Abi, was nun? - Holger Walther - E-Book

Abi, was nun? E-Book

Holger Walther

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Beschreibung

Diese Frage stellen sich viele Schüler jedes Jahr aufs Neue. Das Buch vermittelt eine sinnvolle Methode zur richtigen Studienwahl. Dabei steht die Analyse der eigenen Fähigkeiten, Interessen und Werte im Mittelpunkt. Fragebögen, Checklisten und persönliche Aufgabenstellungen führen zu passenden Studienfächern. Bei mehreren Möglichkeiten hilft ein Entscheidungsbogen dabei, sich endgültig festzulegen. Vor allem richtet sich das Buch an Abiturienten, aber auch an Studienfachwechsler, Studienabbrecher oder Berufspraktiker, die über ein Studium nachdenken. Eine wertvolle Entscheidungshilfe auf der Suche nach dem eigenen Weg! - Mit umfangreicher Selbstanalyse - Mit Fünf-Schritte-Modell zur richtigen Studienentscheidung - Mit Studienwahlbogen zum Ausfüllen im Poster-Format - Mit hilfreichen Service-Informationen und Glossar

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Vorwort

Jedes Jahr steht ein neuer Abiturjahrgang vor derselben Frage: wie soll es nun nach der Schule weitergehen? Ganz unterschiedlich sind die Vorstellungen: mal ganz klar und eindeutig, bei anderen aber auch unentschieden oder diffus. Ihnen stellt sich immer wieder die Frage, wie man herausfindet, was zu einem passt. Die Auswahl ist vielfältig und die eigenen Interessen breit gestreut. Gerade das macht aber eine Entscheidung nicht leichter. Zu wissen, dass es ein Studium sein soll, stellt einen ersten, wichtigen Entschluss dar. Immerhin wollen fast 70% der dazu Berechtigten studieren. Doch auch diese Entscheidung verringert die Optionen kaum merklich, wenn es schließlich über 16.000 verschiedene Studiengänge an mehr als 400 Hochschulen verteilt auf die ganze Bundesrepublik gibt.

Doch auch viele, deren Entscheidung schon länger zurückliegt und die bereits studieren, finden sich erneut an einem ähnlichen Punkt wieder. Wenn nämlich die ersten Erfahrungen an der Hochschule mehr oder weniger deutlich zeigen, dass das Studium so gar nicht zu einem passt und man scheinbar die falsche Wahl getroffen hat. Zurück an den Anfang – doch dieses Mal muss eine sichere Wahl getroffen werden, denn noch ein Neustart ist indiskutabel. Dieser Anspruch jedoch verhindert häufig eine Neuorientierung, die gleichzeitig als so wichtig und zwingend empfunden wird.

Zunächst durchaus beruhigend könnte sich eine Auffassung auswirken: unsere Arbeitswelt ist mittlerweile derart im Wandel, dass die Entscheidung für ein Studienfach nicht automatisch den gesamten Lebensweg festlegt. Alte Berufsbilder und deren konkrete Umsetzung im Arbeitsalltag verändern sich, neue Arbeitsgebiete entstehen nicht nur aufgrund der technischen Entwicklungen. Doch ein fester Bestandteil in diesem Gefüge sind Sie mit Ihrer Persönlichkeit, mit Ihren Interessen und Fähigkeiten. Auch diese können durchaus wandlungsfähig sein, sich entwickeln und verändern, aber im Kern bleiben sie Ihnen erhalten. Daher ist es für die meisten der größte Wunsch, einen Beruf zu ergreifen, der richtig zu einem passt und der dann glücklich und zufrieden machen soll.

Sicher ist es auch Ihre Vorstellung, bei der Studienwahl zu einer authentischen Entscheidung zu kommen, bei der Sie am Ende behaupten können, sich selbst treu geblieben zu sein. Genau dabei will dieses Buch Sie unterstützen. Mit einem Paket aus bewährten Methoden gelingt es Ihnen, die verschiedenen Aspekte der Studienwahl zu berücksichtigen. Dabei ist es wichtig, sich selbst in den Mittelpunkt zu stellen und bei der Suche die Anderen in gewissem Rahmen als Infoquelle und Ratgeber zu nutzen. Es ist das Ziel dieses Buches, Sie durch einen fundierten Entscheidungsprozess zu begleiten, hin zu einer Entscheidung, mit der Sie leben können. Denn am Ende werden Sie es sein, der hauptsächlich mit der Entscheidung leben muss.

Ich bedanke mich bei all den Ratsuchenden, die es mir möglich machten, sie in ihrem Entscheidungsprozess zu begleiten, indem sie mir einen tiefen Einblick in ihre persönliche Situation erlaubten. Ohne sie hätte es dieses Buch nicht geben können.

Mein Dank gilt auch meiner Kollegin aus der Allgemeinen Studienberatung der Humboldt-Universität zu Berlin, Frau Dr. Benita Bischoff, deren Anteil an den gemeinsam durchgeführten Veranstaltungen mir so viele bedeutsame Einzelheiten aus der Welt der Studiengänge näher gebracht hat.

Holger Walther, Berlin im Juli 2014

Inhalt

Vorwort

Teil 1: Alles, was Sie über die Entscheidung wissen sollten

1 Grundsätzliches

1.1 Die Qual der Wahl

1.1.1 Die Phasen einer Entscheidung

1.1.2 Was macht die Entscheidung so schwer?

1.2 Der Entscheidungsdruck

1.3 Die Entscheidungsstrategien

1.4 Eine günstige Grundhaltung: „gut“ statt „richtig“

2 Einflussfaktoren der Studienwahl

2.1 Die eigene Situation

2.2 Die Konsequenzen der Studienwahlentscheidung

2.3 Die Eigenverantwortung übernehmen

2.4 Der Einfluss von Familie, Freunden und Partner

Teil 2: Von der Auswahl bis zur Entscheidung

1 Schritt 1: Die Selbstanalyse

1.1 Allgemeine Vorlieben und Interessen sammeln: Was tue ich gern?

1.2 Fähigkeiten und Stärken sammeln: Was kann ich gut?

1.3 Problemanalyse: Welche Probleme sprechen mich an?

1.4 Welche Fächer und Berufe sprechen mich an?

1.5 Weitere Informationen nutzen und verwerten

1.6 Werteanalyse: Kenntnis der persönlichen Ziele und (beruflichen) Wertvorstellungen

1.6.1 Persönliche Wertvorstellungen (Fragebogen

)

1.6.2 Berufliche Wertvorstellungen (Fragebogen

)

2 Schritt 2: Die Verallgemeinerung

3 Schritt 3: Konkrete Fächer formulieren

3.1 Methode 1: Was gibt es sonst noch mit …?

3.2 Methode 2: In einem Sachgebiet nach einem Fach suchen

3.3 Methode 3: Durch das Berufsfeld nach einem Fach suchen

4 Schritt 4: Informationen beschaffen, Hochschulen finden

4.1 Informationen und Quellen richtig bewerten

4.2 Den Studiengang an einer Hochschule finden

4.3 Weitere Informationen einholen

4.4 Die Voraussetzungen ermitteln

4.5 Das passgenaue Profil einer Hochschule finden

4.6 Zu guter Letzt: Eine persönliche Informationsstrategie entwickeln

5 Schritt 5: Relevante Informationen auswerten und Studienfächer finden

6 Mit persönlichem Bewertungsbogen zur endgültigen Entscheidung

6.1 Schritt 1: Eine Alternative auswählen

6.2 Schritt 2: Die Konsequenzen abwägen

6.3 Schritt 3: Die Argumente einschätzen und bewerten

6.4 Schritt 4: Die Erfüllung notwendiger Qualifikationen

6.5 Schritt 5: Den relativen Vergleichswert errechnen

Teil 3: Services zur Studienwahl

1 Kennenlern-Angebote der Hochschulen, Orientierungsseminare und Studienwahltests

1.1 Zum Reinschnuppern und Kennenlernen

1.2 Orientierungsangebote

1.3 Studienwahl- und Eignungstests

2 Ergänzende Informationen zum Studienwahlbogen: im Anschluss an die Schule erworbene Fähigkeiten und Erfahrungen

3 Ergänzende Informationen zu Self-Assessment und dem passgenauen Profil einer Hochschule

3.1 Self-Assessment für einzelne, konkrete Fächer

3.2 Self-Assessment für den Beruf „Lehrer“

3.3 Self-Assessment für den MINT-Bereich

3.4 Eignungstests und Hochschulprofile

4 Hochschularten

5 Besondere Studienformen

5.1 Studieren im Praxisverbund: Duales Studium

5.2 Fernstudium

5.3 Juniorstudium

5.4 Internationale Studiengänge

5.5 Teilzeitstudium

6 Studienabschlüsse

7 Studieren ohne Abitur

8 Finanzierung

9 Studieren unter besonderen Bedingungen

Glossar

Literatur

Stichwörter

Teil 1:

Alles, was Sie über die Entscheidung wissen sollten

»Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen.«

Nils Bohr, dänischer Physiker und Nobelpreisträger, 1895–1962

1 Grundsätzliches

Entscheidungen sind unglaublich vielfältig und können die unterschiedlichsten Folgen haben: So gibt es Entscheidungen im Leben, die lebensbedrohlich und nicht revidierbar sind. Die Tragweite dieser Entscheidungen ist also sehr groß. Aber es gibt eben auch die vielen kleinen, alltäglichen Entscheidungen, die bereits morgen ohne Bedeutung sind. Die Studienwahl liegt irgendwo dazwischen: sie bestimmt den Weg der nächsten Jahre, muss aber nie endgültig und unveränderbar sein. Das zeigen die vielen unterschiedlichen Lebensläufe, in denen sich Karrieren Stück für Stück entwickeln oder in denen radikale Brüche zu finden sind. So etwas kann aus einer Not heraus, wie etwa einer Arbeitslosigkeit, geschehen, aber natürlich ebenso auch selbst gewählt sein.

In diesem ersten Teil des Buches werden Sie viele quälende Gedanken und Gefühle zur Studienwahl wiederfinden und andere beschrieben sehen. Denn es wird darum gehen, die Vielfalt des Entscheidungsprozesses zu reflektieren. Schon hier wird deutlich, dass eine fundierte Entscheidung mit viel Aufwand verbunden ist. Doch im Hinblick auf das, was Sie dafür bekommen, lohnt die Energie, die Sie in Ihre Studienwahl investieren. Das beginnt, wenn Sie nach dem Lesen dieses ersten Teils konkrete Hilfestellungen bei der Wahl eines Studienfaches im dem zweiten, deutlich umfangreichen Teil dieses Buches bekommen. Arbeiten Sie die einzelnen Schritte sorgsam durch. Nehmen Sie sich damit genügend Zeit für Ihre Studienwahl und profitieren Sie am Ende von einer Entscheidung für Ihre Zukunft.

1.1 Die Qual der Wahl

Eine Entscheidung wird immer dann von uns gefordert, wenn es mehrere Möglichkeiten gibt, eine Idee oder ein Vorhaben umzusetzen. Das reicht von so banalen Dingen wie bei einem Blick ins Tagesprogramm einer Zeitung, um zu entscheiden, welche Fernsehsendung oder welchen Kinofilm man sehen will, bis hin zu deutlich weitreichenden Entscheidungen, wie etwa die Entscheidung für einen bestimmten Beruf oder eine Ausbildung. Dementsprechend erlauben wir es uns, manche Dinge aus dem Bauch heraus eher spontan zu entscheiden, während wir anderes aufwändig abwägen und dafür eine mehr rationale Vorgehensweise wählen. Dies geht nicht ohne eine sogenannte Entscheidungskompetenz. Dahinter verbirgt sich die Fähigkeit, in Frage kommende Alternativen sachlich zu ergründen, um nicht Gefahr zu laufen, voreilige Schlüsse zu ziehen oder eine zu stark emotionale Entscheidung zu treffen. Erstrebenswert finden es viele, insgesamt eine gewisse Entschlossenheit an den Tag zu legen: ist erst eine Entscheidung gefällt, setzen sie diese konsequent um und bereuen sie später auch nicht.

Sicher ist es auch Ihr Wunsch, die Entscheidung für einen Studiengang gut überlegt zu haben und dabei in erster Linie kein wichtiges Argument und auch kein Gefühl außer Acht gelassen zu haben. Dann haben Sie sich für die rationale Vorgehensweise entschieden, die mit einem gewissen Aufwand verbunden ist. Das Besondere an diesem Buch ist es, dass bei dieser Vorgehensweise dennoch emotionale Argumente und spontane Ideen nicht zu kurz kommen, damit so eine Ausgewogenheit entsteht. Auch diese werden angemessen berücksichtigt und geben Ihnen das berechtigte Gefühl, an alles gedacht zu haben.

Idealerweise folgen Entscheidungen einem bestimmten Ablauf, um zu garantieren, nichts Wichtiges übersehen und möglichst an alles gedacht zu haben. Dieser Ablauf sieht allgemein formuliert wie im folgenden Abschnitt gezeigt aus.

1.1.1 Die Phasen einer Entscheidung

Versucht man, einen allgemeinen Ablauf zu beschreiben, der bei den meisten Entscheidungsprozessen zu beobachten ist, dann zeigt sich, dass wir bei Entscheidungen eigentlich fünf Phasen durchlaufen. Da dies eher unbewusst und automatisch abläuft, möchte ich Ihnen die Phasen vorstellen, damit Sie daran auch den Aufbau des Buches nachvollziehen können. Denn mit Hilfe dieses Buches werden Sie die fünf Phasen bewusster und gezielt durchlaufen.

Die Phasen einer Entscheidung

Phase 1

Feststellen eines Bedarfs, eines Wunsches, eines Bedürfnisses oder einer Idee

Phase 2

Herausfinden und Beschreiben der möglichen Alternativen

Phase 3

Beurteilung der wahrscheinlichen Konsequenzen für jede Alternative und Entscheidung

Phase 4

Umsetzung

Phase 5

Prüfung mit dem Ergebnis: Beibehalten oder Revidieren

Phase 1

Feststellen eines Bedarfs, eines Wunsches, eines Bedürfnisses oder einer Idee

In dieser Phase wird eine Idee geboren, ein Wunsch geäußert oder eine Notwendigkeit formuliert, weil es einen konkreten Bedarf für eine Veränderung gibt. So ist es für Sie vielleicht selbstverständlich, mit dem erworbenen Abitur nun auch zu studieren. Also muss ein Studiengang gefunden werden. Oder Sie haben längere Zeit überlegt, und etwa nach einer schon absolvierten Berufsausbildung und Berufstätigkeit doch noch den Wunsch verspürt, einen stärkeren intellektuellen Schwerpunkt zu bekommen. Es ist nicht ganz so dringend einen Studiengang zu finden, denn in diesem Fall wäre es mehr ein Wunsch als eine unbedingte Konsequenz. Anders dagegen wiederum, wenn Sie bereits studieren, aber mit dem Studienfach oder den Studieninhalten unzufrieden sind und deshalb darüber nachdenken, ob es nicht doch ein anderes Fach sein sollte. Hier kann man nicht mehr von einem Wunsch sprechen. Denn es gibt einen akuten Bedarf nach Veränderung, der entsprechendes Handeln notwendig macht. Dies beschreibt die nächste Phase.

Phase 2

Herausfinden und Beschreiben der möglichen Alternativen

Bevor man etwas entscheiden kann, muss man erst einmal die möglichen Optionen kennen. Für Studiengänge gilt: welche Fächer kommen in die engere Wahl und habe ich die Möglichkeit, diese zu studieren? Eine genauere Beschreibung bedeutet etwa: wo gibt es das Fach, was wird darin tatsächlich gemacht und welche Anforderungen sind unbedingt notwendig?

Ein Kühlschrank-Beispiel zeigt, dass ich zwar auf etwas Appetit habe, nämlich Käse, dass aber erst der tatsächliche Blick in den Kühlschrank mir die vorhandenen Möglichkeiten in Form verschiedener Käsesorten vorführt, aus denen ich auswählen kann. Denn wer kann immer auswendig wissen und garantieren, was sich hinter der verschlossenen Kühlschranktür verbirgt? In einer Familie oder einer WG können sich die Optionen im Kühlschrank schnell verändern. Finden Sie also heraus, welche Alternativen wirklich zur Verfügung stehen.

Phase 3

Beurteilung der wahrscheinlichen Konsequenzen für jede Alternative und Entscheidung

Diese Phase beschreiben viele als die schwierigste Phase, da unsere Erfahrung zeigt, dass die Erstellung einer Liste mit allen gefundenen Beschreibungen nur selten den gewünschten Aha-Effekt und damit automatisch eine Entscheidung bringt. Eher pendeln wir zwischen den Alternativen hin und her und heben einzelne Argumente immer wieder unterschiedlich hervor. Darüber hinaus sollen wir auch noch einen Blick in die Zukunft werfen und vorhersagen können, was die Folgen der jeweiligen Alternative sein werden, etwa die Berufschancen eines konkreten Studiengangs. Häufig bleibt dann genau an dieser Stelle die Entscheidung stecken, weil solche Vorhersagen so schwer, wenn nicht sogar unmöglich sind. In →Teil 2 arbeiten Sie daher eine eigene Sammlung möglicher Konsequenzen durch, womit Ihnen die notwendige persönliche Beurteilung gelingen wird. Damit haben Sie dann eine umfassende Entscheidungsgrundlage.

Phase 4

Umsetzung

Ist eine Entscheidung gefällt, sollte irgendwann danach die konkrete Umsetzung beginnen. D.h. ein Ereignis setzt tatsächlich ein und Sie sammeln damit Erfahrungen. Im Kühlschrank-Beispiel bedeutet dies: Sie legen den ausgesuchten Käse auf eine Brotscheibe, beißen ab und probieren damit diese Kombination. Sie nehmen noch mehrere Bisse und stellen immer mal wieder fest, wie gut es Ihnen schmeckt. Für Ihr Studienfach heißt dies: Sie haben sich beworben und dann begonnen, zu studieren. Sie lernen die Hochschule und das Fach tatsächlich kennen und sammeln viele Erfahrungen, beispielsweise zu den tatsächlichen Inhalten der Seminare und vielleicht auch Informationen zu den Berufsaussichten.

Phase 5

Prüfung mit dem Ergebnis: Beibehalten oder Revidieren

In dieser Phase ist quasi alles vorbei und man weiß, was aus einer Sache letztendlich geworden ist. Man kann nun die ursprüngliche Entscheidung an ihrem Ergebnis messen und sie im günstigen Fall beibehalten. Ist aber das gewünschte Ergebnis nicht zufriedenstellend oder sogar gar nicht eingetreten, dann wäre es komisch, trotzdem alles so zu lassen. Dann ist es sinnvoll, die Entscheidung neu zu überdenken und anzupassen. Denn die gemachten Erfahrungen können und dürfen Sie nicht einfach ignorieren. Dazu noch mal das Käsebeispiel: Haben Sie eine gute Entscheidung getroffen, dann wird es Ihnen schmecken. Sie nehmen nämlich sehr gerne weitere Bisse oder belegen sogar noch eine zweite Scheibe mit derselben Sorte. Für zukünftige Mahlzeiten wissen Sie, dass diese Sorte eine gute Wahl bedeutet. Und entsprechend lautet die gegenteilige Konsequenz bei einer schlechten Erfahrung: schmeckt der Käse nicht, sollten Sie beim nächsten Mal unbedingt eine andere Sorte wählen und hätten damit die ursprüngliche Wahl revidiert.

Den Ablauf dieser fünf Phasen einzuhalten fällt bei dem Beispiel mit dem Kühlschrank nicht so schwer, denn die Käsesorten unterscheiden sich vielleicht nur wenig und, egal was man nimmt, satt würde man in jedem Fall. Bei der Studienwahl ist man in jeder der fünf Phasen deutlich mehr gefordert. Wenn alle Phasen bewusst durchlaufen wurden, können Sie von einer gründlichen Entscheidung ausgehen. Doch macht dieser schematische Ablauf auch einen häufig genannten Nachteil bei der Wahl des Studiums deutlich: es dauert ziemlich lange, bis Sie die Ergebnisse Ihrer Wahl überprüfen können. Schließlich liegen dann das Bewerbungsverfahren, vielleicht ein Umzug und mindestens das erste Semester hinter Ihnen. Das macht einen Teil der Unsicherheit aus und deshalb fragen sich viele zu Recht: „Wie soll ich denn heute wissen, ob ich in 10 Jahren immer noch damit zufrieden bin?“

1.1.2 Was macht die Entscheidung so schwer?

Zu viele Möglichkeiten

Viele sind unzufrieden mit den immer größer gewordenen Supermärkten, in denen man inzwischen nicht nur Lebensmittel, sondern ähnlich wie in einem Kaufhaus sogar Kleidung, Haushaltswaren oder Handwerkerbedarf bekommt. Sie fühlen sich erschlagen von dem Überangebot und versuchen häufig gezielt, das meiste auszublenden, in dem sie eine einfache, aber wirkungsvolle Strategie entwickelt haben: sie nehmen sich vor, nur genau das einzukaufen, was auf einem zuhause geschriebenen Einkaufszettel steht. Der Vorteil: man muss nicht mehr durch alle Reihen laufen, sondern sucht nur die Ecken und Regale auf, in denen man die gewünschten Dinge bekommt.

An diesem Beispiel sehen Sie deutlich eine Bedingung unseres Gehirns: eine zu große Auswahl muss reduziert werden, denn je weniger Optionen bestehen, umso leichter mag es sich entscheiden. Ein erster grober Schritt zur Reduktion ist die Erkenntnis, dass nicht alle Möglichkeiten für mich persönlich relevant sind. Trinke ich beispielsweise keinen Alkohol, dann kann ich im Supermarkt gleich eine riesige Ecke aussparen. Und selbst eine verlockend klingende Auswahl an Käsesorten reduziert sich, wenn ich persönlich bedeutsame Kriterien anlege. Sollten Sie nur fettarmen Käse kaufen wollen, fällt nämlich auch hier der größte Teil schon mal weg.

Das Ziel ist es also, aus dem Überangebot eine grobe Auswahl zu treffen und am Ende auf 3–4 Möglichkeiten zu reduzieren. Und das funktioniert auch umgekehrt so: wenn Sie gar keine Idee haben, was Sie nehmen könnten, dann versuchen Sie auch, 3–4 Möglichkeiten zu finden. Gibt es nur eine Möglichkeit, dann ist ja eine Entscheidung überhaupt nicht möglich. Gibt es zwei Optionen, dann sind Sie in der Situation, die der Kommunikationswissenschaftler und Psychologe Paul Watzlawick die Illusion der Alternativen genannt hat, weil es ja nur ein Entweder-Oder gibt. Keines davon muss zwingend passend oder richtig sein. Erst ab drei Wahlmöglichkeiten empfinden wir eine Wahlfreiheit und können beginnen, die Möglichkeiten gegeneinander abzuwägen.

Dafür ist immer auch dagegen

Kennen Sie das auch aus einem Restaurant? Da gibt es mehrere leckere Gerichte, aber Sie können nur eines essen. Sobald Sie sich mehr für das eine erwärmen können, wird Ihnen deutlich, dass das andere auch ganz gut wäre. Und Ihnen wird klar: was immer ich auch nehme – das andere habe ich dann nicht.

Wir müssen uns wohl damit abfinden: wer sich für etwas entscheidet, hat sich im selben Atemzug damit auch gegen etwas anderes entschieden, auf das man nun verzichten muss. Aber vielleicht verpasse ich da ja auch etwas? Würde man sich für Medizin entscheiden, lernt man andere Fächer wie Germanistik oder Architektur nämlich nicht kennen. Oder bei der Entscheidung für ein Studienfach an einem bestimmten Ort können Fragen aufgeworfen werden: Woher weiß ich denn, ob ich nicht in Erfurt meinem Partner fürs Leben über den Weg gelaufen wäre, wo ich mich doch aber für Bremen als Studienort entschieden habe? Man fragt sich, ob das andere nicht besser wäre und genau aus der Angst heraus, etwas zu verpassen, wird keine Entscheidung gefällt.

Gut ist es daher, wenn wir unsere Entscheidung begründen können, denn es muss ja Kriterien gegeben haben, weshalb das Eine vor dem Anderen bevorzugt wurde. Man könnte die Kriterien, die wir auch als Argumente bezeichnen können, der Übersicht halber mit Plus- und Minuszeichen im Sinne von Pro und Contra versehen. Das ergibt einen groben Überblick. Doch bei wichtigen Entscheidungen ist das zu wenig Begründung. Deshalb werden Sie mit dem → Teil 2 ausführlicher an die Studienwahlentscheidung herangehen.

Die Illusion einer objektiv „richtigen“ Entscheidung

Es wäre doch schön, wenn man die Gewissheit hätte, dass man nur sachlich, rational und gründlich genug an eine Sache herangehen müsste, um damit zu einer garantiert „richtigen“ Entscheidung zu kommen. In Sachen Gründlichkeit stimme ich dieser Auffassung zu. Doch eine rein rational gewonnene Entscheidung würde eine ganz zentrale Komponente außer Acht lassen: die Person und damit die Persönlichkeit und Individualität des Entscheidungsträgers. Natürlich hat jeder Mensch ganz eigene Vorlieben und Abneigungen, genauso wie Erfahrungen und die damit verbundenen Gefühle. Und man hat eigene Vorstellungen davon, wie man grundsätzlich leben und arbeiten möchte. Wichtig ist es, diese Anteile nicht unberücksichtigt, sondern sie irgendwie systematisch mit in eine Entscheidung einfließen zu lassen. Sie hätten dann eine authentische, eigentlich subjektive und individuelle Entscheidungsgrundlage. Das bedeutet, dass andere Personen mit einer anderen Individualität sich durchaus anders entscheiden würden. Das Buch zeigt Ihnen im zweiten Teil, wie Sie diese Dinge bei Ihrer Entscheidung berücksichtigen können.

1.2 Der Entscheidungsdruck

Bei all dem, was eine Entscheidung so schwer machen kann, ist eine Sache noch nicht erwähnt worden: der Entscheidungsdruck. Dieser entsteht aus der persönlichen Situation heraus, oder weil Bewerbungsformalitäten und Anmeldefristen eingehalten werden müssen. Es wird kein Aufschub geduldet, denn die Zeit schreitet voran und oft beobachtet unser soziales Umfeld jeden einzelnen unserer Schritte mit erwartungsvollen Blicken.

An zweiter Stelle ist ein anderer Entscheidungsdruck zu nennen,