Allgemeinbildung zum Mitnehmen - Bärbel Hoffmann - E-Book

Allgemeinbildung zum Mitnehmen E-Book

Bärbel Hoffmann

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Beschreibung

Allgemeinbildung zum Mitnehmen„Wissen heißt wissen, wo es geschrieben steht“, sagte einst Albert Einstein. Albert Einstein – natürlich kennt man diesen Namen. Eine vage Erinnerung, eine Idee im Hinterkopf, wer dieser Mensch war und was er getan hat, aber genau kannst du es nicht sagen? Nachschlagen wäre natürlich eine Möglichkeit, doch mitten in der Unterhaltung mit Freunden, oder gar in einem Bewerbungsgespräch, macht das keinen guten Eindruck. Aber jetzt ist Schluss mit der Unwissenheit! Dieses große Buch der Allgemeinbildung verbessert dein Allgemeinwissen und füllt deine Wissenslücken. ★ Mit Online-Quiz★Angefangen mit den großen Themen der Geschichte, Politik, Gesellschaft und Wirtschaft: - Die Dolchstoßlegende - Der Zweite Weltkrieg - Die Finanzmarktkrise - Die NATO - Adam Smith - Angebot und Nachfrage - Und vieles mehr  Über Kunst und Literatur: - Das Nibelungenlied - Goethe und Schiller - Georges Seurat - Kunst nach 1945 - Und vieles mehr  Bis hin zu Naturwissenschaft und Technologie: - Naturphilosophen der Antike - Die Relativitätstheorie - Crowdfunding - Nano Technologie - Kryptowährungen - 3D-Druck - Smart Cities - Und vieles mehr  Allgemeinbildung – Das muss man wissen!Den Becher der Allgemeinbildung immer wieder zu füllen, ist anregend wie ein Kaffee Crema oder Latte Macchiato. Allgemeinwissen to go bietet dieses Buch der Allgemeinbildung, in welchem du jede freie Minute schmökern kannst. Strukturiert und verständlich geschrieben bietet dieses Buch des Wissens dir die Möglichkeit, jederzeit dein Umfeld mit deiner breit gefächerten Bildung zu beeindrucken. Aufgelockert durch Bilder und Grafiken, spannende Anekdoten und Zitate verspricht dieses Buch des Allgemeinwissens eine Festigung des Bildungshintergrunds, die Spaß bereitet. Um sich das Allgemeinwissen für immer merken zu können, findet sich zum produktiven Zeitvertreib ein Link zu einem Online-Quiz, mit dem du deinen Wissenserwerb festigen kannst. Von jetzt an wird es für dich kein Problem mehr darstellen, an Diskussionen und Gesprächen teilzuhaben, oder deinen eigenen Standpunkt zu vertreten!

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Inhaltsverzeichnis

Deutsche Geschichte

Ursprünge

Germanen und Römer – zwischen Gefechten und Handel

Völkerwanderung – Vermischung römischer und germanischer Kultur

Karl der Große vereint Antike, Christentum und Germanentum

Heiliges Römisches Reich – Einheit von geistlicher und weltlicher Macht

Feudalismus und Aufbruch zu den Kreuzzügen

Beginn der Neuzeit

Der Deutsche Bauernkrieg – am Ende keine Freiheit für die Bauern

Gleichstellung von Katholiken und Protestanten

Das Zeitalter der Aufklärung

Aufklärung setzt prunkvoller Hofkultur ein Ende

Philosophen formulieren Staatsmodelle und Wirtschaftstheorien

Französische Revolution

In Frankreich brodelt es

Schreckensherrschaft – der Verdacht genügt zur Verfolgung

Das Zeitalter Napoleons

Mit Staatsstreich an die Macht

Preußen reformiert – aus Untertanen werden Bürger

Deutscher Bund – eine lockere Liaison

Deutsche Revolution

Französische Revolution strahlt ab auf Deutschen Bund

Monarchen erobern ihr Terrain zurück

Industrialisierung

Eine neue Gesellschaftsklasse wächst heran – die Arbeiter

Leben der Arbeiterschaft: gesünder, länger – aber geballt

Von der Sozialen Frage zum Sozialismus

Deutsches Kaiserreich

Großmacht Preußen mit einem modernen Heer

Sieg über Frankreich und Verkündung des Kaiserreiches in Versailles

Der Erste Weltkrieg

Wilhelm II. sucht den Anschluss an die Kolonialmächte

Unabhängigkeitskriege auf dem Balkan – Ausbruch Erster Weltkrieg

Nach anfänglicher Kriegsbegeisterung schnell Ernüchterung

Kriegsverlierer Deutschland – allerhöchste Reparationen

Weimarer Republik

Deutschland im Revolutionsfieber

Weimarer Verfassung – Grundrechte und mächtiger Präsident

Politische Morde, Hyperinflation – und Goldene Zwanziger Jahre

Deutschland wächst in die europäische Staatengemeinschaft

Weltwirtschaftskrise – Massenarbeitslosigkeit und poltische Krise

Weimarer Republik scheitert

Der Nationalsozialismus

Abstruse Ideologien und aggressiver Nationalismus

Aufstieg der Nationalsozialisten mit Schlagtrupps

Machtübernahme Hitlers – Bürgerliche bedroht und eingeschüchtert

Außenpolitik Hitlers – Vertreibung unerwünschter Bevölkerung

Nationalsozialistische Wirtschaftspolitik – Aufrüstung und Abschottung

Propaganda – Vereinheitlichung von Sprache und Kultur

Konzentrationslager und Holocaust – fabrikmäßige Vernichtung

Widerstand im Nationalsozialismus: Intellektuelle, Kirche, Militär

Der Zweite Weltkrieg

Politik / Gesellschaft

Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg

Nachkriegsdeutschland

Aufteilung Deutschlands in vier Zonen

Bizone, Trizone und aufkeimender Ost-West-Konflikt

Aufarbeitung der nationalsozialistischen Vergangenheit

Gründung der Bundesrepublik und – Verankern des Grundgesetzes

Anbindung an die Westmächte und Teilung Deutschlands

Soziale Marktwirtschaft und Wiederbewaffnung

Gründung Europäischer Gemeinschaften

Wirtschaft in Ost und West

Erstarken des Ost-West-Konflikts

Alltag in der Deutschen Demokratischen Republik

Arbeitsplatz gesetzlich verbürgt

Die 68er-Bewegung – Jahre der Rebellion

Straßenkampf für eine bessere Gesellschaft

Reformen und Entspannungspolitik in den 1970er Jahren

Mehr Demokratie und Annäherung an den Osten Deutschlands

Terrorismus in Deutschland

Deutscher Herbst – Entführungen, Erpressungen und Morde

Mitglied der Europäischen Union

Drei europäische Organisationen verschmelzen zur EU

Mehr Verantwortung für einzelne Nationen – Osterweiterung der EU

Die Wiedervereinigung

Zögerliche Öffnung der Grenzen in den Westen

Maueröffnung und Verhandlungen

Weg frei für die Wiedervereinigung

Begriffe

Naturwissenschaft

Naturphilosophen der Antike

Mathematik

Mathematische Modelle in der Antike

Geschichte der Mathematik – vom Mittelalter bis 1900

Jüngere Mathematik

Begriffe

Physik

Mechanik

Wärmelehre – Thermodynamik

Elektrodynamik (Elektrizitätslehre)

Moderne oder jüngere Physik*

Materie

Relativität

Chemie

Chemie wird zur exakten Wissenschaft

Die Ordnung des Periodensystems

Pasteurisierung ermöglicht Keimfreiheit

Begriffe

Biologie

Mendelsche Regeln zur Vererbung

Begriffe

Wirtschaft

Wirtschaftstheorien und Strömungen

Markt steuert aus sich heraus die Wirtschaft

Marktgleichgewicht durch Angebot und Nachfrage

Staat und Zentralbank sollen, falls nötig, in Wirtschaft eingreifen

Steuerung der Wirtschaft durch die Geldmenge

Staat greift weiterhin in Wirtschaft ein

Irrationales Verhalten und Wirtschaft als Spiel

Begriffe aus der Wirtschaft

Begriffe aus dem Finanzwesen

Deutsche Literatur

Mittelalterliche Literatur

Christliche Dichtung – Märchen und Heldensagen

Minnesang – höfische Kultur des Rittertums

Städtisches Leben mit singenden Handwerkern und Schwank

Literatur der Renaissance

Humanistische Gelehrte prägen neues Menschenbild

Literatur des Barock

Barock – Gelehrte dichten kunstfertig und üppig

Literatur der Aufklärung

Humanismus– der Mensch soll besser werden

Sturm und Drang, Empfindsamkeit

Herz und Gefühl ergänzen die Vernunft

Literatur der Weimarer Klassik

Goethe und Schiller im Rausch der Antike

Literatur der Romantik

Poesie dringt in alle Bereiche menschlichen Lebens

Junges Deutschland /Vormärz und Biedermeier

Lesefreude keimt auf – auch politisches Aufbegehren und Zensur

Literatur des Realismus

Nüchterne, aber auch poetische Darstellung einzelner Schicksale

Literatur des Naturalismus

Wissenschaftlich-objektive Gestaltung der Literatur

Literatur des Expressionismus

Suche nach Erneuerung – in Verfall und Untergang

Literatur der Moderne

Form ist dem Inhalt ebenbürtig

Literatur in der Weimarer Republik

Der direkte Weg zum Publikum

Literatur im Nationalsozialismus und Schriftsteller im Exil

Innere und äußere Emigration

Literatur der Nachkriegszeit

Romane im Ro-Ro-Ro-Format – Literatur für alle

Heimgekehrte Soldaten schildern ihre Erlebnisse

Lyrik ist knapp und unumwunden

Gruppe 47 fördert junge, unbekannte Autoren

Literatur der Postmoderne

Spiel mit literarischen Traditionen

Romane in Etappen erzählt, Auseinandersetzung mit sich selbst

Begriffe

Bildende Kunst

Entwicklungen bis zur Neuzeit

Mystische Romanik und fortschrittliche Gotik

Die Neuzeit

Von der geradlinigen Renaissance zum inszenierten Barock

Klassizismus neben Romantik - hin zum Realismus

Klassische Moderne

Impressionismus - verweilen im Moment

Expressionismus - und Reduktion der Form

Dada und das Unbewusste hält Einzug

Neue Sachlichkeit - sehr real und gegenständlich

Kunst nach 1945

Alltägliche Wirklichkeit in der Pop-Art

Begriffe

Junge und jüngste Technologien

Literatur

Literaturliste Geschichte

Literaturliste Politik / Gesellschaft

Literaturliste Naturwissenschaft

Literaturliste Wirtschaft

Literaturliste Literatur

Literaturliste Bildende Kunst

Literaturliste Technologie

Subscript

Deutsche Geschichte

Ursprünge

Die Germanen als Völkergruppe mit eigener Sprache und Kultur bilden sich ab dem 6. Jahrhundert v. Chr. zwischen Elbe und Oder heraus. Vorwiegend handelt es sich um Bauern. Ihr Problem: Der Boden, den sie nutzen, ist nach einer Weile ausgelaugt, die Erträge gehen zurück – daher ziehen sie weiter. Sie erschließen neue Gebiete und errichten Siedlungen. Das führt dazu, dass die Germanen nach Süden vordringen. Und im Süden und Westen der germanischen Siedlungsgebiete leben ab dem 5. Jahrhundert v. Chr. die Kelten (Gallier). Sie besitzen bereits Kultur- und Handelszentren und pflegen Kontakte zu dem hoch entwickelten Mittelmeerraum. (Übrigens spielen die Abenteuer von Asterix und Obelix, den legendären Comic-Figuren, etwa 50 v. Chr. in einem kleinen Dorf in Gallien.)

Germanen und Römer – zwischen Gefechten und Handel

Um 100 v. Chr. überqueren germanische Stämme – Kimbern und Teutonen – die Alpen und überschreiten römische Grenzen. Nach anfänglichen Schlachterfolgen werden sie von den Römern allerdings vertrieben.

Etwa 50 Jahre später (58–50 v. Chr.) erobern die Römer unter Caesar im Gallischen Krieg die keltischen Gebiete westlich des Rheins – im heutigen Belgien und Frankreich. Die Römer wollen später, unter Augustus, auch die germanischen Gebiete im Osten erobern. Was ihnen aber nicht gelingt. Bei der legendären Varusschlacht, auch Schlacht im Teutoburger Wald oder Hermannsschlacht, im Jahr 9 n. Chr. schlagen germanische Truppen unter dem Cheruskerfürsten Arminius, auch Hermann der Cherusker, das römische Heer zurück. Übrigens hat der siegreiche Arminius vorher lange als Offizier im römischen Heer gedient. Nach dieser Niederlage geben die Römer ihren Plan auf, ganz Germanien zu unterwerfen. So bleibt der größte Teil frei von direkter römischer Herrschaft. Doch gegen Ende des 1. Jahrhunderts entstehen zwei römische Provinzen, die den Namen Germania tragen:

Germania Inferior (Niedergermanien) schließt Teile der heutigen Niederlande und des nordwestlichen Deutschlands ein. Die Hauptstadt der Provinz ist Colonia Claudia Ara Agrippinensium, also Köln.Germania Superior (Obergermanien) mit der Hauptstadt Mainz (Mogontiacum) umfasst Teile der Schweiz, Frankreichs und des südwestlichen Deutschlands.

Rhein und Donau sind natürliche Grenzen. Dazwischen wird der etwa 550 km lange Limes als Grenzwall errichtet. Es entstehen Römerlager, die seiner Sicherung dienen – aus ihnen wiederum erwachsen Römerstädte wie Xanten, Neuss, Bonn und Koblenz.

Zwischen dem freien Germanien oder Germania magna und den beiden römisch besetzten Provinzen Germania wird Handel getrieben. Die Römer erwerben Vieh – für Transport und als Nahrung. Die Germanen wiederum sind zum Beispiel an Schmuck, Metallwaren, Tongefäßen interessiert.

Das Kulturgefälle zwischen Römischem Reich und germanischen Stämmen ist erheblich. Die Schrift der Germanen beschränkt sich auf Runen. Die heutigen Kenntnisse über die Germanen sind hauptsächlich auf Aufzeichnungen antiker römischer und griechischer Autoren zurückzuführen. Und: Die Römer sprechen von den Germanen verächtlich als Barbaren.

Völkerwanderung – Vermischung römischer und germanischer Kultur

Die Völkerwanderung in Europa dauert zwei Jahrhunderte an (375–568). Die Folge ist eine Neuordnung der germanischen und romanischen Bevölkerungsgruppen. Ursachen für die Bewegung können Klimaänderungen, Landnot und Ernährungsprobleme gewesen sein. Weiterhin locken auch gute Lebensbedingungen im Römischen Reich in den Westen Europas. Nicht zuletzt dringen kriegerische Nachbarvölker ein – die ebenfalls neue Siedlungsgebiete suchen.

Das mongolische Reitervolk der Hunnen trifft auf ihrem Zug nach Westeuropa um 375 auf die germanischen Stämme Ost- und Westgoten. Die Hunnen unter ihrem König Attilazerstören das ostgotische Reich und bedrängen auch die Westgoten. Die wollen sich nicht unterwerfen und dringen in das Römische Reich vor. Die Westgoten unter Alarich erobern und plündern Rom. Sie ziehen weiter nach Spanien, und gründen dort das westgotische Reich. Gemeinsam mit den Römern wehren die Westgoten das weitere Vordringen der Hunnen unter Attila ab.

Große Reiche entstehen: das der Wandalen – auch ein germanisches Volk – in Afrika, Sardinien und Korsika, das der Westgoten im spanischen Raum und das der Ostgoten unter Theoderich dem Großen in Italien. Zudem verschmilzt durch die Völkerwanderungen die antike römische Kultur mit der Lebensweise der germanischen Völker – und dem Christentum.

Karl der Große vereint Antike, Christentum und Germanentum

Auf dem Gebiet des Weströmischen Reiches entstehen verschiedene Germanenreiche. Die Franken, ein germanischer Großstamm, knüpft an das Römische Reich an. Um die Mitte des 5. Jahrhunderts besitzen die fränkischen Fürsten etwa das Gebiet des heutigen Belgien sowie das Mosel- und Rheingebiet.

486 erobert der Frankenkönig Chlodwig – aus dem Geschlecht der Merowinger – mit seinem Sieg über den letzten römischen Statthalter das Gebiet zwischen Loire und Somme. Dabei übernimmt er die bestehende Verwaltungsstruktur. Das Fürstengeschlecht der Merowinger besitzt die oberste militärische und richterliche Gewalt und – wichtig – die Oberhoheit über die Kirche. Im 7. Jahrhundert lösen die Karolinger – so benannt nach Karl dem Großen – die Merowinger ab.

Unter Karl dem Großen, ab 768, entsteht ein westeuropäisches Großreich. Es reicht von der Nordsee bis Mittelitalien, von den Pyrenäen bis an die Elbe und bis an die Grenze des heutigen Ungarn.

DIE EROBERUNGEN KAISER KARLS DES GROSSEN (768-814)

(https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Frankenreich_768-811.jpg#file)

Karl der Große (747–814): Er führt die fränkische Tradition weiter und setzt auf Kirche und Papst. Karl führt erfolgreich Kriege gegen die Langobarden an der Elbe, gegen das arabische Spanien. Unabhängigkeitsbestrebungen in Bayern macht Karl ein Ende. Im Norden und Osten setzt er Markgrafen mit großen Vollmachten ein. Karl ist aber auch sehr aufgeschlossen für Bildung, er selbst spricht Latein und versteht Griechisch. Er fördert das Gelehrtentum. Durch die Neubesinnung auf die Werke der Antike – ein Kennzeichen für die spätere Kulturepoche der Renaissance im 15. und 16. Jahrhundert – nutzt Karl die Kenntnisse der griechischen Gelehrten, und übernimmt ebenfalls den Baustil der Antike. Das alles führt zu einem kulturellen Aufschwung, der auch als karolingische Renaissance bezeichnet wird. Gleichzeitig bewahrt Karl das germanische Volkstum, indem er beispielsweise die alten germanischen Heldenlieder festschreiben lässt. So steht das Reich Karls des Großen auf drei wichtigen Säulen: dem Erbe der Antike, der christlichen Religion und dem germanischen Gedankengut. Im Jahr 800 wird Karl in Rom zum Kaiser gekrönt. Damit greift er die Tradition der römischen Kaiserauf, sieht sich als Schutzherr von Papst und Christenheit sowie als Herrscher im Westen Europas.

Nach dem Tod Karls des Großen zerfällt das Frankenreich. Der Gedanke des Kaisertums lebt allerdings weiter.

Heiliges Römisches Reich – Einheit von geistlicher und weltlicher Macht

911 kommt es zur Bildung eines neuen deutschen Königtums. Beteiligt sind die Herzogtümer Sachsen, Schwaben, Bayern, Franken und Lothringen. Der Begriff deutsch wird erstmals verwendet, er leitet sich ab aus dem germanischen diut für Sprache, Volkssprache. Der sächsische Kaiser Otto I. (936–973) führt das von Karl dem Großen begründete Kaisertum, das Heilige Römische Reich weiter.

Heiliges Römisches Reich (962–1806): (Ab dem späten 15. Jahrhundert wird gelegentlich auch der Zusatz deutscher Nation verwendet.) Gemeint ist das – bereits besprochene – Herrschaftsgebiet der römisch-deutschen Kaiser. Der Name leitet sich zum einen ab von dem Anspruch, die Tradition des antiken Römischen Reiches fortzusetzen und zum anderen die Herrschaft als Gottes heiligen Willen zu rechtfertigen, also die enge Verzahnung mit der Kirche.

Und die Kirche wird immer mehr in den Dienst des Reiches gestellt, erhält Verwaltungsaufgaben. Abteien und Bistümer werden an Geistliche vergeben, die am Königshof tätig sind. Äbte und Bischöfe nehmen Aufgaben in Politik und Verwaltung wahr. Dieses Reichskirchensystem ergibt eine immer enger werdende Verflechtung von Reich und Kirche. Das allerdings führt zu einem schweren Konflikt, dem Investiturstreit, der fast 50 Jahre (1076–1122) dauert und zur Trennung von geistlicher und weltlicher Macht führt.

Investiturstreit:Im Zentrum steht die Frage, wer berechtigt ist, Bischöfe und Äbte in ihre Ämter einzusetzen. Der König beansprucht das für sich, der Papst ist der Ansicht, die Einsetzung, also die Investitur,könne nur mit göttlicher Befugnis erfolgen. Dem uneinsichtigen deutschen König und späteren Kaiser Heinrich IV. gegenüber, der gemeinsam mit den Bischöfen sogar den Papst absetzen will, spricht Papst Gregor VII. nun den Bann aus, droht also mit dem Ausschluss aus der Kirche. Es kommt zu Kämpfen zwischen den zerstrittenen Lagern. Um den Zwist zu beenden, tritt Heinrich IV. seinen berühmten Gang nach Canossa an:

„Der König hat keine Alternative. Direkt von Trebur aus bricht er nach Canossa auf, wo sich der Papst zu dieser Zeit aufhält. Ort und Burg Canossa befinden sich in der Region Emilia-Romagna, am Rand des Apennin, rund tausend Kilometer entfernt. Bei seinem bitteren, lebensgefährlichen Marsch begleitet den König nur eine Gruppe von wenigen Getreuen. Weil die meisten Alpenpässe von seinen Gegnern gesperrt sind, bleibt ihnen nur der gefahrvolle Weg über den Mont Cenis in den Westalpen. Der Geschichtsschreiber Lampert von Hersfeld, nicht unbedingt ein Fan des Königs, beschreibt die winterliche Reise hoch-dramatisch: Danach kämpft sich die königliche Familie mit kleinem Gefolge über den Pass des Mont Cenis. Die Männer kriechen auf Händen und Füßen, die Frauen werden auf Rinderhäuten über das Eis gezogen; die meisten Pferde sterben oder werden schwer verletzt.

Heinrich kommt also nicht in königlichem Glanz und Gloria in Canossa an. Zu weiterer Demütigung verbringt er drei Tage barfuß im Schnee im Vorhof der Burg, bevor er Gregor VII. weinend und im Büßerhemd um Absolution bittet. Schließlich erkennt der Papst Heinrichs Reue an und spricht den König frei.“ 1

Letztlich wird der Bann, die Exkommunikation des Königs, von Rom aufgehoben. Doch der Streit geht weiter. Es folgen jahrelange militärische und politische Auseinandersetzungen. Die werden erst von Heinrich V., dem Sohn des Kaisers, durch das Wormser Konkordat 1122 beendet. Kaiser Heinrich V. akzeptiert unter anderem den Anspruch der Kirche auf das Recht der umstrittenen Investitur, also der Einsetzung der Kirchenvertreter. Das Königtum verliert zwar seine kirchliche Bedeutung, wird aber in seinen weltlichen Aufgaben und Kompetenzen gestärkt. Geistliche und weltliche Macht stellen nun getrennte Bereiche dar, was ja eines der signifikanten Merkmale moderner Staatsgebilde ist (Politik / Gesellschaft: S. 57).

Feudalismus und Aufbruch zu den Kreuzzügen

Im Gegensatz zu den zentral verwalteten Monarchien in Frankreich, England oder Spanien besitzt der Kaiser im Deutschen Reich keine höchste Gewalt. Die Reichsfürsten bestimmen mit. Demgegenüber entwickelt sich ein starkes Lehnswesen,auch als Feudalismus bezeichnet. Es ist gekennzeichnet durch eine starke Bindung zwischen Grundherr und Vasall, also Gefolgsmann. Die Könige überlassen ihren Gefolgsleuten für ihre Dienste Land und öffentliche Ämter – leihweise (Leihe  Lehen). Ein Bindung, die zudem geprägt ist von Treue und Gehorsam.

Daneben ruft Papst Urban II. 1095 zum ersten Kreuzzug zur Eroberung Palästinas auf, nachdem das türkische Herrschergeschlecht der Seldschuken große Teile des Byzantinischen Reiches, das östliche Römische Reich, erobert hat. Der Kreuzzug ist zum einen eine bewaffnete Pilgerfahrt von Laien, zum anderen ein Zug von Ritterheeren aus Frankreich und Deutschland. Bei den weiteren Kreuzzügen – bis ins 13. Jahrhundert, treten politische und wirtschaftliche Absichten hinzu. Der Zusammenhalt der römisch-katholischen Kirche im Westen und griechisch-orthodoxen im Osten schwindet allmählich. Byzanz mit der Hauptstadt Konstantinopel (heute Istanbul) wird später osmanisches Reich.

Von 1138 bis 1250 stellt das Adelsgeschlecht der Staufer die Könige im Heiligen Römischen Reich. Die Staufer bringen einige schwäbische Herzöge und römisch-deutsche Könige und Kaiser hervor. Der Name Staufer rührt von der Burg Hohenstaufen auf dem bei Göppingen gelegenen Berg Hohenstaufen. Bedeutende Herrscher sind Friedrich I. Barbarossa, Heinrich VI.und Friedrich II. Im Jahre 1250 bricht die staufische Machtstellung zusammen.

Es folgt eine kurze Phase des Machtvakuums. In dieser Zeit steigen die sieben ranghöchsten Fürsten zu Kurfürsten auf. Wobei die Bezeichnung Kurfürst auf das mittelhochdeutsche Wort kur/kure, also Wahl zurückgeht. 1356 wird die Goldene Bulle, ein kaiserliches Gesetzbuch, zu einem Grundgesetz des Heiligen Römischen Reiches. Dieses Gesetzbuch legitimiert die Kurfürsten zur Königswahl; die Goldene Bulle soll die Wahl von Gegenkönigen verhindern. Der Einfluss der deutschen Fürsten wächst, der Föderalismus wird weiter gestärkt. In den folgenden Jahrhunderten bauen die Fürsten in ihren Regionen eigene Staaten auf. Diese Entwicklung bestimmt das heutige föderale Deutschland (Politik / Gesellschaft: S. 57).

Beginn der Neuzeit

Als Anfang der europäischen Frühen Neuzeit und Ende des Mittelalters wird in der Regel das Jahr 1500 angesehen. Nachdem die Osmanen 1453 Byzanz erobert haben, kommen viele griechische Wissenschaftler und Gelehrte nach Europa. Eine Basis für das Entstehen der Renaissance, in der ja das Interesse an der Antike und an den Wissenschaften wächst (BildendeKunst: S. 207 und Literatur: S. 163). Der Mensch im Diesseits rückt in den Fokus. Galilei und Kopernikus entwerfen das heliozentrische Weltbild und erbosen die Kirche, da die Erde nun nicht mehr im Mittelpunkt des Universums stehen soll. Die neuen Ideen sind auch Impuls für Reformation und Aufklärung. Durch die Reformation nimmt der Einfluss der Kirche auf die Politik ab.

Sie beginnt mit den 95 Thesen Martin Luthers (1483–1546), die er am 31. Oktober 1517 an die Tür der Wittenberger Schlosskirche schlägt. Allein die Bibel soll den Glauben bestimmen, die Macht der Kirche im Land lehnt Luther ab. Die rasche Verbreitung seiner Schriften wird befördert durch die Erfindung des Buchdrucks durch Johannes Gutenberg. Das Resultat: die Kirche spaltet sich in unterschiedliche Konfessionen. Ebenfalls teilen sich die Staaten des Heiligen Römischen Reiches in Protestanten und Katholiken. Gleichzeitig beginnt der Deutsche Bauernkrieg – auch ausgelöst von der Reformation.

Der Deutsche Bauernkrieg – am Ende keine Freiheit für die Bauern

Der Deutsche Bauernkrieg von 1524 bis 1526 gehört in eine lange Reihe europäischer Aufstände, die bereits im Spätmittelalter, also vor 1500, beginnen. An den Aufständen beteiligen sich nicht nur Bauern, sondern auch Städter und Bergleute. Die Aufständischen fordern die Nutzung von Jagd, Weide und Gewässer, die Abschaffung von Hörigkeit, das heißt die Abhängigkeit vom Grundherrn – und Wegfall weltlicher Kirchenherrschaft. Die Bauern begründen ihre Forderungen auch aus der Bibel und beziehen sich auf Luthers Schrift Von der Freiheit eines Christenmenschen mit seiner weltlichen Vorstellung von Gerechtigkeit – und fordern sie ein für ihr diesseitiges Leben. Der Aufstand breitet sich im ganzen Reich bis nach Österreich und die Schweiz aus. Die Bauern zerstören etliche Burgen und Klöster. Nach anfänglichen Siegen – etwa unter dem Feldhauptmann Götz von Berlichingen – unterliegen die Aufständischen schließlich. Unterschiedliche Ziele, schlechte Planung und Führung wirken sich aus.

Die drastische Bilanz des Bauernkriegs: Etwa 100.000 Bauern sind gefallen, die Überlebenden werden grausam bestraft. Sieger sind die Landesfürsten. Für fast 400 Jahre scheidet die Bauernschaft aus dem politischen Leben aus.

Die theologischen Streitigkeiten werden auf dem Augsburger Religionsfrieden 1555 vorübergehend geschlichtet. Später münden erneute Konflikte 1618 in den Dreißigjährigen Krieg(Dreißigjährige Krieg: S. 16). Die religiöse Spaltung fördert aber vorerst die Macht der Länder und schwächt den Einfluss des Königs.

Die Entdeckung Amerikas 1492 durch den Spanier Christoph Kolumbus hat weitreichende Folgen. Sie öffnet Europa den Weg nach Amerika. Spanien errichtet in der Folge sein globales Kolonialreich, das sich über Amerika, Afrika, Asien und Ozeanien erstreckt. Dieses größte Reich in der Menschheitsgeschichte besteht vom 15. Jahrhundert bis zur zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Gleichstellung von Katholiken und Protestanten

Der Dreißigjährige Krieg (1618–1648) wird größtenteils auf dem Gebiet des Heiligen Römischen Reichs (Heiliges Römisches Reich: S. 11)ausgetragen. Der Konflikt besteht zum einen zwischen dem katholischen und protestantischen Lager. Gleichzeitig geht es um die Macht im Reich, und zwar zwischen dem Habsburger Kaiser, den Landesfürsten und europäischen Widersachern wie Frankreich, Dänemark und Schweden.

Zur Ausweitung des Konflikts kommt es, als Erzherzog Ferdinand 1617 böhmischer König wird. Er führt harte Maßnahmen zur Rekatholisierung durch und schränkt die Rechte der protestantischen Stände ein. Am 23. Mai 1618 eskaliert die Situation nach einer Versammlung der Protestanten endgültig. 200 ihrer Vertreter ziehen zur Prager Burg. Der Prager Fenstersturz löst den Dreißigjährigen Krieg aus.

Prager Fenstersturz

„Nachdem sie sich Zutritt verschafft hatten, trafen sie dort auf die katholischen Statthalter Wilhelm Slavata und Jaroslav Borsita Graf von Martinitz sowie den Kanzleisekretär Philipp Fabricius. Kurzerhand wurde ein Schauprozess improvisiert und alle Drei mit Gewalt zum Fenster geschleppt und 17 Meter in die Tiefe geworfen.

Mit viel Glück konnten alle drei den gewaltigen Sturz überleben. Gründe hierfür dürften u. a. die nach außen schräge Wand, ihre dicken dämpfenden Mäntel und die Tatsache, dass sie sich teilweise noch festklammern konnten, sein. Eine andere Legende, die besagt, sie seien auf einem Misthaufen gelandet, konnte bis heute nicht belegt werden und gilt als unwahrscheinlich.

Als die Aufrührer schließlich sahen, dass alle noch am Leben waren, versuchten sie mit Schüssen ihr Werk zu vollenden, was jedoch ebenfalls scheiterte und so alle Drei die Flucht ergreifen konnten.“ 2

Nutzen aus dem Krieg ziehen die Fürsten sowie Frankreich und Schweden. Verloren haben der Kaiser, das Haus Habsburg, das Deutsche Reich und das Volk mit sehr vielen Verlusten. Am 24. Oktober 1648 unterzeichnen die Kriegsparteien in Münster den Westfälischen Frieden.Der Friedensvertrag legt die Gleichstellung der christlichen Glaubensrichtungen fest. Die Souveränität des Kaisers wird beschnitten und die Fürsten erhalten mehr Macht. Das Reich wird eher zu einem lockeren Staatenbund, was in der geschichtlichen Entwicklung erneut die Föderation begünstigt ( Politik / Gesellschaft: S. 57). Die Schlachten, Hungersnöte und Seuchen haben ganze Landstriche verwüstet. In Teilen Süddeutschlands überlebt nur ein Drittel der Bevölkerung.

Das Zeitalter der Aufklärung

Renaissance, Humanismus und Reformation lösen die starre christliche Ordnung der mittelalterlichen Gesellschaft auf. Gelehrte hinterfragen den Einfluss der Religion auf das politische und gesellschaftliche Leben. Vernunft, Tugend und Freiheit sind die Forderungen der Zeit. Doch noch sind Staatsmacht, großer Einfluss der Kirche und Ständegesellschaft vorherrschend. Etwa im Ancien Régime in Frankreich.

Aufklärung setzt prunkvoller Hofkultur ein Ende

Mit Ancien Régime wird ursprünglich die Zeit in Frankreich vor der Französischen Revolution(Französische Revolution: S. 19) bezeichnet. Wird später aber als Bezeichnung auf ganz Europa übertragen. Die Epoche ist geprägt von der feudalen Ständegesellschaft, von Adel und Absolutismus. Bei Letzterem hat der Monarch alle Macht inne. Vor allem der SonnenkönigLudwig XIV(1638–1715) in Frankreich gilt als Symbol des Ancien Régime. Seine prunkvolle Hofkultur wird zum Vorbild für Höfe in ganz Europa. Ludwig fördert Kunst und Wissenschaft, was eine Blütezeit der französischen Kultur zur Folge hatte. Französisch wird zur Sprache des europäischen Adels.

Auch gilt das von ihm erbaute Schloss Versailles(Bildende Kunst: S. 207)als Höhepunkt der europäischen Palastarchitektur. Seine expansive Außenpolitik und mehrere Kriege festigt Frankreichs Stellung als dominierende Großmacht in Europa. Durch die Verschwendung des Hofes und expansive Kriegspolitik leidet das Volk jedoch unter der Steuerlast.

Um 1700 setzt die Entwicklung ein, die als Aufklärung( Deutsche Literatur: S. 163) bezeichnet wird. Rationales Denken soll den Fortschritt befördern, neues Wissen eingesetzt werden. Vernunft ist die Instanz, durch die man sich von Althergebrachtem, von starren Vorstellungen und Ideologien befreien will. Das bedeutet eine Hinwendung zu den Naturwissenschaften sowie religiöse Toleranz. Gesellschaftspolitisch zielt die Aufklärung auf mehr persönliche Handlungsfreiheit, Bildung, Bürgerrechte, allgemeine Menschenrechte und das Gemeinwohl als Staatspflicht. Die von Gott legitimierte Herrschaft eines Monarchen, die Ständegesellschaft, überhaupt die Vorrechte von Adel und Klerus werden in Frage gestellt.

Philosophen formulieren Staatsmodelle und Wirtschaftstheorien

Bereits 1688 werden in England die Rechte des Monarchen von der Verfassung eingeschränkt – das Land wird zur konstitutionellen Monarchie. Die politische Macht hat das demokratisch gewählte Parlament.

Englische Vordenker der Aufklärung sind John Locke (1632–1704) und Thomas Hobbes (1588–1679). Locke konstatiert, dass eine Regierung nur legitim ist, wenn sie die Zustimmung des Volkes besitzt und Naturrechte wie Leben, Freiheit und Eigentum beschützt. Hobbes wird durch sein Hauptwerk Leviathan bekannt – und gilt als Begründer des aufgeklärten Absolutismus. Worunter eine Fürstenherrschaft zu verstehen ist, in die aufklärerische Reformen eingehen. Umgesetzt etwa im Russischen Zarenreich, in Preußen und in der österreichischen Habsburgermonarchie.

Die französischen Philosophen Rousseau und Montesquieu formulieren neue Staatsmodelle und greifen die Prinzipien von Volkssouveränität und Gewaltenteilung(Politik / Gesellschaft: S. 57) auf. Auch die wirtschaftliche Ordnung wird neu ausgelegt. Dem Merkantilismus ( Wirtschaft: S. 147) des Absolutismus setzt Adam Smith die Theorien des Wirtschaftsliberalismus entgegen. So wird die Staatswirtschaft nach und nach abgelöst und etwa durch Gewerbefreiheit ersetzt. Die Ideen haben eine große Bedeutung für die Amerikanische Unabhängigkeitserklärung 1776 und Französische Revolution 1789.

Jean-Jaques Rousseau (1712–1778): Der französische Philosoph, Pädagoge, Naturforscher ist ein wichtiger Vordenker, der die Strömungen der Zeit aufgreift, vertieft, in Frage stellt. Sein Werk steht zwischen der Aufklärung des 18. und der Romantik des frühen 19. Jahrhunderts. Zum einen verteidigt er leidenschaftlich Vernunft und individuelle Rechte, zum anderen stellt er dem rationellen Denken subjektive Erfahrung und Willensfreiheit gegenüber.

In seinem Hauptwerk Vom Gesellschaftsvertrag oder Prinzipien des Staatsrechtes vertritt er die These, dass der Staat auf einem Gesellschaftsvertrag beruht, der von den Bürgern freiwillig eingegangen wird. Er verteidigt den Gemeinwillen – volonté générale – gegenüber dem absolutistischen Staat. Genauer: Rousseau wirft die Frage auf, wie ein freies Individuum seine Freiheit behalten kann, wenn es in die Gesellschaft eintritt. – Seine Erziehungstheorie legt er in dem pädagogischen Werk Émile oder über die Erziehung dar. Er beschreibt darin die fiktive Erziehung eines Jungen, Émile, der von negativen kulturellen Einflüssen ferngehalten wird. Die neue Sichtweise führt in der Folge zu fundierten Methoden der Kindererziehung. Was unter anderem den Pädagogen Johann Heinrich Pestalozzi anregt.

Charles-Louis de Montesquieu (1689–1755): Der französische Schriftsteller, Philosoph und Staatstheoretiker gilt mit seiner Theorie der Gewaltenteilung als Stammvater europäischer Demokratie. Das Konzept der Gewaltenteilung geht allerdings bereits auf Aristoteles zurück. In seinem zentralen Werk Vom Geist der Gesetze schreibt Montesquieu, dass Legislative, Exekutive und Judikative in einem Regierungssystem strikt voneinander zu trennen seien. Der Macht eines Despoten müsse damit Grenzen gesetzt werden.

Französische Revolution

Die reformerischen Theorien stehen im krassen Gegensatz zu der Realität im französischen Staat. Der absolutistische Herrscher ist nicht zu Reformen fähig, Kriege, wie der Siebenjährige Krieg, der Amerikanischer Unabhängigkeitskrieg verursachenimmense Kosten, ebenfalls die verschwenderische Hofhaltung.

Im Siebenjährigen Krieg (1756–1763) kämpfen alle europäischen Großmächte. Ausgetragen wird er in Mitteleuropa, Portugal, Nordamerika, Indien, der Karibik sowie auf den Weltmeeren. Daher wird er von manchen als Weltkrieg bezeichnet. Während Preußen, Habsburg und Russland vorwiegend um die Vorherrschaft in Mitteleuropa kämpfen, geht es für Großbritannien und Frankreich auch um die Macht in Nordamerika und Indien.Amerikanischer Unabhängigkeitskrieg (1775–1783): Der Krieg wird geführt zwischen den Kolonien in Amerika und der Kolonialmacht, dem englischen Mutterland. Er ist der Höhepunkt der amerikanischen Unabhängigkeitsbewegung und führt nach der Unabhängigkeitserklärung 1776 zur Entstehung der Vereinigten Staaten von Amerika. Der Ausgang des Krieges wird durch das aktive Eingreifen Frankreichs zu Gunsten der Kolonisten entschieden.

In Frankreich brodelt es

Ludwig XVI. lebt verschwenderisch, Arbeitern und Handwerkern in den Städten und Lohnarbeitern auf dem Land hingegen geht es schlecht. Missernten führen zu Wirtschaftkrisen, die Arbeiter revoltieren. 1788 erklärt der Staat seine Zahlungsunfähigkeit. In den französischen Salons hatte man bereits aufmerksam beobachtet, wie die liberalen Ideen der Aufklärung sich in Großbritannien und Amerika durchsetzen.

Einberufung der Generalstände: Am 1. Mai 1789 beruft König Ludwig XVI. die Generalstände (États généraux) nach Versailles, um sich neue Steuern bewilligen zu lassen. Dabei handelt es sich um eine Ständeversammlung, mit Vertretern aus Klerus, Adel und Drittem Stand, also Bürgern und Bauern. Diese neue Zusammensetzung der Stände kann bereits als Absage an den Absolutismus gesehen werden. Unter den Versammelten gibt es Liberale und Teilnehmer am Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg, die Frankreich umgestalten wollen. Die Parole heißt Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit. Der König macht in der Versammlung zwar Konzessionen an den Dritten Stand, doch das reicht den Bürgern nicht aus, sie fordern Gleichheit für den Dritten Stand. Als der König das verweigert, ziehen die Bürger unter Führung von Graf Mirabeau ins Ballspielhaus von Versailles und erklären sich zurVerfassunggebenden Nationalversammlung. Das ist der erste Schritt zur Revolution, den zweiten geht das Volk.

Sturm auf die Bastille

Am 14. Juli 1789 stürmt die Bevölkerung das Waffenarsenal und die Bastille, ein Gefängnis und verhasstes Symbol des Absolutismus. Gleichzeitig erheben sich die Bauern. Das Heer löst sich auf, General La Fayette organisiert eine Bürgermiliz. Der General entwirft zwar die Bürger- und Menschenrechtserklärung nach amerikanischem Vorbild, bleibt aber ein Anhänger der konstitutionellen Monarchie. Nun erklärt die Nationalversammlung die Abschaffung aller Feudalrechte und die Menschenrechte nach dem Vorbild der USA.

Am 5. Oktober 1789 ziehen Tausende Frauen nach Versailles – Zug der Marktweiber – und zwingen die königliche Familie sich unter die Kontrolle des Volkes zu begeben. Der Einfluss des Volkes, der Straße wird immer größer. Im neuen Parlament haben zuerst die gemäßigten Girondisten die Mehrheit, das ändert sich zugunsten der radikalen Bergpartei – La Montagne.

Am 10. August stürmt das Volk die Tuilerien, die Königsfamilie wird inhaftiert, die Republik ausgerufen. Der neu gewählte Nationalkonvent macht dem König den Prozess und lässt ihn hinrichten. Die Verfassung wird außer Kraft gesetzt, die Staatsgewalt geht auf den Wohlfahrtsausschuss über, der von 12 Männern geleitet wird. Radikale, etwa die bekannten Maximilien de Robespierre,GeorgesDanton,Jean Paul Marat, Louis-Antoine-Léon deSaint-Just übernehmen die Macht.

Schreckensherrschaft – der Verdacht genügt zur Verfolgung

Die Zeit der Schreckensherrschaft – La Terreur – dauert von Juni 1793 bis Juli 1794. Alle Menschen, die verdächtigt werden, Gegner der Revolution zu sein, werden brutal unterdrückt.

Der Terror führt zu mehr als 16.500 Todesurteilen, vollstreckt durch die Guillotine, davon über 2500 in Paris. Dabei sind die Opfer, die ohne Prozess getötet werden oder in Gefangenschaft sterben, nicht mitgerechnet. Schätzungen liegen zwischen 25.000 und 40.000. Die Guillotine wird zum einzigen Hinrichtungswerkzeug. Zum einen soll die Maschine die vielen Exekutionen rationalisieren, die Hinrichtung soll zum anderen für die Betroffenen aber auch schnell und schmerzfrei sein.

In der Vendée – im Westen Frankreichs an der Loire – erhebt sich 1793 die royalistische und katholische Landbevölkerung gegen die Revolutionäre. Ein Bürgerkrieg bricht aus, Aufstand der Vendée, der bis 1796 andauert. Die Folge sind über 300.000 Tote; gezielt vernichten die Truppen der Revolutionäre Siedlungen, Vieh und landwirtschaftliche Flächen.

Der Terror führt zu einer Verödung des politischen Lebens, zum Beispiel in den Sektionen von Paris, die zur kommunalen Selbstverwaltung eingeführt worden sind. Auch die Jakobiner,Anhänger von Robespierre, werden verfolgt und ausgeschaltet, wenn sie von der Linie abweichen. Als Robespierre mehr Säuberungen ankündigt, schließen sich die Abgeordneten gegen die Führungsgruppe zusammen. Sie werden verhaftet und kurz darauf hingerichtet. Das Regime unter Robespierre hat seinen Rückhalt in der Bevölkerung verloren. Der Nationalkonvent wird nun ersetzt durch das Direktorium – die letzte Regierungsform der Französischen Revolution. Die Staatsgewalt liegt nun im Wesentlichen bei einem fünfköpfigen Organ.

Das Zeitalter Napoleons

Bei den Jakobinern hatte ein junger Mann aus einer korsischen Familie Karriere gemacht – Napoleon Bonaparte (1769–1821). Nach dem Sturz von Robespierre scheint auch seine Karriere beendet. Als er aber 1795 das Direktorium vor einem Volksaufstand rettet, wird er zum Brigadegeneral ernannt. – Seit 1792 befindet sich das revolutionäre Frankreich im Krieg gegen mehrere europäische Großmächte, die wechselnde Koalitionen bilden, daher Koalitionskriege genannt werden. Im Ersten Koalitionskrieg verbünden sich Preußen und Österreich, im Zweiten Großbritannien, Österreich, Russland, Portugal, Neapel, das Osmanische Reich und der Kirchenstaat. Anlass für die Kriege ist die Französische Revolution, von deren Umbrüchen sich Europas Monarchien fürchten.

Mit Staatsstreich an die Macht

Nach Ausbruch des Zweiten Koalitionskrieges verlässt Napoleon sein Heer und kehrt nach Paris zurück. Er nutzt die in der Hauptstadt herrschende Furcht vor einer erneuten Schreckensherrschaft und übernimmt durch einen Staatsstreich die Macht. Die Direktorialverfassung wird durch die Konsulatsverfassung ersetzt: Napoleon wird für zehn Jahre Erster Konsul. In der neuen Verfassung (1799) werden die Menschen- und Bürgerrechte nicht verankert. Die zentrale Stellung hat der Erste Konsul. Später lässt sich Napoleon als Konsul auf Lebenszeit bestätigen und 1804 krönt er sich in Notre Dame selbst zum Kaiser ( Karl der Große: S. 9). Das Staatsgebilde ist eine vom Volk legitimierte Diktatur, geprägt vom Aufgreifen antiker römischer Traditionen – wie das Amt des Konsuls und die Einrichtung von Senat und Tribut.

Innenpolitik: Napoleon will die Errungenschaft der Revolution erhalten, wendet aber Gesetze gegen den Adel nicht an und verbannt die Priester nicht, zudem gestattet er Emigranten die Rückkehr. Er reformiert die Verwaltung. Der Code civil oder Code Napoléon (1804) ist ein Gesetzeswerk, das bereits vom Direktorium vorbereitet worden war. Es stellt sicher, dass das Erbe der Französischen Revolution gewahrt bleibt. Das Werk enthält eine Garantie der persönlichen Freiheit, der Rechtsgleichheit, des Privateigentums, der Wirtschaftsfreiheit, der Unabhängigkeit des Staates und der Zivilehe. Der Code civil ist Grundlage für ein bürgerliches Gesellschaftssystem – und Vorbild für europäische Rechtsordnungen. Die Verwaltung wird weiter zentralisiert, eine Hierarchie aufgebaut. Die Richter ernennt Napoleon selbst; die Polizei ist ein mächtiges Instrumentarium; nicht zuletzt hat der Staat das Schul- und Unterrichtsmonopol.Außenpolitik: Napoleon sichert seine Herrschaft durch ständige Kriege, die Koalitionskriege. Dabei zerschlägt er Machtblöcke wie das Heilige Römische Reich (Heiliges Römisches Reich: S. 11)und schafft überschaubare staatliche Gebilde wie den Rheinbund, in dem deutsche Fürstentümer zusammengeschlossen sind. Gegen England errichtet Napoleon eine Kontinentalsperre, um es vom europäischen Handel zu isolieren. Doch er kann England nicht besiegen, da Russland die Kontinentalsperre durchbricht. Napoleon beginnt 1812 einen Krieg gegen das Zarenreich.

Preußen erleidet gegen Frankreich in der Schlacht bei Jena und Auerstedt 1806 eine schwere Niederlage. Es zieht sich aus dem Krieg zurück und reformiert seine Innenpolitik. Im Frieden von Tilsit 1807 verliert Preußen die Hälfte seines Territoriums und wird teilweise von französischen Truppen besetzt. In Spanien erhebt Napoleon seinen Bruder Joseph zum König. Es beginnt ein langjähriger spanischer Widerstandskampf, unterstützt von den Briten.

1812 kommt es zur Wende: Napoleon scheitert bei seinem Russlandfeldzug an den eisigen Temperaturen und muss große Truppenverluste hinnehmen. Er verliert die Macht über Spanien. Weiterhin verbünden sich Preußen, Österreich, Russland, Schweden und Großbritannien nun gegen Frankreich. Ein Symbol für Napoleons Untergang ist die Völkerschlacht bei Leipzig 1813 – sie führt zum Ende der französischen Vorherrschaft in Europa. Der Rheinbund wird aufgelöst. Napoleon wird zur Abdankung gezwungen und auf die Insel Elba verbannt. Auf seine Rückkehr und Herrschaft der 100 Tage reagieren die Großmächte mit der Schlacht bei Waterloo 1815, die zum Ende der Koalitionskriege führt.

Auf dem Wiener Kongress 1814/15 verhandeln Europas Monarchen über einen dauerhaften Frieden und die Wiederherstellung der alten Ordnung.

Preußen reformiert – aus Untertanen werden Bürger

Nach den Ideen der Aufklärung und dem Beispiel Frankreichs reformiert Freiherr von Stein (1757–1831) in Preußen 1807/1808 Staat, Wirtschaft und Gesellschaft. Also bereits vor Ende der französischen Vorherrschaft in Europa. Adelsprivilegien werden beseitigt, die Leibeigenschaft der Bauern aufgehoben, Heer und Justiz neu aufgestellt. Aus Untertanen sollen durch Mitbestimmung und Eigenverantwortung Staatsbürger mit Nationalgefühl werden. Stein legt mit seinen liberalen Reformen die Grundlage für Preusßens politische Erfolge. Es ist die Rede von einer Revolution von oben. Staatskanzler Karl August von Hardenberg setzt Steins Reformen fort, legt dabei aber größeren Wert auf staatliche Autorität als auf individuelle Freiheit. Im Folgenden Beispiele aus den Jahren 1811/1812:

Einführung der GewerbefreiheitAbschaffung aller FrondiensteStaatliche Gleichberechtigung für JudenMustergültige VerwaltungStaatsbürgerliche Gleichheit

Die Befreiung der Bauern läuft allerdings nicht reibungslos. Denn für die Abschaffung der Leibeigenschaft und Ablösung des Zehnten stehen den Grundherren Entschädigungszahlungen zu. Da die Bauern sie oft nicht aufbringen können, bleiben viele Höfe noch lange dem Grundherrn verpflichtet oder müssen hohe Schulden tragen.

Seit dem Wiener Kongress 1815 jedoch streben die europäischen Fürsten eine monarchische Ordnung an, wie sie vor der Französischen Revolution bestand, was als Restauration( Deutsche Literatur: S. 163) bezeichnet wird. Insbesondere Fürst von Metternich steht für das monarchische Prinzip und bekämpft die nationalen und liberalen Bewegungen besonders in Deutschland und Italien. Doch das liberale Bürgertum ist erstarkt und fordert einen deutschen Nationalstaat mit Verfassung.

Deutscher Bund – eine lockere Liaison

Auf dem Wiener Kongress wird auf den deutschsprachigen Raum ein besonderes Augenmerk gerichtet. Napoleons territoriale Veränderungen ( Rheinbund: S. 7) sind nicht mehr rückgängig zu machen. So einigen sich die Fürsten auf die Gründung des Deutschen Bundes. Die deutschen Staaten darin sind unabhängig voneinander, gleichzeitig aber durch ein Band miteinander verknüpft. Der Bund ist demzufolge ein lockerer Staatenbund aus zunächst 34 souveränen Staaten und 4 freien Städten. Auf eine gesamtstaatliche Verfassung und Zentralregierung wird verzichtet.

Das Begehren des Bürgertums nach einem deutschen Nationalstaat und Freiheitsrechten wird nicht berücksichtigt. Als Protest gegen die Restauration gründen Studenten ab 1815 Burschenschaften. Auf dem Wartburgfest 1817 kommt es zur ersten politischen Massenkundgebung. Weitere Meilensteine des nun einsetzenden Vormärz sind das Hambacher Fest, der Frankfurter Wachensturm und der Protest der Göttinger Sieben. Der Begriff Vormärz bezieht sich dabei auf die 1848 folgende Revolution, die auch als Märzrevolution bezeichnet wird. Die Fürsten reagieren auf die liberalen und nationalen Bewegungen mit den Karlsbader Beschlüssen 1819: Durch Erlass von Gesetzen werden die Universitäten streng überwacht, die Burschenschaften verboten.

Deutsche Revolution

Das Bürgertum ist in der Zeit des Vormärz ( Deutsche Literatur: S. 163) trotz Verboten weiter politisch aktiv und fordert die Gründung eines Nationalstaates mit Freiheits- und Grundrechten. Auch untere Gesellschaftsschichten schließen sich zusammen. Denn durch die Industrielle Revolution( Industrielle Revolution: S. 28) ist eine lohnabhängige Arbeiterschaft entstanden, die soziale Verbesserungen anstrebt. Hinzu kommt: 1846/47 verschlimmert eine Missernte die Situation der Bauern.

Französische Revolution strahlt ab auf Deutschen Bund

Die bürgerlich-demokratische Februarrevolution 1848 in Frankreich beendet die Herrschaft des Bürgerkönigs Louis-Philippe, die Zweite Französische Republik wird ausgerufen. Denn das französische Bürgertum ist zusehends enttäuscht von der Politik des ursprünglich liberalen Königs. Die Arbeiterschaft befindet sich in einer sozial problematischen Lage, Unzufriedenheit macht sich breit, die Stimmung wird revolutionär. Die Unruhen in Frankreich strahlen auf die südwestlichen Staaten des Deutschen Bundes ab. In Baden verfasst die Mannheimer Volksversammlung die Märzforderungen:

Meinungs- und PressefreiheitBürgerrechteöffentliche Gerichtsverfahrenhöhere LöhneWahlen zu einem gesamtdeutschen Parlament

Danach brechen in allen Staaten Demonstrationen und Aufstände aus: Bei der Märzrevolution 1848 kämpfen die Aufständischen – Bürger, Handwerker, Bauern – gemeinsam. Die Fürsten werden zu politischen Reformen gezwungen. Auch die Großmächte Preußen und Österreich müssen nachgeben und versprechen Erneuerungen.

Am 18. Mai 1848 wird in der Frankfurter Paulskirche die Nationalversammlung eröffnet.

Die Abgeordneten sind meist Akademiker, daher spricht man von einem Professorenparlament. Debattiert wird über die Frage, ob Österreich in einem neuen deutschen Nationalstaat einbezogen werden soll oder nicht. Angesprochen ist die großdeutsche oder kleindeutsche Lösung. Ferner gibt es Meinungsverschiedenheiten über die Staatsform. Zur Debatte stehen die Erbmonarchie (wie bisher), die Wahlmonarchie: der Kaiser wird gewählt, oder die Republik: das Volk wird Souverän, hat also die Staatsmacht inne. Ungeklärt bleibt, ob die Großmächte Preußen und Österreich sowie andere deutsche Fürsten ihre Macht an eine gesamtstaatliche Regierung abtreten würden.

Abgeordnete mit ähnlicher politischer Gesinnung tun sich in Fraktionen zusammen. Daher spricht man von 1848 auch als dem Geburtsjahr deutscher Parteien.

Auf der linken Seite formieren sich die Demokraten: Sie wollen eine deutsche Republik und fordern politische und soziale Rechte auch für die Unterschichten.Die Liberalen setzen dagegen auf die Beibehaltung der Monarchie, die durch ein Parlament kontrolliert werden soll.Die Konservativen wollen die alte Ordnung der Herrschaft souveräner Fürsten bewahren.

Die Debatten in der Nationalversammlung ziehen sich über Monate. Im Dezember werden die allgemeinen Grundrechte verabschiedet. Im März 1849 einigt sich eine liberale Mehrheit auf die Paulskirchenverfassung: Man entscheidet sich für die kleindeutsche Lösung und eine konstitutionelle Monarchie – was heißt, dass die Macht des Königs durch die Verfassung eingeschränkt wird. Allerdings: die Entscheidung wird zwar von 28 deutschen Staaten anerkannt, die Verfassung scheitert jedoch am Veto der Großmächte Preußen und Österreich.

Zudem hatte Preußen bereits im Dezember 1848 eine Verfassung erlassen. Darin sind viele geforderte liberale Positionen übernommen worden, etwa die Meinungs- und Pressefreiheit, Versammlungsfreiheit. Die Gewaltenteilung ist jedoch eingeschränkt: Die Gesetzgebung (Legislative) liegt beim König und den beiden Kammern des Parlaments. Beim König allein liegen die Exekutive, also vollziehende Gewalt und das Bestimmungsrecht über die Judikative: Justiz und Richter.

Monarchen erobern ihr Terrain zurück

Im Vielvölkerstaat Österreich wird es in der Hauptstadt im März 1848 brenzlig: Aufständische stürzen in Wien Staatskanzler Fürst von Metternich, sie setzen Pressefreiheit durch und proklamieren eine Verfassung. Kaiser Franz Ferdinand I. macht die Zugeständnisse, flieht im Oktober aber aus der Hauptstadt und bereitet eine Gegenrevolution vor. Ende Oktober ist Wien wieder vollständig unter kaiserlicher Kontrolle.

Vielvölkerstaat: Zum Kaisertum Österreich gehören Ungarn, der größte Teil Tschechiens, die Slowakei, Slowenien, Kroatien, Bosnien und Herzegowina. 1867 entsteht die Österreichisch-Ungarische Monarchie. Die Bezeichnung k. und k. ergibt sich aus der Doppelmonarchie, also Kaisertum Österreich und Königtum Ungarn.

Die Rückeroberung Wiens motiviert den preußischen Königshof zur Gegenrevolution. Preußische Truppen marschieren in Berlin ein. Die revolutionären Bürgerwehren werden ohne Widerstand entwaffnet. Im Dezember 1848 löst König Friedrich Wilhelm IV. die preußische Nationalversammlung unter Waffengewalt auf.

Die Revolutionäre verlieren mit den beiden Großmächten ihre wichtigsten Stützen. Ungeachtet dessen tagt die Nationalversammlung in Frankfurt am Main weiter und verhandelt über einen künftigen deutschen Nationalstaat. Ihre Entscheidungen bleiben jedoch ohne Wirkung. Friedrich Wilhelm IV.