Alle sterben, auch die Löffelstöre - Kathrin Aehnlich - E-Book

Alle sterben, auch die Löffelstöre E-Book

Kathrin Aehnlich

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Beschreibung

Paul ist tot – und seine beste Freundin Skarlet muss lernen, damit fertig zu werden. Immer wieder fallen ihr Episoden ein, die sie mit Paul erlebt hat: wie sie sich schon damals in Kindertagen gegen die verhasste Tante Edeltraut verbündeten, das Studium in Leipzig, der Fall der Mauer. Nun hält Skarlet einen Brief von Paul in Händen, der sie bittet, seine Grabrede zu halten … Die Geschichte einer besonderen lebenslangen Freundschaft, wundervoll zart und traurig zugleich.

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www.piper.de

Für Jakob und Anna.

Für das Julenkind

und für Anja.

ISBN 978-3-492-97578-0

© Piper Verlag GmbH, München 2008

© Arche Literatur Verlag AG, Zürich-Hamburg 2007

Covergestaltung: Büro Hamburg. Anja Grimm, Stefanie Levers

Coverabbildung: Michael Fischer-Art

Bildredaktion: Büro Hamburg. Alke Bücking, Charlotte Wippermann

Datenkonvertierung: abavo GmbH, Buchloe

Alle Rechte vorbehalten. Unbefugte Nutzungen, wie etwa Vervielfältigung, Verbreitung, Speicherung oder Übertragung können zivil- oder strafrechtlich verfolgt werden. In diesem E-Book befinden sich Verlinkungen zu Webseiten Dritter. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass sich der Piper Verlag die Inhalte Dritter nicht zu eigen macht, für die Inhalte nicht verantwortlich ist und keine Haftung übernimmt.

1

Liebe Skarlet, das ist ein Brief aus dem Jenseits, aber Du bist eine der ganz wenigen, denen ich zutraue, mit der makabren Situation umzugehen.

Sie saß in der S-Bahn und dachte, daß sie jetzt weinen müßte. Sie starrte aus dem Fenster und sah, was sie immer sah, wenn sie in dieser Gegend abends aus dem Fenster schaute. Nichts. Aber auch bei Tageslicht wäre es nicht anders gewesen. Ein deprimierendes Bild. Stillgelegte Industrieanlagen, das ehemalige Kraftwerk, dessen Schornsteine einst als Wunder der Baukunst galten und für dessen Abrißkosten jetzt von der Stadtverwaltung Sponsoren gesucht wurden. Daneben die ehemalige Großdruckerei, dann das Kugellagerwerk, Bürogebäude, darin nicht eine einzige Fensterscheibe, die man noch einwerfen konnte. Das Gelände vor den zugemauerten Eingängen war mit Büschen und meterhohen Bäumen bewachsen, und verrottete Bauzäune sperrten ab, was niemanden mehr interessierte. In dieser Gegend lag die Stadt im Koma. Sie starrte aus dem Fenster, suchte vergeblich nach Lichtern, versuchte, die Sterne am Himmel zu erkennen, doch das Neonlicht blendete, und die Deckenlampen spiegelten sich im Glas.

Meine größte Angst ist, daß alles wirklich so banal ist, wie sie es uns immer gesagt haben.

Sie sah in die spiegelnde Fensterscheibe und versuchte, sich vorzustellen, wo er jetzt sein könnte.

Aber auch ihre Phantasie war in diesen Dingen begrenzt und folgte nur den vorgegebenen Mustern, die sich zwischen atheistisch oder religiös entschieden, zwischen Erde und Himmel. Und obwohl sie in einem sozialistischen Land aufgewachsen war, kam ihr als einzig möglicher Ort, wo Paul jetzt sein könnte, das Paradies in den Sinn. Aber wo war das überhaupt? Sie fand, daß es für ein Paradies im Himmel momentan zu kalt war. Das Jahr verabschiedete sich mit Frost, es wehte ein eisiger Wind, und die Temperaturen waren so niedrig, daß kein Schnee fallen konnte. Sie sehnte sich nach diesem Schnee, nach der Stille, die alles zudeckte, die kaputten Industrieanlagen, die schmutzigen Straßen, die Gefühle. In ihrer Erinnerung hatte es in ihrer Kindheit jeden Winter von Dezember bis März geschneit. Noch nie vorher war ihr der Gedanke gekommen, daß es im Paradies auch kalt sein könnte. Sie hatte es sich immer mit Temperaturen zwischen zwanzig und fünfundzwanzig Grad und mit einer erträglichen Luftfeuchtigkeit vorgestellt. Ein Teneriffa für alle. Doch je länger sie darüber nachdachte, um so fragwürdiger wurde ihr das Ganze. Sie sah eine riesige Ferienanlage vor sich, in der alle Platz finden mußten, die sich auf Erden ausreichend gut benommen hatten, und am Ende würde sie jeden Morgen um fünf Uhr aufstehen müssen, um ihr Handtuch auf eine Liege am Pool zu legen. Der Gedanke, das Paradies mit Unbekannten teilen zu müssen, war unerträglich, aber genauso absurd war die Vorstellung, mit Menschen auf Ewigkeit zusammenzusein, mit denen sie schon auf Erden nichts zu tun haben wollte. Sie stellte sich vor, daß sie gemeinsam mit ihrem Nachbarn, der jeden Sonntagmorgen die Zählerstände im Keller kontrollierte und in ein Buch eintrug und der nichts so sehr liebte, wie im Wohnmobil durch Norwegen zu fahren, in ein und dasselbe Paradies käme. Womöglich würde er ihr nachts heimlich die Heizung abdrehen. Vieles erschien ihr auf den ersten Blick unklar: In welcher Sprache sollten sich alle verständigen? Gab es für jede Nation ein eigenes Paradies? Oder waren die Paradiese nach Berufsgruppen getrennt? Und wo würde sie Janis Joplin und Jimi Hendrix finden?

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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