Münsterplatz – Münster – Historisches Kaufhaus – Wentzingerhaus – Alte Hauptwache – Kornhaus – Basler Hof – Haus zum Walfisch – Rathausplatz – Colombischlössle – Schwarzes Kloster – Universitätsviertel – Martinstor – Kaiser-Joseph-Straße – Markthalle – Fischerau – Augustinerplatz – Schwabentor.
Das wirtschaftliche, kulturelle und touristische Zentrum im Breisgau ist zugleich die heimliche Hauptstadt des Schwarzwalds, und dies obschon Freiburg mit einem Bein bereits in der Oberrheinebene steht. Von 278 Metern am Münster bis auf den 1284 Meter hohen Schauinsland hinauf reicht das Stadtgebiet, umfasst also eine Höhendifferenz von mehr als 1000 Metern.
Die attraktive Lage im Dreiländereck Deutschland, Frankreich und Schweiz machte Freiburg in den letzten Jahrzehnten zur am schnellsten wachsenden deutschen Großstadt. Heute zählt sie 232 000 Einwohner, mehr als jeder zehnte davon ist als Student an einer der sechs Hochschulen eingeschrieben. Freiburg ist damit trotz seiner 900-jährigen Geschichte eine junge weltoffene Stadt, und sowohl Einheimische wie Zugereiste und Gäste wissen das große Kulturangebot zu schätzen.
Vielleicht spielt für den hohen Beliebtheitsgrad der Stadt auch das ausgesprochen milde Klima eine Rolle. Vom benachbarten Kaiserstuhl einmal abgesehen ist es nirgendwo in Deutschland so warm wie hier. Der Frühling setzt an der Dreisam bereits ein paar Wochen früher ein als anderswo, und wenn spätestens Anfang Oktober in Frankfurt oder Bremen die Terrassenbestuhlung bereits im Depot verschwunden ist, kann auf dem Münsterplatz mitunter bis in den November hinein in der Sonne ein Viertele getrunken werden.
Im November 1944 legte ein Bombenangriff die Innenstadt in Schutt und Asche. Der fast 30-jährige Wiederaufbau lehnte sich weitgehend an historische Vorlagen an, trotz vielerorts neuer Bausubstanz konnte die Altstadt so viel von ihrem mittelalterlichen Flair bewahren. Wie durch ein Wunder blieb Freiburgs größte Sehenswürdigkeit, das gotische Münster, unversehrt.
Während der Amtszeit des grünen Oberbürgermeisters Dieter Salomon von 2002 bis 2018 hat sich Freiburg zur ökologischen Modellstadt entwickelt und auch der derzeitige OB, der parteilose Martin Horn, setzt auf öko. Wo immer es geht, werden alternative Energien genutzt, auch der öffentliche Nahverkehr ist vorbildlich ausgebaut. Fast die ganze Altstadt ist bis auf Zulieferer für den Autoverkehr gesperrt. Fußgänger können ungestört durch Gassen und über Plätze flanieren. Ein Ausrufezeichen in Sachen Nachhaltigkeit setzte 2017 das neue Rathaus im Stühlinger. Innovativ gibt sich auch das neue Europa-Park-Stadion, in dem der FC Freiburg seine Heimspiele bestreitet – 2022 bekam es eines der größten Solardächer Deutschlands.
Man sollte Freiburg nicht verlassen, ohne auf dem Schlossberg gewesen zu sein. Denn hier kann man nicht nur viel über die Gründungsgeschichte der Stadt erfahren, sondern in einem der Biergärten den Blick über die Altstadt genießen.
Blick vom Freiburger Münsterturm auf den Münsterplatz
Vom Münster zum Rathausplatz
Wer sich auf die Spitze des 116 Meter hohen Turm des Freiburger Münsters bemüht, wird mit einer großartigen Aussicht auf die Stadt belohnt
Ein Stadtrundgang beginnt am besten mitten in der A Altstadt aC/aD5 am Münsterplatz, bevorzugt vormittags an einem Wochentag, wenn rund um das Münster ein quirliger Bauernmarkt abgehalten wird. Wer vor den 328 Stufen nicht zurückschreckt, kann vom 116 Meter hohen Westturm des Münsters aC5 das emsige Treiben aus der Vogelschau genießen. Je mehr man an Höhe gewinnt, desto enger wird allerdings der Turmaufgang. Unterwegs kommt man am Glockenstuhl vorbei, in dem die 100 Zentner schwere Hosanna jeden Freitag um elf Uhr geläutet wird – also nicht erschrecken, wenn es gerade so weit sein sollte. Oben glücklich angekommen schaut man auf die bunten Marktschirme hinab, an schönen Tagen schweift der Blick über die Oberrheinebene zu den Bergrücken der Vogesen. Und den Schwarzwald sieht man selbstverständlich auch.
Vier Habsburger Herrscher am Historischen Kaufhaus in Freiburg
Der Münsterplatz wird oftmals die »Gute Stube« der Stadt genannt. Die Südseite des Platzes ziert die kräftig rote Fassade des Historischen Kaufhauses aD5(1520–30). Das architektonische Schmuckstück der Renaissance diente vor 500 Jahren als Finanzzentrum der Stadt, heute werden die stilvollen Säle für Tagungen und repräsentative Empfänge genutzt. Der prächtigste davon ist der Kaisersaal mit einer reichlich von Stuck geschmückten Decke. Auf dem Balkon über dem Arkadengang weisen vier unter Baldachinen stehende Vertreter der Habsburger Dynastie auf die jahrhundertelange Zugehörigkeit Freiburgs zu Vorderösterreich hin. Die Frontfassade wird von zwei verspielten Erkertürmchen mit polygonal gedeckten Spitzdächern eingefasst.
Im spätbarocken Wentzingerhaus aD5 (1761) links daneben informiert ein Museum über die wechselhafte Stadtgeschichte, ständig ging es zwischen Österreich und Frankreich hin und her, bis Freiburg schließlich auf Geheiß von Napoleon 1805 dem neu geschaffenen Großherzogtum Baden zugeschlagen wurde. In dem auch »Zum Schönen Eck« genannten Patrizierhaus wohnte einst der Freiburger Künstler Christian Wentzinger. Der Bildhauer, Maler und Baumeister verewigte sich über dem Balkongeländer über dem Eingangsportal in einem Selbstporträt. Ein paar Schritte neben dem Wentzingerhaus gibt in der ehemaligen Alten Wache (1733) das Haus der badischen Weine den besten Überblick über die guten Tropfen des Weinlandes Baden, etliche davon können gleich vor Ort verkostet werden.
An der Nordseite des Münsterplatzes springt der Staffelgiebel vom Kornhaus aC5 (1498) ins Auge. Hier wurde nicht nur Getreide gespeichert, auch das Schlachthaus (»Große Metzig«) war bis zum Umzug an den Gewerbekanal hier zu Hause. Der im Krieg zerstörte und 1971 nach alten Plänen wieder rekonstruierte Bau beherbergt heute im Parterre ein beliebtes Café.
Am wenige Schritte entfernten Basler Hof (1494–96) prangen von der schmucken Renaissance-Fassade nicht von ungefähr die drei Basler Stadtheiligen. Das Palais diente während der Reformation dem Basler Domkapitel zeitweise als Sitz, heute tagt darin das Regierungspräsidium von Südbaden. Architektonische Kleinode sind zwei verschnörkelte Erker mit aufgesetztem Helm.
Zufluchtsort des Erasmus von Rotterdam: das Haus zum Walfisch
Jenseits der Kaiser-Joseph-Straße, der Einkaufsmeile der Freiburger, steht in der Franziskanerstraße mit dem Haus zum Walfisch aC4 (1516) ein blutrot gestrichenes, weiteres interessantes historisches Gebäude. Hinter dem mit Maßwerk geschmückten Portal fand von 1529–31 Erasmus von Rotterdam Zuflucht vor der Reformation. Bemerkenswert sind die beiden skurrilen Wasserspeier in den oberen Erkerecken: links ein Löwe, der eine menschliche Beute in seinen Klauen hält, rechts eine splitternackte wohlproportionierte alte Frau. Bei den Skulpturen handelt es sich um Kopien, die Originale können aus nächster Nähe im Augustinermuseum bestaunt werden. Über dem Hofportal an der rückseitigen Gebäudefront prangen Stadtsiegel und Stadtwappen. Links vom Bogenportal zeigt ein in die Wand eingelassenes Marmorporträt den österreichischen Kaiser Maximilian I. Es ist nach einem Holzschnitt von Albrecht Dürer gearbeitet.
»Kleine Perle« der Freiburger Stadtgeschichte: die Gerichtslaube im Hinterhof des Alten Rathauses
Auf dem Rathausplatz aC4 erinnert eine Brunnenstatue an den Franziskanermönch Bertold Schwarz, der 1353 zufällig das Schießpulver erfunden haben soll – eigentlich bezweckte der nebenberuflich als Alchimist beschäftige Mönch mit seinen Experimenten Gold herzustellen.
Portal des Alten Rathauses
Im nach dem Krieg wieder aufgebauten Alten Rathaus befindet sich die Tourist Information. Hinter neueren Anbauten versteckt sich die Gerichtslaube; das freistehende Giebelhaus von 1278 gehört zu den ältesten Bauten der Stadt, 1498 tagte hier der Reichstag.
Das Neue Rathaus an der Nordseite des Platzes besteht aus zwei Giebelhäusern aus dem 16. Jahrhundert, die später durch einen Querbau miteinander verbunden wurden. Von dem aufgesetzten Türmchen ertönt jeden Mittag ein Glockenspiel, nicht um Punkt zwölf, sondern drei Minuten später. Sofern es das Wetter erlaubt wird im Sommer der lauschige Innenhof im Rahmen der Rathaushofspiele zur Freilichtbühne des Wallgraben Theaters.
Wo Häuser Geschichten erzählen
Altstadt und Münsterplatz
Freiburg im Breisgau, Baden-Württemberg
Mit dem Bestellen sollte man sich beeilen. In der warmen Jahreszeit sitzt es sich gut in einem der Freiluftcafés auf dem Münsterplatz. Freiburg gehört zu den Orten mit den meisten Sonnenstunden. Doch wenn man noch nicht bestellt hat und das Sturmgeläut der wummernden 7000 Kilo schweren Christusglocke und des penetrant bimmelnden 80-Kilo- Magnifikatglöckleins einsetzt, wird es schwierig. Eine Viertelstunde lang können Bestellungen nur noch gebrüllt werden. An eine Unterhaltung am Tisch ist nicht zu denken. Dennoch haben viele der stillen Leute verklärte Gesichter. Für alle, die von dem Münsters-Geläut nicht genug bekommen können: Es gibt die Glocken auch als Handy-Klingelton oder als MP3-File.
Vor allem ältere Leute, denen die eigene Vergangenheit wieder wichtig wird, können viel erzählen. Aber auch alte Städte erzählen von der Welt von gestern. Freiburg (232 000 Einwohner), das kulturelle Zentrum des Breisgaus, wurde Ende des 11. Jahrhunderts gegründet und gilt als eine der lebenswertesten Städte Deutschlands. Es ist eine prall gefüllte Schatzkammer mittelalterlicher Stadtarchitektur, zudem wunderbar gerahmt von einer Landschaft, die schon etwas von der Heiterkeit des Südens hat. In der Altstadt bekommt der Besucher noch ganze Häuserreihen zu sehen, die aus dem 14. und 15. Jahrhundert stammen. Sie haben skurrile Namen, die Anschauungsunterricht geben in früherer Orientierungskunst. Damals gab es keine Straßennamen. Im Bereich zwischen Martinstor und Schwabentor tragen Häuser Namen wie »Zum grauen Wolf«, »Zum Dachs«, »Zum grünen Schabeisen« oder »Zum roten Radwecken«. Andere heißen »Zum roten Stiefel«, »Zur blauen Säge«, »Zum Löffelkorb«, »Zum Blaufuß«, »Zur Häxen«, »Zur Nachthaube« oder »Zu den drei güldin Schwänen«. Das älteste Gasthaus Freiburgs, das Haus »Zum roten Bären«, wird seit 1120 ununterbrochen genutzt. Hier wird solide badische Küche zu leicht gehobenen Preisen serviert. Alle Hausbezeichnungen weisen auf Berufe und Tätigkeiten der einstigen Bewohner hin.
Vor allem Fischer, Gerber und Handwerker brauchten Wasser, deshalb wurde es aus der Dreisam in »Bächle« in die Altstadt abgeleitet. Als typische Freiburger Eigenart prägen heute die insgesamt neun Kilometer langen schmalen Wasserrinnen die Innenstadt und ihre »Gässle«. Wer als Zugereister ins Wasser trete, ob versehentlich oder bewusst, kehre wieder, heißt es.
Info: Freiburg liegt südwestlich des Schwarzwalds. Info Freiburg: Tourist Information Freiburg, Rathausplatz 2–4, 79098 Freiburg i. Br., Tel. (07 61) 38 81-880, www.freiburg.de, www.visit.freiburg.de.
Blick vom Freiburger Münsterturm auf den Münster-platz
Der schönste Turm der Christenheit
Freiburger Münster
Freiburg im Breisgau, Baden-Württemberg
Wer sich an einem der Markttage, die seit 1800 auf dem Münsterplatz abgehalten werden, an Obst-, Gemüse- und Blumenständen, Touristen und Händlern vorbeiwindet und durchs mächtige Portal aus rotem Sandstein das Freiburger Münster betritt, gerät in die Stille. Der Trubel draußen, die entzückten Ausrufe der Zugereisten, die über die den Platz säumenden alten Gebäude – das rote Kaufhaus mit Laubengang und Staffelgiebeln von 1532, das Wenzingerhaus mit dem Museum für Stadtgeschichte, das Kornhaus, und alle diese Bauten flankiert von Erkern mit spitzen Helmen – staunen, sind auf einmal weit weg. Das alte Gotteshaus, dessen Vorgängerbau aus dem Jahr 1200 stammte und das nach mehr als 150 Jahren Bauzeit seit 1513 in heutiger Form existiert, ist ein wahrer Kunsthort. Mit Glasgemälden in den Chorkapellen, dem berühmten Hochaltarbild (1516) von Hans Baldung Grien, seinem bedeutendsten Werk, und einem Altarbild (1521) von Hans Holbein dem Jüngeren in der Universitätskapelle. Kunst und Ruhe bringen die Besucher zur Besinnung.
Der Schweizer Historiker Jacob Burckhardt bewunderte den 116 Meter hohen Turm (1330) der Kathedrale und feierte ihn als den »schönsten der Christenheit«. Man kann ihn besteigen, den vielfach durchbrochenen Turmhelm betrachten und hat von dort oben eine wunderbare Aussicht über die Dächer der Stadt bis zu den gestaffelten Weinbergen (650 ha Rebfläche) und Höhenzügen ringsumher. Danach aber geht es wieder hinunter in den 126 Meter langen Kirchenraum, zu dessen Sehenswürdigkeiten die großen bemalten Glasfenster, gestiftet von den Freiburger Zünften, die Orgel und ein Fastentuch aus dem 16. Jahrhundert, mit dem in der Fastenzeit der Chor verhängt wird, gehören. Im dreigeteilten Tympanon am Westportal sind dicht gedrängt Szenen aus dem Leben Christi dargestellt: Unten rechts beginnt der Zyklus mit der Geburt Christi. Zahlreiche kleinfigurige Skulpturen an den Bögen stellen wichtige Personen des Alten Testaments dar, u. a. Adam, Abel (mit Opferlamm), Noah (mit Arche), Melchisedek (mit Kelch und Brot), Abraham (Opferschwert und Widder), seinen Sohn Isaak (Holzbündel), Jakob (mit Himmelsleiter), seinen Sohn Juda und Mose (mit Gesetzestafeln).
Info Freiburger Münster: Münsterplatz, 79098 Freiburg i. Br., www.freiburgermuenster.info, Führungen und Turmbesteigung möglich.
Das Tympanon am Westportal des Freiburger Münsters mit Szenen aus dem Leben Christi