Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Die 100 Kinderfilme (oder genauer: 99 Filme und eine Serie), die in diesem Buch vorgestellt werden, sind toll und sehenswert, lustig und ernst, böse und behaglich, garantiert jedenfalls nicht langweilig, und vor allem eins: verfügbar. Jeder einzelne Film aus dem Angebot für Kinder aller Altersstufen (beginnend mit 5 Jahren) steht auf mindestens einer großen Streaming-Plattform zum sofortigen Abruf bereit, viele auch kostenlos oder im Rahmen einer Flatrate. Die kurzen Filmkritiken sind von März bis Juni 2020 entstanden und ursprünglich auf Kino-Zeit.de erschienen.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 121
Veröffentlichungsjahr: 2020
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Sofort greifbare Streaming-Tipps für jedes Alter
Rochus Wolff
Impressum
Texte: © Copyright 2020 by Rochus Wolff Titelbild: © Copyright 2020 by Dorothea Blankenhagen
Verlag: Rochus Wolff, kinderfilmblog.de Walter-Bauer-Str. 4, 36043 Fulda E-Mail: [email protected]
Druck: epubli – ein Service der neopubli GmbH, Köpenicker Straße 154a, 10997 Berlin
„Mama, welchen Film schauen wir heute?“ Wenn wir auf diese Frage gerade nicht vorbereitet sind, kann sie uns Eltern schon ein wenig aus dem Konzept bringen.
Irgendwann sind die Kinder aus dem Alter raus, in dem sie immer das Gleiche, schon Bekannte noch einmal sehen möchten („Nochma Elsa! Jetz!“), sondern im Gegenteil nach Neuem lechzen („Papa, den habe ich doch schon dreimal gesehen!“) und sich Wiederholungen nur gelegentlich für wirkliche Lieblingsfilme gefallen lassen. (Das schon etwas größere Kind in meinem Haus liebt zum Beispiel Der Marsianer, den ich auch sehr mag und deshalb nun schon viermal gesehen habe.)
Es zahlt sich aus, für solche Filmwünsche vorbereitet zu sein. Egal, ob man regelmäßige Filmabende für die ganze Familie fest in die Woche einplant oder sich an verregneten Wochenenden spontan vor dem Fernsehgerät (oder der Beamer-Leinwand) versammelt: Ein Filmvorrat für plötzlich auftretenden kulturellen Appetit schadet nicht, und er will behutsam mit der Zeit ans Alter der Kinder angepasst werden. (Wenn man dann noch mehrere Kinder unterschiedlicher Altersstufen versorgen muss, wird die Filmauswahl zur echten Herausforderung – erfahrene Eltern können es bestätigen.)
Mit meinen Filmkritiken, Warnungen wie Empfehlungen, die ich in meinem Blog zu Kinderfilmen (einfach erreichbar unter kinderfilmblog.de) veröffentliche, habe ich seit 2013 versucht, diese Aufgabe für Eltern leichterzumachen. Immer mit Blick auf jene, die ihre Kinder nicht einfach nur vor irgendeiner Fernsehsendung oder einem beliebigen Disney-Film (oder schlimmer, einem Disney-Nachmacherfilm) absetzen wollen. Die vielleicht auch selbst mitgucken wollen, ohne dabei vor Langeweile oder Fremdschämen im Flokati zu versinken. (Ich wiederhole es gern: Die Kindheit ist zu kurz für schlechte Filme.)
Das hat mit seiner gewissen, aber nicht sehr konsistenten Regelmäßigkeit in meinem Blog und dem dazugehörigen Newsletter bis Anfang 2020 ganz gut funktioniert.
Dann kam Corona, und die Maßnahmen gegen die Pandemie warfen die Lebensrhythmen meiner Familie ebenso über den Haufen wie die eigentlich aller Familien im Land. Nach außen hin wurde das oft als Stillstand beschrieben, in Gesellschaft und öffentlichem Leben. Die relative Leere und Stille auf den Straßen verdeckte eher schlecht als recht, dass die Ausgangsbeschränkungen, Schul- und Kitaschließungen für Familien nicht unbedingt mehr Ruhe, sondern häufig das Gegenteil bedeuteten.
Das Leben mit Kindern verlagerte sich zwar in die Wohnungen und Häuser, wurde aber dadurch ja nicht weniger aufwändig. Stattdessen kam das meist sehr fein austarierte System von Kinderbetreuung, Arbeit und Familienleben gehörig aus dem Gleichgewicht. Ein Nebeneffekt bei uns und anderen war: Plötzlich gab es nicht mehr nur maximal einen Filmabend pro Woche, sondern eher zwei bis drei. Ideen mussten her, und zwar flott.
Um diesen Bedarf sinnvoll mit Vorschlägen zu füllen habe ich von Ende März bis Ende Juni (also kurz vor Beginn der Sommerferien in vielen Bundesländern) auf der sehr guten Website Kino-Zeit (kino-zeit.de) täglich einen Filmtipp für Kinder veröffentlicht.
Die Redaktion gab mir für die Auswahl praktisch eine „Carte Blanche“ – die einzige Bedingung: Die Filme mussten in Deutschland unproblematisch und legal, vor allem also: schnell als Stream verfügbar sein.
Vorgestellt und empfohlen habe ich so insgesamt 100 Filme (nein, gelogen: 99 Filme und eine sehr gute TV-Serie). Mein Anspruch dabei war, ein wirklich gut durchmischtes Angebot zu machen: unbekanntere und bekanntere Filme, Filmkunst und etwas gröbere Keile, Realfilme und Animation, für größere und für kleinere Kinder.
Die in dieser Reihe entstandenen kurzen Texte sind, neu sortiert und minimal überarbeitet, in diesem Buch zusammengetragen. Die Sammlung ist deshalb weder eine Bestenliste noch ein Kanon für die Filmbildung. Stattdessen habe ich Tipps und Empfehlungen versammelt, vielleicht genauer: Vorschläge für angenehme Filmabende. Ein kuratiertes, vorsortiertes Angebot, das dabei helfen soll, die gröbsten Stinker, die im Angebot der Streaming-Dienste schwimmen, zu umschiffen (und, oh boy, das sind eine Menge).
Ich habe nicht bei allen Filmen konkrete Streaming-Dienste mit Namen angegeben, auf denen sie verfügbar sind – oft ist dort nur zu lesen, der Film sei „auf zahlreichen Plattformen“ verfügbar. Nur bei Filmen, die nur auf wenigen Plattformen oder auf einzelnen auch im Rahmen einer Flatrate verfügbar sind, sind deren Namen konkret angegeben.
Allerdings gelten diese Angaben nur zum Zeitpunkt der Fertigstellung des Buches im Sommer 2020. In der schönen neuen digitalen Welt haben diese Hinweise sie leider oft nur temporären, letztlich flüchtigen Charakter.
Um herauszufinden, wo ein Film online verfügbar ist, empfiehlt sich ein Blick in eine der Online-Suchmaschinen, die nach Eingabe des Filmtitels recht zuverlässig ausspucken, wo er abgespielt, gekauft, geliehen werden kann. Die Plattformen, die ich für diese Suche nutze, sind:
werstreamt.es
justwatch.com
Auf diesen Websites (beide gibt es auch als App) ist es möglich, sich einen Account anzulegen und darin festzulegen, welche Streaming-Anbieter man bevorzugt bzw. welche Flatrate(s) man gebucht hat; Informationen zu diesen Dienstleistern werden dann bevorzugt angezeigt.
Alternativ finden sich die entsprechenden Informationen auch auf Kino-Zeit bei den Kritiken und Informationen zu dem jeweiligen Film.
Unter den Streaming-Plattformen gibt es eine Reihe von unterschiedlichen Modellen, wie für Filme bezahlt wird:
Hier zahlen die Nutzer_innen einen monatlichen Grundbetrag und können dafür Filme auf der Plattform ohne weitere Kosten ansehen – entweder alle dort vorhandenen Filme (das gilt etwa für Netflix und im Kern auch für Disney+) oder einen mehr oder minder großen Anteil. Nicht alle Filme bleiben dauerhaft im Angebot des Anbieters und damit in der Flatrate enthalten.
Um einen einzelnen Film für eine Gebühr digital „ausleihen“ oder „kaufen“ zu können (dies ist zum Beispiel für alle Filme der Fall, die bei amazon Video nicht in der Flatrate von amazon Prime enthalten sind), wird eine Gebühr pro Film fällig. „Ausleihe“ bedeutet dabei in der Regel, dass ein Film für etwa vier Wochen zur Verfügung steht, aber nach Start des Films innerhalb von 48 Stunden angesehen werden muss. Nach einem „Kauf“ kann der Film theoretisch beliebig oft und zeitlich unbegrenzt online per Stream angesehen werden; es ist aber auch schon vorgekommen, dass Filme aus dem Angebot eines Streaming-Dienstes entfernt wurden und so trotz vorherigen „Kaufs“ nicht mehr verfügbar waren. Die Vielfalt der Anbieter in diesem Bereich ist enorm, inzwischen haben auch einige Filmverleih-Firmen damit begonnen, ihre Filme selbst (z.B. über die Videoplattform vimeo.com) als Video-on-Demand-Service per Stream anzubieten.
Einige Streaming-Anbieter stellen einen Teil ihrer Filme auch kostenfrei zur Verfügung (z.T. dann auch über YouTube oder auf ähnlichen Wegen), dafür sind sie in der Regel mit (nicht überspringbarer) Werbung am Anfang und zum Teil auch mitten im Film versehen. Für Kinderfilme bieten hier insbesondere Netzkino und Kixi Angebote auf YouTube an. (Beide Anbieter bieten zudem kostenpflichtige Flatrates.)
Ohne weitere Kosten lassen sich, dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen und den Bibliotheken sei Dank, vor allem die Mediatheken von ARD, ZDF, arte und KiKA nutzen. Vor allem bei den beiden letztgenannten sind öfter hervorragende Kinderfilme zu finden.
Nutzer_innen öffentlicher Bibliotheken können in vielen Fällen die Videoplattformfilmfriend.de nutzen; der Zugang ist bei gültigem Bibliotheksausweis der beteiligten Bibliotheken bzw. Bibliotheksverbünde kostenlos.
Meine Vorschläge erscheinen in diesem Buch nicht in der Reihenfolge ihres ursprünglichen Erscheinens, sondern vorsortiert nach einer Altersempfehlung für den jeweiligen Film.
Die Empfehlung richtet sich dabei nach eigenen Erfahrungen und Einschätzungen, abgeglichen mit den pädagogischen Empfehlungen, wie sie zum Beispiel von der sehr empfehlenswerten Website kinderfilmwelt.de vorgeschlagen werden. (Dort sind Filmkritiken zu finden, die sich direkt an Kinder richten – besprochen werden vor allem aktuelle Kinofilme, aber auch Klassiker und Neuerscheinungen auf DVD und auf Streaming-Diensten.)
Aufmerksamen Eltern wird nicht entgehen, dass meine Altersempfehlungen nicht immer mit der Freigabe durch die Freiwillige Selbstkontrolle (FSK) übereinstimmt, die ebenfalls bei jedem Film angegeben ist. Dafür gibt es einen guten Grund: Die FSK gibt keine Altersempfehlungen ab. Sie interessiert sich nicht für pädagogische Bewertungen, sondern allein für den Aspekt des Jugendschutzes.
Das bedeutet konkret: Die FSK fragt danach, ob ein Film einem Kind in einem bestimmten Alter seelischen Schaden für seine Entwicklung zufügen kann oder wird. Auf dieser Basis werden die Filme von dem Gremium in das sehr grobe (und auch recht arbiträr strukturierte) Raster eingeteilt, das wir alle kennen: frei ohne Altersbeschränkung, ab 6, 12, 16 oder 18 Jahren.
Zwar sind die Einstufungen der FSK nicht frei davon, was Kinder in welchem Alter verstehen, verarbeiten und abstrahieren können (das ist insbesondere bei Gewaltdarstellungen natürlich ein wichtiges Thema), gerade auf die enormen Entwicklungssprünge, die Kinder zwischen 6 und 16 Jahren machen, bietet ihr Schema jedoch keine Antworten. Nicht jeder Achtjährige erträgt schon jeden FSK-6-Film, und nicht jede Zehnjährige muss sich bei FSK-0-Titeln unbedingt langweilen.
Dass die Einschätzungen der FSK sich auch historisch ändern – dass Filme also z.B. früher erst ab 16 freigegeben wurden, die heute problemlos ein FSK-12-Label erhielten – zeigt dabei zugleich, wie sehr die Kriterien, nach denen dort bewertet wird, auch von den Moralvorstellungen und Sehgewohnheiten der jeweiligen Zeit abhängen.
Das gilt natürlich für meine eigenen Alterseinstufungen nicht minder. Mein Goldstandard für die Altersempfehlung ist deshalb immer das eigene Urteil. Wer es zeitlich einrichten kann, für die oder den ist es das Beste, einen Film vorab zu schauen und selbstkritisch zu prüfen: Kann mein Kind das jetzt schon aushalten? Wird es daran Freude haben, etwas lernen?
Für alle, die das nicht schaffen, sollen meine Empfehlungen ebenso wie meine kurzen Texte eine Hilfe, Handreichung und Empfehlung sein.
Ich wünsche viele vergnügliche und spannende Stunden. Licht aus, Film ab!
Kröte Gordon ist schon sehr lange Polizist – auch wenn es im Wald wenig zu ermitteln gibt, so tut er dies doch stets mit vollem Einsatz, so gut es sein müder Körper noch hergibt. Wie gut, dass ihm eine junge Maus zur Seite steht, die so einsam ist, dass sie noch nicht einmal einen Namen hat.
Die Kinderbücher von Ulf Nilsson und Illustratorin Gitte Spee gibt es schon eine ganze Weile, der Film von Linda Hambäck überträgt die tierfreundliche Schwermut seiner Hauptfigur nun wunderbar in so lebendige wie ruhige Animationen. Dass der Film als „Schwedenkrimi für Kinder“ bezeichnet wurde, ist dabei eher seinem Tempo und dem beschriebenen Gemütszustand zu verdanken – die Blutigkeit, die sonst gern dem skandinavischen Kriminalgenre zugewiesen wird, ist hier jedenfalls nicht zu finden.
Stattdessen ist das bestens überschaubare, auch zurückhaltende Spannung in drei Geschichten, die in 65 Minuten auch für sehr junges Publikum erzählt werden; und so welterfahren Gordon ist, so erfrischend neugierig und unbeschwert tapst Maus Buffy durch den Wald.
Gordon & Paddy. Schweden 2017. Regie: Linda Hambäck, 65 Minuten. FSK 0, empfohlen ab 5 Jahren. Auf zahlreichen Plattformen als VoD verfügbar.
Éléonore hat Leon immer vorgelesen – und als sie stirbt, hinterlässt die Tante deshalb ihrem Neffen ihren wertvollsten Besitz: die Bibliothek. Leider hat Leon mit dem Lesen ziemlich Mühe; das wird ein drängendes Problem, als er erfährt, dass die Bücher seiner verstorbenen Tante die eigentliche Heimat all seiner geliebten Figuren aus Märchen und Geschichten sind: Alice (die aus dem Wunderland), Pinocchi, Rotkäppchen und viele mehr. Sie alle brauchen diese Bibliothek und einen Leser, eine Leserin, um sie zu beschützen. Leon, von einer bösen Hexe auf die Größe der Bücherfiguren kleingeschrumpft, bleibt nur wenig Zeit, um die Bücher vor dem Verkauf zu retten und lesen zu lernen.
Die eigentliche Geschichte von Leon und die magischen Worte ist zunächst eher klein – es ist die Magie, die Vielfalt der Märchenfiguren, die daraus einen größeren Horizont webt. Die Bilder sind einfach, klar gezeichnet und wie die Geschichte ohne große Schnörkel. Es ist gar nicht so einfach, eine spannende Geschichte so zu erzählen, dass sie auch schon für kleinere Kinder geeignet ist, ohne Ängste auszulösen, aber Regisseur Dominique Monféry ist das hier wunderbar gelungen. Für etwas Ältere mag allerdings die Botschaft, wie wichtig und schön es ist, lesen zu können, gelegentlich ein wenig zu deutlich herumgezeigt werden. Spass macht der Film da immer noch.
Kerity, la maison des contes. Frankreich, Italien 2009. Regie: Dominique Monféry, 74 Minuten. FSK 0, empfohlen ab 5 Jahren. Auf filmfriend im Angebot enthalten; auf zahlreichen Plattformen als VoD verfügbar.