Bruckmann Reiseführer Bodensee: Zeit für das Beste. - Rolf Goetz - E-Book

Bruckmann Reiseführer Bodensee: Zeit für das Beste. E-Book

Rolf Goetz

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Beschreibung

Handverlesene Autoren-Tipps und Empfehlungen für eine individuelle Reiseplanung, über 400 inspirierende Fotos sorgen nicht nur für eine stressfreie Planung, sondern auch für einen entspannten Urlaub am Bodensee. Entdecken Sie mit diesem Bodensee-Reiseführer das Beste der Region bei einem Bummel in der Inselstadt Lindau, im Blumenparadies Mainau oder bei der Blauen Stunde an der Bregenzer Mole. Genießen Sie die badisch-schwäbische Küche und lassen Sie beim Wandern oder auf einem der Radwege den Alltag hinter sich. So entdecken Sie neben den Highlights auch jede Menge Geheimtipps, die Ihren Urlaub unvergesslich machen. Und es bleibt dabei immer Zeit für authentische Restaurants oder Hotels und die besten Shopping-Hotspots.

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Wandmalereien an der Fassade des Gasthauses zur Sonne in Stein am Rhein

HIGHLIGHTS | GEHEIMTIPPS | WOHLFÜHLADRESSEN

»Die Landschaft ist licht und hübsch.… Sie sollten einmal kommen.«

Hermann Hesse

Die Insel Mainau aus der Luft

INHALT

Das sollten Sie sich nicht entgehen lassen

Willkommen am Bodensee

KONSTANZ UND INSEL MAINAU

  1Konstanz – die Altstadt

  2Rechtsrheinisches Ufer

  3Die Bodenseethermen

  4Die Insel Mainau

  5Der Bodanrück

  6Radtour rund um den Obersee

UNTERSEE MIT HEGAU

  7Die Insel Reichenau

  8Allensbach

  9Radolfzell

10Die Halbinsel Höri

11Der Hegau

ÜBERLINGER SEE

12Die Marienschlucht

13Bodman-Ludwigshafen

14Von Ludwigshafen zum Haldenhof

15Sipplingen

16Überlingen

17Die Birnau

18Das Welterbe Unteruhldingen

19Salem

20Heiligenberg

MEERSBURG UND LINDAU

21Meersburg – die Altstadt

22Meersburg – Bodenseeweine

23Hagnau

24Immenstaad

25Friedrichshafen

26Die Luftfahrtmuseen

27Ravensburg

28Weingarten

29Tettnang

30Langenargen

31Kressbronn

32Wasserburg

33Lindau – die Insel

34Aeschach und Schachen

35Wangen

ÖSTERREICH UND LIECHTENSTEIN

36Bregenz

37Bregenzer Festspiele

38Der Bregenzerwald

39Dornbirn

40Das Rheindelta

41Liechtenstein

SCHWEIZER SEESEITE

42Rorschach

43Arbon

44St. Gallen

45Das Appenzellerland

46Romanshorn

47Kreuzlingen

48Von Steckborn nach Ermatingen

49Stein am Rhein

50Schaffhausen

REISEINFOS

Bodensee von A bis Z

Kalender

Register

Impressum

MEHR WISSEN

Habemus papam!

Feine Esskultur am Bodensee

Vom Dampfschiff zum Solarboot

MEHR ERLEBEN

Eine Woche am Bodensee

Bodensee für Sparfüchse

Bodensee für Kinder und Familien

Am Anleger von Meersburg machen mitunter richtig große Kähne fest.

Im Herbst ist das Apfelangebot auf den Märkten riesig, alte Sorten muss man allerdings oft suchen.

Ausgelassene Stimmung beim Konstanzer Fasnachtsumzug

Spätmittelalterliche Türme prägen die Silhouette von Arbon am Schweizer Ufer.

Ein Dammglonker vor dem Langenargener Schloss

Hästräger auf der Konstanzer Fasnacht sorgen für viel Lokalkolorit.

Felder, Wiesen und ausgedehnte Wälder machen den Bodanrück zu einem stillen Rückzugsgebiet.

DAS SOLLTEN SIE SICH NICHT ENTGEHEN LASSEN

Tulpenblüte auf der Insel Mainau

Konstanz (S. 28)

Die Hafenstadt war vor 600 Jahren während des Konstanzer Konzils der Nabel des Abendlands – bis heute zehrt Konstanz mit seiner historischen Altstadt vom Erbe jener Zeit. Ein Muss ist der Besuch des Münsters, provokant die Imperia an der Hafeneinfahrt, weltweit einmalig die »Kunstgrenze«, über die man in die Schweiz hinüberspazieren kann.

Blumeninsel Mainau (S. 44)

Mehr als eine Million Gäste im Jahr können nicht irren – die Blumeninsel gehört zu Recht zu den größten Besuchermagneten am Bodensee. 50 Gärtner sind damit beschäftigt, dem Gast ein florales Gesamtkunstwerk zu präsentieren, und dank des milden Seeklimas reifen hier sogar Bananen und Orangen. Die Kinder wiederum werden von dem attraktiven Wasserspielplatz nur schwer wieder wegzubekommen sein.

Klosterinsel Reichenau (S. 62)

Auf der »reichen Au« paart sich ein außerordentliches kunsthistorisches Kirchenensemble mit einer intensiv genutzten Kulturlandschaft – Salatfelder reichen bis unmittelbar an die einstigen Klosterkirchen heran. Die Meisterwerke romanischer Freskenmalerei stehen seit 2000 auf der UNESCO-Welterbeliste.

Die Bregenzer Festspiele sind für außergewöhnliche Bühnenbilder berühmt.

Wallfahrtskirche Birnau (S. 114)

Schon die Lage könnte traumhafter nicht sein. Innen präsentiert das Barockjuwel opulente Freskenmalereien und verspielten Stuck. Der unbestrittene Star unter dem Figurenschmuck ist der Honigschlecker. Schade nur, dass man ihn nicht fotografieren darf. Lohnend ist ein Abstecher in das aus einem Zisterzienserkloster hervorgegangene Schloss Salem.

Unteruhldingen (S. 118)

Das jüngste Glied des UNESCO-Welterbetrios am See ist zugleich das älteste Freilichtmuseum Deutschlands. Wie ein Bummel durch das ins Wasser gebaute steinzeitliche Pfahlbaudorf offenbart, ist es auch eines der reizvollsten.

In Meersburg dominiert schmuckes Fachwerk die Altstadtgassen.

Meersburg (S. 130)

»Auf der Burg haus’ ich am Berge, unter mir der blaue See …«, reimte die berühmte Dichterin Annette von Droste-Hülshoff in ihrem Kämmerlein in dem mittelalterlichen Gemäuer der Meersburg. Ein paar Schritte davon entfernt ließen die Konstanzer Bischöfe das prunkvolle Neue Schloss errichten, in der Gutsschenke daneben bekommt man zum Zwiebelrostbraten die tolle Aussicht gratis dazu.

Lindau (S. 186)

Da haben sich die Nobelpreisträger für ihre alljährliche Tagung wirklich ein nettes Plätzchen gesucht! Lindau glänzt mit seiner einzigartigen Insellage und dem schönsten Hafen weit und breit. Auf der Seepromenade kann man sich dem Dolce-farniente hingeben oder die bayerische Gastronomie testen, die alles an Spezialitäten auffährt, was der Freistaat außerhalb Münchens zu bieten hat.

Bregenz (S. 202)

Die Kulturmetropole am österreichischen Seeufer macht nicht nur jeden Sommer durch ihr extravagantes Bühnenbild für die Festspiele auf sich aufmerksam. Sie überzeugt zudem mit der auch in architektonischer Hinsicht bemerkenswerten Kunstmeile am Kornmarkt sowie den stillen Gassen der Oberstadt. Und mit der Pfänderbahn geht es in wenigen Minuten schnell den Berg hinauf.

St. Gallen (S. 242)

Die Attraktion im St. Galler Klosterbezirk ist die Stiftsbibliothek, die sich mit Freskenschmuck, feinen Stuckarbeiten und bis an die Decke reichenden Kirschholzregalen voll mit kostbaren Handschriften als Kleinod des Rokoko präsentiert. Nicht versäumen sollte man einen Spaziergang durch die von Erkern gesäumten Altstadtgassen, wo man auch die St. Galler Kalbsbratwurst probieren kann.

Rheinfall bei Schaffhausen (S. 269)

In dem vielleicht spektakulärsten Naturwunder der Region stürzen sich nach der Schneeschmelze mit donnerndem Getöse rund 500 000 Liter Wasser eine 23 Meter hohe Steilstufe hinab, pro Sekunde wohlgemerkt! Die Grenzstadt Schaffhausen profitiert schon seit eh und je vom größten Wasserfall Mitteleuropas und wartet mit einer hübschen Altstadt auf.

Lindaus Leuchtturm an der Hafeneinfahrt

WILLKOMMEN AMBodensee

Was gibt es Schöneres, als an einem heiteren Sommertag irgendwo am Wasser zu sitzen, von der Uferpromenade Höckerschwäne und Kormorane zu beobachten, mit einem Ausflugsschiff ziellos über den See zu schippern und sich den Wind um die Nase wehen zu lassen! Der Bodensee macht es möglich. Es ist ein gesegneter Landstrich in privilegierter Lage am Fuß der Alpen, eine Ferienregion par excellence, die geradezu zum Entspannen und Genießen einlädt. Drei Länder teilen sich nachbarschaftlich das rund 270 Kilometer lange Ufer.

Ein See mit vielen Namen

Ein Blick auf die Landkarte offenbart viele Namen für das im nördlichen Alpenvorland beheimatete Gewässer: Obersee, Untersee, Überlinger See und Zeller See, um nur die größten zu nennen, bilden den Bodensee. Mit seinen 536 Quadratkilometern ist dieser nach dem Plattensee und Genfer See der drittgrößte Binnensee Europas. Manche sprechen gar von einem Meer, genauer gesagt vom Schwäbischen Meer. Das scheint dann doch etwas zu hoch gegriffen, denn trotz der beachtlichen Weite ist das andere Ufer so gut wie immer in Sicht. Und der Name Schwäbisches Meer ist natürlich komplett falsch, denn die Schwaben sind ja bei Weitem nicht die einzigen Anrainer. Seinen Namen hat der Bodensee von der im 9.Jahrhundert gegründeten karolingischen Königspfalz Bodema, dem heutigen Bodman. Bodensee heißt er übrigens nur im deutschsprachigen Raum, im Englischen ist er als Lake Constance bekannt, und auch die Italiener nennen ihn nach der größten Stadt am See Lago di Constanza. Das klingt doch schon richtig südländisch.

Die Seemetropole Konstanz hat auch grüne Seiten.

Gesegnetes Klima

»Am Bodensee beginnt der Süden«, mit diesem Slogan aus den 1950er-Jahren wollten die damaligen Touristikplaner darauf aufmerksam machen, dass man nicht unbedingt über die Alpen fahren muss, um mediterrane Lebensart zu genießen. Tatsächlich verspricht der See ein Stück mediterrane Leichtigkeit, wie man sie anderenorts in Deutschland nur schwerlich finden wird. Dies soll nicht heißen, dass an jeder Ecke Palmen und Zitronenbäumchen stehen, selbst auf der von der Sonne verwöhnten Insel Mainau werden diese und andere frostempfindliche Kübelpflanzen spätestens zum Winteranfang ins Gewächshaus gestellt. Doch das Seeklima hat schon etwas Besonderes, für deutsche Verhältnisse ist es relativ ausgeglichen. Das Wasser speichert die Wärme des Sommers und gibt sie anschließend nur langsam wieder ab, sodass die Monate Oktober und November in der Regel noch viele milde Tage bringen. Der See macht den Sommer damit etwas länger, und im Winter werden weniger Frosttage gezählt.

Spätburgunder, die häufigste Rebe am See

Das viele Wasser kann auch seine Schattenseiten haben, denn wo es Wasser gibt, gibt es auch Nebel. Anhaltende Nebelperioden, vornehmlich im Herbst und Winter, sind keine Seltenheit; wenn es mal ganz schlecht läuft, kommt in unmittelbarer Seenähe tagelang kein Sonnenstrahl durch. Doch Nebel hat wiederum auch etwas Gutes, denn es wird dabei selten klirrend kalt. Das Wetter in der Bodenseeregion ist übrigens nicht überall gleich, was sich leicht an den Niederschlagsmengen ablesen lässt. So fällt etwa im von der Sonne verwöhnten Meersburg fast nur halb so viel Regen wie am östlichen Ufer in Bregenz. Die Region bietet beste Bedingungen für den Anbau von Obst und Gemüse, und auch der an den von der Sonne besonders verwöhnten Südhängen gekelterte Wein hat sich einen guten Namen gemacht.

Ein Stehpaddler mit zwei jungen Fahrgästen in Unteruhldingen

Väterchen Rhein

Wenn man sich fragt, wo das viele Bodenseewasser eigentlich herkommt, landet man sofort beim Rhein, der den See auf seiner ganzen Länge durchströmt. Ohne diesen wäre der See nicht viel mehr als ein von eiszeitlichen Gletschern ausgeschabtes Becken, und lange nicht so gut gefüllt, wie er sich das ganze Jahr über präsentiert. Der im schweizerischen Kanton Graubünden entspringende Strom führt aus den Alpen gewaltige Wassermassen heran. An seiner Einmündung zwischen Bregenz und Altenrhein hat er sich ein großes Binnendelta geschaffen, das in einem aufwendigen Jahrhundertprojekt kanalisiert wurde und seither Überschwemmungen so gut wie verhindert. Nach seinem Weg durch den Obersee verlässt der Fluss diesen als Seerhein bei Konstanz, um schon gerade mal vier Kilometer weiter in den Untersee zu münden. Vor Stein am Rhein kehrt der Rhein dem Bodensee den Rücken und stürzt kurz darauf als Rheinfall bei Schaffhausen spektakulär eine 23 Meter hohe Fallstufe hinab. Ausflugsschiffe fahren nah an das Naturwunder heran und bescheren so ein unvergessliches Erlebnis.

Aktiv genießen

Studien belegen, dass die Menschen in der Seeregion zufriedener mit sich und dem Rest der Welt sind als in anderen Teilen Deutschlands. Das überrascht nicht. Das Wasser vor der Haustür, die Berge zum Greifen nahe und ein mildes Klima, in dem Wein und Früchte in Hülle und Fülle reifen, ja, was will man eigentlich noch mehr? Wenn nicht gearbeitet wird, lockt ein riesiges Freizeitangebot, das außer von den Anwohnern natürlich auch von Gästen geschätzt wird. So hat man allein zwischen rund Hundert Museen die Qual der Wahl, mit Themen von A wie Alamannen bis Z wie Zeppelin. Neben den beiden großen Luftfahrtmuseen in Friedrichshafen gehören das Pfahlbaumuseum in Unteruhldingen und die mittelalterliche Burg Meersburg zu den Besuchermagneten. Und bei dem breiten Angebot an Musikevents und Festivalreihen ist für jeden Geschmack etwas dabei. Die Attraktion sind die Bregenzer Festspiele, doch auch die Schubertiade im Bregenzerwald oder die St. Galler Open-Air-Konzerte ziehen viele Musikfreunde an.

Welterbe hoch drei

Dass es am Bodensee einzigartige Kulturschätze und archäologische Stätten zu bewahren gilt, weiß man auch bei der UNESCO. Gleich drei Welterbestätten stehen auf der Liste der schützenswerten Kulturgüter. Bereits 1983 wurde in St. Gallen der Klosterbezirk zum Weltkulturerbe erklärt. Ein herausragendes Beispiel gelehrter Kultur ist das Rokokojuwel der Stiftsbibliothek, in der man in Filzpantoffeln über den Intarsienboden schlurfen und einige der ältesten und kostbarsten Bücher der deutschen Sprache bestaunen kann. Die im Jahr 2000 in die UNESCO-Liste aufgenommene Klosterinsel Reichenau überrascht mit einem hervorragend restaurierten Freskenzyklus, der bis in die karolingische Zeit zurückgeht. Jüngstes Glied der Welterbestätten sind die Pfahlbauten in Unteruhldingen, die ein detailgetreues Bild vermitteln, wie die Menschen vor 6000 Jahren am See lebten. Akribisch haben Archäologen ein in die Flachwasserzone gebautes Hüttendorf rekonstruiert, durch das die Besucher auf Stegen wie durch ein Lagunendorf spazieren können. Im sauerstoffarmen Schlick auf dem Seegrund blieben Gegenstände erhalten, die an Land längst verrottet wären – Taucher förderten Tausende von Donnerkeilen, Tonstempeln, Feuersteinen und Pfeilspitzen zutage.

Die Pfahlbauten von Unteruhldingen sind eine Zeitreise in die Steinzeit.

Im Strandbad Meersburg reicht die Liegewiese bis ans Wasser.

Deutschlands südlichste Badewanne

So gut wie jeder Ort am Seeufer hat ein Strandbad, insgesamt sind es etwa sechzig. Das sind wohlgemerkt nur die offiziellen Badeplätze, daneben gibt es noch unzählige Badestellen, wo man an einem heißen Sommertag einfach mal so abtauchen kann. Einer der schönsten ist der zwei Kilometer lange Naturbadestrand zwischen Unteruhldingen und Meersburg. Manche der Strandbäder haben einen schmalen Sandstreifen, in den meisten führen Stege oder über den Kieselstrand gelegte Matten sicheren Fußes ins Wasser. Immer gibt es eine gepflegte Liegewiese mit Schattenbäumen, die bis ans Wasser heranreicht. Oft sind die Seebäder mit einem Freibad kombiniert, man kann so zwischen See und beheizten Becken wählen. Ambitionierte Schwimmer schätzen vor allem die 50-Meter-Sportbecken in der Therme in Meersburg und im Lindauer Strandbad Eichwald. Auch nicht schlecht: Das Aquastaad in Immenstaad ist mit einem ganzjährig geöffneten Hallenbad kombiniert. In den größeren Bädern kann man zudem Kanus, Ruderboote und Boards zum Stehpaddeln mieten, einen Surfkurs belegen oder eine Partie Rasenschach, Minigolf oder Boccia spielen. Und nebenbei bemerkt: Viele Strandbäder kosten keinen Eintritt, so etwa die Bäder in Allensbach, Unteruhldingen und das Konstanzer Strandbad Horn, in dem es für FKK-Fans einen abgetrennten Bereich gibt. Nostalgisch sind die historischen Strandbäder, wie sie noch in Bregenz, Rorschach und Lindau erhalten sind. Ähnlich wie an der Ostsee öffneten die ersten Badeanstalten am Bodensee vor fast 200 Jahren, sie waren damals strikt für Frauen und Männer getrennt, und man trug Badeanzüge, die möglichst wenig Haut freiließen. Von Hafennähe mal abgesehen ist die Wasserqualität überall hervorragend, man schwimmt praktisch in Trinkwasser, das lediglich gefiltert und mit etwas Ozon keimfrei gemacht in Millionen von baden-württembergischen Haushalten aus dem Wasserhahn sprudelt (s. S. 103). Saisonstart ist Mitte Mai, es sei denn, ein ungewöhnlich warmer Frühling hat das Wasser schon ein paar Tage früher auf Badetemperatur erwärmt. Dies passiert vor allem in den Flachwasserzonen des Untersees. Abgehärtete Naturen springen auch schon mal im April oder noch im Oktober in den See.

Radeln, wandern, skaten

Wer es aktiv mag, bitte schön! Es gibt fast nichts, was man in der Bodenseeregion nicht machen kann. Erste Wahl ist das Rad, das man angesichts der vielen Verleihstationen nicht unbedingt selbst mitbringen muss. Für die Anrainer ist es das Nahverkehrsmittel schlechthin. In Konstanz herrschen fast schon holländische Verhältnisse, man unternimmt damit nicht nur Ausflüge, sondern radelt zum Bäcker, ins Café oder ins Strandbad. Das Wegenetz rund um den Bodensee ist hervorragend ausgebaut, wer will, kann ihn auf dem ausgesprochen beliebten Bodenseeradweg komplett umrunden oder ihn zumindest auf einem Teilstück kennenlernen (s. S. 54). Die flachen Uferwege kommen vor allem Radlern mit weniger Kondition entgegen; für Tagestouren gibt es angesichts der guten Vernetzung mit Schiff und Bahn tolle Kombimöglichkeiten. E-Bikes sind allerorten im Kommen, am Bodensee sind sie schon lange da, vor allem auf der Schweizer Seite gibt es viele Mietmöglichkeiten und im welligen Thurgauer Hinterland machen sie durchaus Sinn. Auch per pedes kann man den ganzen See umwandern. Muss man aber nicht, es lassen sich auch tolle Tagestouren unternehmen, etwa durch die wildromantische Marienschlucht bei Bodman (s. S. 90). Beliebt sind auch Themenwanderungen: so der Meersburger Weinkundeweg, der Tettnanger Hopfenpfad oder die Witzwanderung von Walzenhausen nach Heiden. Viele Touristenbüros halten kostenlose Broschüren mit teils detailliert ausgearbeiteten Routenvorschlägen bereit. Sofern man auf schweißtreibende Bergtouren aus ist, sind schnell die Ausgangspunkte im Appenzellerland und Bregenzerwald erreicht. Vor allem im Kanton Appenzell gibt es vorbildlich markierte Wege mit Gipfelzielen auf bis zu 2500 Metern.

Das Eldorado für Inlineskater ist der Thurgau, entlang der Schweizer Uferseite sorgen flache, geteerte Wege für hervorragende Bedingungen. Unter den teils extra für Skater ausgeschilderten Routen hat sich der »Lake Skate« von Konstanz nach Romanshorn oder weiter bis Rorschach zum Klassiker entwickelt, der glatte Belag lässt keine Wünsche offen. Doch auch auf der 15 Kilometer langen Strecke auf der Insel Reichenau oder dem Uferweg von Meersburg nach Hagnau rollt es sich vorzüglich.

An der Uferpromenade von Bregenz

Eine Milliarde Äpfel werden jedes Jahr rund um den See geerntet.

Apfelland total

Der Tourismus und vornehmlich in Friedrichshafen und Immenstaad angesiedelte Technologiekonzerne sind nur zwei der wirtschaftlichen Standbeine der Region. Was sofort auffällt: Obst wächst in Hülle und Fülle, der Bodensee ist nach dem Alten Land bei Hamburg der zweitgrößte Obstlieferant Deutschlands. Die klimatischen Voraussetzungen sind für den Apfelanbau ideal, vor allem die warme Septembersonne gibt den Früchtchen sozusagen den letzten Schliff. Vielerorts reichen Baumkulturen mit Äpfeln und Kirschen bis ans Ufer heran. In Zahlen ausgedrückt: Rund 1600 Obstbauern kultivieren auf etwa 7000 Hektar Äpfel mit einem jährlichen Ertrag von um die 250 000 Tonnen, die Gesamtstückzahl beläuft sich pro Jahr auf mehr als eine Milliarde Äpfel. In kleineren Mengen werden außerdem vornehmlich Birnen, Kirschen, Mirabellen und zunehmend Beerenfrüchte kultiviert. Unter den Apfelsorten sind Jonagold und Elstar die Spitzenreiter, dazu kommen ein paar trendige Newcomer wie Pinova, Greenstar und Cameo. Die frühere Sortenvielfalt ist allerdings längst dahin. Heute gibt es kaum einen Obstbauhof, der mehr als fünf Sorten im »Garten« stehen hat. Damit die Sache wirtschaftlich funktioniert, gibt es bereits seit Jahrzehnten keine Obstgärten mehr, sondern Plantagen mit niederstämmigen Intensivkulturen, die sich maschinell leicht bearbeiten lassen. Kaum sind die Bäume 20 Jahre alt, werden sie gerodet und müssen einer neuen Generation Platz machen – nur so sind hohe Erträge möglich. Teils mit Netzen gegen Hagel abgedeckte Plantagen dominieren vielerorts das Landschaftsbild, nicht überall wirkt sich das vorteilhaft aus. Große Apfelbäume stehen nur noch auf immer weniger werdenden Streuobstwiesen und beim Biobauern, bei dem man auf der Suche nach älteren Sorten, etwa Goldparmäne, Gravensteiner und Glockenapfel, fündig wird. Vielerorts können die Früchte direkt ab Hof gekauft werden.

Geschichte im Überblick

um 8000 v. Chr. Eiszeitliche Gletscher schmelzen ab und füllen ein Becken nördlich der Alpen auf.

um 4000 v. Chr. Rund um den Bodensee errichten Fischer die ersten Pfahlbausiedlungen.

um 15 v. Chr. Unter Kaiser Augustus erobert der römische Feldherr Tiberius die bis dahin von Kelten besiedelte Bodenseeregion und gründet am Ostufer des Sees die römische Stadt Brigantium, das heutige Bregenz. Römische Spuren befinden sich auch in Konstanz.

719 In St. Gallen wird der Grundstein für eines der einflussreichsten Klöster nördlich der Alpen gelegt.

ab 1200 Die Grafen von Montfort bestimmen bis ins 18. Jh. hinein wesentlich das politische Geschehen am Obersee. Tettnang wird zur Residenzstadt ausgebaut.

ab 1273 Nach dem Zerfall des schwäbischen Staufergeschlechts kontrolliert die österreichische Adelsdynastie der Habsburger weite Teile der Bodenseeregion.

1414–1418 Das von König Sigismund einberufene Konstanzer Konzil soll das seit 1378 bestehende Große Abendländische Schisma beenden. Dabei wählt man Kardinal Oddo di Colonna zum neuen Papst Martin V. Konstanz wird für vier Jahre zum Mittelpunkt des Abendlandes und steigt in dieser Zeit zu einer wohlhabenden Kaufmannsstadt auf.

1496 Der Habsburger Kaiser Maximilian I. hält in Lindau einen Reichstag ab.

1499 Nach dem Schwabenkrieg wird zwischen Deutschland und der Schweiz die Grenze festgeschrieben, die bis heute Bestand hat.

1526 Kurz vor dem Sieg der Reformation in Konstanz flieht das Konstanzer Domkapitel nach Meersburg und richtet sich zunächst in der Meersburg, später im Neuen Schloss ein.

1618–1648 Der Dreißigjährige Krieg hinterlässt auch am Bodensee tiefe Spuren. Buchhorn (heute Friedrichshafen), Bregenz und die Insel Mainau werden von schwedischen Truppen besetzt und nach deren Abzug teils verwüstet.

1803 Im Zuge der Säkularisation werden überall am See die Klöster aufgelöst und der Besitz den Landesherren unterstellt. Salem fällt an den Markgraf von Baden.

1811 König Friedrich I. von Württemberg gründet die Stadt Friedrichshafen, die nach dem Hafenausbau und der Gründung einer Fährverbindung ins schweizerische Romanshorn zur florierenden Hafenstadt aufsteigt.

1881 In Hagnau bei Meersburg gründet der Pfarrer Heinrich Hansjakob den ersten badischen Winzerverein.

1900 In Friedrichshafen hebt das von Graf Zeppelin konstruierte erste Luftschiff ab. In den folgenden Jahren wird die Stadt ein bedeutender Standort der Luftfahrtindustrie.

1904 Der Dichter und spätere Nobelpreisträger Hermann Hesse lässt sich in Gaienhofen am Untersee nieder und verbringt dort acht produktive Jahre.

1938 In der Reichspogromnacht zerstören die Nationalsozialisten die Synagogen von Konstanz und Wangen auf der Halbinsel Höri.

1943–1945 Der Rüstungsstandort Friedrichshafen wird Ziel von Luftangriffen der Alliierten, auch die Industrieanlagen in Singen am Hohentwiel werden bombardiert. Konstanz dagegen bleibt wegen seiner unmittelbar an die Schweiz grenzenden Lage von Kriegszerstörungen verschont.

1946 In Bregenz werden die Bregenzer Festspiele eröffnet, sie sind heute das wichtigste Kulturereignis am See.

1951 In Lindau findet erstmals ein Treffen von Nobelpreisträgern zu einem Meinungsaustausch statt, seither ist die Tagung alljährlich fester Bestandteil im Konferenzbetrieb der Inselstadt.

1963 Der Bodensee ist komplett mit einer dicken Eisschicht bedeckt, das Eis ist so stark, dass selbst Kleinflugzeuge darauf landen können. Das Jahrhundertereignis wird volksfestartig gefeiert.

1966 Die Reformuniversität Konstanz nimmt den Lehrbetrieb auf.

1972 Die Internationale Bodenseekonferenz wird gegründet, Mitglieder sind Baden-Württemberg, Bayern, Vorarlberg, die Schweizer Kantone Schaffhausen, Thurgau und Appenzell sowie das Fürstentum Liechtenstein. Ziel der Konferenz ist es, die wirtschaftliche und kulturelle Zusammenarbeit in der Region zu fördern.

1983 Der Stiftsbezirk von St. Gallen wird Welterbe der UNESCO.

1995 Österreich tritt der Europäischen Union bei, der bis dahin ohnehin schon unkomplizierte Grenzübertritt in der Seeregion wird damit noch einfacher.

2000 Die Klosterinsel Reichenau wird UNESCO-Welterbe.

2005 Zwischen Konstanz und Friedrichshafen wird eine Katamaran-Linie eingerichtet.

2011 Mit der Schließung der Bodan-Werft in Kressbronn geht die lange Tradition des Schiffsbaus am Bodensee zu Ende. Die steinzeitliche Pfahlbausiedlung Unteruhldingen wird Teil des UNESCO-Welterbes Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen.

2018 In Konstanz wird in verschiedenen Veranstaltungen im Rahmen der Feierlichkeiten zum Konzilsjubiläum 2014–2018 des Reformators Jan Hus gedacht, der vor 600 Jahren während des Konstanzer Konzils zusammen mit seinen Schriften auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde.

EINE WOCHE AM BODENSEE

Schwäbisches Meer wird der Bodensee mitunter genannt, und dies obschon neben Schwaben auch Bayern, Österreich und die Schweiz zu den Anrainern gehören. Die spektakuläre Lage am Fuß der Alpen und das fast schon mediterrane Flair machen seine vielfältige Natur- und Kulturlandschaft zu einer privilegierten Ferienregion. Hier einige Tipps für eine siebentägige Entdeckungsreise rund um den großen Binnensee.

1. TAG

KONSTANZ

Warum nicht die Bodenseereise mit der vielleicht interessantesten Stadt am See beginnen? Irritieren mag in Konstanz vielleicht lediglich die Imperia, das heimliche Wahrzeichen der Seemetropole: Eine in Zement gegossene Edelkurtisane begrüßt mit weit geöffnetem Kleid die am Hafen ankommenden Gäste – provokanter kann sich eine Stadt kaum vorstellen. Ausgesprochen kurzweilig gestaltet sich ein Bummel durch die Gassen im Niederburg-Quartier: Einen grandiosen Ausblick von oben über Stadt, Land und See erlaubt der 76 Meter hohe Münsterturm. Und über die »Kunstgrenze« bietet sich zu Fuß ein Abstecher auf die Schweizer Seite in den Kreuzlinger Seeburgpark an, dort können Sie eine »Schoggimilch« trinken oder sich mit einem kleinen Vorrat Schweizer Schokolade eindecken.

2. TAG

INSEL MAINAU

Zweifelsohne die schönste Annäherung auf die Blumeninsel bietet ab Konstanz eine Fahrt mit dem Kursschiff der Weißen Flotte. Vom Inselanleger der Mainau können Sie in wenigen Minuten zur Schlosskirche St. Marien aufsteigen und dabei schon einen Blick in den im Stil der italienischen Renaissance angelegten Rosengarten und das mit allerlei Exoten gefüllte Palmenhaus werfen. Vom barocken Schlossensemble aus führen Wege kreuz und quer über die Insel, je nach Jahreszeit durch ein anderes, doch immer professionell arrangiertes Blütenmeer: Im Mai öffnet der Rhododendron seine Knospen, pünktlich zu Pfingsten blühen die Pfingstrosen, und im Sommer bezaubern die himmelblauen Blütenköpfe der Hortensien. Planen Sie für die Blumeninsel einen ganzen Tag ein, nicht zuletzt, um den etwas happigen Eintrittspreis voll auszunutzen.

3. TAG

INSEL REICHENAU

Im Wagen sind es von Konstanz aus nur 20 Fahrminuten zur Klosterinsel im Untersee, das letzte Stück verläuft über einen von einer stolzen Pappelallee gesäumten aufgeschütteten Damm. Spätestens mit der Kür zum UNESCO-Welterbe im Jahr 2000 avancierte die »reiche Au« zu einer Sehenswürdigkeit von Weltrang. Einzigartig ist der frühmittelalterliche Bilderzyklus in St. Georg, dessen ehrwürdige Mauern bis in die karolingische Zeit zurückreichen. Die Säulenbasilika bildet mit dem Münster und St. Peter und Paul im nordwestlichsten Inselzipfel ein herausragendes Trio romanischer Kirchenkultur. Zwischen den Sakralbauten machen sich akkurat angelegte Salatfelder und Gewächshäuser breit. Nicht nehmen lassen sollten Sie sich den Ausflug zur Hochwart, von der sich ein prächtiger Ausblick über die Gemüsekulturen öffnet, und vielleicht hat ja gerade das dortige Teehaus geöffnet …

4. TAG

MEERSBURG

Das Städtchen am Nordufer des Bodensees ist von Konstanz aus Tag und Nacht mit einer Autofähre verbunden, die dem eiligen Gast etliche Straßenkilometer erspart. Bei einem Stadtrundgang fragt man sich unweigerlich, warum eigentlich Meersburg noch nicht zum Welterbe geadelt wurde. Das Zeug dazu hat die von einer mittelalterlichen Bilderbuchburg gekrönte Kleinstadt allemal. An deren Fuß scharen sich wirklich hübsch herausgeputzte Fachwerkhäuser und ein von historischen Gaststuben gerahmter historischer Marktplatz. Von dort kann man durch heimelige Gassen zum Neuen Schloss hinauf flanieren, in dem einst die Konstanzer Bischöfe in fürstlichem Pomp residierten. Der beste Platz für eine kleine Pause oder besser noch für ein ausgiebiges Mittagessen ist die Terrasse der Gutsschenke, von der man über gepflegte Weinberge hinüber auf das Schweizer Seeufer schaut.

5. TAG

FRIEDRICHSHAFEN

Die Attribute Messestadt und Industriestandort mögen für die eine halbe Fahrstunde südöstlich von Meersburg gelegene zweitgrößte Stadt am Bodensee vielleicht kein triftiger Grund für einen Besuch sein. Der Name Zeppelinstadt lässt schon eher aufhorchen. Dem Luftfahrtpionier Graf von Zeppelin ist ein großes Museum gewidmet, das mit allen Facetten der faszinierenden, aber auch tragischen Geschichte der Zeppeline bekannt macht. Von dort aus sollte man es sich nicht nehmen lassen, auf der Seepromenade zu Moleturm, Jachthafen und Graf-Zeppelin-Haus zu spazieren. Wer will, kann noch weiter zur Schlosskirche am westlichen Stadtrand wandern. Ziele im Hinterland von Friedrichshafen sind etwa die Hopfenstadt Tettnang und die oberschwäbische »Türmestadt« Ravensburg. Sofern man mit Kindern unterwegs ist, hat allerdings das auf halbem Weg gelegene Ravensburger Spieleland Vortritt.

6. TAG

BREGENZ

Mit einer Uferlänge von 28 km fällt der österreichische Anteil am Bodensee relativ bescheiden aus. Doch allein die kleine Kulturmetropole Bregenz rechtfertigt den Besuch. Selbst wenn man nicht gerade zur Festspielzeit unterwegs ist, sollte man sich die ins Wasser gebaute Seebühne mit ihrem immer spektakulär in Szene gesetzten Bühnenbild anschauen. Einen architektonischen Akzent setzt das ultramoderne Kunsthaus. Von dort kann man in die Oberstadt spazieren, in der schon vor 2000 Jahren die Römer ihren Beitrag zur Besiedlung der Bodenseeregion lieferten. Ein Muss ist die Seilbahnfahrt auf den Pfänder, von dem sich die Seeregion fast wie aus dem Cockpit eines Flugzeuges präsentiert.

7. TAG

SCHWEIZER UFER

In Filzpantoffeln über kunstvolle Intarsienböden aus Kirschbaumholz wandeln kann (muss) man in der hinreißend schönen Rokokobibliothek von St. Gallen – nicht umsonst hat es diese zusammen mit dem vom Spätbarock geprägten Klosterbezirk auf die UNESCO-Welterbeliste geschafft. Die Altstadt mit ihren berühmten Erkerhäusern ist genauso eine Besichtigung wert wie die eine oder andere Sammlung auf der Museumsmeile. Dazwischen sollten Sie unbedingt eine echte St. Galler Kalbsbratwurst probieren. St. Gallen liegt einige Kilometer vom Seeufer entfernt, die Alpenkette mit dem Säntis ist hier bereits zum Greifen nahe. Wer wieder näher am Wasser sein will, findet in Arbon schmucke Fachwerkarchitektur, und im benachbarten Rorschach bietet die Sammlung Würth hochkarätigen Kunstgenuss zum Nulltarif. Über Romanshorn und Kreuzlingen kommt man schließlich wieder nach Konstanz zurück.

KONSTANZ UND INSEL MAINAU

  1Konstanz – die Altstadt

  2Rechtsrheinisches Ufer

  3Die Bodenseethermen

  4Die Insel Mainau

  5Der Bodanrück

  6Radtour rund um den Obersee

Vom Konstanzer Hafen starten viele Ausflugsboote.

1 Konstanz – die Altstadt

Seemetropole mit Charme und großer Geschichte

In vielen Sprachen heißt der Bodensee »Konstanzer See«. Das unterstreicht, dass die mit 83 000 Einwohnern größte Stadt am Bodensee auch international das Aushängeschild der Region ist. Vom Seerhein in zwei Hälften geteilt bietet die linksrheinische Altstadt-Seite genau das, was viele Gäste suchen: Historie mit viel Kultur, heimelige Gassen zum Bummeln und attraktive Terrassenlokale zum Entspannen.

Stolz strebt die Nordwestfassade des Konstanzer Münsters himmelwärts. Während des Konzils wurde hier ein neuer Papst gewählt.

Rund um den Münsterplatz

Konstanz ist Grenzstadt, vom Zentrum aus kann man auf der »Kunstgrenze« ins schweizerische Kreuzlingen spazieren (s. S. 256). Im Zweiten Weltkrieg war die unmittelbare Nähe zur neutralen Schweiz der Grund dafür, dass die Stadt trotz etlicher Industrieansiedlungen von Luftangriffen verschont blieb. Die Altstadt präsentiert sich zwar nicht aus einem Guss, doch mit historischen Bauten vom Mittelalter bis zur Renaissance gehört sie dennoch zu den schönsten Stadtbildern Süddeutschlands. Auf dem Münsterplatz macht eine meterhohe Glaspyramide neugierig. 2003 legte man darunter die Relikte eines spätrömischen Kastells frei. Es belegt, dass die Römer nicht nur in Brigantium (Bregenz) Fuß gefasst hatten. Heute beherrscht der 76 Meter hohe Turm des Münsters Unserer Lieben Frau mit einer begehbaren Aussichtsplattform die Konstanzer Silhouette. Die Anfänge der dreischiffigen Säulenbasilika gehen bis ins 7. Jahrhundert zurück. Aus der frühromanischen Zeit ist noch die Krypta (955) erhalten, in der als wertvollster Kirchenschatz vier vergoldete Kupferscheiben aus dem 11. Jahrhundert ausgestellt werden. In der Konradi-Kapelle vor der Krypta steht ein vergoldeter Reliquienschrein mit dem Haupt des hl. Konradi. Als kunsthistorisch herausragend gilt das Heilige Grab (1260) in der vom Kreuzgang abgehenden Mauritiusrotunde, einer Nachbildung der Jerusalemer Grabeskirche. Gegenüber dem Münster entstand 1998 ein aus neun teils historischen Bauten zusammengelegtes Kulturzentrum, in dem unter anderem die Stadtbibliothek und Volkshochschule Platz gefunden haben. Im selben Gebäude befindet sich die Wessenberg-Galerie, die auf eine Stiftung des letzten Konstanzer Bistumsverwesers Freiherr Ignaz Heinrich von Wessenberg (1774–1860) zurückgeht und seither durch Schenkungen von Konstanzer Bürgern ständig erweitert wurde. Das wertvollste Exponat ist eine Zeichnung von Albrecht Dürer. Brunchen und sich entspannen kann man im schönen Innenhof des Restaurants Wessenberg.

Rundgang durch die Konstanzer Altstadt

Bahnhofplatz – Gegenüber dem Uhrenturm des Bahnhofs steht die im Neorenaissancestil erbaute Sparkasse (1891) als typischer Repräsentationsbau der Kaiserzeit.

Konzil – Im ehemaligen Kaufhaus finden Kongresse und Fasnachtsveranstaltungen statt.

Imperia – Provokantes Werk von Peter Lenk

Insel – Auf der Mini-Insel gründeten vor 800 Jahren die Dominikaner ein Kloster (heute ein Hotel).

Rheintorturm – Durch den Torturm (um 1200) führte einst eine Holzbrücke über den Rhein, seit 2008 befindet sich darin ein kleines Fasnachtsmuseum (April–Okt. Fr 18–22 Uhr, Sa, So 14–17 Uhr).

Niederburg – Altstadtquartier mit engen Gassen, Szeneläden und Ateliers

Münster Unserer lieben Frau – tgl. 8–17.30 Uhr; Münsterturm März–Okt. Mo–Sa 10–17 Uhr, So 12.30–18 Uhr

Lenk-Brunnen – Peter Lenks facettenreiche Wasserspeier an der Unteren Laube

Obermarkt – Am Haus zum Hohen Hafen (um 1420) werden Szenen des Konstanzer Konzils dargestellt, das benachbarte Hotel Barbarossa gehört zu den ältesten Gasthäusern der Stadt.

Marktstätte – Fußgängermeile und Shoppingzone rund um den Kaiserbrunnen

Rosgartenmuseum – Museum zur Geschichte der Stadt und der Bodenseeregion (Rosgartenstr. 3–5, 78462 Konstanz, www.konstanz.de/rosgartenmuseum, Di–Fr 10–18 Uhr, Sa, So 10–17 Uhr, freier Eintritt Mi ab 14 Uhr und jeden ersten Sonntag im Monat)

Rathaus – Von der Renaissance beeinflusstes altes Kanzleigebäude aus dem Jahr 1594, der Innenhof dient in den Sommermonaten als Bühne für Kammermusik.

Schnetztor – Das Fachwerktor (14. Jh.) war früher der Durchgang nach Kreuzlingen. Davor befindet sich das Hus-Museum (Hussenstr. 64, 78462 Konstanz, April–Sept. Di–So 11–17 Uhr, Okt.–März 11–16 Uhr).

Sea Life – Seepferdchen, Eselspinguine und Schwarzspitzenriffhaie, doch für den stolzen Eintrittspreis erwartet man in dem etwas eng geratenen Aquarium eigentlich noch mehr (Hafenstr. 9, 78462 Konstanz, www.sealife.de, tgl. 10–17 Uhr, Aug. 10–18 Uhr).

Kunstgrenze – An der deutsch-schweizerischen Grenze markieren 22 Skulpturen den Grenzverlauf.

Für die barocke Kanzel im Münster wählten die Handwerker feine Nussbaum- und Lindenhölzer aus.

Von der Niederburg zur Marktstätte

Die Niederburg nördlich des Münsters konnte sich ihren ganz eigenen Charme bewahren. In den Gassen des ältesten Konstanzer Viertels haben sich etliche Szeneläden und Weinlokale eingerichtet. Die natürliche Grenze der nördlichen Altstadt ist der Seerhein, an dessen Ufer mit dem Rheintorturm und dem Pulverturm zwei der einstmals 25 Tore und Türme der mittelalterlichen Stadtbefestigung überdauerten. An der Westgrenze der Altstadt verläuft anstelle des ehemaligen Stadtgrabens die viel befahrene innerstädtische Durchgangsstraße Untere Laube (und ihre Fortsetzung Obere Laube), hier kann mit dem acht Meter hohen Triumphbogen eine weitere Arbeit von Peter Lenk bestaunt werden. Das figurenreiche Ensemble will ein Ausrufezeichen zum Verkehrswahn setzen, es ist zugleich auch ein Brunnen und wird von den Konstanzern deshalb einfach Lenk-Brunnen genannt. Weniger provokant, dafür ausgesprochen humorvoll, gibt sich der Kaiserbrunnen auf der Marktstätte. Dem 1898 von einem reichen Bürger gestifteten Wasserspiel kamen im Zweiten Weltkrieg die vier Standbilder von deutschen Kaisern abhanden, man schmolz diese 1942 kurzerhand als »Metallspende des deutschen Volkes« ein. Bis das Künstlerehepaar Gernot und Barbara Rumpf für Ersatz sorgte, sollten fast 50 Jahre vergehen; zusätzlich zu den Kaisern bereichern nun auch das achtfüßige Reittier von Kaiser Friedrich II. sowie Seehasen und andere Fabeltiere das Brunnen-Ensemble.

Das Figuren-Ensemble am Lenk-Brunnen macht durch eine üppige Formensprache auf sich aufmerksam.

Zollern- und Rosgartenstraße

Die große Vergangenheit der Stadt wird auch am Hohen Haus in der Zollernstraße lebendig. Wenn man so will, war das 1294 errichtete, siebengeschossige Gebäude ein spätmittelalterliches Hochhaus. Die Fassadenmalerei mit einer Fischmarktszene datiert allerdings auf 1935. Im ehemaligen Zunfthaus der Metzger gibt das Rosgartenmuseum in der Rosgartenstraße den besten Einblick in die Kunst- und Kulturgeschichte der Bodenseeregion. Allein schon die spätmittelalterlichen Räume mit dem spätgotischen Zunftsaal lohnen den Besuch. Sozusagen als »Museum im Museum« versteht sich der Historische Saal, der seine Schätze wie nach der Eröffnung des Museums vor fast 150 Jahren präsentiert. Neben Exponaten zur Vor- und Frühgeschichte sind vor allem die mittelalterlichen Tafelbilder sehenswert, überregional bedeutend ist die reich illustrierte Richental-Chronik, in der detailliert die Ereignisse des Konstanzer Konzils festgehalten sind. Eine Oase der Ruhe ist das idyllische Museumscafé im Innenhof, dort sind auch Gäste unabhängig vom Museumsbesuch willkommen.

Einfach gut!

MIT DEM SEEHAS IN DEN HEGAU

Für einen Ausflug in den Hegau nimmt man am besten die viel von Pendlern genutzte S-Bahn »Seehas«. Der moderne Nahverkehrszug verbindet Konstanz im 30-Minuten-Takt mit Reichenau (der Haltepunkt liegt auf dem Festland im Ortsteil Waldsiedlung/Lindenbühl), Allensbach, Radolfzell, Singen am Hohentwiel und dem malerischen Hegau-Städtchen Engen. An der Strecke gibt es damit genug Halte und Sehenswürdigkeiten, um zwei oder gar drei Ferientage ohne mitunter stressige Autofahrten zu füllen. Los geht es bequem mitten in Konstanz am Hauptbahnhof, recht flott ist man mit dem »Seehas« ebenfalls unterwegs, für die 44 Kilometer bis Engen braucht er gerade mal 50 Minuten. Ihren Namen hat die S-Bahn übrigens durch eine Gästebefragung bekommen.

Seehas. Kundencenter Konstanz, Hafenstr. 10, 78462 Konstanz, Tel. +49 75 31/91 51 09,www.sbb-deutschland.de

Infos und Adressen

ESSEN UND TRINKEN

Konzilgaststätte. Das im Volksmund »Patronentasche« genannte Lokal im historischen Kaufhaus glänzt mit seiner großen Außenterrasse, speziell sind die Dinkelgerichte nach Hildegard von Bingen. Früher befand sich in dem niedrigen Anbau an das Konzil die Zollüberwachung, das Gebäude soll einer um den Bauch gebundenen Patronentasche ähneln. Warme Küche tgl. durchgehend 11–21.30 Uhr, Hafenstr. 2, 78462 Konstanz, Tel. +49 75 31/2 12 21, www.konzil-konstanz.de

Pano. Schon frühmorgens geöffnetes Franchise-Lokal mit Kaffee- und Teespezialitäten, knusprigem Holzofenbrot, leckeren Suppen und Salat vom Buffet. Mo–Fr 7.30–19 Uhr, Sa, So 9–20 Uhr, Marktstätte 6, 78462 Konstanz, Tel. +49 75 31/3 65 25 55, www.pano.coop

Das Pano zieht neben studentischem Publikum auch viele Gäste von auswärts an.

Papageno. Der Österreicher Johann Kraxler offeriert teure französisch-mediterrane Küche, erschwinglich ist mittags der Business Lunch. Mi–So 12–14, 18–23 Uhr, Hüetlinstr. 8a, 78462 Konstanz, Tel. +49 75 31/36 86 60

Tamaras Weinstube zum Guten Hirten. In dem kleinen Altstadtlokal werden zum Wein regionale Gerichte zu vernünftigen Preisen aufgetischt. Mo–Sa 16–23 Uhr, Zollernstr. 6–8, 78462 Konstanz, Tel. +49 75 31/28 43 18

Wessenberg. Konstanzer treffen sich hier vornehmlich in der Mittagspause oder zum sonntäglichen Brunch (All you can eat, 11–14.30 Uhr), bei schönem Wetter unter großen Sonnensegeln im ruhigen Innenhof. Tgl. 9–1 Uhr, Wessenbergstr. 41, 78462 Konstanz, Tel. +49 75 31/91 96 64

ÜBERNACHTEN

Barbarossa. Zentral gelegenes Mittelklassehotel; viele der Zimmer haben Parkettfußboden, manche davon sind durch die klein geratenen Fenster allerdings etwas dunkel. Obermarkt 8–12, 78462 Konstanz, Tel. +49 75 31/12 89 90, www.barbarossa-hotel.com

Hotel Viva Sky. Die etwas nüchterne Hochhausarchitektur muss man nicht unbedingt mögen. Doch die geräumigen, modern eingerichteten Zimmer halten, was der Hotelname verspricht und bieten genauso wie das Dachrestaurant einen fulminanten Ausblick über die Dächer der Altstadt. Sigismundstr. 19, 78462 Konstanz, Tel. +49 75 31/6 92 36 20, www.hotel-viva-sky.de

AUSGEHEN

Globetrotter. Beliebte Cocktailbar mit riesiger Auswahl, wegen der grenznahen Lage auch viele Schweizer Gäste. Mi–So 18–1 Uhr, Sa 19–3 Uhr Hüetlinstr. 14, 78462 Konstanz, Tel. +49 75 31/2 31 10, www.globetrotter-bar.de

K 9 Kulturzentrum. Kommunales Kulturzentrum mit Musik-Events, Salsa-Partys, Kabarett und Theater. Hieronymusstr. 3, 78462 Konstanz, Tel. +49 75 31/1 67 13, www.k9-kulturzentrum.de

Südwestdeutsche Philharmonie. Spielstätten sind neben dem Konzil u. a. auch das Dreispitz in Kreuzlingen und das Milchwerk Radolfzell. Fischmarkt 2, 78462 Konstanz, Tel. +49 75 31/90 08 16, www.philharmonie-konstanz.de

Zebra Kino. Engagiertes Off-Kino mit ausgesuchten Dokumentar-, Experimental- und Kurzfilmen. Joseph-Belli-Weg 5, 78462 Konstanz, www.zebra-kino.de

EINKAUFEN

Kafferösterei. Hochlandcafés aus aller Welt werden auf schonende Art geröstet; mit vielen Raritäten, die man sonst nur schwer findet. Mo–Fr 9.30–18 Uhr, Sa 9.30–15 Uhr, St. Stephansplatz 7, 78462 Konstanz, Tel. +49 75 31/36 82 61, www.kaffeeroesterei-konstanz.de

Spitalkellerei Konstanz. Bestseller der Weinhandlung in der Niederburg ist der Grauburgunder von der Sonnenhalde am Bismarckturm. Mo–Fr 9–12, 14–18 Uhr, Sa 9–13 Uhr, Brückengasse 16, 78462 Konstanz, www.spitalkellerei-konstanz.de

Voglhaus. Charmanter kleiner Laden neben dem gleichnamigen Szene-Café, der neben Mode und Dekoartikeln ein breites Angebot an Badepralinen und Raumdüften führt. Mo–Sa 9–18.30 Uhr, So 11–18 Uhr (Café), Wessenbergstr. 8, Eingang Münzgasse, 78462 Konstanz, www.das-voglhaus.de

SCHIFF

Fähre Konstanz – Meersburg. Ab Konstanz-Staad ganzjähriger Pendelverkehr rund um die Uhr. Tel. +49 75 31/80 33 33, www.faehre.konstanz.de

Katamaran. Ab Hafen Konstanz ganzjährige Schnellverbindung nach Friedrichshafen im Stundentakt. Tel. +49 75 31/3 63 93 29, www.der-katamaran.de

Schon der Duft des Kaffees lohnt den Besuch in der Rösterei.

Weiße Flotte. Vom Konstanzer Hafen aus werden im Sommerhalbjahr zahlreiche Ausflugsfahrten angeboten. Tel. +49 75 31/3 64 00, www.bsb-online.com

AKTIVITÄTEN

Golfclub Konstanz. Die Lage auf dem Bodanrück über dem Ufer des Überlinger Sees macht den Parcours zu einem der schönsten am Bodensee. Die Clubräume samt nettem Terrassenlokal sind in einem alten Gutshof untergebracht. Hofgut Kargegg, 78476 Allensbach-Langenrain, Tel. +49 75 33/9 30 30, www.golfclubkonstanz.de

INFORMATION

Tourist-Information. Mit breitem Angebot an Stadtführungen, neben dem Klassiker durch die historische Altstadt werden auch die Drehorte des Tatorts vorgestellt. Mo–Fr 9.30–18 Uhr, Sa 9–16 Uhr, So 10–13 Uhr, Nov.–März Sa, So geschlossen, Bahnhofplatz 43, 78462 Konstanz, Tel. +49 75 31/13 30 32, www.konstanz-tourismus.de

HABEMUS PAPAM!Die Papstwahl von Konstanz

Umstrittenes Konstanzer Wahrzeichen: die Imperia des Bildhauers Peter Lenk

Jubiläen müssen ordentlich gefeiert werden! Das dachten sich wohl auch die Konstanzer, die ihr berühmtestes Datum in der mehr als 2000-jährigen Stadtgeschichte gleich vier volle Jahre von 2014 bis 2018 mit vielen Veranstaltungen, Musikfestivals und Ausstellungen zelebrierten. Der Grund dafür: Vor 600 Jahren wurde in Konstanz ein Papst gewählt.

Die frivole Dame am Hafen

Das hätten sich die Konstanzer nicht träumen lassen, dass ausgerechnet eine an der Hafeneinfahrt stehende, ziemlich freizügig bekleidete Kurtisane namens Imperia quasi über Nacht zum neuen Wahrzeichen der Seemetropole werden würde! Viele wollten nicht wahrhaben, dass ihnen der Bildhauer Peter Lenk ausgerechnet ein »Hurendenkmal« vor die Nase gesetzt hat. Seit 1993 begrüßt nun schon die Imperia die mit dem Katamaran oder Kursschiff ankommenden Passagiere. Heute ist die sich auf dem Sockel des alten Leuchtturms drehende neun Meter hohe Zementgussfigur aus dem Stadtbild nicht mehr wegzudenken. Mit weit geöffnetem Kleid steht die Edelkurtisane schamlos da, auf ihrer linken Handfläche präsentiert sie den Papst, auf der rechten ein mickriges Abbild von König Sigismund (1368–1437), dem späteren römisch-deutschen Kaiser, der vor 600 Jahren das Konstanzer Konzil (1414–1418) zur bislang einzigen Papstwahl auf deutschem Boden einberief.

Das Konstanzer Konzil

Gleich drei Päpste beanspruchten damals das höchste kirchliche Amt für sich, in Konstanz sollte damit nun Schluss gemacht werden. Aus allen Teilen Europas strömte dem Ruf von König Sigismund folgend alles herbei, was Rang und Namen hatte. Kardinäle, Äbte und Fürsten machten die Bodenseestadt für vier Jahre zum Zentrum des Abendlandes, insgesamt zog das Konzil rund 70 000 Menschen an, darunter eben auch etwa 700 Prostituierte. »Hübschlerinnen« nannte man sie wohlwollend. In schwierigen und langwierigen Konzilsitzungen, die im Münster abgehalten wurden, konnte am Ende erreicht werden, dass alle drei Päpste zurücktraten. Das anschließende Konklave fand im damaligen Kauf- und Lagerhaus statt. Unübersehbar steht der 50 Meter lange zweigeschossige Bau mit seinem riesigen Walmdach bis heute nur wenige Schritte vom Seeufer entfernt. Die Wahlberechtigten tagten bei Kerzenlicht hinter verriegelten Türen und vernagelten Fenstern. Bis schließlich nach drei Tagen am 11. November 1417 Oddo di Colonna (Papst Martin V.) gewählt wurde, ein bis dahin unbeschriebenes Blatt, der sich während seiner 14-jährigen Amtszeit vor allem durch den Wiederaufbau der Kurie einen Namen machte. Kritische Stimmen wie die des Prager Theologen Jan Hus (um 1368–1415) wurden bereits im Vorfeld zum Schweigen gebracht. Zunächst verbrannte man die »ketzerischen« Schriften des Reformators, schließlich ihn selbst, und dies obschon ihm von Sigismund freies Geleit zugesichert worden war. In der Hussenstraße erinnert heute ein Museum an den böhmischen Theologen und Prediger.

2 Rechtsrheinisches Ufer

Entdeckungen jenseits der Altstadt

Die meisten Gäste beschränken ihren Besuch in der Seemetropole auf die Altstadt. Die Konstanzer selbst wissen allerdings, was sie an ihrem Stadtteil nördlich des Seerheins haben. An heißen Sommerwochenenden platzt dort das gar nicht so kleine Strandbad »Hörnle« aus allen Nähten, und an Regentagen ist das Archäologische Museum immer einen Besuch wert. Kunst am Bau sorgt an der Universität Konstanz für so manche Überraschung.

Von der Promenade im Stadtgarten genießt man den Blick hinüber zur Seestraße am rechtsrheinischen Ufer.

Seestraße und »Hörnle«