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Eileen Matthes kehrt nach 18-jähriger Abwesenheit auf die Nordsee-Insel Sylt zurück. Ihre Eigentumswohnung in Hamburg tauschte sie gegen ein kleines Haus auf der Insel. Sie will endlich mehr Zeit für ihre beiden Kinder Sören und Sölve haben. Als Übersetzerin will sie ihr Geld verdienen. Als Ärztin war sie sechs Tage bis zu 14 Stunden von zu Hause weg, sah die zwei nur immer kurzfristig. Ihre Eltern und ihr Bruder überreden sie eine eigene Praxis in dem großen Elternhaus zu eröffnen. Die Eltern würden dafür in das kleine Haus ziehen. Sie ist begeistert, rechnete im Stillen sogar damit. Nun lässt sie alles umbauen; auch in dem Elternhaus wird viel erneut. Sie jubiliert, da der Neuanfang nach ihrer Scheidung besser als geplant verläuft. Bald ist sie ganz oben angekommen und kann allen ehemaligen Klassenkameradinnen zeigen, wie sie es ganz allein schaffte. Heute würde sie keiner mehr als Spinnerin und dumme, fette Kuh verspotten. Das es doch nicht so einfach ist, bemerkt sie schneller, als je geahnt. Die Vergangenheit holt sie nun ein. Der Roman entführt den Leser auf die schöne Nordsee-Insel Sylt; mit den hohen Sanddünen; dem teilweise stürmischen Blanken Hans; dem ewig wogenden, rauschenden Meer und dem Salzgeschmack auf den Lippen.
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Veröffentlichungsjahr: 2025
Angelika Friedemann
Stille Träume -
Barbarische Realität
Impressum
Copyright: © 2025. Alle Rechte am Werk liegen bei Kevin Friedemann, Osterkütten 10, 24955 Harrislee.
Das Werk einschließlich aller Inhalte ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck oder Reproduktion (auch auszugsweise) in irgendeiner Form (Druck, Fotokopie oder anderes Verfahren) sowie die Einspeicherung, Verarbeitung, Vervielfältigung und Verbreitung mithilfe elektronischer Systeme jeglicher Art, gesamt oder auszugsweise, ist ohne ausdrückliche schriftliche Genehmigung untersagt. Alle Übersetzungsrechte vorbehalten.
Autor: Angelika Friedemann, [email protected]
Picture - Quelle: piqs.de
Es ist gefährlich, anderen etwas vorzumachen, denn es endet damit,
dass man sich selbst etwas vormacht.
Eleonora Duse
Mieke Jantzen betrachtete ihre Enkelin, die mit ausgestreckter Zungenspitze emsig zu stricken versuchte. Vor den Ferien wurde das zum ersten Mal im Unterricht geübt. Sölve wollte nun in den Sommerferien für Sören, ihren 16 Monate älteren Bruder, einen Pullover stricken. Nur so wurde das nix, wusste sie. Sie stand auf, klappte den Laptop zu und räumte ihre Dokumente beiseite. Ihre Gedanken schweiften dabei zurück.
Die Trennung der Eltern, die langen Arbeitszeiten ihrer Tochter in dem Hamburger Krankenhaus, in dem sie vorher nur halbtags arbeitete, setzte den Kindern reichlich zu, da ihre Mama viel zu wenig Zeit für sie hatte, den zwei Lütten nie etwas zeigen oder ihnen mal helfen konnte.
Markus, ihr Vater, kümmerte sich seit der Trennung genau so wenig um sie, wie zuvor. Er war eben durch seinen Beruf nur selten zu Hause. Er bekam mit nur 36 Jahren überraschend seinen Traumjob als Kapitän auf einem neuen, dem weltweit größten Containerschiff. Der Kahn, wie sie die Dinger immer nannte, war hochmodern, lief das erste Mal über die Meere und Markus, ihr Schwiegersohn, führte das Kommando, über diesen 400 Meter langen, 63 Meter breiten LNG-Riesen. Ja, sie waren sehr stolz auf ihn, was er in jungen Jahren leistete und welche Verantwortung er trug. Markus war ein feiner Kerl, nur eben nicht tauglich für eine Ehe und für Kinder. Eileen war das seinerzeit völlig egal. Sie war verliebt, so sehr in ihn, wie er in sie. Markus wollte seine Traumfrau, wie er Eileen immer bezeichnete, so schnell wie möglich heiraten, um mit ihr eine Familie zu gründen.
Das war es auch, was die Ehe scheitern ließ. Ihre Tochter, damals 33 Jahre alt, wollte nicht zwar verheiratet, allerdings ohne Mann leben. Zudem erfuhr sie, dass er sie wiederholt betrog, zig Affären hatte, was er ganz offen zugab. Verständlich, wie ihr Mann und ihr Sohn feststellten.
Sie wollte die Trennung, reichte die Scheidung ein. Markus war ihre erste große Liebe gewesen, da sie zuvor nie Zeit für Männerbekanntschaften hatte. Sie war mit 31 Jahren immer noch Jungfrau gewesen. Dass der Mann, den sie so liebte, sie betrog, war ein Schock für sie. Tagelang weinte sie am Telefon. Treue gehörte bei ihrer Tochter zu einer Beziehung. Sie war generell ein sehr aufrichtiger Mensch, legte sehr großen Wert auf gutes Benehmen, Höflichkeit, Ehrlichkeit.
An den Kindern, die auch er damals unbedingt wollte, zeigte Markus wenig Interesse. Er sei für ein Familienleben nicht geschaffen, äußerte er vor fünf Jahren, als die Familie sie einmal auf Sylt besuchte. Er liebte die See, die Weite des Ozeans, die Naturgewalten und die teilweise Einsamkeit. Das war es, was ihr Mann vorhersagte. Er wird nie ein normaler Familienmensch werden. Aber Eileen wollte ihn trotzdem, da sie den charmanten, gut aussehenden, wortgewandten, intelligenten Mann liebte. Bei ihm war es nicht anders. Beide dachten, sie bekommen spielend ihre unterschiedlichen Lebensweisen unter einen Hut.
Die Scheidung war die Folge. Man trennte sich im Guten. Es gab da keine Reibereien. Trotzdem versuchten sie der Lütten wegen, ein Familienleben irgendwie aufrechtzuerhalten. Vergebens!
Nur das nächste Problem kam mit ihrem Vollzeitjob als Chefärztin in der Klinik. Wie überall fehlten Ärzte, was bedeutete, sie war teilweise bis zu 14 Stunden außer Haus. Die heute sechs- und siebenjährigen Kinder blieben sich jahrelang teilweise selbst überlassen. Gerade Sören rief mehr als einmal den Opa an, wenn er Hilfe bei den Schulaufgaben benötigte. Kam sie abends nach Hause, gab es ein gemeinsames Abendessen. Da hörte sie von ihren Problemchen, suchte Lösungen. Danach hieß es Wäsche waschen, aufräumen, putzen, Mittagessen für den nächsten Tag kochen und was noch so anfiel. Eileen war permanent völlig gestresst, wie sie am Telefon stets klagte.
Der verantwortungsvolle Job als Chefärztin; daneben Haushalt mit allem, was dazugehörte, 2 Kinder, am Wochenende Unternehmungen mit ihnen, da sie sonst nie Zeit für sie hatte.
Eileen nahm in den letzten drei Jahren reichlich zu, sah erschreckend aus, wirkte stets wie ein Nervenbündel. Eileen stritt das kategorisch ab, äußerte, alles wäre in Ordnung; ihr ginge es gut. Sie mache sich nur um die Lütten sorgen, da sie zu wenig Zeit mit ihnen verbringen könne. Ihre Tochter war eben eine sehr besorgte, verantwortungsvolle Mama.
„Oma, komm mal. Die doofe Masche ist runtergefallen“, rief Sölve und riss Mieke aus ihren Gedanken.
„Nicht ziehen. Ich komme.“
„Oma, meinst du, das schaffe ich mit dem Pulli.“
„Vielleicht lässt du mich ein bisschen helfen oder die Mama.“
„Mama hat immer so viel zu tun, müssen wir sagen. Lieber du.“
„So, Masche wieder da. Suche Sören, wir drei radeln jetzt zum Bäcker. Wenn Opa und Mama kommen, gibt es Kakao, Kaffee und Kuchen und danach geht es ab zum Wasser. Mama wollte noch im Meer schwimmen.“
Sofort war das Strickzeug vergessen und sie rannte mit fliegenden Haaren hinaus, rief Sören.
Mieke schmunzelte. Vielleicht änderte sich heute Abend euer Leben grundlegend. Sie hoffte es sooo sehr.
Mit einem großen Kuchenpaket und noch warmen Brot kehrten sie zurück, sahen bereits Eileens altes, verbeultes Auto an der Seite parken.
„Fahrräder in die Garage stellen, ohne Opas Auto zu treffen.“
Sie griff nach Kuchen und Brot, da kam ihr schon ihre Tochter entgegen, nahm ihr ein Paket ab.
„Mudding, Kaffee ist gleich fertig und der Tisch gedeckt.“
„Mama, wir haben ganz viel Kuchen ausgesucht. Für dich Spritzkuchen“, plapperte Sören aus.
„Fein, min Lütter. Los rein, Hände waschen. Kakao ist schon fertig.“
„Mama, Oma hat die olle Masche gefunden. Die war auf einmal weggerutscht.“
„Passiert zuweilen. Du auch, Hände waschen. Ich gucke nachher nach. Vielleicht darf ich ein Stück stricken? Ich hätte dazu Lust.“
„Hhhmmm, darfst´e. Aber nur ein bisschen und keine Fehler machen“, hob sie den Finger.
„Ich passe ganz doll auf“, Eileen ernsthaft, beobachtete dabei ihre schmunzelnde Mutter.
„Eileen, die Räder der Lütten sind zu klein. Du musst ihnen unbedingt Neue kaufen.“
„Ich weiß, Mudding.“
Gesättigt radelte Eileen mit den Kindern zum Ellenbogen. Sie liefen über die Holzbretter die Düne hinauf. Sie blieb oben stehen, atmete tief die kühle Luft, welche nach Meer schmeckte, ein. Ihre Lütten warfen unten ihre Sachen in den Sand, rannten zum Wasser.
Sie folgte langsamer, schüttelte den Kopf, während sie zu der leicht wogenden Nordsee schaute. Sie breitete die Decke aus, legte die Kinderkleidung darauf. Ihre Lütten eigneten sich so einige Dinge an, die ihr missfielen. Das waren wohl die Anhäufungen, weil sie zu oft allein waren und ihnen niemand Einhalt gebot. Diese kleinen Defizite in der Erziehung würde sie allerdings rasch wieder eindämmen. Das kam, weil sie zu wenig Zeit mit ihnen verlebte, zu unaufmerksam war. Sie musste in Zukunft einfach strenger durchgreifen. Sie machten eben alles, wie es ihnen gefiel. Andererseits stellte sie öfter fest, wie selbstständig sie bereits, teilweise ihren Spielkameraden doch ein Stückchen voraus agierten. Besonders bei Sölve fiel ihr das auf. Sie lernte fix, machte all das, was sie bei dem älteren Bruder sah und was sie von ihm hörte. Sie seufzte, wenn sie an all die vielen Arbeiten dachte, die da auf sie zukam.
Nun zog sie sich rasch aus, steckte ihre mittelbraunen Haare hoch, legte alles ordentlich unter ein Handtuch auf die Decke und eilte zu ihnen. Sie konnten zwar schwimmen, aber noch nicht so gut, um weit ins Wasser zu gehen. Zu dritt schwammen sie ein kleines Stückchen hinaus. Eileen schwamm hinter ihnen her. Danach spielten sie vorn im seichten Wasser Ball. Wie den Kindern das gefiel, sah Eileen an ihren lachenden Gesichtern, wie freudig sie herumsprangen. Ja, auch wenn es ihr schwerfiel, sie musste ihren Beruf aufgeben, zumindest für fünf/sechs Jahre.
Sie schwamm allein weit hinaus, während ihre Lütten im Sand buddelten. Das war Vergnügen, Erholung und Entspannung pur für sie. Einfach alle Sorgen, Ängste hinter sich lassen, nur das Wasser um sich fühlen. Einmal für eine halbe Stunde nicht funktionieren, nur sie selbst sein.
Sie saßen auf der Decke, spielten Karten, als eine Frau laut kreischte, dass ihr Sohn ertrinke.
Eileen sprang auf.
„Ihr geht nicht ins Wasser! Sie benötigen eventuell eine kompetente Ärztin.“
Der Sohn war ein erwachsener Mann, den vier Männer an Land trugen. Er schien Wasser geschluckt zu haben, war bewusstlos.
„Ich bin Ärztin“, sagte sie, musterte die Mutter, die völlig, wie erstarrt im Sand saß, zu dem leblosen Mann guckte. Teure Designer-Klamotten, wertvolle Ohrringe und zwei Ringe.
Eine Frau unter den Gaffern äußerte, dass sie bereits den Notarzt angerufen habe.
„War nicht notwendig“, erklärte Eileen patzig.
„Das macht man so. Sollten Sie als Ärztin wissen“, antwortete diese mit melodischer Stimme.
„Komische Ärztin, die das nicht weiß“, antwortete ein Mann. Eileen schaute ihn an. Wow, der sah ja gut aus: Breit gebaut, schlank, groß gewachsen und die Beule in seiner Badehose war auch nicht zu verachten.
Eileen wandte sich an die ältere Frau. „Trinken Sie etwas Selters“, riet sie.
„Behandeln Sie jetzt mal meinen Sohn?“, fragte diese brüsk.
„Ida, der Notarzt wird gleich hier sein. Reg dich nicht auf“, der Mann wieder. „Diese Ärztin kann anscheinend nur großspurig quatschen, Damen anpöbeln.“
„Gaffer brauchen wir nicht. Gehen Sie alle weiter“, meckerte Eileen.
Sie begann damit, das Wasser aus dem Körper zu pumpen, musterte die Klamotten, die da herumlagen. Guckte zu der alten Frau, die sie beobachtete.
Nach einer Weile spukte er. Eileen atmete beruhigt auf. Viel machen konnte sie nicht, da sie keine Arzttasche mitführte. Er würde überleben und in Zukunft vermutlich vorsichtiger sein weniger Alkohol trinken. Sie blickte erneut zu ihren Lütten, aber die spielten mit dem Ball. Ihre Hand glitt dabei über seinen Brustkorb, den Bauch und nun tiefer.
Erleichtert atmete sie auf, als sie den Krankenwagen in der Ferne sah, der rasch mit Blaulicht über den Strand näherkam.
Alle anderen schauten dito zu dem näherkommenden Fahrzeug.
„Wer sind Sie und warum tatschen Sie an mir herum?“, meckerte der Mann plötzlich krächzend.
„Entschuldigung! Sie hatten etwas zu viel Wasser geschluckt.“
„Das gibt Ihnen doch nicht das Recht, mich anzufassen. Sind Sie eine Professionelle und verdienen so Ihr Geld?“
„Aber Lars!“, die alte Dame lächelnd.
„Lars, der Krankenwagen kommt. Sie spielt Ärztin. Vielleicht gehört Männer aufgeilen auch dazu“, antwortete der Mann von vorhin boshaft. Er trank Selter aus der Flasche und reichte die Flasche dem Patienten. „Trink!“
Eileen stand auf. „Sicher, ich mache das professionell. Gute Besserung“, entgegnete sie kühl, warf dem anderen Kerl einen bösen Blick zu. Der schüttelte nur den Kopf, murmelte „unwissende Ärztin und eingebildete Tussi!“
Sie ging zur Seite, wartete auf den Wagen und sah Lutz drinsitzen. Er war der Nachbar ihrer Eltern. Schon als Kinder spielten sie zusammen.
Er sprang raus, nahm sie in den Arm. „Seit wann bist du hier?“
„Nur für einen Kurzbesuch. Der Mann spukte Wasser, war kurz bewusstlos, als ihn die Männer heraustrugen. Er riecht übel nach Alkohol, auch als er Wasser spukte, kam der mit raus.“
„Kommen Sie endlich zu mir?“, nörgelte der Mann.
„Frau Doktor Doktor Matthes sagte mir nur, was sie tat. Ich bin Doktor Johannsen. Wir nehmen Sie jetzt mit nach Westerland, wo Sie genauer durchgecheckt werden. Danach können Sie Ihren Rausch ausschlafen.“
„Diese Person ist Frau Doktor Doktor Eileen Matthes?“, hörte Eileen im Weggehen diesen Säufer krächzend fragen.
„Ja“, antwortete Lutz.
Der Mann rief nach Eileen, aber sie ging weiter. Dieser Typ war ein Prolet. Woher wusste der aber, wie sie hieß?
Vermutlich hat es sich herumgesprochen, dass sie auf der Insel weilte.
Nach dem Abendbrot setzten sich alle in die gute Stube, wie sie das Wohnzimmer nannten. Ihr Bruder Jan war gekommen, um ihr Schützenhilfe zu geben. Er saß neben Eileen, drückte ihre Hand.
Zuerst fragte sie ihre Kinder, ob sie gern auf Sylt wohnen würden.
Sie waren sofort begeistert, jubelten.
Eileen atmete tief durch.
„Ich werde nicht mehr im Krankenhaus oder als Ärztin arbeiten. Ich übersetzte Bücher und so von zu Hause aus, schreibe nebenbei an meinen Aufzeichnungen über Japan weiter.“
„Wir können hier wohnen“, wusste Sönke.
Jan kam ihr zu Hilfe. „Das möchte Mama nicht, da sie eine eigene Wohnung mit Garten mag.“
„Jan, danke“, unterbrach sie ihn, „aber ich sage es selbst. Wir ziehen in das Haus von Onkel Fiete und Tante Henrike. Sie übernehmen dafür meine Wohnung in Hamburg. Wir tauschen einfach. So sind sie näher bei ihren Kindern und Enkeln. Sie freuen sich schon alle darauf.“
Ihre Eltern blickten sie und Jan völlig überrascht an. Ihr Sohn klärte sie jetzt auf, dass das alles bereits per Vorvertrag vertraglich abgewickelt sei. Die Eigentumswohnung sei heute wesentlich mehr wert, als die seinerzeit kostete. „Markus schenkte den Kindern seine Wohnung und zahlt dafür keinen Unterhalt für die Lütten. Für Eileen muss er generell nichts zahlen, da es einen Ehevertrag gibt. Alles vertraglich festgehalten. Sören und Sölve gehört nun das Haus mit Grundstück. Mama, wollte nur erst euch fragen, ob ihr umziehen möchtet“, schaute er seinen Neffen und seine Nichte an. „In drei Wochen wird umgezogen und nach den Ferien geht ihr hier in die Schule. Danach habt ihr immer Mama zu Hause.“
„Gehen wir mit Mia und Claas in die Schule?“, fragte Sören nur.
„Ja, sicher“, schmunzelte Eileen erleichtert, dass es so problemlos über die Bühne ging. Bei dem Blick ihres Vaters ahnte sie allerdings, dass er sich übergangen fühlte.
Aber auch da kam ihr Jan zu Hilfe, da er ihm sagte, wie stolz er doch auf Eileen sein sollte, dass sie drei Sprachen nebenbei lernte und alle mit einem Diplom abschloss. Das alles, neben der Arbeit und all dem anderen Kram.
„Das Haus von Henrike ist in die Jahre gekommen und nicht sehr groß.“
„Vadding, ich habe ein wenig Geld gespart und lasse erst einmal das Bad und die Dusche etwas ändern. Alles andere später. Sie wohnten seinerzeit dort auch mit zwei Kindern. Lassen wir es!“
„Opa, wir besuchen dich auch immer“, wusste Sölve, drückte sich eng an Johann Jantzen.
Alle lachten und das Thema war für den Tag beendet.
Eileen ging enttäuscht in ihr Zimmer, weinte. Sie erwartete von den Eltern, dass sie ihr endlich das Haus überschreiben würden. Das gehörte doch generell bald ihr, da die in Kürze sterben würden. Was wollten die also noch damit?
******
Am Sonntagvormittag, als die Kinder draußen spielten, rückte ihr Vater mit der Neuigkeit heraus. Die wollten die Eltern ihr bereits schon am Vortag vorschlagen, wie ihr Vater sagte.
Sie würde ihr Haus und Grundstück erhalten und sie zogen in Henrikes Haus. Eileen würde es ja generell später einmal anteilig erben, wie alle wussten, also warum nicht jetzt den Tausch vollziehen. Jan würde das Haus von seiner Tante erben und ihr gehöre das Elternhaus allein, besser gesagt ihren Kindern. Die Restsumme, welche Jan dann zustand, würde von Eileens Rest-Erbe abgezogen. Sollte das nicht reichen, musste sie das an Jan abbezahlen? So hatten sie gleich mehr Platz. Außerdem sprach ihr Vater eine eigene Praxis an, die sie eröffnen konnte.
Eileen war entsetzt. Kein Geld mehr? Jan ahnte, dass genau der Vorschlag von ihren Eltern kam. Leierte er das deswegen an, damit er sie bescheißen konnte, alles allein erhielt?
Wollte sie wirklich eine eigene Praxis? Sie liebte den Krankenhausbetrieb, auch wenn er teilweise stressig war. Es war die Abwechslung, die ihr gefiel, neben der Fachsimpelei mit den Kollegen, dem banalen Getratsche mit den Schwestern. Eine Praxis bedeutete, ständig dort angebunden zu sein, nicht mal vormittags frei zu haben. Dazu konnte dauernd die Kinder kommen und stören.
Ihr Vater legte ihr Skizzen vor, wie alles umgebaut werden könnte. Eine Liste folgte, was sie benötigte, was Firmen erledigen mussten.
Eileen missfiel das sehr, da alles eher gewöhnlich aussah, aber sie äußerte nur, sie werde darüber nachdenken, würde so eine Entscheidung nicht übers Knie brechen. Ohne das restliche Geld der Eltern wurde das generell nichts. Eine halbe Million benötigte sie mindestens.
An diesem Tag sprach man nicht mehr über das Thema, da am Nachmittag Besuch bei ihren Eltern erschien.
Am Montagvormittag klingelte es. Ein Bote gab einen Blumenstrauß für sie ab. Sie fragte nach dem Absender. Sie kannte keinen Lars Heller. Der Bote reichte ihr die Karte und sie lachte, ließ den Strauß zurückgehen. Der Strauß war von diesen betrunkenen Proleten, der sich so entschuldigen wollte. Albern!
Am späten Vormittag fuhr sie allein nach Hamburg zurück. Es gab viel zu tun und da war Freizeit nicht drinnen. Sie musste packen, die Wohnung picobello in Ordnung bringen. Sie arbeitete teilweise mit Tränen in den Augen. Ihre Wohnung hatte sie geliebt, in ein schönes Heim in den Jahren verwandelt. Ein Schmuckstück, wie es Daniela, ihre Freundin nannte. Da war der Blick über die Elbe, zu den Riesenschiffen, was gerade auf dem Balkon sich alles in Form von Muscheln, Sand, einem Leuchtturm, einem alten Segelschiff widerspiegelte. Hier richtete sie alles mit viel Liebe ein und hier war sie viele Jahre glücklich gewesen. Auf dem Balkon oder wie jetzt am Fenster stehend, wartete sie, bis sie den Containerriesen einlaufen sah. Oftmals sah sie Markus draußen stehen, der grüßte. Jedes Mal war sie aufgeregt wie ein Kind gewesen, konnte nicht erwarten, bis er endlich da war. Jetzt gab sie alles auf: Ihren geliebten Beruf, ihr Heim, ihre Freunde, Hamburg. Es kam ihr so vor, als wenn sie einen Teil von sich opfern würde. Das tat weh, sehr weh.
Ablenken tat sie sich am Nachmittag mit viel neuen Kleidungsstücken, Schuhen und einem guten Essen in einem teuren Restaurant. Hier flirtete sie mit einem Mann, der sie noch zu sich in die Wohnung zu einem Glas Wein einlud.
Dienstagvormittag ging sie groß einkaufen, arbeitete eine lange Liste ab. Zurück wurde alles verpackt und ihr Wagen voll beladen. Die Kühlschranksachen kamen erst morgen früh in die zwei Kühltaschen.
Nun ging es ans Verpacken, das Leeren von den Regalen und Schränken. Sie konnte sich eben niemals ausruhen.
Abends traf sie ihre Clique. Die lustige Gesellschaft lenkte sie von ihrem Kummer ab.
„Hast du dir das gut überlegt?“
„Armin, mir bleibt nichts anderes übrig. Ich muss an meine Lütten denken. Ihnen fehlt schon Markus. Abends geben sie seinem Foto einen Kuss. Andere Male weinten sie, weil er nicht wie versprochen anrief, sich verspätete. Sie benötigen jetzt wenigsten mich konstant.“
„Gab es keine andere Lösung?“
„Durch meinen Bruder, dessen Kinder, meinen Eltern sind sie abgelenkt und ich bin greifbar, wenn etwas ist.“
„Und dein Beruf?“
„Uwe, da darf ich nicht dran denken. Ich fürchte mich davor, wie es ist, ohne ihn. Aber es muss sein. Es war schon immer schwierig, aber durch die Scheidung verstärkte sich das Problem nur gravierend. In fünf/sechs Jahren hoffe ich, noch eine Chance in einer Klinik zu bekommen. Ich werde mich mit Arbeit ablenken. Durch den Garten und das Haus habe ich genug zu tun, dazu natürlich die Lütten. Mein einmal erträumtes schönes Leben soll eben in den nächsten Jahren noch nicht sein“, schniefte sie. Folgend klagte sie, dass Markus nie zahlte, sie wie immer, für alles allein aufkommen musste. Selbst die Wohnung musste sie allein ausräumen. Sie hatte nun mal keine andere Wahl. Wie erwartet, wurde sie von allen reichlich bedauert und Markus als so schlimm hingestellt. Das war Balsam auf ihre wunde Seele. Ihre Freunde verstanden sie eben.
Von der eventuellen Praxis sagte sie nichts, da sie erst einmal wissen musste, was sie wollte. Eine Entscheidung wollte sie ohne Beeinflussung treffen.
Auf der Heimfahrt am Mittwochnachmittag überlegte sie, ob sie wirklich eine eigene Praxis wollte. Der Vorteil war in erster Linie natürlich, sie konnte ihren geliebten Beruf wenigstens teilweise nachgehen, musste nicht pausieren. Operationen allerdings gab es keine mehr, dafür reichlich Stress. Jeden Tag mindestens 6 Stunden Praxis, all die Büroarbeit, das Personal kontrollieren, Haushalt, Garten, Kinder. Das Positive war, sie besaß so mehr Zeit für ihre Lütten, konnte die besser erziehen. Die eigenen Wünsche mussten dabei hintenanstehen. Eigentlich gab es da nichts zu überlegen. Eine Wahl ihrerseits gab es nicht wirklich.
In dem Moment, als sie sich vor Jahren für Markus entschied, war eigentlich ihr Weg bereits in genau diese Richtung gelaufen. Sie dachte über das reale Familienleben nie langfristig nach. Sie liebte ihn und sah alles rosarot. Bereits ein Jahr später heirateten sie, da Sören unterwegs war. Ein Kind, welches beide wollten, genauso wie Sölve ein Jahr darauf.
Es lief fast vier Jahre gut, obwohl ihr der Mann in den vielen Monaten fehlte. Sie ahnte, obwohl sie es stets verdrängte, dass Markus sie betrog, wenn er monatelang unterwegs war. Als er das dann während eines Streits offen, ohne schlechtes Gewissen zugab, konnte sie es nicht mehr verdrängen. Sie reichte die Scheidung ein. Damit leben konnte sie nicht. Von da an ging nicht nur ihre Beziehung auseinander, auch die zwei Lütten litten unter der Trennung, obwohl sie den Papa nie oft sahen, außer wenn er Urlaub bekam. Eigentlich verlief alles so weiter, wie auch während der Ehe. War Markus mit seinem geliebten Spielzeug in Hamburg, lebte er bei ihnen, so wie auch vor der Scheidung. Da war er der Papa und der Ehemann mit allem, was dazugehörte. Fast allem! Sex lehnte er strikt ab, egal was sie alles versuchte. Den aber wollte er bereits ein Jahr vorher nicht mehr, genauso wie ihre Zärtlichkeiten. Ein Gutes jedoch brachte diese Scheidung mit sich, sie war reich geworden, musste nicht auf ihr Erbe warten.
Ja, sie würde ihre eigene Praxis eröffnen. So kam sie doch an ihr Erbe, das Geld ihrer Eltern, dazu an mehr Geld von Markus. Sie sah die Praxis bereits vor sich. Alles würde mondän, extravagant, vornehm aussehen. Sie war schließlich Frau Doktor Doktor Eileen Matthes, Gynäkologin und Chirurgin.
Angekommen schleppte sie die Kisten in den ehemaligen Stall. Sie rief nach ihrer Mutter. Weder sie noch ihre Kinder waren da, um ihr zu helfen. Je zwei Kartons kamen in die jeweiligen späteren Kinderzimmer und zwei in ihr Schlafzimmer. Alles war noch provisorisch.
Abends sagte sie den Eltern Bescheid, dass sie einer Praxis zustimmte. Allerdings wollte sie allein entscheiden, wie die innen aussah und wer das baute. Sie wollte sich gleich am nächsten Tag darum kümmern.
„Du weißt, wie teuer das alles wird? Du musst frühzeitig einen Kredit beantragen. Für Ärzte gibt es da spezielle Angebote.“
„Brauche ich nicht. Vadding, ich kriege noch Geld von Markus und habe viel sparen können.“
Ihr Vater lachte schallend. „Weiß er das? Komm nicht zu Jan, Livia oder uns, wenn du mal wieder Geld benötigst. Es ist fein, dass du so viel gespart hast. Zahle umgehend deinem Bruder die 32.000 Euro; Livia die 30.000 und uns die 173.000 Euro zurück.“
Entsetzt blickte sie die Eltern an. „Das brauche ich doch jetzt alles für den Umbau. Ihr kriegt es ja später.“
„Eileen, nur damit du es weißt. Diese Summen werden auch nach unserem Tod eingetrieben, da das Geld nie dir gehörte, noch zu einem späteren Erbe. So wurde es bereits vor langer Zeit notariell von uns festgelegt.“
„Ich bezahle es ja zurück“, erklärte sie patzig.
„So wie all die letzten zehn Jahre, wo du sooo viel sparen konntest? Gute Nacht! Wir möchten jetzt allein sein, einen ruhigen Abend genießen.“
Wütend eilte sie in das Gästezimmer. Warum waren die so knauserig? Die alten Leute besaßen doch genug Geld, was die nicht mehr brauchten. Sie benötigte es jedoch dringend. Was wollte Jan damit? Der hatte doch alles, und wenn den Geldsorgen plagten, sollte er seine Alte arbeiten schicken. Sie brauchte das dringender. Das Geld würde sie sich holen. Basta!
Die nächsten Tage rief sie alte Bekannte an, die heute eine eigene Firma auf Sylt unterhielten, und beauftragte sie mit den Arbeiten.
David, ein Schulfreund, musste sich um die Elektrizität kümmern.
Peer, ein guter Freund, war der Baufachmann und musste als Erster an die Reihe, um Mauern ein zu ziehen und andere wegzureißen; Fenster, Türen einbauen.
Erik, auch ein guter Freund, war für das Sanitäre zuständig.
Klaus für die Solaranlage auf dem Dach des ehemaligen Stalles.
Günter musste das alles mit edler Stofftapete tapezieren und einiges malern.
Sie benötigte noch eine gute Gartenbaufirma. Da musste alles raus, was ihre Mutter angepflanzt hatte und das exquisit erneuert werden. Dazu mussten die Hofsteine durch weiße Marmorplatten erneut werden, genauso wie die blöde hässliche Terrasse.
Ach, da gab es so viel Arbeit für sie, seufzte sie.
Nun begann sie eine Zeichnung anzufertigen, damit die Arbeiter wussten, was sie alles machen sollten.
Die erste Zeichnung warf sie weg, da ihr das noch nicht gefiel. Sie zeichnete alles neu mit den Änderungen. Ihre Mutter guckte kurz darauf, schüttelte den Kopf. „So geht das nicht, da man keine tragenden Wände herausreißen darf. Dafür bekommst du nie eine Genehmigung, noch eine Zulassung für eine Praxis.“
„Mama, als wenn du davon Ahnung hättest.“
Mieke schaute sie nur an, ging. Wenig später hörte sie den SUV wegfahren. Hoffentlich kommt sie bald zurück, damit das Mittagessen pünktlich fertig ist.
Erst Stunden darauf wurde sie wach, da sie sich hingelegt hatte. Niemand war im Haus und gekocht war auch nichts. Was sollte der Mist, dass sie nicht mal etwas zu essen bekam?
Die Dämmerung setzte ein, als ihre Eltern mit den Kindern kamen. Sofort plapperten sie aus, dass sie mittags essen waren, und eben mit Jans Kindern bei McDonalds. Sie schwärmten, wie toll der Tag war.
Als Eileen fragte, wann ihre Mutter denn nun kochte, antwortete ihr Vater lediglich, sie faule Person solle einkaufen gehen und selber kochen, auch für die Kinder. Seine Frau erledige weder das eine noch das andere für sie. Danach schickte er sie in das blöde Gästezimmer, da sie Ruhe wollten.
Eileen kochte vor Wut, aber sie fügte sich, obwohl das doch ihr Haus war.
Zwei Tage darauf erschien am frühen Nachmittag Peer, der sich ansehen wollte, was gemacht werden sollte. Sie musterte ihn verstohlen. Er sah immer noch so gut wie damals aus.
Sie zeigte ihm die Zeichnung, aber er wollte die Scheune sehen.
„Die ist doch egal. Willst du einen Kaffee?“
„Die Scheune sehen - jetzt. Ich bin nicht zum Plaudern mit dir hier. Dafür suche ich mir normale Menschen aus, die Verstand haben“, lächelte er.
Sie funkelte ihn aufgebracht an, hielt allerdings den Mund. Sie kriegte ihn schon noch rum.
Er schüttelte lediglich den Kopf, aber die Falte zwischen seinen Brauen zeugte von seinem Unmut.
Sie gingen hinaus, trafen draußen auf ihre Mutter, die gerade in die Garage fuhr.
Peer blieb stehen. „Moin Mieke! Glückwunsch von uns allen. Ganz Sylt ist stolz auf dich“, nahm er sie vorsichtig in den Arm.
„Danke, Peer! Ja, wir haben uns alle sehr gefreut, dass ich Alte, die bald krepiert, als faules Hausmütterchen, das schaffte.“
Er blickte kurz zu Eileen. „Werft sie raus! Vielleicht findet sie noch einmal einen Dummen, der sie durchfüttert. Kann sie bezahlen?“
„Eileen sagt ja, da sie viel sparte. Die Umbauten von ihr werden wohl über 200.000 Euro kosten, äußerte Johann.“
Dann verabschiedete sie sich und er ging mit ihr in die Scheune.
„Warum hast du Mudding beglückwünscht?“
„Weil sie Sylt, von Menschen wie du es bist, faul, dick, hochnäsig befreite. Die Einheimischen freuen sich. So, gucken wir mal“, ging er tiefer hinein, blickte auf die Zeichnung.
„Wie ich es vermutete. Kannst du vergessen, Dicke. Es werden keine tragenden Wände herausgerissen. Der ganz Schuppen kann zusammenfallen, außerdem gibt es dafür niemals eine Genehmigung.“
„Peer, du baust ja vorn Neue ein. Außerdem bin ich nicht dick, habe eine vollkommene Figur.“
„Du wiegst 15 Kilo zu viel, wie schon immer, dicker, runder Pfannkuchen. Deine Mutter sieht besser aus, hat wirklich eine gute Figur, auch wenn sie etwas älter als du ist. Du in dem Alter wirst wie mindestens 80 aussehen.
Du hast wirklich von nicht Ahnung! Diese zwei Wände tragen das gesamte Dach mit allen Balken mit. Kapierst du? Gut! Nimmt man die weg, macht es bumm und alles fällt zusammen. Auch verstanden? Kann dir Sören nachher mit Legos zeigen, wie es dann hier aussieht. Du brauchst das gar nicht einreichen, weil es nur unnötig Geld kostet. Die Antwort lautet abgelehnt.“
„Muss ja keiner wissen.“
„Nein! Du bist die gleiche dicke, heimtückische, kriminelle Lügnerin und Betrügerin geblieben. Tschüss! Ich sage den anderen Firmen Bescheid, was du für Betrügereien planst.“
Er ging zu Tor und sie rannte hinterher, packte ihn am Arm. „Peer, warte. Dann mach du es so, damit ich das genehmigt kriege.“
Er schüttelte sie grob ab, zog sein Notizbuch aus der Jackentasche und zeichnete innerhalb einer Minute Praxis, Büro, kleine Küche, Wartezimmer, Toilette.
„Simpel! Ich brauche ein Büro für mich.“
„Kommt dann hierhin. Brauch Madame Angeberin auch ein eigenes Klo, ein Umkleideraum?“
„Nein! Kannst du das so einreichen?“
„Die Zeichnung kostet dich 300 Euro extra. Ich schicke sie dir zu und du reichst das alles ein. Das Angebot sende ich dir zu. Bei einem ja, bekomme ich das unterschrieben zurück. Zahlst du nicht pünktlich jede unserer Rechnungen, gibt es eine Anzeige und wir hören auf. Teilrechnungen folgen alle drei bis vier Wochen. Beginn in anderthalb Woche; fertig Ende September. Zuerst Wände rein, Decke drauf. Es folgen Fenster und Türen. Zuletzt die Feinarbeiten. Das heißt, der Hof ist stets frei von deiner Schrottkarre und anderem Kram von dir. Da kommen Maschinen, Baustoffe hin. Auch begriffen, dicke Angeberin? Die anderen Firmen erledigen folgend die Restarbeiten. Wir sprechen das stets untereinander ab, damit es keine Verzögerungen gibt. Ende der Arbeiten voraussichtlich Mitte Oktober.“
Sie stimmte zu, auch wenn sie innerlich vor Wut über seine Frechheiten kochte. Als sie ihn einlud, abends ein Glas Wein mit ihr zu trinken, lehnte er brüsk ab.
Vier Tage wohnte sie letztmalig in der Hamburger Wohnung, da der Umzug komplett erfolgte. Am zweiten Tag kam Markus mittags. Er hatte nicht viel Zeit, da sie morgen wieder auslaufen würden. Sie erzählte ihm von dem Umzug, ihrer neuen Praxis, die langsam entstand und wie schleppend das alles anlief. Die Handwerker arbeiteten so, wie es ihr Vater sagte. Was sie wollte interessiert niemanden. Die Kinder hingegen fühlten sich auf Sylt riesig wohl. Nur wie bereits in der Vergangenheit vermissten sie den Papa.
Nun erfolgte der Wohnungstausch. Er half ihr rasch, Regale und Schränke auseinanderzuschrauben, bei dem sie ständig weiter nörgelte.
„Hör endlich auf, zu meckern und permanent alles besser wissen zu wollen, sonst gehe ich. Kannst du faule Ziege dich nie wie normale Frauen benehmen, sondern nur wie billige Prostituierte? Muss ja nun nicht jeder gleich hören, dass du kein Benehmen, Anstand hast. Los beeile dich und penn nicht ein, faule Tussi.“
„Das macht eben der Umzug, die Bauerei, all der ganze Stress, den ich ständig habe und alles, was sonst damit zusammenhängt.“
Er lachte schallend. „Den Mist glauben dir nur noch ein paar Blauäugige. Jetzt halt die Klappe, da du nur mit deiner Angabe, deinen Lügen nervst.“
Sie ging abends einfach mit, da er Essen gehen wollte. Sie gingen zu ihrem Lieblingsgriechen. Sie redeten nur wenig. Gegen 22.00 Uhr ging Markus grußlos. Sie folgte wenig später. An der Tür wurde sie aufgehalten, da sie gefälligst erst einmal bezahlen sollte. Sofort drehten sich alle Köpfe nach ihnen um, da der Besitzer das laut äußerte.
Rasch bezahlte sie und eilte hinaus. Tränen traten ihr in die Augen. Das war alles so peinlich. Der Kerl konnte gleich was erleben, sie so zu brüskieren.
Nur seine Zimmertür war verschlossen und er öffnete nicht, als sie wütend dagegen hämmerte. Als sie hörte, wie er sagte, ich möchte Anzeige gegen eine Eileen Matthes, eine angebliche Frau Doktor stellen, ging sie rasch in ihr Zimmer und schloss die Tür. Der war irre! Was sollte das heißen?
Sie frühstückten gemeinsam, da sie alles vorbereitet hatte. Sie musste herausfinden, was das gestern Abend bedeutete und sie benötigte das Geld.
Eileen fragte ihn, ob er ihr 200.000 Euro überweisen könnte. Er sah sie an, schüttelte den Kopf, sagte nur, nein und aß weiter.
„Markus, bitte! Ich habe so viele Ausgaben und bin pleite.“
Er antwortete nur Nein. Sie sagte nichts, da sie ja wusste, er würde wie immer doch nachgeben und sie bekam das Geld. Für was brauchte er sonst das Geld? Das lag eh nur bei der Bank rum.
Er verabschiedete sich nun gleich, da sie ihm nicht den Tag versauen sollte. Beim Abschied umarmte sie ihn. Am liebsten hätte sie gesagt, lass mich nicht mehr los. Ich brauche dich doch. Es war so ein schönes, vertrautes Gefühl, dazu noch sein männlicher Duft, der ihr wohlbekannt war.
Es war für Eileen jedes Mal noch ein komisches Gefühl, wenn sie mit ihm zusammen war. So ganz überwunden hatte sie die Scheidung bis heute nicht, dachte sie. Vor allem wenn er so aufmerksam, lieb war. Das war es gewesen, weswegen sie sich in ihn verliebte. Seine Aufmerksamkeit, seine Anteilnahme an ihrem Leben, wie er jedes Detail an ihr wahrnahm.
Lange träumen konnte sie nicht, da die Herren der Umzugsfirma erschienen und alles einluden.
Als sie weg waren, putzte sie oberflächlich kurz herum. Das konnte Henriette schließlich allein erledigen, da sie nicht deren Putzfrau war.
Mittags sah sie Markus Schiff vorbeifahren. Ihn sah sie allerdings nicht. Abermals rollten die Tränen.
Am frühen Nachmittag fuhr auch sie zu ihrem neuen Zuhause. Der Abschied tat weh, sehr weh. Das war nicht nur das endgültige Ende ihrer Ehe, auch das endgültige Ende einer doch sehr schönen Zeit in Hamburg.
Nein!!! Sie musste nach vorn sehen, nicht mehr zurück. Sylt würde ihr all das bringen, was sie sich ersehnte und auch verdiente.
Anerkennung als Frau Doktor Doktor Eileen Matthes. Sie war schließlich eine Koryphäe mit eigner Praxis nur für Privatpatienten.
Sie war eine wunderschöne Frau, die dort den richtigen Mann mit viel Geld, großem Ansehen finden würde. Der würde sie endlich auf Händen tragen und nicht wie Markus nur schuften lassen.
Endlich würde sie Personal einstellen können, die sich auch um die Lütten kümmerten.
Als Millionärin, die sie in wenigen Monaten sein würde, mit einem extravaganten Grundbesitz bekam sie überall in der Society Zugang. Man würde ihr hofieren, sie zu allen wichtigen Galas einladen.
Ja, das Leben würde herrlich werden. Dabei würde sie auch den jetzigen Stress vergessen. Es gab noch so viel zu tun, aber sie tat es für eine traumhafte Zukunft.
Abends gab sie ihren Lütten die zwei Geschenke vom Papa. Sie würde ihres erst später, wenn sie allein war, öffnen. Sölve bekam Ohrringe und sie war völlig aus dem Häuschen deswegen. Eileen musste ihr die sofort reinstecken. Sören erhielt eine Armbanduhr und auch er jubelte, da er damit auch den Pulsschlag ablesen konnte. So was brauchte man schließlich, wusste er. Papa wusste das dito, sonst hätte er die ja nicht gekauft, wurde sie von Sören aufgeklärt.
Sie maßregelte beide sofort im scharfen Tonfall. Die rannten jedoch laut rufend hinunter, zeigten die Schmuckstücke den Großeltern, die sofort Markus lobten.
Sie riefen den Papa an, bedankten sich, fragten, wann er denn zu ihnen komme.
Bevor sie ins Bett ging, packte sie ihr Geschenk aus. Sie öffnete die weinrote Samtschachtel und fand darin einen Zettel und eine 1 Cent-Münze. Auf dem Zettel stand: Das ist mein letztes Geschenk an dich faule, feiste Betrügerin. Du faule Tussi tust nichts. Von wegen, ich muss 14 Stunden täglich arbeiten. Du hängst nur irgendwo rum, kümmerst dich wenig um unsere Kinder. Eileen, ich habe mich erkundigt. In über 30 Krankenhäuser bist du nach wenigen Tagen rausgeflogen, weil die klautest, Patienten befriedigtest, die abzocken wolltest und nur faul Reden geschwungen hast. Willst du das alles sehen? Du hast in deinem ganzen Leben noch nie gearbeitet, nur von dem Geld, welches du von deinen Freiern ergaunert hast, gelebt. Stress - den kennst du gewiss nicht. Ende!!!
War der irre? Nein, der war sauer, dass sie ihn nicht befriedigte, wusste sie. Sie verdrängte das, schaute sich im Spiegel an. Sie zog ihren Bikini an, machte von sich ein Foto im Spiegel und sendete ihm das. Er schrieb zurück, sie solle 20 Kilo abnehmen, da sie mit einem Bikini nur unappetitlich aussehe. Aber das interessiere ihn generell nicht mehr, wie sie Herumwatschelte. Das Foto sei nur peinlich, so wie sie es stets war. Sie lachte und weinte gleichzeitig. Im Anschluss schluckte sie ein paar extra Pillen, die gegen Falten, Altern und für ihre Schönheit sorgten.
Als am nächsten Vormittag jedoch kein Geld von ihm auf ihrem Konto eingegangen war, tobte sie. Begriff der nicht, dass sie das dringend brauchte im Gegensatz zu ihm? Sie schickte ihm eine Mitteilung, dass er vergaß, ihr das Geld zu überweisen. Keine Antwort - kein Geld.
Drei Tage später erhielt sie von dem Makler die Mitteilung, dass er Firmen beauftragte, die Wohnung ordentlich zu säubern und in Ordnung zu bringen. Dass sie einfach die Wohnung dermaßen verdreckt, dazu noch offen verließ, sei unverschämt.
Sie rechtfertigte sich, dass das sie doch nichts anginge, da das Markus Sache wäre.
Der freche Kerl lachte sie aus, ob sie vergessen habe, dass er ihr die Wohnung als Vertreterin seiner zwei Kinder, Sölve und Sören Matthes überschrieb. Sie wollte das doch so, ob sie das auch vergessen habe. Die Rechnungen schickte man ihr zu, legte er auf.
Sofort schickte sie Markus eine SMS, damit er ihr umgehend zu den 200.000 noch weitere 30.000 für die Reinigung der Wohnung überweisen sollte. Der blöde Makler forderte das von ihr.
Keine Antwort - kein Geld.
Es gab permanent Ärger mit den Eltern. Die alten Leute versuchten ständig, sich in ihr Leben einzumischen. Sie forderten, sie solle sich endlich Arbeit suchen. Übersetzungen könne sie auch machen, wenn sie die Praxis betreibe. So könnte sie schneller ihre Schulden überall bezahlen, nörgelte ihre Mutter. Sie legte ihr Internetadressen vor, die Übersetzer für Japanisch, englisch und spanisch suchten. Die Alte war nur eine kleine Rechtsanwältin und spielte sich auf, weil die ein bisschen Geld erbte.
Ihr Vater legte ihr sogar Stellenangebote als Reinigungskraft und Aushilfskraft als Verkäuferin vor.
Morgens, noch vor 7.00 Uhr wurde sie von ihrer Mutter geweckt, da sie die Kinder für die Schule fertigmachen sollte. Als sie ihr sagte, das könne sie ja machen, weigerte die Alte sich, betitelte sie dreist als faul und schlechte Mutter.
Permanent hieß es, mache dies, erledige jenes oder kümmere dich darum. Kam ihr Vater abends heim, gingen die Belehrungen, Vorwürfe und Besserwisserei weiter.
Die sollten sich benehmen, ihr helfen, da sie in ihrem Haus lebten. Der ganze Ärger und Stress nur, weil die Henrikes Haus teilweise umbauten. Völlig unnötig, da die doch bald starben. Das kostete nur unnötig viel Geld, was von ihrem Erbe wegging, dabei benötigte sie dringend Geld.
Die Rechnungen stapelten sich bereits.
Markus Wohnung reinigen und die Malerarbeiten kostete allein 8.200 Euro, dazu kam die Kosten für das neue Ceranfeld. Als wenn das so kaputt war, dass man das nicht noch hätte benutzen können. Da hatte sie nur einmal in einem Wutanfall einen Topf darauf geworfen. So auch die Schäden an den Wänden. Einen Teller dagegen werfen, machte nun nicht alles kaputt. Ihr Auto kontrollieren, waschen ebenfalls über einen Tausender. Die Bank forderte die 24.000 Euro, da ihr Konto überzogen war. Wenigstens war noch die Rechnungen von dem Juwelier abgebucht worden. Der Ring für die 41.800 Euro war zu schön, betrachtete sie den.
Markus überwies immer noch kein Geld. Dieser Kerl probte den Aufstand. Nicht mit ihr! Sie würde das seinem Chef stecken.
Da die dort nur Englisch sprachen, tippte sie eine E-Mail. Darin teilte sie ihm mit, dass Markus seine Kinder verhungern lassen würde, dass er sie dito hungern ließ, nie Unterhalt für sie und die Kinder zahle; ihr sogar das ganze Geld entwendete. Sie bat darum, sein Gehalt ab sofort auf ihr Konto zu überweisen. Die Bankverbindung gab sie gleich mit an, damit am ersten alles glatt lief.
Eine Antwort erhielt sie nie; Geld dito nicht.
Als ihre Mutter sie um 10.00 Uhr weckte, erneut meckerte, weil sie faul wäre, platzte ihr der Kragen.
„Geh kochen, damit wir nachher, was zu essen haben, das kannst du wenigstens. Vergiss nicht den Nachtisch.“
Ihre Mutter ging und wenig später hörte sie deren SUV wegfahren. Vergaß die Alte wieder was. Die wurde auch langsam senil. Man sollte die entmündigen. Das musste sie die Tage mal genauer erkunden.
Mittags kamen die Kinder und es war nichts gekocht. Es gab für jeden ein Brot, weil die Oma schon so alt war, bald krepieren würde. „Sagt das aber nicht Oma, sonst ist sie wieder traurig. Sie hört das nicht so gern.“
Danach gingen sie spielen und sie bestellte sich Steak, Salat, Pommes und Nachtisch.
Nachmittags erschienen ihre Mutter und ihr Vater fast gleichzeitig im Haus.
Sie empfing ihren Vater gleich, berichtete, dass ihre Mutter den ganzen Tag sich rumgetrieben hätte, nicht mal kochte.
Er ging in die Küche, guckte nach, bevor er die Kinder fragte, was es zu Mittag gab.
„Ein Brot mit Butter. Oma war zu alt zum Kochen und würde deswegen nun auch bald krepieren“, antwortete Sören.
„Opa, was heißt krepieren?“, fragte Sölve.
„Sterben. Nur das ist falsch. Eure Mutter muss für euch kochen und nicht Oma. Zieht euch bitte an, da wir mit euch Essen fahren.“
Er wartete, bis die Lütten wegrannten, dann ging das Donnerwetter los.
„Du faule Lügnerin wagst es, so über deine Mutter zu reden? Es sind deine Kinder und die wirst du ordentlich versorgen, sonst werfen wir dich aus dem Haus, behalte alles zur Versteigerung, damit deine Schulden damit beglichen werden können. Wenn du in dem Haus von Sören und Sölve Matthes wohnen willst, wirst du sie auch ordentlich, liebevoll versorgen. Du bestellst dir etwas zu essen, schlummerst vom Feinsten und den Kindern gibst du ein Brot. Schämst du dich nicht?“, brüllte er sie an.
„Papa, ich dachte nur, weil Mama hier in meinem Haus noch wohnt, kann sie mir mal zur Hand gehen und helfen. Sie macht ja sonst nie was.“
„Falsch, da sie einem Beruf nachgeht und heute arbeiten war. Für dich ein Fremdwort. Zu deiner Information, dass Haus gehört dir nicht, wird dir nie gehören. Wenn wir gleich wiederkommen, ist unser Wohnzimmer picobello aufgeräumt, sonst fliegst du noch heute Abend raus. Noch einmal lässt du unsere Enkel hungern, kümmerst dich nicht nachmittags um sie und du kannst dir eine Wohnung suchen, regelmäßig Unterhalt für sie zahlen, neben unsere Schulden abbezahlen. Wenn wir krepieren, erhältst du nur den Pflichtteil, der mit den Schulden verrechnet wird. Keiner will dich heute noch sehen!“
Die Kinder kamen und sie fuhren weg, ohne sie. Heulend räumte sie auf und ging dann hoch. Die Kinder würden was zu hören bekommen. Sie musste da endlich strenger durchgreifen.
Am nächsten Morgen stand sie zeitig auf, deckte den Frühstückstisch, kochte Kaffee.
Als die Kinder weg waren, entschuldigte sie sich bei den Eltern. Sie musste sich gut mit ihnen stellen, da sie, deren Geld für die Praxis benötigte.
„Benimm ich gefälligst und suche dir endlich Arbeit.“
„Du weißt, wie viel ich immer noch hier zu tun habe, da Mama mir nie hilft. Ich muss noch so viel erledigen, damit meine Praxis fertig wird. Mama könnte ruhig auch mal etwas tun, nicht nur den ganzen Tag rumgammeln.“
„Du unverschämtes faules Weib wagst es, so über deine arbeitende Mutter zu reden? Eileen, das hat ein Nachspiel. Endlich zeigst du hier jeden, was für eine kriminelle, verlogene Person du bist. Jetzt raus, sonst setzen wir dich auf die Straße, da das Haus nicht dir gehört, Angeberin.“
Sie hastete nach oben und weinte. Die waren so gemein.
In den nächsten Wochen gab es viel zu tun, da ihre Eltern peu á peu umzogen. Sie half beim Verpacken und beim Auspacken, damit sie genau sah, was sie alles mitnahm, sie nicht noch beklauten.
Sobald ein Zimmer leer war, fing sie mit kleinen Malerarbeiten an.
Als ihr Vater ihr sagte, dass die gesamten Räume gestrichen werden müssten, sagte sie patzig, dann müsse er eine Malerfirma beauftragen. Der lachte sie nur aus und betitelte sie als faul.
Zuerst wurden die Kinderzimmer und ihr Schlafzimmer fertig. Nun kamen dort die alten Möbel der Kinder hinein. Die Kisten mit ihrem Spielzeug packten sie allein aus und räumten es alles ein.
Das Gästezimmer kam als Nächstes an die Reihe; das zweite Zimmer ließ sie leer, bis auf das Bett, da das zunächst nur als Abstellkammer diente. Der ehemalige Stall musste leer bleiben, damit die Umbauarbeiten zügig vorangingen.
Gerade diese verliefen mehr als schleppend, fand sie. Das äußerte sie auch gegenüber den jeweiligen Chefs so, forderte mehr Personal. Die lachten sie nur aus: Ob sie real denke, sie wäre etwas Besonderes, dass ihretwegen andere Baustellen stillliegen müssten? Sie solle froh sein, dass man diese Arbeiten noch kurzfristig eingeschoben habe. Ferner solle sie in den Auftragsbestätigungen nachlesen, dass man sehr gut in der Zeit liege. Sie solle weniger die Mitarbeiter stören; ihr dummes Meckern und ihre Unverschämtheiten einstellen; den Monteuren nicht dauernd unqualifizierte Vorschriften machen und alles ginge zügiger. Im Gegensatz zu ihr wüsste diese Fachleute nämlich, welche Arbeiten sie ausführen sollen.
„Kümmere dich um deinen Kram oder gehe shoppen, so wie du es immer machtest. Kannst du wenigstens wieder prahlen, wie reich Papi oder der Ex-Ehemann sind? Findest du alte, dicke Gans keinen Lover mehr, dass du ständig nackt vor den Mitarbeitern rumlaufen musst? Das sieht nur peinlich aus, wenn man keine Figur besitzt“, kanzelte Peer sie ab.
Erik war nicht anders. Er wollte sein Geld, sonst sei Schluss. Sie sei an fette, aufgeplusterte bankrotte Schreckschraube, konnte außer angeben nix. Liefe sie noch einmal nackt auf der Baustelle herum, zeige er sie an. Keine der Facharbeiter wolle eine ältere, fette, feiste Nutte sehen.
David sagte nur, entweder sie benehme sich oder es wäre Schluss. Von einer dusseligen Hure lasse sich niemand weiter beleidigen. Anzeige würde folgen. Er wolle endlich sein Geld, sonst konnte sie das überall nachlesen, was sie für eine Betrügerin wäre. Nicht mit ihm!
Klaus erschien auf der Baustelle und putzte sie vor all den Arbeitern runter, weil sie bekloppte Betrügerin denke, sie könne mit Sex bezahlen. Sie sei zu alt, zu fett und zu blöd selbst dazu. Er fragte, ob sie sich keine Hose und keinen Pullover leisten könnte?
Die Arbeiter klatschten Beifall und sie rannte heulend weg.
Alle sagten ihr wiederholt, sie hätten noch bis zum 15. Oktober Zeit, die Arbeiten zu beenden. Sie mahnten außerdem die umgehenden Bezahlungen der Teilrechnungen an.
Alle waren verrückt. Sie eröffnete schließlich zum 1. Oktober ihre Praxis und bis dahin mussten die faulen Kerle fertig sein. Geld gab es, bevor alles fertig war, sowieso keins. Sie nahm man nicht aus.
Für zwei Tage fuhr sie nach Flensburg, kaufte die noch fehlenden Dinge ein, dazu Lebensmittel. Sie bestellte einige fehlende Kleinmöbel, die man liefern sollte. Das Haus musste endlich extravagant eingerichtet sein.
Bewaffnet mit kleinen Geschenken für die zwei Jugendlichen und einem großen Kuchenpaket besuchte sie nachmittags ihre ehemalige Schwägerin Mareike. Sie wohnte mit der Familie in der riesigen Villa ihrer Eltern, die derzeit, wie alle zwei Jahre, mit einem Kreuzfahrtschiff unterwegs waren.
Als sie abends gehen wollte, bot Mareike ihr das Gästezimmer an und sie nahm dankend an. Im Stillen dachte sie, war ja wohl selbstverständlich.
Als alle schliefen, versuchte sie in die Wohnung ihrer Schwiegereltern zu kommen. Vergebens. Weder mit der Bankkarte noch mit Haarnadeln, wie man das immer im Fernsehen sah, gelang es.
Wenn im Oktober alles fertig war, würden sie sie besuchen kommen, versprachen beim Frühstück Mareike und Thomas, ihr Mann. Ihre Nichte und der Neffe würden sich bestimmt freuen.
Dass, obwohl sie die doch gar nicht eingeladen hatte. Auch ohne Besuch war sie voll ausgelastet, da dann ihre Praxis bereits eröffnet war.
Thomas verabschiedete sich.
Sie fragte Mareike, ob sie ihr 300.000 Euro leihen könnte. Die sagte Nein, da sie noch immer auf die Rückzahlung des damaligen Darlehns wartete.
„Aber das gab ich Markus alles.“
„Lügnerin! Meinen Bruder hast du genauso beschissen wie mich und meine Eltern.“
„Ihr habe doch genug Geld.“
„Wir alle arbeiten auch viel dafür, im Gegensatz zu dir. Wir wissen mittlerweile eine Menge über dich. Du hast uns nur belogen und Markus ausgenommen. Glaubst du real, er merkte das nicht? Du irrst! Er
wusste immer, dass du eine Kriminelle bist, du ihm die zwei Kinder unterjubelte, damit du an sein Geld kommst. Du wusstest immer, Markus will weder heiraten noch eine Familie. Ihr kanntet euch kaum, aber das alles war dir egal, da du geldgeil, verlogen und kriminell bist. Du wolltest seine Wohnung, sein Geld, angeben. Komm nicht mehr her, da ich dir Verbot erteile, unser Grundstück zu betreten. Bekommst du morgen schriftlich. Deine zwei Tafel Schokolade für meine Kinder kannst du wieder mitnehmen. Sie wollen deine billigen Geschenke nämlich nicht, fanden dich nur peinlich.“
Eileen lachte, nahm die Schokolade. „Als wenn das dir gehört.“
„Es gehört mir seit Jahren. Nun gehe.“
Sie nahm die Reisetasche und stolzierte hinaus. Im Auto ließ sie die Tränen rollen. Die waren alle so gemein zu ihr, belogen sie permanent. Sie war noch so nett, besuchte sie, brachte großzügige Geschenke mit. Das würdigten die noch nicht einmal.
Die Bauarbeiten schritten zügig voran, aber sie nervten allmählich. Ständig Dreck, Lärm. Draußen parkten permanent Autos. Das ganze Gerümpel von den Buden stand dort herum. Die Steine auf dem Hof sahen bereits völlig verdreckt aus. Sie war dauernd beschäftigt, die Arbeiten der Leute zu kontrollieren, damit die alles richtig machten. Das führte nicht nur zu Ärger mit den Firmen, auch zu heftigen Auseinandersetzungen mit ihrem Vater. Der warf ihr ständig vor, sie verzögere alles, mache die Arbeiten nur teurer und blamiere sich, mit ihren dummen Äußerungen.
Ihre Eltern waren umgezogen. Endlich konnte sie schalten und walten, wie sie wollte. Keiner weckte sie morgens. Keiner trieb sie andauernd zur Arbeit an. Keiner meckerte über sie und erteilte ihr Ratschläge. Vormittags konnte sie in Ruhe Frühstücken, lesen, sogar Fernsehen gucken. Die blöden Arbeiten erledigte sie, wann sie Lust dazu hatte. Auch die Kinder konnte sie nun zu ordentlichen Menschen erziehen. Sie lernten, dass man für alles arbeiten musste, das Essen nicht umsonst vom Himmel fiel, genauso wenig wie Klamotten oder Spielzeug.
In den nächsten Tagen kamen die unteren Räume an die Reihe, die sie teilweise streichen wollte. Sie hasste weiße Wände. Die Garage war voll mit ihren Hamburger Möbeln und Kisten. Nirgends konnte sie ohne Räumarbeiten etwas erledigen.
Endlich wohnte sie jedoch allein und keiner schrieb ihr mehr vor, wie sie etwas erledigen sollte. Sie mähte den Rasen, fing mit der Gartenarbeit an. Dabei beschäftigte sie auch ihre Lütten, damit sie weniger auf der Baustelle störten.
Nun gestaltete sie auch die Terrasse neu, ohne dass ihre Eltern dazwischenredeten. Sie warf deren Pflanzen, die Rosen vor der Veranda alle weg, wollte das Flair von Strand, Muscheln, Sommer beibehalten.
Vormittags stahl sie sich zwei, drei Stunden weg, ging schwimmen, shoppen oder in eins der Cafés. Diese Stunden gehörten nur ihr. Sie musste nicht denken, keine Entscheidungen treffen, nichts machen, was ihr missfiel. Die Auszeiten gaben ihr Kraft für die nächsten Tage.
Allmählich wurde ihr ehemaliges Elternhaus in ihr Haus verwandelt. Gerade an den Abenden widmete sie sich ausschließlich ihrer neuen Praxis. Auch da galt es, Preise vergleichen und hundert Dinge bestellen.
Die Annoncen mussten wegen der Praxiseröffnung am 1. Oktober geschaltet werden und eine Internetseite musste sie erstellen. Da konnten Patienten gleich Termine buchen.
Eine Hilfe musste sie auch noch einstellen, dazu noch eine Putzfrau. Daher schaltete sie die Stellenangebote jetzt schon. Nun noch das Schild für den Zaun. Groß sollte es sein und alles in goldenen Buchstaben geschrieben werden. Sie bestellte einen neuen Computer für das Büro, einen Schreibtisch für sich und einen Stuhl. Billige Möbel für das Wartezimmer und die Angestellte. So ging es tagelang weiter.
Tagsüber fuhr sie mit den Kindern zuweilen für ein/zwei Stunden zum Strand. Dort empfand sie das Licht als besonders intensiv; den Wind als frischer; die Weite der Nordsee, der Dünenlandschaft als unendlich; selbst die zeitweise raue Luft, als belebend. In solchen Augenblicken war sie rundum glücklich, da die Natur ein Freiheitsgefühl in ihr auslöste. Das waren die Minuten, Stunden in denen sie Markus, die gescheiterte Ehe, Hamburg und ihre permanenten Geldsorgen vergaß. Ihre Träume waren hier fast greifbar nah, so lebendig, dass sie vor Glück hätte laut jubeln wollte. Nur noch wenige Wochen musste sie sich gedulden.
Einen Tag kauften sie in Husum alles für die Schule, zusätzlich zu neuer Bekleidung für sich ein.
Die Lütten waren gerade in den Tagen vor Schulbeginn schrecklich aufgeregt, störten dauernd, weil sie etwas wollten, fragten, noch benötigten.
Es gab permanent Stress mit ihnen, da sie frech, aufsässig und störend waren. Sie verhängte Stubenarrest, schrie sie an, schlug zuweilen zu. Das machte sie nur noch bockiger.
Die Schule begann. Eileen war froh, da sie endlich mehr Ruhe bei der Arbeit hatte. Sie wollte fertig werden, wieder normal wohnen und nicht ständig etwas suchen müssen. Sie wechselte sich mit Linda, Lutz Frau ab, die Kinder in die Schule zu fahren und mittags abzuholen. Eileen vermied es, mit den anderen Elternteilen Kontakt aufzunehmen, da die alle doch weit unter ihrem Niveau standen, wie sie an der Kleidung und den Autos erkannte. Manche kamen sogar zu Fuß oder fuhren mit dem Fahrrad.
Sie nutzte die freien Vormittage zum Schwimmen, Relaxen, Shoppen, gut essen gehen oder auch zum Flirten.
Beim eher spärlichen Mittagessen gab es immer seitens der Kinder viel zu erzählen.
Ihnen hörte sie nur wenig zu, da sie weder die anderen Kinder, noch was die machten interessierte. Kinder von besser situierten, gebildeten Leuten waren da wohl keine darunter.
Sie quälten derzeit ganz andere Sorgen. Immer noch meldeten sich keine Frauen auf ihre Annoncen. Ergo musste sie die Anzeigen zum dritten Mal aufgeben. Das kostete wieder Geld, welches sie nicht hatte.
Patienten buchten bisher dito keine Termine. Auch da machte sie erneut nochmals Werbung, verwies auf ihre neue, moderne, exquisite Homepage.
Was aber am meisten drückte, waren die permanenten Mahnungen, die ins Haus flatterten. Nur sie konnte die Rechnungen nicht begleichen, weil Markus so stur war, ihr nichts überwies. Sie probierte bereits mehrfach in sein Konto reinzukommen, aber vergebens. Der schien alle Passwörter geändert zu haben. Wie schaffte der das denn? Zusätzlich stellte sie fest, dass es das ehemals gemeinsame Konto nicht mehr gab. Er löschte das einfach, obwohl darauf immer sein Gehalt überwiesen wurde. Sie probierte alles, um an sein Geld zu kommen, welches schließlich auch ihres war. Vergebens! Sie war seine Frau und hatte ein Recht auf sein Gehalt, sein Erbe, tobte sie.
Auch all das veranlasste Markus nie, ihr zu antworten, was sie nur noch wütender machte. Ihren Frust, den Ärger bekamen Sölve und Sören zu spüren.
Am ersten Freitag im September wurde endlich die neue Küche eingebaut. Die alte Küche kam teilweise in ihre Praxis, dazu etwas Geschirr, der alte Kaffeeautomat. Sie wollte schließlich nicht mit so alten Gerümpel wohnen. Was sollten denn die Leute denken?
Ihre Lütten schliefen heute bei Jan und Livia und so hatte sie Ruhe alles zu reinigen und anschließend die ganzen Küchenutensilien, das Geschirr und auch Lebensmittel ordentlich wegzuräumen.
Sie schaffte allerdings nur eine kurze Reinigung, da sie danach erst mal etwas essen musste. Völlig erschöpft fiel sie auf die Couch.
. Sie bestellte in einem Restaurant ein Menü für zwei, öffnete dazu eine Flasche Champagner. Das hatte sie sich heute verdient.
Morgens stand sie erst nach 10.00 Uhr auf. Nur im durchsichtigen Negligé schlenderte sie in ihre neue Küche, wo sie feststellte, dass es keinen Strom gab. Sie probierte überall die Schalter – nichts! Wütend stürmte sie aus dem Haus, rein in den ehemaligen Stall.
„Warum habe ich keinen Strom?“, keifte sie laut.
„Moin, heißt es. Lesen Sie nie die Post? Es wurde Ihnen vor neun Tagen mitgeteilt, dass heute Vormittag der Strom abgestellt wird. Sie sollten sich nicht nackt zur Schau stellen. Alle Männer hier haben Frauen, die jünger sind, zudem sehen die Damen wesentlich besser aus. Also Prostituierte nicht erwünscht. Es ist nur peinlich und billig, wie Sie herumtrampeln. Tschüss. Ab circa 12.00 Uhr gibt es wieder Strom, wenn Sie uns nicht weiter aufhalten.“
Schweißperlen traten Eileen auf die Stirn, als sie diese Gemeinheiten hörte, und sie ballte vor Wut die Hände zu Fäusten. „Sie unverschämter Prolet, schalten den sofort an. Sofort!“, kreischte sie mit überschlagender Stimme.
„Nein! Frau Matthes, sollen wir einen Stromschlag bekommen, weil Sie spinnen?“, antwortete der Mann mit kalter Förmlichkeit.
„Sie schalten den an! Sofort!“
Er lächelte, aber seine blauen Augen blickten sie voller Verachtung an. „Machen wir und fahren nach Hause. Tschüss!“
„Sie bleiben! Ein kleiner Arbeiter, der sich aufspielen will. Man wirft Sie raus, dafür sorge ich, Sie unverschämter Kerl. Arbeiten Sie endlich mal und schalten den Strom an.“
Er antwortete nicht, sagte den drei Kollegen Bescheid und sie gingen. Eileen sah ihnen perplex nach, dass die das wagten. Infam!
Sie stolzierte hüftschwingend ins Haus. Endlich konnte sie Kaffee brühen, dachte sie zornig dabei. Sie eilte hoch, zog sich an und verschwand ins Bad.
Dreißig Minuten später rief sie David an. Der teilte ihr nur kurz angebunden mit, dass mit sofortiger Wirkung bei ihr von seiner Seite nicht mehr gearbeitet würde. Sie bekäme es nachher schriftlich. Dass sie von seinen Monteuren forderte, bei voller Stromleistung zu arbeiten, habe er bereits angezeigt; genauso wie sie Handwerker bestellte, Waren einkaufte, bauen ließ, obwohl sie wusste, dass sie nichts davon bezahlen konnte. Sie war nur eine arbeitslose, faule Ärztin, die angeben konnte. Das alles nannte man vorsätzlichen Betrug.
Er legte auf und sie setzte sich. Das war eine Frechheit. Na warte, dass würde für den teuer, da das niemand mit ihr abzog. Der konnte seine Bude schließen.
Gleich suchte sie eine andere Elektrofirma, damit es bei ihr endlich mal voranging.
Ein Debakel! Dort hörte sie lediglich, keine Zeit und nein, übernehmen wir nicht. Selbst Firmen vom Festland lehnten es ab, die Arbeit von Davids Firma fortzusetzen. Eine Firmeninhaberin sagte ihr: „Wenn er das Handtuch wirft, dann wird das niemand weiterführen. Fragen Sie am besten in Hamburg nach.“
Wütend, aber auch fassungslos telefonierte sie weiter. Vergebens! Und nun?
Im Briefkasten fand sie den Brief von ihm und eine Mahnung. Der wagte es sogar, Geld zu fordern? Eine Unverschämtheit! Sie warf beides weg.
Sie heulte und tobte abwechselnd. Sie hatte hier mehr Stress als all die Jahre zuvor. Schuld war an allem nur Markus. Der gemeine Kerl gab ihr nicht ihr Geld, welches ihr schließlich zustand.
Als mittags die Lütten angerannt kamen, fiel ihr ein, dass nichts gekocht war. Die meckerten, weil sie Hunger hatten. Sie erklärte ihnen, wie viel sie immer arbeiten musste, nie Ruhe fand, da sie den ganzen Tag alles auch für sie machte, dazu Geld verdienen müsse, da ihr Papa nie zahlte.
Als Sören sagte, sie würde lügen, schrie sie ihn an und schickte beide in ihre Zimmer.
Rasch kochte sie Grieß und ihre Kinder strahlten.
Die negativen Vorkommnisse waren an dem Tag noch nicht erledigt.
Sören brachte wie jeden Tag die Post herein. Wenn er aus der Schule kam. Nach dem Mittagessen öffnete sie diese. Nur Rechnungen, Mahnungen. Die anderen Baufirmen mahnten die Beträge der Teilrechnungen zum 2. Mal an. Kam das komplette Geld nicht bis Donnerstagabend, wurden alle Arbeiten mit sofortiger Wirkung eingestellt und man würde sie wegen vorsätzlichen Betrug anzeigen. Dabei lag jeweils eine weitere Rechnung.
Alle wollten Geld von ihr: Grundsteuer, Telekom, GEZ, Müllabfuhr, Wasserwerke, Stromversorger, Versicherungen, die fünf Handwerksfirmen. Von den ganzen Bestellungen häuften sich bereits die Mahnungen. Ihre Eltern meldeten sie dreist überall an, sich ab. Da war so gemein, da sie hoffte, dass die das weiterhin begleichen würden. Nun wollten alle von IHR Geld. Sie tobte, weinte. Wovon sollte sie das bezahlen? Das wuchs ihr allmählich alles über den Kopf.
Nun schnauzte sie die Kinder an, die spielen wollten. Sie mussten putzen und nicht nur faulenzen.
Sie musste sich noch nie Gedanken darüber machen, dass sie ihr Geld einteilen musste, kaufte daher stets, was sie wollte. Ihre Eltern, später Matthias, Ben, John, Byron, Yuriko, Jochen, Helmut, Rolf und wie sie alle hießen, bezahlten alles für sie. Sie musste schnellsten einen Ausweg, einen zahlungskräftigen Mann, finden, der ihr mit einer halben Million vorerst aushalf.
„Frau Doktor Matthes, haben Sie einen Moment Zeit?“, sprach sie morgens eine männliche Stimme an.
Sie drehte sich um, sah den Proleten.
„Nein! Ich muss Menschen unsittlich berühren und so mein Geld verdienen. Belästigen Sie mich nicht mehr“, ging sie zu ihrem Wagen, stieg ein und fuhr rasant weg.
Dieser Kerl hatte anscheinend auch ein Kind in der Schule, da sie ihn bereits mehrfach von Weitem sah.
