5 x MORD - Heike Gewi - E-Book

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Heike Gewi

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Beschreibung

Fünf Fälle - fünf unterschiedliche Ermittler und deren Methoden. Während Meister Li - alias Walter Weiden - versucht, zwanzig Jahre altes Unrecht mit Hilfe des Gelben Drachen wieder ins Lot zu bringen, werden unabsichtlich zwei Sporttaschen mit fragwürdigen Inhalten vertauscht. Eine zerstückelte Leiche gegen die Ausbeute eines millionenschweren Bankraubes. Aber was führte dazu? Den wachsamen Augen einer Nachbarin entgeht nichts. Die kleine Laura entflieht. Häusliche Gewalt treibt sie ins dunkelste Herzstück eines ihr unbekannten Waldes. Dort trifft sie auf eine Axt, die ihr größtes Problem löst. Kripo-Chefin Marita Weber hat es da nicht so leicht. Bei der Aufklärung ihres Runen-Falls macht sie merkwürdige Entdeckungen, die nicht von dieser Welt scheinen. Ganz anders Kommissar Liedl, der mit Hinweisen überschüttet wird, sich aber gegen nicht zu leugnende Tatsachen stellt. Schlussendlich findet er sich unter den Untoten wieder.

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Seitenzahl: 69

Veröffentlichungsjahr: 2014

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5 x MORD

Heike Gewi

- Mondscheingeschichten -

Inhaltsverzeichnis

Cover
Titel
Vorwort
Die blaue Träne
Papiermüll
Laura und die Axt
Wolfsangel
Der Beweis
Nachtrag
Impressum

Vorwort

Erzähl mir nicht, der Mond scheint; zeig mir das Funkeln gebrochenen Glases.
--Anton Tschechov
Fünf Fälle - fünf unterschiedliche Ermittler und deren Methoden. Während Meister Li - alias Walter Weiden - versucht, zwanzig Jahre altes Unrecht mit Hilfe des Gelben Drachen wieder ins Lot zu bringen, werden unabsichtlich zwei Sporttaschen mit fragwürdigen Inhalten vertauscht. Eine zerstückelte Leiche gegen die Ausbeute eines millionenschweren Bankraubes. Aber was führte dazu? Den wachsamen Augen einer Nachbarin entgeht nichts. 
Die kleine Laura entflieht. Häusliche Gewalt treibt sie ins dunkelste Herzstück eines ihr unbekannten Waldes. Dort trifft sie auf eine Axt, die ihr größtes Problem löst. 
Kripo-Chefin Marita Weber hat es da nicht so leicht.  Bei der Aufklärung ihres Runen-Falls macht sie merkwürdige Entdeckungen, die nicht von dieser Welt scheinen. Ganz anders Kommissar Liedl, der mit Hinweisen überschüttet wird, sich aber gegen nicht zu leugnende Tatsachen stellt. Schlussendlich findet er sich unter den Untoten wieder.       

Die blaue Träne

Was für eine Frau!, ging dem Alten durch den Kopf. Schnell zog er seinen am Boden liegenden Hut zu sich heran, damit die schlanken Beine in den klackenden Stöckelschuhen nicht durch ein vermeintliches Hindernis ins Stolpern geraten. Der graziöse Gang könnte gefährdet sein. 

Passanten mochten den hageren Mann für einen verirrten Priester halten. Irrten Priester? - Eben für jemanden, der aus fernöstlicher Welt kam. Seine Tätowierungen glichen magischen Symbolen. Es hatte eher den Eindruck, er würde asketisch gekleidet meditieren, denn um Almosen bitten. Er bat nicht. Da war nur der Hut, welchen er anstarrte und welcher sich täglich füllte. Die schöne Frau hatte er kommen hören. Es klimperte. Urplötzlich stoppten die Beine und wurden leicht gespreizt über besagten Hut platziert. Langsam, sehr ehrfürchtig kletterte der Blick des Bettlers am durchtrainierten, sonnengebräunten Körpers hoch, welcher in ein kurzes, rotes, enges, verdammt enges Kleid? gedrängt zu sein schien. Aber vielleicht musste dieser Körper gar nicht hinein gezwängt werden. Vielleicht war es seine zweite Haut. Fast erschrocken sah er in große braune Augen, die von schwarzen, ins Gesicht fallende Locken umringt wurden. Ihr blutroter Mund hauchte »Danke« und in seiner schäbigen Bittschale aus Stroh landete ein Fünf-Euro-Schein. Sanft gleitete der Blick trüber, grauer Augen, die ihr Feuer schon vor Jahren verloren hatten, abwärts und blieb zwischen den vollen Brüsten hängen. Glanz kehrte in den Spiegel seiner Seele zurück, als hätte er sich selbst gefunden. Ein verführerischer Tropfen hing zwischen den Früchten, die jede Sünde wert waren. Das Wasserblau der überdimensionalen Träne reflektierte den Ort seiner Sehnsucht. Routiniert griff der Bettler in den Strohhut und tastete nach dem Geld, ohne den Blickkontakt zu der »Gottheit« zu verlieren. Das anschließende Lecken seiner schmutzigen Fingerspitzen galt offensichtlich dem üppigen Busen der knapp gekleideten jungen Dame. Ein Bettler, ja! Aber ein Mann! Schweißperlen traten auf seine Stirn. Er war den Modeschöpfern dankbar für derartig großzügige Kreationen. Ebenso wie er den mutigen Frauen dankbar war, diese zu tragen. 

   »Ich danke Ihnen, Verehrteste.«, brummte sein angenehmer Bass. Sie lachte verschmitzt, schwang beim Gehen ihre Handtasche übermütig auf den Rücken und betrat endlich den Frisiersalon. 

   »Wie immer?«, fragte eine kugelige Mittvierzigerin.

   »Wie immer, Frau Schreiner.«, nickte das schwarze Rasseweib der Friseuse zu.

   Haare gut, alles gut. An etwas anderes konnte und wollte Elvira nicht denken. Provokativ stellte sie ihr Handy aus und warf es achtlos in ihre neue Handtasche. Hatte sie Sorgen mit einem Mann kaufte sie sich Handtaschen. Hatte sie einen Typen satt und-oder mit ihm Schluss gemacht, verhalf ihr die Friseuse zu einem völlig neuen Look. Seinen Platz finden.. Nun, sie saß.

    »Was ist es denn diesmal, Kindchen?«, fragte prompt die scharf kalkulierende Frau Schreiner, die ihrer Kundin sofort einen Umhang auf das tiefe Dekolleté warf, als wollte sie sämtliche Spuren verwischen. »Getrennt haste dich noch nich von ihm, wa? Aber 'ne schicke Tasche haste da. Alle Achtung! Lässt dein Rainer was anbrennen?«

   Elvira schätzte die mütterliche Beratung der Schreiner. Sie hatte das, was Elvira immer haben wollte. Ein Leben! Frau Schreiner war verheiratet, hatte zwei hübsche, intelligente Kinder und ihr Mann liebte sie mit oder ohne Übergewicht. Gemeinsam für den Urlaub zu arbeiten, zu sparen, sich ein Heim zu schaffen und letztlich gemeinsam zu altern und von Enkelkindern zu träumen, Gott weiß, wie gerne Elvira all das hätte. Auch Frau Schreiner wusste es. 

   »Er oder sie will sich nicht scheiden lassen.«, flüsterte Elvira.

   »Kind, ich hab dir doch erklärt, dass das mit'm Chef nichts wird. Ich kenne seine Frau.«

   »Ich weiß. Ich meine das mit dem Chef. Bei Rainer ist aber alles anders gewesen.«

   »Für dich vielleicht, aber nicht für den Herrn!«

   »Wieso war sie Ihre Kundin?«

   »Ich war bloß 'ne Urlaubsvertretung. Solche Leute kriegen wir selten als Kunden. Aber zur Urlaubszeit in unserer schönen Kleinstadt hat man ja keine große Auswahl. - Jemand hatte ihr gesteckt, dass du eine meiner Lieblingskundinnen bist. Deine Vermutung war schon richtig. Seine Frau hat über euch beide genau Bescheid gewusst. Vor einem Monat hast du sogar neben ihr gesessen.«

   »Waaas?"

   »Bleib ruhig! Deswegen war mir klar, dass Rainer Katz und Maus mit dir spielt. Andererseits hättest du doch gewusst, wer neben dir sitzt. Hat er die nie seine Frau gezeigt? – Waschen?«

   »Nein und Ja. --- Und, nein, doch eine neue Haarfarbe!«

   »Oh, Gucci?«, lenkte Frau Schreiner ab.

   »Wie bitte? Was?"

   »Na deine Tasche."

   »Nein, Dolce & Gabbana! D&G stehen dafür. Geschenk von Rainer."

   »Ich sehe bloß 'n G. Mann, Elvira, die Tasche kostet so viel wie mein Urlaub!"

   Frau Schreiner und Elvira starrten entsetzt auf die Tasche. Genauer, auf den fehlenden Buchstaben an der Tasche. Längs der messingfarbenen Schnalle baumelte einsam das G an einem dünnen Lederriemchen, während das zweite leer hing. Wie ein ausgepflückter Zweig im Spätsommer stak das Riemchen ab – schmucklos. Die Schienen für eine extravagante Katastrophe in der Damenwelt schienen gelegt. Stattdessen fragte Elvira: »Wollen Sie die Tasche, Frau Schreiner? Ich finde keinen Gefallen mehr daran.«

   »Du lieber Gott, Elvira, nein! Du kannst dich nicht ständig in neue Handtaschen flüchten oder vergraben. Oder versuchen, dir mit einer neuen Frisur eine neue Identität zu verschaffen. Löse zur Abwechslung die Probleme, die du mit Männern hast. Stelle Rainer zur Rede. Setze ihm die Pistole auf die Brust. Stell ihn vor eine Entscheidung. Entweder – oder!«

   Der Kopf war gewaschen. Elvira wurde nachdenklich.

   »Hier ist der neue Katalog. Denk nach! Ich geb dir zehn Minuten, Kind!«

Der Alte, so zwischen Blumenladen und Frisiersalon sitzend, die beide im Neunzig-Grad-Winkel an den Supermarkt anschlossen, erhob sich langsam. Es war Mittagszeit. Der Lehrling vom Blumenladen hatte ihn angeherrscht, den Platz zu verlassen, da er neue Ware, Topfpflanzen, außerhalb des Ladens aufstellen wolle. »Verpiss dich, Alter! Du vergraulst uns die Kundschaft. Wir haben beste Sommerware.«

   Schlurfend bewegte er sich in Richtung Asia Snack. Umständlich drehte er sich um. Ziemlich besorgt betrachtete er durch die offene Glastuer des Salons seine schöne Gönnerin, deren schwarze Haarpracht in einem Handtuch verschwunden war. Diese schlanken Beine! Übereinander gelegt, wippte das Rechte wie zum Abschied.

   Das Gesicht dazu konnte er hinter dem Katalog nicht entdecken. Das Coverbild war nichtssagend. Seine Gottheit, die es zu befreien galt! Der Handtuchturban verriet ein Kopfschütteln. Er seufzte, drehte sich weg. 

   Nun winkte ihm der freundliche Vietnamese zu. Die Sonne stand hoch über den Birken, die einen kleinen Hain bildeten hinter der Bude des Asia Snack. Der Alte blinzelte. Hm, Rainer also!