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Abenteuer in der alten Burgruine ist der zweite Teil mit den Protagonisten Sophie, Julia, Tobias und Andreas, die sich in Köln kennengelernt haben. Eigentlich wollen die Vier nur schöne gemeinsame Ferien verbringen. Vor allen Dingen Julia freut sich sehr auf Andreas. Doch dann kommt wieder alles anders und sie schlittern erneut in ein spannendes Abenteuer. Können sie das Rätsel in der alten Burgruine lösen? Ein Abenteuer für Kinder ab 12 und jung gebliebene Erwachsene.
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Seitenzahl: 298
Veröffentlichungsjahr: 2023
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Kapitel 1 – Wiedersehen
Kapitel 2 – Das Burggelände
Kapitel 3 – Die Entdeckung
Kapitel 4 – Verwirrung
Kapitel 5 – Die Schlüssel
Kapitel 6 – Das Geständnis
Kapitel 7 – Der saubere Geheimgang
Kapitel 8 – Seltsame Dinge
Kapitel 9 – Die Überführung
Genau ein Jahr war es her - ihr großes Abenteuer in Köln. Julia hing ihren Gedanken nach, während die letzte Stunde Englisch vor den Ferien begann. Ein ganzes Jahr hatte es gedauert, bis sie sich jetzt endlich wiedersehen würden. Einiges war dazwischengekommen und so hatten sie viel telefoniert und geschrieben. Sie und Andreas, Sophie, ihre beste Freundin und Tobias. Sie hatten sich in einem Hotel in Köln kennengelernt und gemeinsam ein altes Rätsel auf einem Schloss gelöst. Julia seufzte, „ach, der gute alte Wilhelm“, er hatte ihnen eine spannende Zeit bereitet und diese verging damals wie im Flug. Der Abschied war verwirrend gewesen, denn Andreas hatte das ausgesprochen, was er fühlte. Er mochte sie sehr und auch sie fühlte sich zu ihm hingezogen. Die Schmetterlinge in ihrem Bauch hüpften. Morgen, morgen werde ich ihn endlich wieder sehen, dachte Julia. „Au“, entfuhr es ihr. Sophie hatte sie in die Seite geboxt, denn die Lehrerin hatte Julia aufgerufen. Das hatte sie gar nicht bemerkt.
„Sie fragt, was du in den Ferien machst“, zischte Sophie.
„Oh“, Julia überlegte kurz, „Freunde treffen“, war ihre Antwort.
Die Lehrerin schien zufrieden und sie hing wieder ihren Gedanken nach. Eigentlich wollten sie sich im vergangenen Jahr noch in der zweiten Hälfte der Sommerferien bei Sophie zu Hause treffen. Es war schon alles geplant, da bekam Sophie solche Bauchschmerzen, dass sie sich bald von ihrem Blinddarm trennen musste. Das Treffen fiel ins Wasser, so sehr das alle bedauerten. Auch in den nächsten Ferien kam immer etwas dazwischen. Erst musste Tobias arbeiten, dann war erst Julia und darauf Sophie im Urlaub. Aber diesmal, so hoffte Julia, würde alles klappen.
Sophie plagten ganz andere Sorgen. Ihr Zeugnis war wieder nicht so gut ausgefallen, wie sie es sich vorgestellt hatte. Kein Vergleich zum letzten Jahr, wo sie die Versetzung nur gerade mal so geschafft hatte. Aber so richtig durchgestartet war sie immer noch nicht. Warum musste man Abitur machen? Sie hasste diesen Lernkram und wäre viel lieber mit der Mittleren Reife abgegangen um ihren momentanen Traumberuf, Köchin, zu erlernen. Ihre Mutter war davon nicht begeistert. Im Gegenteil, der sogenannte Traumberuf fand bei ihrer Mutter eigentlich kein Gehör. Nur weil Sophie seit einem halben Jahr Spaß am Kochen und Backen entwickelte konnte Barbara nicht erkennen, dass das der sogenannte Traumberuf war. So einigte man sich darauf, dass Sophie das Abitur absolvieren und danach eine Ausbildung beginnen würde. Insgeheim hatte ihre Mutter gehofft, dass sich in den drei Jahren bis zum Abitur der Berufswunsch ihrer Tochter noch mal ändern würde. Nun würde sie also ein weiteres Jahr vergeuden, um ihrem Traumberuf näher zu kommen. Irgendwie war es ungerecht. Bei ihr waren alle Möglichkeiten offen und sie musste dieses blöde Abitur machen. Sie überlegte, ob sie noch einmal mit ihrer Mutter sprechen sollte. Immerhin hatte sie nach dem Auffinden des Schatzes von Wilhelm zu Auersbach im letzten Jahr einen beträchtlichen Finderlohn erhalten, der selbst nach der Aufteilung durch vier Personen noch sehr beachtlich war. Es war ein gutes Startkapital ins Erwachsenenleben.
Endlich blinkte es und sie konnten das Schulgebäude verlassen. Auf dem Nachhauseweg fuhren sie zunächst bei Julia vorbei, um ihre Sachen zu packen. Sie sollte die drei Wochen, die die Jungs nun zu Besuch kamen, bei ihr wohnen. Bei Sophie gab es genug Platz für alle und so hatten sich die Mütter darauf geeinigt, dass Julia für die Zeit zu Sophie zog.
„Wie soll denn das Wetter in den nächsten Tagen werden?“, fragte Julia.
„Was hast du denn für Sorgen?“, gab Sophie zurück.
„Gut, dann frage ich anders herum: Wollen wir schwimmen gehen oder sonst irgendwas, wozu ich Badesachen, Handtücher, kurze Hosen oder ähnliches brauchen werde?“
„Moment“, meinte Sophie, „ich schaue mal in die Wetter-App.“
Es dauerte einige Zeit, bis Sophie sich für eine brauchbare Temperatur entschieden hatte, was der Vorteil von mehreren Wetter-Apps ist!
„Du kannst die Badesachen und kurze Hosen einpacken. Nach meiner favored Wetter-App bleibt es weiterhin schön warm.“
Nachdem sie alles verpackt hatte, war Julias Koffer so schwer, dass sie Mühe hatten, ihn die Treppe herunter zu tragen. Zum Glück ließ er sich ziehen und so waren sie doch ohne größere Probleme bald bei Sophie angekommen.
„Eigentlich hätten wir auch eine kleinere Tasche packen können“, meinte Julia. „Ich kann ja jederzeit zu Hause Nachschub holen.“
„Und das sagst du erst jetzt“, ereiferte sich Sophie und begann, das Bett für Julia zu beziehen. „Komm! Wir müssen uns beeilen, die Betten der Jungs müssen auch noch bezogen werden.“
„Wann wollen die denn kommen?“, fragte Julia.
„Also Tobias hat gestern noch mal geschrieben, dass sie gegen Mittag losfahren werden. Sie brauchen circa gute eineinhalb Stunden und so denke ich, dass sie spätestens zur Kaffeezeit hier sein werden.“
„Hast du dir eigentlich schon mal überlegt, was wir mit denen den ganzen Tag machen wollen?“, grübelte Julia plötzlich. „Klar können wir hier mal durch unsere Kleinstadt spazieren gehen, Eis essen…“
„Kino, Schwimmbad, Radfahren…“, fügte Sophie hinzu, „Aber stimmt, so richtig was Spektakuläres, wie in Köln, haben wir hier sicher nicht zu bieten.“
„Mach dir keine Gedanken“, Julia lächelte, „wir werden die Zeit schon herumbekommen.“
„Das kann ich mir auch ganz genau vorstellen“, Sophie machte Bewegungen, die eine Knutschszene nachstellen sollte.
„Du bist so was von blöd“, ereiferte sich Julia und trotzdem tanzten die Schmetterlinge in ihrem Bauch Samba. Es klingelte. Die Mädchen schauten sich an und rannten gemeinsam die Treppe hinunter. Sophies Mutter hatte bereits die Tür geöffnet und da standen sie etwas verlegen im Hausflur. Julia rannte auf Andreas zu, Sophie auf Tobias.
„Ihr habt doch gesagt, dass ihr erst mittags losfahren werdet“, bemerkte Sophie.
„Das lag nur an Tobias. Wir wussten nicht, ob er heute Morgen noch mal arbeiten muss. Aber dann brauchte er nicht mehr arbeiten et voilà, da sind wir…“, grinste Andreas.
Stille. Komisch, dachte Sophie. Nun hatten sie sich wochenlang auf die Jungs gefreut und jetzt wussten sie nicht, was sie miteinander reden sollten.
Sophies Mutter brach das Eis. „Nun stellt erst mal eure Taschen hier im Flur ab und kommt herein. Möchtet ihr etwas trinken?“
Nachdem die Gläser gefüllt und ein kleiner Snack auf dem Tisch stand, war der Bann gebrochen. Sie redeten und redeten, so viel gab es zu erzählen. Sophies Mutter hatte den Jungs das Du angeboten, eine Weile mit geplaudert und sich längst zurückgezogen als Julia auffiel, was sie noch erledigen mussten. Die Jungs nahmen ihre Taschen und gemeinsam gingen sie nach oben. Sophie brachte Bettlaken und sie bezogen die Betten. Danach packten die Jungs ihre Koffer aus, während Sophie und Julia sich um das Mittagessen kümmerten. Sophies Mutter hatte eine Hackfleischsoße gekocht, die die Mädchen nur noch erwärmen mussten. Dazu kochten sie Nudeln, während die Jungs den Salat anmachten und den Tisch deckten. Als alle satt waren fragte Tobias: Was wollen wir unternehmen?“
„Gute Frage“, stimmte Andreas zu.
Die Mädchen sahen sich an und Sophie begann: „Wir haben bisher noch keinen Plan erstellt, was wir alles machen können. Ihr könnt euch vorstellen, dass in einer Kleinstadt wie dieser das Angebot an Unternehmungen nicht ganz so groß ist, wie bei Euch in Köln. Wir haben ein Schwimmbad, wir könnten Fahrrad fahren oder wollt ihr Eis essen gehen?“
„Eis essen klingt wunderbar“, Tobias zwinkerte den Mädchen zu. „Aber eigentlich würde ich gerne erst mal etwas unternehmen, bevor ich mich wieder setze. Immerhin haben wir längere Zeit im Auto gesessen. Habt ihr denn genügend Fahrräder?“
Sophie schaute Julia an, die den Kopf schüttelte. „Darüber haben wir gar nicht nachgedacht. Wir brauchen ja vier Räder insgesamt. Mist. Ich frage nachher mal meine Mum, ob wir ihr Fahrrad haben dürfen und wenn deine Mutter uns ihres auch zur Verfügung stellt, dann könnten wir mit dem Fahrrad fahren.“
„Wie wäre es mit einer Runde Minigolf und der Verlierer lädt die Gewinner zum Eis essen ein?“, meldete sich Sophie. „Wir haben eine schöne Anlage draußen im Grünen.“
Das fand allgemeine Zustimmung und so machten sich die Vier auf den Weg.
„Wollen wir Jungs gegen Mädchen spielen oder Pärchen?“, fragte Andreas und schaute Julia an. Sie wollte gerade erwidern, als Sophie rief: „Jungs gegen Mädchen, ist doch klar!“
Zunächst führten die Jungs, aber schließlich siegte der Vorteil, dass die Mädchen die Bahnen schon oft bespielt hatten. Knapp gewannen sie vor den Jungs. Sophie lächelte und freute sich auf das Eis. Im Eiskaffee angekommen mussten sie zunächst warten, da alle Tische besetzt waren. Gerade als sie überlegten, ob sie lieber eine Eiswaffel nehmen und damit Richtung Auto gehen wollten, wurde ein Tisch frei. Nachdem alle ihre Bestellung aufgegeben hatten, lehnte sich Andreas zurück und schaute die Mädchen an.
„Was habt ihr mit dem Finderlohn gemacht“, wollte er wissen.
„Angelegt“, meinte Julia und Sophie sagte: „Noch nicht angerührt. Warum?“
„Ich überlege, ob ich mir davon ein schickes Auto kaufen soll, aber Tobias rät ab. Mein Auto ist noch nicht so alt. Schick ist es trotzdem nicht.
„Ich finde, man sollte es nicht einfach verprassen“, gab Tobias zu bedenken und die Mädchen nickten.
„Ihr seid ganz schön spießig“, grinste Andreas und nahm das Eis von der Kellnerin entgegen.
„Ich möchte mir davon den Führerschein und danach ein Auto leisten“, erklärte Tobias. „Aber natürlich zunächst kein neues und schon gar kein schickes Auto, denn als Anfänger muss man doch mal mit einer Beule rechnen.“
„Mir geht es auch so“, meinte Sophie. „Führerschein, Auto und vielleicht mal einen tollen Urlaub.“
Der Nachmittag verging wie im Flug. Sie holten die Räder bei Julia. Nach dem diese auf ihre Körpergröße eingestellt waren, fuhren sie ein bisschen durch die Stadt, um den Jungs die Fußgängerzone, das Kino und das kleine Einkaufszentrum zu zeigen. Im Park am Fluss machten sie Rast und kamen gerade pünktlich zum Abendessen wieder nach Hause. Sie waren richtig ausgehungert und fielen über das Brot und die Wurst regelrecht her. Zweimal musste Sophies Mutter Brot nachschneiden, dann waren alle gesättigt. Sie erzählten ihr, was sie den Tag unternommen hatten.
„Was macht ihr morgen?“, wollte sie wissen.
„Wir haben uns noch nicht darüber unterhalten“, meinte Sophie.
„Wie wäre es mit einem Stadtbummel“, schlug Sophies Mutter vor. Die Jungs rollten die Augen.
„Wir waren heute doch schon mit den Rädern in der Stadt, viel mehr kann man auch bei einem Bummel nicht sehen“, besänftigte Julia.
„Wir könnten nach dem Frühstück ins Schwimmbad fahren, das Wetter soll toll werden“, meinte Andreas.
„Oder ihr packt einen Picknickkorb und fahrt zur alten Burgruine“, schlug Sophies Mutter vor.
„Ja klar, dass mir das nicht früher eingefallen ist“, Sophie schlug sich vor den Kopf.
„Was ist das für eine Ruine“, wollte Tobias wissen.
„Ach, eigentlich nichts Besonderes“, begann Sophie. Meine Mutter und ich waren früher schon immer mal sonntags dort. Haben einen Picknickkorb gepackt, das alte Gemäuer ein bisschen durchstreift und dort ein paar Stunden verbracht. Schon als ich ganz klein war, kam sie mit mir dorthin. An einem besonders heißen Tag, wir waren eigentlich gerade im Aufbruch, kam plötzlich ein Sturm auf“.
„Ja, jetzt erinnere ich mich auch“, stimmte Sophies Mutter zu. „Gerade hatten wir noch geschwitzt und auf einmal fröstelten wir, es wurde richtig dunkel.“
„Na ja, auf jeden Fall haben wir Schutz gesucht im alten Gemäuer, wir wollten nicht unbedingt nass werden“, erzählte Sophie weiter. „Der alte Turm ist nicht komplett kaputt, es ist zumindest im unteren Teil noch ein Stück Decke vorhanden, also suchten wir dort Schutz.“
„Es war niemand mehr da, keine Besucher, irgendwie hatten wir die Zeit vertrödelt oder es war uns nicht aufgefallen, dass es plötzlich leer war“, warf Sophies Mutter ein.
„Genau! Und während wir dort standen und auf den großen Regen warteten, habe ich mich ein bisschen umgesehen. In der Ecke war ein Ring im Boden eingelassen. An dem habe ich mal gezogen und als sich die Bodenplatte bewegte, hat meine Mutter mir geholfen. Wir haben also die Platte zur Seite geschoben, die war ganz schön schwer. Zum Vorschein kam eine Treppe, die in ein unteres Gewölbe führte.“
„Ja und dann?“, Julia hing förmlich an Sophies Lippen. „Das hast du mir noch nie erzählt.“
„Viel mehr gibt es darüber auch nicht zu erzählen. Wir haben uns nicht getraut, nach unten zu gehen und die Platte wieder ordnungsgemäß zurückgeschoben. Am nächsten Tag habe ich in der Gemeinde angerufen und mal ganz vorsichtig gefragt, ob dieses unterirdische Gewölbe bekannt ist. Da habe ich von der Gemeindesekretärin gesagt bekommen, dass mich das nichts anginge, aber der Bürgermeister und die Behörde wüssten von der Existenz des Gewölbes. Als wir das nächste Mal einen Ausflug dorthin unternommen haben, sind wir natürlich wieder in den alten Turm. Wir hatten etwas Ausrüstung dabei: Taschenlampen, ein Seil, schützende Kleidung. Wir wussten genau, wo die Bodenplatte war, aber ihr werdet es nicht glauben. Dort war kein Ring mehr und die Platte war fest verschlossen“, Sophies Mutter schaute von einem zum anderen.
„Das hat sie, äh, ich meine dich nicht stutzig gemacht, Barbara?“, fragte Tobias Sophies Mutter nach einer kurzen Pause.
„Natürlich schon. Aber was hätten wir tun sollen?“
„Die Polizei einschalten“, überlegte Julia.
„Was hätten wir sagen sollen?“, erwiderte Sophies Mutter. „Dass wir ein Gewölbe gefunden haben, das bestimmt vor uns schon viele andere entdeckt hatten und das man nun fest verschlossen hatte? Die hätten uns bestimmt ausgelacht. Vielleicht diente es auch nur der Sicherheit, damit keiner dort unten hineinfällt, sich verirrt oder sich versehentlich einschließt. Trotzdem ärgert es mich noch heute, dass wir damals nicht runter gegangen sind. Bestimmt gibt es dort unten einiges zu entdecken.“
Sie schaute entzückt in die Ferne. Sophies Mutter Barbara war bei den Ausgrabungen damals in Köln dabei gewesen. Sie war als Architektin tätig, sollte dort einen Neubau mitgestalten und überwachen. Ein paar Tage ging am Bau in Köln nichts vorwärts, weil die Ausgrabung Vorrang hatte. Sie interessierte sich sehr für alte Häuser und Schlösser. Die Baustiele aus den früheren Jahrhunderten faszinierten sie. Aber alte Kirchen, Burgen und Schlösser mit ihren geheimen Gängen, die hatten etwas magisches, fand sie. Sie seufzte, leider hatte ihre Tochter so gar nichts von ihrer Vorliebe geerbt.
„Wir sollten uns auf jeden Fall vorbereiten“, schlug Andreas vor und festes Schuhwerk, Taschenlampen und vielleicht etwas mitnehmen, womit wir eine schwere Platte heben können.“
„Das ist keine gute Idee“, gab Barbara zu bedenken. „Wenn euch jemand dabei sieht, könnte man euch wegen Hausfriedensbruch anzeigen.“
„Dann müssen wir eben hin, wenn uns eigentlich keiner sehen kann“, sie schauten Tobias fragend an. „Ja nachts!“
„Ohne mich“, schauderte Sophie. „Ich finde es bei Tag schon gewöhnungsbedürftig, wenn nicht so viele Besucher da sind. Aber nachts bekommen mich da keine zehn Pferde hin.“
„Gut, dann ohne Sophie“, erklärte Andreas, „du musst ja nicht mit“.
„Das können wir nicht machen“, meinte Tobias und sah Sophie an. „Wir fahren morgen früh los, nehmen den Picknickkorb mit und schauen uns gründlich um. Vielleicht finden wir noch eine andere Möglichkeit, möglichst unauffällig in die alten Gewölbe vorzudringen.“ Sophie schaute ihn lächelnd an. Barbara verabschiedete sich, sie musste am nächsten Morgen sehr früh aufstehen und die Vier wollten noch einen spannenden Film schauen.
Am nächsten Morgen nach dem Frühstück zogen sie mit den Rädern los. Sie radelten zunächst durch einen schönen Park, fuhren durch die Innenstadt und kamen nach weiteren fünf Minuten an der Burgruine an. Sie stellten die Räder ab und schauten sich um. Tobias und Andreas bewunderten zunächst die Gegend. Obwohl die Burgruine nicht hoch gelegen war, hatte man einen schönen Blick auf die Stadt. Da einige Besucher ebenfalls auf dem Gelände herumstreiften, entschlossen sie sich, erst mal die Picknickdecke auszubreiten und sich ins Gras zu legen. Sie unterhielten sich, tranken ihren mitgebrachten Saft und Sophie erklärte ihren Freunden ein bisschen die Gegend.
„Dort hinten, wo der Turm ist, grenzt noch ein Gebäude an oder besser gesagt, es war mal ein Gebäude. Heute stehen nur noch die Mauern, Bäume und Gras wächst darin.“ Sie drehte sich um. „Dort seht ihr die große Kirche, an der wir vorhin vorbei gefahren sind. Daneben steht das Rathaus und ganz da drüben, da wohnen wir.“
„Warum ist dir der alte Turm so unheimlich?“, fragte Tobias.
„Ich kann es dir nicht sagen“, Sophie überlegte. „Wenn die Sonne scheint, ist es hier gut beleuchtet. Aber komm´ mal an einem trüben Tag hierher. Dann ist es so dunkel, das ist schon unheimlich. Die großen Bäume hier im Park schlucken viel Tageslicht.“
Die Zeit verging schnell und so war es Mittag geworden. Außer einem Pärchen in ihrem Alter war niemand mehr auf dem Gelände. Sie packten die Picknicksachen ein, nahmen ihre Rucksäcke und schlenderten zum Turm. Im Inneren angekommen fröstelten sie leicht, denn hier war es kühl. Der Turm hatte den Umfang eines sehr großen Wohnzimmers. Keine Innenwände trennten hier Bereiche ab. Auf einer Seite war eine Treppe angebracht, die nach oben führte. Sophie erklärte ihren Freunden, dass oben ein weiteres Stockwerk unter freiem Himmel war. Alle weiteren Decken waren im Laufe der vielen Jahre zusammengebrochen und verfallen. Im Winter war die Treppe gesperrt, da man leicht darauf ausrutschen konnte. Ein Geländer gab es ohnehin nicht mehr.
„Wo ist die Falltür?“, fragte Tobias.
„Hier ungefähr am Fuße der Treppe“, Sophie zeigte auf eine große Platte. Sie kamen näher und betrachteten diese.
„Seht her!“, sie deutete auf ein Loch in der Platte. „Hier war der Ring eingelassen, den man entfernt hat.“
„Die Platte lässt sich keinen Zentimeter bewegen“, gab Andreas zu bedenken. Irgendwie scheint sie mir auch versiegelt. Man kann nirgendwo einen Hebel ansetzen, um die Platte hoch zu heben.“
„Vielleicht, wenn ich mit meinem Taschenmesser mal an der Kante entlang gehe“, überlegte Tobias. „Julia oder Sophie einer von euch sollte Schmiere stehen, findet ihr nicht?“
„Das mache ich“, erklärte Sophie und ging nach draußen. Sie machte ein paar Fotos von der Umgebung. Es war nichts los. Um die Mittagszeit saßen die Touristen sicher in einem Restaurant und die anderen mussten arbeiten. Nur da hinten schlurfte ein älterer Mann in Arbeitskleidung auf den Turm zu.
„Beeilt euch“, zischte sie. „Wir bekommen gleich Besuch.“
Andreas und Tobias verwischten die Spuren und gemeinsam stiegen sie die Treppe nach oben in den ersten Stock. Sie waren gerade oben angekommen, da trat der Mann in den Turm.
„Irgendwie sieht der nicht so aus, als ob er die Ruine besichtigen wollte“, meinte Julia.
„Da hast du Recht“, stimmte Andreas ihr zu. „Aber was will er dann hier?“
„Wir sollten das von hier oben beobachten“, meinte Sophie.
„Wie willst du das anstellen?“, fragte Tobias.
„Ganz einfach, du stellst dich genau an den Treppenabsatz, fotografierst die Landschaft aus dem Fenster hier und ich stehe neben dir. Von unten kann man mich dann nicht gut sehen, aber ich kann zumindest schauen, ob er die Falltür inspiziert“, meinte Sophie.
„So machen wir das, mein Mädchen, wobei, viel wirst du von deinem Platz nicht sehen können.“, grinste Tobias sie an und begann zu fotografieren.
Leider hatte Tobias Recht. Sie konnte durch die Dunkelheit den unteren Teil des Turms schlecht einsehen und von der Platte war nur eine kleine Ecke auszumachen. Der Mann ließ sich leider nicht blicken. Nach einer Weile entschieden die Vier, dass sie wieder nach unten gehen wollten. Sie würden an dem Mann einfach vorbei gehen und schauen, was es so Wichtiges in dem alten Turm gab, das er so lange brauchte, um ihn zu besichtigen. Die Tür konnten sie von hier oben recht gut überblicken und bisher war er nicht wieder herausgekommen. Es dauerte einen Moment, bis sich ihre Augen wieder an die Dunkelheit unten gewöhnt hatten doch da war nichts. Kein Mann oder sonst ein Besucher war in dem unteren Teil des Turmes.
„Wo ist der hin?“, überlegte Andreas laut.
„Der kann nicht raus sein, ich habe den Zugang gut im Blick gehabt. Da war niemand“, erklärte Julia, rannte nach draußen und schaute sich um. „Da ist er auch nicht.“
„Wahrscheinlich haben wir nicht richtig aufgepasst und er ist gleich am Anfang wieder raus“, das war Sophies Stimme. „Auf jeden Fall konnte er sich wohl kaum in Luft auflösen.“
„Merkwürdig“, meinte Andreas. „Lasst uns noch mal genau die Wände und Bodenplatten anschauen. Ich habe so ein komisches Bauchgefühl.“
Sie suchten noch eine ganze Weile, verloren dann doch die Lust, denn sie konnten nichts Verdächtiges finden. In der Zwischenzeit hatten sie Hunger bekommen und breiteten die Picknickdecke erneut aus. Sie aßen schon eine ganze Weile, da kam ein älterer Herr aus dem Turm heraus. Sophie hätte sich beinahe verschluckt und auch Julia starrte in Richtung des Turmes, als hätte sie ein Gespenst gesehen.
„Was ist, was habt ihr?“, fragte Tobias und wollte sich gerade umdrehen.
„Nicht!“ zischte Sophie. „Ihr werdet nicht glauben, wer gerade aus dem Turm herausgekommen ist. Unser Mann. Jetzt wird die Sache aber langsam komisch.“
„Vielleicht ist er wieder rein, als wir auf dem Weg zu unserem Picknickplatz waren“, überlegte Tobias.
„Kann schon sein, hinten haben wir keine Augen und trotzdem, wo war er dann die ganze Zeit?“, Julia biss wieder in ihr Brötchen und meinte mit vollem Mund: „Ich schlage vor, wenn wir gegessen haben, schauen wir uns noch einmal um, sobald der Herr weg ist.“
Sie warteten noch eine ganze Weile um sicherzugehen, dass sie ihm bei ihren Recherchen nicht begegnen würden. Als sie ihren Picknickplatz aufgeräumt hatten, gingen sie langsam zum Turm zurück.
„Schaut euch die Wände ganz genau an“, schlug Tobias vor. „Wir wissen von Wilhelm, was man alles an Mechanismen einsetzen kann, die man auf den ersten Blick nicht sieht.“
Sie hatten sich jeder in einen Teil des Turmes zurückgezogen und betrachteten die Wände sehr ausführlich. Alte Mauern halt, wie man sie im Mittelalter gebaut hatte. Mehr gab es nicht zu sagen. Hier und da ein wenig uneben aber kein Knopf oder Hebel weit und breit.
„Ich glaube, das wird nichts. Wir haben einfach nicht aufgepasst. Der schaut hier vielleicht wirklich nach dem Rechten ist raus aus dem Turm, als wir es nicht bemerkt haben und wieder rein, als wir auf dem Weg zum Picknick waren. Ich kann sonst keine Erklärung finden“, ereiferte sich Sophie.
„Ist schon gut, Sophie. Du brauchst nicht gleich in eine miese Stimmung zu verfallen. Ich glaube, du hast recht und wir sollten jetzt was anderes unternehmen“, meinte Tobias.
Julia und Andreas schauten sich an, sie nickte ihm zu.
„Ich schlage vor“, meinte Andreas, „du und Sophie, ihr fahrt schon mal zum Eissalon und sucht euch ein schönes Plätzchen. Julia und ich, wir schauen noch einen Moment weiter und kommen dann nach. Ist euch das recht?“
Erst wollte Sophie protestieren. Doch als sie in Julias Augen schaute, die vor Freude leuchteten, traute sie sich nicht, zu maulen.
„Gut! So machen wir das“, sagte sie und nickte Tobias zu. Gemeinsam gingen sie zu den Fahrrädern.
Julia und Andreas vertieften sich wieder in ihre Suche und unterhielten sich dabei. So bemerkten sie nicht, dass nach einer Weile der ältere Herr wieder zur Tür hereintrat. Er musste sie schon eine Weile beobachtet haben, als er sich räusperte. Die Beiden erschraken.
„Könnt ihr mir erklären, was ihr hier sucht?“, seine Stimme klang laut und unfreundlich.
Julia und Andreas überlegten fieberhaft nach einer Ausrede als Julia ganz frech meinte: „Wir suchen den Hebel, der die Geheimtür öffnet.“
Andreas Mund blieb offenstehen und der Alte zuckte zusammen. „Wie kommt ihr darauf, dass es hier eine Geheimtür geben könnte?“
„Ach!“, meinte Julia gleichgültig. „So was gibt es doch in jedem alten Gemäuer oder etwa nicht? Aber ich kann sie beruhigen. Wir haben mit unseren Freunden nur gewettet, wie viele Steine in diesem alten Turm verbaut sind. Jeder hat eine Zahl auf einen Zettel geschrieben. Der Gewinner wird von den Verlierern zum Essen eingeladen und nun wollen wir zumindest annähernd herausfinden, wie viele Steine hier verwendet worden sind“, sie lächelte ihn an.
Seine Stimme klang schon etwas milder als er sagte: „Dann lasst euch nicht weiter stören, aber macht mir nichts kaputt.“
Er wollte gerade zur Tür hinausgehen, da fiel Julia noch etwas ein: „Was machen sie eigentlich hier?“
Nun grinste der Alte: „Ich wüsste zwar nicht, was dich das angeht, aber ich schaue hier nach dem Rechten. Es kommen nicht nur Leute hierher, die die Steine in den Mauern zählen wollen. Ich wünsche euch gutes Gelingen.“
„Puh!“, seufzte Andreas, als der Alte außer Hörweite war. „Du warst absolut cool. Das könnte ich nicht. Mir ist das Herz in die Hose gerutscht, als er dastand.“
„Und ich dachte nur, Frechheit siegt“, lachte Julia und sie suchten weiter.
Als sie auch nach einer weiteren halben Stunde nichts Auffälliges entdeckt hatten, kam Andreas zu ihr. Er strich ihre Haare aus der Stirn und meinte: „Ich glaube, wir haben uns ein richtig großes Eis verdient, findest du nicht?“
Für einen Moment blieb Julia die Sprache weg und sie wünschte sich nichts mehr, als das er sie in den Arm nehmen würde. Aber das tat er nicht. Stattdessen wartete er ihre Antwort nicht ab und drehte sich um.
„Doch, haben wir“, meinte sie und sie gingen zu ihren Rädern, um damit zum Eissalon zu fahren.
„Was hat denn da so lange gedauert?“, wollte Sophie wissen, als sie ihre Räder angeschlossen und sich zu ihnen gesetzt hatten.
Nachdem Julia den Beiden von der Rückkehr des Alten berichtet hatte, bestellte sie sich ein großes Eis.
„Der macht einen absolut komischen Eindruck auf mich“, gab Sophie zu bedenken.
„Auf mich auch“, stimmte Tobias zu.
„Ach eigentlich war er nachher ganz freundlich“, meinte Andreas. „Aber hast du gesehen, wie er zusammengezuckt ist, als du das von der Geheimtür gesagt hast?“, er schaute Julia an.
Die lächelte ihn an und meinte: „Ja, das ist mir auch aufgefallen. Ich bin schon der Meinung, dass wir nach unserer Stärkung hier noch einmal zur alten Burgruine fahren sollten.“
„Nur mal so fürs Protokoll“, das war unverkennbar Sophie. „Für was soll das gut sein? Was meint ihr, was wir suchen wollen? Ich habe nicht schon wieder Lust, im Dreck oder sonst wo herum zu wühlen.“
„Wir suchen nichts Genaues“, besänftigte sie Tobias. „Auf der anderen Seite macht es doch Spaß.
„Euch vielleicht“, warf Sophie ein und Tobias fuhr fort: „So haben wir ein Ziel und wer weiß, vielleicht gibt es in dem alten Gewölbe wirklich etwas, was interessant ist. Ich bin also dafür, dass wir weitermachen.“
Julia und Andreas nickten und Sophie gab sich geschlagen. Nach ihrer Pause schwangen sie sich wieder auf ihre Fahrräder und fuhren zunächst an dem kleinen Bach entlang, der durch die Stadt fließt. Die Sonne schien und Julia hielt an, um ihre Jacke auszuziehen und sie in ihre Radtasche zu verstauen. Dann setzten sie ihre Fahrt zur Burgruine fort. Es war mittlerweile nach zwei Uhr mittags und einige Touristen schlenderten durch die verfallene Ruine. Kinder nutzten die flachen Mauern als Spielfläche. Sie schlossen die Räder an und schlenderten über das Gelände. Am Vormittag hatten sie nur den Turm angeschaut und einen Blick in das verfallene, angrenzende Gebäude geworfen. Nun spazierten sie durch das gesamte Areal. Der Turm und auch das Gebäude standen, von der Auffahrt aus gesehen, auf der rechten Seite. Eine intakte Mauer umschloss den gesamten Bereich, der als kleiner Hang abfiel und den Blick nach vorne, auf die Stadt, frei gab. Zwischen den halb verfallenen Gebäuden musste es früher noch weitere Gebäudeteile gegeben haben. Bei ihrer Erkundung schauten sie sehr genau, ob die im Boden vereinzelt erhaltenen Bodenplatten einen Einlass in das Gewölbe freigaben. Als sie am hinteren Teil der Burg angekommen waren konnte man diese durch einen kleinen Tunnel nach draußen wieder verlassen.
„Wo geht es da hin?“, fragte Tobias.
„Keine Ahnung“, erwiderte Sophie. „Bisher bin ich immer nur bis zum alten Turm gekommen, wir haben hier oben gepicknickt und dann sind wir zurückgefahren.
„Na, dann lohnt sich sicher ein kleiner Abstecher nach draußen“, lächelte Andreas.
Der Weg schlängelte sich idyllisch durch einen Waldabschnitt parallel zur Innenstadt, oben auf der Höhe der Burg. Man sah, dass der Weg weder oft benutzt noch gepflegt wurde. Ruhig war es hier, es drangen kaum Geräusche aus der Stadt hoch, so dicht war der Wald an dieser Stelle bewachsen. Sie gingen eine ganze Weile, bis der Weg eine Biegung machte, sich von der Stadt entfernte und etwas nach unten abfiel. Nun waren sie hinter dem Turm angekommen. Sie schauten hier auf eine ungefähr drei Meter hohe Mauer, die mit dem Turm und dem angrenzenden Gebäuderest verbunden war. Der Hang war mit Bäumen zugewachsen und schwer zugänglich. Unterhalb des Turmes, im Mauerteil war eine Öffnung zu sehen. Vermutlich von einem Kerker oder ähnlichem.
„Ob das unsere Eintrittskarte für den Gewölbekeller ist?“ meinte Andreas.
„Wie sollen wir denn überhaupt dorthin kommen?“, überlegte Julia.
„So einfach wird es nicht werden“, erklärte Tobias. „Der Hang ist doch recht steil und selbst wenn wir bis zur Mauer vordringen, kommen wir vermutlich ohne Leiter nicht an das Mauerloch.
„Ich finde, wir sollten oben noch einmal gründlich nachsehen“, Sophie hatte die Stelle fotografiert. „Nur wenn uns nichts mehr anderes übrigbleibt, sollten wir diese Variante in Erwägung ziehen.“
Sie nickten und machten sich auf den Rückweg. Als sie in die Burg eintraten, waren die Eltern mit ihren Kindern verschwunden. Nur noch vereinzelt sah man Besucher umhergehen.
„Sollen wir uns weiter umschauen oder wollen wir heute noch etwas anderes unternehmen“, Sophie schaute von einem zum anderen.
„Ich meine auch, es reicht heute. Wir können gerne wieder herkommen und weiter nachsehen. Von mir aus nehmen wir auch mein Auto und bringen eine Leiter mit“, Andreas schaute in die Runde.
„Wer ist für schwimmen gehen?“, Julia hob ihre Hand aber die anderen waren davon nicht so begeistert.
„Habt ihr denn schon überlegt, was wir später essen wollen?“, erklärte Tobias.
Sophie schaute ihn entrüstet an: „Sag mal, denkst du nur ans Essen? Wir könnten später Reis mit…“
„Hähnchen machen“, ergänzte Andreas. Dem stimmten alle zu. Sie fuhren zum nächsten Supermarkt, kauften die erforderlichen Zutaten und machten sich später zu Hause über die Kochtöpfe her. Der Reis kochte fast von alleine, die Jungs kümmerten sich um das Hähnchen und die Mädchen schnippelten die Zutaten für den Salat klein. Nach einer halben Stunde deckten sie den Tisch auf der Terrasse und nahmen Platz. Es schmeckte köstlich und erst da merkten auch Sophie und Julia, dass sie einen riesigen Hunger hatten. Nachdem sie auch den eingekauften Pudding zum Nachtisch verspeist hatten, lehnten sie sich in ihren Stühlen zurück und genossen den schönen Tag. Jeder hing ein bisschen seinen Gedanken nach und lauschte der Musik. Sophie hatte einen kleinen tragbaren Lautsprecher mit ihrem Handy verbunden. Nach einer Weile meinte Julia: „Ich würde glatt noch einmal zur Burg fahren.“
„Mit oder ohne Leiter?“, Andreas schaute sie an.
„Von mir aus auch mit“, gab sie zurück.
„Euch ist klar, dass wir sehr vorsichtig sein müssen. Dabei sollte uns möglichst niemand zusehen. Man nennt so was Hausfriedensbruch“, gab Tobias zu bedenken.
„Genau das meine ich auch“, erklärte Julia. Wenn wir da tagsüber hin spazieren, dann sind einfach zu viele Leute da. Wenn wir aber gegen Abend hinfahren, dürften die Touristen längst beim Abendessen sitzen und wir könnten ungestört nachsehen, ob es in dem Gewölbe etwas Spannendes gibt. Ich hätte schon Lust, wieder so eine interessante Geschichte zu erleben, wie im vergangenen Sommer.“
Ihre Freunde nickten. Sophie ging mit Tobias in den Keller und sie holten eine Leiter hoch, die sie im Auto verstauten. Sie legten Sophies Mutter einen Zettel auf den Tisch, damit sie sich keine Sorgen machte und fuhren los. Unterwegs hielten sie noch einmal am Einkaufszentrum an. Andreas und Tobias wollten am Abend ein Bier trinken und Barbara hatte keines im Haus. Als sie herauskamen hatten sie auch Chips und weiteres Knabberzeug dabei.
„Uiii… das sieht nach einem gemütlichen Abend auf der Terrasse aus“, meinte Julia und ihre Schmetterlinge tanzten mal wieder im Bauch. Die letzten Stunden hatten die mehr oder weniger geschlafen, kamen aber jetzt langsam wieder zu sich.
„Stimmt!“, Sophie nickte. Wir könnten es uns so richtig gemütlich machen. Gute Musik…“
An der Burgruine angekommen schlenderten sie zunächst ganz unauffällig durch den Burghof. Auch im Turm und im Gebäudeteil war niemand mehr zu sehen. Andreas ging zum Auto zurück und holte die Leiter. Nachdem sie durch den Tunnel den Weg hinter dem Burgturm entlang gegangen waren, versuchten die Jungs sich einen Weg mit der Leiter zum Loch in der Mauer frei zu kämpfen. Die Mädchen blieben auf dem Weg zurück und schauten sich um, damit sie möglichst niemand beobachtete. Hier und da war das Gestrüpp ziemlich dicht und die Jungs zerkratzten sich Arme und Beine. Einmal blieb Tobias an einer besonders dornenreichen Hecke hängen. Zum Glück blieb das T-Shirt ganz. Als sie die Mauerstelle endlich erreicht hatten, stellten sie die Leiter auf. Sie schauten sich kurz an und entschieden sich dafür, dass Tobias, der Größere von beiden, nach oben stieg. Die Leiter reichte nur so weit, dass Tobias auf Zehenspitzen in das Innere schauen konnte. Er nahm die mitgebrachte Taschenlampe zu Hilfe und leuchtete hinein.
„Was siehst du?“, fragte sein Freund neugierig.
„Bisher nichts Spektakuläres“, gab Tobias zurück. „Ein Gang, Mauern und dort hinten vielleicht ein Raum oder so. Da müssen wir rein, um das näher zu beurteilen.“
„Wir brauchen eine größere Leiter. Doch die bekommen wir auf jeden Fall nicht in mein Auto. Wenn wir doch nur wüssten, ob man diesen ursprünglichen Eingang reaktivieren könnte“, Andreas hielt die Leiter fest.
„Mit Gewalt geht alles“, Tobias kam wieder herunter und sprang die letzten zwei Stufen von der Leiter. „Aber definitiv nicht bei Tageslicht und am besten auch ohne die Mädchen.“
„Das ist keine gute Idee, wenn wir den Mädchen nichts davon sagen“, grummelte Andreas. „Zumindest Sophie wird uns fressen, sage ich dir.“
„Wir können nachher, wenn wir alleine sind, noch einmal darüber sprechen – und kein Wort zu den Mädchen von unserem Plan“, raunte Tobias seinem Freund zu während sie mit der Leiter zurück zu den Mädchen gingen.
„Und, was hast du gesehen?“, Julia schaute Tobias fragend an.
„Nichts Interessantes“, erklärte dieser. „Ein Gang, Mauern, vielleicht ein angrenzender Raum. Weiter reichte meine Taschenlampe und auch mein Blick nicht.“
„Was schlagt ihr vor, wie sollen wir weiter vorgehen?“, ereiferte sich Julia.
„Wir haben auch schon überlegt, was man machen könnte“, fing Andreas an und Tobias ergänzte: „Es ist uns allerdings noch nichts Geistreiches eingefallen.“
„Wo wir jetzt schon mal da sind und es so herrlich ruhig hier ist“ begann Julia, „könnten wir doch noch einmal versuchen, die Bodenplatte zu heben.“
„Viel Werkzeug habe ich leider nicht dabei“, erklärte Andreas nickend. „Ich bringe die Leiter zum Wagen und schaue mal, was ich an Bordwerkzeug im Auto liegen habe.“
Sie trafen sich im Turm wieder. Andreas hatte nur einen Klappspaten in der Hand.
„Mehr Werkzeug war leider nicht drin. Den Wagenheber und den Kreuzschlüssel habe ich zurückgelassen, glaube nicht, dass die Utensilien uns hier nützlich sein könnten.“
Die Mädchen blieben draußen, um gegebenenfalls Tobias und Andreas zu warnen, sollte sich doch noch jemand zu späterer Stunde hierher verirren. Andreas hatte begonnen, die Bodenplatte mit dem Klappspaten zu bewegen. Diese tat ihm jedoch den Gefallen nicht.
„Als wäre sie fest verklebt oder vermauert, keine Ahnung, wie man so was zu macht, dass man es nicht mehr heben kann“, stöhnte Andreas und gab Tobias den Spaten. „Versuch du mal dein Glück.“
Tobias nahm Andreas den Spaten ab und versuchte die Fuge um die Bodenplatte weiter zu lockern. Auch er hatte keinen Erfolg. Sophie kam herein und wollte nachsehen, ob die Bodenplatte nachgegeben hatte. „Ich verstehe nicht, dass man diese Bodenplatte so fest zumauern kann“, gab sie Andreas Recht. „Aber es ist die richtige Platte“, bekräftigte sie noch einmal.
„Und wenn es doch einen Mechanismus gibt, der die Platte öffnet?“, Julia stand im Türrahmen und versuchte an der Unterredung teilzunehmen.