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Zellen flüstern ununterbrochen mit ihren Nachbarinnen. Gene sind vieldeutig und dynamisch. Pflanzen kommunizieren mit Duftstoffen miteinander, sie lernen und erinnern sich. Sind sie sogar intelligent? Und haben Kühe eine Seele? Die faszinierenden Streifzüge der Biologin Florianne Koechlin durch wissenschaftliches Neuland zeigen ein Bild des Lebens, das sich weit von der mechanischen Utopie des letzten Jahrhunderts entfernt hat: Leben erscheint als ein Prozess von Kommunikation und Austausch in dynamischen Netzwerken. Seit 20 Jahren wehrt sich die Autorin gegen allzu simple Dogmen der Gentechnik, gegen deren Mythen und falsche Versprechen. Aber sie bleibt bei der Kritik nicht stehen, sie fragt nach Gegenentwürfen. Sie erzählt von den Erfolgen indischer Saatgutbäuerinnen und von den innovativen Methoden, die in Kenia gegen Schädlinge bei Tieren und Pflanzen eingesetzt werden. Von dort geht die Reise weiter, zu einem tieferen Verständnis von Leben, mit vielen Interviews, Begegnungen und persönlichen Gesprächen. Florianne Koechlin spannt den Bogen vom Schamanenwissen der Ashaninca-Indianer zur abstrakten Welt der Quantenphysik, von der umfassenden Biologie Adolf Portmanns bis hin zu neuesten Erkenntnissen der Molekularbiologie.
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Seitenzahl: 256
Die Autorin
Florianne Koechlin, geboren 1948, studierte Biologie und Chemie; sie wurde bekannt als Gentechnikkritikerin und Autorin verschiedener Bücher und zahlreicher Artikel. Sie ist Geschäftsführerin des Blauen-Instituts und beschäftigt sich seit Jahren mit praktikablen Alternativen und Erweiterungen zum bestehenden, allzu einseitigen Wissenschaftsverständnis. Sie ist Stiftungsrätin der Zukunftsstiftung Landwirtschaft und der Swissaid und war Mitglied der Eidgenössischen Ethikkommission für die Biotechnologie im Ausserhumanbereich EKAH.
www.blauen-institut.ch
Dank
Ich möchte all jenen danken, die mir für Gespräche zur Verfügung standen: Ernst Beyeler (Galerist), Marcello Buiatti (Molekulargenetiker), Hans-Peter Dürr (Quantenphysiker), Benny Haerlin (Aktivist), Hans Herren (Insektenforscher), Regine Kollek (Molekularbiologin), Jeremy Narby (Schamanenkenner), Martin Ott (Biobauer), Klaus Peter Rippe (Ethiker), Markus Ritter (Biologe), Vandana Shiva (Ökologin), Beatrix Tappeser (Molekularbiologin) und Ted Turlings (Pflanzenforscher).
Für die grosse Hilfe danke ich auch Günter Spaar sowie Bernhard Batschelet, Susan Boos, Thomas Dinner, Jeremy Narby, Ruth Marx, Ruth Mascarin, Roger Monnerat, Hansjörg Stalder und Stephanie Zellweger-Tanner.
Günter Altner, Daniel Ammann, Zvjezdana Cimerman und Beat Sitter-Liver möchte ich für ihre Beiträge in den Anmerkungen meinen Dank aussprechen.
E-Book-Ausgabe 2016
Copyright © 2005 by Lenos Verlag, Basel
Alle Rechte vorbehalten
Cover: Anne Hoffmann Graphic Design, Zürich
Coverbild: Florianne Koechlin
ISBN 978 3 85787 946 3
www.lenos.ch
Inhalt
Schwarze Samen, goldene Ähren
Wasserbockparfum gegen Tsetsefliegen
Was erlebt die Biene, wenn sie sieht?
Die Seele der Kuh
Die Würde des Eichenblatts
Von gärtnernden Fischen und smarten Schleimschimmeln
Wie wissen Schamanen, was sie wissen?
In der Biologie ergibt eins und eins nicht immer zwei
Die nicht fangbaren Fische
Zellen flüstern, schwatzen, reden
Nachwort von Philippe Roch
Anmerkungen
Literatur
Vandana Shiva, indische Ökologin
Schwarze Samen, goldene Ähren
Unser Landrover stoppt abrupt. Wir sind angekommen. Über uns erhebt sich ein rotgebrannter Gebirgsrücken. Unter uns liegen terrassierte Hänge. Uralte Steinmäuerchen ziehen sich wie ein Geflecht über den Talboden und weit in die Hänge hinauf. Das Grün der kleinen Äcker leuchtet zart in der Morgensonne. Ich bin in Indien. Ich bin zu Besuch bei der indischen Ökologin Vandana Shiva, um an einer gemeinsamen Publikation zu arbeiten. Zusammen mit einer Freundin habe ich zwei Wochen in ihrem Elternhaus in Dera Dung im Norden Indiens verbracht. Während einiger Stunden sind wir heute im Landrover durch die Berge gefahren, Vandana Shiva, zwei Bekannte von ihr, meine Freundin und ich. Nun haben wir unser Ziel erreicht, das alljährliche Saatgutfestival der Chipkobäuerinnen.
Vor uns, auf einer kleinen Ebene, sind bunte Decken ausgebreitet, und Frauen stehen schwatzend in Gruppen zusammen. Es sind auch Kinder da und einige wenige Männer. Am Rande des Feldes stehen Zelte. Aus allen Richtungen kommen Bäuerinnen herbei, um uns zu begrüssen.
Vandana Shiva, die alle kennt, ist klein und rundlich, sie trägt ihr schwarzes Haar zu einem Chignon geflochten, der mit einer verzierten Lederschnalle zusammengehalten wird. Auf der Stirn hat sie einen roten Punkt, das dritte Auge. Sie ist eine der bekanntesten Kämpferinnen gegen die Macht multinationaler Konzerne.
Vor zwanzig Jahren haben sich die Chipkofrauen zusammen mit Vandana Shiva erfolgreich gegen die Abholzung der letzten Wälder in ihrem Gebiet zur Wehr gesetzt. Als die Baumaschinen auffuhren, umfassten die Frauen die Bäume, hielten sich daran fest und liessen nicht locker, bis die Baumfäller wieder abzogen.
Leise erst, dann immer lauter ist Gesang zu hören. Nach und nach treffen neue Gruppen von Frauen ein, ihre farbigen Saris lose um den Kopf geschlungen. Die Frauen begrüssen und umarmen sich – manche haben sich ein Jahr nicht mehr gesehen, viele haben einen Tagesmarsch hinter sich. Zuletzt sind etwa achtzig Bäuerinnen versammelt, alle haben im Gepäck etwas von ihrem selbstgezüchteten Saatgut mitgebracht: Reis-, Hirse- und andere Samen.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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