La Palma - Rolf Goetz - E-Book

La Palma E-Book

Rolf Goetz

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Beschreibung

Der Autor Rolf Goetz kennt die Westkanareninsel sehr genau und fühlt sich dort ganz zuhause. Das merkt man seinem Reiseführer, der laufend aktualisiert wird, auch an. Er schildert Hintergründiges zu Land und Leuten, zeigt Naturschönheiten und verschwiegene Badeplätze, führt zu idyllischen Dörfern und prähistorischen Fundstätten. Sein Anliegen ist es, für die Insel und den Schutz ihrer faszinierenden Natur zu begeistern. Seine mehrfach getesteten 20 Wandertouren führen daher auf Vulkanschlote, in tiefe Schluchten mit wilden Bachläufen und an den Rand der Caldera. Die praktischen Informationen zu Einkehren, Ausgehen und Unterkommen zeigen, wo es typisch und (biologisch) lecker ist. Und – zum ersten Mal in einem Reiseführer überhaupt beschrieben – alle Fincas des Turismo-rural-Projektes: ländlich und typisch kanarisch urlauben.

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Peter Meyer Reiseführer: Landeskunde & Reisepraxis

LA PALMA

ERHOLEN UND WANDERN AUF DER GRÜNSTENDER KANARISCHEN INSELN

von Rolf Goetz

Puerto Tazacorte

LA PALMA

ERHOLEN UND WANDERN AUF DER GRÜNSTEN DER KANARISCHEN INSELN

Über den Autor

Ein besserer Urlaubsberater zu La Palma wird schwer zu finden sein, denn Rolf Goetz hat sich seine Lieblingsinsel zur zweiten Heimat erwählt und verbringt dort mehrere Monate jährlich - wenn er nicht gerade sonstwo in der Welt unterwegs ist oder die Nachbarinseln besucht. So konnte er die gesamte Insel erkunden, zu Fuß, per Rad und mit dem Mietwagen. Dies ist übrigens nicht sein erstes Buch: Er verfasste mehrere Titel über Naturkost und gesunde Ernährung; und als Peter Meyer Reiseführer sind u.a. seine hoch gelobten vielseitigen Reisebegleiter zu den Kanaren-Inseln Lanzarote, Fuerteventura, Teneriffa und La Gomera erschienen.

Peter Meyer Reiseführer

Unsere Leser möchten verstehen, was sie sehen. Toleranz und Herzlichkeit sind ihnen wichtig, Wanderlust und Aktivitätendrang wollen sie so umweltschonend wie möglich ausleben. Sie sind vielseitig interessiert und neugierig auf Neues. Deshalb finden Sie hier zu allen Bereichen des Lebens authentisches Hintergrundwissen über Ihr Reiseland sowie ausführliche reisepraktische Informationen. Aktuell und persönlich für Sie vor Ort recherchiert. Und natürlich ressourcenschonend und umweltfreundlich hergestellt. Mehr unter www.PeterMeyerVerlag.de.

Zur Einstimmung

NATUR & WIRTSCHAFT

VULKANE UND DRACHENBÄUME

La Palmas Vulkane

Geografie: Höhen und Tiefen einer Insel

Karte: Entstehung einer Caldera

Vulkanismus

Karte: Geologie

Küsten und Strände

Wind und Wetter

Karte: Klimadaten

Woher der Wind weht

Karte: Passatwolke

Regen, Schnee & Co.

Isla Verde: Viel Grün zwischen Dragos & Bananen

Relikte aus dem Tertiär

Karte: Makaronesien

Vegetationszonen

Karte: Vegetationszonen

Dürfen in keinem Paradies fehlen: Palmen

Von Flattertieren und Echsen

Säugetiere

Was fliegt denn da?

Die kleinsten Verwandten der Dinosaurier: Echsen

Unter Wasser: Meeresfauna

Umweltschutz

Umwelt-Tipps für Urlauber

WIRTSCHAFT IM WANDEL DER ZEIT

Luxus für die Reichen: Zucker

Wein: Der Malvasier erobert die Welt

Cochenille – eine Laus, die es in sich hat

Ökologisches Harakiri mit Bananen

Süße Früchtchen aus dem Paradies

Was kommt nach der Banane?

Emigration: Ventil bei Wirtschaftskrisen

Tourismus

GESCHICHTE & KULTUR

DIE INSELN DER GLÜCKSELIGEN

Die Zeit der Guanchen

Botschaften aus der Vergangenheit

Alltag in der Steinzeit

Karte: Kultur der Altkanarier

Waffen und Kampftechniken

Glaube und Kult

Wiederentdeckung und Eroberung

Die Einnahme von »Benahoare«

Nach den Eroberern kommen die Piraten

Zwischen Bürgerkrieg und Demokratie

Das Inselparlament

Bevölkerungsdaten

LEBENSART UND FOLKLORE

Alltag mit Pause

Siesta ist obligatorisch

So schön können Fiestas sein

Die Bajada

Karneval

Feste & Feiertage

Traditionen heute

Lucha canaria: Der Ringkampf der Altkanarier

Von Gofio und Papas Arrugadas: Typisch essen

Kanarische Küche

Rezept

Gofio

Spanische Küche

Internationale Küche

Naturkost – vollwertig speisen auf Reisen

Von Café solo, Vino tinto & Cerveza

Die Speisekarte von A bis Z

REISE - & FREIZEITTIPPS

RUND UMS REISEPRAKTISCHE

Bevor es los geht

Rund ums Geld

Was kostet was?

Gesundheit

Info-Adressen

Was mitnehmen?

Einreiseformalitäten

Anreise

Mit dem Flugzeug

Reiseveranstalter

Anreise mit dem Schiff

Reif für die Insel: Reisetipps vor Ort

Verständigung

Rund um die Uhr

Bank, Post, Telefon

Medizinische Versorgung

Vorwahlen | Nützliche Nummern

Presse & Medien

Schöne Souvenirs

Unterkünfte

Turismo Rural

Verkehr & Sport

Bus fahren leicht gemacht

Busfahrplan

Mit dem Auto unterwegs

Inselhüpfen

Karte: Verbindungen zwischen den Inseln

Radfahren & -wandern

Tennis

Reiten

Gleitschirmfliegen

Baden und Fkk

Badefreuden?

Tauchen & Schnorcheln

Surfen & Segeln

SANTA CRUZ

DIE HAUPTSTADT DER INSEL

Stadtgeschichte

Karte: Santa Cruz, Übersicht

Stadtbesichtigung

Plätze mit Flair

Am Meer entlang

Karte: Nördliche Innenstadt

Karte: Südliche Innenstadt

Die Plaza España

Museen

Kleine Ausflüge zu Fuß

Zur Heiligen Jungfrau vom Schnee

Adressen & Nützliches

Unterkunft

Essen & Trinken

Ausgehen am Abend

Nützliche Adressen

DIE OSTSEITE

KÜSTE & HINTERLAND IM OSTEN

Südlich von Santa Cruz

Breña Baja

Los Cancajos

Karte: Playa de los Cancajos

Breña Alta

Ausflug mit Kloster- & Tierparkbesuch

Mazo

Bauernmarkt

Karte: Mazo

Töpferwerkstatt

Die Küste nördlich von Santa Cruz

Puntallana

Tipp: Playa de Nogales

Los Sauces

Karte: Los Sauces

Tipp: Biosphärenreservat Los Tilos

San Andrés

Karte: San Andrés

Barlovento

Karte: Barlovento

LOS LLANOS & DIE WESTSEITE

HEIMLICHE HAUPTSTADT: LOS LLANOS

Ausflug nach Argual

Karte: Los Llanos

Ausflüge in die Umgebung

Adressen & Infos

Unterkunft

El Paso, das Tor zur Caldera

Aussichtspunkte im NP im Überblick

Besucherzentrum NP Caldera de Taburiente

Ausflüge nahe El Paso

Karte: El Paso

DIE WESTKÜSTE DER INSEL

Valle de Aridane und seine Badeorte

Tazacorte

Karte: Tazacorte

Puerto de Tazacorte

Badespaß in Puerto Naos

Karte: Puerto Naos

Badebuchten

Die Strandsiedlung El Remo

Orte Im Nordwesten

Tijarafe

Puntagorda

Das Mandelblütenfest von Puntagorda

Las Tricias

Garafía, Ausgangspunkt für Spurensucher

San Antonio del Monte

La Zarza und La Zarcita

El Tablado

Cueva de Agua

Roque Faro

Unterkunft

DIE SÜDSPITZE

VULKANE, WEIN UND STRÄNDE

Los Canarios (Fuencaliente)

Volcán San Antonio

Der Vulkanausbruch des Teneguía von 1971

Volcán Teneguía

Die Küste unterhalb von Los Canarios

Unterkunft

Karte: Los Canarios (Fuencaliente)

Essen & Trinken

Nützliche Adressen

AUSFLÜGE & RADTOUREN

RUNDTOUREN PER AUTO UND RAD

1Zur Cumbrecita und nach Los Llanos

Tipps für Radfahrer

2Zum Roque de los Muchachos

Roque de los Muchachos: Ausguck ins Universum

Tipps für Radfahrer

3Über El Pilar nach El Paso

Tipps für Radfahrer

4Die Südroute über Los Canarios

Tipps für Radfahrer

5Die Nordroute über Barlovento

Tipps für Ausflüge mit Kindern

Tipps für Radfahrer

6Von Los Llanos zu den Petroglyphen bei Garafía

Tipps für Radfahrer

WANDERFÜHRER

WANDERN AUF DER ISLA VERDE: 20 TOLLE TOUREN

Bevor es losgeht: Einige Tipps und Hinweise

Wandern & Campieren in der Caldera

Leichte Touren im Westen

 1Zu den Felsbildern von La Fajana

 2Aufstieg zum Panoramaberg Pico Bejenado

 3Abstieg vom Felskap El Time zum Meer

 4Zum Schmugglerhafen von Tijarafe

 5Zur Playa de la Veta

 6Zu den Guanchenhöhlen von Buracas

In der Caldera de Taburiente

 7Kleiner Rundweg an der Cumbrecita

 8Die Bilderbuchtour in die Caldera

 9Todesängste in der Angustias-Schlucht

Karte: Höhenprofil

10In die Caldera zum Wasserfall

11Wanderungen ab Playa de Taburiente

Cumbrewanderungen

12Aufstieg zur Cumbre & zum Reventón-Pass

13Gratwanderung zwischen Ost und West

14Übern Schneeberg zur Punta de los Roques

15Auf den höchsten Punkt von La Palma

16Auf stillen Waldpfaden

17Die klassische Vulkantour

Schluchten & Tunnel im Nordosten

18Zu den Quellen Marcos y Corderos

19Ausguck übers Biosphärenreservat

20Abenteuertour durch Wasserkanaltunnel

KARTENATLAS 1:50.000

LA PALMA IN 14 SCHNITTEN

REGISTER

Impressum

Zur Einstimmung

Du bist hier näher an der Ewigkeit – die Sinnlosigkeit des Universums kannst du hier mit Händen greifen, und diese Sinnlosigkeit ist grausam schön, denn wozu muss denn alles das einen Sinn haben, hombre?

Janosch

Es ist noch gar nicht so lange her, da wurde La Palma fortwährend verwechselt mit Palma (de Mallorca) oder Las Palmas (de Gran Canaria). Mittlerweile hat die Insel eine unverwechselbare Identität gewonnen, und auch die geografische Einordnung klappt. Dabei trifft das übliche Kanarenklischee von Sonne, Strand und mondänem Nightlife auf die Isla Verde am westlichen Rand des kanarischen Archipels nur bedingt zu.

Da ist zunächst mal das Wetter: Blauen Postkartenhimmel gibt es schon, aber nicht das ganze Jahr über. Gerade in den Wintermonaten, wenn zivilisationsgestresste Mitteleuropäer dem nebelgrauen und nasskalten heimischen Wetter entfliehen wollen, gerade dann kann der inseltypische Passatwind mächtige Wolkenbänke zusammenschieben, welche das Eiland wie ein Sonnenschirm vor allzu großer Strahlung in Schutz nehmen. Und – fern vom mitteleuropäischen Wunschdenken – kann es mitunter gar heftig regnen und stürmen; von irgendwas muss das üppige Grün ja herkommen, dem die Insel ihren Beinamen »die Grüne« verdankt.

La Palma eine Badeinsel zu nennen, wäre ebenfalls Hochstapelei. Die paar kleinen schwarzsandigen Badebuchten machen nicht viel her. Doch das hat sein Gutes: Zwischen den Klippen der Steilküste lohnte bislang kaum der Versuch, größere Ferienzentren hochzuziehen.

Was macht also dann den Reiz der Insel aus? Das kleine Eiland überrascht und fasziniert durch ein vielseitiges Landschaftsbild. Auf engstem Raum findet sich eine grandiose Gebirgslandschaft, zerrissen von tief eingeschnittenen Schluchten und Tälern. Die Flanken der Bergrücken sind mit Resten tertiärer Lorbeerwälder besetzt. Ausgedehnte Kiefernbestände und im feuchten Norden eine subtropische Flora mit überdimensionalen Farnen und Rankengewächsen, dazu archaisch anmutende Drachenbäume: eine üppige und äußerst vielgestaltige Vegetation! Naturfreunde kommen voll auf ihre Kosten. Praktisch hinter jeder Biegung lauert ein neuer Panoramablick. La Palma vermittelt ein intensives Inselgefühl, der Atlantik ist allgegenwärtig – von jeder Anhöhe, jedem Dorf und jedem Bungalow aus grüßt das Meer.

La Palma ist zugleich eine Insel der Kontraste. Die geologisch jüngere Südhälfte wird ganz von bizarren Vulkankegeln beherrscht. Zuletzt öffnete sich 1971 die Erde, aus einem binnen weniger Tage empor gewachsenen Feuer speienden Schlot ergossen sich schwarze Lavamassen ins Meer und verwandelten die Wälder rundum in eine unwirtliche Mond- und Kraterlandschaft.

Mit dem kulturellen Erbe der Altkanarier wird unspektakulär umgegangen. Für die Einheimischen ist die Hinterlassenschaft ihrer steinzeitlichen Vorfahren selbstverständlicher Teil der Gegenwart. Wer den Spuren der Ureinwohner folgt, dem präsentiert sich die Insel geradezu als prähistorisches Freilichtmuseum: Wohnhöhlen, Rudimente von Kultplätzen oder noch auf Entschlüsselung wartende symbolträchtige Felsgravuren begegnen aufmerksamen Forschern auf Schritt und Tritt.

Nicht weniger bemerkenswert ist die Hinterlassenschaft der Konquistadoren. Vor gut 500 Jahren, im selben Jahr als Kolumbus von der Nachbarinsel La Gomera aus zu seiner folgenreichen Fahrt nach Indien aufbrach, gelang es den spanischen Eroberern, sich der Insel zu bemächtigen. Sie bauten schmucke weiße Städtchen, die in ihrem Kern bis heute erhalten blieben. Stattliche Bürgerhäuser mit von prächtigen Holzbalkonen gezierten Fassaden vermitteln ein lebendiges Bild von der einstigen Blüte des spanischen Weltreichs. Die klerikale Architektur, der Inselgröße angepasst, beeindruckt durch schöne Details, wie Renaissanceportale und von andalusischmaurischen Handwerkern kunstvoll geschaffenes Schnitzwerk.

Obschon nur einen Steinwurf von einem der weltweit größten Zentren des Massentourismus entfernt, kam La Palma relativ spät mit dem Fremdenverkehr in Kontakt. Noch vor wenigen Jahren ein touristisches Niemandsland, entwickelt sich die Insel nun mehr und mehr zu einem Eldorado für Erholung Suchende, die außer Ruhe auch saubere Luft und das »Erlebnis Natur« finden möchten. Zahlreiche abenteuerlich schöne Wanderwege laden zur Erkundung der Insel ein. Zusätzlich attraktiv ist die Möglichkeit, den Aktivurlaub mit einigen Badetagen an einem der dunklen Lavasandstrände zu kombinieren.

Verglichen mit den überlaufenen Nachbarinseln hat La Palma immer noch wenig Besucher. Schön! Es sind zwar die letzten Jahre spürbar mehr geworden, doch noch sind Natur und Umwelt halbwegs im Lot. Dieses Reisebuch will dazu beitragen, dass dies so bleibt, und Ihnen behilflich sein, auf der Isla Verde unbeschwerte, erlebnisreiche Ferien zu verleben.

In diesem Sinne

»Gute Reise«!

Rolf Goetz

PS: Über Ihre Anregungen und Korrekturen, die Sie an die Verlagsadresse senden können, freue ich mich. Bitte geben Sie Zeitraum und Art Ihrer Reise an.

Peter Meyer Verlag

– La Palma –

Schopenhauerstraße 11

D-60316 Frankfurt am Main

[email protected]

www.PeterMeyerVerlag.de

Von Urgewalten geformt: Der Barranco de las Angustias – die Schlucht der Todesängste

NATUR & WIRTSCHAFT

VULKANE UND DRACHENBÄUME

La Palmas Vulkane

Geografie: Höhen und Tiefen einer Insel

Die Caldera de Taburiente

Karte: Entstehung einer Caldera

Vulkanismus – Glossar der Begriffe

Die Cumbres

Karte: Geologie und Vulkanismus

Die Barrancos im Norden

Küsten und Strände

Lage und Größe La Palmas

Wind und Wetter

Tipp: Wettervorhersage

Karte: Klimadaten

Woher der Wind weht

Karte: Entstehung einer Passatwolke

Der Kalima aus der Sahara

Regen, Schnee & Co.

Die Wetterscheide

Isla Verde: Viel Grün zwischen Dragos und Bananen

Relikte aus dem Tertiär

Karte: Makaronesien

Der Drachenbaum

Standorte von Drachenbäumen

Vegetationszonen

Karte

Sukkulenten der Küstenzone

Der Lorbeerwald

Die Fayal-Brezal-Formation

Der Kiefernwald

Subalpine Hochgebirgsformation

Fehlen in keinem Paradies: Palmen

Von Flattertieren und Echsen

Säugetiere

Was fliegt denn da?

Echsen

Unter Wasser: Meeresfauna

Umweltschutz

Energie aus Wind und Sonne

Wasser – Lebenselexier für alle

Umwelt-Tipps für Urlauber

VULKANE UND DRACHENBÄUME

Der kanarische Archipel erstreckt sich auf einer Fläche von etwa 7450 km2 zwischen dem 27. und 29. Breitengrad und liegt damit auf derselben geografischen Breite wie die Sahara, Kuweit und Florida. Nur 115 km von der Küste Nordwestafrikas entfernt, ist die Inselgruppe zumindest geografisch mehr Afrika als Europa zugehörig. Zum spanischen Festland ist der aus sieben Hauptinseln und einigen unbewohnten Eilanden und Felsriffen bestehende Archipel etwa 1100 km entfernt.

LA PALMAS VULKANE

Schon beim Anflug zeigt sich der vulkanische Ursprung der Insel. Schroff heben sich die Steilküsten aus dem Meer empor, den zentralen Gebirgskamm der Cumbre besetzen Dutzende von ausgebrannten Kratern.

Der Chronist und Augenzeuge Leonardo Torriani berichtet von einem am 19. Mai 1585 auf La Palma sich zugetragenen gewaltigen Naturereignis: Torriani zufolge bebte die Erde »brüllend wie ein gequältes Tier«. Der Himmel verdunkelte sich mit Ascheregen, so »dass es am Mittag wie am dunkelsten Abend war. Weil die Asche alle Pflanzen begrub, verlor das weidende Vieh sein Leben«. Viele Menschen kamen in den giftigen Schwefeldämpfen um. Sechs Wochen nach Beginn des Spektakels wurde die Insel von weiteren gewaltigen Erdstößen erschüttert, die Bevölkerung floh in Angst und Schrecken zum Hafen nach Santa Cruz und rettete sich auf die Schiffe.

Die Naturgewalten versetzten die Insulaner in unregelmäßigen Abständen in Unruhe. Von der Eruption des Volcán Martín im Jahre 1646 wird berichtet, dass damals alle Palmeros vor Angst so fromm waren, »dass sie gar nicht mehr aus den Gotteshäusern herauskommen wollten.« Die vulkanischen Aktivitäten schufen eine der Grundlagen für die heute auf den Inseln verbreitete Marienverehrung, denn nicht selten schrieb man die Verhinderung von noch größeren Katastrophen der Hilfe »von oben« zu. So soll bei dem besagten Ausbruch des Volcán Martín die auf ganz La Palma verehrte Nuestra Señora de las Nieves Schnee in den brodelnden Vulkankrater fallen gelassen haben, um so weiterem Unheil entgegenzuwirken.

Am Südzipfel der Insel sieht es aus, als sei die Vulkanlandschaft gerade eben erst entstanden. Bizarre, fast vegetationslose Krater und basaltisches Lavageröll zeugen von einer jungen vulkanischen Tätigkeit, die immer noch nicht abgeschlossen ist. Die letzte Eruption liegt noch keine 40 Jahre zurück. Am 1971 ausgebrochenen Vulkan Teneguía ist noch viel von der urwüchsigen Erdenergie spürbar, an manchen Stellen ist die Erde noch so heiß, dass man sich die Fußsohlen verbrennen kann.

La Palmas Vulkanausbrüche

1470 – 1492: Montaña Quemada

1585:

Tajuya bei El Paso

1646:

Volcán Martín (Cumbre Nueva)

1677:

Volcán San Antonio

1712:

El Charco

1949:

Volcán San Juan, Duraznero und Hoyo Negro (Cumbre Nueva)

1971:

Volcán Teneguía

Geografie: Höhen und Tiefen einer Insel

Setzt man die aufsteigenden Vulkankegel und Berge mit der Grundfläche der Insel in Relation, weist La Palma ein äußerst ungewöhnliches Profil auf. Fast zweieinhalbtausend Meter hohe Bergriesen auf einer flächenmäßig so kleinen Insel bedeuten, dass außer für Berge und dazugehörigen Tälern kaum Platz für etwas anderes bleibt. Weite Ebenen oder ausladende Strandzonen fehlen. Die Küsten fallen zumeist abrupt ins Meer ab, eine ebenerdige Siedlung ist kaum auszumachen, alles Leben spielt sich am Hang, Berg oder am Auslauf eines Barrancos ab.

Die Caldera de Taburiente

Zentrum der Insel bildet die Caldera de Taburiente, ein gewaltiger 1500 m tiefer Krater von 28 km Umfang und 9 km im Durchmesser und damit eine der weltweit größten Kraterlandschaften. Mit dem von dem deutschen Geologen Leopold von Buch (1774 – 1853) in die Fachsprache eingeführten Terminus caldera wird heute allgemein ein Vulkankrater bezeichnet, dessen Kegel durch Einsturz oder Explosion des Gipfels größtenteils zerstört ist (siehe Schaubild). Die Caldera auf La Palma war für Leopold von Buch von »entsetzlicher Tiefe« mit mehr als tausend Meter tiefen Abgründen. Die Ureinwohner nutzten den schwer zugänglichen Krater 1493 als letzten Zufluchtsort vor den spanischen Konquistadoren, Barranco de las Angustias. Im Zentrum des Kessels findet sich der Basaltmonolith Roque Idafe, ein als heilig verehrter Felsen, an dem die Altkanarier einst ihre Opferkulte zelebrierten.

Leopold von Buch und nach ihm ganze Geologen-Generationen nahmen an, dass sich über dem heutigen Kessel ein 3000 bis 4000 m hoher Vulkankegel auftürmte. Durch die Entleerung der Magmakammer brach unter dem Druck der Lavamassen das Kammdach zusammen, die Spitze des Vulkans soll förmlich explodiert sein. Übrig blieben nur die steil aufragenden Felswände des Kesselrandes. Die These vom Explosionskrater konnten jüngere Forschungen nicht bestätigen. Heute geht man davon aus, dass die Caldera aus einer Kombination von Erosion und Erdrusch entstanden ist.

Der bewaldete Kessel wird im Norden und Osten von der Cumbre de los Andenes begrenzt, einem bis zu 2400 m hohen Gebirgszug, der die Caldera fast halbkreisförmig umschließt. Markante Punkte des südlichen Caldera-Randes sind der Bergsattel der Cumbrecita und der 1875 m hohe Pico Bejenado. Gegen Westen hin wird der offene Kessel durch den Barranco de las Angustias entwässert, der gleichzeitig einer der wenigen natürlichen Zugänge ins Innere bildet.

Die Caldera ist ein landschaftlich in sich geschlossenes Biotop. Dutzende von Quellen, Wasserfälle und ganzjährige Bäche machen sie zudem zum größten Wasserreservoir der Insel. Um den einzigartigen Naturraum zu schützen, wurde die Caldera 1954 zum Nationalpark erklärt. Die außergewöhnliche Geologie, bizarre Felsformationen, ursprüngliche Natur und intaktes Ökosystem mit seltener Flora und reiner Luft vereinen sich zur landschaftlich größten Sehenswürdigkeit der Insel. Mit Wanderwegen erschlossen, bietet das 4960 Hektar große Schutzgebiet gleichzeitig einen hohen Erholungswert.

VULKANISMUS EIN GLOSSAR

Asche: umgangssprachliche Bezeichnung basaltischer Lava, die bei der Förderung im Vulkanschlot durch Wasserdampfexplosionen in Korngrößen 0,01 – 1 mm zerrissen wird.

Basalt: häufigste Lava-Art von schwarzgrauer Farbe mit niedrigem Kieselsäuregehalt (basischer Basalt), 1000 bis 1300°C heiß und dünnflüssig, Erguss-Ausbrüche (effusiv). Oft säulenartige Erstarrungsform. Wird wegen seiner Abriebfestigkeit u.a. als Pflasterstein oder Asphaltsplitt im Straßenbau verwendet.

Bimsstein: porös-schaumiges Gestein der Basaltfamilie, durch Gase und Dämpfe in glutflüssiger Lava entstanden; von so geringer Dichte, dass es auf Wasser schwimmt. Verfestigte Bimstuffe dienen als Polier- und Schleifmittel.

Bomben: fußballgroße, massive Lava-Auswürfe poröser oder glasiger Masse, die durch den rotierenden Flug abgerundete Formen erhalten.

Brockenlava: brocken- oder blockartige Erstarrungsform einer Lava, vom Kieselsäuregehalt her eine Übergangsform von Basalt und Rhyolith.

Lapilli: erbsen- bis walnussgroße schlackige Auswürfe.

Lava: beim Vulkanausbruch austretendes geschmolzenes, noch glühendes Gestein. Saure Lava ist zäh-, basische leichtflüssig. Gasreiche Lava erstarrt bei niedrigen Temperaturen zu scharfkantiger Block- und Schollenlava, gasarme Lava erkaltet bei höheren Temperaturen langsamer zu Strick-, Fladen- oder Wulstlava mit gekröseartiger Oberfläche. Kissenlava ist unter Wasser rasch erstarrt.

Die Cumbres

Von Nord nach Süd wird die Insel von dem Hochgebirgsmassiv der Cumbre in zwei Hälften – die West- und Ostseite – geteilt. Der über 2000 m hohen Cumbre de los Andenes schließt sich der schmale Grat der Cumbre Nueva und die im Süden steil abfallende Cumbre Vieja an. An die östliche Flanke der Cumbre Nueva schmiegt sich die schmale Hochebene von Breña Alta an, mit kleinen Palmenhainen und fruchtbarem Kulturland. Westlich des Gebirgskamms breitet sich das sanfter abfallende Aridane-Tal aus, mit Mandelbäumen und bis zur Küste reichenden Bananenplantagen.

Die Cumbre Vieja besteht praktisch aus Dutzenden von aneinander gereihten, bis zu knapp 2000 m hohen Vulkankegeln mit aufgesetzten parasitären Nebenkratern an den Flanken. Die geologisch junge Vulkankette findet am Südzipfel der Insel ihren Abschluss in den beiden Vulkankegeln San Antonio und dem 1971 entstandenen Teneguía. Beiderseits der nur wenig erodierten Flanken zeugen zahlreiche, sich meerwärts erstreckende Lavafelder von der lebhaften vulkanischen Aktivität der letzten Jahrhunderte. Karge Mondlandschaften aus Auswürfen basaltischer Lapilli und seltsam geformte Stricklavafelder beherrschen das Bild.

Die Barrancos im Norden

Der feuchte und unwegsame Norden der Insel fächert sich in unzählige scharf eingeschnittene, mit teils immergrünen Laub- und Nadelwäldern bewachsene Barrancos auf, die der Landschaft ihren prägenden Stempel aufdrücken. Der ursprünglich auf die Kanaren begrenzte Fachterminus barranco (Schlucht, Klamm, Engpass) wird heute international für tief erodierte schluchtenartige Landschaftseinschnitte verwendet.

So zerklüftet und willkürlich die Barrancos auf den ersten Blick auch scheinen mögen, sind sie gleichzeitig ordnendes Element, welches die Insel in Berg und Tal, in Kämme, Hänge und Steilküsten aufteilt. Ob auf der Straße oder zu Fuß auf alten Hirtenwegen und Wanderpfaden, immer gilt es, tiefe Schluchten zu überwinden, in einem für Mensch und Maschine kräftezehrenden ewigen Auf und Ab. Die eng gekrümmten und für Wanderer teils von unüberwindlichen Geländestufen unterbrochenen Schluchten verlieren zum Meer hin an Gefälle, werden sanfter und breiter und bieten an den Ausgängen oftmals nur beschränkten Raum für kleine Siedlungen und landwirtschaftliche Nutzung.

Ansonsten sind die Barrancos weitgehend unberührte Naturreservate und ökologische Nischen, in denen sich ungestört die typisch kanarische Flora entfalten kann und von eingeführten und eingeschleppten Pflanzen noch nicht überfremdet ist. Für den interessierten Botaniker sind die Barrancos eine wahre Fundgrube. Noch heute werden immer wieder neue, noch nicht klassifizierte endemische Arten der an Überraschungen reichen Pflanzenwelt entdeckt.

LAGE UND GRÖSSE LA PALMAS

La Palma liegt im Westen des Archipels. Die wie ein Keil geformte Insel liegt 55 km von El Hierro, 65 km von La Gomera und 85 km von Teneriffa entfernt. Bei klarem Wetter befinden sich alle Nachbarinseln in Sichtweite. Mit 708 km2 nicht mal so groß/wie Hamburg, ist La Palma die drittkleinste Insel des Archipels. Die Nord-Süd-Ausdehnung beträgt gerademal 45 km, an der breitesten Stelle misst die Insel 28 km. Ihr Umfang beträgt 155 km und besteht aus meist steil abfallender Felsküste.

Höchster Gipfel: Roque de los Muchachos (2426 m).

Einwohnerzahl: 86.000 Bevölkerungsdichte: 121 pro km2. Hauptstadt: Santa Cruz (17.300 Einwohner). Größte Stadt: Los Llanos (20.000 Ew.).

Küsten und Strände

Die Insel wird von 155 Küstenkilometern umschlossen, den weitaus größten Teil davon bilden hohe Kliffs und Steilküste. Sand- und Kiesstrände machen keine fünf Kilometer aus. Die dunkelschwarzen Strände sind mit vom Ozean erodierten kleinvolumigem Basaltgestein angefüllt.

Nicht allzu wörtlich nehmen sollte man das spanische Wörtchen playa, das sich auf fast alles bezieht, was am Meer liegt. Es sei denn, man ist nicht wählerisch und breitet das Badetuch überall aus, egal ob auf grobem Geröll, scharfkantiger Lava oder feinem Sand. Manche Sandstrände existieren zudem nur im Sommer. Die Playa Nueva etwa überrascht während der Sommermonate mit einem tadellosen schwarzen Sandstreifen, im Winter ist sie mit grobem Kies bis hin zu fußballgroßen Steinen übersät und dadurch badeuntauglich.

Tipp: Von gleich bleibender guter Qualität sind die Strände von Puerto Naos, Charco Verde und die Playa de los Cancajos.

WIND UND WETTER

Wenn im Hochsommer in Madrid, Málaga und Palma de Mallorca die Temperaturen auf 40 Grad klettern, bleibt das Wetter auf den Kanaren mit selten mehr als 25 Grad relativ »kühl« und erträglich. Viele Spanier von der Península nutzen folglich ihre atlantischen »Niederlassungen«, um in den Sommerferien dem heißen Kontinentalklima zu entfliehen und bei mehr gemäßigten Temperaturen Erholung und Entspannung zu suchen.

Das kanarische Klima scheint umso erstaunlicher, wenn man berücksichtigt, dass die Sahara mit ihrer lebensfeindlichen trockenen Hitze nur wenige hundert Kilometer entfernt auf demselben Breitengrad liegt. Für Mitteleuropäer herrscht auf den Kanaren das ganze Jahr über ein geradezu ideales Klima. Auch in den Wintermonaten kann mildes und größtenteils sonniges Wetter erwartet werden. Die durchschnittlichen Jahrestemperaturen bewegen sich zwischen 20 und 22 °C. Nicht von ungefähr wird das angenehme und gleichmäßige kanarische Inselklima vielfach als das beste der Welt gepriesen. Das absolute Temperaturminimum fällt selten auf unter 15 °C. Die Temperaturschwankungen zwischen den absolut gemessenen Werten am Flughafen von La Palma (max. 38, min. 9 °C) betragen ganze 29 °C. Im Vergleich dazu differieren die in Deutschland bekannten Absolutwerte zwischen Sommer und Winter um bis zu 60 °C. Die Wassertemperaturen liegen im Jahresmittel bei 20 °C, im August bei knapp 23 und im Februar, dem kältesten Monat, kaum unter 18 °C.

Die Temperaturen auf La Palma sind von der jeweiligen Höhenlage abhängig, je höher man steigt, umso kühler wird es. Pro 100 m Höhendifferenz nimmt die Temperatur etwa um ein Grad ab. So kann sich, um ein Wort des auf den Kanaren heimisch gewordenen Schriftstellers Janosch zu gebrauchen, jeder seine Lieblingstemperatur aussuchen.

Tipp: Wettervorhersage

Der gebührenpflichtige Ansagedienst des DWD (Deutscher Wetterdienst) in Offenbach verrät einem für die jeweils kommenden fünf Tage das aktuelle Wetter mit Bewölkungsdichte, Niederschlag, Luft- und Wassertemperaturen für die ganzen Kanaren (tägliche Aktualisierung um circa 15 Uhr): 0180/5913913.

Im Internet:www.wetteronline.de und de.weather.yahoo.com. Das Inselwetter vom Tage mit Vorhersage für die nächsten drei bis vier Tage.

Die viel zitierte Floskel vom »ewigen Frühling« soll jedoch nicht heißen, dass das Wetter auf den Kanaren das ganze Jahr über gleich wäre. Es gibt sehr wohl Jahreszeiten, wenn auch nicht so deutlich ausgeprägt wie in Mitteleuropa. Auf La Palma ist vor allem im Winterhalbjahr häufig mit wolkenverhangenem Himmel und Niederschlägen zu rechnen. Doch irgendwo auf der Insel blüht immer irgendwas, und irgendwo kommt trotz des launischen Wettergottes zumeist auch die Sonne durch.

Woher der Wind weht

Die wetterbestimmende Rolle auf den Kanaren haben der Nordostpassat und der Kanarenstrom, eine aus dem Norden kommende kühle Meeresströmung, die bei den Azoren vom Golfstrom abzweigt. Der Kanarenstrom dämpft durch seine relative Kühle (22 °C) die Temperaturextreme im Sommer: Im Durchschnitt bringt er um zwei bis drei Grad kühlere Temperaturen als für den geografischen Breitengrad üblich. Im Winter hingegen sorgt er mit seinen immerhin noch 18 °C für ein angenehm mildes Klima.

Der Passat ist der wichtigste Faktor, dem die Kanaren ihr gemäßigtes Klima zu verdanken haben. Im Portugiesischen bedeutet passate so viel wie Überfahrt. Natürlich kannte sich Christoph Kolumbus für seine Zeit gut mit den Windverhältnissen aus. Markenzeichen des Passats ist seine Beständigkeit. Auf ihn ist Verlass, was der große »Entdecker« gewusst haben musste. Er wettete geradezu auf den Passat. Dass dieser ihn nicht nach Indien, sondern Amerika treiben sollte, steht allerdings auf einem anderen Blatt.

Die Passatwinde verbinden sich mit dem Kanarenstrom und nehmen dabei in den unteren Schichten Feuchtigkeit auf, wobei sie sich etwas abkühlen. Nur wo die Luftmassen durch den Stau an einem Gebirge gezwungen werden aufzusteigen, wird die Schichtung gestört, die wärmere trockene Oberströmung und die kühlere feuchte Unterströmung verwirbeln miteinander und kühlen beim Aufsteigen ab. Dabei kondensiert das Wasser aus der Luft, und es kommt zu massiven Wolkenbildungen, den allen Besuchern des kanarischen Archipels hinlänglich bekannten Passatwolken (siehe Schaubild). Die Wolken hängen an den windzugewandten nordöstlichen Bergen der Inseln und sorgen durch die mitgeführte Feuchtigkeit auf den Westinseln für die typische üppige Vegetation. Im Osten des Archipels auf Lanzarote und Fuerteventura dagegen finden die Passatwolken mangels nennenswert hoher Berge keinen Halt. Sie ziehen über die Inseln hinweg, ohne viel von ihrem kostbaren Nass zu verlieren, weshalb sich diese extrem trocken und wüstenhaft präsentieren.

Durch die exponierte Lage im Westen der Inselgruppe und den von Nord nach Süd verlaufenden Gebirgszügen ist La Palma am stärksten dem wetterbildenden Einfluss des Passats ausgesetzt. Die feuchten Luftmassen werden von dem Gebirgszug der Cumbre zum Aufsteigen gezwungen und bauen sich fast täglich zu teils mächtigen Wolkenbänken auf, die sich an den östlichen Berghängen in 600 bis 1700 m Höhe festsetzen und so abgestufte Klimazonen bewirken. Nicht selten wälzt sich das Wolkenmeer (mar de nubes) wie überkochende Milch über den Kamm der Cumbre, um sich an der windabgewandten Westflanke wasserfallartig hinabzustürzen und sich in Nichts aufzulösen – ein grandioses, von El Paso aus gut zu beobachtendes Schauspiel.

Der Passatwolke über der Cumbre entronnen: An der Wetterscheide von El Paso

Nachts, wenn der Passat sich abschwächt, lösen sich auch auf der Ostseite die Wolken zumeist wieder auf, bilden sich im Laufe des Vormittags jedoch aufs Neue. In der zweiten Tageshälfte werden sie zunehmend schwerer, sinken nach unten und können manchmal bis in die Küstenzone herabkriechen. Wie von einem Reisejournalisten der Hamburger »Zeit« treffend formuliert, hängen die Wolken manchmal so tief, »dass man drauftreten kann«. Über den Wolken, in Höhenlagen ab etwa 1700 m, herrscht zumeist klarer blauer Himmel.

Die für La Palma charakteristischen Passatwolken sind der Garant für die grüne Pflanzenwelt. Sie bringen die notwendige Feuchtigkeit, ohne die die Insel ein nacktes und schroffes vulkanisches Eiland wäre. Auch wenn sich die Wolken nicht immer ausregnen, kommt ihre Feuchtigkeit als Kondenswasser und Tau der Pflanzenwelt zugute.

Der Kalima aus der Sahara

Der Nordostpassat ist jedoch nicht der einzige Wind der Region. Mehrmals im Jahr wird der Archipel von aus Nordwestafrika herüberwehenden Saharawinden heimgesucht. Der mit Levante, Harmattan und Schirokko, auf La Palma meist mit Kalima oder Tiempo del Sur (Südwind) bezeichnete Wind, bringt kurzzeitig eine völlig andersgeartete Wetterlage mit sich. Die trockenen afrikanischen Luftmassen können zu enormen Temperatursprüngen von 10° bis 14°C führen, Temperaturen von über 40°C bei gleichzeitig auf unter 30 % sinkender Luftfeuchtigkeit sind nicht selten.

Der Hitzeschub aus der Sahara hält meist drei bis fünf Tage an. Mitgeführte Sandmassen überziehen die ganze Insel dann mit einer staubfeinen Sandschicht. Von der viel gerühmten atlantischen Frische und klaren Luft ist bei dieser Wetterlage nichts mehr zu verspüren. Die Luft ist schwer und diesig, die Atmosphäre von gelbem Sand verhangen, so dass bei wolkenlosem Himmel die Sonne kaum auszumachen ist und verschleiert am Firmament hängt. Die Sichtweite beträgt oft weniger als ein Kilometer.

Regen, Schnee & Co.

Neben Nordostpassat und Kalima können als drittes Wettersystem stürmische Westwinde das Inselklima beeinflussen. Fast jeden Winter fegen ein- bis zweimal Unwetter über die Insel hinweg, entwurzeln Bäume, fällen Strommasten, Häuser werden abgedeckt, Mandel- und Bananenplantagen verwüstet. Diese atlantischen Tiefausläufer bringen heftigen Regen mit sich, weißschäumende Wellenkämme lassen das Meer aussehen wie bei Neuschnee.

Die Wetterscheide

Die von Nord nach Süd verlaufende hohe Gebirgskette wirkt auf La Palma als Wetterscheide und teilt die Insel in eine feuchtere Ostseite und eine relativ trockene Westseite. Die Feuchtigkeit bringenden Passatwolken bleiben zumeist an den Bergen im Osten hängen. Durchquert man von Santa Cruz kommend den Tunnel der Cumbre, präsentiert sich ein eindrucksvolles, sich an vielen Tagen des Jahres wiederholendes Schauspiel: Während die Ostflanke der Cumbre wolkenverhangen, trübe bis nieselig ist, eröffnet sich am Tunnelende ein Blick auf die in gleißendes Licht getauchte Hochebene von El Paso. Nicht von ungefähr wird die Westseite als Sonnenseite, die Ostseite als Regenseite bezeichnet, was nicht heißen soll, dass es im Osten immer regnet! In Los Cancajos, am Hauptstrand der Ostseite, scheint die Sonne immerhin durchschnittlich 2350 Stunden im Jahr, im Westen in Puerto Naos fast 1000 Stunden länger (München hat etwa 1800 Sonnenstunden).

Mittlere Niederschlagsmengen (pro Jahr)

Lanzarote

135 mm

Fuerteventura

147 mm

Gran Canaria

325 mm

La Gomera

410 mm

Teneriffa

420 mm

El Hierro

426 mm

La Palma

586 mm

Mehr als die Hälfte der Niederschläge fällt in den Monaten von November bis Januar. Auf La Palma sind die mittleren Höhenlagen im Norden und Osten besonders regenreich – entsprechend grün präsentiert sich dort die Natur. In Höhenlagen ab 1800 m kann es im Winter ab und an schneien. Winterliche Nachtfröste im Hochgebirge sind keine Seltenheit.

Dass die ganze Insel verhangen und verregnet ist, kommt aber selten vor. Irgendwo lichten sich fast immer die Wolkenschleier, bekanntestes Sonnenloch ist Tazacorte. Wenn es auf dem Roque de los Muchachos schneit, in Breña Alta regnet und El Paso vom Wolkenmeer eingehüllt ist, kann es durchaus sein, dass in Puerto de Tazacorte reger Badebetrieb herrscht. Dort fällt zudem lediglich ein Drittel der im Nordosten der Insel üblichen Niederschlagsmengen.

Kurzum: Auf La Palma kann sich die Wetterlage innerhalb kürzester Zeit ändern. Von blitzblauem Himmel bis zum farbenprächtigen Regenbogen sind alle Spielarten vertreten. »Wettermäßige Langeweile« kommt auf La Palma also ganz sicher nicht auf.

ISLA VERDE: VIEL GRÜN ZWISCHEN DRAGOS UND BANANEN

Schon bald nach der Eroberung hatte es sich herumgesprochen, dass es auf den Inseln des Ewigen Frühlings einen außerordentlich interessanten Naturraum zu erforschen galt. Neben Geologen, die sich besonders der vulkanischen Spurensuche widmeten, strömten vor allem Botaniker auf die Inseln.

Als die spanischen Eroberer ihren Fuß auf La Palma setzten, war die Insel noch fast gänzlich bewaldet. Binnen zweier Jahrhunderte wurde der ursprüngliche Waldbestand durch Kahlschlag, Rodung und immer wiederkehrende Waldbrände auf weniger als die Hälfte dezimiert. Die ausgedehnten Kiefern- und Lorbeerwälder fielen dem wachsenden Holzbedarf für die Schiffsbauindustrie, als Brennholz für die Zuckerrohrraffinerien oder dem Bau der schmucken kanarischen Holzbalkone oder Deckenvertäfelungen zum Opfer. Da sich die Passatwolken meist nicht abregnen, sondern die mitgeführte Feuchtigkeit tröpfchenweise von den Bäumen aufgefangen wird, hatte die Abholzung fatale Folgen für den Grundwasserspiegel. Im Vergleich zu den Nachbarinseln kam La Palma dabei noch am besten weg. Mit einer Waldfläche von über 40 % ist die Insel immer noch die waldreichste Insel der Kanaren.

Relikte aus dem Tertiär

Von den etwa 1800 auf den Inseln wild wachsenden Pflanzen sind etwa ein Drittel endemisch, das heißt, sie kommen nur hier und nirgendwo sonst auf der Welt vor. Aufgrund der geografischen Randlage blieb der Archipel weitgehend von Klimakatastrophen unberührt. Für die Flora öffnete sich eine ökologische Nische, die bis in unsere Zeit hinein das Überleben zahlreicher Arten sicherte. In den klimatisch abgegrenzten Vegetationsstufen konnten sich zahlreiche Biotopspezialisten entwickeln, Pflanzen, die sich den jeweiligen lokalen Gegebenheiten anpassten und so ein artenreiches Endemitentum begünstigten. Ähnlich der ebenfalls außergewöhnlichen Flora auf Inseln wie Madagaskar, Hawaii oder Neuseeland präsentieren sich die Kanaren als eine Art botanisches Freilichtmuseum.

Die endemischen Pflanzen des Archipels werden in drei Kategorien zusammengefasst: sogenannte Lokalendemiten, deren Vorkommen sich auf einzelne Inseln beschränkt; Kanarenendemiten, die sich auf mehreren Kanareninseln finden; und die dritte Gruppe bilden die makaronesischen Endemiten. Makaronesien ist ein geobiologischer Begriff, der die Kanarischen Inseln mit Madeira, den Azoren und Kapverden zu einer botanischen Region zusammenfasst, weil diese Inselgruppen vulkanischen Ursprungs sind und eine ähnliche Flora beherbergen.

Windschief: Drachenbaum bei Puntagorda

Dem Standardwerk »Vegetación y Flora de La Palma« des kanarischen Botanikers Arnoldo Santos entsprechend, sind von den auf La Palma anzutreffenden 782 wild wachsenden Pflanzen 70 Lokalendemiten, 105 Kanarenendemiten und 33 makaronesische Endemiten. Mehr als ein Viertel aller auf der Insel heimischen Wildpflanzen sind damit in den Augen des europäischen Besuchers bislang nie gesehen, sprich fremd und exotisch, was zweifelsohne den besonderen Reiz der palmerischen Vegetation ausmacht.

Der Drachenbaum

Von den Einheimischen liebevoll als drago bezeichnet, ist der Drachenbaum die berühmteste Art der Kanarenflora. Bis zum 15. Jahrhundert soll es auf La Palma noch ganze Drachenbaumwälder gegeben haben. Der Erhalt des markanten Baums wurde in den 1990er Jahren mehr und mehr zu einem Prestigeobjekt, so dass er heute gar aufgeforstet wird und vielerorts junge schnell wachsende Stämme zu sehen sind.

Der botanisch zu den Liliengewächsen gehörende Baum wird als makaronesischer Endemit angesehen, der in Europa und auf anderen Kontinenten vor circa 20 Millionen Jahren untergegangen ist und lediglich auf den Kanaren, Madeira, den Azoren und Kapverden eine ökologische Nische gefunden hat. Entfernte Verwandte des archaischen Baumes sind in Ostafrika beheimatet. Der die ersten Jahre zunächst gerade hoch wachsende Stamm bringt nach der ersten Blüte (nach 10 bis 12 Jahren!) flaschenförmige Äste hervor und kann ausgewachsen bis zu 20 m hoch werden. Am Ende der plump wirkenden Verästelungen bilden sich schmale, spitz zulaufende sternenförmig angeordnete Blätter.

Wie kein anderes Gewächs auf den Kanaren stand der Drago im Mittelpunkt mythologischer Verehrung. Den Altkanariern galt der bizarre Baum als Symbol der Fruchtbarkeit und Weisheit, weshalb er als »heilig« angesehen wurde. Aus den Blüten wollte man ablesen, wie die künftige Ernte ausfallen würde. Unter dem weit ausladenden Gewirr von Ästen tagten die Guanchenkönige und sprachen Recht. Das aus dem Stamm der Bäume gewonnene »Drachenblut«, ein zunächst farbloser und harziger Saft, der sich an der Luft dunkelrot färbt, benutzte man zur Mumifizierung der Toten. Die gummiartige Masse wurde auch in der Heilkunst verwendet.

Standorte von Drachenbäumen

Die bedeutendsten Standorte sind die beiden kleinen Drachenbaumhaine im Norden der Insel bei La Tosca nahe Barlovento (circa 25 Stück) und Buracas bei Las Tricias. Mit weiteren Exemplaren in Garafía, El Tablado, Franceses und Don Pedro ist der Norden außerordentlich gut bestückt (siehe Wanderung 5). Stattliche Bäume stehen auch in Zumacal/San Antonio. Viele finden sich an landschaftlich exponierter Stelle bzw. geben der Natur durch ihre monumentale Erscheinung etwas besonderes. Direkt an der Straße und von daher leicht zugänglich sind der Drago bei der Cueva de Belmaco sowie die Zwillingsdragos in San Isidro.

Vegetationszonen

Die Vegetation der Kanaren gliedert sich nach Höhenstufen, was sich besonders an den beiden gebirgigen Westinseln Teneriffa und La Palma anschaulich nachvollziehen lässt. Die wichtigsten Vegetationszonen auf La Palma umfassen:

Sukkulenten der Küstenzone

Lorbeerwald

Fayal-Brezal-Formation

Kiefernwald

subalpine Hochgebirgsformation

Sukkulenten der Küstenzone

In der warmen und trockenen Küstenzone können vornehmlich Pflanzen überleben, die in der Lage sind, über längere Zeit hinweg ohne Wasser auszukommen. Prädestiniert hierfür sind die Dickblattgewächse, so genannte Sukkulenten, deren gemeinsames Charakteristikum dickfleischige Stängel oder Blätter sind, die sie vor dem Austrocknen bewahren. Die von einer undurchlässigen Außenhaut umspannten Verdickungen dienen den Pflanzen als Wasserspeicher.

Die Sukkulentenformation wird von Wolfsmilchgewächsen(Euphorbien) dominiert. Ein markanter Kanarenendemit ist die Säuleneuphorbie (span. cardón). Die auch Kandelaberwolfsmilch genannte Pflanze wird oftmals für einen Kaktus gehalten. Die vier- bis fünfkantigen Säulen wachsen in dichten Clustern und können eine Höhe von bis zu zwei Metern erreichen. Die Kanten sind mit warzenähnlichen Auswürfen besetzt, aus denen spitze Stacheln hervorbrechen. Praktisch die ganze Säule ist ein einziger Wasserspeicher, der den für Wolfsmilchgewächse typischen giftigen Milchsaft enthält. Säuleneuphorbien wachsen sehr langsam und können über 100 Jahre alt werden. Bevorzugte Standorte sind aride Felsen und abschüssige Hanglagen.

Die Süße Wolfsmilch (span. Tabaiba dulce) duckt sich unter dem Wind

Gelbe Sternchen: Das Aeonium verwandelt sich zur Blütezeit in eine Schönheit

Eine andere weit verbreitete Leitpflanze der küstennahen Trockenzone ist die Juba-Wolfsmilch. Sie verträgt die salzhaltige Meeresluft gut und wächst auf jedem noch so unwirtlichen Lavafeld. Der bis zu anderthalb Meter hohe, Bäumchen bildende Euphorbienstrauch hat einen verholzten Stamm, die flache Krone wird von graugrünen Blattrosetten gebildet. Die prall gefüllten Stämme sind sehr druckempfindlich und platzen schon bei kleinsten Schlägen auf, wobei weißer Saft herausspritzt. Diese giftige Milch soll von den Altkanariern zum Fischfang ins Meer gegeben worden sein, um damit die Fische zu betäuben. Sie verwendeten die Milch auch als Heilmittel und zur Mumifizierung ihrer Toten. Augen, Lippen und Schleimhäute sollten mit dem leicht ätzenden Saft nicht in Berührung kommen.

Kandelaberwolfsmilch

Eine Dickblattfamilie mit allein elf auf La Palma vertretenen Lokalendemiten ist das Aeonium. Die oft tellergroßen Blattrosetten, die mächtige pyramidenförmige Blütenstände hervorbringen, wachsen nahezu überall, zwischen Euphorbien, unter Kiefern, an Geröllabhängen, und finden selbst noch an senkrechten Steilwänden der Barrancos genügend Halt. Auf Mauern und besonders auf Dächern ist die Pflanze als Haus- oder Dachwurz auch ein ständiger Begleiter des Menschen.

Von den eingeschleppten Arten konnten sich in der Küstenregion vornehmlich die trockenresistenten Feigenkakteen und Agaven verbreiten. Und schließlich prägen die von den Spaniern eingeführten Kulturpflanzen das heutige Landschaftsbild entscheidend mit. Die küstennahe Tiefenstufe bis 400 m Höhe wird vielerorts von terrassierten Bananenplantagen dominiert.

Die Früchte des Lorbeerbaums Laurus nobilis ähneln in Form und Farbe Oliven

Der Lorbeerwald

Als Lorbeerwald (Laurisilva) wird auf den Westkanaren ein komplexes Ökosystem mit mehr als 20 verschiedenen Baumarten, diversen Sträuchern und Farnen verstanden.

In grauer Vorzeit waren Lorbeerwälder rund ums Mittelmeer verbreitet. Trotz des enormen Kahlschlags konnten sich auf den Kanaren als Überbleibsel aus dem Tertiär noch beachtliche Reste erhalten. Die größten Bestände finden sich auf La Gomera im Nationalpark Garajonay. Aber auch im feuchten Nordosten La Palmas gibt es noch dichte Lorbeerwälder, besonders im Barranco del Agua rund um Los Tilos. Die vorherrschenden Arten sind tilo, viñatigo, loro und barbusano. Für den Laien sind die einzelnen Arten mit ihren spitz zulaufenden elliptischen, matt glänzenden Blättern nur schwer auseinander zu halten. Lediglich der Tilo ist an seinen eichelähnlichen Früchten leicht erkennbar. Die bis zu 30 m hohen Bäume wachsen im Kondensbereich der Passatwolken zwischen 500 und 1100 m Höhe. Die Stämme sind mit Moosen und Flechten bewachsen, den Unterwuchs stellen Sträucher, Kräuter, Pilze und vor allem Farne, unter ihnen der Wurzelnde Grübchenfarn. Der lateinische Name radicanus (= wurzelbildend) enthüllt uns das Besondere dieses auf La Palma weit verbreiteten Farnes: dort, wo die bis zu drei Meter langen, vom eigenen Gewicht gebeugten Farnwedel den Boden berühren, bilden sich Wurzeln, aus denen ein neuer Farn heranwächst – eine simple, aber wirkungsvolle Methode der Fortpflanzung.

Die Fayal-Brezal-Formation

Die Fayal-Brezal-Formation ist benannt nach zwei nichtendemischen Leitpflanzen, dem Gagelbaum (span. faya) und der Baumheide (span. brezo). Beide finden sich oftmals vermischt mit Lorbeerwald, sind aber temperaturunempfindlicher und trockenresistenter als Lorbeer. Die Baumheide wächst im Lorbeerwald zu einem Baum von bis zu 12 m Höhe heran, in Lagen oberhalb 1100 m als teils nur kniehohe Strauchform. Der Gagelbaum mit seinem dickem Stamm kann bis zu 20 m hoch werden. Beide Baumarten sind äußerst anpassungsfähig und können selbst noch in Lagen bis zu 1500 m Fuß fassen. Sie wachsen auch als Sekundärwald, wo früher Lorbeerwald stand.

Die Fayal-Brezal-Formation ist vor allem im Nordosten der Insel anzutreffen, und findet sich darüber hinaus an den Ostflanken der Cumbre oberhalb von Breña Alta und Mazo.

Der Kiefernwald

Fast ein Drittel der Inseloberfläche La Palmas ist mit ausgedehnten Kiefernwäldern bedeckt. Die endemische Kanarenkiefer (span. pinar) ist damit der wichtigste Baum der Insel. Manche Exemplare erreichen eine Höhe von mehr als 50 m mit einem Stammdurchmesser von bis zu zweieinhalb Metern.

Die widerstandsfähige Kiefer verträgt niedrige Temperaturen, kommt mit wenig Wasser zurecht und wächst auch noch in Lagen zwischen 1500 und 2000 m Höhe, wo sie gleichzeitig die Baumgrenze markiert. Die würzig duftenden Nadelbäume bilden im Nationalpark Caldera de Taburiente ausgedehnte Wälder und sind auch im jungvulkanischen Süden die vorherrschende Waldformation.

Der kanarische Kiefernwald ähnelt einer lichten Parklandschaft. Der Unterwuchs ist gering entwickelt, da der dichte Teppich abgefallener Nadeln sich nur langsam zersetzt und kaum andere Vegetation durchlässt als Ginster und Hornklee.

Im Ökosystem der Insel nimmt der Kiefernwald eine immens wichtige Stellung ein. Die Bäume sind nicht auf Regen angewiesen, sie besorgen sich das Lebenselexier aus den Passatwolken. Die dichten Kronen, gebildet aus drahtfeinen bis zu 30 cm langen Nadeln, kämmen die Wolken quasi aus. Das an den Nadeln kondensierte Wasser tropft als Niederschlag ab. Die Bäume können dadurch die lokale Niederschlagsmenge verdoppeln bis verdreifachen. Da sie selbst nur einen Teil des aufgefangenen Wassers benötigen, tragen sie nicht unwesentlich zur Vergrößerung der Wasservorräte der Insel bei.

Bemerkenswert ist die Feuerresistenz der Bäume. Die dicke Borke wirkt wie ein Hitzeschild, der Stamm selbst bleibt zumeist unversehrt, so dass der Wald auch ausgesprochen starke Brände überlebt. Nach dem Feuer regeneriert sich der Baum außerordentlich schnell und treibt am ganzen Stamm wieder neue Zweige.

Kann sogar Feuer überstehen: Die widerstandsfähige Kanarenkiefer

Kiefernholz wurde früher zum Schiffsbau, zur Harz- und Pechgewinnung sowie zur Herstellung von Weinfässern verwendet, oder einfach als Brennholz in den Zuckerrohrraffinerien verheizt. Aus dem harzigen und insektenabweisenden Kernholz (span. tea) errichtete man Dachstühle, und die noch heute zu bewundernden Mudejardecken der Kirchen.

Subalpine Hochgebirgsformation

Die subalpine Hochgebirgsformation beginnt oberhalb der Baumgrenze ab etwa 2000 m Höhe, betrifft auf La Palma also in erster Linie die Kammregion der Caldera und daran angrenzend die Cumbre de los Andenes. Die zumeist wolkenlose Zone unterliegt starken klimatischen Schwankungen. Im Sommer ausgesprochen trocken, fallen die winterlichen Niederschläge teils als Schnee. In dieser kargen, unwirtlichen, aber faszinierenden Gebirgswelt reduziert sich die Vegetation auf wenige an die raue Umwelt angepasste Überlebenskünstler.

Die dominierenden Pflanzen sind ginsterähnliche Codeso-Büsche, deren Schmetterlingsblüten die karge Region am Calderarand im Sommer in ein gelbes Blütenmeer tauchen. Markenzeichen der kriechenden Strauchvegetation sind die klebrigen, leicht behaarten Drüsenhülsen, aus denen sich die Blüten herausbilden.

Der Rote Teide-Natterkopf gehört zu den spektakulärsten Arten der Kanarenflora

Eine echte, ebenfalls weit verbreitete Ginsterart ist der Teide-Ginster (span. retama) mit bis zu zwei Meter hohen Büschen und stark duftenden weißen Blüten, die Ende April ihr starkes Aroma verströmen.

Als botanische Rarität kann der rot blühende Teide-Natterkopf (span. taginaste) angesehen werden, der außer auf Teneriffa als Unterart auch auf La Palma anzutreffen ist. Die seltene staudenartige Pflanze treibt am Anfang des Sommers bis zu zwei Meter hohe, kerzenförmige Blütenstände, die von tausenden kleiner Blüten besetzt sind. Eine Abart ist der im Juni enzianblau blühende Blaue Natterkopf, ein Lokalendemit, der sich auch in tieferliegenden Barrancos und auf der Cumbrecita findet.

Vom Aussterben bedroht ist das palmerische Veilchen. Die violett blühende Art mit spitzen, schmalen olivgrünen Blättchen findet sich mit etwas Glück noch am Roque de los Muchachos und Pico de la Nieve.

Ebenfalls nur noch selten anzutreffen ist der Zedern-Wacholder, eine der Kiefer verwandte einheimische Konifere. Uralte Exemplare dieser Wacholderart sind vereinzelt noch in den Kammlagen der Cumbre und an den felsigen Abhängen der Caldera zu finden, wo es früher einen ganzen Zedernwald gegeben haben soll.

Dürfen in keinem Paradies fehlen: Palmen

Die Palme, Namensgeberin der Insel, ist auf La Palma gar nicht so weit verbreitet, sondern setzt als dekorativer Schattenbaum eher einzelne Akzente. Doch mit der Kanarischen Dattelpalme kann der Archipel mit einer endemischen Palme aufwarten, die vielfach als die schönste Art der Gattung angesehen wird. In der Küstenzone wachsend, kann sie eine Höhe bis zu 15 m erreichen. Mit ihren elegant geschwungenen, bis zu dreieinhalb Meter langen Palmwedeln ähnelt sie der nordafrikanischen Dattelpalme, hat jedoch eine größere Krone als diese. Die goldenen bis orangefarbenen Fruchtstände bringen kleine Früchte hervor, das leicht bittere Fruchtfleisch macht sie allerdings ungenießbar. Die Palmwedel liefern Rohmaterial für die Korb- und Mattenflechterei und fanden früher unter anderem als Straßenbesen Verwendung. Kleinere Palmenhaine mit relativ dichten Beständen gibt es vornehmlich in Breña Alta.

Erkannt? Fruchtstand der Dattelpalme

An eingeführten Palmenarten finden sich vor allem die Fächerpalme (Washingtonia), Königspalme und die kleinwüchsige Sagopalme. Die Kokospalme ist erst spät auf der Insel heimisch geworden und spendet nun an den Stränden von Puerto Naos und Puerto de Tazacorte den Badegästen Schatten.

VON FLATTERTIEREN UND ECHSEN

So vielfältig auf La Palma die Flora ist, so artenarm und wenig spektakulär ist die Tierwelt. Sie ist auf zufällig Herangeflogenes und jenes reduziert, was an- und abgetrieben oder von den Besiedlern und Konquistadoren mitgebracht wurde.

Säugetiere

Größere Säugetiere, von Haustieren einmal abgesehen, fehlen ganz. Die isolierte geografische Lage hat auch ihr Gutes. Weder Schlangen, Skorpione noch anderes giftiges Getier hat den Sprung auf die Insel geschafft. Ein Umstand, der nicht nur von Einheimischen, sondern gleichermaßen von Wanderern geschätzt wird.

An größeren wild lebenden Säugern sind lediglich Kaninchen anzutreffen. Böse Zungen behaupten, dass die Pelztierchen aus Europa eingeführt wurden, um den Jagdtrieb der Einheimischen zu befriedigen. Tatsächlich sind wilde Kaninchen mangels Anderweitigem ein beliebtes Jagdobjekt palmerischer Freizeitjäger, die vornehmlich den frühen Sonntagmorgen dazu nutzen, mit einer Meute spindeldürrer Hunde dem begehrten Braten nachzustellen.

Als weiteres Säugetier sei die Fledermaus genannt, wobei es gleich wieder ins Endemische geht: Die Art Pipistrellus maderensis ist außer auf Madeira nur auf den Westkanaren vertreten. Diese unter den kanarischen Fledermäusen zahlenstärkste Art fühlt sich in den Felsspalten der Barrancos am wohlsten. In den unzugänglichen Schluchten finden auch die Alpenfledermaus, das Kanarische Langohr und die etwas größere Bulldogfledermaus Zuflucht, der Kleine Abendsegler ist dagegen auch auf Kulturland anzutreffen.

Nicht unerwähnt bleiben sollen Nager wie Maus und Ratte, die als unvermeidliche Kulturbegleiter des Menschen die Kanaren bevölkern. Besonders die Ratten sind zu einer wahren Plage geworden, in den weitläufigen Bananenplantagen scheinen sie sich pudelwohl zu fühlen. Während Ratten zu Hause für den Stadtmenschen selten sichtbar die Kanalisation bewohnen, zeugen auf La Palma von Autos überfahrene Tiere von lebhaften oberirdischen Aktivitäten.

Was fliegt denn da?

Mit etwa 40 Brutvogelarten und einer Reihe von Wintergästen sind Vögel auf der Insel die am stärksten vertretene Tiergattung. Weit verbreitet ist eine mit der Alpenkrähe verwandte Rabenart(Pyrrhocorax pyrrhocorax barbarus), die unter dem lokalen Namen graja bekannt ist. Der lauthals kreischende Vogel ist an seinem schwarzen Federkleid und dem roten Schnabel leicht zu erkennen.

Ornithologisch interessant sind zwei Lorbeertaubenarten:Columba junoniae ist nur auf den Kanaren anzutreffen, Columba bollii ist ein makaronesischer Endemit. Die Lorbeertaube lebt vornehmlich von den noch grünen Früchten des Lorbeerbaumes und findet in den Wäldern des Biosphärenreservats Los Tilos eine letzte ökologische Nische. Beide Arten der extrem scheuen Vögel sind vom Aussterben bedroht, nur mit viel Geduld und Ausdauer wird sich ein über die Baumkronen fliegendes Exemplar beobachten lassen.

Hansi, alias Kanarienvogel

Die seltene Paloma rabiche (Columba junoniae) wird etwa 39 cm groß

Chova piquirroya: Ein Rabenvater

Mit schwarzem Käppi: Männliche Mönchsgrasmücke

Vielfach ist die Mönchsgrasmücke (lokaler Name capirote) zu hören, die wegen ihres schönen Gesangs auch »Kanarische Nachtigall« genannt wird. Das Männchen ist am schwarz gefiederten Kopf auszumachen, das Weibchen ist mehr ockergelb. Erwähnenswert sind ferner ein paar Sperlingsarten, die Kanarische Bergstelze, der Zilpzalp, das an der knallrot eingefärbten Bauchseite zu identifizierende Brillantrotkehlchen und der Spatz, der in Mitteleuropa vom Aussterben bedroht, auf La Palma noch recht häufig anzutreffen ist.

Gecko

Der Vogel, dessen Name eng mit der Inselgruppe verbunden ist – der Kanarienvogel – ist eine dem europäischen Girlitz verwandte Finkenart. Der schon von den Spaniern im 16. Jahrhundert ausgeführte Vogel avancierte in Europa zu einem der beliebtesten Käfigvögel. Vogelzüchter verliehen ihm ein leuchtend gelbes Gefieder und eine beachtliche Singstimme. Eine der bekanntesten Züchtungen ist der Harzer Roller, der heutzutage nicht selten auf die Inseln zurückimportiert wird. Die echte auf den Kanaren beheimatete Wildform Serinus canaria zeichnet sich weder durch ein farbenprächtiges Federkleid aus, noch ist der Vogel besonders stimmgewaltig.

Von den Seevögeln