999 - Genesis Ant - Leroy Berg - E-Book

999 - Genesis Ant E-Book

Leroy Berg

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Beschreibung

Sei vorsichtig mit dem, was Du begehrst. Lass Dich nie mit Typen ein, die Dir versprechen, Deine Wünsche wahr werden zu lassen. Du weißt nie, was es Dich kosten wird und wohin es Dich führt. So erging es jedenfalls Jo Ant. Als er völlig unvorbereitet auf ein scheinbar allmächtiges Wesen trifft, ändert sich sein beschauliches Normaloleben auf drastische Weise. Er verliert fast alles, bis er endlich anfängt, sich zu wehren. Am Ende liegt es in seinen Händen, ob die Menschheit weiterhin existiert oder zugrunde geht. Diese Geschichte erzählt vom Leben eines nicht alltäglichen jungen Mannes. Von Freude, Leid, Liebe, Hass, Verbrechen, einem ungewöhnlichen Leben und dem Tod. Ein bemerkenswerter und bewegender Mystery-Thriller in mehreren Teilen ...

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Sei vorsichtig mit dem, was Du begehrst.

Lass Dich nie mit Typen ein, die Dir versprechen, Deine Wünsche wahr werden zu lassen. Du weißt nie, was es Dich kosten wird und wohin es Dich führt.

So erging es auf jeden Fall Jo Ant. Als er völlig unvorbereitet auf ein scheinbar allmächtiges Wesen trifft, ändert sich sein beschauliches Normaloleben auf drastische Weise. Er verliert fast alles, bis er endlich anfängt, sich zu wehren.

Am Ende liegt es in seinen Händen, ob die Menschheit weiterhin existiert oder zugrunde geht.

Diese Geschichte erzählt vom Leben eines nicht alltäglichen, jungen Mannes. Von Freude, Leid, Liebe, Hass, Verbrechen, einem ungewöhnlichen Leben und dem Tod.

Ein bemerkenswerter und bewegender Mystery-Thriller in mehreren Teilen ...

Leroy Berg, geboren 1960 in München, aufgewachsen im Glasscherbenviertel Giesing, beendete nach seiner Schulzeit eine Ausbildung zum Versicherungskaufmann. 1989 zog es ihn ins nördliche Bayern, wo er bis 2017 als Schadengutachter für eine Versicherung arbeitete. Während der 28 Jahre seiner Gutachterzeit hatte er vornehmlich mit großen Sachschäden, Ermittlungsbehörden, Detektiven, vereidigten Sachverständigen, manchmal ebenso mit Anwälten und Gerichten zutun. Vor allem aber mit der Psyche der Kunden. Seit er sich im Ruhestand befindet, konzentriert er sich auf die Autorentätigkeit.

Mein Dank gilt allen, die es mir ermöglichten, diese Geschichte zu Papier zu bringen.

An alle die mich unterstützten, die Probeleser und Korrigierer, die ihre Zeit opferten, um mir bei der Verwirklichung meines Traums zu helfen. Sogar an diejenigen, die es versuchten, aber nie „genügend Zeit“ zur Verfügung hatten. Es lag leider außerhalb meines finanziellen Budgets, mir einen professionellen Lektor zu leisten.

Die Übertragungsfehler, welche ich erst nachträglich feststellte, versuchte ich mit dieser Neuauflage zu korrigieren. Ich hoffe, es ist zumindest zum größten Teil gelungen.

Vielen Dank an alle.

Leroy Berg

Inhalt

Das Erwachen I.

Aurora Boreales.

Port Ryan, Massachusetts

Dowannee, Florida

Erinnerungen an Gainsville, Florida

Dowannee, Florida II

Port Ryan, Massachusetts II

Dowannee, Florida III

Port Ryan, Massachusetts III

The Four Roses Tavern

Epode auf Dowannee

Artefakt.

Geheimnisse.

Sectio ceasarea.

Salve Josef Gaius Antonin.

Der junge Ant.

Kindergarten

Grundschule

Junior High-School

Senior High-School

Chester Li

Der Test

Die erste Begegnung.

Nach-Tod-Erlebnisse.

Krankenhaus

Die Polizei

Isolierraum

Stones Verhör

Psychiatrie

Höllenfahrten und die Familie Li

Zur gleichen Zeit auf dem Revier

Die Triaden

Chong Xu

Das FBI

Die Beerdigung

Endspiel

Ende Teil I.

Kapitel 1: Das Erwachen I.

Ein kurzer, warmer Impuls…. Ein winziges Flackern…. Wie ein Neuron eines Gehirns, das über ein Axon die Synapsen befeuert, mit kleinsten elektrischen Ladungen…. Da, ein weiteres Flackern, immer mehr, erst einer einzelnen Leuchtkugel gleich, dann sich aufspaltend, wie die Leuchtkugelexplosion einer Feuerwerksrakete, ein effektvolles Feuerwerk, es wird zu einem warmen Gefühl, dass sich seinen Weg bahnt.

Wo bin ich? Was ist passiert? Mir ist kalt, wieso ist mir so fürchterlich kalt? Mach irgendwas, beweg dich! Es funktioniert nicht, ich, ich schaffe es nicht, fühle weder Arme noch Beine! Und mir ist kalt, eisig kalt. Öffne deine Augen, komm, das kann doch nicht so schwer sein, komm, bitte! Ich bringe es einfach nicht. Alle Lebensenergie ist fast vollständig entwichen, vermutlich in diese eisige, starre Kälte, die mich durchdringt. Keine Panik, konzentriere dich, komm, beweg dich doch endlich! Bin ich fixiert? Ich fühle es aber nicht, spüre nichts davon, keinen Riemen, kein Klebeband, kein Seil, nichts davon ist da. Kein Gefühl oder körperliche Empfindung. Mir ist etwas schwindlig im Kopf, alles dreht sich, oder nur ich drehe mich, ein Feeling als läge ich volltrunken in einem völlig dunklen Raum, in einem Bett aus Eis, mit einer Zudecke aus flüssigem Stickstoff. Durch den Schwindel entsteht ein Unwohlsein, ein Gefühl als müsste ich kotzen, schaff es aber nicht. Nichts ist da, um es herauszuwürgen. Was ist nur los? Was passiert mit mir? Bin ich tot? Quatsch, ich kann mir nicht vorstellen, dass Tote solche Gedanken haben, überhaupt irgendwelche Gedanken haben.

Bin ich ein Zombie, eingebuddelt im Dreck? Wieso schaffe ich es dann nicht einmal, eine Zehe oder einen Finger zu bewegen, oder die Augen zu öffnen? Ich habe Angst, weiß nicht, wie es weitergeht, was ich zu unternehmen vermag. Welche Optionen habe ich? Nichts, rein gar nichts, Resignation gemischt mit Panik kommen auf, ein verwirrender Zustand. Beruhige Dich, Du hast doch schon so einiges überstanden! Immer wieder, Du bist doch kein Jammerlappen, ergo reg Dich ab, denk nach! Was ist das?!

Etwas, winzig klein, fängt an in meinem Kopf zu pulsieren, es breitet sich aus, Wärme dehnt sich, weitet sich, ich vermag nicht zu sagen woher, aber langsam kommen einige wenige Gedanken zurück, Erinnerungen, Bilder, nur bruchstückhaft.... Verdammter Poison, Dreckskerl!…. Es fühlt sich an, als ob mein Gehirn in Brand gerät, der Unterschied zwischen der Eisstarre und der sich mittlerweile rasant ausbreitenden, wenn auch nur spärlichen Energie ist extrem, heiß immer heißer, wie ein Höllenfeuer, aber es fühlt sich so lebendig an, so angenehm…. Mir fällt alles wieder ein!

Ich weiß noch immer nicht wo ich bin, vermag mir aber vorzustellen, weshalb ich es nicht schaffe, mich zu bewegen, nicht einmal die Augen zu öffnen. Ja, ich erinnere mich jetzt. Mein Boss hatte mich beauftragt, seine Biographie zu verfassen und sie nach seinem Ableben zu veröffentlichen. Eine Lebensgeschichte, als Warnung, für so viele Menschen wie möglich. Eine Mahnung für all diejenigen, die vorhatten denselben Weg einzuschlagen wie er. Niemals sollte mehr jemand das Gleiche durchmachen, niemand sollte mehr gezwungen sein, das zu erleiden, was ihm widerfuhr. Im Laufe der Zeit waren wir so etwas wie beste Freunde geworden. Vielleicht deshalb, weil ich seiner Meinung nach als einziger der wenigen Freunde in der Lage war, ihn zu überleben. Jetzt war es wohl soweit. Das mit dem Tod. Keiner überlebt so etwas, nicht einmal er. Nein, mein Boss war tot, so sicher wie das Amen in der Kirche. Seine Zeit war einfach abgelaufen, keine Chance. Eine Verlängerung oder eine Nachspielzeit hatte der große Schiedsrichter nicht zugelassen. Punkt, Ende, aus. Ich weiß, das hört sich nicht unbedingt optimistisch an.

Das stimmt, ich bin kein Optimist, aber ebenso kein Pessimist, beides wird schnöde der Wahrheit nicht gerecht, ist meiner Meinung nach kompletter Blödsinn.

Nein, ich bin Realist, und ich habe zumindest meinen Geist zurück. Mein Körper steht mir im Moment nicht zur Verfügung, zumindest fühle ich nichts, bin bewegungsunfähig.

Ich habe wohl im Moment nichts anderes vor, als mich ausschließlich auf meine Gedanken zu konzentrieren, hab sie wieder…., zum Glück…., deshalb kann ich mich genauso gut an die „Arbeit“ machen, geradewegs anfangen, versuchen meine Gedanken zu sortieren und zu strukturieren. Ich denke, es wird eine dieser langen Geschichten werden, lang aber sicher nicht langweilig. Dazu hatte mein Freund zuviel durchgemacht, während seines, tja, nennen wir es einmal, erweiterten Lebens. Wir alle waren Reisende auf unserem Mutterschiff Erde, von der Geburt bis zum Tod. Wir reisten, so lange es ging, zwischen den Ewigkeiten. Für manchen dauerte diese Reise eben etwas länger. So in etwa erging es auf alle Fälle meinem Freund.

Die Daten habe ich alle schon eingesehen, diverse Tagebücher gelesen - natürlicherweise im Auftrag -, persönliche Gespräche geführt…., ja, massenweise Gelaber, wir verbrachten Unmengen von Zeit miteinander…., außerdem habe ich Recherchen in Bibliotheken, im Internet, später im Worldstream geführt. Fast alles ist wieder zurück, vorhanden und verfügbar in meinem Kopf. Einige fehlende Dialoge werde ich, mangels Verifizierungsmöglichkeit, gezwungenermaßen sinngemäß ergänzen. Wie gesagt, ich kannte meinen Freund in- und auswendig und weiß, wie er reagierte, was er in den einzelnen Situationen von sich gegeben hätte. Ich hatte ihn erlebt, in verschiedensten Lebenslagen. Meistens war er fokussiert und konzentriert, bei der Arbeit, beim Versuch Lösungen zu finden, wo es eigentlich gar keine gab. Von allen Menschen, die ich je kennenlernte, war er der beste Problemlöser.

Mit seiner Erfahrung und zweifelsohne vorhandenen Intelligenz, war es ihm fast immer gelungen, Aufträge erfolgreich abzuschließen und dabei vielen Menschen zu helfen. Manchmal war der Umgang mit ihm schwierig, hauptsächlich wenn er sich wieder unleidlich benahm und in eine seiner depressiven Stimmungen verfiel….

Ich checkte das aber. Für mich waren die Stimmungsschwankungen nachvollziehbar und verständlich.

Das Leben hatte ihm bei vielen Gelegenheiten übel mitgespielt, oder war es Mr. Poison, der alles verkomplizierte, ihm den Alltag versaute? Eher Letzteres. Die Biographie, oder jetzt ja, der Nachruf, handelt von dem intelligentesten Erdenbürger aller Zeiten. Er blieb gleichwohl immer bescheiden. Am liebsten hatte er es, wenn man ihn in Ruhe ließ, ihm Raum gab, um sich um seine eigenen Angelegenheiten zu kümmern. Hätte er nicht zurückgezogen gelebt, wäre er sicher einer dieser Promis geworden, der ständig mit Selfiewünschen, Berührungen, Annäherungen oder schwachsinnigen Gesprächen belästigt wird. Für diese Art von Rummel hatte er nie etwas übrig. Große Partys, Preisverleihungen und öffentliche Auftritte grausten ihn ebenfalls. Trotzdem denke ich, ist sein Name so gut wie jedem geläufig. Jedem, der zugegebener Maßen jetzt eher mickrigen Weltbevölkerung. Die Menschheit und die Erde hatten sich innerhalb kürzester Zeit verändert, an Überbevölkerung litt die Erde zumindest nicht mehr. Die Phasen der unkontrollierten, menschlichen Ausbreitung, hatten sich seit einiger Zeit erledigt.

Sein Name war Josef G. Antonin. Antonin, ungewöhnlich für einen Nachnamen. Seine Großeltern stammten aus Deutschland, genauer gesagt aus Bayern. Das G. stand für den Vornamen Gaius, ein römischer Feldherr oder so, was ich aber nie nachrecherchierte.

Von Beginn seiner Schulzeit an, nannten ihn die anderen Schüler Ant, vermutlich weil er nicht der Größte war, damals weder körperlich, noch geistig. Ihn störte das nicht sonderlich.

Im Gegenteil, bekanntlicher Maßen gelten Ameisen als extrem robust, sind in der Lage das Vielfache ihres eigenen Körpergewichtes zu tragen und sind ausgezeichnet organisiert. Außerdem war er damals nicht unbedingt stolz darauf, dass seine Großeltern aus Deutschland in die USA immigrierten. Immerhin galt Deutschland damals als so etwas, wie der einzige Schurkenstaat Europas.

Ja, deshalb erschien ihm die Kurzform seines Namens angebrachter, sie ersparte ihm langwierige Erklärungen oder immer gleiche Gespräche über seine Herkunft. Kurz und einprägsam, das gefiel ihm besser. Er nannte sich selbst „Jo Ant“.

Von Vorteil war, dass die anderen Schüler nicht wussten, was das G. bedeutete, sonst wäre es vermutlich auf „gay Ant“ hinausgelaufen. Das war wohl der Grund, weshalb er den zweiten Namen nie ausgeschrieben hatte. Jo Ant, lautete seine Lieblingsvariante. Wie gesagt, anfangs glänzte er nicht unbedingt als Intelligenzbestie, später wurde er, aufgrund mysteriöser Umstände, oder weil er vielleicht ein Spätzünder war, als Forscher und Denker anerkannt. Für mich war er zusätzlich immer ein Held gewesen. Einer, der durch Arbeit und Taten viele Menschenleben gerettet hatte. Einer, der ständig versuchte, seine Fähigkeiten für das Gute einzusetzen. Die Bezeichnung „Held“ hätte ihm sicher nicht zugesagt, aber letztendlich bin ich für die Verfassung der Biographie zuständig, und er besitzt keinerlei Möglichkeit mehr, sich dagegen zu verwahren.

Erwähnte ich schon, dass Ant immer wieder an Depressionen litt? Die stockfinstere Nacht, die sein Gemüt mitnahm auf eine Bootsfahrt über einen Ozean aus Tränen, bis hin zum schwarzen Malstrom, der die Seele immer weiter nach unten zog, ohne Aussicht auf ein Entrinnen? Ja, ich glaube, das habe ich schon. Diese Zustände dauerten an, bis die nächste Katastrophe oder ein neues Projekt ihn aus seiner Schwarzsucht befreiten.

Er erlitt ehrlich gesagt zu viele Traumata, und seit der verfluchte Mr. Poison in sein Leben trat, seit dieser Zeit umgab ein umso dunklerer Schleier seine Psyche. Das Leid, ebenso jenes, welches Jo Ant durchlitt, dieses Leid bringt die stärksten Seelen hervor. Die allerbesten Charaktere sind mit Narben übersäht. Im Fall Ant waren mentale und körperliche Narben unübersehbar gewesen. Dazu berichte ich besser später mehr. Es liegt mir fern, in der Mitte der Geschichte einzusteigen.

Mit dem Urknall anzufangen ist wohl ebenfalls nicht das Gelbe vom Ei. Milliarden von Jahren, als sich aus Energie Materie bildete und wieder zerfiel, wieder bildete…., nein.

Ant ist nicht mehr, und er wird sich nicht mehr auf wundersame Weise neu bilden. Er lehrte mich einmal, der Mensch bestünde aus circa 10 hoch 28 Atomen. Das entspricht einer 10 mit exorbitanten 28 Nullen dahinter, und diese Teilchen existierten sogar nach dem Tod des Menschen bis in alle Ewigkeit weiter. Selbst wenn seine Atome jetzt, wer weiß wo herumschwirren, glaube ich nicht, dass er etwas davon haben wird. Meiner Meinung nach leben wir nicht in einem Universum oder in einem Teil eines Multiversums, nein, ich denke, wir existieren in einem Perversum. Zumindest nachdem was ich vor Kurzem erst erfuhr. Wo beginne ich also? Üblicherweise fängt eine Biographie mit der Geburt an. Das würde aber nicht der gesamten Geschichte gerecht werden. Es fing alles wesentlich früher an. ...

Kapitel 2: Aurora Boreales.

1. Port Ryan, Massachusetts I

Mitte Oktober hatte ein eiskalter Hauch von Seeluft Einzug gehalten, aber der Herbst schien sich nochmal voll ins Zeug zu legen, sich aufzubäumen, um sich ein letztes Mal von seiner besten Seite zu zeigen. Wenn die Sonne scheinte, sah alles auf irgendeine Weise besser, vielleicht sogar romantischer aus, in der kleinen Fischerstadt Port Ryan. Die klare Luft ließ den sogenannten `Indian Summer´ umso intensiver leuchten als an den vorherigen Herbsttagen. Port Ryan hatte im Gegensatz zu anderen Ostküstenstädten seine besten Zeiten längst weit hinter sich gelassen. Man sollte meinen, dass es allein durch die Lage am Atlantik, zwischen Boston und Portland, eine gewisse Attraktivität, eine höhere Lebensqualität, ein reizvolles Umfeld für Touristen oder Wochenendausflügler gäbe. Weit gefehlt.

Als Badeort konnte Port Ryan aufgrund seiner Lage an einem schroffen Teil der Küste, trotz des natürlichen Hafenbeckens, nie angesehen werden. Früher herrschte große Enge im Hafenbecken, für die vielen Trawler, welche die ortsansässige Fischfabrik belieferten, und die kleineren Fischerboote, die den Fischmarkt und die damals vorhandenen Restaurants versorgten. Heutzutage waren nur einige wenige Boote übrig. Die Fischer hielten sich gerade mal so über Wasser, indem sie weite Lieferanfahrten an Touristenorte in Kauf nahmen, die es in einiger Entfernung durchaus noch gab.

Die Fischfabrik war schon vor längerer Zeit geschlossen worden und fiel seither der Verwitterung anheim. Unübersehbar hauste der Verfall in Port Ryan, aber nicht nur im Hafengelände. Die vielen, mangels Verdienstmöglichkeiten verlassenen Häuschen früherer Arbeiter, zeugten ebenfalls davon und standen größtenteils leer. Mit den Arbeitern und deren Familien, den Konsumenten, verschwanden nach und nach ebenso die Gewerbetreibenden, die auf Kundenverkehr und Dienstleistungen abzielten.

Ihre Geschäfte, mangels Kundschaft schlicht und einfach unrentabel, verschwanden genauso, wie immer mehr potentielle Arbeitgeber. Der Rattenschwanz nahm kein Ende.

Trotzdem gelang es der Stadt auf wundersame Weise, sich ein eigenes Krankenhaus, das Port Ryan Medical Center und ein Hallenbad zu leisten. Vermutlich war das nur mit Hilfe von staatlichen Subventionen möglich.

Davon abgesehen gab es nur noch wenige Arbeitsplätze, na gut, ein Fischrestaurant am Hafen, zwei Fastfood-Restaurants an der Main-Street, einen Toyota-Händler mit Autowerkstatt, drei Tankstellen, ein paar Lebensmittelhändler, Supermärkte, Banken, Apotheken und so weiter, Kleinzeug eben, nichts, was einer Stadt zum Aufschwung verhalf.

Die Stadtverwaltung hatte es verpennt, rechtzeitig auf den Ausbau eines stabilen Tourismuszweiges zu setzen, statt dessen hielt man ewig an der sterbenden Fischindustrie fest. Sie dachten vermutlich, dass ohnehin kein Tourist gewillt war, seinen Urlaub in einer nach Fisch stinkenden Kleinstadt ohne Badestrand zu verbringen.

Das mit dem Fischgestank hatte sich wenigstens jetzt erledigt, Touristen stellten aber immer noch Mangelware dar. Und heutzutage schien es zu spät, es war kein Geld mehr da, um eine erfolgversprechende Infrastruktur zu schaffen, die alte Fischfabrik endlich abzureißen, bevor es ein Wintersturm schaffte, den Hafen für Segelyachten auszubauen oder Investoren für den Bau von Hotels mit Seeblick zu finden.

Die Politiker, die das zu verantworten hatten, waren trivialerweise ebenfalls verschwunden. Die kommen und gehen, hinterlassen Chaos und Schulden. Persönliche Verantwortung übernehmen sie nicht, schon gar nicht mit dem in ihrem Amt angehäuften Privatvermögen. Nein, damit kaufen sie sich dann überteuerte Villen in bekannteren Badeorten, weit weg von ihrem Ort der Schande. Die nachfolgenden Politiker trifft dann keine Schuld, sie sind ja nicht für den vorherrschenden Zustand verantwortlich und gezwungen, mit den unliebsamen Altlasten zu leben. Die Absicht, das zu ändern haben aber auch sie nicht.

Ändern wird sich höchstens deren Kontostand, während sie ihr hochgelobtes Amt ausüben. Der Job von Politikern ist es, Leute anzulügen und abzuzocken. Selbst wenn der ganze verdammte Planet aus Scheiße bestünde, würden Politiker sich darum streiten, wer den größten Scheißhaufen besitzt.

Alle diese Gedanken pilgerten durch Maureens Kopf, als sie kniend im Dreck, im Gemüsegarten hinter dem Haus, die Beete winterfertig herrichtete. Sorgfältig entfernte sie alles Alte, Verdorrte und Unerwünschte.

Die Gartenarbeit liebte sie, aber das Einwintern fand sie nicht sonderlich prickelnd.

Sie hatte mehr Freude daran, wenn die neuen Pflanzen im Frühjahr anfingen zu sprießen, das erinnerte sie immer mehr an das Leben, an einen Neuanfang …, aber jetzt, alter Mist raus, auf den Kompost, danach abwarten bis alles Andere stirbt und es Winter wird. Trostlos.

„Na ja, nützt ja nichts, ich denke mir einfach es seien Politiker. Die sollen mir doch alle mal den Buckel herunterrutschen. Am Besten mit der Zunge voraus, dann können sie mich auch noch gleich am Arsch lecken“, flüsterte sie leise vor sich hin, und werkelte sichtlich aufgeregter weiter als Unkrautvernichterin.

„Ach, reg dich doch nicht künstlich auf, denk daran, was deine Mutter immer gesagt hat. Hass ist, wie Gift zu schlucken, aber dabei zu hoffen, dass der Andere daran stirbt“, brabbelte sie, in ihr Selbstgespräch und die Arbeit vertieft, weiter vor sich hin.

„Ich denke, ich bin schon zu lange alleine“, schob sie nach.

Maureen war ebenfalls ein Opfer der Arbeitslosigkeit. Hier geboren, entschied sie sich, in Port Ryan zu bleiben. Nicht weil sie dort aufgewachsen war, nein, nur weil sie hier zusammen mit ihrem Mann, Joachim, ein hypothekenfreies, kleines Haus mit Garten, in der Hill St. 283, besaß.

Keine feine Gegend, aber nicht so heruntergekommen wie manch andere Ecke der Stadt. Wenn man den Kopf aus dem Schlafzimmerfenster im Obergeschoß streckte, sah man sogar einen kleinen Zipfel vom Ozean. Demzufolge ein Haus mit Meerblick, auf jeden Fall würden es die Hotelprospekte im Reisebüro genau so anpreisen.

Sie wollten ebenso weg von hier, aber niemand erklärte sich bereit, nach Port Ryan zu ziehen oder innerhalb der Stadt umzuziehen.

Alle strebten bloß weg, irgendwo hin, wo es Arbeit und eine Zukunft gab. Als Folge davon war es unmöglich, ihr Häuschen zu verkaufen.

Und die Bude aufzugeben, dafür war sie zu schade, ein zu hoher finanzieller Verlust.

Immerhin handelte es sich um ein richtiges kleines Haus, Stein auf Stein gemauert, keine Bretterbude, wie die übrigen in holzbauweise errichteten Gebäude.

Ein Vorgarten war kaum vorhanden, es lag fast direkt am Gehsteig, mit einer kleinen Treppe zur Eingangstür. Das Grundstück verlief in einem langen Streifen nach hinten, mit einer ordentlichen Gartenfläche von circa 600 qm.

Eine Hälfte war dem Gemüseanbau in den Beeten vorbehalten, im restlichen Garten standen einige ausladende Obstbäume, Äpfel, Birnen und Pflaumen.

Bei niedrigem Einkommen musste man eben zusehen, wo man bleibt. Selbstversorgung war angesagt. Maureen kochte einen Großteil des Obstes ein und lagerte es in Einweckgläsern im Keller.

Sie hatte das Anwesen von ihren Eltern geerbt. Ihre Eltern verabschiedeten sich vor zwei Jahren ebenfalls aus Port Ryan, bei einem tödlichen Autounfall auf der Inter State. Ein übermüdeter Truckfahrer hatte sie voll erwischt.

Angeschnallt in ihrem Chevrolet sitzend, walzte sie der Truck platt bis zur Unkenntlichkeit.

Es dauerte über ein Jahr, bis Maureen den Schock verwand. Um die Leere in ihrem Herzen zu füllen, unterbreitete sie Ihrem Joachim einen Heiratsantrag. Unspektakulär, während sie am Herd kochte, und er daneben am Esstisch saß und Zeitung las. Dieser Antrag, ohne großes Brimborium, ohne völlig überteuerte Ringe und feines Abendessen, hatte seinen eigenen Reiz.

Vielleicht ist so ein spontaner, unaufgetakelter Antrag, völlig bar von schnödem Mammon und Anspruchsdenken …, vielleicht ist er ehrlicher, verbindlicher und verbindender als die üblichen Anträge. Die Hochzeit fand nur im kleinen Freundeskreis statt.

Von Joachims Familienseite her, gaben sich nur seine Eltern die Ehre. Sie reisten extra aus Coulder, Colorado, an und blieben danach noch ein paar Wochen.

Die Feier fand an einem sonnigen Tag im Mai statt.

Sie grillten und lernten sich ein bisschen besser kennen. Zumindest Maureen und die Schwiegereltern.

Die Unterbringung stellte kein Problem dar. Da sich noch keine Kinder im Haus befanden, logierten sie im Kinderzimmer.

Seit einigen Monaten war Maureen allein im Haus. Sie kümmerte sich sorgfältig um das Haus und den Garten, während Joachim auf Montage arbeitete.

Er war bei einer Bostoner Tiefbaufirma, Boston Pipes & Underground Inc., untergekommen. Irgendwer musste ja für das Essen auf dem Tisch sorgen, der Garten konnte nicht alles liefern. Vorher hatte er bei einer kleinen Baufirma, direkt in Port Ryan, als Vorarbeiter gearbeitet. Sein ausgeprägtes handwerkliches Geschick für alles, was am Bau anfiel, rettete die alte Firma aber nicht vor der Pleite.

Seine Begabung blieb ihm immer treu, zumindest wenn er sich nicht betrank. Wenn er anfing, Alkohol zu trinken, fiel es im schwer, rechtzeitig auf die Bremse zu treten. Dann verwechselte er –im übertragenen Sinne – regelmäßig das Brems- mit dem Gaspedal. Eben einer dieser Typen, die mit jedem getrunkenen Glas immer durstiger zu werden schienen.

Manchmal, recht selten, verlor er dabei total den Verstand und trieb irgendwelche Dummheiten. Danach war er dann drei Tage lang völlig am Boden zerstört, wenn er endlich realisierte, was er wieder alles veranstaltet hatte.

Im Großen und Ganzen handelte es sich bei ihm um einen angenehmen Kerl, meistens freundlich, hilfsbereit, fleißig und eloquent, aber unter Alkoholeinfluss neigte er häufig dazu, durchzudrehen.

Die heimische Baufirma machte mangels Aufträgen letztes Jahr dicht und in der näheren Umgebung fand er keine Arbeit.

Er freute sich, als er einen neuen Job im Tiefbau fand, dabei nahm er die weite Anfahrt gern in Kauf.

Seine Beschäftigung lag zur Zeit darin, irgendwelche Drainagerohre in einem kleinen Nest, im Dixie County, in Florida, zu verlegen, um ein Sumpfgelände urbar zu machen. Zufälligerweise lag die Baustelle in der Nähe eines Fischerdorfes. Duplizität der Ereignisse, er kam eben nicht weg vom Fisch.

Dowannee am gleichnamigen Fluss, Dowannee River, und über die Country Road 349 zu erreichen.

Es war geplant, nach der Austrocknung des Sumpfes, mit dem Ausbau eines neuen Straßenabschnitts anzufangen. Ein harter Job, und tausende Meilen weit weg von Zuhause, weg von Maureen.

Wobei Maureen für ihn schon immer eine Augenweide darstellte.

Eine von der Sorte, die man als glücklicher Ehemann besser nicht ewig allein ließ. Ihr langes, blondes Haar, mit einem leichten Stich ins Kupferrote, wies zusammen mit einigen Sommersprossen, die sich um ihre Stupsnase verteilten, ein klein wenig auf ihre irischen Wurzeln hin. Trotz ihrer schlanken Linie war sie mit einer ordentlichen Oberweite ausgestattet. Astreine Kurven, wahnsinnig tiefe, grüne Augen, ein echter Hingucker, 25 Jahre alt ... und verheiratet.

Sie vermisste ihren Joachim, aber an Urlaub war erst einmal nicht zu denken. Vermutlich gab es erst zu Weihnachten ein Wiedersehen. Das stimmte sie etwas wehmütig, es frustrierte sie, was die Herausreißrate an der Unkrautfront kurzzeitig erhöhte.

Es wurde Nachmittag und der Schatten des Hauses legte sich kühl über ihre Schultern. Sie hatte vor, ein letztes, kleines Beet zu bearbeiten, aber sie war verschwitzt und wollte sich nicht gleich am Anfang der kühlen Jahreszeiten erkälten.

Die Jeans waren in Kniehöhe durch die feuchte Erde ziemlich verdreckt. Die Hände hatte sie durch Gummihandschuhe geschützt. Sie mischte etwas Dung vom Komposthaufen unter die Beete, weshalb sie Ihr Gesicht verzog, als sie beim näheren Betrachten ihrer Hände, den dezent würzigen Geruch von Fäulnis und Scheiße wahrnahm.

Ein weiterer kühler Hauch streifte ihr Genick und rief eine Gänsehaut hervor. In dem Moment, als sie sich aufrichtete um sich ihre Strickjacke zu holen, bemerkte sie aus dem Augenwinkel, dass eine dunkle Gestalt schräg hinter ihr stand:

„Hallo, schöne Nachbarin, kann ich dir helfen?!“

Die Ansprache kam so plötzlich und laut, dass sie in der Zehntelsekunde, als sie sich umdrehte, gleichzeitig zusammenzuckte vor Schreck. Dabei verriss sie sich leicht den Hals, was eine wütende Antwort zur Folge hatte:

„Verdammt Hank, mußt du dich anschleichen?! Was soll das!? Jetzt hab ich mir auch noch den Hals verrenkt, du, du, du dummer Nachbar!“

Sicher fielen ihr darüber hinaus einige, schlimmere Beschimpfungen ein, doch wieder einmal hatte Maureens Überich ihr zweifellos vorhandenes Temperament im Griff. Als sie aber in sein feixendes Gesicht sah, hätte es ihr fast den Draht aus der Birne gedreht.

Ihr Antlitz lief rot an, da es sich bei ihr aber um ein gut erzogenes, manierliches Mädchen handelte, verdrückte sie sich wiederum einen schlimmeren verbalen Ausbruch.

Es hätte nichts genützt, mit Sicherheit wären jegliche Schimpftiraden an Hanks dickem Fell abgeperlt wie Wassertropfen an einer Lotuspflanze. Dann hätte sich Maureens Ärger höchstens noch weiter gesteigert:

„Und überhaupt, du siehst doch, dass ich schon fast alles erledigt habe, wie willst du mir da noch helfen?“

Hank lehnte wie ein Fragezeichen cool auf seiner Seite des alten, rostigen, gusseisernen Gartenzaunes, der ihre Grundstücke trennte. Er grinste jetzt umso breiter:

„Ich könnte dir ja nach der Gartenarbeit etwas helfen, beim Aufräumen, vielleicht beim Duschen oder sooo….?“

Er wedelte dazu mit den Augenbrauen auf und ab, als ob er Tom Seleck aus der Serie Magnum darstellte. Natürlich war er dazu nicht in der Lage. Er sah zwar gepflegt und passabel gekleidet aus, so gut wie es sich ein kleiner Verwaltungsangestellter eben leisten konnte. Aber er war Mitte vierzig, hatte eine sehr hohe Stirn, also sehr viel Gesicht um es höflich auszudrücken, und er hatte die letzten zwanzig Jahre wohl zu sehr dem Verzehr von Fastfood gefrönt. Sein Bauch schien mit aller Macht daran zu arbeiten, die Knöpfe seines Hemdes abzusprengen, um dann ungehindert dem Boden entgegenzustreben. Alles in allem, kam er so gar nicht nach Maureens Geschmack. Sie fauchte ihm entgegen:

„Das hättest du wohl gern?“

Bevor er in der Lage war, „Ja“ zu sagen, schob sie noch nach:

„Wie geht es übrigens Dorothy, deiner Ehefrau, mein lieber Herr Jablanovsky?“

Treffer, versenkt. Sie drehte sich auf dem Absatz ihrer Gummistiefel um, und strebte in Richtung Hintertür.

Dabei fasste sie sich mit der rechten Hand ans schmerzende Genick und hastete schnellen Schrittes, leise vor sich hin fluchend, auf dem mit simplen Waschbetonplatten ausgelegten Weg in Richtung Haus.

Hank rief ihr hinterher:

„Hey, jetzt sei doch nicht gleich sauer, wann kommt eigentlich Joachim mal wieder nachhause? Ich wollte euch nochmal zu einem Barbecue einladen, bevor es zu kalt wird. Hey, nun sag doch was. Richte ihm wenigsten meine besten Grüße aus, wenn du heute noch mit ihm telefonierst, Süße.“

Er hielt seine Arme hoch, als ob er sich ergeben wollte und winkte mit den Händen. Sein Bauch hüpfte dabei auf und ab, bis das Hemd aus dem Hosenbund rutschte.

Maureen eilte unbeirrt und so schnell sie es schaffte weiter. Dann kam nur noch ein etwas enttäuscht klingendes, „See you later, Alligator“, von Hank, bevor er die Hände herunternahm und in Richtung seines Hauses trottete.

Diesen Ausspruch ließ er fast jedes Mal zum Abschied ab, eine der vielen Marotten, die er aufzuweisen hatte. Erst als Maureen die Fliegengittertür des kleinen, hinteren Flures öffnete, drehte sie sich nochmal um und lächelte. Einerseits weil es ihr gefiel wie der schwerfällige Hank mit gesengtem Haupt, das Hemd in den Hosenbund zurückstopfend, durch seinen Garten stapfte. Andererseits, weil sie bemerkte, dass sie es wieder einmal geschafft hatte, ihren Hals zu verdrecken und einzustinken, als sie mit der rechten Hand in Richtung des Genickschmerzes griff.

Während des Lächelns fing sie damit an, ihren Kopf leicht zu schütteln.

Sofort wusste sie wieder, weshalb sie etwas angesäuert reagiert hatte.

„Aaah, Sch….eibenkleister, die Knochen schmerzen mir schon von der blöden Gartenarbeit, jetzt hab ich mir auch noch den Hals verrenkt.

Danke, Hank“, sprach es und verschwand im Haus. ...

2. Dowannee, Florida I

Heute war Joachim dran ins Loch zu steigen. Er und Osman Akbulut, kurz Ossi genannt, ein eingewanderter Türke, hatten es als einzige vom Trupp drauf, mit dem großen Bagger wirklich umzugehen. Sie wechselten sich täglich ab. Einen Tag im Bagger sitzen, angenehm klimatisiert, mit dem Arsch auf einem bequemen Sessel im Führerhaus, am nächsten Tag dafür ab in den feuchten Graben, in die schwüle Hitze, zum Verlegen von Drainagerohren. Das Sommerklima hatte ihnen die letzte Zeit unerträglich eingeheizt, sogar jetzt, im Oktober, änderte sich daran nur wenig.

Unten im Loch musste man ständig auf der Hut sein, vor der Baggerschaufel, vor aufgeweichtem Erdreich, vor nachrutschenden Seitenwänden, vor beim Herunterlassen schwingenden Spundwänden, und vielem mehr.

Zur Absicherung vor einstürzendem Erdreich zog das Team Spundwände ein. Aber bis sie diese Spundwände fertig verbaut hatten, konnte einiges schiefgehen.

Joachim und sein Kollege Jeffrey Stiles, aus Boston, hielten sich im gefährlichsten Bereich auf, ganz vorn, wo der Baggerführer soeben das Erdreich frisch aushob.

Sie hatten die Aufgabe, kleinere Brocken, die der Bagger zurückließ wegzuschaufeln, und dann die Spundwände von der Baggerschaufel entgegenzunehmen, einzusetzen und zu befestigen. George Butterman und Finn Johannson arbeiteten weiter hinten daran, im Schutz der fest verschraubten und abgestützten Spundwände, ein Kiesbett in den Graben zu füllen, und dann das Drainagerohr darauf zu verlegen.

Ein anderer Trupp folgte, um Einiges weiter hinten, baute dort die Spundwände wieder ab, und verfüllte dann den Graben mit wasserdurchlässigem Kies.

Nachdem Ossi die nächsten zwei Meter Graben ausgehoben hatte, ließ er die große Baggerschaufel nach oben gleiten. Er kippte den Abraum auf den vorhandenen Erdhaufen neben dem Graben, stieg aus, und befestigte die nächsten Spundwände mittels einer Stahlkette an der Schaufel.

Joachim beschäftigte sich damit, die vorher eingesetzten Wände fest zu verschrauben und abzustützen.

Jeffrey ging das nicht schnell genug, er hatte vor, heute noch einige Meter zu schaffen, und sprang allein, mit der Schaufel in der Hand, in den frisch freigelegten Graben.

Dort fing er an, wie vom Teufel geritten, die letzten herumliegenden Erdbrocken wegzuschaufeln.

Joachim rief ihm hinterher:

„Jeff, warte doch noch, bis wir hier hinten fertig sind, die neuen Wände sind doch noch gar nicht da. Du weißt genau, dass du nicht allein da vorn herumspringen sollst, was ist, wenn dich Ossi übersieht und du die Wände auf deinen Dickschädel kriegst!“

Wie erwartet hörte Jeffrey nicht. Ohne sich umzudrehen winkte er schlechterdings ab und schuftete weiter.

Ossi saß inzwischen wieder im Führerhaus und bewegte die Spundwände, sodass sie hoch über der Baugrube schwebten.

Unvermittelt vernahmen alle Anwesenden ein schmatzendes Geräusch.

Beide, bisher nicht abgesicherten Erdwände des Grabens, lösten sich gleichzeitig und stürzten klatschend über Jeffrey zusammen.

Jeffrey verschwand, völlig begraben unter der feuchten, morastigen Erde. Der Druck der Erdmassen schien in förmlich zu zerquetschen. Er war nicht in der Lage zu atmen oder etwas zu sehen; bewegungslos gefangen, wie in einer betonharten Schneelawine, nur ohne die dazugehörige Eiseskälte.

Langsam ging ihm die Luft aus, aus Sauerstoffmangel lief er schon blau an. Kein Schrei durchdrang den dichten Matsch, er hatte keine Möglichkeit die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Joachim, stand ein paar Sekunden lang geschockt, mit weit aufgerissenen Augen, gleich daneben im gesicherten Bereich. Er ließ den Schraubenschlüssel fallen und sprang wie vom Blitz gerührt den Graben entlang, hinüber auf den matschigen Erdhaufen.

Bis Ossi endlich kreidebleich aus dem Bagger hüpfte, hatte Joachim den Kopf und das Gesicht seines Kollegen mit bloßen Händen freigelegt, sodass Jeff wieder zu Atem kam. Er schnappte erbärmlich nach Luft, weil das übrige Erdreich weiterhin den Brustkorb zusammendrückte.

Ohne seinen muskulösen Körperbau, hätte der Druck ihm vermutlich einige Rippen gebrochen, oder bestünde sogar die Möglichkeit, dass der gesamte Brustkorb eingedrückt wird.

Ossi, und die weiter entfernten Kollegen, George und Finn, erreichten den Verunglückten etwas später, und legten zusammen mit Joachim, nun zu viert, Jeffrey Stück für Stück wieder frei.

Ein eingespieltes Team. Alle behielten die Ruhe und waren konzentriert bei der Sache, ohne dass sie dafür Worte benötigten. Jeder wusste um seine Aufgabe.

Aus Jeffs völlig dreckverschmiertem Gesicht leuchteten die vom Adrenalin weit geöffneten Augen regelrecht hervor, wie Scheinwerfer unter einer dicken, alles bedeckenden Schlammschicht. Er sah irgendwie aus, wie ein Haufen dunkler Scheiße mit Augen. Joachim holte ein Taschentuch aus seiner Overalltasche und wischte ihm über das Gesicht:

„Jeff, Jeff, ganz ruhig, hast du Schmerzen? Kannst du atmen? Brauchst du einen Arzt?“

Jeff krümmte sich ein bisschen, tastete seinen Oberkörper ab, sah zu Joachim und den Anderen auf, und fing an zu grinsen.

„Au, Mann, das war knapp, es geht schon wieder, ich bin nur etwas groggy, als wenn mich jemand durch `ne Knoblauchpresse gequetscht hätte,“ erwiderte er mit etwas gequälter Stimme. Dann fuhr er fort:

„Hey Mann, Joachim, ich wußte ja schon immer, dass du`s drauf hast, danke Mann, danke für deine schnelle Reaktion, ich hab da unten echt keine Luft mehr gekriegt, danke nochmals, hast was gut bei mir.“

„Ok Jungs, helft Jeff raus aus dem Loch, bevor er sich noch in mich verliebt. Ossi, Butt (George Butterman), ihr zieht von oben, Finn und ich bleiben unten bei Jeff und schieben etwas“, lauteten die ersten Anweisungen des Neulings, die diesmal von den Anderen ohne zu murren umgesetzt wurden.

Ab diesem Zeitpunkt akzeptierten die Kollegen Joachim als vollwertiges Teammitglied.

Vorher nahmen sie ihn nur als Fremden wahr, als Neuling, der sogar in der Lage war, mit dem Bagger umzugehen. Jemand, den sie nicht kannten, ein Landei und Einer, den vermutlich der Chef als Spitzel engagiert hatte.

Ja, paranoides Verhalten ist weit verbreitet, hauptsächlich in der Arbeitswelt. Aber das war jetzt endlich vorbei, lange genug hatte es gedauert.

Ossi und Butt kletterten aus dem Loch und beugten sich hinunter.

Jeff streckte ihnen beide Arme entgegen, jeder schnappte sich einen Arm und zog, während Finn und Joachim von unten schoben. Mit einem lauten Schmatzen löste sich Jeff aus dem wabbelnden Dreckhaufen. Dann zogen Ossi und Butt ihn nach oben.

Da, wo er vorher noch im Matsch steckte, klaffte jetzt ein Loch, dass sich langsam, wie Moorboden, schmatzend wieder schloss.

„Hey, mein Stiefel, mein Stiefel is` weg! Er muss noch im Dreck stecken! Ich hab direkt gespürt, wie dieser verdammte scheiß Sumpf ihn mir vom Fuß gezogen hat!“

Ossi und Butt sahen sich an, schüttelten den Kopf und lachten. Fast rutschte Jeff ihnen wieder aus den Händen, aber sie griffen, immer noch lachend, fester zu und zogen ihn über den Rand nach oben.

Finn stand noch im Dreck und schaute hinauf zu ihnen:

„Wir sollen jetzt hier herumwühlen wie die Maulwürfe und deinen stinkenden Stiefel suchen, oder was?“

Jeffrey sah flehend über den Rand herunter zu ihnen:

„Tut mir doch den Gefallen, ich hab mir nur zwei Paar Arbeitsstiefel mitgenommen. Sonst hab ich nichts mehr zum Wechseln, und in Dowannee gibt`s bestimmt keine passenden Arbeitsschuhe für mich. Die haben keine in Größe 48.“

Joachim patschte mit der Hand auf Finns Schulter.

„Ich sehe jetzt schon aus wie ein Sumpfmonster. Du kannst ja hinten die Rohre noch fertig machen. Ich buddle inzwischen den Stiefel aus, ok?“

Finn nickte nur kurz und stapfte hinter, in den gesicherten Bereich des Grabens. Joachim schnappte sich eine Schaufel und fing an, nach dem Schuhwerk zu graben. Obwohl er wusste, wo er zu suchen hatte, dauerte es fünf Minuten, bis er den Stiefel fand.

Ossi und Butt trollten sich wieder zu ihrer Arbeitsstation. Nur Jeff saß weiterhin oben am Rand, völlig verdreckt. Augen und Zähne blitzten aus seinem Grinsegesicht:

„Schön, dir beim Arbeiten zuzusehen.“

Joachim brummte und schleuderte den soeben ausgegrabenen Batz-Stiefel in Richtung Jeff. Der ließ den Stiefel mit offenen Armen gegen seine Brust prallen und hielt ihn dann fest, wie ein Fußballtorwart.

„Au, au, meine Rippen, hey Mann, so kann man doch einen Invaliden nicht behandeln“, rief er hinunter und verzog sich aus Joachims Blickfeld.

Die Anderen arbeiteten amüsiert weiter. Als Joachim seinen Blick nochmal nach unten richtete, auf die Stelle wo er soeben den Stiefel befreit hatte, sah er etwas grünlich, metallisch glänzen.

Was war in der Lage, sogar in diesem Dreck noch zu glänzen, fragte er sich und beugte sich nach unten, um das Teil freizulegen. Er packte das Objekt nur mit Daumen und Zeigefinger und zog daran. Dabei löste es sich erstaunlich leicht aus dem Matsch, als würde die feuchte Erde es freiwillig freigeben, ganz ohne Gegenwehr, ganz ohne dieses Schmatzgeräusch.

Als er es im Arbeitshandschuh hatte, hob er es hoch auf Augenhöhe, drehte und betrachtete es fasziniert von allen Seiten. Dabei schien der feuchte Schmutz davon abzuperlen, wie bei einem Lotuseffekt.

Das entlockte Joachim nur ein kurzes, leises und in sich gekehrtes:

„Wow“.

Definitiv aus Metall, aus welchem wusste er nicht. Rost hatte es auf alle Fälle nicht angesetzt in der Feuchtigkeit des Morastes. Von außen schimmerte es grünlich. An der Innenseite wechselte es dann in eine Messingfarbe über.

Sieht aus wie ein freakiger Becher, dachte er. Wie ein Becher, rund, unten abgeflacht, oben offen, oder wie eine mickrige Urne ohne Deckel, auf jeden Fall ein Behältnis für irgendetwas. Für etwas Kleines, Handgroßes.

Und es reinigte sich scheinbar von selbst, ließ keinen Kontakt mit dem Schmutz zu, streifte ihn mit Leichtigkeit ab.

Je mehr sich der Becher selbst reinigte, kamen seltsame Verzierungen zum Vorschein, an der Außenseite, kleine Kreise, ganze und halbe, Rechtecke, Quadrate, Dreiecke und Wellenlinien, fast wie eine uralte Schrift, wie in Fels gehauene Runen, ungewöhnlich und fremdartig.

Joachim zog seinen rechten Arbeitshandschuh von der Hand und steckte ihn, ohne die Augen von dem Becher zu lassen, hinter den Latz seines Overalls.

Als er das Teil mit der bloßen Hand berührte, fühlte er, dass der Behälter anfing, leicht zu vibrieren.

Wenn er die Hand wieder wegnahm, hörte es auf. Seinem inquisitiven Wesen entsprechend, versuchte er es ein paar mal, je näher er dem Becher mit der Haut kam, desto mehr schien er zu vibrieren, Finger wieder weg, nichts mehr.

Außerdem fühlte sich der Becher auf der grünen Seite wesentlich wärmer an als auf der Innenseite.

„Ob das mit gespeicherten oder reflektierten Sonnenstrahlen in Verbindung steht“, fragte er sich stirnrunzelnd. Finger drauf, Hand wieder weg, nach einer kleinen Weile hatte er genug.

Laut Einstein wird Wahnsinn dadurch definiert, dass jemand ständig exakt den gleichen Versuch unternimmt, dabei immer das gleiche Ergebnis erzielt, aber jedes Mal auf ein anderes Resultat hofft, dachte er. Dieses Teil gefiel ihm. Er steckte es ein und nahm es mit. Es war sowieso kurz vor Feierabend, nur ein bisschen aufräumen, Werkzeug mitnehmen und Schluss, ab in den Wohncontainer, unter die Dusche, und dann …, mal sehen.

Die Baustelle lag wenige Meilen entfernt von Dowannee. Dort gab es nur ein Motel. Die Firma dachte nicht daran, sämtliche Bauarbeiter dort unterzubringen. Zu teuer. Auf dem Baustellengelände aufgestellte Wohncontainer mussten genügen. Es sah aus wie im Dschungelcamp.

Es gab Duschen, eine Kitchenette, einen Aufenthaltsraum und mehrere Zweibettzimmer mit Spinden, wie beim Militär. Für die Sanitäranlagen und das Brauchwasser gab es einen Wassertank, Strom erzeugte ein Diesel-Generator, der die ganze Nacht lang brummte, und die Crew beim Einschlafen störte.

Die feuchtheiße Luft drückte, eine Klimaanlage gab es nur im Bagger, und die Moskitos reisten vermutlich direkt aus Transsylvanien an. Knoblauch, Holzpflöcke, nicht einmal Giftspray halfen gegen diese Vampire.

Ständig musste man auf der Hut vor Schlangen, Feuerameisen oder sogar Alligatoren sein.

Die Jungs blieben deshalb nur zum Duschen hier, fuhren dann ins Dorf, um etwas vernünftiges zu Essen, oder nur, um miteinander ein paar Gläser zu heben und zu relaxen.

Spät nachts kamen sie dann meistens, reichlich vollgetankt, zurück ins Dschungellager, ließen sich in ihr Bett fallen und schwebten von dannen. Nur den zuvor ausgelosten Fahrer, traf es übel. Mangels flüssigem Sedativum hörte er den Generator brummen und die Moskitos summen. Die ganze, lange Nacht durch. Außer er gab sich nach der Dorftour im Camp die Kante, bei einer Flasche Whiskey oder einem Sixpack Bier.

In Dowannee lebten nur circa 700 Einwohner. Trotzdem gab es einige Restaurants, Cafés und eine Bar mit Live-Musik. Ein Geheimtipp für die immer zahlreicher werdenden Angeltouristen. Es bestand hier die Möglichkeit zum Süßwasserfischen im Dowannee River, oder Salzwasserfischen im Golf, aber jetzt im Oktober, zog langsam Ruhe ein. Die Crew bevorzugte an den Wochenenden das `Beef `O´ Donague Dowannee´, weil sie hier in der Sportsbar Football oder Baseball zum Bier serviert bekamen.

Oder sie verspachtelten ein dickes Steak im `Dixie Grilled Beef´, oder aßen im `The Diner Room´. Es gab hier zwar auserlesene Fischgerichte, aber Joachim hatte erstmal genug vom Fisch. Wenn sie Lust auf Live-Musik verspürten und vorhatten einmal ein echtes Mädchen zu sehen, hingen sie in der `The Four Roses Tavern´ ab.

Nach dem Vorfall mit Jeffreys Erdrutsch, fühlten sich alle, vollgepumpt mit Adrenalin, fit für den Abend. Joachim und insbesondere Jeffrey, sahen aus wie frisch aus dem Gully gezogen, und es wurde schon langsam dunkel. Hier im Süden gab es eine wesentlich kürzere Dämmerung, als in Joachims Heimatstadt, Port Ryan. Es war an der Zeit, sich in den Feierabend zu verabschieden. Und wenn die Crew an der Front des Grabens die Arbeit niederlegte, blieben für die nachfolgenden Teams ebenfalls nicht mehr viele Möglichkeiten weiterzuarbeiten.

Joachim stieg aus dem Graben, hinauf zu Jeffrey. Völlig verdreckt lächelten sie sich gegenseitig an und klatschten sich mit einem High Five ab.

Zusammen schlurften sie erst einmal zum Brauchwasserschlauch, direkt an der Außenseite des Wassertanks, drehten den Hahn auf und spülten sich den gröbsten Dreck von der Kleidung.

Ossi, der den ganzen Tag seine Eier im Bagger geschaukelt hatte, war der Sauberste und winkte ihnen grinsend zu:

„Ihr habt euch also doch verliebt! Jetzt duscht ihr schon zusammen!“ Nicht auf den Mund gefallen, gab Jeffrey ihm ohne Verzögerung Kontra:

„Hey, Ossi, muß man eigentlich intellektuelle Insolvenz auch beim Konkursgericht anmelden?“

Ossi erwiderte:

„Sag du es mir, du solltest da besser Bescheid wissen.“

Ohne eine Antwort abzuwarten, verschwand er im Container.

Als sich alle geduscht und aufgehübscht hatten, soweit einem überhaupt in den Sinn kam, diese Kerle als hübsch zu bezeichnen, trafen sie sich in ihrem Aufenthaltsraum. Mehr oder weniger aufgebrezelt freilich.

Der knuffige Ossi sah aus, als hätte er seine schwarze Gesichtsbehaarung fünf Tage lang nicht rasiert, hatte es in Wirklichkeit aber nur heute unterlassen. Was sein Bart, und seine Körperbehaarung an Wachstumskraft vorwiesen, fehlte ihm dafür auf dem Kopf. Dort war nicht nur der türkische Sichelmond aufgegangen, es scheinte schon fast ein Vollmond durch das spärliche Haupthaar. Seine dunklen Augen strahlten immer hellwach.

Bei Jeff, dem waschechten Texaner, den es irgendwie an die Ostküste verschlagen hatte, hörte man bereits an seinem Dialekt, woher er kam. Die Familie Stiles wanderte vermutlich schon in der Pionier- und Siedlerzeit in die Staaten ein. Eine athletische Erscheinung. Mit den roten Haaren und seinen fast zwei Metern Länge, erinnerte er ein wenig an einen Leuchtturm. Leuchtturm oder Feuermelder sollte man ihn aber besser nicht nennen, sonst bekam man Probleme mit Jeffs impulsiven Temperament, und es war von Vorteil, Ärger mit diesem Muskelberg aus dem Weg zu gehen.

Um Einiges friedlicher und gelassener erschien da Butt. Ihn brachte so schnell nichts aus der Ruhe.

Bei ihm handelte es sich eher um eine Schlaftablette, einen Favoriten für die Weltmeisterschaft im Extrem-Couching, wenn es diese Sportart gäbe. Als Resultat davon hatte er zuviel auf den Rippen.

Genau das Gegenteil von ihm war Finn. Das Klischee eines schwedischen Abkömmlings. Hellblond, blauäugig, und im Gegensatz zu Butt eine echte Bohnenstange, sehr drahtig. Wenn man mit ihm zutun hatte, unterlag man immer dem unterschwelligen Zwang, ihn zu füttern, damit er endlich etwas zunahm.