Allergien verstehen und natürlich behandeln - Dr. Andrea Flemmer - E-Book

Allergien verstehen und natürlich behandeln E-Book

Dr. Andrea Flemmer

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Beschreibung

Es juckt, die Nase läuft, man muss ständig niesen – Allergien gehören zu den häufigsten chronischen Erkrankungen auf unserem Planeten. Jeder Dritte hat eine Allergie gegen Pollen, Hausstaub, Tiere oder Nahrungsmittel. Kann man sich gegen Allergien impfen lassen? Welche Pflanzen- und Tierarten kommen als Auslöser in Frage? Welche Rolle spielt die Umweltverschmutzung? Kann man einer Allergie entkommen, auch wenn man die Veranlagung dazu hat? Diese und weitere Fragen beantwortet Dr. Andrea Flemmer in ihrem Ratgeber. Sie erklärt, was bei Allergien wirklich hilft – von konventionellen Medikamenten über Heilkräuter bis hin zu einer allergiebewussten Ernährung. Punkt für Punkt gelangen Leserinnen und Leser so zu mehr Lebensqualität.

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Seitenzahl: 137

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Allergien natürlich behandeln

Allgemeine Maßnahmen der Selbsthilfe auf einen Blick

Ab Seite 43 ➔ Allergene vermeidenAntibiotika • „Bauernhof-Effekt“

Ab Seite 47 ➔ Entzündungshemmende ErnährungObst • Gemüse • Fisch • Fette • Kräuter • Tee • Saft • Kaffee • Antioxidantien • Ballaststoffe • darmstärkende Ernährung • vegetarische Ernährung • Öle

Ab Seite 63 ➔ BewegungTrigger im Blick behalten • gehen • Reizklima

Ab Seite 72 ➔ EntspannungsverfahrenAchtsamkeit im Alltag • Gehmeditation • Atemübungen

Ab Seite 79 ➔ Allergene in Haus und Garten reduzierenlüften • putzen • Luftreinigungsgeräte • Kompost nicht im Garten lagern • Schutzkleidung • Garten sprenkeln

Ab Seite 84 ➔ NaturheilkundeHomöopathie • TCM • Akupunktur • Heilpflanzen

Ab Seite 95 ➔ natürliche Symptomlinderung

INHALT

Vorwort

WAS SIE ÜBER ALLERGIEN WISSEN SOLLTEN

Ursachen und Allergieauslöser

Atopie oder Allergie?

Was ist eine Allergie?

Allergietypen

Ursachen für Allergien

Das geschieht bei einer Allergie

Allergie-Epidemie Nr. 1: Pflanzenpollen

Allergie-Epidemie Nr. 2: Reinigungsmittel und Kosmetika

Allergien und Autoimmunerkrankungen

Doppelbelastung Kreuzallergien

So hilft der Arzt

Der Pricktest

Das Notfallset

Medikamente

Weitere Wirkstoffe

Hyposensibilisierung

Allergien bei Kindern

Das Entstehen von Allergien vermeiden

Allergene vermeiden

ALLERGIEN NATÜRLICH BEHANDELN

Die entzündungshemmende Ernährung

Entzündungshemmende Lebensmittel

Entzündungsfördernde Lebensmittel

Nahrungsmittelunverträglichkeiten

Histaminintoleranz

Pseudoallergien

Eine den Darm stärkende Ernährung

In Bewegung kommen

Trigger im Blick haben

Gehen hilft

Reizklima und Berge

Zur Ruhe kommen

Warum Stressentschärfung so wichtig ist

Anti-Stress-Training

Allergene in Haus und Garten reduzieren

Im Haus

Im Garten

Naturheilkundliche Anwendungsmöglichkeiten

Homöopathie

Traditionelle chinesische Medizin

Akupunktur

Die Kraft der Heilpflanzen

Natürlich gegen die häufigsten Beschwerden

Vorsicht vor ungeprüften Therapien

DIE HÄUFIGSTEN ALLERGIEN UND WAS SIE DAGEGEN TUN KÖNNEN

Heuschnupfen

Asthma

Hausstaubmilbenallergie

Tierhaarallergie

Nahrungsmittelallergie

Neurodermitis

Insektengiftallergie

Berufsbedingte Allergien

Medikamentenallergie

Latexallergie

Schimmelpilzallergie

Nesselsucht

Hilfreiche Adressen und Informationen

Vorwort

Liebe Leserin,

lieber Leser,

es juckt, die Nase läuft, man muss ständig niesen, die Augen brennen, man ist erschöpft ... Allergien gehören zu den häufigsten chronischen Erkrankungen auf unserem Planeten. Jeder Dritte hat eine Allergie gegen so unterschiedliche Dinge wie Pollen, Chemikalien, Hausstaub, Tiere oder ganz normale Nahrungsmittel – mit steigender Tendenz. Das betrifft etwa 20 Millionen Menschen allein in Deutschland! Nicht nur, dass Betroffene sehr leiden – Allergien und ihre Folgeerkrankungen kosten unseren Staat und die Krankenkassen Milliarden. Hilfe tut also Not.

In diesem Buch erläutere ich Ihnen zunächst, was man unter einer Allergie überhaupt versteht. Sie lernen die Ursachen und Auslöser kennen, wie Ihr Arzt oder Ihre Ärztin eine Allergie nachweist, welche Therapien der Schulmedizin zur Verfügung stehen und woran derzeit geforscht wird.

Doch was können Sie selbst darüber hinaus dazu beitragen, um Ihre Allergie in den Griff zu bekommen? Es gibt unzählige Selbsthilfemaßnahmen, die Ihnen bei einer Allergie helfen. Eine Ernährungsumstellung, ein veränderter Lebensstil, Heilkräuter und weitere Maßnahmen können Ihnen das Leben mit Allergie bedeutend erleichtern. Am besten verknüpfen Sie hierzu die Möglichkeiten der konventionellen Medizin mit alternativen Maßnahmen. Hierzu habe ich die besten Methoden aus beiden Welten für Sie zusammengestellt, damit Sie die bestmögliche Wirkung erzielen können. So gelangen Sie Punkt für Punkt zu mehr Lebensqualität.

Mit diesem Buch helfe ich Ihnen als Allergiker, Asthmatikerin oder Neurodermitiker, mehr über Ihre Erkrankung zu erfahren, und zeige Ihnen Wege auf, wie Sie sich selbst auf natürliche Weise wirkungsvoll helfen können.

Ihre

Was Sie über Allergien wissen sollten

Eine Allergie ist eine überempfindliche Reaktion des Körpers auf eigentlich ganz harmlose Stoffe. Unser Immunsystem bekämpft dann nicht, wie es sollte, Viren und Bakterien, sondern auch Pollen, ganz normale Lebensmittel oder Tierhaare. In diesem Kapitel erfahren Sie Grundlegendes über diese Volkskrankheit: Wie kommt es zu einer Allergie? Welche Auslöser gibt es? Und was sind erste Schritte, um sie zu lindern?

Ursachen und Allergieauslöser

Kurz auf den Punkt gebracht, ist eine Allergie eine durch das Immunsystem bedingte, nicht angeborene spezifische Überempfindlichkeit gegenüber körperfremden Stoffen. Diese allergieauslösenden Stoffe werden Allergene genannt. Allergene werden entweder eingeatmet, gegessen oder direkt über die Haut aufgenommen.

Atopie oder Allergie?

Der Begriff „Allergie“ kommt aus dem Altgriechischen und bedeutet so viel wie „Fremdreaktion“.

Jetzt wird es gleich ein bisschen komplizierter: Wenn wir Allergien verstehen wollen, müssen wir zwischen Atopie und Allergie unterscheiden. Beide Begriffe werden zwar häufig synonym verwendet, haben aber unterschiedliche Bedeutungen: Wird bei Ihnen eine Atopie diagnostiziert, bedeutet dies, dass Sie eine erblich bedingte Anfälligkeit für Allergien, bestimmte Hauterkrankungen, Lebensmittel oder Medikamentenunverträglichkeiten haben. Als Folge davon kommt es dann zu einer Überempfindlichkeit auf ansonsten harmlose Umweltstoffe.

Eine Atopie ist eine übertriebene, IgE-vermittelte Immunreaktion (mehr dazu lesen Sie ab Seite 12). Sie betrifft am häufigsten Nase, Augen, Haut und Lunge. Komplexe genetische, aber auch umweltbedingte Faktoren tragen zur Entwicklung dieser IgE-vermittelten Allergien bei. Atopische Auslöser können von Mensch zu Mensch unterschiedlich sein. Häufige Auslöser sind Krankheitserreger, Giftstoffe, Umweltpartikel wie Pollen oder Tierhaare, Lebensmittel oder Schadstoffe wie die in Zigaretten (siehe auch Seite 14). Einer der wichtigsten Aspekte bei der Behandlung einer Atopie besteht folglich darin, die Auslöser, auch Trigger genannt, zu kennen und so weit wie möglich zu vermeiden.

Was ist eine Allergie?

Eine Allergie ist jede übertriebene Immunreaktion auf ein fremdes Antigen – unabhängig vom Mechanismus. Man kann also sagen: Alle atopischen Erkrankungen sind allergische Erkrankungen, aber nicht alle allergischen Erkrankungen sind atopisch.

Allergene nennt man die Stoffe, die eine Allergie auslösen können. Es handelt sich um Substanzen, die das Abwehrsystem des Körpers überempfindlich reagieren lassen und damit eine allergische Reaktion hervorrufen. In der Regel sind das Eiweiße, deren Form und Struktur es ermöglichen, dass das Immunsystem mit ihnen reagiert: Das körpereigene Immunsystem eines Allergikers schätzt die Allergene als gefährliche Stoffe ein und setzt eine zu starke Abwehrreaktion in Gang.

Zu den Allergenquellen, die am häufigsten akute und chronische allergische Reaktionen auslösen, gehören Hausstaubmilben, Tierhaare oder Pollen. Wir kennen heute aber über 20.000 verschiedene Allergene. Dazu gehören auch Federn, Erdnüsse, Nüsse, Insektengifte, Metalle, Parfüm oder Schimmelpilzsporen. Auch Umweltschadstoffe wie Stickoxid, Kohlendioxid oder Ozon sowie hohe Schadstoffkonzentrationen in Innenräumen macht man für das Entstehen von Allergien verantwortlich. Außerdem kommen Schadstoffe wie Chemikalien, Gase, Metalle und Staub, der bei der Verarbeitung von Wolle oder Holz entsteht, infrage.

Im Laufe ihres Lebens erkranken gut 30 Prozent aller Deutschen an mindestens einer Allergie. Allergien, die langfristig bestehen und Auswirkungen auf die Atemwege haben, können sich dabei sogar zum Asthma entwickeln. Davon sind mehr als acht Prozent der Bevölkerung betroffen. Die Zahl der Menschen, die von Allergien betroffen sind, nimmt generell zu.

Allergietypen

Alle atopischen Erkrankungen sind Überempfindlichkeitserkrankungen vom Typ I.

Je nach Allergietyp sind an allergischen Reaktionen unterschiedliche Zellen des Immunsystems beteiligt:

Typ-I-Allergien sind Soforttyp-Allergien: Hier reagiert man sofort mit den entsprechenden Symptomen auf das Allergen. Bei Kontakt mit einem Allergen wird zunächst die Bildung von Antikörpern gegen diesen Stoff angeregt. In dieser Phase hat man noch keine Beschwerden. Ist man jedoch zu einem späteren Zeitpunkt wieder dem Allergen ausgesetzt, erkennen die Antikörper das Allergen wieder und bekämpfen den vermeintlich gefährlichen Stoff. Sie starten innerhalb von Sekunden bis Minuten eine Immunreaktion, in deren Verlauf es zu einer überschießenden Ausschüttung von bestimmten Botenstoffen, insbesondere Histamin, kommt. Histamin löst typische allergische Beschwerden aus:

• tränende, juckende, brennende oder geschwollene Augen

• eine laufende oder verstopfte Nase und häufiges Niesen

• Husten und Atemprobleme

• Hautreaktionen wie Ausschläge oder Juckreiz

• Magen-Darm-Probleme wie Blähungen, Durchfall oder Verstopfung

• Schwellungen, z. B. der Augenlider oder der Beine

Typ IV sind Spättyp-Allergien. Hier tritt die Überempfindlichkeitsreaktion des Körpers zeitverzögert nach ein bis drei Tagen ein. Bei Typ-IV-Allergien kommt es nicht zur Bildung von Antikörpern. Hier sind es die T-Lymphozyten, die direkt gegen das Allergen ankämpfen. Dieser Typ umfasst Kontaktallergien, meist ist die Haut betroffen. Häufige Allergene sind Metalle wie Nickel, Kosmetika, Tierhaare, bestimmte Berufsstoffe oder Medikamente. Typische Symptome sind:

• Hautrötungen

• Schwellungen

• Nässende Bläschen

• Krusten auf der Haut

Im Unterschied zur Abwehr von echten Krankheitserregern werden bei einer allergischen Immunreaktion die auslösenden Stoffe nicht vernichtet. Es wird leider auch kein Schutz gegen weitere Attacken aufgebaut. Normalerweise dauert die allergische Reaktion so lange an, wie der Organismus des Allergikers dem Allergen ausgesetzt ist. Zum Glück gibt es aber Medikamente, die die allergischen Symptome abschwächen.

Links die Entstehung einer Allergie Typ I mit Soforttyp-Reaktion, rechts einer Allergie Typ IV mit Spättyp-Reaktion

Die Allergietypen im Überblick

BEZEICHNUNG

BESONDERHEIT

Typ I – Soforttyp

• Beispiel: Heuschnupfen

• Häufigster Allergietyp

• Auslösung durch IgE-Antikörper

• Beschwerden direkt nach Kontakt mit dem Allergen

• Allergie vom Soforttyp

Typ II – Zytotoxischer Typ

• Beispiel: Allergie gegen Antibiotika

• Beschwerden Minuten bis Stunden nach Kontakt mit dem Allergen

• Allergie vom Soforttyp

Typ III – Immunkomplextyp

• Beispiel: Allergie gegen Insektengift

• Seltener Allergietyp

• Beschwerden meist erst viele Stunden nach Kontakt mit dem Allergen

• Besonderheit: Allergene und Antikörper verbinden sich

• Allergie vom Soforttyp

Typ IV – Spättyp

• Beispiel: Tierhaarallergie

• Auslösung durch Immunzellen (T-Zellen)

• Beschwerden erst Stunden bis Tage nach Kontakt mit dem Allergen

• Allergie vom Spättyp

Ursachen für Allergien

Bei einer Allergie kommen im Grunde zwei Probleme zusammen:

• Eine erbliche Veranlagung, deren Folge es ist, dass man besonders empfindlich auf bestimmte Reize reagiert

• Äußere Auslöser, sogenannte Trigger

Allergische Symptome können plötzlich und ohne Vorankündigung auftreten.

Allergische Erkrankungen, vor allem Typ-I-Allergien, haben ein epidemisches Ausmaß erreicht, und Umweltfaktoren spielen eine wichtige Rolle bei ihrer Entstehung. Dafür gibt es verschiedene Ursachen, die miteinander in Wechselwirkung stehen. Unter anderem gehören dazu:

Klimawandel: Die ersten Haselpollen fliegen bereits im Dezember und die Pollensaison wird länger. Wer an einer Allergie leidet, hat kaum mehr eine Verschnaufpause.

Umweltverschmutzung: Sie macht die Pollen gefährlicher. So fand man auf den Birkenpollen von Bäumen, die an stark befahrenen Straßen wuchsen, mehr Allergene als auf den Pollen ländlicher Bäume.

Die Kombination aus verschiedenen Schadstoffen: Wenn sich z. B. die Pollen mit Ruß oder Feinstaubpartikeln beladen, reizen sie das Immunsystem umso stärker und eine vorgeschädigte Lunge entwickelt schneller eine Allergie.

Ungesunde Ernährung: Ein zu hohes Gewicht bei der Geburt ist nicht gut, aber auch ein geringes Geburtsgewicht kann die Häufigkeit für Allergien erhöhen. Wer übergewichtig ist, leidet besonders häufig an Nahrungsmittelallergien. Bestimmte Botenstoffe des Fettgewebes tragen zur Entwicklung von Übergewicht bei, sind aber auch an der Entstehung von allergischen Reaktionen beteiligt. Entzündungsprozesse stehen im Zusammenhang mit Übergewicht und Allergien und sind außerdem maßgebend für beide Krankheitsbilder.

Übertriebene Hygiene: Eine Hypothese geht davon aus, dass wir mittlerweile in einer Umgebung leben, die Kontakt mit Schmutz vermeidet, wodurch unser Immunsystem unterbeschäftigt ist und eher Allergien entwickelt. Diese Annahme bestätigen Untersuchungen, die zeigen, dass das Aufwachsen mit vielen Geschwistern (viele Kinder bedeuten meist mehr Infektionen in der Familie) sowie das Leben auf einem Bauernhof vor Allergien zu schützen scheint.

Nicht stillen: Muttermilch überträgt Teile der mütterlichen Infektabwehr aufs Baby und liefert alle notwendigen Nährstoffe. Zudem schützt sie in gewissem Maße auch vor Allergien, Neurodermitis und Asthma.

Rauchen: Rauchen schadet den Atemwegen. Aber auch die Anfälligkeit für Asthma ist damit verbunden. Dies bezieht auch das Passivrauchen, Shisha und E-Zigaretten mit ein. Dazu kommt, dass das Nikotin auch die Wirkung der wichtigsten Asthmamedikamente reduziert.

Genetische Veranlagung: Neben den äußeren Faktoren spielt eine erbliche Veranlagung vor allem bei der Entstehung einer atopischen Allergie eine große Rolle. Ist ein Blutsverwandter an Asthma erkrankt oder hat Allergien, hat man als Verwandter ein höheres Risiko, Asthma zu bekommen.

Allergien nehmen in der westlichen Welt immer weiter zu. Dafür gibt es verschiedene Ursachen, die miteinander in Wechselwirkung stehen.

Das geschieht bei einer Allergie

Bei allen Allergien laufen im Prinzip ähnliche Vorgänge ab wie bei einer normalen Immunabwehr: Das Immunsystem identifiziert einen Eindringling als Gefahr und setzt verschiedene Hebel in Gang, um den Störenfried wieder loszuwerden. Bei einer Grippe oder Erkältung erfüllt dieser Abwehrkampf eine wichtige Funktion.

Eine allergische Reaktion ist problematisch, weil der Körper harmlose Stoffe wie Pollen oder Nahrungsbestandteile als gefährlich bewertet und dann seine Abwehrkräfte mobilisiert. Es schlägt Alarm, obwohl gar keine Gefahr in Sicht ist. Die Folgen können dann Heuschnupfen, allergisches Asthma oder eine andere Allergie sein.

Was ist bei Allergikern anders? Und warum irrt sich das Immunsystem?

Unser Immunsystem ist eigentlich eine starke Verteidigungsarmee, die gefährliche Krankheitserreger bekämpft. Bei einigen Stoffen jedoch, den sogenannten Allergenen, täuscht sich unser Immunsystem. Es schlägt Alarm, obwohl gar keine Gefahr in Sicht ist. Die Folge kann dann Heuschnupfen, allergisches Asthma oder eine andere Allergie sein.

1. Beim ersten Kontakt mit den Allergenen (die aus Eiweiß bestehen, zum Beispiel Pflanzenpollen) bildet unser Immunsystem Antikörper gegen diese Eiweiße (die Pollen).

2. Diese Antikörper heften sich an bestimmte Zellen unseres Immunsystems: die Mastzellen.

3. Kommt es erneut zum Kontakt mit den Allergenen (Pflanzenpollen), werden verstärkt Antikörper gebildet.

4. Diese Antikörper binden sich gemeinsam mit den Eiweißen der Allergene (Pollen) an diese Mastzellen.

5. Es kommt zu einer Entzündungsreaktion, in deren Rahmen jede Menge Histamin ausgeschüttet wird. Die Folge: zum Beispiel eine laufende Nase, rote Augen und geschwollene Schleimhäute – die Immunreaktion ist perfekt.

Jede allergische Reaktion läuft im Prinzip in fünf Phasen ab.

Nehmen wir als Beispiel die harmlose Erdnuss. Der Körper des Allergikers meint darin eine Bedrohung zu erkennen und produziert Immunglobulin E. Es bindet sich an Zellen unseres Immunsystems, die Mastozyten.

Beim nächsten Kontakt mit den Erdnüssen steht nun eine Armee bereit, das heißt, viele Antikörper werden gebildet, die sich an die Mastozyten oder Mastzellen binden. Dadurch wird viel Histamin freigesetzt. Dies löst allergische Reaktionen wie Niesen oder Hautausschläge aus. Im schlimmsten Fall reagiert das Immunsystem so heftig, dass wichtige Organe ausfallen – mit der Folge eines anaphylaktischen Schocks, der tödlich enden kann. Oft hilft dann nur noch Adrenalin, das man spritzen muss, um den Patienten zu retten.

Entstehung einer Allergie

Ein Hauptkriterium für Allergien ist, dass der ganze Körper betroffen ist und mehrere Symptome gleichzeitig auftreten, so zum Beispiel Juckreiz, Hautausschlag und Atemnot. Der anaphylaktische Schock tritt plötzlich auf und die Schwere der Probleme steigert sich schnell.

Allergie-Epidemie Nr. 1: Pflanzenpollen

Die stärksten Allergene in Europa sind Birken- und Gräserpollen, insbesondere die Birke, die neben Hasel und Erle zu den früh blühenden Bäumen gehört. Man findet sie in vielen Städten an Straßenrändern und in privaten Gärten. Während ihrer Blüte setzen sie mit ihren Pollen Eiweiße frei, die bei Menschen eine allergische Reaktion auslösen können. Man vermutet, dass Birken, die unter Umweltstress leiden, also etwa unter zu viel Trockenheit, mehr davon bilden.

Mehr zu Pollenallergien lesen Sie ab Seite 76 und 108.

Die Umweltmedizinerin Prof. Dr. Claudia Traidl-Hoffmann von der Universität Augsburg untersucht dieses Phänomen seit Jahren. Dafür sammelte sie die Birkenpollen in der Natur und an stark befahrenen städtischen Straßen. Gemeinsam mit dem Helmholtz-Zentrum München setzte sie in einer speziellen Klimakammer ein kleines Birkenwäldchen Kohlendioxid, Stickoxiden und Ozon aus, um festzustellen, wie sich die Pollen verändern. Das vorläufige Ergebnis: Es scheint, dass die Birkenpollen aggressiver werden, wenn die Luft mehr Stickoxide enthält und die Ozonwerte zunehmen. Auch durch vermehrtes Kohlendioxid können die Pollen offenbar besser in die Luft gelangen. Durch längere und frühere Wärmeperioden sind darüber hinaus die Pollenflugzeiten inzwischen länger und es sind mehr Pollen in der Luft, da sich die Blütedauer verlängert hat.

Dazu kommt das sogenannte „Gewitterasthma“: Wenn es regnet, quellen die Pollen auf und platzen irgendwann. Da die entstehenden Bruchstücke stärker lungengängig sind, reagieren Allergiker eher empfindlicher als auf die intakten Pollen. Auch mit dem Ozon in Städten und den Stickoxiden reagieren die Pollen. Das Ergebnis sind chemisch veränderte Proteine, die entzündungsfördernd wirken. Je stärker die Luftverschmutzung ist, desto stärker sind die Niesattacken und das Augenjucken.

Problem invasive Pflanzenarten

Eingeschleppte, ursprünglich nicht heimische, sogenannte invasive Pflanzenarten, können nicht nur die einheimischen Arten bedrohen, sondern auch bei manchen Menschen starke Allergien auslösen.

Da für manche dieser neuen Pflanzen die Bedingungen bei uns günstig sind, können sie sich innerhalb kurzer Zeit stark vermehren. Zu den bekanntesten gehören in Deutschland folgende Arten:

Riesen-Bärenklau (Heracleum mantegazzianum, Herkulesstaude): ursprünglich aus dem KaukasusAmbrosia (Ambrosia artemisiifolia, Beifußblättriges Traubenkraut): ursprünglich aus NordamerikaIndisches Springkraut (Impatiens glandulifera): ursprünglich aus dem HimalayaRobinie (Robinia pseudoacacia): aus Nordamerika

Mehr zu invasiven Pflanzenarten und dem generellen Umgang mit Pflanzen in Haus und Garten erfahren Sie auf Seite 76.

Allergie-Epidemie Nr. 2: Reinigungsmittel und Kosmetika

Die zweite große Allergen-Gruppe sind Reinigungsmittel. Ohne Putzen geht es leider nicht, schließlich will man Dreck und Krankheitskeime aus gutem Grund reduzieren! Es kommt jedoch auf die Wahl der richtigen Putzmittel an, um Allergien nicht zu verstärken. Denn viele Mittel enthalten künstliche Stoffe, die den Atemwegen schaden können. Untersuchungen zeigen, dass das Risiko für Asthma und Atembeschwerden unter Putzfachkräften größer ist und auch das Putzen zu Hause Risiken bergen kann.

Mehr zu diesen Allergien lesen Sie auf Seite 77.