest zeitweise Suspendierung ihres gewohnten Selbstbildes“.

„Tatsächlich gab es noch im neunzehnten Jahrhundert Unklarheiten darüber, wie Seuchen übertragen werden. Mit einem einfachen Modell versuchte man die für die Ausbreitung einer ansteckenden Krankheit relevanten Faktoren mathematisch zu erfassen.“

„Und wie?“

„ Durch Einteilung der Bevölkerung in drei Gruppen: die Empfänglichen, die Infizierten und die Immunisierten. Mit Hilfe von Differentialgleichen konnte man beschreiben, wie sich die Zahl der Personen in diesen Gruppen mit der Zeit ändert, wenn die Ansteckung Gesunder durch Infizierte von Dauer und Grad der Infektiosität sowie der Kontakte beider Gruppen gesteuert wird.“

„Modelle dieser Art werden heute doch auch als SIR-Modelle bezeichnet, sind mit relativ geringem Rechenaufwand zu nutzen und erfordern nur wenige Eingangsparameter?“

„Ja, angesichts ihrer langjährigen Verwendung ist über sie ein großes Erfahrungswissen verfügbar. Doch haben SIR-Modelle ein großes Defizit, weil sie davon ausgehen, dass sich Infizierte und Gesunde homogen mischen, dass also die Wahrscheinlichkeit für alle noch nicht Erkrankten einer bestimmten Gruppe sich anzustecken, gleich groß ist.“