Die merkwürdigen Erlebnisse des Astronauten Ribor Raskovnik bei seiner Rundreise durchs Weltall - Levi Krongold - E-Book

Die merkwürdigen Erlebnisse des Astronauten Ribor Raskovnik bei seiner Rundreise durchs Weltall E-Book

Levi Krongold

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Beschreibung

Nun ja, Ribor Raskovnik ist nicht gerade ein Held! Er ist ein Genprodukt des Weltall weit operierenden Konzerns "Intergen Universal", ein Humogener. Sorgfältig ausgemendelt und evaluiert, trittiert und zentrifugiert um ein reproduzierbares, fleißiges und intelligenzgeminderte Arbeitswesen zu sein, das vor allem eins nicht macht: Ärger für den Konzern. Als er sich jedoch unversehens in einem etwas anrüchigem stillen Örtchen in den Weiten des Weltraums treiben sieht, kommt er mächtig ins Grübeln. Wie kommt er überhaupt hierher? Er muss sich beeilen den dünnen Faden der Erinnerung wieder aufzunehmen, denn Beta Zaneta, das Zentralgestirn, droht ihm mächtig einzuheizen wenn er hier noch länger bleibt, mal ganz abgesehen von den lästigen Fliegen. In Gedanken lässt er seine ganze, verdammte Reise nochmals Revue passieren, angefangen von einer unerfüllten Liebe bis zu Lutzi, dem einsamen Tankwart auf einem Versorgungssatelliten und all die anderen merkwürdigen Begegnungen. Aber nimmt seine Reise jemals ein Ende?

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Levi Krongold

Die merkwürdigen Erlebnisse des Astronauten Ribor Raskovnik bei seiner Rundreise durchs Weltall

Ein humoristischer Roman aus zukünftiger Zeit

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Nachdenkliches

Vorwort:

Vita:

Pressestimmen:

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

8. Kapitel

9. Kapitel

10. Kapitel

11. Kapitel

12. Kapitel

13. Kapitel

14. Kapitel

15. Kapitel

16.Kapitel

17. Kapitel

18. Kapitel

19. Kapitel

Nachwort:

Anhang

Irrungen und Wirrungen der frühen Physik

Glossar

Impressum

Nachdenkliches

»Die Zeit ist der Stoff, auf den das Muster der Welt gestickt ist. «

Vorwort:

Nun ja, Ribor Rabovnik ist kein Held!

Er ist ein Genprodukt des Weltall weit operierenden Konzerns »Intergen Universal«, ein Humogener.

Sorgfältig ausgemendelt und evaluiert, trittiert und zentrifugiert um ein reproduzierbares, fleißiges und intelligenzgeminderte Arbeitswesen zu sein, das vor allem eins nicht macht: Ärger für den Konzern.

Als er sich jedoch unversehens in einem etwas anrüchigem stillen Örtchen in den Weiten des Weltraums treiben sieht, kommt er mächtig ins Grübeln.

Wie kommt er überhaupt hierher?

Er muss sich beeilen den dünnen Faden der Erinnerung wieder aufzunehmen, denn Beta Zaneta, das Zentralgestirn, droht ihm mächtig einzuheizen wenn er hier noch länger bleibt, mal ganz abgesehen von den lästigen Fliegen.

In Gedanken lässt er seine ganze, verdammte Reise nochmals Revue passieren, angefangen von einer unerfüllten Liebe bis zu Lutzi, dem einsamen Tankwart auf einem Versorgungssatelliten und all die anderen merkwürdigen Begegnungen.

Vita:

Levi Krongold, gebürtig 1955 in Stuttgart, schreibt gerne exzentrische Texte, meist mit Blick auf einen Chronometer, ein Zeitmessgerät in Form einer alten silbernen Taschenuhr seines Großvaters mit Aufziehmechanik und silberner Kette.

Dieses, nun in Ihren Händen liegende epochale Werk, entstand aus purer Langeweile zwischen 21:36 Uhr und 57 Sekunden des 31. August im Jahre 2013 bis 21:36 Uhr und 57 Sekunden im Jahre 2014, des 30. Augustes, als er feststellte, dass die Uhr offenbar stehen geblieben war. Zeit genug, um über die Zeit und die alte Ingenieurs-Weisheit, «Wer misst, misst Mist«, nachzusinnen.

Sonst verläuft sein Leben jedoch in geordneten Bahnen.

Widmung

Pressestimmen:

Neue Züricher Gazette:

Es wurde Zeit, dass ein solches Werk geschrieben wurde. Weiterer bedarf es nun nicht mehr.

Gazetta Vaticanico:

O – Dio mio! Esta vero? Que confabulatione con caeso, cretissimi i diavoli abstrusi, abruzzi i confusi! Confetti vero con excrementi. Che lingua lambruscosa!

(Mein Gott, ist das wirklich wahr? Was für eine tolle Geschichte!) oder so.

Literaturmagazin Dresden:

Nu, es gibt Werke die geschrieben werden müssen, die nicht unbedingt geschrieben werden müssen und die mit Sicherheit niemals hätten geschrieben werden müssen. Zu welcher Kategorie dieser Roman gehört stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest.

Schmunzes Literaturkritik:

1. Kapitel

HIER STINKT'S!

UND MIR STINKT es auch.. und zwar gewaltig!

Missmutig stütze ich im Sitzen meine Ellenbogen auf die Knie und mit den Händen mein Kinn. Ein schwacher Schimmer, der durch das herzförmige Loch in der nur wenige Zentimeter entfernten schäbigen Holztüre auf mein Gesicht fällt sagt mir, dass Beta Zaneta, der Zentralstern des hiesigen Sonnensystems bald wieder sichtbar werden würde. Dann muss dringend eine Lösung gefunden werden, denn dann würde der Gestank hier drinnen mit Sicherheit unerträglich, mal ganz von den Fliegen abgesehen.

Wie konnte ich nur wieder in so eine verdammt unangenehme Situation kommen? Es war zum aus der Haut fahren! Und das Schlimmste war: mir kommt alles irgendwie so bekannt vor. Als hätte ich dies alles schon einmal erlebt.

Ach was, als hätte ich dies alles schon hundert mal erlebt. Ich zermartere mein Gehirn, wie schon seit den zwanzig Standartzeiteinheiten, die ich bereits hier bin, ob mir irgend etwas entgangen ist, was mich hätte einer Lösung näher bringen können.

Fest steht, so wie die Dinge jetzt liegen, kann ich nicht einmal meinen Raumanzug wieder ordentlich zumachen geschweige denn vor die Tür treten. Ich taste im Halbdunkel nach meinem Raumhelm der irgendwo an meinen Füßen in der Dunkelheit zwischen Matsch, Urinresten und Rattenkot liegen muss und stoße dabei unangenehm mit der Stirn an die Holztür vor mir. Dabei gleiten meine Finger über irgend etwas Glibbeliges, Feuchtes was möglicherweise einmal ein Stapel alter Zeitungen gewesen sein musste oder die Reste feuchten Toilettenpapiers. Angeekelt ziehe ich meine Hand zurück und stoße dadurch mit dem Ellenbogen schmerzhaft an die Holzwand hinter mir.

Diese verdammte Enge hier. Mit dem rechten Fuß, der noch in dem klobigen Raumanzug steckt, gelingt es mir schließlich den Helm zu ertasten, der auf den Boden gefallen sein muss.

Wie um alles in der Welt war ich nur auf die Idee gekommen, in einem Plumpsklo mal wieder richtig austreten zu können und nicht nur in die in den Raumanzug integrierte Windel zu machen?

Schon das teilweise Herausschlüpfen aus dem Raumanzug hatte sich in der Enge dieser Bretterbude als äußerst zeitraubend und enervierend mühselig erwiesen.

Aber wer hatte nicht schon einmal an den Folgen des Weltraumkollers gelitten, wenn er monatelang allein in der Schwärze des Alls treibt?

Dann wünscht du dir einfach die aller kleinste Annehmlichkeit. Wenigstens das, mal einmal wieder normal scheißen zu gehen!

Und dann war es plötzlich da, ein ganz normales, vergammeltes, stinkendes, hinterbayrisches Plumpsklo. Und anstatt mich zu fragen, wie es plötzlich so Mutterseelen alleine im All treiben könnte …,

da bin ich halt hin gerudert und hab mich gefreut wie ein kleines Kind.

2. Kapitel

Meine ganze Reise war im Grunde genommen eine Aneinanderreihung von Fehlern und Pech gewesen.

Wie hatte eigentlich alles angefangen?

Ach ja...! Der Trostpreis, die Rundreise durch das Weltall für alle die nicht ganz bei Trost sind und Trost brauchen.

Ich hatte mich wieder einmal völlig zum Blödmann gemacht.Kaum war ich der Multiokuzephalidin entkommen, da trudel ich schon ins nächste Fettnäppchen!

Ich bemühe mich, den Faden wieder zu finden...

Genau: So in etwa war die Reihenfolge. Multiokuzephalidin. Dusche auf Vulgäa.. Plumpsklo....

Ein Freund, der sich in der Interzonentankstation mit dem Warten auf durchreisende Handelsschiffe, die dort Treibstoff nachfassen, zu Tode langweilte, wie hieß er noch?

Lutz... ja, Lutzi habe ich ihn immer genannt.

Lutzi aus ..aus.. Panamagea, genau, das ist dort wo die Kontinentalplatte von Südamerika mit Australien zusammen gestoßen ist. Jetzt ist Chile von Kängurus überschwemmt worden, die alles ratzekahl fressen. Auch seine Farm mit der Gurkenstecklingszucht für die Versorgung der im Raum treibenden Stationen, was zu Folge hatte, dass es jetzt im halben Sektor HTBN 50 bis HTBN 100 (Höhe/ Tiefe/ Breite/ Normalzeit) keine Gurken mehr zu essen gibt... aber die schmeckten sowieso zu fad.

Im All schmecken Gurken einfach nicht.

Aber Tomaten wachsen nun mal nicht ohne Sonne, sonst würden alle den ganzen Tag Tomatensaft trinken.

Komisch eigentlich, dass Tomaten im All platzen!

Sie werden dick wie Kürbisse, selbst die kleinen Sorten, blähen sich auf wie Luftballons und..- spack -- hängt die ganze Soße an den Wänden.

Riesen Sauerei.

Und trotz aller Wissenschaft ist es noch nicht gelungen, das zu ändern.

Irgendwie fehlt der Schale die Festigkeit, sie wird gummiartig im All. Und künstliche Schwerkraft ist offensichtlich einfach zu teuer und wenn man das Sonnenlicht mit Parabolspiegeln auf die Tomaten lenkt, dann schmeckt die Paste an den Wänden nach dem Platzen zwar besser, aber die Sauerei bleibt.

Wie Lutzi auf die Idee kam Gurkenstecklinge zu züchten, weiß ich auch nicht mehr, er hat es mir aber erzählt.

Warte.. das könnte wichtig sein... warte, warte...!

Ich weiß, dass ich den Faden wieder kriegen muss, um die jetzige Realebene wieder zu finden, davon hängt alles ab, auch die Frage, ob ich beim Verlassen der hiesigen Örtlichkeit auf ewig im All rumtrudeln werde oder aber in Hinterbayern, ne' oder war das Südtirol (?), wieder erscheinen würde.

Egal.. Hinterbayern- Südtirol. Sieht ja alles gleich aus!

Endlose Wüste, Sand und Steine bis zum Horizont, kein Berg, kein Baum. Aber die Plumpsklos, die stehen noch dort, wo sie früher einmal standen und werden liebevoll restauriert nachdem der Bayrische und der Stairische und der Tiroler Heimatverein sich endlich zusammen geschlossen hatten.

Hat ja lange genug gedauert, aber war eben auch nicht leicht für sie. Immerhin hatten sie jahrhundertelang die lokalen Feindschaften gepflegt.

Nachdem dann die Alpen versunken waren, hatten sie plötzlich keine schützenden Berge mehr zwischen sich. Da ging das Hauen und Stechen erst richtig los!

Dass Berghörner auch als Waffen eingesetzt werden können, die zu tödlichen Hirnschäden führen, ist ja hinlänglich bekannt unter Hornbläsern, aber dass auch Lederhosen zu tödlichen Fallen vor allem für die holde Männlichkeit werden können, das haben die stairischen Hinterweltler nach Einführung dieses Bekleidungsstückes im heimischen Trachtenverein fast nicht überlebt und sind nahezu ausgerottet gewesen.

Es gab zum Schluss zur Freude der Bayern nur noch stairische Frauen. Die wurden sozusagen zum Freiwild. Meine Güte, waren das noch Zeiten!

Naja, dann hat ja die zentrale Bestandschutzbehörde, dass ganze Gebiet zum Notstandgebiet erklärt, und aus war es mit der geliebten Feindseligkeit. Alle Vereine zur »Pflege des unverwechselbaren Brauchtums und zur Ausmerzung feindseliger Einflüsse von Außen« mussten über Nacht zu machen.

Und seitdem betrieb der neue, staatlich begründete, »ZentralVerein zur gemeinsamen Brauchtumspflege«, ZGBP, die Denkmalpflege. Da waren aber schon nur noch die Plumpsklos übrig geblieben.

Warte mal, warte mal, Mensch ist das eng hier.

Das Licht durch das Herzchen in der Tür wird schon ein wenig heller.. ich muss mich konzentrieren.

Warte mal.. Ach ja Lutzi!

Lutzi hatte den ganzen Ramsch von seiner Tochter geerbt, als sie an Altersschwäche gestorben war. Die war wohl eine ganz große Nummer gewesen.

Als Lutzi auf und davon ins All ist, kurz nach der Geburt seiner Tochter, da hat ihm die Mutter und noch nicht Ehefrau alle Verwünschungen des Universums an den Hals gewünscht und ist nach Chile ausgewandert, um zu sich selbst zu finden. Das war kurz nach dem Interkontinentalcrash.

Sie suchte wirklich ganz Chile ab, vom arktischen Süden bis nach Norden, vom Meer bis zum höchsten Gipfel Chiles, konnte sich jedoch nicht finden.

Schließlich versuchte sie es mit Anzeigen unter der Rubrik «Gesucht/Gefunden« aber es hat sich, soweit es Lutzi bekannt war, nie jemand gemeldet. Als sie es schließlich frustriert (wie sie war) und ernüchtert, (wie sie selten war) aufgab, besann sie sich auf die Grundwerte des Lebens, legte alle Kleider ab und befreite sich damit nicht nur von allen zivilisatorischen Zwängen, der Überwachungselektronik in Ärmeln und Gürteln, sondern auch von einer Unmenge Ungeziefer, welches sich in der Zwischenzeit dort eingenistet hatte.

So befreit und geläutert gründete sie eine Ökofarm, so ganz ohne Hormone, wo sie sich zunächst der Bananen- und der Kokosnusszucht widmete, vor allem zum Zwecke der natürlichen Bekleidung. Sie trug fortan nur noch Bananenröckchen und Kokosnuss BH sowie Kokoslatschen. Selbst ihrer Tochter, die sie bis dahin zur Aufzucht in eine staatliche Nachwuchserziehungsanstalt abgegeben hatte, erinnerte sie sich wieder und lockte sie mit Versprechungen wie: Bio Handy aus Tratschbohnen und Ganztagsvideoschauen von Heini Banano, in ihr neues Domizil.

Soweit es Lutzi bekannt war, schlugen jedoch alle Versuche, entsprechende Kreuzungen zu entwickeln fehl, weil sie konsequent auf Gentechnik verzichtete und in der Natur derartige Gene zum sofortigen Genozit führen.

Später widmete sie sich der Nachzucht von historischen und eigentlich bis dahin als ausgestorben geltenden Gemüsen wie Salat, Bohnen und Kohlgemüse, aber das ist nie richtig gut gelaufen, denn wer isst schon gerne Gemüse ohne Hormone?

Dann ist sie wohl mit einem Aborigine weg, der seine Kängurus wieder einsammeln wollte, die ihm nach Chile abgehauen sind und hat irgendwie ihre Tochter vergessen mitzunehmen oder so. Jedenfalls hat die die Reste der Farm übernommen, ordentlich Hormone reingepumpt und ein richtiges Food Imperium aufgebaut, das sogar die entlegensten Winkel der Milchstraße belieferte.

Als sie dann im hohen Alter mit über 110 Jahren starb, war Lutzi aufgrund der Zeitverschiebung erst einmal knappe 39 und im besten Mannesalter. Er glaubte, er erbe ein Vermögen.

Leider waren bei seiner Rückreise bereits 100 Jahre in Chile vergangen und da gab es nur noch Gurkensetzlinge, die hatten irgendwie bei dem Klima überlebt.

So war das mit Lutzi.

Aber immerhin, die Automaten funktionierten noch und Gurken wachsen offenbar irgendwie überall im Weltall weiter, wenn sie erst einmal die kritische Keimphase in normaler Schwerkraft hinter sich haben. Sie wachsen auch zu schönen grünen Ringen, nur schmecken tun sie nicht, nur nach Wasser, aber das ist ja auch wichtig.

Gurken sollen angeblich früher einmal gerade gewachsen sein, kaum vorstellbar!

Wie kam ich denn nun darauf?

Ach ja.. Wie ich Lutzi zum ersten mal begegnete. Dies war der Tag, soweit man dies im All sagen kann, der meiner bis dahin bereits unruhigen Reise eine so dramatische Wendung gab.

Lutzi trudelte hilflos hinter seiner Rakete durch's All und hatte sich den Finger bei der Suche nach einem verloren gegangenen Kaugummi im Auspuff derselben verklemmt.

Denn das war sein Lieblingskaugummi, auf dem er schon jahrelang herumkaute, Lutzi sagte seit seiner Geburt, aber das glaube ich nicht.

In seiner Verzweiflung hatte er sogar versucht, die Triebwerke auseinander zu bauen, was insofern unklug war, als Lutzi keinerlei Kenntnisse im wieder Zusammenbau derselben besaß und unglücklich im Motor herum wurschtelte, was mit Raumhandschuhen sehr schwierig ist, wie jeder weiß und war dann halt nicht mehr rausgekommen mit der Hand.

So trieb er hilf- und steuerlos durchs weite und leere All und war schon ganz demoralisiert, als ich zufällig mit meiner Rakete vorbei flog.

Meine Reise hatte ich als Trostpreis in einem Gewinnspiel als Rundflug durch die Galaxis in einer Einmannrakete gewonnen. Das freute mich sehr, denn mein Leben als Raumfalter in einer astrophysikalischen Fabrik war bis dahin reichlich ereignislos verlaufen, - bis auf diese delikate Angelegenheit.., naja.

Den Trostpreis, den sonst keiner haben wollte, habe ich deshalb gerne angenommen: Ich war zu diesem Zeitpunkt untröstlich weil unglücklich in eine Nachtfalterin aus einer anderen Abteilung unserer Fabrik verliebt und deshalb wohl auch nicht ganz bei Trost, so dass ich den Trostpreis gut gebrauchen konnte.

Man sagt ja gemeinhin, dass bei einem Nah-Tod-Erlebnis das ganze Leben wie ein Film an einem vorbeizieht.

Das ist nicht ganz richtig, denn es gilt auch in außergewöhnlich unangenehmen wie fast aussichtslosen Situationen wie der, in der ich mich nun befinde, eingeschlossen in einem hinterbayrischen Plumpsklo im All treibend.

Ich erinnere oder rückerinnere mich augenblicklich wieder der ersten bewussten Augenblicke in meinem Leben und der Verehrung, die ich meinem Eizellen- und Samenspendern zeitlebens entgegenbrachte.

Ich trage noch immer ein Foto von ihnen in meinem Unterhemd eingenäht bei mir. Von ihm »Sperm239-6z-t678« und ihr »OvFem- 456k f3wer« beide in trauter Verbindung im Reagenzglas der Reduplikationsfabrik in Super 3D Nahaufnahme.

Ihr Bildnis war mir in manch schwerer Stunde von großem Trost!

In meiner Kindheit lief eigentlich alles wie am Schnürchen und ich hatte die besten Aussichten auf eine handelsübliche berufliche Karriere. Kurz nachdem ich mich der Lernleitungen, die an meinem Gehirn angestöpselt waren, entledigen durfte wurden mir und natürlich den anderen Lernlingen noch einmal der Merkspruch für das Leben im All und Kosmos diesseits und jenseits der Milchstraße vorgesprochen: »Ich, einer der mit viel Sachverstand und Erfahrung auserwählten Genmodelle, ausgestattet mit den besten Aminosäuresequenzen der gesamten bislang bekannten Spezies des bewohnten und belebten Weltalls, bin erfüllt mit tiefer Dankbarkeit gegenüber meinen Schöpfern, den Sponsoren und der Genindustrie und werde mein ganzes Handeln und Streben, gegebenenfalls auch mein Denken, sofern dies implantiert wurde, dem Erhalt und dem Wachstum des Handelskonsortiums »Intergen - Universal« widmen.

Ich werde alles tun, was im Sinne des Konzerns ist und alles unterlassen, was ihm Schaden zufügen kann, insbesondere keine ungenehmigte Reduplikation oder Klonierung durch konzernfremde feindliche Kräfte oder Institutionen zulassen.«

Nie werde ich die endlosen Reihen sauber aufgereiter Lernanlagen in denen ich und meine circa 2000 gengleichen Mitschüler belernt wurden, die feinsäublerlich polierten, weiß gekachelten Wände unserer Erziehungsanstalt, die grünlich weiß fluoreszierende indirekte Deckenbeleuchtung aus Glühalgen des Leuchtstoffnebels jenseits des Orion vergessen, den Duft doppelt bis dreifach sterilisierte Tubennahrung mit Geschmacks- und Geruchszusatz sowie Wachstumshormonen und die liebevoll eingerichteten Wohnquadrate mit akkurat keimfreier Möblierung, Sensoround Unterhaltungsanlage und der fast unhörbar tickenden Atomuhr mit interstellarer Normalzeit.

Alles war so beruhigend und geordnet, dass allein der Gedanke, nun diesen Lebensabschnitt beendet zu haben und vor dem Tor in einer unbekannten, vielleicht ungeordneten Welt zu stehen und den Schritt ins Chaos zu wagen, bei mehreren Mitlernlingen zu Kreislaufversagen führte, so dass diese bereits wieder desintegriert werden mussten.

Nun, es war auch später nicht schlimmer, denn alles war von langer und weiser gütiger Hand vorbereitet. Bei der Ausbildung durfte man zwischen der vom Konsortium vorgeschlagenen einzigen Alternative wählen, und ich wurde wie geplant Raumfalter. Das war an sich nicht schwierig, jedoch erforderte die Tätigkeit eine gewisse Präzision.

Nachdem ein Stück des endlosen Weltraumes, der ja bekanntermaßen aus dunkler Materie besteht, mit Präzisionsinstrumenten ausgeschnitten worden war, ging es nun darum, diesen in handliche Quadrate zu falten und wiederum sauber in Tüten zu verpacken, die mit lustigen Motiven bedruckt waren. Natürlich standen auch für diese Tätigkeiten Präzionsfaltmaschinen zur Verfügung und die einzig wirklich schwierige Aufgabe war es, das Gähnen zu unterdrücken, denn dieses konnte fatale Auswirkungen auf das Faltprodukt haben.

Einmal soll tatsächlich ein Raumfalter unbeherrscht so heftig gegähnt haben, dass er ein Stück des feinen Raumgewebes inhalierte, welches sich natürlich sofort in ihm entfaltete und sozusagen die Innenseite zur Außenseite machte. Was er hinterließ, war ein Loch mit dem Anblick auf einen kleinen Ausschnitt des Sternenhimmels und ein paar alte Pantoffeln, die er bei der Arbeit stets auszuziehen pflegte, da er an Schweißfüßen litt. Die Pantoffeln sind noch heute am Eingang der Fabrik als mahnendes Denkmal für alle zu besichtigen.

Obwohl auch die Reduplikation aufs äußerste organisiert war, geschah mir doch das Malheur, dass ich mich nach dem Genuss einer fehlerhaft produzierten Mahlzeit, wohl als Folge einer Hormonüberdosis, in eine der jungen Damen aus der Nachtfalterabteilung verliebte. Nun muss man dazu wissen, dass der einzige Kontakt zu lebenden Eizellenspenderinnen über das wohltätige Arrangement der Firma erlaubt und auch möglich war und im übrigen derartige Bedürfnisse als abartig verpönt galten, so sie sich konzernfern einstellten.

Der Konzern hatte für Weltraumstationen, die im Orbit von Doppelsternen kreisten, eine spezielles Produkt zur Verfinsterung erfunden. Denn das Problem dieser Raumstationen war es meist, dass es nie wirklich Nacht wurde, da entweder die eine oder andere Sonne die Station beleuchtete. Das war nun für die Gesundheit der Besatzung nicht von Vorteil, da sie sich zu sehr bestrahlt nach wenigen Wochen völlig verausgabte, da die Nachtruhe fehlte, trotz aller Schutzmaßnahmen und Vorrichtungen.

Dem Konzern wurde dies verständlicherweise zu teuer, da die beschädigten Besatzungen dann kosten- und zeitaufwendig zurückgerufen und regeneriert werden mussten.

Um wenigstens stundenweise zu ruhen wurden nach dem gleichen Verfahren Nachthimmel fein säuberlich ausgeschnitten und sorgfältig gefaltet in Tuben abgefüllt. Dies ergab meist für wenigsten 6 Stunden Normalzeit eine ausreichende Verdunkelung in der Station und reichte für eine ganze Kabine.

Mit dieser Aufgabe hatte man, aus welchen Gründen auch immer, vornehmlich die Eizellspenderinnen beauftragt. Mich wunderte nur, welch immense Mengen Nachthimmel hergestellt werden mussten.

Nun begab es sich, dass beide Abteilungen, sowohl die Nachtfalterinnen als auch die Raumfalter dieselbe Abgabestation anlaufen mussten, wo ihre Produkte einer strengen Qualitätskontrolle unterzogen wurden.

Dort vollzog sich immer das gleiche Ritual. Von links befüllte ein Raumfalter die Abgabebox, diese fuhr ein Stück weiter und gab einer neuen leeren Box Platz. Diese wurde dann von rechts von einer Nachtfalterin befüllt und so weiter.

An sich ein sicheres Verfahren.

Da ereignete es sich unglücklicherweise an diesem Tage jedoch, dass ich nicht nur das hormonhaltige Mittagessen genossen hatte, welches leider meine Reduplikationsdrüsen übermächtig anregten, sondern sogar die Befüllvorrichtung klemmte, so dass sie nicht weiter rückte sondern stecken blieb und sich, kurz nachdem sich die linke Seite geöffnet hatte nun auch die rechte öffnete.

Dadurch erhielt ich für einen kurzen Moment den Anblick auf den rechten Kleinfinger der Nachtfalterin, der sofort scheu zurückgezogen wurde, da auch dieselbe den meinen gesehen haben muss.

Man kann sich die Wirkung dieses Unglücks nicht drastisch genug vorstellen! Wie betäubt stand ich vor der sich sofort wieder schließenden Box, unfähig auch nur zu einem weiteren Gedanken als an diesen lieblichen Anblick, so dass ich mit meiner betäubten und betörten Leblosigkeit den gesamten Abfüllprozess für einige Minuten lahmlegte, was den Konzern tausende von SOLITS gekostet haben muss.

Kurz und gut, ich wurde in die Krankenstation gebracht und dem Produktionsprozess entzogen. Dort verblieb ich in einer Art komatöser Agonie, die erfüllt war von erotischen Träumen.

Weibliche Kleinfinger umtanzten mich Tag und Nacht in meinen Visionen, steckten und bohrten sich in alle meine erdenklichen Körperöffnungen und streichelten und kitzelten mich am gesamten Körper, was zu äußerst bedenklichen psychologischen Komplikationen führte.

Kurz und gut, ich war monatelang trotz intensiver psychologischer und ärztlicher Bemühungen außerstande, wieder in den Produktionsprozess integriert zu werden und nutzlos für den Konzern geworden.

Andererseits war ich körperlich überraschend so gut in Schuss, ja zu solchen Höchstleistungen fähig, dass die wissenschaftliche Abteilung beschloss, anstatt mich zu desintegrieren und in die wertvollen Aminosäurebestandteile zu zerlegen, Forschungen über eine modifizierte Diät für Hochleistungsklone an mir durchzuführen. Immerhin kann ich jetzt mit einem gewissen Stolz sagen, dass dies mir nicht nur die Ausbildung als Navigator für kleine Raumschiffe unter den erschwerten Bedingungen erhöhter Schwerkraft einbrachte, sondern zudem noch zu der Teilnahme an dem Wettbewerb für Aberranten verhalf, der mir zwar nur diesen Trostpreis, aber immerhin einen Preis einbrachte.

Irgendwann gelang es jedenfalls offenbar ein Gegenmittel zu injizieren, so dass sich die Träume und Visionen legten.

3. Kapitel

Aber auch in der Nachfolge riss die Kette der Missgeschicke nicht ab.

Ich sollte jetzt also zu meinem Rundflug aufbrechen, der mich auf eine genau berechnete Bahn um unser Zentralgestirn führen sollte, natürlich mit wissenschaftlicher Begleitung. Die Bahn sollte gemächlich in einem großen Kreis beginnen und sich dann immer weiter dem Zentralstern nähern, mit der Folge immer kleinerer Bahnen und immer größerer Geschwindigkeit, also auch größerer Beschleunigungen.

Aber schon der Start erwies sich als problematisch. Nicht nur verhedderte sich das Kabel bereits wenige Sekunden nach dem Start in einem zufällig vorbei schwebenden Kometen, ich schaltete auch vor lauter Schreck und wohl auch bei dem Versuch wieder frei zu kommen den Rückwärtsgang ein, was zur Folge hatte, dass das Kabel riss und ich unkontrolliert durch das All davon trudelte. Man muss sich das so vorstellen, dass ein Ball, der an einer Schnur angebunden ist um einen Baum geschleudert wird, so dass sich die Schnur bei jeder Baumumrundung verkürzt, bis der Ball schließlich mit Höchstgeschwindigkeit gegen den Baum prallt. Die dabei freiwerdenden Kräfte sollten die Stabilität der an mir neu entdeckten, hormonbedingten Körperstruktur zeigen.

Die sich aufdrängende Frage, was denn dann letztendlich aus der Rakete würde, wurde mit der profanen Antwort, es sei »doch schließlich eine große Ehre, an einem solchen Experiment für den Konzern in seiner Freizeit teilnehmen zu dürfen« abgetan. Also nicht weiter fragen und freudig in die Rakete steigen und los. Sinnigerweise wurde die Rakete tatsächlich an einem ultrastabilen transgalaktischen Rotationskabel, welches auch die Versorgungsleitungen für die Überwachungselektronik beinhaltete am Zentralstern verankert.

Dabei zog ich einen großen Teil des abgerissenen Kabels wie eine Angelschnur hinter mir her.

Das All ist ja bekannterweise nicht leer sondern voller Materie, insbesondere zivilisatorisch bedingter Abfälle und Überreste verglühter Raumstationen, defekter Satelliten, verlorener Socken, meistens der rechten und vor allem verschwundener Kugelschreiber, aber auch anderer wertvoller Materialien von nicht unbeträchtlichem Wert, wie Iridiumscheiben, seltenen Erden und Gravitationsschleifen aus Raumzeittransmutatoren.

Diese »Fundstücke« sind so wertvoll, dass es inzwischen eine nicht unbeträchtliche Anzahl von freiberuflichen Weltraummüllsammlern gibt, die ein weites Betätigungsfeld für ihren Broterwerb vorfinden.

Ja, neben den staatlich zertifizierten Weltraummüllsammlern hat sich auch eine gesetzlose Bande von Müllschiebern und Müllpiraten etabliert, die im weiten Raume ihr Unwesen treiben und nicht selten ganze Raumschiffe kapern und verschrotten. Auf dem Schwarzmarkt bringen diese Beutestücke einen nicht unerheblichen Gewinn.

Dabei kennen diese Burschen keine Tugend und keinen Anstand. Nicht nur jagen sie sich gegenseitig schonungslos den erbeuteten Müll ab, sie scheuen auch vor keiner Gemeinheit zurück, achten kein Menschenleben und keinen gesellschaftlichen Stand, kein Konzerngesetz und keine Vorfahrtregeln.

Diese Burschen werden natürlich von der intergalaktischen Polizei gejagt und festgesetzt, wo immer man ihrer habhaft werden kann, was selten genug vorkommt, angesichts der unermesslichen Weite des Weltenraumes. Allerdings muss leider auch gesagt werden, dass dabei oft ganze Geschwader der Illegalen ungehindert operieren können und man den Eindruck gewinnen kann, dass das Auge des Gesetzes nicht nur bewusst wegschaut, sondern sogar bei dem schändlichen Treiben behilflich zu sein scheint.... aber das sind nur Gerüchte!

Wie dem auch sei, ich flog oder vielmehr trudelte also mit meiner Einmannrakete, die erschreckend unsolide gebaut war, so dass es an allen Ecken und Enden zog, wackelte und vibrierte durch das All und angelte so unfreiwillig mit meinem Leinenende im Laufe der Zeit immer mehr Müll ein.

Das erste Stück, was sich in meiner Leine verfing, war wohl ein alter Samowar mit geschwungenen Henkeln, so dass er sich leicht verfing und nicht abglitt wie andere Gegenstände. Und von da an sammelten sich mit zunehmender Geschwindigkeit alle möglichen Teile und Ersatzteile, so dass die Fahrt nicht nur immer langsamer wurde, sondern der Kurs, der vorher schon hoffnungslos unbestimmbar war nun einem völligen Zickzack wich, was mir heftige Übelkeit zu bereiten begann.

Ja, ich muss gestehen, dass ich mehrmals den Deckel der Rakete öffnete um mich ins All zu erleichtern, natürlich immer, wie ich gelernt hatte, den Sonnenwind im Rücken!

Zu allem Überfluss stellte sich dennoch nach einigen Standarttagen ein nicht unbeträchtliches Hungergefühl ein. Zu meinem großen Erstaunen entdeckte ich außer einer Dose Tunfisch nichts Essbares in der Rakete und auch der Getränkevorrat war verschwindend und hätte maximal wenige Tage überbrückt. Bis auf eine alte Schuhsohle fand ich nichts Brauchbares und letztere erwies sich selbst eingeweicht in Mineralwasser als zu zäh, um daraus eine Mahlzeit zu machen. Immerhin verformte sie sich nach dem Einweichen zu einer Art Schale, so dass sie wenigstens als Trinkgefäß dienen mochte.

Mir kam das ungute Gefühl, dass vom Konzern eine längere Reise gar nicht geplant gewesen war und ich fragte mich, wie ich hätte die Rückreise überstehen sollen... oder gar ob überhaupt?

Sehr unruhig geworden und auch um den aufkeimenden Grimm zu unterdrücken, schraubte ich schabte ich überall dort, wo immer die Gefahr am geringsten war, unmittelbar ein Loch in die Rakete zu fabrizieren.

Ich begann mir ernsthaft Sorgen um meine Zukunft zu machen.

Die Zeit verrann, der Hunger wuchs und die Übelkeit durch das Schütteln und Schlingern der Rakete wollte nicht weichen.

Ich fürchtete, bereits in kurzer Zeit an Auszehrung sterben zu müssen. Ein unschöner Tod, wie mir jeder bestätigen wird, der schon einmal beim Öffnen einer dahintreibenden Rakete die papiertrockene ausgedörrte Mannschaft vorfinden musste, denn diese Todesart war, im Verein mit der erhöhten Strahlung im All, nicht gerade selten.

Gerade als ich wieder einmal den Deckel meiner Rakete öffnen musste, um Erleichterung im All zu finden, blieb mein Blick an meiner »Angelschnur« hängen und nicht weniger an dem Treibgut, welches sich inzwischen daran angefunden hatte.

Zu meinem Erstaunen fand ich einen noch voll funktionstüchtigen Atomofen im Westentaschenformat ganz in meiner Nähe.

Ich fasste mir ein Herz und beschloss die Rakete entsprechend gerüstet zu verlassen und mich an der Schnur entlang zu hangeln, in der Hoffnung, noch irgend etwas Brauchbares zu finden.

Das mache ich nur äußerst ungerne, da die endlose Weite im All schon eine gewisse Beklemmung auslösen kann.

4. Kapitel

Der Atomofen, den ich unweit von mir entdeckt hatte, war zwar etwas verbeult, es glühte jedoch noch eine kleine Flamme darinnen und er strahlte eine nicht unbeträchtliche Hitze aus.

Üblicherweise werden diese Öfen in Vakupeds verwendet, das sind Saugschub angetriebene Einmannsegler, die als Raumgleiter benutzt werden.

Nach einem alten Bauplan, ursprünglich wohl einmal zur Konstruktion eines Reinigungsgerätes, das aus Hygienegründen nicht mehr gebraucht wurde, denn Staub wurde umgehend recycelt, hieß der Raumgleiter noch immer »Kobold« und sah auch so aus wie früher. Allerdings saugte er keinen Staub mehr sondern Zeit und speit sie hinten wieder aus.

Da dabei durch einen Rotor eine beträchtliche Zeitschrumpfung erfolgt, saugt er zuzusagen Gegenwart ein und füllt hinten einen Sack mit Vergangenheit, wodurch er sich naturgemäß vorwärts bewegt.

So wurde es uns jedenfalls einmal bei der Belernung erklärt. Der einzige Nachteil dieses Gleiters war, dass der Sack mit der vergangenen Zeit immer wieder geleert werden muss, damit er nicht platzt, was zu einem unkontrollierten Schub geführt hätte. Als Antrieb und Energiequelle dient ein kleiner Atomofen, der schwerelos hinterher gezogen wird, an einem Kabel befestigt, welches ursprünglich einmal Elektrizität leiten sollte, was eine absurd altmodische Sache ist, die schon lange nicht mehr praktiziert wird.

Wie dem auch sei, für den Ofen konnte ich vielleicht noch eine Verwendung finden.

Gar nicht viel weiter, hinter einigen verbogenen Blechen, Raketenboostern und Schraubenschlüsseln fand ich eine Reflektorschüssel, die noch brauchbar war und wenig später die sterblichen Überreste einer Mondkuh, zumindest deren fünftes Hinterbein.

Das war natürlich ein außerordentliches Glück. Da organisches Material im Weltraum sofort gefriert und keimfrei wird, konnte es vielleicht noch zum Verzehr taugen, auch wenn es vom Raumfahrer gemeinhin gemieden wird, da Mondkühe als zäh gelten.

Die Mondkuh, so wurde uns gelehrt, war das Ergebnis erster gentechnischer Versuche bei der Urgeschichte der Besiedlung des Weltraumes.

Hauptproblem war damals ja die Nahrungszufuhr, da nirgends Versorgungslabore existierten und man versuchsweise auf weltraumadaptierte Nahrungsmittel zurück greifen wollte.

Die Kuh erwies sich als besonders geeignet, da sie nicht nur Fleisch, sondern auch Milch lieferte, die wiederum Ausgangsprodukt für vielfältige Nahrungsmittel war.

Da Kühe als besonders gutmütige Tiere sogar auf dem Mond zu halten waren, wurden sie bei den ersten Besiedlungsversuchen gleich mitgebracht, inklusive Rollrasen, den sie als Futter benötigten.

Nun hatten die Kühe erhebliche Probleme mit der verminderten Schwerkraft auf dem Mond, weshalb sie zum Umstürzen neigten. War eine Kuh erst einmal auf den Rücken gefallen, brachte sie es aus eigener Kraft nicht mehr fertig, wieder auf die Beine zu kommen und verendete elendig.

Daher versuchte man der Kuh in ersten genetischen Experimenten acht Beine anzuzüchten, vier unten und vier auf dem Rücken, so dass sie wieder aufstehen konnte, war sie einmal umgefallen. Allerdings schaffte man lediglich ein vollentwickeltes Bein zu erzeugen, die anderen blieben, warum auch immer, rudimentär und untauglich, so dass das ganze Experiment aufgegeben wurde.

Dennoch gab es eine nicht unbeträchtliche Menge fünfbeiniger Kühe, die nach der Pleite des Konzerns als wilde Kühe noch eine Zeitlang auf dem Mond ihr Unwesen trieben.

Wie nun ein Kuhbein in den Weltraum kommen konnte blieb mir genauso rätselhaft wie es mir auch in der damaligen Situation gleichgültig war.

Und noch eine weitere nützliche Sache konnte ich weiter hinten an meinem Seil entdecken. Eine Steinpresse.

Auch diese konnte sich noch als sehr nützlich erweisen, beinhalten Kometen doch eine nicht unbeträchtliche Menge Wasser, welches man vielleicht auspressen konnte. Möglicherweise fand sich am Ende des Seiles ja noch etwas vom Kometenschweif, denn ein solcher war die Ursache des Unglücks gewesen.

5. Kapitel

Apropos Küche... ich muss gestehen, dass ich langsam nicht nur Hunger bekomme sondern mir auch zunehmend heißer wird, weil das Zentralgestirn nun seitlich aufgegangen ist und das Plumpsklo durch das herzförmige Fenster zunehmend beleuchtet.

Wenn ich richtig sehe, ist dort neben der Tür ein Schriftzug eingraviert.

Warte mal, warte mal, ist sehr undeutlich, krakelig, wie mit einem Nagel eingeritzt. Wenn ich es recht lesen kann steht dort: «Ich will hier raus!«

Merkwürdig.- ich muss mich besinnen, besinnen. Eine Lösung muss gefunden werden, mir ist, als hätte ich diese sozusagen schon in mir, ich müsse sie nur wieder erinnern.

Also weiter, weiter. Ach ja, die Küche...

Kurz, die Fundsachen führten zur ersten warmen Mahlzeit. Nachdem die Reflektorschüssel umgekehrt auf dem Atomofen platziert war, konnte ich in Ruhe ein Stück, welches ich aus dem Bein der Mondkuh herausgeschnitten hatte, weich kochen und es hatte, vielleicht durch die lange Lagerzeit, vielleicht durch die Weltraumkälte oder wegen meines großen Appetits einen vorzüglichen Geschmack, machte nur etwas durstig.

Daher wagte ich einen etwas längeren Ausflug das Seil entlang, welches einige Kilometer hinausragte, und fand zu meiner großen Freude tatsächlich ein nicht unbeträchtliches Stück Kometenschweif, welches aus rein kristallinem Wasser war. Somit war vorerst mein Überleben gesichert und meine Stimmung stieg beträchtlich.

Ich verbrachte die nächsten Standartstunden damit, die Rakete auszubessern und auf einen ruhigeren Kurs zu bringen, der weniger Übelkeit erzeugen würde.

Das stellte sich als gar nicht so einfach heraus, denn das Seil am Ende der Rakete taumelte in einer Wellenbewegung hinter der Rakete her und zog deren Ende jeweils in einer Schwingung mit sich.

Mir blieb nichts anderes übrig, als nochmals hinaus zu klettern und nach geeigneten Gegenständen zu suchen, die mir behilflich sein könnten, fand allerdings nur einen Dosenöffner und einen Raum-Zeit-Kreisel, der jedoch leicht beschädigt war. Dennoch, irgend einem inneren Impuls gehorchend nahm ich beides mit in die Rakete und verstaute sie erst einmal unter dem Bett.

Kaum war die erste Hürde im Kampf ums Überleben genommen und die Aussicht zumindest mehrere Standarttage zu überleben gestiegen, so zeigte sich ein weiterer, größerer und weitaus schrecklicherer Feind, eine immaterielle Chimere, die Langeweile.

Nicht wenige Raumfahrer sind ihr erlegen. Man nennt sie auch kurz: DIE Krankheit, meint jedoch genauer die »Somnolentia stupentia monotona«, wie sie in Fachkreisen heißt, die 'bohrende Langeweile'.

Grund dafür ist, wie jeder ausreichend Belernte weiß, die Tatsache, dass der Weltraum vor allem leer ist.

Gerne schaut man beim Vorbeifliegen einmal auf eine Spiralgalaxie oder lässt sich von den fantastischen Leuchtbildern eines Sternennebels inspirieren, winkt einer vorbeifliegenden Rakete zu oder ergötzt sich an den wilden Farben einer Supernova. Dazwischen jedoch ist man vor allem Tage, Monate und jahrelangem ödem Nichts ausgesetzt.

Es ist schon vorgekommen, dass die Besatzung einer Rakete nach langem, ereignislosem Flug beim plötzlichen Anblick einer explodierenden Galaxie alle zusammen zum selben Fenster eilten, um sich dies Ereignis anzuschauen und die Rakete dadurch ein derartiges Übergewicht nach einer Seite bekommen hat, so dass sie aus der Bahn geriet und unkontrollierbar ins Trudeln geriet und das Ziel verfehlte.

Dieser Gedanke brachte mich auf eine Idee!

Wenn ich mich beim Schlingern der Rakete jeweils zur entgegengesetzten Seite abstieß, so musste ich langfristig dem Impuls einen Gegenimpuls entgegenbringen, wodurch sich die Schwingung vielleicht etwas verringern ließ.

Das erwies sich nun in dreifacher Hinsicht als ein löblicher Einfall. Erstens beseitigte er für längere Zeit meine Langeweile, weil ich nun damit beschäftigt war, mich im richtigen Moment von der Innenwand der Rakete zur Gegenseite abzudrücken, dort angekommen den Moment der Gegenbewegung abzuwarten und mich wiederum zurück zu stoßen, was in der Schwerelosigkeit kein sonderliches Problem darstellt, zumindest, wenn man acht gibt, sich nicht den Kopf zu stoßen wenn man ankommt. Und zweitens verringerte es tatsächlich mit der Zeit die Schlingerbewegung beträchtlich, ja schließlich kann ich sogar sagen, dass die Rakete einen gemächlichen, leicht wiegenden Kurs annahm, was ungefähr der ruhigen Schaukelbewegung einer Babywiege entsprach und mich auch gefühlsmäßig sehr beruhigte und letztlich, weil, wie ich mit großer Freude feststellte, Kreislauf und Muskulatur in Hochform gebracht wurden. Leider steigerte es den Appetit derart, dass er meine Vorräte an Mondkuhbein beträchtlich schrumpfen ließ.

Kurzum, nach wenigen Wochen war ich körperlich und geistig in Hochform.

Ich fuhr sogar mit dieser Übung fort, nachdem sie eigentlich gar nicht mehr nötig gewesen wäre, nur dass ich jetzt darauf achten musste, die Heckausschläge der Rakete gleichmäßig zu halten, um nicht zu einer neuerlichen Verschlechterung der Situation beizutragen.

Es stellte sich sogar so etwas wie eine Euphorie ein, die lediglich durch die jähe Erkenntnis gedämpft wurde, dass, auch durch meine erhöhte körperliche Aktivität, der Sauerstoffverbrauch in der Rakete drastisch zugenommen hatte und die Vorräte vorzeitig zu Ende zu gehen drohten.

Hier überkam mich wieder ein finsterer Groll und eine herbe Enttäuschung bei der Erkenntnis, dass die vorgehaltenen Sauerstoffvorräte ohnehin durch den Konzern so knapp gehalten worden waren, dass der Verdacht in mir aufkeimte, meine ganze gewonnene Reise sei nichts anderes als ein übler Scherz gewesen und in Wirklichkeit als ein Experiment ohne Wiederkehr geplant worden.

Immer wieder war ich auch gezwungen, lose gewordene Schrauben und Nieten in der Vertäfelung des Innenraumes der Rakete zu befestigen, die offenbar mehr als schlampig angebracht worden waren.

Dies brachte mich langsam in einen Zustand tiefer Depression und ich begann an Schlaflosigkeit und Grübelneigung zu leiden.

So spekulierte ich völlig sinnlos über das Wesen der Zeit.

Wir hatten ja das merkwürdige Verhalten der Zeit im Weltraum reichlich im Fach »Zeitgeschichte« unterrichtet bekommen.

Waren über den Irrtum aufgeklärt worden, den frühere Wissenschaftler aufgrund der Irrlehren eines Philosophen und Physikers namens Einstein aufgesessen waren, die Zeit und der Raum seien in sich verschränkte Dimensionen und noch absurder, das Licht bewege sich immer mit einer maximalen Geschwindigkeit von 300.000 km /sec. (Standardzeit), gleich in welcher Richtung und so weiter und so fort. Nun später wurden derart defätistische Gedanken als Volks - und Raumverdummung unter Strafe gestellt.

Einige ganz Unbelernbare wurden sogar einer strengen Desensibilisierungsbehandlung unterzogen, indem sie ganze Normalmonate in einem leeren Raum gesperrt wurden, in dem nichts weiter als ein Stein vorhanden war, den sie betrachten mussten.

Aber das waren Ausnahmen, die ausgeklügelte Cerebralarchitektur ließ derartige Aberrationen zum Glück meist nicht zu.

Dabei weiß doch nun jeder, dass nicht das Licht sich bewegt, sondern die Zeit.

Genaugenommen ist das Licht stets und überall zugleich, sofern es einmal leuchtet.

Anders ausgedrückt, wenn ich aus dem Fenster meiner Rakete mit der Taschenlampe leuchten würde, so ist dieses Licht im selben Moment am hintersten Punkt des Weltraumhorizonts existent und nur die Tatsache, dass die Zeit sich in einer torsionsschraubenartigen Bewegung (Torsions-hyperbolit) befindet lässt den Eindruck entstehen, dass das Licht Zeit benötige, um von einem Ort zum anderen zu gelangen.

Anders ausgedrückt, der Moment, in dem ich mit der Taschenlampe aus dem Fenster winke ist bereits die Vergangenheit für den nächsten Moment. Das Licht kommt also in der Zukunft an und dies umso später, je größer die Torsionsrotation der Zeit ist. Die wiederum ist um so größer, je weiter die Lichtquelle vom Empfänger entfernt ist und je näher sich dieser am Zeithorizont befindet.

Ich stelle mir die Zeit immer wie die Oberfläche eines Donuts vor. (Das ist die Form wie Gurken wachsen). Die krümmt sich in sich selbst, um an der Rückseite in umgekehrter Richtung wieder auf sich selbst zu treffen, worauf das Spiel aufs Neue beginnt, so dass sich mehrere umgekehrte Zeitebenen wie ein Sandwich überlagern, ohne dass die sich in der einen Ebene Befindlichen die der umgekehrten wahrnehmen können, weil diese ja in der vergangenen Zukunft sind und die ersteren in der zukünftigen Vergangenheit.

In der Mitte, also im Loch des Donuts, befindet sich der Zeitstrudel und das ist der Grund, warum große Flächen im All als leer erscheinen, was sie wohl auch sind, weil, wo keine Zeit fließt, da findet auch kein Ereignis statt und wo kein Ereignis stattfindet, da ist eben auch nichts und niemand.

So ähnlich waren wohl die Zusammenhänge, wenngleich ich immer wieder zugeben muss, dass ich manches nicht ganz durchschaut habe, aber dennoch ein Gefühl für die Zusammenhänge entwickelt habe, was mich noch nie betrogen hat.

Schließlich brachte mich diese ganze sinnlose Grübelei jedoch dazu, den Raum-Zeit-Kreisel unter meinem Bett hervor zu kramen und näher zu inspizieren.

Der Raum-Zeit-Kreisel ist meist bunt bemalt und wenn man ihn von oben durch einen Knopf, der an einer gedrehten Stange befestigt ist antreibt, so gibt er lustige Töne von sich.

Soweit ich mich erinnerte wurde er benutzt um die örtliche Zeit in erhöhte Rotation zu versetzen, was die Geschwindigkeit eines Raumschiffes beträchtlich steigern konnte, sofern man ihn mit dem Antrieb verband. Wenn sich nämlich bei gleichbleibender Geschwindigkeit, die Zeit beschleunigt, so erhöht sich für Außenstehende die Geschwindigkeit des Raumschiffes und es legt virtuell größere Strecken pro Zeiteinheit zurück. Das ist bei Langstreckenflügen sehr nützlich.

Hinderlich ist jedoch nur, dass der Knopf mit gleichbleibender Geschwindigkeit immer wieder in den Kreisel gesenkt werden muss, was bei zunehmender Zeitbeschleunigung ein ungeheures Fingerspitzengefühl erfordert und nur nach langjähriger Ausbildung gelingt. Daher werden Raum-Zeit-Kreisel nur von Spezialisten, den Rotoren bedient.

Dieser hier jedoch hatte eine deutliche Beschädigung an der Ummantlung und sogar einen kleinen Sprung im Fuß, auch war die Antriebswendel etwas verbogen und ließ sich nur schwer bewegen, wie ich leider feststellen musste.

Ich legte ihn also nach kurzer Inspektion enttäuscht zurück unter das Bett.

Im Folgenden schwankte ich zwischen immer kürzer werdenden Phasen der Euphorie und immer länger werdenden Phasen der Agonie.

Das wäre wahrscheinlich bis zum endgültigen Verbrauch meiner Sauerstoffvorräte so weiter gegangen, hätte mich nicht ganz offensichtlich eine Polizeipatrouille auf dem Radarschirm entdeckt, was bei der zunehmenden Größe meiner Sammlung, die ich hinter mir her zog zu immer deutlicheren Radarflecken geführt hatte, die schließlich selbst dem schläfrigsten Polizisten nicht mehr entgehen konnten.

Es dauerte nicht länger als 20 Normaltage bis ich einen eindeutigen und ebenso bestimmten Funkspruch auffing, ich solle mich innerhalb von 20 Normalsekunden zu erkennen geben, meinen Gencode, den Genehmigungsausweis zum Müllsammeln übermitteln oder ich würde unverzüglich festgesetzt oder sogar beschossen.

Aus dem kleinen Fenster meiner Rakete konnte ich das gewaltige Polizeipatrouillenschiff schräg vor mir einigermaßen erblicken, wenn ich die Gardine beiseite schob, die vor schädlichen Strahlen schützen sollte.

Es lag groß und gewaltig im Raum, oben blinkte ein Blaulicht und vorne die Leuchtanzeige mit der Polizeikelle, die in einer dreidimensionalen Projektion auf und abgeschwenkt wurde.Kein Zweifel, ein Patrouillenboot des Sternenkonsortiums, dem auch unser Konzern angehörte.

Nun war guter Rat teuer. Ich verstand erst gar nicht, was der Anlass war sondern hoffte einfach auf Rettung.

Den Gencode zu übermitteln war reine Routine, also meldete ich ihn ordnungsgemäß.

Allerdings war die unerwartete Antwort ein Schuss vor den Bug, was unglücklicherweise das Schleppseil zerriss, so dass es mit all meinen Schätzen davon segelte. Entsetzt schaute ich den davon trudelnden Kleinodien nach, die doch mein Überleben sichern sollten.

Das sollte nun also das Ende meiner einsamen Reise sein?

Ich funkte in meiner Not noch ein, »Hey, was soll das? Ich bin schiffbrüchig!«, doch als Antwort kam über den Lautsprecher zu meiner Überraschung ein hässliches, rauhes kehliges Gelächter.

6. Kapitel

Warte mal..!

Ach diese Hitze wird langsam unerträglich.. Beta Zaneta brennt mir noch langsam ein Loch ins Hirn.

Das Innere meines ungemütlichen Gefängnisses beginnt sich langsam zu erhellen.

Ja, jetzt sind nicht nur die Schriftzüge von vorhin gut zu erkennen, nein dort steht noch viel mehr, wenn ich recht sehe ist die ganze Tür über und über mit Krakeleien versehen, die teilweise in den Rillen der Holzmaserung zu bruchhaften Linien abbrechen.

Was steht hier?

»Ich denke... also bin ich.;..Ich dachte … also war ich..;.Ich werde denken... ach verflucht! Ich will einfach nur hier raus!«

Merkwürdig!

Und da! »Bin ich du's oder ….. bist du ich's?«

Und dort... »...wieder da... dadadada....«

Ich kaue ratlos auf meinen Lippen herum. Irgendwas kommt mir hier verdächtig bekannt vor.

Denken, denken, denken!

Pu, ich muss mich erinnern, an was muss ich mich nur erinnern?

Warte mal... ach, Willy Wikinger...!

Das war ganz gewiss der Untergang, das Ende, glaubte ich damals. Wäre es das nur gewesen. Mir gingen die Gerüchte durch den Kopf, die man sich in Raumfahrerkreisen hinter vorgehaltener Hand in den Kantinen zu raunte. Nicht zu laut natürlich, denn es war absolut verboten SEINEN Namen auch nur auszusprechen, denn ER lag auf der Lauer und ER war außerhalb jeder Ordnung und jeden wirtschaftlichen Nutzens.

Auch stritt man von offizieller Seite energisch ab, dass ER überhaupt existierte sondern ER sei eine einfache Erfindung der verhassten Konkurrenz, diesen Genverbiegern und Plagiatisten und entspringe überhaupt nur der Fantasie.

Dennoch hielt sich das Geraune über IHN, ja es gab sogar böswillige Kreaturen, die eigentlich zur Sabotage konzernferner Populationen in schäbigen Winkeln der Galaxie geschaffen worden waren, um dort für Aufruhr und Zwist zu sorgen, die sich zu SEINER Anhängerschaft zählten.

Derartige Elemente wurden natürlich sofort aus dem Verkehr gezogen und rekreiert.

Man erzählte sich, dass sich in den Schiffen von Willy Wikinger große brodelnde Bottiche mit Neutralisationslösung befanden in die Gefangene geworfen wurden, um Aminosäure aus ihnen zu gewinnen, die die Mannschaft des Freibeuters später zu allerlei Delikatessen verarbeitete und verspeiste.

Überhaupt musste der Freibeuter über eine Mannschaft übelsten Leumundes herrschen so wie ein blindwürtiger Tyrann vom Oligarchennebel, das ist direkt gegenüber der Karl Galaxie, marx man's glauben oder nicht, es soll sogar eine geheime Verbindung zwischen beiden Systemen bestehen. Der dortige Herrscher der Revoltarier ist bekannt dafür, dass er einige seiner Untertanen verspeist, nachdem sie ihm des mittabends ein Liedchen vorgesungen haben, um ihn zu besänftigen. Er soll schon einmal nahezu sein ganzes Volk verzehrt haben, nachdem ihm ein Ton falsch aufgestoßen war!

Gerüchte.. aber dass Willy Wikinger offenbar einen florierenden Handel mit den Schwarzmarkthändlern auf Mercator betrieb, natürlich steuerfrei, schien von mehreren Quellen belegt!

Ich harrte also zitternd der Dinge, die da kommen sollten und machte mich auf das Schlimmste gefasst. Das Zittern kam jedoch nicht allein von der Angst, die mich ergriffen hatte sondern das gesamte Raumschiff zitterte mit mir, so als empfinde es ebenso wie ich, außerdem wurde es empfindlich kalt mit einem Male.Da hörte ich ein quietschendes Geräusch und das Zuschlagen eines großen Metalltores, das Zittern meiner Rakete hörte schlagartig auf und ich spürte einen dumpfen Stoß, als sie offensichtlich aus geringer Höhe auf dem Boden aufschlug.

Es war stockfinster um mich herum! Durch das kleine Sichtfenster der Rakete flutete eine Schwärze, die finsterer war als der Rachen des dunkelsten Nerofisches auf dem Planeten Aquarium. Dieser soll das tiefste Schwarz der gesamten Galaxis ausstrahlen, weshalb er physikalisch auch als Schwarzstrahler benutzt wird, um daran die Schwärze der schwarzen Löcher zu eichen zum Zwecke der Katalogisierung und Typisierung.

Es ist nur ein wenig schwierig, ihn zu finden. Da er so unergründlich schwarz ist verfehlt man ihn leicht, weil man ihn nicht sieht oder was noch schlechter ist, landet in seinem Rachen und wird verspeist.

Ich brauchte indes nicht lange zu warten, als ich mit einem Mal Geräusche von Schritten vernahm...

Tapp, klack, tapp, klack, tapp, klack die sich unter gleichzeitigen unverständlichen Gebrummel und Gemurmel näherten. Kurz darauf hörte ich das Klicken eines Schalters und ich sah durch meine geschlossenen Augenlider einen schwachen Lichtschein, der umso heller wurde, je mehr ich meine Augen zu öffnen vermochte, denn diese hatten einen schweren Lidkrampf, der nur langsam nachließ. Es war danach auch nicht mehr ganz so dunkel wie vorher und ich machte einen tiefen Atemzug, den ich auch dringend nötig hatte, da ich offenbar die ganze Zeit vergessen hatte weiter zu atmen und deshalb wohl kurzzeitig ohnmächtig geworden war.

Ich lauschte angestrengt in die nun nicht mehr so dunkle Dunkelheit. Das Tapsen und Klackern war nun unmittelbar neben der Rakete und ich hörte, wie jemand mit einem tiefen Bass murmelte.

Dann ertönte ein dumpfes Klopfen an der Rakete, mal hier. 'Tapp, klack, tapp, klack,' mal dort, 'tapp, klack....klack tapp'.

Danach ein missmutiges Schnauben gefolgt von einem Schaben an der karbonfaserverstärkten Außenhaut der Rakete.

»Heda!« grölte eine rauhe, knarrende Stimme, » ist da jemand in dieser Blechdose?«

Heftiges Klopfen direkt hinter mir. 'Tapp, klack, tapp... klack'.

Dann verdunkelte sich das Sichtfenster und ein Auge wurde sichtbar... genauer gesagt, eine Art Gesicht mit wilden, verklebten Fell und einem rotunterlaufenden Auge, das in die Rakete luckte.

Dann wildes, wieherndes Gelächter...»Hahahahahha, was haben wir denn da?«

Das Monster schüttelte sich vor Lachen.

»He, du da, meinst du ich hätte dich nicht gesehen, hahahahm nein, so was Komisches!«

Wenn er mich entdeckte hatte, dann war es aus mit mir!

Ich verhielt mich reglos, genauso wie ich es in der Anleitung »1-25 exo. Univ.« gelernt und mehrfach im Simulator für ungewollte exoterrestrische Begegnungen geübt hatte. »Stillhalten, Augen gesenkt halten, flache, fast unmerkliche Bauchatmung, regungslos abwarten.«

Derweil begann das Monster, denn so etwas musste es wohl sein, wütend an die Rakete zu trommeln.

»Hällst mich wohl für blöd! - Was ? -Willst mich wohl verschaukeln? -Was? Willst Willy Wikinger auf den Arm nehmen -wie? Ha, haha, hahahah. Freundchen! Glaubst wohl, ich seh dich nicht da unter deinem Tischchen!« Er brach in wieherndes Gelächter aus.

»Hahahah, sitzt da unter dem Tischchen und macht sich in die Hosen... hahah.«

Dann wieder wütendes Klopfen an der Rakete. »He, Früchtchen, soll ich dich erst rausschälen aus deiner verbogenen Röhre -was?« tapp -klack, tapp, klack.

»Hahaha, sitzt da unter dem Tisch und schlottert, hat man da noch Töne?« Es folgte ein unverständliches Gemurmel. « Ach was, soll er verrotten, das Bürschchen!« Die Schritte entfernten sich. Das Geräusch eines Schalters, eine Tür krachte zu und es wurde wieder dunkel und still.

Ich wartete noch eine Weile ängstlich, bevor ich mich unter dem Tisch hervorwagte.

Das war noch einmal gut gegangen, aber was sollte ich nun tun? Da sich aus irgendeinem Grunde kein Licht mehr anschalten ließ, tastete ich halbblind durch das Dunkel der Rakete nach einer Kerze. Dabei stieß ich mir mehrfach schmerzhaft das Bein oder stolperte über Gegenstände die verstreut auf dem Boden lagen.

Nachdem ich es müde war nochmals wieder aufzustehen, nachdem ich zum hundertsten Male ausgerutscht war und mir bereits Schulter, Scheinbeine und Kopf schmerzten, grübelte ich über die merkwürdige Erscheinung des Freibeuters nach. Am aller merkwürdigsten fand ich die Tatsache, dass er offenbar ein verfilztes, zotteliges, rötliches Fell im Gesicht hatte, zumindest an Kinn, Backen und oben auf dem Kopf. Um einen Humogenen, so wie ich, konnte es sich also nicht handeln.

Immerhin sprach er die Universalsprache, wenn auch mit einem primitivem Akzent, so wie die Analphabetiker aus dem Sternbild Konfusius, das ist direkt hinter dem Mond rechts oder die Konfabulatoren aus dem Pharisähernebel,.

Sie haben ihre Mundöffnung am After und stoßen beim Sprechen merkwürdige Pfurzlaute aus, so dass sie nur mit Mühe zu verstehen sind.

Zum Glück benötigte man keinen Translator um Willy Wikinger zu verstehen, denn bei meinem fehlten die Batterien und er war nicht zu gebrauchen, was die Situation erschwert hätte.

Mir fiel wieder ein, dass die primitiven Vormenschen, solange sie auf der Erde gezüchtet wurden ebenfalls ein Fell trugen, welches Haare genannte wurde. Das war, bevor die genetische Reduplikation der ungeordneten Genpaarung mit all ihren Fehlern und Aberrationen durch eine wissenschaftliche Vermehrung ersetzt wurde.

Die Haare wuchsen an den verrücktesten Stellen, unter den Achseln, um den Po, in den Ohren, den Nasenöffnungen, auf den Schultern, ja sogar am Rücken und an den Beinen oder an den Geschlechtsdrüsen wo sie insgesamt wenig Sinn machen und am aller lustigsten sogar am Kopf, das stelle man sich nur einmal vor! Immerhin mussten sie schon von unseren Vorläufern als so störend empfunden worden sein, dass sie mit allerlei Methoden versuchten sich dieser Last zu entledigen indem sie sie ausrissen, wozu sie Wachs benutzten, sie mit Messern, Scheren oder anderen primitiven Werkzeugen bearbeiteten, meist mit unzureichendem Erfolg. Sie wuchsen wie Unkraut immer wieder nach oder sie versuchten, sie mittels moderner Lasertechnik zu zerstören.

Sie müssen so sehr unter diesen Auswüchsen gelitten haben, dass sich ganze Berufsgruppen, ja Wissenschaftler um dieses Problem kümmerten und sie möglicherweise zu sonst kaum etwas anderen mehr Zeit hatten. Zuletzt war es auch ein hygienisches Problem, welches schließlich derart drängend wurde, dass in den letzten Zeiträumen vor der »Wende« ganze Populationen dahingerafft wurden. Soweit ich weiß lag das daran, dass Haare ständig gesäubert und mit stinkenden Substanzen parfümiert werden mussten, wollte man verhindern, dass sich Ungeziefer darin ausbreitet.

Da durch die ungeordnete Vermehrung der Menschlichen der zur Verfügung stehende Raum auf der Erde schließlich so klein wurde, dass per Verordnung auf jedem Quadratmeter nicht mehr als 3 Menschen leben durften, verbreitete sich die Kopflaus, die ja in den Fellen und Haaren der primitiven Säugetiere lebt, derart rapide, dass die Pediculatoren eingreifen mussten.

Denn sie wurden nicht nur mehr und immer größer, sie wurden auch mangels der Fressfeinde immer gefräßiger und begann schließlich sogar Nasen und Ohren anzunagen.

Das war wohl der Grund, warum die Seuchenbehörde und die Pediculatoren beschlossen Ganzkörperbestrahlungen durchzuführen, was leider gegen die Läuse wenig nutzte, jedoch die Vormenschlichen derartig dezimierte und zu den merkwürdigsten Aberrationen führte, dass man beschloss, Haare genetisch ganz weg zu mendeln, so dass das Erscheinungsbild der Vormenschlichem dem der heutigen Humogenen schon wesentlich mehr glich.

Da auch die Kopflaus aufgrund der Bestrahlung zu vermehrten Mutationen neigte und einen plötzlichen evolutionären Schub erfuhr, so dass sie schließlich derartig intelligent wurde, dass sie beschloss auszuwandern und eine eigene Kolonie im All gründete, endete das Debakel noch einmal glimpflich und zu allgemeiner Erleichterung positiv auch für die Läuse.

Heute leben sie, glaube ich, im Krabbelnebel und sind nicht gut auf uns zu sprechen.

Wie dem auch sei, ich rappelte mich langsam auf und begann meine Suche nach einer verdammten Kerze wieder aufzunehmen. Nach Kurzem stieß ich mit dem dicken Zeh schmerzhaft gegen einen schweren Gegenstand, der mit metallischem Geräusch davon kullerte und dabei merkwürdige Laute von sich gab. Ich zögerte und tastete im Dunkel der Rakete um mich, bis ich das Ding in den Händen hielt. Es war wohl der Raum-Zeit-Kreisel der unter dem Bett hervor gekullert sein musste, als die Rakete so unsanft gekapert worden war. Gedankenverloren hantierte ich daran herum und in einem plötzlichen Wutanfall drückte ich die Antriebsstange in den Kreisel, wo sie schnarrend und unangenehm kreischend hineinfuhr.

Der Kreisel begann sich leicht zu drehen und die ersten Töne einer Melodie zu spielen, bevor er quietschend und scheppernd zur Ruhe kam.

Plötzlich war das Licht im Raum wieder aufgeflammt und ich hörte deutlich ein Klopfen und scharren, das undeutliche Gemurmel, welches unzweifelhaft von Willy Wikinger stammte und ein hässliches aber wohlbekanntes Lachen.

»Hahahahahha, was haben wir denn da?« Das Monster schüttelte sich vor Lachen.

»He, du da, meinst du ich hätte dich nicht gesehen, hahahahm nein, so was Komisches!«

Das kam mir irgendwie bekannt vor. Nur kam es eindeutig nicht von meiner Rakete sondern von etwas weiter seitlich von mir.

Derweil begann er wütend an die Rakete zu trommeln. »Hällst mich wohl für blöd! - Was ? -Willst mich wohl verschaukeln? -Was? Willst Willy Wikinger auf den Arm nehmen -wie? Ha, haha, hahahah. Freundchen! Glaubst wohl, ich seh dich nicht da unter deinem Tischchen!« Er brach in wieherndes Gelächter aus.

»Hahahah, sitzt da unter dem Tischchen und macht sich in die Hosen... hahah.«

Das kam mir nun extrem bekannt vor. Ich hinkte zu dem Fenster meiner Rakete und versuchte mühsam seitlich an dieser vorbei zu spähen wobei ich mir fast die Nase platt quetschte. Und tatsächlich.. ganz seitlich, gerade noch aus den Augenwinkeln und der äußersten Ecke meines Fensters zu sehen.. stand noch eine Rakete! Dann wieder wütendes Klopfen an der Rakete. »He Früchtchen, soll ich dich erst rausschälen aus deiner verbogenen Röhre -was?«', tapp - klack, tapp, klack'. Und wenn mich nicht alles täuschte, war das meine Rakete nochmals! Wie konnte das sein?

Ich wusste bereits was jetzt kommen musste und es kam auch: »Hahaha, sitzt da unter dem Tisch und schlottert, hat man da noch Töne?« Es folgte ein unverständliches Gemurmel..« Ach was, soll er verrotten, das Bürschchen!«

Die Schritte entfernten sich. Nun sah ich auch Willy Wikinger ganz, denn die Tür auf die er zusteuerte, war nun in meinem Blickfeld ebenso wie Teile des Raumes, in dem ich mich befand.

Wie soll ich es ausdrücken? Der Freibeuter war etwas anders als ich ihn mir vorgestellt hatte.

Er war untersetzt, fast quadratisch mit kurzen Beinen oder sollte ich eher sagen mit einem Bein, denn das linke Bein war in Höhe des Knies durch einen Metallstab mit Federmechanismus ersetzt auf dem er herumstapfte, was das klackernde Geräusch bewirkte. 'Tap',- Schuh. -'klack', – Krücke, 'tap – klack'.

Er trug einen merkwürdigen, dunkelroten Rock mit weißen Spitzenbesatz an Armen und Halskrause, den er mit einem dicken und breiten Gürtel um seinen Kugelbauch geschnürt hatte. Wenn mich nicht alles täuschte, steckte in diesem Gürtel ein dickes Messer, etwa unterarmlang und an der anderen Seite ein Universal Sprachendecoder, denn diese Geräte sind im ganzen Universum gleichartig.

Aus der schmuddeligen, ehemals wohl weißen Halskrause blickte ohne jeden Ansatz von Hals oder Nacken der bepelzte Kopf mit den rötlichen, filzigen Haaren.

Kurz bevor er die Tür erreichte hörte ich ein dumpfes »Plopp« und die Rakete an meiner Seite war verschwunden, oder besser gesagt, ich nahm wohl wieder deren Stelle ein, denn unmittelbar war mein Blickwinkel wieder der vorherige, kurz bevor das Licht wieder verlosch.

Ich blieb wie betäubt zurück und befand mich ganz offenbar wieder unter dem Tisch, unter dem ich zuvor bereits herausgekrochen war, wenn mich nicht alles täuschte.

Was war nun das wieder?

Ich kramte in meiner Erinnerung nach dem, was vorher geschehen war und stellte fest, dass diese langsam verblasste. Ich konnte mich nur noch mühsam und dunkel daran erinnern, dass ich den Raum-Zeit-Kreisel versehentlich bewegt haben musste.

Da sich aus irgendeinem Grunde kein Licht mehr anschalten ließ, tastete ich halbblind durch das Dunkel der Rakete nach einer Kerze. Dabei stieß ich mir mehrfach schmerzhaft das Bein oder stolperte über Gegenstände die verstreut auf dem Boden lagen.