Alice im Wunderland - Lewis Carroll - E-Book

Alice im Wunderland E-Book

Lewis Carroll

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Beschreibung

Die fiktive Welt, in der "Alice im Wunderland" angesiedelt ist, spielt so mit Logik, dass sich die Erzählung unter Mathematikern und Kindern gleichermaßen großer Beliebtheit erfreut. Sie enthält zahlreiche satirische Anspielungen – nicht nur auf persönliche Freunde Carrolls, sondern auch auf die Schullektionen, die Kinder im England damals auswendig lernen mussten. Das verrückte Abenteuer ist bis heute unterhaltsam, witzig und fesselnd.

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Seitenzahl: 126

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Lewis Carroll

Alice im Wunderland

Impressum

Covergestaltung: nexx verlag gmbh, 2015

ISBN/EAN: 9783958703780

Rechtschreibung und Schreibweise des Originaltextes wurden behutsam angepasst.

www.nexx-verlag.de

1. Kapitel: Hinunter in den Kaninchenbau

Alice fing an sich zu langweilen; sie saß schon lange bei ihrer Schwester am Ufer und hatte nichts zu tun. Das Buch, das ihre Schwester las, gefiel ihr nicht; denn es waren weder Bilder noch Gespräche darin. »Und was nützen Bücher,« dachte Alice, »ohne Bilder und Gespräche?«

Sie überlegte sich eben (so gut es ging, denn sie war schläfrig und dumm von der Hitze), ob es der Mühe wert sei aufzustehen und Gänseblümchen zu pflücken, um eine Kette damit zu machen, als plötzlich ein weißes Kaninchen mit roten Augen dicht an ihr vorbeirannte.

Dies war nicht gerade sehr merkwürdig; Alice fand es auch nicht sehr außerordentlich, als sie das Kaninchen sagen hörte: »Oh weh, oh weh! Ich werde zu spät kommen!« (Als sie es später wieder überlegte, fiel ihr ein, dass sie sich darüber hätte wundern sollen; doch zur Zeit kam es ihr Alles ganz natürlich vor.) Aber als das Kaninchen seine Uhr aus der Westentasche zog, nach der Zeit sah und eilig fortlief, sprang Alice auf; denn es war ihr doch noch nie vorgekommen, ein Kaninchen mit einer Westentasche und einer Uhr darin zu sehen. Vor Neugierde brennend, rannte sie ihm nach über den Grasplatz, und kam noch zur rechten Zeit, um es in ein großes Loch unter der Hecke schlüpfen zu sehen.

Den nächsten Augenblick war sie ihm nach in das Loch hineingesprungen, ohne zu bedenken, wie in aller Welt sie wieder herauskommen könnte.

Der Eingang zum Kaninchenbau lief erst geradeaus, wie ein Tunnel und ging dann plötzlich abwärts; ehe Alice noch den Gedanken fassen konnte sich schnell festzuhalten, fühlte sie schon, dass sie fiel, wie es schien, in einen tiefen, tiefen Brunnen.

Entweder musste der Brunnen sehr tief sein, oder sie fiel sehr langsam; denn sie hatte Zeit genug, sich beim Fallen umzusehen und sich zu wundern, was nun wohl geschehen würde. Zuerst versuchte sie hinunter zu sehen, um zu wissen wohin sie käme, aber es war zu dunkel etwas zu erkennen. Da besah sie die Wände des Brunnens und bemerkte, dass sie mit Küchenschränken und Bücherbrettern bedeckt waren; hier und da erblickte sie Landkarten und Bilder, an Haken aufgehängt. Sie nahm im Vorbeifallen von einem der Bretter ein Töpfchen mit der Aufschrift: »Eingemachte Apfelsinen«, aber zu ihrem großen Verdruss war es leer. Sie wollte es nicht fallen lassen, aus Furcht, Jemand unter sich zu töten; und es gelang ihr, es in einen anderen Schrank, an dem sie vorbeikam, zu schieben.

»Nun!« dachte Alice bei sich, »nach einem solchen Fall werde ich mir nichts daraus machen, wenn ich die Treppe hinunter stolpere. Wie mutig sie mich zu Haus finden werden! Ich würde nicht viel Redens machen, wenn ich selbst von der Dachspitze hinunter fiele!« (Was sehr wahrscheinlich war).

Hinunter, hinunter, hinunter! Wollte denn der Fall nie enden? »Wie viele Meilen ich wohl jetzt gefallen bin!« sagte sie laut. »Ich muss ungefähr am Mittelpunkt der Erde sein. Lass sehen: das wären achthundert und fünfzig Meilen, glaube ich –« (denn ihr müsst wissen, Alice hatte dergleichen in der Schule gelernt und obwohl dies keine sehr gute Gelegenheit war, ihre Kenntnisse zu zeigen, da Niemand zum Zuhören da war, so übte sie es sich doch dabei ein) – »ja, das ist ungefähr die Entfernung; aber zu welchem Längen- und Breitegrad ich wohl gekommen sein mag?« (Alice hatte nicht den geringsten Begriff, was ein Längen- oder Breitegrad war; doch klangen ihr die Worte großartig und nett zu sagen.

Bald fing sie wieder an. »Ob ich wohl ganz durch die Erde fallen werde! Wie komisch das sein wird, bei den Leuten heraus zu kommen, die auf dem Kopf gehen! die Antipathien, glaube ich.« (Diesmal war es ihr ganz lieb, dass Niemand zuhörte, denn das Wort klang ihr gar nicht recht). »Aber natürlich werde ich sie fragen müssen, wie das Land heißt. Bitte, liebe Dame, ist dies Neuseeland oder Australien?« (Und sie versuchte dabei zu knicksen – denkt doch, knicksen, wenn man durch die Luft fällt! Könntet ihr das fertig kriegen?) »Aber sie werden mich für ein unwissendes kleines Mädchen halten, wenn ich frage! Nein, es geht nicht an zu fragen; vielleicht sehe ich es irgendwo angeschrieben.«

Hinunter, hinunter, hinunter! Sie konnte nichts weiter tun, also fing Alice bald wieder zu sprechen an. »Dinah wird mich gewiss heut Abend recht suchen!« (Dinah war die Katze.) »Ich hoffe, sie werden ihren Napf Milch zur Teestunde nicht vergessen. Dinah! Miez! Ich wollte, du wärst hier unten bei mir. Mir ist nur bange, es gibt keine Mäuse in der Luft; aber du könntest einen Spatzen fangen; die wird es hier in der Luft wohl geben, glaubst du nicht? Und Katzen fressen doch Spatzen?« Hier wurde Alice etwas schläfrig und redete halb im Traum fort. »Fressen Katzen gern Spatzen? Fressen Katzen gern Spatzen? Fressen Spatzen gern Katzen?« Und da ihr Niemand zu antworten brauchte, so kam es gar nicht darauf an, wie sie die Frage stellte. Sie fühlte, dass sie einschlief und hatte eben angefangen zu träumen, sie gehe Hand in Hand mit Dinah spazieren, und frage sie ganz ernsthaft: »Nun, Dinah, sage die Wahrheit, hast du je einen Spatzen gefressen?« da mit einem Male, plump! plump! kam sie auf einen Haufen trocknes Laub und Reisig zu liegen – und der Fall war vorbei.

Alice hatte sich gar nicht wehgetan. Sie sprang sogleich auf und sah in die Höhe; aber es war dunkel über ihr. Vor ihr lag ein zweiter langer Gang, und sie konnte noch eben das weiße Kaninchen darin entlang laufen sehen. Es war kein Augenblick zu verlieren: Alice rannte wie der Wind und hörte es gerade noch sagen, als es um eine Ecke bog: »Oh, Ohren und Schnurrbart, wie spät es ist!« Sie war dicht hinter ihm, aber als sie um die Ecke bog, da war das Kaninchen nicht mehr zu sehen. Sie befand sich in einem langen, niedrigen Korridor, der durch eine Reihe Lampen erleuchtet war, die von der Decke herabhingen.

Zu beiden Seiten des Korridors waren Türen; aber sie waren alle verschlossen. Alice versuchte jede Tür erst auf einer Seite, dann auf der Anderen; endlich ging sie traurig in der Mitte entlang, überlegend, wie sie je heraus kommen könnte.

Plötzlich stand sie vor einem kleinen dreibeinigen Tisch, ganz von dickem Glas. Es war nichts darauf als ein winziges goldenes Schlüsselchen und Alice's erster Gedanke war, dies möchte zu einer der Türen des Korridors gehören. Aber ach! Entweder waren die Schlösser zu groß, oder der Schlüssel zu klein; kurz, er passte zu keiner einzigen. Jedoch, als sie das zweite Mal herum ging, kam sie an einen niedrigen Vorhang, den sie vorher nicht bemerkt hatte und dahinter war eine Tür, ungefähr fünfzehn Zoll hoch. Sie steckte das goldene Schlüsselchen ins Schlüsselloch, und zu ihrer großen Freude passte es.

Alice schloss die Tür auf und fand, dass sie zu einem kleinen Gang führte, nicht viel größer als ein Mäuseloch. Sie kniete nieder und sah durch den Gang in den reizendsten Garten, den man sich denken kann. Wie wünschte sie, aus dem dunklen Korridor zu gelangen, und unter den bunten Blumenbeeten und kühlen Springbrunnen umher zu wandern; aber sie konnte kaum den Kopf durch den Eingang stecken. »Und wenn auch mein Kopf hindurch ginge,« dachte die arme Alice, »was würde es nützen ohne die Schultern. Oh, ich möchte mich zusammenschieben können wie ein Teleskop! Das geht ganz gewiss, wenn ich nur wüsste, wie man es anfängt.« Denn es war kürzlich so viel Merkwürdiges mit ihr vorgegangen, dass Alice anfing zu glauben, es sei fast nichts unmöglich.

Es schien ihr ganz unnütz, länger bei der kleinen Tür zu warten. Daher ging sie zum Tisch zurück, halb hoffend, sie würde noch einen Schlüssel darauf finden oder jedenfalls ein Buch mit Anweisungen, wie man sich als Teleskop zusammenschieben könne. Dieses Mal fand sie ein Fläschchen darauf. »Das gewiss vorhin nicht hier stand,« sagte Alice; und um den Hals des Fläschchens war ein Zettel gebunden, mit den Worten »Trinke mich!« wunderschön in großen Buchstaben drauf gedruckt.

Es war bald gesagt, »Trinke mich«, aber die altkluge kleine Alice wollte sich damit nicht übereilen. »Nein, ich werde erst nachsehen,« sprach sie, »ob ein Totenkopf darauf ist oder nicht.« Denn sie hatte mehre hübsche Geschichten gelesen von Kindern, die sich verbrannt hatten oder sich von wilden Tieren hatten fressen lassen und in andere unangenehme Lagen geraten waren, nur weil sie nicht an die Warnungen dachten, die ihre Freunde ihnen gegeben hatten; zum Beispiel, dass ein rotglühendes Eisen brennt, wenn man es anfasst; und dass wenn man sich mit einem Messer tief in den Finger schneidet, es gewöhnlich blutet. Und sie hatte nicht vergessen, dass wenn man viel aus einer Flasche mit einem Totenkopf darauf trinkt, es einem unfehlbar schlecht bekommt.

Diese Flasche jedoch hatte keinen Totenkopf. Daher wagte Alice zu kosten; und da es ihr gut schmeckte (es war eigentlich wie ein Gemisch von Kirschkuchen, Sahnesauce, Ananas, Putenbraten, Konfekt und Armen Rittern), trank sie die Flasche aus.

»Was für ein komisches Gefühl!« sagte Alice. »Ich gehe zusammen wie ein Teleskop.«

Und so war es in der Tat: jetzt war sie nur noch zehn Zoll hoch, und ihr Gesicht leuchtete bei dem Gedanken, dass sie nun die rechte Höhe habe, um durch die kleine Tür in den schönen Garten zu gehen. Doch erst wartete sie einige Minuten, ob sie noch mehr zusammenschrumpfen werde. Sie war einigermaßen ängstlich; »denn es könnte damit aufhören,« sagte Alice zu sich selbst, »dass ich ganz ausginge, wie ein Licht. Mich wundert, wie ich dann aussähe?« Und sie versuchte sich vorzustellen, wie die Flamme von einem Licht aussieht, wenn das Licht ausgeblasen ist; aber sie konnte sich nicht erinnern, dies je gesehen zu haben.

Nach einer Weile, als sie merkte dass weiter nichts geschah, beschloss sie, gleich in den Garten zu gehen. Aber, arme Alice! als sie an die Tür kam, hatte sie das goldene Schlüsselchen vergessen. Sie ging nach dem Tisch zurück, es zu holen, fand aber, dass sie es unmöglich erreichen konnte. Sie sah es ganz deutlich durch das Glas, und sie gab sich alle Mühe an einem der Tischfüße hinauf zu klettern, aber er war zu glatt; und als sie sich ganz müde gearbeitet hatte, setzte sich das arme, kleine Ding hin und weinte.

»Still, was nützt es so zu weinen!« sagte Alice ganz böse zu sich selbst; »ich rate dir, sofort aufzuhören!« Sie gab sich oft sehr guten Rat (obwohl sie ihn selten befolgte) und manchmal schimpfte sie sich selbst so streng, dass sie sich zum Weinen brachte; und einmal, erinnerte sie sich, hatte sie versucht, sich eine Ohrfeige zu geben, weil sie im Krocket betrogen hatte, als sie gegen sich selbst spielte; denn dieses eigentümliche Kind stellte sehr gern zwei Personen dar. »Aber jetzt hilft es zu nichts,« dachte die arme Alice, »zu tun als ob ich zwei verschiedene Personen wäre. Ach! es ist ja kaum genug von mir übrig zu einer anständigen Person!«

Bald fiel ihr Auge auf eine kleine Glasbüchse, die unter dem Tisch lag; sie öffnete sie und fand einen sehr kleinen Kuchen darin, auf dem die Worte »Iss mich!« schön in kleinen Rosinen geschrieben standen. »Gut, ich will ihn essen,« sagte Alice, »und wenn ich davon größer werde, kann ich den Schlüssel erreichen; wenn ich aber kleiner davon werde, so kann ich unter der Tür durchkriechen. So, auf jeden Fall, gelange ich in den Garten – es ist mir einerlei wie.«

Sie aß ein Bisschen, und sagte neugierig zu sich selbst: »Aufwärts oder abwärts?« Dabei hielt sie die Hand prüfend auf ihren Kopf und war ganz erstaunt zu bemerken, dass sie dieselbe Größe behielt. Freilich geschieht dies gewöhnlich, wenn man Kuchen isst; aber Alice war schon so an wunderbare Dinge gewöhnt, dass es ihr ganz langweilig schien, wenn das Leben so natürlich fortging.

Sie machte sich also daran, und verzehrte den Kuchen völlig.

2. Kapitel: Der Tränenteich

»Verquerer und verquerer!« rief Alice. (Sie war so überrascht, dass sie im Augenblick ihre eigene Sprache ganz vergaß) »Jetzt werde ich auseinander geschoben wie das längste Teleskop das es je gab! Lebt wohl, Füße!«

(Denn als sie auf ihre Füße hinabsah, konnte sie sie kaum mehr zu Gesicht bekommen, soweit fort waren sie schon.) »Oh meine armen Füßchen! wer euch wohl nun Schuhe und Strümpfe anziehen wird, meine Besten? Denn ich kann es unmöglich tun! Ich bin viel zu weit weg, um mich mit euch abzugeben! ihr müsst sehen, wie ihr fertig werdet. Aber gut muss ich zu ihnen sein,« dachte Alice, »sonst gehen sie vielleicht nicht, wohin ich gehen möchte. Lass mal sehen: ich will ihnen jeden Weihnachten ein Paar neue Stiefel schenken.«

Und sie dachte sich aus, wie sie das anfangen würde. »Sie müssen per Fracht gehen,« dachte sie; »wie drollig es sein wird, seinen eignen Füßen ein Geschenk zu schicken! und wie komisch die Adresse aussehen wird!«

An

Alice's rechten Fuß, Wohlgeboren

Fußteppich

nicht weit vom Kamin

(mit Alice's Grüßen)

»Oh, was für Unsinn ich schwatze!«

Gerade in dem Augenblick stieß sie mit dem Kopf an die Decke: sie war in der Tat über neun Fuß groß: Und sie nahm sogleich den kleinen goldenen Schlüssel auf und rannte zur Gartentür.

Arme Alice! Das Höchste was sie tun konnte, war, auf der Seite liegend, mit einem Auge nach dem Garten hinunter zu sehen; aber an Durchgehen war weniger zu denken als jemals zuvor. Sie setzte sich hin und fing wieder an zu weinen.

»Du solltest dich schämen,« sagte Alice, »solch ein großes Mädchen« (da hatte sie wohl recht) »noch so zu weinen! Hör gleich auf, sage ich dir!« Aber sie weinte trotzdem fort, und vergoss Tränen eimerweise, bis sich zuletzt ein großer Teich um sie bildete, ungefähr vier Zoll tief und den halben Korridor lang.

Nach einem Weilchen hörte sie Schritte in der Entfernung und trocknete schnell ihre Tränen, um zu sehen wer es sei. Es war das weiße Kaninchen, das prachtvoll geputzt zurückkam, mit einem Paar weißen Handschuhen in einer Hand und einem Fächer in der anderen. Es trippelte in großer Eile, vor sich hin redend: »Oh! die Herzogin, die Herzogin! Sie wird außer sich sein, wenn ich sie warten lasse!« Alice war so ratlos, dass sie Jeden um Hilfe gebeten hätte. Als das Kaninchen in ihre Nähe kam, fing sie mit leiser, schüchterner Stimme an: »Bitte, lieber Herr. …« Das Kaninchen fuhr zusammen, ließ die weißen Handschuhe und den Fächer fallen und lief davon in die Nacht hinein, so schnell es konnte.