0,00 €
Einen Umschlag mit Bargeld. Eine Skizze. Eine anonyme, rätselhafte Nachricht: "Spiel mit mir und du wirst noch mehr erhalten. Lauf! Jetzt!" Ist das ein Scherz oder steckt mehr dahinter? Soll er das Geld behalten oder mitspielen und noch mehr verdienen? Ein gefährliches Katz- und Mausspiel beginnt ...
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
ABGELAUFEN!
Mini-Pocket-Thriller
SHORT-STORY
von
Katja Montejano
25. Juli 2012, „Casa Italia“ – Zwei Tage vor der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele 2012 in London
Von der gegenüberliegenden Straßenseite aus beobachteten zwei interessierte Augen das berühmte Gebäude „Casa Italia“. Während andere der pompösen Eröffnungsfeier mit Vorfreude entgegenfieberten, herrschte in diesen dunklen Augen ewige Finsternis.
Das einzige Feuer, das in dieser verlorenen Seele loderte, war das des Zorns. Anfangs züngelte nur ein kleines Flämmchen, bis es nach und nach immer größer wurde, alles verbrennend und vernichtend. Der Verstand, welcher wie ein verlorener Feuerwehrmann mit einem halbvollen Feuerlöscher in der Hand gegen die Flammen anzukämpfen versuchte, hatte keine Chance mehr, diesen Hass zu unterdrücken. Er hatte sich längst mit der Urgewalt eines Vulkans so lange Luft gemacht, bis die Ursache des Zorns endlich vernichtet wurde …
Die schmalen Lippen formten sich zu einem sanften Lächeln. In dieser tiefen, kühlen Sommernacht Londons flüsterte die Stimme des Zorns ihre eigene Eröffnungsrede:
„DU kannst mich nicht sehen, aber ich bin das Licht, mit welchem DU siehst.
DU kannst mich nicht hören, aber ich bin der Klang, mit welchem DU hörst.
DU kannst mich nicht kennen, aber ich bin die Wahrheit, für welche DU lebst.
Dieses Spiel ist für DICH!“
Im selben Augenblick zuckte ein Blitz über den rabenschwarzen Himmel und hüllte das Gebäude in gleißendes Licht. Ein furchtbarer Donner krachte.
„DEIN Zorn ist mein Zorn! Das Spiel ist eröffnet - L A U F !“
Das Casa Italia im Queen Elizabeth II. Conference Center war ein über sechstausend Quadratmeter großes Kongresszentrum. Das Haus befand sich mitten im Herzen von London, in der Nähe von Westminster Abbey, Big Ben und dem Westminster-Palast. Hier hatte sich die italienische Delegation der Olympischen Spiele 2012 einquartiert.
Dank mächtiger Sponsoren wie Giorgio Armani oder Fiat machte die stilvolle Einrichtung Westminster zum schönsten und schicksten Haus der Spiele. Campari und herrliches Italian Food an jeder Ecke fehlten nicht. In diesem Little Italy galten die Sorgen nicht der Finanzkrise des Landes, sondern dem Bestreben, Gold, Silber und Bronze nach Hause zu bringen. Zu den heißen Medaillenfavoriten Italiens gehörte auch der fünfundzwanzigjährige Marathonläufer Valerio Carta aus Sardinien. Er galt als Ausnahmetalent, wie Stefano Baldini, der ehemalige Marathon-Olympiasieger von 2004 in Athen.