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Ein neuer Sturm braut sich zusammen. Nach dem Bandenkrieg in Angeles City kann scheinbar nichts mehr die MAD DOGS aufhalten. Die Straßengang aus den Slums von Manila überschwemmt das Land mit ihren Drogen. Ihre als Bars getarnten Bordelle schießen wie Pilze aus dem Boden, während Schleppertruppen in den entlegensten Provinzen Mädchen für ihre Machenschaften rekrutieren. Doch ihre Feinde sind nicht besiegt. Unter der Führung von Rey, dem totgeglaubten Boss der PEAKS, formieren sie sich neu. An seiner Seite steht Joycee, die ihre verschleppte Cousine Angel finden, und aus den Fängen der verhassten Bande befreien will. Gemeinsam zielen sie auf das Herz der MAD DOGS: auf Jose Aceremo, dem skrupellosen Anführer. 2.500 Kilometer westlich, in Phuket, stößt Barbetreiber Thomas im Internet auf die verstörende Geschichte über ein deutsch-thailändisches Mädchen. Die Parallelen zu seiner seit Jahren vermissten Tochter sind frappierend. Gemeinsam mit Stieftochter Kanya setzt er sich auf ihre Spur. Er ahnt nicht, dass ihn die Suche direkt ins Nest einer Mörderbande führt. Thailand meets the Philippines Im ersten Teil von &ALivE gelingt Andi Rock der dramatische Brückenschlag zwischen #LoSt und @fouND.
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Seitenzahl: 703
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Es war ein idealer Ort für einen »Stopover«. Der Pilot übernachtete gerne in der Stadt, auch wenn es in der Vergangenheit eher selten vorkam. Erst seit er für die Luftfahrtgesellschaft des kleinen Emirats flog, kam er häufiger in den Genuss, da die Airline eine Direktverbindung aufrecht hielt. Allerdings fragte er sich manchmal, wie lange das noch anhalten würde. Seine Maschine war nicht einmal zu fünfzig Prozent ausgelastet gewesen und er hatte schon Stimmen vernommen, die über eine Aussetzung der Route nachdachten.
Für den Piloten war es ein Grund mehr, seine vielleicht bald seltener werdenden Aufenthalte zu genießen. Er bestellte sich ein frisches Bier und verfolgte das Spiel, das auf einem der vielen Bildschirme dieser Bar lief. Berufsbedingt hatte er wenig Zeit, Sport im TV zu verfolgen, deshalb achtete er bei der Platzsuche darauf, dass der nächste Monitor eine Sportart zeigte, für die er sich interessierte. Er entschied sich für ein Fußballspiel, dass auf dem Papier spannend aussah und setzte sich so, dass er dem Geschehen entspannt folgen konnte.
Sein San Miguel kam und in der zweiten Hand trug die junge Bedienung bereits die Pizza, die er zeitgleich ausgewählt hatte. Mit einem bezaubernden Lächeln servierte sie beides fachmännisch auf dem Tisch und wünschte einen guten Appetit. Dabei musterte sie ihn kurz und neugierig. Die Pizza war außergewöhnlich groß und hätte ohne Mühe zwei Personen satt gemacht. Der Pilot sah alles andere als gefräßig aus und die Bedienung schmunzelte bei dem ungleichen Anblick. Er war ein Mann in den besten Jahren, dennoch würde er mit dieser riesigen Portion allein überfordert sein. Was sie nicht ahnte, war, der Pilot hatte die Größe mit Bedacht so gewählt.
Er nahm ein riesiges Stück in die Hand, der weiche Käse tropfte auf die Serviette, die er zum Schutz seiner Kleidung darunter hielt. Inmitten der verlockenden Teigmasse lag reichlich Salami und Peperoni verteilt. Sie schmeckte köstlich, der Pilot schmatzte zufrieden und verfolgte dabei das Spiel auf dem TV-Gerät. Er unterbrach die Essenszufuhr nur, um sich mit einem großen Schluck Bier die Pizza hinunter zu spülen und im Anschluss den Mundraum von dem würzigen Geschmack zu neutralisieren. Umso köstlicher wurde der nächste Biss.
Der Pilot griff sich ein zweites Stück und spickte zur Straße, die unmittelbar vor seinen Augen entlanglief. Er hatte sich einen Platz an der offenen Seite der Sportsbar ausgesucht, an der die Theke direkt an den Bürgersteig heran ragte. Der Lärm, der am frühen Abend aus der betriebsamen Straße hereindrang, war störend. Kein anderer Gast wählte um diese Zeit die Vorderseite der Lokalität als Sitzplatz aus. Die Sportsbar war noch schwach frequentiert, aber die wenigen Besucher zogen den geschlossenen und ruhigen Innenbereich auf der anderen Seite der Bar der lauten und hektischen Straßenseite vor. Aber auch diesen Platz hatte der Pilot nicht zufällig, sondern mit Plan gewählt.
Während er seine Pizza genoss, zogen Menschenmengen als Fußgänger direkt vor seinen Augen vorbei. Einige blickten kurz auf, sahen ihn an und lächelten, als sie seine riesige Pizza bemerkten, die meisten allerdings passierten den Piloten, ohne von ihm Notiz zu nehmen. Die Sonne war untergegangen, die Nacht kam schnell in dieser Jahreszeit. Der Pilot blickte sich immer wieder auf der Straße um, so als suchte er etwas in dem hektischen Treiben, das sich vor ihm verbarg. Plötzlich bemerkte er, dass er beobachtet wurde. In einer spärlich beleuchteten Stelle einer abzweigenden Seitenstraße entdeckte er zwei Augen, die ihn gierig aus einer finsteren Ecke fixierten. Er kniff die Augen etwas zusammen, so als könnte er damit die dunkle Stelle einsehen, was allerdings unmöglich war. In Wahrheit wollte er nur den unbekannten Augen signalisieren, dass er sie entdeckt hatte.
»Endlich«, dachte der Pilot. Er biss ein großes Stück von der Pizza ab und blickte dabei in Richtung der Ecke. Die Reaktion erfolgte unmittelbar. Die zwei dunklen Augen im Schatten schienen für eine Sekunde heller zu leuchten und er erahnte die schemenhafte Bewegung eines Körpers. Das Scheinwerferlicht eines vorbeirasenden Motorrads fiel auf die versteckt lauernde Gestalt und für einen Moment blickte der Pilot in ein fremdes Gesicht. Er lächelte innerlich. Obwohl er nichts vorbereitet hatte, lief alles genauso ab, wie er es sich ausgemalt hatte.
Der Pilot drehte seinen Barhocker zur Straßenseite und richtete seine volle Aufmerksamkeit auf das schemenhafte Wesen, das nur wenige Meter von ihm entfernt im Dunkeln kauerte. Mit einem Nicken auf den Rest seiner Pizza signalisierte er, dass vom Essen noch übrig war. Er wusste, was nun passierte, es war noch nie anders gewesen. Wie erwartet löste sich die Gestalt aus der dunklen Ecke und machte sich an, die schmale Seitenstraße in Richtung des Piloten zu überqueren. Ein junges Mädchen erschien in der schummrigen Straßenbeleuchtung und der Pilot wiederholte seine Geste. Das Mädchen kam langsam auf ihn zu und er musste innerlich fast lächeln, so vorhersehbar war der ganze Ablauf. Es entwickelte sich immer wieder auf die genau identische Art. Plötzlich stand das Mädchen vor ihm und stierte auf seinen Teller.
»Do you want a piece?«
Der Pilot hielt dem Mädchen ein Stück auf einer Serviette hin. Für eine Sekunde zögerte sie, dann streckte sie die Hand aus und griff danach. Der Pilot lächelte sie an und gab ihr die Pizza. Sie biss gierig hinein, als wäre sie am Verhungern und schluckte den ersten Bissen hinunter, ohne ihn zuvor zerkaut zu haben. Der Pilot sah zu, wie sich die Wirkung entfaltete, sie setzte noch schneller ein als beim Rauschgiftkonsum. Er musterte das Gesicht des Mädchens und entdeckte eine Art ungezügelte Wollust in den Zügen. Sie aß schnell und gierig, ihre Augen blitzten beim Kauen auf und bekamen einen seltsamen Glanz. »Als ob ein Wolf ein Schaf reißt …«
Das große Pizzastück verschwand in Rekordgeschwindigkeit im Mund des Mädchens und Verzweiflung keimte auf, als sie erkannte, dass sie gerade den letzten Bissen hineinschob. Sie schaute flehend zum Piloten, der darauf nur gewartet hatte. Mit einem einladenden Lächeln reichte er ihr ein zweites Stück. Sie strahlte ihn an und schnappte sich das zweite Stück, diesmal aber kontrollierter und bedachter. Der erste Heißhunger schien gestillt zu sein. Er konnte sehen, dass nun der Genuss einsetzte. Das Mädchen fing an, jeden Bissen länger und bewusster zu kauen und den Geschmack der Pizza in sich aufzunehmen.
Der Pilot betrachtete das Mädchen. Wie alt mochte sie sein? Die Kleine sah verboten jung aus, aber die meisten Mädchen in diesem Land wirkten jünger, als sie tatsächlich waren, was an ihren schlankwüchsigen Figuren lag. Er bildete sich ein, ihr wahres Alter an ihrem Gesicht zu erkennen. Auch wenn der Rest des Körpers jung wirkte, so konnten die Augen nicht lügen. Diese hier jedoch hatte keine alten Augen. So genau er sie auch musterte, er sah nur in das Gesicht eines jungen Mädchens, das kaum älter als sechszehn Jahre sein konnte.
»You like it?«, fragte er und das Mädchen nickte ihm dankbar zu. Sie genoss jeden Bissen und war in diesem Moment wahrscheinlich so glücklich, wie schon lange nicht mehr. Es war offensichtlich, dass dies die erste richtige Mahlzeit seit Tagen für sie gewesen war, und der Pilot gefiel sich in der Rolle des Wohltäters. Aber zu viel Großzügigkeit war kontraproduktiv. Es war jetzt nur noch ein Stück Pizza auf dem Teller, das sich der Pilot selbst griff. Er wusste, dass er ihr nicht zu viel geben durfte, er wollte nur ihren bohrenden Hunger etwas stillen, satt durfte sie nicht werden. »Die Gier muss leben«, wusste der Pilot. »Die benötige ich noch.«
Das Mädchen schluckte den letzten Bissen hinunter und wurde sich dessen Konsequenz zum zweiten Mal bewusst, diesmal jedoch ohne die Panik wie beim ersten Stück. Der Teller war leer und sie schaute traurig, aber auch dankbar zum Piloten. Gleich würde sie sich bedanken und weiterlaufen. Die Zeit war gekommen, die alles entscheidende Frage zu stellen. Er wusste, dass man an dieser Stelle viel fragen konnte, aber nur eine einzige Frage würde dem Piloten alle Unklarheiten beseitigen, das hatte er in der Vergangenheit gelernt. Dabei war sie auf den ersten Blick so nichtssagend trivial.
»How old are you?«
Der Pilot schaute gespannt zu dem Mädchen. Die folgende Antwort würde bestimmen, wie der weitere Abend verlaufen würde. Würde sie jetzt fünfzehn, sechzehn oder siebzehn sagen, dann teilte sie ihm mit, dass sie minderjährig und damit nicht zu haben war. Sie würde sich für das Essen bedanken und ihrer Wege gehen. Tatsächlich war dies dem Piloten schon einmal passiert.
Würde sie aber achtzehn sagen, dann war dies das Zeichen »ich bin volljährig«, auch und gerade, wenn es nicht der Wahrheit entsprach. Es war ein Code. »Ja du kannst mich haben, mache ein Angebot«, bedeutete es. Der Pilot wartete gespannt auf die Antwort.
»Eighteen«, flüsterte das Mädchen leise, als hätte sie Angst, von Dritten gehört zu werden. Sie enttäuschte den Piloten nicht. Der Abend war gerettet, er musste nicht mehr weitersuchen. Es war an der Zeit die positive Rückmeldung final zu fixieren.
»Do you want to make money tonight?«, ließ er seine Maske fallen. Seine Zähne blitzten im Neonlicht.
Das Mädchen lächelte zurück und verharrte eine Sekunde, dann nickte sie. »How much?«, fragte sie.
»Thousand«, sagte der Pilot, der wusste, dass dieser Betrag sich für dieses Mädchen wie ein Vermögen anfühlen musste, auch wenn es für ihn in dieser Landeswährung um einen nahezu lächerlichen Preis handelte, für das, was er dafür bekam.
»You have a room?«
Der Pilot deutete die dunkle Seitenstraße entlang auf eine Apartmentanlage. Das Mädchen nickte. Sie drehte sich um und lief in die Dunkelheit hinein.
Der Pilot winkte der Bedienung zu und bestellte die Rechnung. Sie sah verwundert auf seinen leeren Teller und kassierte ihn ab. Er trank sein Bier aus, dann verließ er die Bar und lief zu seinem Apartment. Eigentlich verfügte er über ein Hotelzimmer, dass seine Airline für ihn reserviert hatte, aber immer wenn er in Clark übernachten durfte, besorgte er sich ein eigenes Zimmer. Das gebuchte Hotel hatte er noch nie betreten, es war voll von Kollegen.
Als er zur Anlage kam, entdeckte er das Mädchen zunächst nicht, aber plötzlich trat sie aus einem Seiteneingang heraus auf den Haupteingang zu und der Pilot lächelte zufrieden. Sie liefen zum Eingang seines Apartments, er schloss auf und ließ sie ein. Sie schien das nicht zum ersten Mal zu machen und begann augenblicklich, sich zu entkleiden. Der Pilot sah zu, wie sie sich das schmutzige T-Shirt über den Kopf zog, dann aus der teils zerrissenen Jeans stieg und sich zum Schluss den Schlüpfer auszog. Ihre Kleidung war mehr als schäbig, aber das war sie immer. Als sie nackt vor ihm stand, reichte er dem Mädchen ein Handtuch. Eine Dusche schien sie mehr als nötig zu haben.
»What´s your name?«, fragte er aus Höflichkeit, obwohl es ihn nicht interessierte.
»My name is Angel.«
KAPITEL 1 - ANGEL FALLS
Freitag, 21. April 2017
Samstag, 22. April 2017
Sonntag, 30. April 2017
Mittwoch, 3. Mai 2017
Samstag, 6. Mai 2017
Montag, 08. Mai 2017
Mittwoch, 10. Mai 2017
Donnerstag, 11. Mai 2017
Freitag, 12. Mai 2017
Samstag, 13. Mai 2017
Sonntag, 14. Mai 2017
Sonntag, 28. Mai 2017
Donnerstag, 1. Juni 2017
Freitag, 23. Juni 2017
KAPITEL 2 - WUNDEN
Sonntag, 06. Mai 2018
Dienstag, 08. Mai 2018
Montag, 1. Oktober 2018
Freitag, 5. Oktober 2018
Samstag, 13. Oktober 2018
Dienstag, 16. Oktober 2018
Samstag, 20. Oktober 2018
Sonntag, 21. Oktober 2018
KAPITEL 3 - PAYATAS
Donnerstag, 28. Dezember 2017
Freitag, 29. Dezember 2017
Samstag, 30. Dezember 2017
Sonntag, 31. Dezember 2017
Montag, 1. Januar 2018
Freitag, 5. Januar 2018
Montag, 8. Januar 2018
Dienstag, 9. Januar 2018
Donnerstag, 11. Januar 2018
Samstag, 13. Januar 2018
Sonntag, 21. Januar 2018
Mittwoch, 24. Januar 2018
KAPITEL 4 - RESURRECTIO
Donnerstag, 25. Oktober 2018
Samstag, 27. Oktober 2018
Sonntag, 28. Oktober 2018
Montag, 29. Oktober 2018
Dienstag, 30. Oktober 2018
Mittwoch, 31. Oktober 2018
Donnerstag, 1. November 2018
Freitag, 02. November 2018
Samstag, 03. November 2018
Sonntag, 04. November 2018
Montag, 05. November 2018
Dienstag, 06. November 2018
Mittwoch, 07. November 2018
Donnerstag, 08. November 2018
Freitag, 09. November 2018
KAPITEL 5 - GENERAL
Montag, 26. Februar 2018
Dienstag, 27. Februar 2018
Mittwoch, 28. Februar 2018
Donnerstag, 01. März 2018
Montag, 05. März 2018
Mittwoch, 07. März 2018
Donnerstag, 08. März 2018
Freitag, 09. März 2018
Sonntag, 11. März 2018
Dienstag, 13. März 2018
Mittwoch, 14. März 2018
Donnerstag, 15. März 2018
Samstag, 17. März 2018
Montag, 19. März 2018
Dienstag, 20. März 2018
Montag, 26. März 2018
Donnerstag, 29. März 2018
Samstag, 30. März 2018
Freitag, 06. April 2018
KAPITEL 6 - MANILA
Sonntag, 1. April 2018
Mittwoch, 4. April 2018
Donnerstag, 5. April 2018
Freitag, 6. April 2018
Montag, 9. April 2018
Dienstag, 10. April 2018
Mittwoch, 11. April 2018
Donnerstag, 12. April 2018
Freitag, 13. April 2018
Samstag, 14. April 2018
Sonntag, 15. April 2018
Montag, 16. April 2018
Dienstag, 17. April 2018
Mittwoch, 18. April 2018
Donnerstag, 19. April 2018
Freitag, 20. April 2018
Samstag, 21. April 2018
Sonntag, 22. April 2018
Montag, 23. April 2018
Dienstag, 24. April 2018
Mittwoch, 25. April 2018
»Dieses Miststück hat mich gebissen.« Marites hielt sich die linke Hand, an der sich deutliche Bissspuren auf dem Handrücken oberhalb des Daumens abbildeten. Marites presste ihren rechten Daumen auf die verletzte Stelle, trotzdem quoll etwas Blut hervor.
»Können wir ihr nicht einfach eine von Marcos Mischungen verabreichen, damit endlich Ruhe ist.«
Cris sah sie mitleidig an. »Jose hat gesagt, dass wir sie nicht anrühren sollen. Er ist der Boss und so machen wir es.«
»Ich frage mich nur, wieso?« Marites zog ein Taschentuch aus ihrer Tasche, befeuchtete es an der Spüle und drückte es auf die blutende Stelle. »Es hätte nur Vorteile. Wenn wir sie volldröhnen, gibt sie endlich Ruhe und wenn sie einen Schuss braucht, ist sie ganz lieb und friedlich. Es hätte nur Vorteile«, wiederholte sich Marites. »Vor allem für mich.«
Cris zuckte mit den Schultern »Anscheinend hat Jose Pläne mit der Kleinen. Ich weiß auch nichts Genaues.«
»Was können das nur für Pläne sein? Sie könnte schon längst auf Drogen und zugeritten sein. Sie würde richtiges Geld verdienen und könnte anstatt mich ihre Lover beißen«, sinnierte Marites. Im Angesicht der schmerzenden Hand war dies im Moment ihre Idealvorstellung, wie sie mit dem Mädchen umgehen sollten. Aber der Boss sah dies unverständlicherweise anders.
Cris registrierte ihren finsteren Blick und grinste. »Ich gehe zu ihr und rede ihr gut zu. Vielleicht hört sie dann wenigstens auf, dich zu beißen.«
Angels rechtes Handgelenk tat furchtbar weh. Die Haut war von den Handschellen wund gerieben, mit denen sie am Bettgestell fixiert war. Sie riss ein Stück Stoff mit großer Mühe aus dem Bettlaken, irgendwann gelang es ihr und sie bedeckte damit die wunden Stellen, was allerdings noch mehr zu schmerzen schien, da der trockene Stofffetzen ihre Haut reizte. Seit Tagen hielt man sie gefangen, aber darüber hinaus hatten ihr die Entführer noch kein Leid angetan. Was hielt sie zurück?
»Ich hätte gedacht, dass sie mich sofort misshandeln, aber außer meiner Freiheit haben sie mir noch nichts geraubt.« Angel machte sich keine Illusionen, dass dieser Zustand allzu lange anhalten würde und sie fragte sich, was sie alles noch zu erwarten hatte.
Der Raum, in dem sie gefangen war, sah im Vergleich zu ihrem Zimmer auf Sibuyan geradezu luxuriös aus. Das Bett war groß und bequem, die Wäsche roch angenehm und es gab sogar ein eigenes Badezimmer, dass sie aber wegen ihrer Handschellen mittlerweile nicht mehr alleine aufsuchen konnte. Anfangs wurde sie nur im Zimmer eingesperrt und konnte sich darin frei bewegen, lediglich die Zugangstür blieb verschlossen. Fenster gab es keine. Mehrmals am Tage kam Schwester Mary Jane, brachte ihr Essen und Trinken und schaute nach ihr. Angel wusste längst, dass Mary Jane in Wirklichkeit Marites hieß und für die Bande arbeitete, die sie jagte. An den ersten beiden Tagen hatte sie versucht, an ihr gutes Herz zu appellieren, kam damit aber keinen Millimeter weiter.
Marites bemühte sich, sie ruhig zu halten und wirkte deeskalierend auf sie ein, aber sie hatte keine Antwort auf irgendeine Frage. Sie hätte ihr wenigstens sagen können, was aus Joycee geworden war, schließlich hatte man sie mit einem Bild von ihrer Cousine hierher gelockt. Aber auch zu dem Thema schwieg sie beharrlich. Am dritten Tag veränderte sich Angels Stimmung. Ihr Hoffen und Bangen verwandelte sich in Ablehnung, die sich mit jeder Stunde die verging, immer mehr in Hass verwandelte. Ab dem fünften Tag war sie bereit, aktive Gegenwehr zu leisten. Sie griff Marites bei einem ihrer Besuche an und versuchte, sie zu überwältigen. Das Ergebnis war, dass sie ans Bett gekettet wurde und sich nicht mehr frei bewegen konnte. Egal, alles war besser, als sich kampflos zu fügen. Bei nächster Gelegenheit würde sie es erneut versuchen.
Angel zuckte zusammen, als sie hörte, wie sich der Schlüssel im Türschloss drehte. Sofort kam die Kampflust zurück. »Hast du noch nicht genug«, rief sie drohend in den dunklen Flur, der sich hinter der geöffneten Tür beklemmend und geheimnisvoll abzeichnete. Das Tor zur Freiheit, aber wer lauerte an der Schwelle? »Ich schmecke immer noch dein Blut auf den Lippen«, schrie sie dem trüben Schimmer entgegen, zu dem sich der Eingang verwandelt hatte.
Eine Gestalt wurde sichtbar, aber sie war größer als Marites. »Jetzt geht es los«, dachte Angel und ihr Körper spannte sich an. Die Gestalt machte einen Schritt in das erleuchtete Zimmer, es war Cris.
»Na, kleines Mädchen. Immer noch so wild.« Er lächelte sie sanft und warm an und Angel musste zugeben, dass er das gut konnte. Wenn sie ihn nicht gekannt hätte, wäre sie todsicher darauf hereingefallen. Sie fragte sich, wie viele vor ihr schon darauf hereingefallen waren.
»Mach mich los, dann zeige ich es dir«, schnaubte Angel, die ihre Wut kaum im Zaun halten konnte.
»Du solltest mir vertrauen, ich meine es nur gut mit dir«, erwiderte Cris.
»Gut!!! Du!!!« Angel lachte laut auf, dann spuckte sie in seine Richtung. »Mich kannst du nicht täuschen, ich kenne dich.«
Cris war verwirrt. Angel behauptete, ihn zu kennen, aber er wusste nicht woher. Damals auf Sibuyan konnte sie ihn unmöglich auf dem Boot gesehen haben, es war dunkel, als sie unter der Brücke durchfuhren, auf der Angel stand, außerdem stand er in diesem Moment unter Deck. Er selbst hatte sie jedenfalls noch nie zuvor gesehen und kannte sie nur aus den Erzählungen von Marco.
»Woher willst du mich denn kennen? Wir haben uns noch nie getroffen.« Cris wollte Klarheit.
»Du hast mich vielleicht noch nicht gesehen, aber ich dich. Ich habe dich gesehen, wie du und deine Gangster meine Cousinen verschleppt haben, nachdem ihr meinen Onkel umgebracht und meinen Vater schwer verletzt habt.«
Daher also. Die Kleine musste irgendwo in den Büschen gelegen und uns beobachtet haben. Jetzt wusste Cris wenigstens Bescheid.
»Dann hast du bestimmt auch gesehen, dass nicht ich deinen Vater und Onkel niedergeschossen habe, sondern Marco.«
Angel wurde nachdenklich. Eine Frage, die sie seit Langem quälte, war offen und Cris konnte sie beantworten. »Habe ich jemand auf dem Boot verletzt? Ich hörte die Schreie. War es Marco?«
»Der Holzpfahl kam tatsächlich von dir?« Cris nickte fast anerkennend und musterte Angel für zwei Sekunden stumm. Mit einem Mal sah sie verletzlich aus, der Gedanke, einem Menschen ein Leid zugefügt zu haben, quälte sie. Cris beschloss, sie von ihrer Unwissenheit zu erlösen.
»Du hast Marco nicht verletzt. Du hast Noel, unseren dritten Mann, mit deinem Holzpfahl aufgespießt, er ist eine Stunde später verblutet und wir mussten ihn über Bord werfen.«
Sie war tatsächlich eine Mörderin. Jetzt hatte sie die Bestätigung. Allerdings fühlte sie sich plötzlich seltsam erleichtert, so als ob eine Last von ihren Schultern gefallen war, die sie lange gequält hatte. Die Männer hatten ihre Familie ausgelöscht, sie hatten alles Schlechte dieser Welt verdient und sie, Angel, hatte wenigstens bei einem genau dafür gesorgt.
»Marco wurde stattdessen von deiner völlig verrückten Cousine ermordet.«
Obwohl er keinen Namen sagte, wusste Angel sofort, welche Cousine er meinte. Es konnte nur die eine sein.
»Joycee«, hauchte sie voller Ehrfurcht aus und erkannte in Cris´ Augen, dass sie damit goldrichtig lag. Allein ihr Name löste Euphorie aus. Angel verspürte eine Hochstimmung, wie sie es selten erlebt hatte, und es ängstigte sie, dass Mord und Totschlag der Grund dafür war.
»Wie hat sie das Schwein umgebracht? Auch aufgespießt?«
»Sie hat ihn in einer Bar mit einem schweren Aschenbecher erschlagen. Inmitten von Gästen und Bediensteten und vor den Augen ihrer Schwester.«
»Was habt ihr mit ihr gemacht?« Angel hatte Angst vor der Antwort, aber Cris stockte. Sie erriet sofort den Grund. »Ihr habt sie nicht, sie ist euch entkommen. Stimmts?«
Sie hatte voll ins Schwarze getroffen und lachte laut auf. »Joycee ist in Freiheit.«
»Das hatte Joycee also gemeint, als sie mitten in der Nacht angerufen hatte. Deshalb die nebulöse Warnung, niemanden zu vertrauen. Und ich dumme Ziege habe mich trotz der Warnung hereinlegen lassen.« So langsam konnte sich Angel einen Reim auf das ganze Drama machen, dass sich in dieser verfluchten Stadt abspielte. Die Bande wollte Joycee zurückhaben und sie diente als Köder dazu. Angel mochte gar nicht daran denken, was die Bande Joycee antun würde, wenn sie sie fanden.
»Joycee ist schlau. Ihr werdet sie nie finden und ich werde euch gewiss nicht dabei helfen.«
Cris legte Daumen und Zeigefinger an Angels Wangen und drückte sie etwas zusammen, sodass sie ihr wehtaten.
»Sieh mich an. Wir werden das Miststück einfangen und dann bekommt sie ihre gerechte Strafe. Und du wirst dabei zusehen. Das ist ein Versprechen. Hast du mich verstanden?«
Angel hatte verstanden. Zum ersten Mal sah sie den echten Cris, er war weder freundlich, noch war sein Lächeln warm.
Sie hatte ein Cappie tief ins Gesicht gezogen und ihre Haare darunter versteckt, anders wagte Joycee sich weder bei Tag noch bei Nacht auf die Straße. Obwohl mittlerweile fast eine Woche seit ihrer Flucht vergangen war, traute sie den friedlich aussehenden Straßen nicht. Zu viele Augen hier gehörten zu den MAD DOGS.
Tagelang kontrollierten die MAD DOGS so unauffällig wie möglich alle Straßen, die das Vergnügungszentrum Balibogo mit dem Rest der Stadt verbanden. Aber Joycee wusste, worauf sie achten musste. Sie erkannte die harmlos aussehenden Spitzel der MAD DOGS auf den ersten Blick und ließ sich nicht in ihrer Nähe blicken. An diesem Morgen hatte sie ihre Schwester allein in ihrem Versteck gelassen, um Shabu zu besorgen. Als sie zu der verlassenen Wohnung zurückkehrte, sah sie schon von Weitem die Schergen der Bande, die das Haus stürmten und die Umgebung sicherten. Ihr war sofort klar, dass Geraldine verloren war. Kurz darauf wurde ihre Schwester aus dem Haus geführt, während weitere MAD DOGS die restlichen Räume durchkämmten. Was sie suchten, war nicht schwer zu erraten.
Panisch schlich sie davon, ratlos und aufgelöst. Was konnte sie unternehmen? Die MAD DOGS agierten in höchster Alarmstufe, wie das Auffinden von Geraldine bewies. Sie würden nicht locker lassen, so lange, bis auch Joycee in ihre Falle tappte. Ihre einzige Chance war, noch weiter abzutauchen, an Orte, an denen nicht mal die MAD DOGS sie vermuteten und zu hoffen, dass die Bande sie irgendwann vergessen würde.
Joycee versteckte sich außerhalb des Barviertels in einer Bauruine, die vom Zustand her kurz vor dem Abriss stehen musste. Der Aufenthalt in dem baufälligen Gebäude war nicht ungefährlich, jederzeit konnten Teile von der Decke fallen oder eine Mauer einstürzen, aber welche Alternative hatte sie sonst. In nächster Zeit würde sie keinen Schritt aus AC heraus machen können, also musste sie es sich in dieser besseren Schutthalde einrichten. Immerhin hatte sie ein Dach über dem Kopf und wurde bei Regen nicht nass.
Sie zerbrach sich den Kopf, wohin sie gehen konnte, wenn sie es tatsächlich aus Angeles City herausschaffte. Joycee war sich sicher, dass die Bande jemanden nach Sibuyan geschickt hatte, um sie notfalls dort abzufangen, falls ihr die Flucht gelang. Alles Geld, was sie angespart hatte, lag bei Geraldine und war verloren, bis auf die wenigen Peso, die sie nach dem Drogenkauf noch in der Tasche hatte. Immerhin hatte sie für einige Tage genug Shabu, das würde wenigstens den ersten Hunger stillen.
Sie verkroch sich mit ihren wenigen Habseligkeiten in den hintersten Winkel der Ruine, aber nach drei Tagen hielt sie es nicht mehr aus vor Durst und Hunger und lief in der Nacht in Richtung Fields Avenue, auf der Suche nach etwas Essbarem. Sie kauerte in einem dunklen Eck gegenüber einer Sportsbar und wartete, dass einer der Gäste auf der Terrasse Essen übrig ließ, was sie dann erbetteln konnte. Die ganze Zeit hatte sie die Straße im Blick, beim geringsten Anzeichen, dass ein MAD DOG in der Nähe war, zog sie sich aus dem Straßenlicht in den nächtlichen Schatten zurück. So lange sie sich dem Licht fernhielt, war die Seitenstraße relativ sicher.
Hin und wieder hatte sie Glück und ein gesättigter Gast reichte ihr seine Essensreste vom Teller zur Straße hinunter. Andere Männer waren noch zutraulicher. Der Gedanke an ein halbverhungerndes Mädchen schien sie zu erregen und einige Male erhielt sie eindeutige Angebote. Eigentlich hatte sie nach ihrer Flucht von den MAD DOGS nicht mehr vor, weiter anschaffen zu gehen, aber sie hatte nichts zu essen, nichts zu trinken, ihr Mobiltelefon war verloren, das Shabu ging zur Neige und sie hatte keine Ahnung, wie sie das ändern konnte. Als ihr am vierten Abend ein Mann auf der Straße tausend Peso für eine Stunde in seinem Hotelzimmer bot, schlug sie ein und ging mit. Als der Mann sie nach ihrem Namen fragte, zögerte sie kurz. Ihren richtigen Namen konnte sie nicht verwenden, dies konnte gefährlich werden, wenn die Bande Wind davon bekam. Da ihr auf die Schnelle nicht Besseres einfiel, nannte sie sich Angel. Der Name war einfach zu passend für den Ort und regte Männerfantasien an.
»Verzeih mir, Schwester.«
Diego schnappte das Handtuch und durchtränkte den Stoff mit frischem Wasser. Er ging ins Schlafzimmer zurück und legte es vorsichtig auf Rubylyns Gesicht. Sie war eingeschlafen, fing aber bei der Berührung mit dem kühlen Stoff an, leise zu stöhnen, und öffnete die Augen. Diego sah sie an. Die Schwellungen in ihrem Gesicht gingen langsam zurück, gut sah es aber noch lange nicht aus. Es würde nie weder gut aussehen. Die MAD DOGS hatten ihrer natürlichen Schönheit ein vorzeitiges Ende gesetzt. Beide Wangen waren von den Spießgesellen der Bande aufgeschlitzt worden. Die Wunden würden sich schließen, aber die Narben würden sie für immer daran erinnern, wie sie die MAD DOGS hintergangen hatte.
Aber dies war bei Weitem nicht das Schlimmste. Das linke Ohrläppchen war ihr entfernt worden, das rechte war unverletzt, aber gerade diese Ungleichheit war besonders auffällig. Die MAG DOGS hatten sie mit Absicht in dieser Weise zugerichtet. Schon auf den ersten Blick sollte man die Verräterin erkennen. Ihr Oberkörper sah kaum besser aus, die scharfen Klingen hatten ihren zierlichen Körper in ein Stück rohes Fleisch verwandelt. Heile Hautstellen waren kaum noch zu sehen. Für Diego war es ein Wunder, dass sie die Tortur überlebt hatte.
Trotzdem hatte Rubylyn geschwiegen, solange bis sie es nicht mehr aushalten konnte. Um sie endgültig zu brechen, zerschmetterten die MAD DOGS einige ihrer Finger und rissen ihr Zehennägel aus. Rubylyn würde niemals wieder wie eine Frau aussehen, sie würde niemals wieder ihre Hände schmerzfrei benutzten können, sie sah aus wie eine Missbildung, eine Laune der Natur. Kein Mann würde sie jemals wieder begehren.
»Ich bin an allem Schuld, Rubylyn. Ich habe dich mit den zwei Mädchen fortgeschickt, um sie in Sicherheit zu bringen. Ohne mich hätten dir die MAD DOGS das nie angetan.« Diego fühlte sich schuldig und mies.
Kraftlos legte sie ihre Hand auf Diegos Arm, während er ihr Gesicht mit einem nassen Handtuch von Schweiß und getrocknetem Blut befreite. Rubylyn streichelte seinen Oberarm. »So ein Quatsch. Du weißt genau, ich hätte den Girls so oder so geholfen. Wir haben immer alles gemacht,was der Bande in irgendeiner Weise schadet, und sind schon oft Risiken eingegangen. Diesmal ist es eben schief gegangen.« Rubylyn versuchte Diego zu trösten, was ihn noch fassungsloser machte.
»Du machst dir auf keinen Fall Sorgen«, sagte Diego zu ihr. »Ich und Rey, wir werden immer für dich da sein. Du bist ein PEAK, der erste weibliche PEAK überhaupt und gleichzeitig auch der mutigste PEAK von allen. Joriz wäre stolz auf dich. Dein Platz wird immer bei uns sein.« Er meinte es genauso, wie er es sagte.
Rubylyn nickte ihm dankbar zu, dann fielen ihr erneut die Augen zu. Ihr Körper brauchte Schlaf, um sich von den Verletzungen erholen zu können. Auch wenn sie nie mehr wie eine Frau aussehen würde, sie konnte immer noch ein langes Leben führen.
Wie Jose ihnen befohlen hatte, rührten seine Männer Angel nicht an. Er musste irgendeinen konkreten Plan mit dem Mädchen verfolgen, aber dies war nur eine Vermutung. Vielleicht brauchte auch Jose selbst eine neue Gefährtin für seine ausgefallenen Spiele. Seit er vor Jahren Jovelyn auf seinem Bett erdrosselt hatte, war er vorsichtig geworden und nahm sich etwas zurück. Cris wusste nicht, ob und wo Jose sich austobte, vielleicht hatte er vorübergehend die Lust an seinen bizarren Praktiken verloren. Aber so schnell, wie sie gegangen war, konnte diese unkontrollierte Gier auch wieder erwachen. Das störrische Mädchen wäre ein ideales Opfer für die Wiedererweckung seiner sadistischen Sexpraktiken.
Cris war neugierig und fragte nach, aber Jose lachte nur. »Mädchen zu ficken ist nicht so wichtig, lieber lege ich erwachsene, verheiratete Männer flach. Dies macht genauso Spaß, ist am Ende aber wesentlich ertragreicher.«
Cris war klar, auf was Jose anspielte. Seit er seine politische Karriere eingeschlagen hatte, benötigte er von Zeit zu Zeit eines der jungen Girls, die einen seiner politischen Kontrahenten verführen und kompromittieren sollte. Er wunderte sich immer, wie einfach dies vonstattenging. Gestandene Männer, im besten Alter, mit Familie und einer vielversprechenden Karriere, die sich prädestiniert fühlten, das Land zu führen, waren nicht in der Lage, einem Teenager mit kullernden Augen zu widerstehen. Es war unfassbar. Natürlich waren die eingesetzten Girls längst in der MAD DOG Welt angekommen, sie waren bestens eingearbeitet, willig und wussten, was sie zu tun hatten und welche Knöpfe sie drücken mussten. Dennoch wunderte er sich immer wieder, wie leicht Männer zu verführen waren. Eigentlich komisch, er selbst war immun dagegen.
Aber was hatte Jose mit Angel vor? Das Mädchen war zu nichts bereit. Sie war in keiner Weise willig und kämpfte mit aller Macht gegen ihre Gefangenschaft an. Wo wollte Jose sie einsetzen? In diesem Gemütszustand würde sie ihm nur Ärger einbringen. Cris sah nur eine Möglichkeit.Joses neues Ziel musste eine Vorliebe daran haben, unberührte störrische Mädchen mit Gewalt zu nehmen und zu brechen. Zu etwas anderem war das Mädchen im Moment nicht zu gebrauchen.
Eigentlich schade. Cris musste zugeben, dass sie etwas Besonderes an sich hatte. Von Joycee wusste er, dass sie von Geburt an nicht philippinischer Herkunft war, und das sah man ihr an. Sie war als Kind adoptiert worden. Ihre Abstammung war thailändisch-deutsch, wobei Joycee nicht sagen konnte, ob Vater oder Mutter thailändisch waren. Er hatte Thailand noch nie in besucht, aber er hatte schon einige thailändische Mädchen kennengelernt und er war sich sicher, dass Angel mütterlicherseits thailändischer Abstammung sein musste. Auch wenn sie ihr ganzes Leben auf den Philippinen verbracht hatte und noch sehr jung war, sah man auf den ersten Blick ihre einzigartige Besonderheit. Asiatische Anmut vermischt mit westlichen Zügen machten sie zu einer exotischen Schönheit. Sie hatte die schmalen Augen einer Asiatin, aber nicht die dazu passende Stupsnase. Ihre Wangen waren fernöstlich zart, ihr Mund aber rund und voll und all dies begann gerade erst zu erblühen. Sie war das Beste aus zwei Welten, und er konnte gut verstehen, dass manche Männer verrückt nach so einem Mädchen werden konnten.
Als am Abend Jose anrief und das Gespräch auf Angel kam, wunderte er sich nicht mehr.
»Wie geht es der Kleinen?«
»Sie ist seit fast zwei Wochen eingesperrt und wird mit jedem Tag aggressiver. Marites hält sie sogar für wahnsinnig.«
Jose grinste. »Ist sie angekettet?«
»Ich habe ihr das Versprechen abgenommen, sich zu benehmen. Seither darf sie sich wieder im Zimmer frei bewegen, was sie auch ausgiebig tut.«
»Wie meinst du das?«
»Sie schleicht den ganzen Tag hin und her, wie ein Tiger auf dem Sprung.«
»Benimmt sie sich wie versprochen?«
»Natürlich nicht. Marites traut sich nicht mehr alleine in das Zimmer. Sie hat immer einen der Männer dabei, der ihr Angel vom Halse hält.«
Jose lachte laut auf. »Genauso ein Mädchen brauche ich.«
»Sie ist ein fürchterliches, aber auch vielversprechendes Mädchen, wenn sie gezähmt ist. Was hast du mit ihr vor?«
»Das verrate ich noch nicht. Aber sie wird genug Möglichkeiten bekommen, ihre Emotionen auszuleben und Dampf abzulassen.« Jose lachte brüllend. »Ich brauche sie nächsten Monat in Manila und vor allem brauche ich sie clean und unversehrt, verstanden. Drogenabhängig ist sie wertlos. Und sorge dafür, dass sie an einem Stück bleibt. Von mir aus stelle Marites einen Mann an die Seite, aber sag ihr, dass sie sich zügeln soll.«
Cris wunderte sich über Joses Andeutungen und er machte sich fast Sorgen. »Wird sie überleben?«
Jose wunderte sich über die Frage. »Keiner von uns wird überleben.«
Joycee schlug sich durch, so gut es ging. Bei Tag verkroch sie sich in der Bauruine und bei Nacht organisierte sie Nahrung und Drogen. Sie wagte nicht, aus der Stadt zu fliehen, aus Angst von den MAD DOGS entdeckt zu werden. Erst musste sie in Vergessenheit geraten. Von Geraldine hatte sie nichts mehr gehört. Sie war erneut von den MAD DOGS geschnappt worden und ging vermutlich längst wieder auf den Strich, nachdem sie eine unvergessliche Strafe erhalten hatte, wie es die Bande mit abtrünnigen Mädchen üblicherweise handhabte.
Sie hatte sich ein Smartphone auf eine Art besorgt, auf die sie nicht stolz war. Aber sie musste telefonieren können. In einem Supermarkt kaufte sie eine SIM-Karte und hatte dadurch endlich wieder eine Verbindung zur Außenwelt. Glücklicherweise kannte sie die Telefonnummer von Angel auswendig, was in Zeiten von gespeicherten Kontaktdaten nicht selbstverständlich war. Trotzdem konnte sie Angel nicht erreichen. Tagelang versuchte sie es, aber ihre Cousine meldete sich nicht. Joycee machte sich ernste Sorgen. Sie spürte, dass etwas Schreckliches geschehen war.
»Es klingelt schon wieder.« Marites deutete auf Angels Mobiltelefon, das auf eine Kommode lag und seltsame Töne von sich gab.
»Wahrscheinlich ihr Vater, der sie sucht«, bemerkte Cris unaufgeregt. Es war völlig normal, dass Eltern ihre verschwundene Tochter suchten. Sie erlebten dies häufig.
»Das glaube ich nicht«, meinte Marites.
»Und wieso nicht?« Cris war neugierig.
»Weil es eine neue und damit unbekannte Nummer ist. Ihren Vater hätte sie bestimmt als Kontakt abgelegt.«
Cris wurde hellhörig. Marites hatte womöglich ein wichtiges Detail entdeckt.
»Wer kann das sein?«, fragte sie leise, während sie auf das Display blickte.
»Sollen wir uns melden?«
»Nein«, rief Cris sofort. »Ich ahne, wer das ist.«
»Und wer?«
»Wer sollte von einem unbekannten Anschluss aus ausgerechnet Angel anrufen, und das immer wieder.«
»Du meinst, Joycee?«
»Wer sonst. Das kleine Miststück hat sich ein Telefon besorgt und versucht jetzt, ihre Cousine zu erreichen.«
»Allerdings weiß sie nichts davon, dass wir Angel in unserer Hand haben.«
»So ist es«, antwortete Cris. »Wir müssen uns etwas überlegen. Vielleicht können wir ihr auf diesem Weg eine Falle stellen.«
»Ich hab da eine Idee«, meinte Marites. »Notiere die Nummer des Anrufers.«
»Angel!« Joycee schrie es fast hinaus, als auf dem Display ihres Smartphones ein Line-Chat mit dem Gesicht ihrer Cousine aufpoppte. Sie öffnete den Chat und schickte einen speziellen Sticker, den nur Angel und sie immer als Erkennungszeichen verwendet hatten. Es funktionierte.
Angel: »Wie geht es dir, Süße.«
Joycee: »Ich bin abgehauen und halte mich versteckt.«
Angel: »Pass auf dich auf.«
Joycee: »Warum meldest du dich nicht.«
Angel: »Ich werde beobachtet.«
Joycee: »Auf Sibuyan?«
Angel: »Nein. Ich bin in Angeles City.«
Joycee: »Wieso? Ich habe dir doch gesagt, du sollst aufpassen.«
Angel: »Ich suche dich. Wo bist du?«
Joycee setzte das Smartphone kurz ab. Dann tippte sie die Adresse der Bauruine ein, wo sie sich versteckt hielt. Gerade als sie den Text abschicken wollte, beschlich sie irgendein ungutes Gefühl. Redete so Angel? Sie waren seit über einem Jahr getrennt, Angel müsste aufgrund ihrer Flucht viel emotionaler reagieren. Genauso wie in den letzten Monaten, wenn Joycee zu Hause angerufen hatte. Dieses rationale Verhalten passte irgendwie gar nicht zu ihrer Cousine.
Joycee: »Kannst du dich noch an Sabines Tochter Marie erinnern?«
Angel: »Ja, natürlich. Warum?«
Joycee: »Ich habe sie in der Disco mit ihrem alten Freund von der Schule getroffen.«
Angel: »Das ist toll, Joycee.«
Joycee: »Wie hieß noch mal ihr Freund aus Sibuyan?«
Eine Pause entstand. Joycee konnte förmlich die Unsicherheit am anderen Ende der Kommunikation spüren. Sie war sich jetzt ganz sicher. Sabines Tochter Marie studierte, sie würde nie im Leben nach AC kommen, außerdem hatte sie nie einen Freund in der Schule gehabt und das wusste auch Angel.
Angel: »Wo können wir uns treffen, Joycee?«
Joycee: »Es war mir peinlich. Wie hieß noch mal der Freund, Angel?«
Angel: »Es liegt mir auf der Zunge …«
Joycee: »Jetzt fällt es mir selbst ein. Ronio.«
Angel: »Richtig. Hatte ich auch vergessen. Wo können wir uns treffen?«
Joycee: »Mittwochabend, zweiundzwanzig Uhr. Im Jollibee Drive In am Main Gate Terminal.«
Angel: »Verstanden. Joycee, ich muss dir noch sagen …«
Joycee beendete den Chat. Wer immer auf der anderen Seite mit ihr kommunizierte, es war nicht Angel. Noch schlimmer, es war jemand, der sie in eine Falle locken wollte. Und da gab es eigentlich nur eine Möglichkeit – die MAD DOGS.
»Ich muss Onkel Paci erreichen.«
Diego wunderte sich, als sich die Tür öffnete und Cris hereinkam. Das SECRET FRUITS hatte erst seit wenigen Minuten geöffnet und Gäste waren noch keine erschienen. Die wenigen Mädchen in der Bar kämpften gegen ihren Hangover, eine Folge der ausschweifenden Party letzte Nacht, als ein langjähriger Stammgast seinen letzten Tag in Angeles City gebührend ausklingen lassen wollte. Wie immer schloss die Bar um ein Uhr nachts, aber hinter verschlossenen Türen feierten sie feuchtfröhlich weiter bis in die Morgenstunden.
Cris dagegen schien ausgeschlafen zu sein und Diego sah ihm an, dass etwas auf seiner Seele brannte. Mit einem Schlag war der Kater verschwunden und alle Sinne waren auf den MAD DOG LEADER fixiert.
»Guten Morgen, Diego«, begrüßte er ihn freundlich. Cris lächelte immer, es war sein wirkungsvollstes Täuschungsmanöver. Aber Diego wusste, wie gefährlich Cris war. Je mehr Zähne man von ihm sah, desto mehr musste man sich vorsehen. Es war eine Fassade, die er sich in vielen Jahren der Übung angeeignet hatte, bis sie perfekt funktionierte. Mit diesem Gesichtsausdruck konnte er die meisten einlullen, Diego nicht mehr. Aber die weißen Zahnreihen blitzten nur leicht zwischen den Lippen hervor, es schien nicht allzu dringend zu sein.
»Guten Morgen, Cris. Was treibt dich so früh am Tag in die SECRET FRUITS BAR?«, spielte er Neugier vor.
»Lass uns ins Büro gehen.« Cris öffnete die Tür zu den hinteren Räumlichkeiten und Diego folgte ihm. Was immer er wollte, es war etwas, dass nur unter vier Augen besprochen werden konnte und damit war es wichtig genug, um vorsichtig zu sein. Diego setzte sich an seinen Schreibtisch, Cris saß ihm gegenüber und betrachtete ihn.
»Wie sind die Zahlen für April?«, fragte er überraschend.
»Die Zahlen?« Diego war perplex. Cris hatte noch nie nach den Zahlen gefragt. Jeden Monat machte er die Abrechnung, aber nur selten sprachen sie darüber. Meistens war Cris zufrieden, hin und wieder versuchte er Diego zu mehr Engagement anzuspornen. Aber von sich aus hatte er noch nie danach gefragt, schon gar nicht direkt am ersten Tag des neuen Monats.
»Die Low Season beginnt, es kommen spürbar weniger Gäste. Aber wir konnten einige Partys veranstalten, die vieles kompensiert haben. Ich denke, es war alles in allem ein ordentlicher Monat. Aber die Abrechnung ist natürlich noch nicht fertig.«
Diego untertrieb bewusst. Für einen April hatten sie außergewöhnlich hohe Einnahmen verzeichnet. Aber solange die Zahlen nicht schwarz auf weiß vor ihm lagen, wollte er Cris nicht vorschnell den Mund wässrig machen.
Cris hatte eine Ahnung. »Du lieferst einfach immer ab. Wie du das machst, ist dein Geheimnis. Mit der DOGLEG BAR machen wir diesen Monat keine Verluste, wenn wir Glück haben. Wenn ich nur wüsste, woran das liegt?«
»Das ist nicht schwer zu erraten. Zu viele Angestellte, zu viele Mädchen, zu viel Fläche …«, antwortete Diego. »Die Fixkosten fressen die Einnahmen auf.«
Cris nickte. »Das wird es sein. Aber solange die Bar von November bis März so brummt, kann ich damit leben, auch wenn ich es gerne ändern würde.« Er zögerte kurz. »Ich mache mir eher Sorgen um die LUCKY MAN BAR. Der Betrieb wirft nahezu nichts ab, die Mädchen verdienen nichts und murren. Es wird das Beste sein, wir verteilen die Girls zurück an die anderen Bars. Für das geringe Geschäft lohnt sich keine Dauerbesetzung. Was meinst du?«
»Bei der Lage ist das kein Wunder. Keine Laufkundschaft, keine Umsätze. Selbst den Namen der Bar kennen nur Insider. Wer verirrt sich schon in diese Gegend?«
»Das ist genau der Punkt. Ich möchte das Konzept der LUCKY MAN BAR ändern, habe aber noch keine passende Idee dazu. Hast du Vorschläge?«
»Schwierig.« Diego war vorerst beruhigt, da Cris´ Besuch anscheinend geschäftlich war. »Dort wo sie liegt, werden die Kunden sie nicht finden. Wieso sollten mögliche Besucher so weit in die Stadt gehen, wenn es hier an der Fields und Perimeter nur so vor Bars wimmelt? Das macht sie zur Insiderbar, was bedeutet, sie hat selbst im besten Fall einen sehr begrenzten Kundenstamm.«
Cris nickte stumm. So schlau war er auch gewesen.
»Es gibt nur eine Möglichkeit für die Bar …«
»… und die wäre?«
»Wenn neue Kunden die Bar nicht finden, dann muss die Bar neue Kunden ansprechen.«
»Wie meinst du das?«
»Die LUCKY MAN braucht auf der Fields oder Perimeter eine Art Sprungbrett, das Kunden zu ihr schleust.«
Cris glotzte ihn ratlos aus großen Augen an.
»Die LUCKY MAN braucht Kooperationen mit anderen Bars. Ich sehe es jeden Abend in der SECRET FRUITS BAR. An manchen Tagen ist nichts los, an anderen aber brummt der Schuppen und ich könnte dreimal so viele Girls beschäftigen. Wieso nutzen wir nicht die LUCKY MAN BAR dafür, solche Leistungsspitzen abzufangen.«
»Du meinst, wenn hier alles aus den Nähten platzt, dann schickst du die Kunden dorthin? Wieso sollten sie das tun?«
»Weil sie uns und unserer Qualität vertrauen.«
»Genauso gut können sie aber nach nebenan zur nächsten Bar gehen«, warf Cris kritisch ein.
»Wenn die Kunden selbstständig zur LUCKY MAN BAR gehen müssten, werden sie das nie tun. Was wir benötigen, wäre ein Shuttleservice. Wenn die Kunden nur noch einsteigen müssen und das kostenlos, dann bin ich überzeugt, dass sie bei der Stange bleiben.«
»Aber wie oft wird das der Fall sein? In der Nebensaison ist hier auch nicht so viel los.«
»An vielen Nächten könnte dies sein. Die Perimeter schließt um ein Uhr, aber viele Gäste wollen weiterfeiern und gehen in eine andere Bar, die länger geöffnet hat. In der Regel auf die Walking Street. Wie lange hat die LUCKY MAN BAR geöffnet?«
»Mitternacht«, meinte Cris. »Wieso sollten wir sie ohne Gäste länger offenlassen.«
»Das müssen wir ändern. Die Bar muss bis fünf Uhr geöffnet haben, bei Bedarf auch länger. Wir offerieren einen kostenlosen Transport, wenn die Perimeter-Bars dichtmachen und garantieren auch den Shuttle zurück auf die Fields. Sunset-Party in der SECRET FRUITS BAR, Sunrise-Party in der LUCKY MAN BAR …«
»Das könnte vielleicht funktionieren …« Cris wusste, dass Diego der geborene Barmanager war, auf solch eine Idee wäre er selbst nie gekommen.
»Das ist aber nur der logistische Teil. Wichtiger ist die Überarbeitung des Serviceangebots.«
»Wie meinst du das?«
»Wir finden nicht genug Gäste, wenn wir sie zuerst zur LUCKY MAN BAR überreden müssen. Unsere Gäste müssen dahin wollen.«
»Und wie bekommen wir das hin?
»Wir müssen eine komplett neue Marke aufbauen. Die LUCKY MAN BAR muss ein Alleinstellungsmerkmal erhalten. »
»Und wie soll das gehen? Es gibt auf der Fields schon alles, was Männer wünschen.«
»Wir brauchen Girls, die den kompletten Service bieten und damit meine ich komplett.«
»Du meinst, sie …«
»Genau. Das und noch mehr. Unser Ziel muss es sein, für die LUCKY MAN BAR einen bestimmten Ruf aufzubauen, der sich herumspricht.«
»Was für einen Ruf?«, fragte Cris, obwohl er es schon ahnte.
»Zum Abfeiern kommen die Gäste in die DOGLEG und SECRET FRUITS BAR, besondere Wünsche werden danach in der LUCKY MAN BAR erfüllt. Der beste Service, alles ohne Komplikationen und organisiert aus einer Hand. Die LUCKY MAN BAR muss zu einem Markenzeichen für das Besondere werden.«
»Aber wenn die Gäste suchen, werden sie auch in anderen Bars ihre Vorlieben befriedigen können. Warum sollten sie bei uns bleiben.«
Darauf hatte Diego gewartet. »Aus zwei Gründen. Erstens müssen sie den besonderen Service nicht erst suchen. Wir offerieren ihn den Gästen, die nur noch nicken müssen. Und zweitens nutzen wir den einzigartigen Vorteil der LUCKY MAN Bar aus …«
»Und der wäre?«
»… die Abgeschiedenheit. Vielleicht können auch andere Bars im Service mithalten, aber wir bieten darüber hinaus eine vollkommene Anonymität an. Wer zur LUCKY MAN BAR kommt, steht nicht unter Beobachtung. Genau das muss unser Aufhänger werden. Exklusiver Service in abgeschiedener Umgebung.«
»Genial.« Cris war jetzt wirklich perplex. »Du bist wirklich der geborene Barmanager, Diego. Ich habe mich immer gefragt, wie du das alles machst, aber jetzt, wo ich deine Idee verstanden habe, wundert mich nichts mehr.«
Diego lächelte zurück. Da das Lob von seinem Feind kam, war es umso wertvoller.
»… und deshalb möchte ich, dass du die LUCKY MAN BAR zusätzlich übernimmst und führst.«
»Ich?« Jetzt war es an Diego, sprachlos zu sein. »Aber was ist mit Marites?«
»Marites wurde eine neue Aufgabe zugewiesen«, entgegnete Cris. »In Wahrheit war das sogar der Grund für mein Kommen, aber mit solchen Ideen deinerseits hatte ich nicht gerechnet. Ich hätte früher kommen sollen.«
»Ich soll beide Bars managen?« Diego sah, wie Cris nickte. »Wie soll das gehen. Ich kann mich nicht verteilen.«
»Wie geht es Rubylyn?«, wechselte Cris abrupt das Thema.
»Jeden Tag besser. Sie wird bald wieder laufen können. Egal, was sie angestellt hat, das hatte sie nicht verdient.«
»Das lass unsere Sorge sein. Sie hat uns verraten und dafür die gerechte Strafe erhalten. Allerdings bin ich froh, dass du nicht auch bei ihrem Verrat beteiligt warst. Ich hätte dich ungern verloren.«
Diego fröstelte bei dem Wort »verloren«.
»Wäre es so gewesen, dann hätte es uns Rubylyn erzählt. In ihrem Zustand hätte sie alles gestanden.« Cris war sich da sicher.
»Was sie getan hat, war ein Fehler. Aber sie hat es aus Mitleid getan und nicht, um den MAD DOGS zu schaden. Ihr gutes Herz hat sie in die Klemme gebracht und nicht Hass. Das sollte man nie vergessen. Außerdem ist sie meine Freundin und ihr lasst sie von jetzt an in Ruhe. Ich sorge für sie als Freund, alles andere braucht euch nicht zu interessieren.«
»Selbstverständlich interessiert mich das. Rubylyn, oder das, was von ihr noch übrig ist, ist immer noch unsere Angestellte. Aber du hast natürlich recht, sie hat eine zweite Chance verdient. Und deshalb schickst du sie in die LUCKY MAN BAR, sobald sie wieder arbeiten kann. Dort ist sie gut aufgehoben, mit Mädchen kennt sie sich aus und der Kundschaft vorzeigen kann man sie sowieso nicht mehr. Bei dem, was du mit der Bar vorhast, passt sie vielleicht ganz gut hinein.« Er lachte heißer. »Verstanden?«
Es war keine Frage und Diego nickte. Vielleicht war es ganz gut, wenn Rubylyn eine Aufgabe hatte.
Cris erhob sich und wollte gehen. Trotzdem hatte sich Diego beim Gedanken an Rubylyn aufgeregt und ohne eine verbale Spitze wollte er Cris nicht gehen lassen.
»Was ist eigentlich aus der Kleinen geworden, die euch entwischt ist, nachdem sie Marco wie einen blutigen Anfänger umgelegt hatte?« Diego drückte es absichtlich beleidigend aus.
»Du meinst Joycee, dieses kleine Miststück aus Sibuyan?«
Diego nickte.
»Die wird in ein paar Tagen wieder in die LUCKY MAN BAR gebracht und ihre Arbeit aufnehmen. »Aber erst, nachdem sie eine Spezialbehandlung erhalten hat.«
Er grinste. »Ich hoffe, deine Gäste stehen auf Kuriositäten.«
Das Leben hatte es schon immer gut gemeint mit Jay. Einem Zufall hatte er es zu verdanken, dass er wenige Minuten vor seinem Bruder Roy auf die Welt kam. Was biologisch völlig unbedeutend war, entwickelte sich in den folgenden Jahren zum richtungsweisenden Glücksfall. Vom ersten Moment an war Jay der große Bruder, ob in der Schule, auf der Straße oder in der ersten Gang. Hauptsächlich war es sein Vater und dessen Sehnsucht nach einen starken Stammhalter, die ihn in diese Rolle drängte. Jay war der Große und man erwartete von ihm, voranzugehen und die wichtigen Entscheidungen zu treffen. So lernte er früh, Verantwortung zu übernehmen, zu lenken und zu führen, während sein nur um Minuten jüngerer Bruder Roy immer mehr in die Rolle des vertrauten Assistenten gedrängt wurde, der sich dem Älteren unterordnete.
Anfangs weigerte sich Jay, der Anführer zu sein, aber nachdem er sah, dass Roy sich klaglos in seine Rolle fügte, nahm er nach und nach sein Schicksal an. Glücklicherweise trübte ihr unterschiedlicher Status nicht ihr vertrautes Verhältnis zueinander. Im Gegenteil, es schien Roy anzuspornen. Es trieb ihn ständig an, Jay auf anderen Gebieten zu übertrumpfen. Anfangs versuchte er, seinen Bruder beim Sport in der Schule zu übertreffen, er trainierte härter und wurde schneller, bis Jay im Zweikampf keine Chance mehr gegen ihn hatte. Später übte er heimlich Kampftechniken und er war der Erste der beiden Zwillinge, der ein Date mit einem Mädchen hatte. Als Jay noch unter jugendlichem Zweifel litt, war es Roy, der seinen ersten Mord verübte und damit Jay zum Bandenführer beförderte. Im Alter von sechzehn Jahren hatten sie ihre Rollen angenommen und perfektioniert. Jay war der Leuchtturm, der den Weg wies, aber Roy war der Felsen, an dem alle bedrohlichen Wellen brachen.
Als sie die Schule beendet hatten, war weit und breit keine Arbeit zu sehen. Wie so viele Jugendliche verließen sie ihre Familie und zogen nach Manila weiter, um in der Hauptstadt ihr Glück zu suchen. Was sie fanden, war eine neue Heimat und eine Zukunft.
Eigentlich war es purer Zufall gewesen. Eines Nachts beobachteten sie eine Bande, die das Lager einer Firma plünderte, welches randvoll gefüllt war mit Flachbildfernseher, Computer und anderen elektronischen Geräten. Als die Diebe vor ihren Augen einen Transporter mit der Beute füllten, suchte Jay fieberhaft nach einem Weg, wie er ihnen die gestohlene Ware abluchsen konnte. Aber er sah keine Chance und so folgten er und Roy den Räubern bis zu ihrem Versteck. Sie landeten an einem alten Schuppen inmitten der schlimmsten Slums, die sie je gesehen hatte. Sie legten sich auf die Lauer, beobachten das Gebäude und beschlossen zu warten, bis die Bande ihr Versteck wieder verließ. Dann war der Moment gekommen, an dem sie ihr Glück wagen konnten.
Sie hatten keine Ahnung, dass sie den MAD DOGS folgten. Sie kannten die Gang nicht und wussten nichts von ihrem Einflussbereich, der sich in der Zwischenzeit auf ganz Manila erstreckte. In der Annahme einige geschickte Amateureinbrecher zu verfolgen, übersahen sie völlig, dass sie selbst ins Visier der Bande gerieten. Erst als vier junge Männer mit gezogenen Pistolen hinter ihren auftauchten, erkannten sie ihren Fehler. Die Männer führten sie in die Baracke und sperrten sie ein.
Stunden später, in denen man ihren weder zu Essen noch zu Trinken gab, öffnete sich die Tür und zwei Männer erschienen. An ihrem Verhalten erkannte Jay, dass es sich um die Anführer der Gang handelte. Allerdings unterschieden sich die beiden grundsätzlich voneinander.
»Schau an, Zwillinge …«, sagte der etwas Größere der beiden, wirkte dabei aber nicht bedrohlich.
»Warum beobachtet ihr uns?«, ergänzte der Kleinere der beiden. Er hatte einen härteren Gesichtsausdruck als der Größere, der freundlicher blickte und er hatte die durchdringenden Augen eines Falken. Jay beschloss, die Wahrheit zu sagen. Alles andere hätte der starre Falkenblick sofort durchschaut.
»Wir haben euch beobachtet, wie ihr das Lagerhaus ausgeräumt habt. Ich hatte die verrückte Idee, euch zu folgen und auf die Möglichkeit zu warten, euch etwas von der schweren Last abzunehmen.«
Der Größere fing an zu lachen, während die Röntgenstrahlen des Falken Jay durchbohrten.
»Ihr wolltet uns abzocken? Uns, die MAD DOGS?«
Jay hatte den Namen noch nie gehört und zuckte unwissend mit den Schultern. Roy stellte sich leicht versetzt hinter seinen Bruder und schloss seine Fäuste. Er war bereit. Auf ein Zeichen von Jay würde er zum Angriff übergehen, egal wie aussichtslos dies war.
»Wenigstens sind sie ehrlich«, meinte der Größere. Jetzt fing auch der Falke an zu lächeln.
»Zu welcher Gang gehört ihr?«
»Wir gehören zu keiner Gang. Wir sind gerade erst in Manila angekommen.«
»Das erklärt alles.« Der Falke grinste, »Woher stammt ihr?«
»Zamboanga«, antwortet Jay.
»Kein Wunder, dass sie vor nichts Angst haben«, bemerkte der Größere. »Im Vergleich zu Zamboanga ist Manila ein Streichelzoo.«
Der Falke nickte. Der Name der Stadt kannte jeder Filipino, genauso wie die Insel Mindanao, auf der Zamboanga lag. Die beiden kamen mitten aus einem Kriegsgebiet, das fast täglich in den Nachrichten erwähnt wurde. Die MAD DOGS hatten schon mehrmals Bekanntschaft mit der Insel im Süden gemacht, oft mit tödlichen Folgen.
»Wie viele Männer habt ihr schon unter die Erde gebracht?«, fragte der Falke.
»Ich zwei, mein Bruder fünf.«
»Nehmt ihr Drogen?«
»Nein.«
Der Falke starrte den Größeren an. »Was machen wir mit ihnen?«
»Entweder wir killen sie oder wir engagieren sie«, erwiderte der Große mit einem Lächeln.
»Könnt ihr kämpfen?«
»Mein Bruder ist der beste Kämpfer, den ich je gesehen habe«, schnitt Jay absichtlich auf.
»So, so, der Beste. Das wollen wir doch mal sehen.«
Sie führten Jay und Roy ins Freie und der Falke rief einen seiner Männer herbei. Er wandte sich an Jay. »Das ist einer meiner besten Kämpfer, bewährt in Dutzenden Auseinandersetzungen. Wenn dein Bruder drei Minuten auf den Beinen übersteht, dann dürft ihr gehen.«
»Und wenn nicht?«
»Für Versager haben wir keine Verwendung«, antwortete der Falke ohne Gnade.
Jay sah zu seinem Bruder und erkannte, dass Roy bereit war. Dies war sein Element. Der ein Kopf größere MAD DOG Kämpfer stellte sich zwei Meter vor ihn, grinste und hob die Fäuste. Roy stellte sich ihm gegenüber und verfolgte jede Bewegung seines Gegners. Sein Blick ging zu Jay, er sah entmutigt aus, was den beiden MAD DOG Anführern nicht entging.
»Na, hat deinen Bruder der Mut verlassen.«
Roy ließ seinen Kontrahenten warten und zog langsam seine Jeansjacke aus. Als er sie in den Händen hielt, schaute er auf den Boden seitlich von sich, so als ob er eine saubere Stelle zum Hinlegen suchte.
»Los, mach schon«, bellte sein Gegner und kam zwei Schritte auf ihn zu.
Roy schnellte zu ihm und plötzlich ging es ganz schnell. Mit einem seitlichen Schwung warf er seine Jacke in Richtung des MAD DOG Kämpfers. Dabei breitete sie sich aus und landete genau vor dessen Kopf, was ihm kurzzeitig die Sicht raubte. Auf diese zwei Sekunden hatte Roy gewartet. Es ging so schnell, dass man es fast nicht mit den Augen wahrnehmen konnte. Ein Tritt, ein Schlag, das dumpfe Geräusch eines Aufpralls … der MAD DOG sank vorneüber und fiel wehrlos in den schmutzigen Sand, wo er regungslos liegen blieb. Roy blickte gelangweilt, bückte sich zu dem regungslosen Mann hinab, nahm seine Jacke bewusst träge auf, klopfte den Staub aus dem Stoff und zog sie wieder an.
Die beiden Anführer starrten beeindruckt auf ihren bewusstlosen Gefährten. So wie die beiden bei ihrer Verfolgung die MAD DOGS unterschätzt hatten, so hatten sie die beiden beim Kämpfen unterschätzt.
»Kannst du auch kämpfen?«, fragte der größere Mann Jay.
»Natürlich. Aber nicht wie Roy. Er ist einmalig. Ich arbeite lieber mit meinem Hirn.«
»Was meinst du, Jose?«, fragte der Größere.
»Den jungen Heißsporn könnte ich gut in Manila gebrauchen. Hast du Verwendung für den anderen, Cris?«
Der Größere wandte sich an die Zwillinge. Er starrte sie ernst an, dann fing er an zu lächeln. »Ihr habt einen Job.«
Jay blickte auf den Haupteingang des Jollibee. Es war kurz vor zweiundzwanzig Uhr und es herrschte wenig Betrieb im Restaurant, ebenso wie auf der Straße. Ein ständiges Kommen und Gehen hätte Probleme bereiten können, so aber behielt er alles gut im Blick.
Er befand sich wenige Meter entfernt am Straßenrand und lehnte gegen einen Motorroller, den er vor zehn Minuten an dieser Stelle inmitten der anderen Zweiräder geparkt hatte. Cris meinte, dies würde ihn völlig unauffällig erscheinen lassen, vor allem, da Joycee ihn nicht kannte. Cris selbst hielt sich auf der anderen Straßenseite hinter dem Pfeiler des offenen Wartehäuschens am Busterminal verborgen und spickte immer wieder über die Fahrbahn zu Jay. Beide hatten ihr Mobiltelefon eingeschaltet und kommunizierten über Line.
Cris: »Siehst du etwas.«
Jay: »Bisher nicht.«
Cris: »Sie wird wegen ihrer Cousine kommen. Ganz sicher. Also Augen auf.«
Jay: »Okay, ich bin bereit.«
Cris war zufrieden mit Jay. Im Gegensatz zu seinem heißblütigen Bruder hatte er einen nüchternen Verstand und konnte Situationen gut einschätzen und überdenken. Aber wenn es notwendig war, dann war auch er in der Lage skrupellos loszuschlagen. Über eine der beiden Eigenschaften verfügten viele Menschen, zusammen sah man sie aber eher selten, da sie ein komplett gegensätzliches Denken verlangten. Nur wenige waren in der Lage ihren Verstand verschiedenen Situationen anzupassen, in der Regel fand man diese besondere Fähigkeit nur bei Anführern. Er spickte zum Eingang, dort war alles ruhig und unauffällig.
Sein Blick wanderte wieder zu Jay. Dieser starrte auf sein Mobiltelefon, wie einige andere um ihn herum auch und er sah für Unbeteiligte völlig unauffällig auf. Dabei lehnte er lässig gegen den Motorroller.
Selbst wenn Joycee das Jollibee beobachtete, so hätte sie nur einen fremden jungen Mann gesehen, der vor einiger Zeit zum Restaurant gefahren kam und jetzt offensichtlich auf seine Verabredung wartete.
Joycee war schon eine Stunde vor der verabredeten Zeit am Treffpunkt erschienen. Sie stand im ersten Stock des Nebengebäudes in einer dunklen Ecke neben dem Eingang eines Beautysalons, von wo aus sie einen guten Blick zum Jollibee und dem Platz davor hatte. Sie beobachtete die Umgebung nach Auffälligkeiten. Wenn es tatsächlich die MAD DOGS waren, mit denen sie gechattet hatte, dann würden die Schergen der Bande ebenfalls vor der verabredeten Zeit aufkreuzen und ihr eine Falle stellen. Joycee war sich darüber völlig sicher und wollte sehen, mit wie vielen Gegnern sie es zu tun hatte und wo sich die Gauner auf die Lauer legten.
Zwanzig Minuten vor dem Treffpunkt bemerkte sie einen Mann auf der anderen Straßenseite. Es war dunkel, aber nach verschiedenen kurzen Lichteinfällen, verursacht von den Scheinwerfern vorbeifahrender Fahrzeuge, war sie sich sicher, dass dies Cris, der MAD DOG LEADER war. Sie suchte die Gegend nach Marites ab, konnte sie aber nirgendwo entdecken. Dass Cris alleine gekommen war, schloss Joycee aus. Irgendwo hatte er seine MAD DOGS platziert, aber sie konnte niemand ausmachen. Cris hielt die ganze Zeit sein Mobiltelefon vor sich, ein sicheres Zeichen, das er mit seinen Komplizen kommunizierte.
Im Stillen hatte sie gehofft, dass die MAD DOGS Angel als Köder mitbringen würden. Für diesen Fall hatte sie sich eine riskante Befreiungsaktion ausgedacht. Aber Joycee konnte sie nirgendwo entdecken, also war Angel nicht hier. Einen Köder würde man vorzeigen, alles andere machte keinen Sinn.
»Vielleicht ist es besser so, wahrscheinlich hätten sie uns beide geschnappt.«
So sehr sie sich anstrengte, sie sah keinen weiteren Verdächtigten, der nach verrücktem Hund aussah. Es waren nur wenige Fußgänger auf der Straße, hin und wieder betrat jemand das Jollibee oder verließ es. Einige wenige Besucher standen vor dem Restaurant auf dem Parkplatz, ein junger Mann saß auf seinem Motorroller und wartete wohl sehnsüchtig auf jemanden, da er angestrengt auf seinem Mobiltelefon chattete. Joycee musste trotz der Anspannung lächeln.
»Na, kommt deine Liebste zu spät.«