1,99 €
Diese Textsammlung ist dem Jahr 2020 gewidmet und allen Opfern der Pandemiemaßnahmen.
Besinnliche, poetische, abstruse und kritische Texte, die sich nicht nur mit "dem" Thema des Jahres 2020 beschäftigen.
11 Autorinnen und Autoren geben Beispiele ihres literarischen Schaffens.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Veröffentlichungsjahr: 2021
Zu diesem Buch:
Diese Textsammlung ist dem Jahr 2020 gewidmet.
Wer wollte es leugnen, dass dieses Jahr ein ganz besonderes war? Die Welt steht unter Quarantäneschock, nichts oder fast nichts läuft wie üblich, Selbstverständlichkeiten werden Ausnahmen und Gewissheiten zweifelhaft.
Wenn dieser Band dennoch nicht ausschließlich dem Pandemiethema gewidmet ist, so deshalb, weil das Leben auch so weitergegangen ist und weitergehen soll.
So war es früher in Zeiten von Revolutionen, Seuchen und Kriegen und so ist es auch jetzt. Die kleinen Dinge des Alltags übernehmen schließlich doch wieder das Regime.
In dieser Textsammlung stellen Autorinnen und Autoren kleine oder größere Bonbons ihres Schreibens und Dichtens zur Verfügung, die die Vielfältigkeit des menschlichen Geisteslebens verdeutlichen und für die Zukunft Hoffnung geben, auch wenn sich niemand seelisch von dem Druck freimachen kann, der auf allen lasten mag.
In diesem Sinne, freue ich mich als Mitglied des Freien Deutschen Autorenverbandes (FDA), dass sowohl Mitglieder als auch nicht organisierte Autoren und Autorinnen mitgewirkt haben, indem sie ihre Texte zur Verfügung gestellt haben.
Autorenrechte:
Die Rechte an allen in dieser Textsammlung aufgenommenen Beiträge verbleiben bei den Autoren, die auch verantwortlich für den Inhalt ihrer Texte sind.
Bild: bearbeitetes Bild von Gerd Altmann/ Pixabay
Detlef Gaida
Helga Schumann
Inge Beer
Levi Krongold
Magdalena Rogaczewska
Marita Poser
Matthias Rische
Oliver Guntner
Robin Li
Rose – Mary Hein
Susanne Seupel
2020
zwanzigzwanzig
Vorwitz
Manchmal würde ich gerne
mit dem Finger ein kleines Loch
durch die Gegenwart bohren,
um einen heimlichen Blick
auf die Zukunft
zu werfen.
(Ribor Raskovnik, Romanheld)
Über die Autorin
Magdalena Rogaczewska, geb. 1994, ist Tochter zweier polnischer Opernsänger. Sie verbrachte ihre Kindheit in der Metropole Berlin, wo sie sehr früh Geigen-, Gesang- und Klavierunterricht erhielt. Mit 10 Jahren zog sie nach Polen auf ein Dorf mit 300 Bewohnern und erlebte ihren ersten Kulturschock, der sie bis heute nachdenklich stimmt. In ihren Texten versucht sie die Gesellschaft, die geltenden Erziehungskonzepte, das Schulsystem, die westlichen Werte und den modernen Lebensstil kritisch aufzuarbeiten und zu hinterfragen.
Seit 2011 lebt sie wieder in Berlin und arbeitet hier als freischaffende Musikerin und Instrumentallehrerin. Ihre Texte entstehen in der Freizeit, die sie gerne dafür nutzt die todernste Welt, die sie umgibt, zu belächeln.
Durch Zwang ist die Welt
zu einem IRRGANG gelangt,
dass wenn wir Menschen brav
in einem Rang geordnet
unseren Lebensgang
mit aufgezwungenen Motiven
meistern, sich magisch unser Tatendrang
wird einstellen,
der uns dazu wird verleiten,
unsere Welt schön zu gestalten…
was aber ein Trugschluss ist.
Denn Zwang erwürgt den inneren Drang,
und (meistens völlig unbewusst)
zwingt Zwang uns seine Meinung auf
und meint es meistens gar nicht böse,
sondern will uns Gutes tun.
Im Überschwang uns aufzulegen,
das was für uns alle gut,
bemerkt er nicht wie wir ersticken
und naja…
das ist nicht gut!
„Wie?! Was wagst du zu behaupten?!
Willst du meine Hilfe nicht?
Ich will allen doch nur helfen!
UN-Dankbarkeit? DAS dulde ich nicht!
Wie kannst du mich nur kritisieren,
wenn doch alles läuft nach Plan?
Wenn du folgst, dann wirst du sehen:
Was mir guttut, tut dir gut!
Wirst du weiter diskutieren?
Soll ich dir mit Strafe drohen?
Oder gar Belohnung geben,
wenn du dich brav fügen tust?!“
Nein, nicht Zweck ist aufzuzeigen,
wie der Zwang macht alles doof…
Ich will einfach wieder atmen,
denn grad bekomm ich keine Luft.
Würd‘ gern auch von innen handeln,
als dagegen zwanghaft glauben,
dass der Zwang mich schützen muss.
Wie gesagt, ich mag betonen,
dass der Zwang es meint recht gut,
NUR wenn einzig alles Außen
und sich in mir selbst nichts tut,
dann wird das - was in mir dringlich
zwanghaft sitzt und raus will -
gegen auferlegten Zwang auch wehren.
Denn was zwingend zu verstehen,
dass durch Zwanghaftigkeit
nichts Eigenes kann entstehen.
Wenn wir jetzt in einer Reihe,
alle gleichen Pfaden folgen,
sind wir bald am Kollabieren,
denn woran kann man sich laben,
wenn Kollegen einen
und denselben Pfad
zu einer Fahrbahn trampeln?
Nur so nebenbei gedacht:
Ist es nicht gerade Mode
nachhaltig und lokal zu leben?
Nicht, dass ich den Moden folge,
aber diesen Weg würde ich
von mir aus gehen.
Oder ist es,
dass wir manche Zwänge
Moden oder Trends benennen
und wir fänden es auch peinlich
Zwänge bei deren eigenen
Namen offen zu benennen?
Jetzt wo ich darüber denke,
kann ich ungezwungen sagen,
dass ich mich gezwungen sehe
manche Zwänge zu erleiden,
bevor die Zwänge mich erlegen.
Ja, der Klügere gibt nach,
also werde ich mich beugen,
denn Vernunft spricht aus Erfahrung
Besser strahl ich Freude aus,
als das die Freude wirklich ist,
diese Welt hat mich gelehrt:
sehen will man,
fühlen - nicht!
Also liege ich nun da,
um nicht würdelos zu stehen
und bemerke, dass es schwer ist
liegend durch das Leben gehen.
Und dann folgt der Geistesblitz:
Hat Vernunft denn immer Recht?
Und was ist mit meinem Geiste,
der da fragt: was ist denn los?
Bin ich selbst mit mir zufrieden
oder alles was ich tu
ist so etwas wie
NACHGEBEN
damit zwangsneurotische Gedanken,
die von außen auf mich strömen
jetzt mal einfach ruhig sind,
weil ich nicht will eskalieren?
Nennt man das nicht
toxische Beziehung,
macht uns das nicht
einmal krank?
Ich mein uns, weil wie ich sehe,
pflegt fast jeder den ich kenne,
die Verbindung mit den Zwängen.
Ich dacht’: Zwänge muss man
therapieren und versuchen
sie zu heilen,
zwingend will ich dazu raten,
dass wir unverzüglich starten
zu behandeln und dem Zwang
den Freiraum vorstellen.
Ja, ich dachte,
der Herr Zwang,
so krampfhaft wie er halt so ist,
könnte sich etwas entspannen,
wenn er in Beziehung tritt…
Denn zurzeit macht Zwang nur Eines
und das ist: uns zu sortieren.
Weil Herr Zwang ganz ängstlich ist
und alles mag er kontrollieren!
Das ist so ein schräger Typ…
Alles mag er immer steuern,
aber wenn er einen Unfall baut,
sagt er: „Ja, das ist natürlich
absolut nicht meine Schuld.
Da tanzt jemand aus der Reihe,
der hat alles umgehauen.
Meine Ordnung wird vernichtet,
weil der selbstgefällige Idiot
es hat gewagt etwas zu tun,
was meinem Ego tut nicht gut.
Ja, das kann ich doch nicht zulassen,
denn: Wo kommen wir dann hin?!
Wenn jetzt alle Leute plötzlich machen,
was für Sie vermeintlich stimmig.
Das passt nicht in meinen Rahmen,
denn das habe ich gelernt:
Ich allein hab immer Recht.
Versteht es doch!
Ich meins nicht böse.
Ich will eine bessere Welt.
Dafür müsst ihr mir jetzt folgen,
auch wenn‘s euch grad
nicht gefällt…“
Zwingend würde ich Herrn Zwang
jetzt raten
einmal frische Luft zu holen
und vielleicht den Mund zu halten,
so dass andere sich auch zwingen
zu der Sache auszusagen.
Wie am Anfang schon betont
(allerdings ist das nur Meinung,
keinem zwinge ich sie auf),
Zwänge sind schon manchmal nötig,
nur gut wär es Leuten
ihre eigenen Zwänge zu gewähren
und nicht fremde Zwänge aufzuzerren.
Wie es manchmal so im Leben
ist - wir sorgen uns um unsere Nächsten,
also teilen wir mit Ihnen,
was wir glauben,
funktioniert am besten.
Das Motiv des Zwangs scheint edel
und wir sollten es auch schätzen
und dabei doch nicht vergessen:
alles was uns scheint zu dienen,
müssen andere doch nicht zwingend
auch als wohltuend empfinden.
Wenn du nun als Einzelwesen
einen Drang dazu verspürst,
zwingend unsere Welt zu ändern,
weil du ganz fest glaubst zu wissen,
wie sie besser werden könnte,
ist es ratsam es zu lassen
Predigten an Fremde richten
und stattdessen einfach machen.
Kompatibel zu der Meinung
die in deinem Hirn gespeichert,
wäre es doch auch vernünftig
Taten im Repertoir zu haben
die zu dieser Meinung passen.
Wenn die Anderen das dann sehen
und aus eigenem inneren Drang
dir zuhören und verstehen,
durch dein Tun sich inspirieren,
dann musst du Zwängen nicht mehr dienen.
Nämlich zwingen muss man keinen,
der den Sinn mancherlei Taten
hat erkannt und anerkannt.
Dann passiert es von allein.
Leute folgen und sie machen
ganz zufrieden ihre Sachen.
Inspiriert, vielleicht von Außen,
angetrieben von dem Innern.
Die Bewegung wird dann größer,
immer mehr schließen sich an –
Was für ein Erfolgsgefühl wäre das?
Ganz ohne Zwang...
Das Problem bei dieser Sache
ist, dass, wenn dann keiner folgt,
es vielleicht drauf deuten könnte,
dass was dir jetzt richtig scheint,
andren doch nicht
so Gut tut!
Das ist so ne Ego Sache,
denn wir geben ungern zu,
dass wir irren, Fehler machen,
scheitern und ein Kurswechsel
manchmal Not tut.
Lieber Zwang,
das ist ganz menschlich.
Jeder biegt manchmal falsch ab.
Es tut gut sich zu beraten
und da kann ich nur zu raten,
andere Meinung einzuholen.
Ein Begleiter der mit anderen
Augen auf die Dinge schaut.
Vielleicht weitet sich dein Rahmen,
vielleicht wird auch nichts passieren.
Vielleicht wirst du anderer Leute
Meinung hören und lässt sie
trotzdem dann drauf sitzen.
Vielleicht stellt es sich heraus,
deine Zwänge sind die Besten,
aber, wie wir jetzt hier merken,
muss man sich nicht gleich verpflichten,
ganz egal was es auch koste,
seine Zwänge auch den Anderen
aufzuzwingen.
Doch wahrscheinlich wird es soweit
nicht mal kommen.
Der Kontrollwahn des Herrn Zwangs,
versetzt ihn leider schnell in Angst.
Wenn er Unerhörtes hört,
andere Meinung ihn verwirrt,
Emotionen dann aufkochen
und das klare Denken schwindet,
dann kann keiner mehr was machen,
denn Zwang fühlt sich nur bedroht:
„Die da draußen wollen mich zwingen
neue Zwänge zu erlernen.
Und dagegen muss man kämpfen!
Keiner will etwas befolgen,
was von Außen aufgezwungen.
Meine Zwänge sind die Guten,
meine Zwänge sind von Innen!
Wag es ja nicht was von Außen
meinem Inneren aufzuzwingen!!
Willst du meinem Ego schaden?
Oh, das werde ich verteidigen,
denn das baute ich auf
Glaubenssätzen und die will
ich nicht verändern,
denn das würde
auch MICH ändern!
Nichts soll meine Ordnung stören.
Nicht dafür hab ich geackert
und mich regelrecht gezwungen
meine eigenen Zwänge zu ergattern!
Was wär das für ein Verhältnis,
wenn der eine immer sagt,
was der Andere soll jetzt denken
und wenn er was anderes wagt,
muss er auch noch damit rechnen,
dass man ihn dafür bestraft!?“
Wie jetzt?
Wieso ist er so verärgert?
Einzig einen Dialog,
wollte ich dem Zwang aufzwingen.
Dabei habe ich vergessen,
dass er darauf ist besessen
immer Recht zu haben,
denn, so fühlt er,
kann er nur die Ordnung halten.
Und als Begleitsymptom des Übels,
was noch keinem aufgefallen,
manchmal wandeln Monologe
sich in ein konstantes Rauschen.
Wenn man dann
so stark im Rausch ist,
merkt man gar nicht
was passiert,
irgendwann spürt man sich
nicht mehr und verliert
Realität.
Daraus folgt der
Größenwahn und Glaubenssätze
des Herrn Zwangs,
der da felsenfest dran glaubt:
„Alle auf der Welt behaupten,
sie allein nur hätten Recht.
Was zum Glück in meinem Falle
der absoluten Wahrheit ganz entspricht.
Denn ICH steh auf der guten Seite.
Ihr dagegen… ihr steht schlecht!!“
Mag auch sein, doch was ich fühle,
ist, dass wir zur Zeit mit Zwängen,
hier und da paar Kriege führen
und das will ich nicht verdrängen,
denn darüber muss man reden.
Mein Verstand sagt, wir sollen handeln,
denn wenn wir das jetzt so lassen,
wird das vielleicht bald schon wuchern
und wir sind dann nicht imstande
uns von manchen Zwängen abzutrennen.
Ich seh Zwänge ja als Fesseln
und in manchen Büchern steht:
Fesseln sollen uns einengen
und wenn man sie lange trägt,
will man gar nicht sich bewegen,
denn man hat schon längst vergessen
wie das geht.
Vielleicht wäre es ganz sinnvoll
seine Position zu klären:
bin ich Opfer mancher Zwänge
oder seh’ ich sie als Waffe?
Ein Motiv mal auszumachen:
Wieso ist der Zwang so wichtig?
und sich auch zu (hinter)fragen:
Wieso fällt es mir so schwer,
andere Leute so zu lassen,
dass sie ihre Sachen machen
und dagegen ist es leicht
mit dem Finger hoch erhoben
moralisierend auf alle Übel dieser Welt
zu deuten.
„Na, ganz einfach: Die sind schuld!
Die wollen sich ja gar nicht fügen,
alle Regeln die sind doof.
Alles was wir auferlegen,
legen die da wieder ab.
Und das tun sie aus Prinzip,
einfach weil sie’s tun wollen!
Also muss ich sie jetzt zwingen,
denn, die sind doch wohl ganz hohl,
wenn sie DEREN Zwängen folgen
und dann glauben: tut mir gut!
Oh, wir brauchen neue Zwänge
die von MEINEM Inneren kommen!
Zwingend will ich jetzt erzwingen,
neue Zwänge zu erringen!
Denn die alten waren falsch!
Die hat jemand mal erlogen!
Lass jetzt meinen Zwängen folgen,
mein Motiv ist auch ganz rein:
Wenn wir diesen Krieg gewinnen
und es schaffen allen Menschen
meine Zwänge aufzuzwingen,
ja, dann garantiere ich: Glück -
fast schon wie im Drogenrausch,
wird wie eine Flut uns stürmen,
keiner kommt da lebend raus!!“
Etwas trübt uns unsere Sinne,
etwas, was uns glauben lässt,
wenn wir nur genug verbieten,
alles ordnen und sortieren,
eingezäunt in der Beschränkung
Freisein nichts im Wege steht.
Durch die Illusion verblendet
rasen wir wie Geisteskranke
in der Jacke unsrer Zwänge
gegen Wände unser Zelle,
und dabei entgeht uns, dass,
was wir Erlösung nennen -
Gitter sind, die uns dran hindern,
selbstbestimmt und frei zu leben!
Wir befinden uns in Zwang-Haft
unserer eingespielten Welt,
die uns zwingt
immer zu handeln
nach Entscheidungen
die mal von irgendwem gefällt…
UND! wir können es nicht glauben,
dass durch Zwang bald nichts mehr geht!
Existieren werden wir dann
nur noch und wie einen Kult,
werden wir Befehle brauchen,
weil von uns aus selbst nichts kommt.
Einen letzten Vorschlag hab ich,
lasst uns doch nur mal zur Probe,
einen Zwang von Außen,
mit einem Wunsch von innen tauschen.
Wünsche geben Grund zum Handeln,
das macht wiederum zufrieden.
Und Zufriedenheit ist Frieden.
Keiner der sich mit sich fühlt,
hat Bedürfnis sich zu streiten,
seine Meinung aufzuzwingen,
um sich selbst so zu beweisen.
Wahrheit ist, dass Zwang unvermeidlich
darauf deutet, dass wir zweifeln
an den Regeln,
die von Anbeginn des Lebens
irgendwann wer auf uns legte.
Mensch ist eben nicht Maschine
und befolgt seine Gesetze.
Alles kann man da zwar
teilen und sortieren,
Analysen kann man machen,
Formeln aufstellen, Regeln geben
und durch Zwänge brav erziehen
und versuchen,
so dieses Geschöpf zu kontrollieren.
Doch irgendwann wird Vernunft merken,
alle Menschen auf der Welt,
unterscheiden sich so stark,
dass es den Normalfall
gar nicht gibt.
Vielleicht wird es mal so kommen,
dass Diversität
einfach frei wird angenommen
und wir merken, dass das geht -
ohne jemanden zu zwingen,
andere Regeln anzunehmen
und sein Glück so aufzuopfern,