1,99 €
Sigurd trifft auf den mysteriösen Insektoiden Menschen Takaarrath. Auch er trägt ein Geheimnis, von dem er selber aber noch nichts weiß; er ist der letzte Abkömmling vom Volk der Neensziss. Außerirdische, die einst auf der Venus die ‚Stadt der tausend Sterne‘ gebaut hatten und die vor etwa 200 Jahren nach dem Großen Krieg einfach verschwanden. Zusammen begeben sie sich auf die Suche nach der legendären AREA 51. Dort soll sich der Pfad zu den „Neuen Welten“ befinden.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 85
Veröffentlichungsjahr: 2022
STAR-DUST
Im Bannfluch der Naniten
Band 24
Alternierende Welten
© 2022 Jens F. Simon
Illustration: S. Verlag JG
Verlag: S. Verlag JG, 35767 Breitscheid,
Alle Rechte vorbehalten
Neuauflage von ‚Der Spezialist MBF‘
ISBN: 978-3-96674-484-3
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig und wird sowohl strafrechtlich als auch zivilrechtlich verfolgt. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
Die Seele ist fest mit dem menschlichen Körper verbunden. Der Geist, das mentale Ich, ist jedoch im christlichen Glauben etwas Eigenständiges, etwas Unabhängiges. Wenn durch einen Zufall die feste Verbindung von Seele und Körper einmal getrennte werden sollte, so ist es unabänderlich, dass es kein Zurück mehr gibt. Ist das wirklich so?
Wie sehr wir von dem Äußeren eines Menschen beeinflusst werden, ist uns oft nicht bewusst. Erst dann, wenn wir ebenso die Möglichkeit bekommen, in sein Inneres zu blicken, werden wir die Wahrheit finden. Aber ist es wirklich die ganze Wahrheit?
Inhaltsverzeichnis:
Gefahrenvolle Reise
Der Alte aus Greenside
Muhlorks Späher
Wüste Gesellen
Sperrgebiet
Gespenster
Takaarraths Geheimnis
Die Gondel aus Sternenstaub
Takaarrath ging voran und ich folgte ihm. Er kannte den Gebirgspass und seinen von Sgrull geheim gehaltenen Zugang.
Der Morgen war noch recht kühl und die wenige Kleidung, die ich von Majenna und den Töchtern von Fammer geschenkt bekommen hatte und die ich am Leib trug, wärmte nicht wirklich.
Aus den Augenwinkeln heraus blickte ich kurz zu dem Insektoiden Mensch, der an meiner rechten Seite lief.
Er trug lediglich ein einziges Fell über dem Chitin artigen Körperpanzer. Ich fragte mich zum wiederholten Male, wie sein Körper größere Temperaturschwankungen überhaupt ausgleichen konnte.
Besaß er überhaupt so etwas wie einen Blutkreislauf und ein Zentralnervensystem?
Jedenfalls besaß er keine solche Knochenstruktur, wie sie bei Wirbeltieren und natürlich bei Menschen vorhanden war, sondern ein Außenskelett, das man normalerweise nur bei Insekten vorfand.
Ich bekam zunehmend den Eindruck, dass er irgendwie nicht in diese Welt passte. Schnell blockte ich meine Gedanken.
Ich hatte mich fast zu spät daran erinnert, dass eine besondere mentale Verbindung zwischen uns beiden bestand. Wenn ich mich auf Takaarrath konzentrierte, war es mir möglich, seine Gedanken zu lesen und umgekehrt war es für ihn ebenfalls ein Leichtes, meine Gedanken wahrzunehmen.
Es sei denn, ich blockte sie zuvor. Ich hatte in den letzten Tagen immer wieder das Blocken geübt, sodass ich es mehr oder weniger instinktiv tun konnte.
Aber ab und zu schienen sich trotzdem noch einzelne Gedankengänge meiner Kontrolle zu entziehen.
Die versteppte Vorgebirgslandschaft erstreckte sich bis zum Horizont. Zwischen den schollenartigen Sand und Gesteinsschichten wuchsen karge Grasbüschel, soweit das Auge reichte.
Takaarrath schien genau so wenig gesprächig zu sein, wie ich. Jeder war in seine eigenen Gedanken versunken.
Wir waren erst seit etwa einem halben Tag unterwegs und schon ging mir Majenna nicht mehr aus dem Kopf.
War es richtig gewesen, sie bei der Mutanten Familie zurückzulassen? War es überhaupt richtig gewesen, einfach fortzugehen?
Ich musste mir einfach klar werden, dass es für mich dort keine wirkliche Alternative gab.
Dann waren da auch noch die ständig wiederkehrenden Träume gewesen. Ich litt immer stärker unter dem Verlust meines Gedächtnisses und in meinen Träumen tauchte immer wieder der Pfad zu den neuen Welten auf.
Irgendetwas an dieser Bezeichnung faszinierte mich regelrecht. Und ich brachte diesen Pfad mit der mysteriösen AREA 51 in Verbindung.
Es war die einzig richtige Entscheidung, den Weg dorthin zu suchen, disziplinierte ich abrupt meine auseinanderdriftenden Gedankengänge.
Ein im Hintergrund meines Geistes langsam dahingleitendes, watteartiges Gefühl zeigte mir, dass meine Gedankenblockade noch aktiv war.
Was ich aber nicht bemerkt hatte, Takaarrath ging nicht mehr an meiner Seite. Er war plötzlich einfach verschwunden.
Ich blickte etwas irritiert über die karge und sehr gerade verlaufende Ebene, die sich immer noch bis zum Horizont ausbreitete. Erst dort, ganz am Ende, konnte ich eine dunkel erscheinende Erhebung ausmachen, das Gebirge.
Ansonsten nur Grasbüschel, die weniger als einen halben Meter aus dem trockenen und rissigen Boden hervorsprossen.
Wo konnte sich hier bloß ein über zwei Meter großes, insektenartiges Wesen verbergen?
Ich drehte mich einmal um mich selbst und versuchte meine Augen anzustrengen, aber vergebens.
Ich konnte nicht die kleinste Unregelmäßigkeit am Boden erkennen.
Ich war kurz davor, telepathisch Kontakt mit ihm aufzunehmen, entschloss mich aber dann doch, es nicht zu tun. Er war schließlich sein eigner Herr.
Der Tag neigte sich bereits dem Ende zu und ich erreichte ohne Zwischenfall das Vorgebirge. Der Pflanzenwuchs nahm zu, was wohl auf eine unterirdische Wasserquelle zurückzuführen war.
Als ich die ersten Baumstümpfe erreichte, die den Beginn einer mit hellgrünen Kiefern bewachsene Fläche markierten, legte ich eine Rast ein.
Versonnen blickte ich auf die weite Fläche von Nadelbäumen, die sich über die Hänge des nahen Gebirgszugs erstreckte.
Der Boden hatte eine Anthrazite Farbe angenommen, die lediglich durch die etwa zwei bis drei Meter hohen Kiefern aufgelockert wurde.
Um die Baumstämme herum hatte sich der Boden beige verfärbt. Diese Farbnuance erregte meine Aufmerksamkeit.
Ich zog den Rucksack, den mir Majenna voller Proviant mitgegeben hatte, vom Rücken und legte ihn neben einen Felsen ab.
Dann besah ich mir die Stelle unter einer dieser Fichten etwas genauer. Es staubte regelrecht, als ich auf die helle Stelle am Boden trat.
Eine feine Aschewolke stieg auf. Die dunkle Bodenschicht ringsherum bestand aus dunklem Lavagestein.
Hier musste einst ein gigantisches Abrutschen einer vulkanischen Trümmerlawine stattgefunden haben. Merkwürdig war nur, dass sich immer noch überall dort, wo ein Kieferbaum aus dem Boden wuchs, helle Lavaasche befand.
Ich war so sehr von der Betrachtung abgelenkt, dass ich Takaarrath erst bemerkte, als er bereits vor mir stand. Ich erschrak aber seltsamerweise nicht.
Ich erkannte jedoch, dass sich die sichtbare Chitin Panzerung seines Körpers der Bodenfarbe angepasst hatte.
Diesen Chamäleon-Effekt bemerkte ich jetzt zum ersten Mal. Lediglich die Körperteile, die mit einem Fell bekleidet waren, hoben Takaarrath von der näheren Umgebung ab.
„Hier ist ein guter Platz, um Rast zu machen und die Nacht zu verbringen. Mein Magen ist voll und ich bin bereit, ein paar Stunden zu meditieren.“
Ein lautes Brüllen aus der hinter uns liegenden Steppe ließ mich kurz zusammenfahren, bevor ich ihm entgegnete: „Deswegen hast du dich also davongeschlichen, um deinen Wams vollzuschlagen. Also gut, rasten wir hier.“
Wieder vernahm ich ein lautes Brüllen, gefolgt von vielen anderen Tierstimmen. Bellende, trillernde, quakende und knurrende Laute überfielen uns plötzlich und ließen die Haare an meinen Armen senkrecht abstehen.
„Machen wir uns ein Feuer, das wird die Biester fernhalten!“
Takaarrath ging zielstrebig auf eine der trockenen und abgestorbenen Kiefer zu, von denen genug im nahen Umkreis standen, um das notwendige Holz zu besorgen.
Ich setzte mich neben den Rucksack auf den Boden, lehnte mich gegen den Findling und holte mir ein großes Stück Trockenfleisch heraus.
Die untergehende Sonne ließ den Himmel blutrot erscheinen. Immer wieder hörte ich von Weitem Tierschreie.
Ich trank gerade einen Schluck Wasser aus einem aus Tierhaut gefertigten Wasserschlauch, als Takaarrath, voll beladen mit trockenen Holzstücken, zurückkam.
Ich schaute ihm erwartungsvoll entgegen, da ich selbst nicht den Schatten einer Ahnung hatte, wie wir das Holz zum Brennen bringen konnten. Takaarrath zeigte sich dagegen absolut selbstsicher.
Mit einem dolchartigen Messer spaltete er einen besonders dicken Ast und legte das Holz mit der Schnittseite nach oben auf den Boden vor sich.
Mit dem Messer bohrte er alsdann eine Vertiefung mit angrenzender Kerbe in die Mitte des Holzbretts. Dann nahm er einen kleinen Holzstab, den er aus irgendeiner am Körper verborgenen Taschen zog, und setzte ihn mit der Spitze in das zuvor gebohrte Loch.
In ruhiger Manier setzte er sich nun im Schneidersitz vor das Holzstück, wobei es zweimal verdächtig in den Beingelenken knackte, und begann mit beiden Händen den kleinen Stab zu drehen. Zunächst langsam, dann mit leichtem Druck immer schneller werdend.
„Sigurd, nimm von den Zweigen das verdorrte Laub, zerreibe es in deinen Händen und lass es als Zunder auf das glühende Holzmehl fallen!“
Ich hatte ihn bei seinem Tun die ganze Zeit schweigend beobachtet und tat nun, wie mir geheißen. Als die ersten kleinen Flämmchen tatsächlich emporschnellten, beeilten wir uns, einige kleinere Äste nachzulegen, bevor dann die größeren Holzscheite folgten.
Im Nu brande unser Lagerfeuer im letzten Schein der untergehenden Sonne.
Die Tierlaute wurden weniger, als die Sonne ganz hinter dem Horizont verschwand. Ein sternenklarer Himmel blickte mit einem Mal auf uns herab.
Fasziniert schaute ich in das glitzernde Meer der unendlichen Zahl an Sonnen, beobachtete die hell erleuchteten Sternencluster und Galaxien.
Ich fragte mich, woher ich all diese Begriffe kannte. Es nahm schon eine gewisse Zeit in Anspruch, in der ich einfach nur dasaß und in den Sternenhimmel schaute.
Es überraschte mich nicht, dass mich dieser Anblick dermaßen beeindruckte.
Es war fast schon wie Magie. Bevor ich wieder anfing davon zu träumen zwischen den Sternen zu reisen, zwang ich mich regelrecht, meinen Kopf zu senken und mich den Flammen zuzuwenden.
„Takaarrath, hast du jemals davon geträumt, andere Welten zu betreten?“
In meinen Kopf schob sich schon wieder die Vorstellung von dem Pfad zu den neuen Welten. Als Takaarrath schwieg, suchte ich den Blickkontakt und musste feststellen, dass er nicht mehr da war.
Die Stelle, an der er eben noch gesessen hatte, war leer.
Ich nahm mir vor, diese Angewohnheit zur Sprache zu bringen, sobald er wieder präsent war.
Es machte mich regelrecht nervös, wenn er einfach so verschwand und das kannte ich überhaupt nicht an mir.
Ich legte ein Holzscheit nach und wollte mich gerade an den Findling lehnen, als urplötzlich drei Gestalten aus dem Dunkeln auftauchten.
Sie bewegten sich absolut geräuschlos und schweigend um das Feuer herum auf mich zu. Im ersten Moment dachte ich noch, ich würde träumen.
„Hey ihr da! Wer seid ihr und was wollt ihr?“ Ich war dabei, mich zu erheben, als ich die Gesichter jetzt im Schein des Feuers besser erkennen konnte.
„Sie haben kein Gesicht“, durchfuhr mich blitzartig ein Gedanke. Tatsächlich waren Nase, Mund und Augen fast nicht zu erkennen. Dann geschah alles sehr schnell.
„Bleib sitzen, ich erledige das schon“, vernahm ich noch die telepathische Mitteilung des Insektoiden Menschen.
Ich hatte keine Zeit, meine Meinung kundzutun, da hatte er bereits gehandelt. Die drei Mutanten fielen, ohne einen Laut von sich zu geben, einfach da, wo sie standen, zu Boden.
Jetzt erkannte ich auch, was sie in ihren schaufelartigen Händen gehalten hatten.
Es waren spitze, kleine Stilette gewesen, die jetzt im Feuerschein hell aufblitzten, als sie ihnen aus den Händen rutschten.
Takaarrath war unvermittelt hinter ihnen wie ein Racheengel aus dem Boden heraus erschienen und hatte mit seinem etwa dreißig Zentimeter langen Mundstachel, der stakkatoartig aus seinem dreieckigen Mund schoss, in unwahrscheinlicher Geschwindigkeit jedem der drei Gesellen mehrmals von hinten durch den Hals gestochen.
„War das denn nötig? Wieso musstest du sie denn gleich töten? Wir hätten sie auch gefangen nehmen können!“
„Du weißt nicht, über welche Kräfte sie wirklich verfügt haben. Es bestand eine aktuelle Gefahrenlage durch unbekannte Parameter. Ich hatte sie bereits bemerkt, als es noch hell war. Sie hätten ihren Weg ebenso gut um unser Lager herum machen können. Es war ihre Entscheidung!“
Takaarrath widersprach sich gerade selber.
„Gefahr erkannt, Gefahr gebannt“, schoss mir ein Gedanke durch den Kopf. Wir hätten sie eben doch auch gefangen nehmen können.
„Die Entscheidung ist bereits Vergangenheit, warum noch darüber nachdenken. Hier nimm diese beiden Stichwaffen an dich. Sie sind zwar kein Ersatz für meinen Mundstachel, aber dann bist du in Zukunft wenigstens etwas wehrhafter!“