2 Sylter-Romane - Angelika Friedemann - E-Book

2 Sylter-Romane E-Book

Angelika Friedemann

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Beschreibung

Ein jeder Wunsch, wenn er erfüllt, kriegt augenblicklich Junge. Wilhelm Busch Neuanfang Nach vielen Jahren im Ausland kehrte Frauke auf die Insel Sylt zurück. Mit ihrer Strickmode will sie hier Geld verdienen, bei dem Opa leben. Sie frischt die alten Freundschaften auf. Dann läuft ihr der reiche Denis Tönsmann über den Weg. Er zeigt Interesse an ihr und sie wittert schnell das große Geld. Um ihn zu bezirzen, erfindet sie Märchen, lügt. Alles fliegt natürlich rasch auf und sie landet fix auf dem Boden der Tatsachen. Sylter Träume Freyja zieht mit ihren 4-jährigen Zwillingen nach dem Tod ihres Mannes auf die Insel Sylt, da sie dort eine Arbeitsstelle als Hotelmanagerin antreten möchte. Der Anfang verläuft mehr als erfolgreich und allmählich verliert sie ihre Trauer. Auch Nils und Tessa leben sich sofort ein, finden neue Freunde in der Kita. Eigentlich könnte ihr Leben perfekt verlaufen, wenn es nicht den Mieter unter ihr geben würde. Dessen laute Party- und Frauenleben belästigt nicht nur sie, sondern auch ihre Kinder. Sie beschließt auszuziehen. Trotz allem beginnt sie eine Affäre mit ihm, sieht sie sich bereits ganz oben angekommen. Als sie bemerkt, dass er sie nicht mehr will, flieht sie zu den Eltern. Zurück stellt sie fest, dass ihr ganzes Kartenhaus zusammengefallen ist. Nur aufgeben kommt für sie nicht infrage. So dreht sich die Spirale weiter und weiter. Sie spinnt ein feines Netz aus Lügen, Verrat und Intrigen, um größer und wichtiger zu erscheinen. Sie will so Macht erlangen, um andere Menschen zu manipulieren, für sich zu gewinnen.

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Angelika Friedemann

2 Sylter-Romane

Impressum

Copyright: © 2023 Alle Rechte am Werk liegen beim Autor: Angelika Friedemann

ISBN: 9783751937764

Herrengasse 20, Meinisberg/ch. [email protected]

Das Werk einschließlich aller Inhalte ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck oder Reproduktion (auch auszugsweise) in irgendeiner Form (Druck, Fotokopie oder anderes Verfahren) sowie die Einspeicherung, Verarbeitung, Vervielfältigung und Verbreitung mithilfe elektronischer Systeme jeglicher Art, gesamt oder auszugsweise, ist ohne ausdrückliche schriftliche Genehmigung untersagt. Alle Übersetzungsrechte vorbehalten.

Bildnachweis: Quelle: piqs.de Regenbogenland Fotograf: Angie525

Ein jeder Wunsch, wenn er erfüllt,

kriegt augenblicklich Junge.

Wilhelm Busch

Sylter-Träume

~~~~Montag~~~~

Freyja Matthis seufzte, als sie die Wohnungstür abschloss. In der neuen Wohnung sah es schlimm aus. Wenigstens hatten die Männer der Umzugsfirma alle Möbel gleich zusammengebaut und an ihren Platz gestellt. Nun hieß es nur noch 89 Kartons auspacken. Die Zahl wusste sie deswegen so genau, weil sie die mehrfach gezählt hatte. Der Umzug von Hamburg auf die Insel Sylt war also vollzogen. Sie zog das große Bild aus dem Beutel, welchen sie in ihrem Auto mitgenommen hatte. Krischan lächelte sie an. Sie stellte es im Wohnzimmer auf das Sideboard. „Wir sind angekommen. Du fehlst mir und unseren Kindern so sehr“, sagte sie leise, streichelte mit Tränen in den Augen, über sein Gesicht.

„Mama, wir haben Hunger“, kamen die 4-jährigen Zwillinge, Nils und Tessa, angerannt. Schnell wischte sie die Tränen weg.

„Hier gibt es einen Pizza-Dienst, habe ich vorher erkundet und da rufe ich jetzt an.“

Gleich jubelten sie.

Warum kann ich nicht auch so fix zur Tagesordnung übergehen, dachte sie, als sie ihre Rangen betrachtete.

„Ihr könnt anfangen, eure Kartons auszupacken. Alles kommt wie in Hamburg so in die Schubfächer. Ordentlich!“

„Du musst noch die Betten beziehen, sonst kann ich nich meine Tiere hinstellen.“

„Mache ich, aber erst bestelle ich das Essen. Morgen Vormittag fahren wir Einkaufen, damit etwas in den Kühlschrank kommt.“

„Okidoki“, rannte Nils in sein Zimmer und sie bestellte für alle Pizza und einen großen Salat. Nun fix die Kiste mit dem großen X in der Küche auspacken, da sie Geschirr, Gläser und Besteck benötigten. Gut, dass sie noch eine Woche Zeit hatte, alles in Ruhe einzurichten, sich umzumelden, sowie die Kinder langsam an die neue Kita zu gewöhnen, ihre neue Umgebung zu erkunden. Aus der Kühlbox holte sie Getränke, stellte den Rest in den Kühlschrank und deckte den Tisch im Esszimmer. Die erste Mahlzeit in der neuen Wohnung.

Heute wollten die Zwillinge zusammen baden und in einem Bett schlafen, weil alles noch so neu war. Sie erzählte ihnen eine Geschichte und sie schliefen rasch ein, da es doch ein langer, aufregender Tag für sie war. Bis nach Mitternacht packte sie aus, räumte ein. Heute schlief auch sie mal sofort ein, ohne all die traurigen Gedanken, die schönen Erinnerungen und der Wut, dass Krischan sie mit den Kindern, allem anderen allein gelassen hatte.

~~~~Mittwoch~~~~

Am Montagmorgen brachte sie die Kinder probeweise in die Kita. Ihr neuer Freund hatte sie gleich an die Hand genommen und ihnen die anderen Kinder vorgestellt. Sie hatte mit den Erzieherinnen gesnàkt, sich alles angesehen. Nach zwei Stunden waren sie wieder gegangen, da sie noch zu dem Bauernhof wollten, wo man sie danach betreute.

Sie kannte das ältere Ehepaar bereits und die Zwillinge fühlten sich dort gleich wohl, da es Kuchen gab. Danach zeigte ihnen der Bauer, Pieter Petersen, den Hof und die Tiere. Ihre Enkelkinder gingen dito in die gleiche Kita. Rieke Petersen würde sich um die Kinder kümmern.

Als sie sich mittags verabschiedeten, war auch diese Hürde verschwunden und Freyja atmete erleichtert auf, da es beiden sehr gut gefiel.

Nach dem Mittagessen spielten sie und sie hatte auch mal Ruhe, konnte lesen.

Nachmittags konnten sie nicht raus, da es heftig regnete. So erzählte sie ihnen eine Geschichte von Strandräubern.

„Auf Sylt strandete an dem Dünental Dikjendäl in einer dunklen, sehr windigen, nassen Sturmnacht ein Schiffer aus Archsum. Mit letzter Kraft rettete er sich und seinen Geldkasten auf dem Strand und hoffte, einen menschenfreundlichen Landsmann zu finden, der sich seiner annehmen würde, damit er nach Hause käme. Doch einige raubgierige Strandläufer hatten seine Ankunft bemerkt und seine Geldkiste gesehen. Anstatt ihm zu helfen, fielen sie über ihn her, schlugen ihn mit ihren Knüppeln zu Boden und verscharrten ihn in den Sand, nachdem sie ihm auch noch die Hand abschlugen. Lachend nahmen sie die Geldkassette an sich und zogen davon. Seit der Zeit wandert der Unglückliche in jenem Dünental, wo der Mord geschah, ruhelos als ein Gespenst umher und heißt der Dikjendälmann. Gleich, als wolle er Gerechtigkeit fordern, richtet er den Armstumpf drohend empor, und jedermann geht ihm gern aus dem Weg.“

„Die waren aber auch gemein“, entrüstete sich Nils. „Ich hätte ihm geholfen.“

„Ich auch!“

„So war es eben damals mit den Strandräubern. Es waren arme Menschen und da klauten sie, damit sie auch was hatten.“

„Darf man aber nich. Papa hat gesagt, selbst wenn man etwas möchte, hat aber kein Geld, muss man warten und sich darauf freuen, wenn man es sich kaufen kann. Haben Arme Hunger, auch dann fragt man, ob jemand ihm was schenkt. Klauen und lügen tun nur ganz schlechte und böse Menschen, die dann auch niemand will, oder so“, erklärte ihr Nils.

„Da hatte Papa auch vollkommen recht.“

~~~~Donnerstag~~~~

Der Winterzauber geht; der Frühling kommt zaghaft, dachte sie, als sie in Kampen herumspazierten, sich alles ansahen, während sie Richtung Dünen liefen. Ihre Kinder wollten jeden Tag etwas Neues erkunden, nur die letzten zwei Tage hatte es fast nur geregnet. Ein Schietwetter, wie sie es hier nannten. In Hamburg hieß es Schmuddelwetter. Wenigstens waren dadurch alle Kisten ausgepackt, sauber und alles eingeräumt. Am Dienstag waren sie groß einkaufen gewesen und auch das hatte gedauert. Ihre Kinder waren draußen Spielen gewesen, wenn es mal trocken war, und hatten einen Jungen kennengelernt. Torsten war genauso alt wie sie und er ging in die gleiche Kita. Zudem unternahmen sie jeden Tag kleinere Spaziergänge durch den Ort. Ihr gefielen besonders die alten Friesenhäuser. Sie fand sie wunderschön mit ihrem schmucken, gepflegten, großen Garten, dem Steinwall ringsherum und natürlich den Reetdächern. In den Häusern und Grundstücken steckte viel Liebe, fand sie und sie spiegelten irgendwie das alte Leben, die Inselidyll aus vergangenen Zeiten wider.

Die Kinder hatten hingegen einen großen Spielplatz entdeckt, der es ihnen sofort angetan hatte. Er hatte mehreren Schaukeln, einen Entdeckertunnel und Wackelfiguren.

Heute hingegen spürte man endlich einmal, dass es Ende April war und es eigentlich Frühling sein sollte. In Hamburg hatte der bereits vor einigen Wochen eingesetzt und es war dort deutlich wärmer als hier gewesen.

Die Zwillinge blieben vor einem Bäcker stehen und sie musste schmunzeln. Bei einem Bäcker konnte man mit ihnen nie einfach vorbeilaufen. Sie waren wie Krischan, der Kuchen, generell alles Süße, liebte. Schnell schob sie den Gedanken beiseite. Sie wollte nicht traurig werden, sondern endlich wieder lachen lernen. Deswegen war sie umgezogen, zumal sie hier etwas mehr verdiente, als in Hamburg, dafür aber die gleiche Miete zahlen musste. Die Wohnung hatte zwar nur drei Zimmer, aber sie schlief im Wohnzimmer. Es war eben nun alles anders. Das ruhige Leben als Hausfrau war vorbei. Sie musste loslassen, sonst war das alles umsonst gewesen. Gerade die letzten Tage, wo sie mehr Zeit hatte, waren ihre Gedanken ständig bei Krischan gewesen. Weder konnte sie sich beim Lesen auf den Inhalt des Buches konzentrieren, noch mit Stricken und Fernsehgucken ablenken. Sie wollte es nicht, aber es geschah von allein. Die Sehnsucht nach ihm, seine Schulter zum Anlehnen, die Gespräche, sein Lachen und seine Zärtlichkeiten fehlten ihr. Warum musste er sie auch mit zwei Kindern allein lassen?

„Mama, guck mal, was die für tollen Kuchen haben“, zeige Nils in den Laden.

„Auf der Rücktour nehmen wir Kuchen mit.“

„Duuu, ich glaub, ich hab´ jetzt schon Hunger“, grinste ihr Sohn sie an und sie fügte sich, kaufte zwei Plunderschnecken.

„Tschüss! Wir kommen nachher noch mal wieder“, verabschiedete sich Nils und die ältere Dame lächelte noch breiter zu ihnen. „Dat is man fein, nöch?“

Kauend nickte er nur. Sie setzten ihre Erkundungen fort, da sie noch zum roten Kliff wollten.

Sie liefen durch eine bizarre Heidelandschaft Richtung Dünen. Einige Hasen sprangen schnell weg; Vögel flogen aufgeschreckt hoch, obwohl sie brav auf dem Weg liefen, nicht lärmten.

Endlich waren sie oben angekommen. Sie hielt die Kinder fest, damit sie nicht zu nahe an die Steilwand gingen. Es war ein herrlicher Blick über den Strand, die wogende Nordsee, die mit kleinen weißgesäumten Wellen auf den Sand rollte. Über eine Holztreppe gelangten sie nach unten und gleich liefen die Kinder Richtung Wasser, wollten am Rand durchlaufen. Sie folgte langsamen, sah sich die ungefähr 30 Meter hohe Steilwand an. Sie hatte gelesen, dass die sich so bis Wennigstedt erstreckte. Der Lehm leuchtete nur ein wenig rötlich, aber trotzdem fand sie es gigantisch und beeindruckend. Als die Kinder zu ihr gerannt kamen, gingen sie näher zu der Wand. Die einzelnen Schichten waren gut erkennbar. Sie ließ sachte die Hand darüber gleiten. Es fühlte sich kalt an. Nach einer Weile kehrte sie um. Die Kinder sammelten Muscheln, kleine Steine, die sie für Bernstein hielten, und sie nahm ein wenig Sand mit. Zu Hause wollte sie damit zwei runde Schalen am Boden bedecken, darauf die Dinge der Kinder platzieren und in die Mitte würde sie je einen der Leuchttürme aus Holz stellen, welche sie am Dienstag für die Kinder gekauft hatte. Jeweils eine zierte dann ihr Zimmer.

Auf dem Weg nach Hause kaufte sie nochmals Kuchen. Nils suchte sich als erster zwei Stück aus, guckte die Verkäuferin verschmitzt an. „Schmeckt gut, nöch?“

Sie lachte. „Du bist goldrichtig“, gab sie beiden Kindern ein paar von den losen Plätzchen. Sie fragte Freyja, ob sie hier Urlaub verlebten.

„Nein, wir sind hergezogen, wohnen gleich um die Ecke.“

„Dat is ja man fein, nöch? Da sehe ich euch ja öfter“, guckte sie lächelnd zu den Zwillingen.

„Mama, kauft viel beim Bäcker, auch Brot und so. Sie mag das abgepackte Zeugs nicht“, plauderte Nils aus. „Dat is fein, nöch? Wissen Sie, ich muss erst noch lernen, so richtig wie hier reden zu können, nöch?“

Selbst andere Kunden lachten mit, während die Verkäuferin ihm zuzwinkerte.

Zum Schluss kauften sie in einem Blumenladen zwei kleinere Balkonpflanzen. Ihre hatte sie komplett in Hamburg gelassen, genau wie die Balkonmöbel. Hier war der Balkon größer, dazu überdacht und den wollte sie völlig neu einrichten. Das hier alles viel teurer war als in Hamburg, hatte sie am Dienstag erschreckt.

Daheim gab es Milch und Kuchen, für sie einen Kaffee. Sie bemerkte, wie müde ihre Zwillinge doch waren. Es war auch ein sehr langer Spaziergang gewesen.

Nach dem Baden gingen sie, ohne zu murren, ins Bett. Heute musste sie ihnen nicht einmal Geschichten erzählen, da sie gleich einschliefen. Sie selbst nahm ein langes Bad. Auch sie fühlte sich heute leichter, fröhlicher, irgendwie anders.

~~~~Freitag~~~~

Nach dem Frühstück fuhren sie nach Hörnum. Das war ein kleines Dorf im Süden der Insel.

Als erstes spazierten sie zu dem Leuchtturm und erlebten eine Niederlage, da Kinder erst ab 8 Jahren mit hinaufdurften. Dabei hatten sich beide so darauf gefreut.

Sie spazierten barfuß weiter am Strand entlang Richtung Hafen und Freyja erzählte ihnen von dem Strand, da immer wieder Sand weggespült wurde und die Insel sich dadurch verkleinerte.

„Über Hörnum gibt es viele Sagen. Hier sollen Hexen in den Dünen getanzt haben; Geister von toten Seemänner treiben nachts ihr Unwesen und das hier Seeräuber lebten, neben den großen Strandräubern Dikjendelmann und Pidder Lüng.“

„Cool! Musst du uns mal erzählen“, Nils sofort.

Die Möwen flogen über sie hinweg, machten Theater, wie es Tessa nannte. Die Kinder rannten den Möwen nach, tapsten durch das Wasser. Sie schmunzelte, hier konnten sie sich richtig austoben, so auch im Garten. Sie blieb stehen, suchte die Nachbarinseln Föhr und Amrum. Man sah die heute nicht, da über dem Meer eine Dunstglocke hing.

Weiter ging es Richtung Hafen. Hier bestaunten die Kinder das Seenotrettungsboot Horst Heiner Kneten der DGzRS, Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger, dazu die Fischerboote und die Muschelfischer.

„Sie züchten hier Miesmuscheln. Die werden zwischen Juli und April von den Fischern geholt. „Muss es aber viel geben“, wusste Nils.

Sie waren weniger etwas für die Kinder, die dafür einen Kinder-Fischteller bekamen, darauf auch Muscheln, die man allerdings nicht mehr öffnen musste. So schmeckten sie ihnen. Sie hingegen musste die öffnen.

In einem Souvenirladen bekam jeder eine kleine Stoffrobbe und sie erstand einen schönen Nagellack.

Über eine Kegelrobbe hatte sie gelesen und nun suchten sie diese. Den Kindern sagte sie vorher nichts davon, dann waren sie weniger enttäuscht, wenn sie nicht da war, was öfter der Fall war.

Sie hatten jedoch Glück. Im Hafenbecken schwammen Willi, die eigentlich eine weibliche Robbe war und die andere Kegelrobbe, Sylta. Nils und Tessa waren völlig aus dem Häuschen.

„Als sie noch ein Teenie war, hielt sie sich gern bei Anglern auf, da die ihr öfter einen Fisch zuwarfen. So gewöhnte sie sich an Menschen. Sie kommt wohl seit knapp dreißig Jahren immer wieder her. Erst dachten sie, sie wäre ein Junge, gaben ihr den Namen Willi. Nur sie ist ein Mädchen, wurde in Wilhelmine umgetauft. Nur irgendwie blieb Willi. Sylta heißt die andere. Zusammen schwimmen sie herum, eben auch nach Hörnum.“.

„Okidoki! Allein is ja auch blöd. Können wir nich Fisch kaufen und sie füttern?“

„Nein, sie finden auch allein genug.“

In Westerland kaufte sie verschiedene Sachen für den Balkon. Einen grünen, flauschigen Rasenteppich, da sie alle gern barfuß liefen und ein Betonboden außerdem blöd aussah, wie Tessa und Nils wussten. Rattanmöbel gleich mit Polsterkissen plus einen Tisch benötigten sie noch, dazu zwei Blumenbänke. Die wurden am nächsten Tag geliefert. Sie war erstaunt, dass man das noch am Samstag brachte. Nun noch ein paar größere Pflanzen. Auch die würde man ihr mit den Möbeln liefern, bot man ihr an und sie sagte sofort ja.

Ihre Zwillinge waren total begeistert, da man nun immer draußen essen konnte. Sie war eher entsetzt, als sie an der Kasse inklusive Transport fast 3.500 Euro zahlen musste.

Nachdem ihre Rangen eingeschlafen waren, legte sie rasch den Kunstrasen aus, schnitt ihn passend. Barfuß lief sie darüber. Herrlich! Nun stellte sie einen Stuhl hinaus und genoss in eine Strickjacke gehüllt, den Frühlingsabend auf dem Balkon, trank ein Glas Saft und erfreute sich an der frischen Luft, welche leicht nach Meer roch, wie sie fand. Ein schöner Tag war es auch heute. Bisher hatte der Neustart wunderbar geklappt.

~~~~Samstag~~~~

Sie fuhr mit den Kindern zum Ellenbogen. Die Zwillinge trugen ihren Eimer mit allerlei Zeugs, während sie den Rucksack umhänge, in dem unter anderem auch etwas zu trinken war.

„Nur auf den Holzbrettern laufen“, rief sie den Zwei zu, die vorneweg rannten. Oben blieb sie stehen, genoss den Ausblick über den breiten Strand, das Meer. Sie schmeckte das Salz, welches die leichte Brise herantrug, auf ihren Lippen. Unten liefen bereits einige Menschen spazieren. Allen behagte das herrliche Frühlingswetter. Sie folgte langsam den Kindern, welche Richtung Wasser rannten.

Um 13.00 Uhr waren sie beladen mit einem Kuchenpaket zurück, da man die Sachen gegen 13.30 Uhr liefern wollte. Sie ließen sich den Kuchen schmecken, da klingelte es. Überpünktlich wurden ihre Möbel und Pflanzen geliefert.

Sie packte alles aus und stellte es hin. Gleich sprangen die Kinder auf die Sessel, fand alles cool. Sie pflanzte die Blumen ein, platzierte sie auf der Blumenbank, bemerkte dass gewiss noch vier, fünf größere Pflanzen fehlten. Nun stellte sie drei Kerzen auf den Tisch. Nils schleppte die dicke Decke an, die sie in Hamburg immer benutzt hatten, wenn sie auf dem Balkon spielten. Er legte sie aus, setzte sich darauf und fand alles cool. „Jetzt sind wir zu Hause, Mama“, stellte er fest.

Abends aßen sie das erste Mal draußen.

Bevor die Kinder in die Badewanne stiegen, legten sie überall im Bad ihre heute gesammelten Muscheln hin. „Is schön!“, wusste Tessa.

~~~~Sonntag~~~~

Heute blieben sie in der Wohnung. Es wurde noch in wenig geräumt, da die Kinder Muscheln und Steine auf der Blumenbank legen wollten.

Nachmittags saßen sie draußen und sie erzählte ihnen die Geschichte von Ekke Nekkepen.

„Ein Schiff geriet auf dem Weg nach England in einen schlimmen Sturm. Plötzlich steckte ein großer Mann seinen Kopf aus dem Meer und fragte nach dem Kapitän aus Rantum. Diesem erklärte er, dass seine Frau Rahn auf dem Meeresgrund ein Kind erwarte und verlange, dass die Frau des Kapitäns ihr bei der Geburt helfe. Die Kapitänsfrau sagte ja, sie helfe gern, sprang über Bord und verschwand mit dem Meermann im Meerwasser. Sofort legte sich der Sturm und schon bald begann das Meer wie eine Wiege zu schaukeln. Die Kapitänsfrau kehrte zurück und brachte Gold und Silber mit, welches ihr Ekke Nekkepen geschenkt hatte. Bei gutem Wind segelte das Schiff nach Hause.

Noch viele Jahre später erinnerte sich der Meermann an die schöne Kapitänsfrau, und da seine Frau Rahn inzwischen alt geworden war, beschloss er, das Schiff des Kapitäns zu versenken und die Witwe zu heiraten. Eines Tages sagte er seiner Frau, er werde Heringe fischen, denn er wusste, dass sie dann Salz mahlen und einen Wirbelsturm verursachen würde.

Nachdem der Kapitän darin untergegangen war, ging Ekke Nekkepen in Gestalt eines Seemanns an Land, traf am Strand von Hörnum auf die Tochter der Kapitänsfrau. Er hielt sie für ihre Mutter, steckte ihr Goldringe an die Finger, legte ihr eine goldene Kette um und sagte zu ihr: Nun habe ich dich gebunden, nun bist du meine Braut. Sie weinte und bat ihn, sie freizugeben, und er erlaubte es ihr unter der Bedingung, dass sie innerhalb eines Tages seinen Namen herausfinden müsse.

Sie fragte überall auf Sylt nach dem Namen des Seemanns, doch niemand kannte ihn. Als sie am folgenden Abend wieder am Strand entlangging, hörte sie plötzlich Gesang:

Heute brau ich; morgen back ich; übermorgen will ich Hochzeit machen. Ich bin Ekke Nekkepen und das weiß niemand, als ich allein.

Als sie das hörte, lief sie schnell zu ihrem Treffpunkt, erwartete ihn dort und rief ihm zu: Du heißt Ekke Nekkepen und ich bleib Inge zu Rantum! Dann rannte sie mit dem Goldschmuck nach Hause. Seitdem ist Ekke Nekkepen böse auf die Sylter und schickte ihnen auf See heftige Stürme, während seine Frau Rahn ständig Salz mahlen muss. Man sieht die Flutschäden in Hörnum und das Meer ist davon ganz salzig geworden.“

„Meinst du, wenn der mich sieht, nimmt der mich mit runter?“, wollte Tessa wissen.

„Der kriegt dich nich, da ich aufpasse“, Nils sofort.

„Man geht generell mit keinem Fremden mit, auch nicht mit einem ollen Meermann. Nicht vergessen!“, mahnte Freyja.

„Okidoki!“

Draußen wurde auch Abendbrot gegessen, was besonders den Kindern gut gefiel.

~~~~Dienstag~~~~

Ihr erster Arbeitstag lag vor ihr. Sie überlegte lange, welches Kostüm sie heute anzog, suchte eine Bluse dazu aus. Nun schminkte sie sich sorgfältig, steckte die Haare hoch und zog die Jacke über. Sie betrachtete sich lange, war mit ihrem Spiegelbild zufrieden. Sie fragte still Krischan, aber der würde sie auslachen, da sie sich anzog, was mehr zu einem Posten ganz oben passte, nicht zu einer Bürotippse, wie er es immer nannte, was sie jedes Mal zur Weißglut brachte, da sie mehr war.

Sie fuhr zu dem Hotel, welches wunderschön in der Natur gelegen stand. Die Zwillinge hatte sie in der Kita abgesetzt, was völlig problemlos verlaufen war, zumal dort auch Torben, er wohnte nur zwei Häuser entfernt, schon auf sie wartete.

Sie ging in die Personalabteilung, gab die Papiere ab und der Personalchef persönlich, brachte sie nach oben, stellte sie dem Besitzer des Hotels vor, wünschte eine gute Zusammenarbeit und verabschiedete sich.

Ihr Chef, Rasmus Kessler, ein groß gewachsener, schlanker Herr, Mitte 50, führte sie durch das gesamte Hotel. Sie lernte das Büropersonal, leitende Mitarbeiter aus den anderen Bereichen kennen. Zum Schluss zeigte er kurz ihr kleines Büro, nahm sie mit in sein Büro. In dem großen Vorzimmer stellte ihr seine Sekretärin, Rita Spenger vor, dann gingen sie in das riesige Büro. Es war gigantisch, zumal die eine Seite nur aus einer Fensterfront bestand, man sogar die Nordsee sah. Davor platziert eine Sitzecke, wo sie Platz nahmen. Er erklärte ihr ihre Aufgaben. Die waren völlig anders, als in Hamburg. Dort hatte sie als eine von drei Chefsekretärinnen des Hotelmanagers und seines Vertreters gearbeitet. Ihre Aufgaben waren trotzdem völlig anders gewesen und viel aufwendiger. Das Hotel war auch größer, luxuriöser, wurde von viel ausländischer Prominenz ausgesucht. Dass sie nun Bänder, Listen und solch alltäglichen Quatsch tippen musste, empörte sie. Das würde sie fix ändern, wusste sie.

Mittags gingen sie zusammen hinunter und da lernte sie seine Frau Mieke Kessler kennen, die nur noch sporadisch im Hotel arbeitete. Sie war eine elegante Dame, etwa 40 Zentimeter kleiner als er und lebhafter. Das ältere Ehepaar war ihr sofort sympathisch, was die Zusammenarbeit sicherlich erleichtern würde.

Arbeiten tat sie heute nicht, da sie mit den Eheleuten in einer Art Wintergarten saß und zuhörte, da sie ihr alles über den Betrieb, den Ablauf, ihre Gäste und Plänen erzählten.

Man fragte sie, ob alles mit den Kindern geregelt wäre, sie fertig mit dem Umzug sei und wir ihr die Wohnung gefalle. Während der ganzen Zeit regnete es gegen die großen Glasscheiben und man sah, wie der Wind über die Heidelandschaft und Sträucher und Büsche fegte.

Nach einem gemeinsamen langen, sehr späten, Mittagessen hatte sie an dem Tag auch schon Feierabend. Sie fuhr sofort zu einem namhaften Kleiderladen, kaufte zwei Kostüme. Neben Frau Kessler war sie sich richtig schäbig gekleidet vorgekommen.

Die schrägen gelben Strahlen fielen durch die Bäume, als die Sonne langsam unter die Wolken sank. Sie tauchte die vom Regen gewaschenen Blätter in funkelndes Gold. Es hatte an dem Tag lange geregnet. Trotzdem war es angenehm auf dem Balkon. Bei Kerzenlicht, einem Glas Grapefruitsaft saß sie draußen, Morgen begann also ihre neue Stellung. Wie stets schweiften ihre Gedanken zu Krischan. Nur er wäre mit diesem Umzug nie einverstanden gewesen, da er die Großstadt liebte. Diese Fahrerei, um von der Insel wegzukommen, wäre für ihn ein Albtraum gewesen. Er hätte sich da eingeengt gefühlt. Selbst nur einen Urlaub auf einer Insel lehnte er stets ab.

~~~~Mittwoch~~~~

Ihr erster richtiger Arbeitstag begann. Rita Spenger, die Sekretärin des Chefs, kam gleich rüber, begrüßte sie freundlich. Lieber wäre sie allein gewesen, um sich alles anzusehen, durchzulesen, aber die Kollegin hatte wohl viel Freizeit, redete ununterbrochen. Sie wollte nicht gleich etwas sagen, um keine miese Stimmung zu erzeugen. Über den Betrieb erfuhr sie nichts, da sie nur über andere Leute herzog, dusselig tratschte.

Sie wurde zweimal angerufen, da man sie an der Rezeption benötigte, da sich Gäste beschweren wollten. Ihre Chefs seien nicht da und daher sollte sie das regeln. Erleichtert atmete sie auf, da sie diese Nervensäge los wurde.

Zuerst war es eine ältere Schauspielerin, die sie mal kurz im Fernsehen sah. Da war sie allerdings brünett gewesen, jetzt strohblond. Sie meckerte sofort lautstark los, dass, als sie herunterkam, es kein Frühstücksbüfett mehr gab.

Sie sprach die Dame mit dem Namen an, teilte ihr mit, dass man ab 11.30 Uhr alles bereits für das Mittagessen aufbauen und decken musste. Sie empfahl, das Frühstück bequem im Zimmer einzunehmen, und da bekam sie alles, was sie sich wünschte und konnte noch den herrlichen Blick über die Nordsee genießen.

Der zweite Fall war genauso schnell gelöst. Ein Paar beschwerte sich, dass man sie nicht pünktlich geweckt hatte, sie dadurch die Fähre nach Dänemark verpasst hatten. Sie waren zwar jetzt hier ein wenig spazieren gegangen, aber das war kein Ersatz für den entgangenen Ausflug.

Freyja antwortete in Norwegisch, entschuldigte sich für das Versäumnis, aber heute sollte es noch regnen und da hätten sie eventuell sogar Glück gehabt, wenn sie den Ausflug einen Tag später machen würden. Morgen sollte die Sonne scheinen. Wenn sie es wünschten, würde man sie dieses Mal pünktlich wecken. Auch die Gäste waren mehr als zufrieden, lobten sie sogar noch für ihre perfekte Aussprache. Dass sie Norwegerin war, verschwieg sie. Auch der Mann, der die Rezeption unter sich hatte, wunderte sich darüber, weil doch die Menschen mehr Englisch und Französisch lernten, Bürotanten selbst das selten könnten.

„Kann ich dito. Sorgen Sie lieber dafür, dass die Gäste pünktlich geweckt werden. Sie scheinen hier alle mehr als unfähig zu sein. So etwas darf nicht vorkommen“, meckerte sie die zwei Leute unfreundlich laut an, schlenderte dann zur Treppe, hörte den Mann sagen „Das melde ich. Lasse ich mich von einer kleinen Tippse dermaßen dusselig anquatschen.“

„Sie ist Norwegerin, also logo das sie das kann“, antwortete die Frau. „Hat sie vergessen, zu sagen, um anzugeben. Will wohl was Höheres darstellen, deswegen auch der altertümliche Dress. Die Gäste haben sich schon vorhin darüber lustig gemacht, da sie wie eine alte, verschrobene Jungfer aussehen würde, es nur noch die Brille fehlte. Selbst Frauen in den Vierzigern kleideten sich heute moderner und schicker.“

Freyja eilte zum Fahrstuhl. Diese Person war gemein, so zu lügen, nur weil sie neidisch war.

Nun erledigte sie den Schreibkram, schaute in die Ordner, um sich genauer zu informieren, notierte einige Stichpunkte. Ihren Chef sah sie nicht und selbst Rita hatte anscheinend Arbeit.

Es war ein eher entspannter erster Tag gewesen, der ihr zu weiteren Einblicken in den Ablauf verholfen hatte. Dass einiges liegen geblieben war, fand sie eher unwichtig. Sie legte es einfach Rita hin.

Sie fuhr zum Feierabend rasch einkaufen, dann holte sie die Zwillinge ab, die auf dem Bauernhof herumtobten.

Plappernd fuhren sie nach Hause. Es gab viel zu erzählen, da sie heute im Sagenwald waren. Ein magischer Ort für groß und klein, um Märchen spielerisch zu erleben, hatte sie mal irgendwo gelesen. Für ihre Rangen war es nur cool gewesen.

„Mama, da ist auch was vom ollen Nekkepen, Nis Puk, Ing und Dung, Seeräubern und so.“

„Müsst ihr auch mir mal eine Geschichte erzählen.“

„Die kennen wir alle noch nicht. Die anderen schon“, erklang es vorwurfsvoll von ihrer Tochter.

„Lernt ihr noch.“

Jetzt hieß es kochen. Sie hatte Lachs gekauft und heute würde sie den im Backofen überbacken. Dazu gab es Kartoffeln und Salat. Fisch aßen die Kinder genauso gern wie sie.

Nach dem Essen spielten sie noch das kleine Gespenst, wobei Nils dreimal gewann.

Danach erzählte sie ihnen noch etwas über Nis Puk.

„Nis Puk passt auf Haus, Hof und Tiere auf, aber nur, wenn die Bewohner bereit sind, alle gut zu behandeln, auch die Tiere, zudem immer nett zu den anderen Dorfbewohnern ist. So wie ich es euch immer vorlebe.“

„Nis Puk soll auf dem Dachboden oder in einer Scheune leben. Angeblich können ihn Erwachsene nich sehen, sagte heute Pieter.“ Er war der Bauer und wusste so etwas alles, wie die Kinder ihr ständig erzählten. Der schien ganz schön anzugeben.

„Einmal im Jahr, zu Weihnachten, muss man Nis Puk eine Schüssel Grütze mit Butter hinstellen. Geschieht das nicht, wandert der Nis Puk in ein anderes Dorf. Haus und Hof wären dann ungeschützt.“

„Du das wäre ganz schlecht, weil er doch auf alles aufpasst“, wusste Nils.

„Da guckt ihr Morgen mal, ob ihr ihn bei Pieter in der Scheune seht.“

„Haben wir heute schon gemacht, aber er zeigte sich nich.“

~~~~Freitag~~~~

Morgens musste sie sofort ins Personalbüro, wo sie einen Verweis und eine schriftliche Verwarnung bekam. Sollte ihr unangemessenes Auftreten noch einmal erfolgen, bekäme sie die Kündigung, drohte ihr Herr Fritsche, der Personalchef. Ihr stehe nicht zu, dass sie andere Angestellten dermaßen frech, unverschämt dazu noch vor Gästen, anmeckere. Sie würde sogar noch unter ihnen stehen, da eben nur eine Hotelfachfrau, zudem habe sie gelogen, da sie weder Englisch noch Französisch könnte.

Sie redete sich heraus, da man das in Hamburg sogar so gefordert habe, wenn man Missstände aufdeckte. Er behauptete dreist, sie würde lügen, da ihr das auch dort nie zustand, höhere Angestellte vor Gästen unverschämt zu kritisieren. Als Nächstes kam, dass die Frechheit besessen habe, Frau Spenger, einer weit über ihr stehenden Sekretärin, ihre Arbeit dreist hinzulegen, nur weil sie zu faul zum Arbeiten war. Ferner hätte sie gelogen, da sie nicht einmal Englisch beherrsche, geschweige weitere Fremdsprachen. Es sei traurig, dass sie nicht einmal eine Anfrage in einer der gängigen Sprachen bestätigen konnte. Er legte ihr sogar nahe, dass sie sich einen anderen Arbeitsplatz suche, da sie mit so einer Einstellung nicht in dieses Haus passe.

Freyja entschuldigte sich hastig, versprach, das würde nicht mehr vorkommen.

Auch Herr Kessler erteilte ihr später deswegen noch einen Rüffel, da sie log, angab, sich aufspielen wollte. Sie sei faul, unfähig und arrogant, erledige nicht die Arbeit. Er gucke da nicht noch einmal drüber weg, weil sie dann umgehend entlassen werden würde. Sie sollte nun schleunigst das Versäumte nachholen, nicht in alten Unterlagen herumblättern, die sie nichts angingen. Sie wäre als einfache Schreibkraft angestellt und nicht, um zu faulenzen.

Nun war der Tag wirklich für sie gelaufen. Diese zwei Figuren von unten und Rita hatten wirklich alle belogen, nur weil sie selber Mist gebaut hatten.

~~~~Mittwoch~~~~

Heute war sie genau seit drei Monate in dem Hotel beschäftigt und damit war ihre Probezeit vorbei. Deswegen lud das Ehepaar Kessler sie mittags zum Essen ein. Sie fragten natürlich, ob es ihr gefiele. Das bejahte sie.

Ja, sie hatte sich sehr rasch in den Betrieb eingefügt. Den permanenten Ärger mit seiner Sekretärin erwähnte sie nicht. Ihm schien es egal zu sein, ob diese faule, dumme Person arbeitete oder nicht, ständig Lügen verbreitet, nur tratschte. Vielleicht bekam er das auch nicht mehr richtig mit? Selbst wenn er im Büro war, arbeitete Rita nie und deswegen gab er ihr des Öfteren Schreibarbeiten, die eigentlich Rita erledigen musste.

Mit den männlichen Kollegen verstand sie sich gut. Mit Frank, dem Koch, war sie einige Male ausgegangen, aber er war nichts für sie, da eben nur ein kleiner Koch, der zwar ungeheuer gut aussah, aber seine kleine Wohnung hatte ihr gezeigt, er war nicht das Richtige. Karsten, der stellvertretende Hotelmanager war da schon etwas anderes. Sie führten derzeit zwar nur eine lose Beziehung, aber sie wusste, dass es in Kürze ernster würde. Er würde ihr dann auch zu einem besseren Job verhelfen, damit sie mehr Ansehen und Gehalt erhielt. Die Kolleginnen waren alle nur neidisch und missgünstig auf sie, schnitten sie deswegen. War ihr aber egal, da sie sich mit solchen Tussis eh nicht abgab. Das hätte auch ihrem Ansehen geschadet, wenn man sie mit unteren Bediensteten sah. Das kannte sie aber schon aus der Kita, dass die Frauen sie ablehnten. Der pure Neid eben!

Während sie die monatlichen Aufstellungen tippte, dachte sie, es ist bisher fast alles perfekt verlaufen. Nils und Tessa fühlten sich hier schon wie zu Hause, da sie neue Freunde hatten, die alten waren fast vergessen. Auch sie hatte viele neue Leute kennengelernt, einige sehr nette darunter. Einige Freundschaften bahnten sich mit drei Familien an, die sie alle durch die Kinder kennenlernte. Zunächst snákte man nur in der Kita, es folgten kurze Besuche an den Wochenenden, bei denen sie auch die Männer kennenlernte. Nun hieß es abwarten.

Sie hatten die gesamte Insel erkundet, obwohl es noch viel zu gucken gab, wie ihre Kinder wussten. Mehrere Male hatten sie Bootsfahrten unternommen, da gerade die Seehunde possierlich anzusehen waren. Ihr Gehalt reichte da kaum aus, normal zu leben, geschweige dass sie sich Sachen kaufen konnte. Schon jetzt war ein großer Teil von Krischans Ersparten weg, weil sie so viel Neues brauchte. Das Negative war eben, wie teuer auf der Insel alles war.

Es war fast perfekt gelaufen, wenn da nicht der Mieter unter ihr wäre. Sie seufzte, konzentrierte sich auf ihre Arbeit.

Das laute Lachen einer Frau störte die abendliche Ruhe. Es war jeden Abend in der Woche das gleiche Theater und es nervte. Die Damen wechselten zwar, wie sie an den unterschiedlichen Stimmen hörte, aber laut waren sie alle. Der Mann hatte anscheinend einen regen Verschleiß und die Lautstärke seiner jeweiligen Gespielin schien ihn nicht zu stören. Gesehen hatte sie bisher weder den Mann, noch eine von den Frauen. Er sprach auch immer eher leise, sodass sie selten etwas davon verstand, was sie stets sehr bedauerte. Was er zu sagen hatte, hätte sie brennend interessiert. Aber so sehr sie sich anstrengte – sie hörte nichts. Sie griff nach dem Buch, nahm ihr Glas und ging hinein.

Sie verstand nicht, dass da die Hausverwaltung nicht handelte. Zwei Wohnungen standen bereits leer, da die Familie neben ihr wegen dieses Lärms ausgezogen waren. Das ältere Ehepaar unten folgte nur vier Wochen darauf.

~~~~Freitag~~~~

Die Monatsmitte begann mit viel Sonnenschein und herrlicher Wärme. Der Arbeitsalltag war heute völlig ruhig und stressfrei verlaufen.

Danach war sie mit den Kindern und Torsten zum Strand gefahren. Sie schwamm weit hinaus, während die Kinder im Sand vorn spielten. Das Meer war zwar kalt, aber sie liebte Wasser. Das ist mein Element, hatte sie in jungen Jahren einmal festgestellt.

Danach fuhren sie nach Hause, wo sie noch draußen spielen wollten, bis es Abendessen gab. Sie warf von oben den Fußball auf die Treppe, damit die Kinder draußen mit spielen konnten. Der Lärm freute sie. Diese Kleinigkeiten waren ihre Spitzen, gegen den Mieter unter ihr. Obwohl er da war, kam er auch heute nicht heraus. Genau darauf wartete sie seit Monaten. Bei dem Frauenverschleiß musste er mehr als gut aussehen. Nur egal, was sie versuchte, es gab nie ein Gespräch, was sie maßlos ärgerte.

„Mama“, kam Nils in die Küche gerannt, wo sie gerade kochte. „Die Frau hat eben mit uns gemeckert, weil wir draußen im Garten so laut waren. Wir wären blöde Gören und sollten gefälligst woanders spielen. Torsten ist gleich nach Hause gerannt.“

Freyja reichte es. „Ihr geht Hände waschen, danach den Tisch decken. Ich rede kurz mit der Tussi.“

Sie ging hinunter, klingelte, aber niemand öffnete, obwohl sie drinnen Stimmen hörte. Die Männer guckten zu ihr, trugen weiter Sachen in die Nachbarwohnung. Nochmals probierte sie es und als Antwort hörte sie nur ein lautes Stöhnen von der Frau. Sie hämmerte gegen die Tür. Nichts! Was waren das für Proleten?

Die Männer guckten sie an, die olle Buchenmöbel hineintrugen und eine lindgrüne Couch oder so. Neue Mieter also. Die würden sich freuen, wenn sie ständig Lärm ertragen mussten. Aber wer weiß, was das für welche waren. Die stellten sich nicht einmal vor, latschten nur an ihr vorbei, glotzten dusselig.

Abends erfolgte der nächste Zirkus, als die Frau sich beschwerte, dass sie draußen saß.

Sie keifte hinunter, sie könne gern die Polizei rufen, wenn ihnen etwas nicht passe und man ihr die Benutzung des Balkons verbieten wollte. Sie werde sie dann gleich wegen des ruhestörenden Lärms anzeigen, der jede Nacht stattfand, dazu, weil sie ihre Kinder bedrohten. Es reiche!

Die Frau lachte sie nur aus, fragte frech, ob sie sich daran aufgeile. Dann seine leise Männerstimme. Die Balkontür wurde zugeknallt. Für heute hatte sie Ruhe, stellte sie lächelnd fest, als sie kurz danach hineinging, da der Film begann.

~~~~Samstag~~~~

Samstag fuhr sie erst fix einkaufen, danach zum Strand. Das Wetter war herrlich. Das wollte man nutzen. Sie nahm Torsten und Regina mit. So musste sie sich nicht nur um ihre zwei Kinder kümmern, konnte auch mal abschalten.

Heute war es voller als in der Woche, aber sie fanden ein ruhiges Plätzchen, indem sie einfach ein Stück liefen. Die Getränke stellten die Jungs ganz fachmännisch ins Wasser, damit sie kühl bleiben, wie sie ihr erklärten. Ein Stück Kuchen wollten alle vier gleich essen, da schon wieder Hunger. Es wurde ein wunderschöner Tag, an dem sie endlich mal relaxen konnte, sie niemand störte.

Sie freute sich auf eine ruhige halbe Stunde, bis ihre Show losging. Wie fast jedes Wochenende wollte sie ruhig auf dem Balkon sitzen, da unten an den Wochenenden selten mal Besuch da war und wenn – normaler. Wo er dann immer war, wusste sie nicht, da sie ihn bisher immer verpasst hatte.

Nein, da heute die neuen Nachbarn feierten, und sie waren nicht weniger laut. Lachen, Stimmen drangen zu ihr und wütend ging sie hinein. Eingeladen hatte man sie nicht, um sich mal kennenzulernen. Das waren genau solche Proleten, wie der Kerl unter ihr. Der gab sich mit allen möglichen billigen Tussis ab, nur sie beachtete er nicht, hatte sie nie eingeladen.

~~~~Dienstag~~~~

Der Chef war einer Woche in Urlaub und der Ärger mit Rita eskalierte immer mehr. Sie war der

Meinung, ist Herr Kessler nicht anwesend, muss auch sie nichts tun. Die Arbeit, die sie für sie erledigen sollte, blieb einfach liegen, da Rita sich weigerte, die Bänder zu schreiben. Wenn sie deswegen meckerte, meinte sie nur, ist dein Kram, ergo tippe es selber, da ich noch anderes erledigen muss. So schrieb sie wirklich die wichtigste Korrespondenz, erledigte die Post. Sie fand generell, dass der Chef viel zu nachsichtig mit seiner Sekretärin war. Sie bezweifelte generell, dass die Sekretärin war. Vermutlich eine blöde Bürohilfe, die sich groß aufspielte. Mehrfach hatte sie mitbekommen, dass eine der anderen Damen auch für Rita schreiben musste, was Rita alles versäumt und nicht erledigte.

Abends ausspannen dito Fehlanzeige. Nicht einmal in Ruhe essen konnten sie draußen, da alle auf den Balkons lärmten, nie Rücksicht nahmen. Dazu gesellte sich, die Beschwerden ihrer Zwillinge, da sie nicht im Garten spielen durften. Eine seiner Frauen hatte ihnen sogar Ärger angedroht, also Schläge, wie sie wusste und den Kindern sagte, wenn sie weiter die Luftballone zerplatzen ließen, den Ball ständig auf ihren Balkon schossen, ihre Mutter sich dann noch beschwere. Nils und Tessa waren mit Torsten zu seinen Eltern verschwunden. Als sie unten klingelte, öffnete wie immer niemand.

Momentan verfolgte sie der Stress 18 Stunden am Tag, hinzu kamen die finanziellen Sorgen. In wenigen Wochen war die läppischen 80.000 Euro Ersparnisse von Krischan verbraucht und dann?

Wie sollte sie das alles in Zukunft finanzieren?

Mit dem Foto von Krischan warf sie sich auf das Bett, weinte bitterlich. Das wuchs ihr alles über den Kopf. Er hatte sie ohne Geld mit allem allein gelassen, knallte sie das Bild auf den Boden, dass das Glas zersprang.

~~~~Mittwoch~~~~

Freyja spazierte völlig in Gedanken versunken am Abend am Strand entlang, trug dabei die Schuhe in der Hand. Nils und Tessa waren noch bei Torsten Geburtstag feiern, da er heute fünf Jahre alt wurde.

Sie musste endlich mit ihrem Chef sprechen, ihm sagen, dass sie eine andere Wohnung benötigte. Ihr war unwohl dabei, da er ihr das gewiss krummnehmen würde, dass sie aus seinem Mietshaus ausziehen wollte. Es ging einfach nicht mehr, zumal diese Personen ihre Zwillinge dumm anredeten. Besonders Tessa war deswegen völlig verstört. Nun musste sie eine bezahlbare Wohnung finden, dass noch wenn möglich in Kampen. Dort hatten ihre Kinder ihre neuen Spielgefährten gefunden, eine nette Betreuung für die Zeit, bis sie nach Hause kam. Alles hätte so schön sein können, wenn es nicht diesen Mann und seine hysterischen, lauten, dumm-dreisten Gespielinnen geben würde. Ihr Neuanfang auf der Insel hatte so vielversprechend für alle drei nach dem Tod von Krischan begonnen. Nun stand sie vor dem Fiasko, was eventuell sogar wieder Umzug bedeuten könnte, falls sie nichts fand oder ihr Chef sie rauswarf. Sie seufzte verstohlen. Es war wirklich ein scheußliches Jahr. Ein Schicksalsschlag jagte den nächsten und sie stand mutterseelenallein erneut vor einem Berg Probleme. Derweil hatte sie gehofft, hier endlich zur Ruhe zu kommen, alles verarbeiten zu können. „Ach Chris, warum musstest du uns auch allein lassen? Wir brauchen dich doch“, kullerten nun die Tränen. Er fehlte ihr gerade in den letzten Wochen mehr, als noch vor einem halben Jahr. Der Besuch in Hamburg an dem Wochenende hatte auch nur wenig geholfen. Sie musste da allein durch, eine Lösung finden, da man mit diesen Menschen nicht reden konnte. Wie immer stand sie allein da. Keiner bot ihr Hilfe an; niemand griff ihr Mal finanziell unter die Arme; Rücksichtnahme war für alle ein Fremdwort; keine Person interessierte, dass sie einsam, allein war, trauerte.

Die Sonne war am Horizont verschwunden. Im Westen färbte sich der Himmel leuchtend rosa, der Dunst über dem Wasser kühl, schimmerte Silber. Über den Holzsteg ging zu nun fix zu ihrem Auto.

Wenigstens hatte sie heute Abend mal ihre Ruhe, konnte es genießen, kurz auf dem Balkon zu sitzen. Lange blieb sie generell nie, da sie, sobald die Kinder im Bett lagen, lieber Fernsehen guckte.

~~~~Donnerstag~~~~

Sie hatte die Kündigung an die Hausverwaltung gestern noch verschickt und nun musste sie es ihrem Chef persönlich sagen. Sie ließ sich von Rita anmelden.

„Was willst du denn von ihm?“

„Fragen, ob er ein Stück Torte für mich hat“, erklärte sie kopfschüttelnd.

„Blöde Kuh!“

„Sei vorsichtig, was du zu mir sagst, Rita.“

„Gehst´e wohl petzen?“

„So wichtig bist du nicht, dass ich mit dem Chef darüber spreche“, klopfte sie an und betrat das große Büro, schloss die Tür hinter sich.

Der Chef meckerte sofort, auch sie müsse sich von Frau Spenger anmelden lassen, so wie alle. Ihr fehle es zuweilen an Anstand und Benehmen.

Sie entschuldigte sich, trug die Kündigung vor, welche Rasmus Kessler völlig emotionslos hinnahm. „Ich weiß und die Wohnung ist bereits zum 1. November vermietet. Deswegen kommen Sie? Was habe ich damit zu tun? Haben Sie die Zahlen für die Küche getippt?“

„Mache ich gleich, da ich noch zu tun hatte.“

„Darauf warten sie seit gestern. Also Beeilung oder muss das auch wieder meine Sekretärin erledigen, so wie die Gastzahlen vor drei Tagen? Ein bisschen mehr Engagement, Frau Matthis. Denken Sie nicht, weil die Probezeit vorbei ist, dulde ich weiterhin Ihre Schlamperei. Wir werden uns sonst rasch trennen. Jetzt holen Sie gefälligst auch die Arbeiten von gestern nach und sitzen nicht nur herum, um zu lesen. Danke!“

Nachmittag fuhr sie, die Geburtstagsgeschenke für ihre Zwillinge kaufen. Da sie genau wusste was, war das fix erledigt. Nun hatten sie wenigstens neue Anoraks. Für sich fand sie noch zwei Paar Schuhe. Das brauchte sie nachdem heutigen Stress als Belohnung.

Als sie die Kinder abholte, fragte sie Erika, Torstens Mutter, ob sie nicht eine Wohnung in Kampen wüsste, da sie dort ausziehen wollte.

Die blickte sie verblüfft an. Eine Wohnung wusste sie nicht, aber sie würde sich umhören.

„Freyja, so billig wie du die Wohnung bekommen hast, wirst du keine Vergleichbare hier finden. Herr Kessler war da mehr als zuvorkommend, dass er dir 400 Euro erließ.“

„Der wird wissen warum“, erwiderte sie patzig. Sie hatte Mitleid, ein paar aufbauende Worte und vor allem gleich Adressen erwartet. Aber wie immer musste sie sich allein darum kümmern.

Zu Hause erzählten die Kinder begeistert von dem Kinderspielplatz am Möwenweg. Da hatte sie am Vormittag lange gespielt und es war toll gewesen. So plapperten sie die ganze Zeit, während sie Abendbrot machte.

Auch heute herrschte unten Ruhe, wie sie feststellte, als sie kurz hinunterguckte. Ein schöner Abend stand ihr bevor.

~~~~Freitag~~~~

Heute war sie nicht zum Luftholen gekommen. Rita war angeblich krank und sie hatte deren Arbeit der letzten zwei Tage mit erledigen müssen, da weder Briefe geschrieben wurden, noch andere Arbeiten erledigt waren. Dass sie ihr die neuen Einkaufslisten zum Tippen und Vervielfältigen gegeben hatte, da sie diese Arbeit hasste, wischte sie beiseite.

Mittags war sie mit Karsten essen gewesen. Morgen Abend wollte er mit ihr weggehen. Darauf freute sie sich schon heute. Dieses Mal würde er bei ihr übernachten, damit sie nicht wieder in der Nacht aufstehen musste, um nach Hause zu fahren. Am Sonntag würde er ihre Kinder kennenlernen.

Elf Stunden permanenter Stress lagen hinter ihr, deswegen hielt sie bei der Pizzeria, bei der sie vorhin Abendessen bestellt hatte. Nun rasch die Kinder abholen. Sie wollte nur noch ihre Ruhe haben.

~~~~Samstag~~~~

Mittags klingelte es und Freyja wappnete sich, da sie den nächsten verbalen Angriff befürchtete. Das noch nie jemand aus dem Haus bei ihr geklingelt hatte – unwichtig. Sie sah mittlerweile überall nur Menschen, die ihr leid zufügen wollten.

„Geht bitte kurz in euere Zimmer.“

Sie wartete einen Moment, ging nach vorn, riss die Wohnungstür auf und der Mund blieb offenstehen, bevor die Tränen kamen und sie ihrer Mutter wortlos um den Hals fiel, anschließend dem Vater.

Es dauerte Minuten, bis sie sich beruhigt hatte. Sie kochte Kaffee, brachte den ins Wohnzimmer, wo die Zwillinge plapperten. Fix räumte sie das Gästezimmer aus, stellte alles in ihr Schlafzimmer, wischte Staub, bezog die Betten.

Nun wurde alles unter den Augen der Kinder ausgepackt. Da waren die unzähligen Mitbringsel für die Enkelkinder, für sie und natürlich einige norwegische Köstlichkeiten, wie zum Beispiel Flatbrød. Eine getrocknete und knusprige, sehr dünne Brotform, welche deswegen in einem schützenden Karton verkauft wurde. Köstlich zu Suppen und Eintöpfen oder mit Schmalz. Algensalz, norwegischer Kaffee und Marmelade, Syltetøy sowie eine Flasche Aquavit waren ebenso dabei, wie Süßigkeiten für die Tessa und Nils.

„Na, wie gefällt es euch auf Sylt?“

„Opa, hier ist es echt cool“, schwärmte Nils sofort. „Wir wollen nie wieder hier weg.“ Nun erzählte er, was sie alles schon gesehen, erlebt hatten, berichteten von dem Bauernhof, den vielen Tieren dort und natürlich von all den neuen Freunden.

Erst am Nachmittag, als ein wenig Ruhe eingekehrt war, konnte sie mit ihnen über die unzumutbare Wohnsituation reden.

„Du suchst eine andere Wohnung?“, erkundigte sich Lea Fjörgen.

„Ja! Hier ist es nicht sehr nett, da ich permanent angefeindet werde. Nur man findet kaum eine Passende 5 oder 6-Zimmer-Wohnung in Kampen. Eigentlich wollte ich wegen der Lütten hier im Ort wohnen bleiben.“

„Was heißt das?“, hakte Agnar Fjörgen gleich nach.

„Der Mann und seine hundert Frauen veranstalten fast jeden Abend, in den Nächten stundenlang Lärm, treiben es sogar auf dem Balkon“, flunkerte sie ein wenig.

„Wie bitte?“

„Die unten sind doof“, antwortete Nils statt ihrer. „Opa, am Mittwoch hat die olle Tussi Tessa angemeckert, nur weil ihr der Schuh aufging und die Treppe herunterfiel. War echt nich laut, Opa. Sie hatte nämlich die Sandalen an. Gestern auch wieder Geschreie von ihr, obwohl wir ganz leise spielten. Mama rutscht manchmal der Fußball oben aus der Hand, dann rollte der durchs Treppenhaus, aber deswegen muss man doch nich meckern. Echt Opa, wir haben ganz leise gespielt und die Mädchen haben geschaukelt. Tessa will sie eine runterhauen, weil sie eine freche Göre wäre. Sie sagte nur, wir waren doch gar nich laut. Ich habe ihr gesagt, fasst sie meine Schwester an, rufe ich die Polizei. Sie wäre wie die böse Hexe aus dem Märchenbuch. Der Typ sagte was, und sie knallte die Tür zu.“

„Nils, es heißt nicht olle Tussi“, korrigierte Freyja lächelnd.

„Sagte Papa auch immer.“

„Wenn sie eine ist“, schmunzelte ihr Vater, strich seinem Enkel über die dunklen Haare.

Sie schüttelte den Kopf. „Männer!“

„Mama, die meckern dauernd mit uns und du warst selber schon ein paar Mal unten. Dann haben die Angst, machen nich auf. Die können sich nur bei Kindern groß machen oder so. Is ja auch nich so schlimm, wenn du Mal den Ball auf den Balkon schießt. Du kannst eben nich Fussball spielen, da passiert das mal, dass der gegen die Fensterscheibe fliegt oder so. Is ja nich schlimm.“

„Unsere Enkel haben recht. Genug davon. Anziehen, wir fahren Essen, da wir Hunger haben.“ „Okidoki!“

Freyja umarmte ihren Vater. Es tat so gut, sie hier zu haben. Sie rief rasch Karsten an, sagte ab, bedauerte es sogar ein bisschen.

Abends schmückte sie den Lärm, die Gemeinheiten und all das, was sie sonst so erlebte, richtig aus. Man bedauerte sie, konnte sie verstehen. Hingegen malte sie ihre Stellung als Hotelmanagerin rosarot aus, obwohl auch da vieles an ihr hängen blieb, da der Chef selten anwesend war, er ihr voll vertraute.

Ihre Mutter stelle fest, dass das nicht so schön wäre, er mehr Rücksicht nehmen sollte, da sonst Nils und Tessa zu kurz kämen.

~~~~Montag~~~~

Heute hatten die Zwillinge Geburtstag und sie stand besonders früh auf, baute alles im Wohnzimmer auf. Der Balkon war mit Girlanden geschmückt und voller Luftballons. Da erschienen noch im Schlafanzug die Kinder und kurz danach ihre Eltern; die allerdings angezogen. Nun wurden die Geschenke bestaunt. Sie sah die enttäuschten Blicke der Kinder, da es kein Spielzeug gab, von allen nur Kleidung. Die waren ganz schön verwöhnt, stellte sie erbost fest, da auch das Danke eher verhalten ausfiel. Das musste sie schnellstens ändern. Sie verabschiedete sich rasch, da sie zur Arbeit fahren musste.

Mittags hatte sie Feierabend, da heute einige Kinder aus der Kita kamen. Erst gab es Kakao und Kuchen, dann tobten die neun Kinder im Garten herum. Sie warf Ihnen die 50 Luftballons runter, die sie gestern Abend aufgeblasen hatte. Mit einem Knall zerplatzte jeder, unter dem ohrenbetäubenden Gegröle der Kinder. Sie freute sich von oben mit, lachte besonders laut. Heute würde sie es denen unten mal richtig zeigen. Mehrmals flogen Bälle gegen die Fenster. Die zwei Wasserpistolen der Kinder hatte sie nicht nur mit Wasser auch mit etwas Milch gefüllt. Natürlich spritzen sie aus Versehen auch gegen die Fensterscheiben. Egal! Es war eben Kindergeburtstag.

Als ihre Eltern die Kinder einige Male zur Ordnung riefen, da sie die Blumen alle platt trampelt, Äste abbrachen, laut schrien, schritt sie ein. Fuhren beide weg, da es ihnen zu laut war.

Abends saßen sie auf dem Balkon, da es ein schöner lauer Sommerabend war. Sie unterhielten sich, als sie das Lachen von Frauen hörten.

„Es geht wieder los.“

Ihr Vater bat im harschen Tonfall um Ruhe. Das wurde nur mit „Unverschämtheit!“, von einem Mann kommentiert. „Machen Sie lieber unsere Fenster sauber und räumen den Dreck von den Kindern weg.“

Nach einer Weile gingen sie hinein, da man sie reden, lachen hörte, diese Proleten keine Rücksicht auf sie nahmen. Ihre Mutter stellte fest, sie wäre gern noch draußen geblieben, da es nicht übertrieben laut wäre, sondern normal.

Freyja blickte sie entsetzt an. „Mama, du verstehst das nicht richtig. Das kommt gleich, dazu das obszöne Gerede, der Sex, das Stöhnen. Es ist widerlich!“

Keiner erwiderte etwas und damit war das Thema beendet.

~~~~Mittwoch~~~~

Am Abend warteten schon alle auf sie, da man ihr etwas zeigen wollte. Die Kinder waren ganz aufgeregt, da es ein Geheimnis war. Zu Fuß spazierten sie nicht weit entfernt zu einer Baustelle.

Ihr Vater legte den Arm um sie. „Wenn du möchtest, gehört das letzte Haus dir.“

Sie blickte ihre Eltern an, die jubelnden Zwillinge, war nur sprachlos, bevor sie „Ja“ hauchte.

Sie gingen hinein, sahen sich alles an. Es war zwar nicht sehr groß, aber es reichte. Ihr Haus!

Erst jetzt realisierte sie es wirklich – ein eigenes Haus. Sie umarmte ihre Eltern, jubelte. Ihr Vater winkte ab, sagte, noch wäre es nicht so weit. Überhörte sie.

Auch heute gingen sie Essen, feierten ein wenig das neue Haus.

Daheim erläuterte ihr Vater, wie sie die Finanzierung vornehmen könnte. Sie war entsetzt, da sie dachte, sie bekäme es geschenkt.

300.000 Euro von ihnen, als Rest Ihres Erbes. 300.000 Euro von den Schwiegereltern, für jedes Kind 150.000. Dazu die 84.600 Euro, welche Krischan gespart hatte, die 30.000 Euro von seiner Lebensversicherung, die sie bekam und das ganze Geld, von dem Verkauf seiner Sachen, auch mindestens 30.000 Euro. Allein ihr Auto hatte mindestens 10.000 Euro eingebracht. Dazu sein Motorrad, seine Sachen und so weiter. Sie musste dann nur noch maximal 50.000 Euro als Kredit aufnehmen und abbezahlen. Bei ihrem Einkommen von 10.000 Euro im Monat würde das jede Bank bewilligen. Von ihren Ersparnissen konnte sie den Notar, die Grundsteuern und so weiter alles bezahlen, genau wie das erste Heizöl.

Sie schluckte. Die Gelder von Krischan waren fast weg, genauso wie ihre. Die gab es eigentlich nie. Das sagte sie damals nur so, weil ihre Eltern immer wollten, dass man sparte. Sie hatte nie genug Geld gehabt, um zu sparen. Was sollte sie jetzt machen? Sie wollte das Haus unbedingt haben. Vielleicht konnten ihr Karsten oder ihr Bruder was abgeben.

„Hat Magnus eigentlich auch schon sein Erbe bekommen?“, erkundigte sie sich wie so nebenbei.

„Das ganze Geld wurde für seine Rangen fest angelegt, da er kein Geld von uns benötigt. Das bekommen beide an ihrem 25. Geburtstag.“

„Und wenn er mal in Not gerät oder so?“

„Magnus gerät nicht in Not. Was soll das?“, fragte ihre Mutter unfreundlich. „Freyja, ihr habt beide die gleiche Summe erhalten und nun ist auch bei dir Schluss. Von uns gibt es nichts mehr, da auch wir auch ein wenig Geld für uns haben wollen. Kannst du das restliche Geld nicht aufbringen, dann lassen wir das, rufen morgen dort an, sagen ab. Du bekommst dann die dir eigentlich nur zustehenden 270.000 Euro und Schluss ist.“

„Mama, so war das doch nicht gemeint. Die Bank spielt da schon mit.“ Sicher war sie sich keineswegs.

Als sie am späten Abend die Post las, war sie mehr als wütend. Die Hausverwaltung forderte sie auf, die kaputten Ballons einzusammeln, die zertretenen Blumen zu ersetzen, sowie die zertrampelten Beete zu harken und die abgebrochenen Äste der Sträucher zu entfernen. Wenn nicht, würde man Anzeige erstatten und ihr die Reinigungskosten und die neuen Pflanzen in Rechnung stellen. Dass sie die Fenster der Mieter verschmutzten, sie darüber noch lachte, sei eine Unverschämtheit, aber auch diese Kosten der Reinigungsfirma würden ihr in Rechnung gestellt werden, da das absichtlich geschah, sie die Kinder mehrfach dazu aufforderte, wie man beweisen konnte. Dass eine Ärztin, die eine 14-Stunden-Schicht vor sich hatte, nicht schlafen konnte, weil sie dermaßen laut, dazu ohne Ankündigung, agierten, dass man es noch weit in der Siedlung hörte, sich dort Menschen über sie beschwerten, zeige nur, wie wenig sie sich einfügen könnte, sie keine Rücksichtnahme kenne. Eine Strafanzeige zu stellen, behielte man sich vor. Ferner mahnte man zum letzten Mal die Heizkostennachzahlung an. Die waren völlig bekloppt und unverschämt. Als wenn sie eine Hauswartsfrau wäre. Die konnten ja wohl mal Fensterputzen. Nun konnte sie den Brief nicht mal ihren Eltern zeigen, weil sie dann von ihren finanziellen Engpässen erfahren würden. Das Thema eigenes Haus wäre dann sofort erledigt.

~~~~Donnerstag~~~~

In der Mittagspause suchte sie die Bank auf, legte die Verträge, Gehaltsabrechnungen vor, bat um einen Kredit von 300.000 Euro. Warum so viel, fragte man sie und sie erzählte von den ganzen Neuerungen, den alten Möbeln. Man werde das prüfen, gebe ihr in den nächsten Tagen Bescheid.

Am Abend legte sie die Farben der Sanitärartikel fest, sucht Fliesen und Kacheln für das Bad, die Toiletten, Küche und den Flurbereich aus.

Der Mann von der Baufirma ging mit ihr nochmals durch das Haus, da sie noch Wünsche äußern konnte. Er erzählte von ihren Nachbarn: Eine Familie mit drei Kindern. Sehr nette Leute, die innerhalb von Sylt umzogen.

Einen Kamin wollte sie haben. Er suchte in seinen Unterlagen und zeigte ihr einige Beispiele. Sie fragte nach den Preisen, tippte dann auf einen der Teueren. Sie wollte da nicht Einfaches rein haben, sondern schon etwas Exklusiveres.

„Wollen Sie keine Einbauschränke? Sie sind eigentlich sehr praktisch und verschandeln keine Räume. Gerade auch unten kann man vieles drinnen verstauen, wo man nie weiß, wohin damit.“

„Ja, wäre nicht schlecht“, überlegte sie.

„Sie haben Glück, Frau Matthis, dass Sie das größere Aussenhaus haben, da wird das nicht ein zu großer Aufwand werden.“

„Ja, die anderen wären auch wegen des kleinen Gartens nicht in Betracht gekommen. Meine Kinder wollen eine Sandkiste, im Sommer ein Planschbecken und ein Fußballtor.“

Er lachte, „kenne ich, da ich drei von der Sorte hatte. Heute sind sie groß und bald kommt der erste Enkel“, schmunzelte er. „Ein Tipp. Reden Sie gelegentlich mit Ihren neuen Nachbarn. Zwei ihrer Kinder sind ungefähr so alt wie Ihre. Eventuell kauft man da ein Planschbecken der größeren Art zusammen, koordinierten auch die anderen Spielgeräte. Das ist billiger und erleichtert vieles.“

„Danke für den Hinweis.“

Ich plane groß, dabei ist ungewiss, ob das alles so klappte. Nun hoffte sie nur noch, dass die Bank auch den Kredit bewilligte, sonst hatte sie ein riesiges Problem, dazu großen Ärger mit den Eltern und Schwiegereltern. Zu Hause informierte sie die Eltern, später die Schwiegereltern von den Mehrkosten von 32.000 Euro, hoffte, man würde die wenigstens noch bezahlen, aber keiner sagte so etwas. Ihre Mutter meinte sogar, sie solle es auch nicht übertreiben.

Erst später las sie den Brief von der Polizei. Mehrere Personen hatten sie wegen ruhestörenden Lärms angezeigt, so wie auch die Hausverwaltung. Sie solle am Montag um 8.00 Uhr zur Stellungnahme in Westerland erscheinen. Waren die alle blöd? Na, den würde sie was erzählen.

~~~~Samstag~~~~

Eine eher geruhsame Woche war beendet. Dank ihrer Eltern hatte sie wesentlich mehr Freizeit gehabt, da sie ihr vieles abgenommen hatten. Sie waren mit den Kindern und den beiden engsten Freunden, Torsten und Eva, überall auf der Insel gewesen. Ihre Mutter hatte entweder abends gekocht oder sie waren Essen gefahren. Bezahlen durfte sie nie.

Gestern waren sie sogar groß einkaufen gewesen, sodass ihr Kühlschrank und die Gefriertruhe gut gefüllt waren. Dazu hatten sie die Kinder für den bevorstehenden Herbst und Winter komplett neu eingekleidet. Selbst für sie hatten sie zwei Pullis gekauft. Sie hatte Freudentränen geweint. An dem Tag sah sie zum ersten Mal das ältere Ehepaar, welches neben ihr die Wohnung gemietet hatte. Die Leute taten ihr leid, da sie nicht einmal annähernd ahnten, was da auf sie zukam.

Am Vormittag, als es klingelt, rannte Nils zur Tür, jubelte „sind Oma und Opa.“

Die Schwiegereltern wurden umarmt. Sie hörte heraus, dass ihre Eltern von dem Besuch vorher wussten. Die Überraschung war gelungen.

Erst als die Kinder nachmittags draußen spielten, fiel ihr auf, dass alles sauber war und es neue Pflanzen gab. Na also, hatten doch jemand Ordnung geschaffen.

Am frühen Abend verabschiedeten sich alle, da auch ihr Eltern am nächsten Morgen zurückflogen.

~~~~Montag~~~~

Der September hatte mit viel Regen, Einzug gehalten. Ständig tobten die Kinder in der Wohnung herum, da sie nicht raus konnten. Ruhe fand sie erst, wenn sie abends endlich im Bett lagen.

Dazu drückten die Geldsorgen. Egal, wie sparsam sie lebten, es reichte vorn und hinten nicht. Jetzt benötigte sie unbedingt neue Winterkleidung, aber es war kein Geld mehr da.

Morgens fuhr sie nach Westerland zur Polizei. Die zwei Beamten belehrten sie, berichteten, was gegen sie alles vorlag, zeigten ihr entsprechende Fotos und ließen ein Band abspielen, wo man besonders sie hörte. Da sie zuvor alles abgestritten hatte, lenkte sie nun ein, es wäre aus der Feier und der Freude heraus aus Versehen passiert.

„Fünf Stunden? Aus Versehen füllten Sie Milch und Öl in die Wasserpistolen? Aus Versehen schossen Sie, nicht die Kinder, Sie, einen Fußball, welchen Sie vorher mit feuchter Erde beschmierten, gegen Fensterscheiben? Aus Versehen beschädigten Sie einen 3 Wochen allen Daimler, machten da zwei Kratzer in den Lack. Aus Versehen brüllen Sie im Treppenhaus herum, werfen Bälle herunter, lachen laut? Aus Versehen kreischten Sie vulgär herum, dass man es noch Hunderte Meter weit hörte, ältere Menschen wiederholt zusammenzuckten von Ihrem Geschrei. Aus Versehen forderten Sie neun Kinder auf, schreit mal alle, so laut wie ihr könnt. Da Sie vieles nicht wissen, nicht kontrollieren können, werden wir anordnen, dass Sie untersucht werden. Was machen Sie sonst aus Versehen mit den Kindern irgendwann einmal?“, fragte der jüngere Mann, der doch so interessant aussah.

Sie weinte, da sie so viel um die Ohren hätte als Hotelmanagerin, keine Abend Ruhe, da der Mann unter ihr jeden Abend feiere, Sex auf dem Balkon praktiziere und sie sogar bedroht habe, weil sie mal draußen saß. Selbst ihr Vater, als er um etwas Ruhe bat, dumm angepöbelt wurde.