Abenteuer an den Johannissteinen - Carolin Jenkner-Kruel - E-Book

Abenteuer an den Johannissteinen E-Book

Carolin Jenkner-Kruel

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Beschreibung

Abenteuer aus Lippe für die ganze Familie: Die Geschwister Milan und Leandra zeigen dir ihre lippische Heimat. In vier spannenden (Vor)-Leseabenteuern nehmen sie dich mit zu den Johannissteinen, zur Zuckerfabrik und auf den Lagenser Weihnachtsmarkt. Selbst wenn es in Strömen regnet, besiegen sie die Langeweile.

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Seitenzahl: 63

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Diese Geschichten warten auf Dich:

Abenteuer an den Johannissteinen

Rübenzeit

Schietwettertag

Ein Stiefel voller Wünsche

Abenteuer an den Johannissteinen Oder: Wie Milan und Leandra in Lage ein Stück Schweden fanden

Das Sonntagsfrühstück in der Familie von Milan und Leandra war etwas sehr Gemütliches. Papa ging jeden Sonntagmorgen joggen und brachte Brötchen mit, während Mama, Milan und Leandra den Tisch deckten, Rührei zubereiteten und Kaffee und Kakao kochten. Das alles machten sie in ihren Schlafanzügen. Denn sonntags musste ja niemand zur Arbeit, in die Schule oder in den Kindergarten. Und deshalb hatten sie sehr lange Zeit, ihre Rosinenbrötchen und Croissants zu mampfen. Milan und Leandra freuten sich außerdem jeden Sonntag auf eine Überraschung. Erst beim Frühstück erzählten ihnen Mama und Papa, wo ihr Sonntagsausflug hingehen würde. Einmal konnte Milan aber kaum glauben, was seine Eltern da gerade über ihren Ausflug gesagt hatten.

„Heute fahren wir nach Schweden!“, hatte Mama stolz verkündet und dabei schelmisch gegrinst.

Milan tippte sich an die Stirn. „Nach Schweden? So weit? Aber das geht doch gar nicht an einem einzigen Sonntag mit Hin- und Rückfahrt!“

Milans Freund Theo war in den Sommerferien nach Schweden gefahren. Und daher wusste

Milan, dass dieses Land weit weg war. Man musste erst an das nördliche Ende von Deutschland, und dann noch stundenlang mit der Fähre über die Ostsee schippern. Nein, nein.

Das konnte unmöglich stimmen, was Mama da gerade gesagt hatte.

„Nach Schweden? Zu Pippi Langstrumpf?

Coooool!“, sagte Leandra und sprang direkt vom Tisch auf.

Mama und Papa beobachteten ihre Kinder und grinsten immer noch.

„Bleib lieber sitzen und iss dein Rosinenbrötchen auf, Leandra!“, sagte Papa. „Du wirst noch Kraft

zum Fahrradfahren brauchen.“

Jetzt verstand Milan gar nichts mehr. „Mit dem Fahrrad nach Schweden? Wie soll das denn gehen, an einem einzigen Tag?“

Mama legte einen geheimnisvollen Blick auf.

„Na ja, ich gebe zu, wir fahren nicht richtig nach Schweden, sondern nach Lage. Aber dort in Lage, da gibt es eben auch ein kleines Stück Schweden.“

„Wo soll es denn in Lage ein kleines Stück

Schweden geben?“, wollte Leandra wissen. „Da gibt es doch gar nicht so bunte Holzhäuser wie die Villa Kunterbunt.“

„Schweden besteht ja nicht nur aus bunten

Holzhäusern“, erwiderte Papa. „Es gibt dort vor allem ganz viel Wald. Und sehr viele Steine.“

Jetzt wurde Milan neugierig. „Aha. Und wo soll es das in Lage geben?“ Milans Familie wohnte noch nicht lange hier. Deswegen wusste er auch nicht, wo es in Lage Steine und Wald geben sollte. Zwar konnte man von Heiden aus den Teutoburger Wald sehen, aber der war ja nicht in der Stadt. Und dass es dort besonders viele Steine geben sollte, glaubte er auch nicht.

Papa schien es besonders spannend machen zu wollen. Er holte tief Luft und begann mit der Stimme eines Märchenerzählers mehr zu verraten.

„Tatsächlich ist mal ein kleines Stück von Schweden bis nach Lage geschoben worden.“

„Hä?“, stutzte Leandra. „Wie soll das denn gehen?“

„Na ja“, sagte Papa. „Gegangen ist da gar nichts vor über 100.000 Jahren in der Saale-Eiszeit.

Aber es gab damals seeehr viele Gletscher. Und die haben ein paar richtig große Steine bis nach Lage geschoben. Das sind die Johannissteine. Die kommen aus Schweden.“

„Und woher weißt du das?“, fragte Milan.

„Forscher aus Deutschland und Schweden haben Proben von den Steinen entnommen und gehen davon aus, dass die zwei riesigen Granitbrocken, die bei uns liegen, von den schwedischen Åland-Inseln kommen.“

„Also, das wiederum stimmt jetzt nur so halb“, mischte Mama sich ein. War ja klar: Mama hatte mal in Schweden studiert und wusste ziemlich viel über dieses Land. „Die Åland-Inseln gehören zu Finnland, auch wenn man dort Schwedisch spricht.“

„Aber vor über 100.000 Jahren gab es Finnland und Schweden noch gar nicht“, sagte Papa beleidigt.

„Da hast du auch wieder recht. Aber ist es nicht toll, dass man überhaupt herausfinden kann, wo die großen Findlinge herkommen?“, sagte Mama.

„Was sind denn jetzt schon wieder Findlinge?“, wollte Leandra wissen.

„Ein Findling ist ein großer Stein“, wusste Milan.

„Und was gibt es noch so über Schweden zu erzählen? Können wir dann heute einen richtig schwedischen Sonntag in Lage machen?“

„Gute Idee!“, meinte Mama. „Dann backen wir Zimtschnecken und nehmen sie als Proviant mit.

Zimtschnecken sind nämlich genauso typisch für Schweden wie Steine und Wald.“

„Und was noch?“, bohrte Leandra nach.

Wenn sie einmal anfing zu fragen, hörte sie nicht so schnell wieder auf.

„Die roten Holzhäuser, da hattest du recht, Leandra. Und natürlich auch Pippi Langstrumpf und die anderen Geschichten von Astrid Lindgren. Aber auch noch viel ältere Geschichten, in denen es um Trolle geht, die angeblich in den schwedischen Wäldern wohnen.“

„Und was machen die Trolle da?“, fragte Leandra weiter.

„Wenn man sie nicht verärgert, leben sie Tausende Jahre friedlich im Wald. Aber wenn sie böse auf die Menschen sind, stellen sie komische Dinge an.“

„Klingt unheimlich“, sagte Leandra auf einmal sehr kleinlaut.

„Sind aber nur alte Geschichten“, beruhigte Milan sie.

„Genau!“, sagte Mama. „Das sind halt Märchen.“

Und dann räumten sie den Küchentisch ab und begannen, die Zimtschnecken zu backen. Das dauerte eine ganze Weile. Der Hefeteig musste ja erst gehen! Aber nach einiger Zeit duftete es endlich nach frischem Gebäck. Papa packte den Picknickkorb, und Mama holte die Fahrräder aus der Garage.

Mama, Papa und Milan standen schon vor der Tür, nur Leandra war auf einmal wie vom Erdboden verschluckt.

„Leandra?“, rief Milan. „Wir wollen los!“

„Ich aber nicht“, hörten sie eine trotzige Stimme aus dem Garten rufen. „Ich komm nicht mit.“

„Natürlich kommst du mit!“, sagte Papa streng.

„Sonntags ist Familienzeit. Da machen wir alle zusammen einen Ausflug.“

„Ich aber heute nicht“, patzte Leandra zurück und stampfte mit dem Fuß auf die Terrasse, damit ihre Eltern auch wussten, dass sie es ernst meinte.

„Aber warum denn nicht?“, fragte Mama. Sie öffnete das Gartentor und ging auf Leandra zu.

Papa und Milan folgten ihr.

Leandra hatte ihre Hände vor der Brust verschränkt und machte nicht den Anschein, als könne man sie davon überzeugen, mitzukommen.

„Sag mir einfach, warum du nicht mitwillst“, sagte Mama geduldig, während Milan mit den Augen rollte. Warum mussten kleine Schwestern das Leben manchmal so kompliziert machen?

„Das ist doch wohl klar!“, maulte Leandra.

„Nein, mir ist nicht klar, warum du nicht ein schönes Picknick mit uns bei den Johannissteinen machen möchtest“, säuselte Mama.

„Na, wegen der Trolle“, gab Leandra zu bedenken. „Was, wenn die Gletscher nicht nur die Steine, sondern auch Trolle nach Lage geschoben haben. Weil vielleicht saß ja so ein kleiner dummer Troll auf einem der Steine!“

Milan lachte los und erntete dafür einen bösen Blick von Papa.

„Das mit den Trollen sind alles nur Geschichten.

Kein Mensch hat jemals einen Troll gesehen. Es gibt sie nicht wirklich“, erklärte Mama.

Aber das überzeugte Leandra nicht. Sie hatte die Arme noch immer vor der Brust verschränkt und guckte absichtlich in eine andere Richtung.

Mama sah Papa auffordernd an. Er wusste, dass er nun an der Reihe war, seine Tochter von dem Ausflug zu überzeugen.

„Aber Leandri, denk an die leckeren Zimtschnecken!“

„Ich esse eh lieber Schokolade!“, gab Leandra von sich, ohne ihren Papa eines Blickes zu würdigen.

„Aber wir könnten auf die Steine klettern und verstecken spielen!“, versuchte Milan schließlich sein Glück.

„Na guuut!“, sagte seine kleine Schwester schließlich.

Und so waren sie wenige Augenblicke später auf ihren Fahrrädern unterwegs von Heiden nach Lage.

Das Dumme ist: Wenn man von Heiden nach Lage fährt, geht es irgendwann bergauf. Das Gute ist aber, wenn man Papa auf seinem E-Bike dabeihat. Der schiebt seine Kinder nämlich gerne an, damit sie die steile Strecke hochkommen.

Und das machte er auch an diesem Sonntag.