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In den Weltraum entführt. Delian Wirt, ein Erdenmensch mit all seinen Handicaps, wird in ein großes Abenteuer verzaubert und erlangt die Freundschaft und Liebe einer Außerirdischen. Das Ganze fängt an, ihm Spaß zu machen und seine neu erworbenen Kräfte nicht weniger. Aber mit seinem Transporter, dem stofflichen Hologramm mit dem Aussehen eines weiblichen Flaschengeist, kann er sich immer noch nicht anfreunden. Erst recht nicht, da diese Maschine auch noch in seinem Geist lesen kann. Eine wilde Geschichte um Liebe, Einsamkeit und überirdische Mächte außerhalb der Erde. Dies ist der Beginn meiner fantastischen Reise durch Raum und Zeit, durch Fantasy und Utopie. Der Geist ist die Spiegelung einer sehr fremden, weit entfernten Welt, die man nur erahnen kann. Trotzdem werden wir damit im täglichen Leben immer wieder konfrontiert.
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Seitenzahl: 193
Veröffentlichungsjahr: 2025
ÜBERSINNLICH
EN SOF
Die Unendlichkeit des Lebens
Jens F. Simon
© 2025 Jens F. Simon
Illustration: S. Verlag JG
Verlag: S. Verlag JG, 35767 Breitscheid,
Alle Rechte vorbehalten
1.Auflage
ISBN: 978-3-96674-850-6
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig und wird sowohl strafrechtlich als auch zivilrechtlich verfolgt. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
Wisse, alles Sichtbare und was mit den Sinnen des Herzens erfasst werden kann, ist begrenzt (und alles Begrenzte hat ein Ende, und alles, was ein Ende hat, ist nicht unterschiedslos gleich, schawe). Darum, was nicht begrenzt ist, wird Unendlich, En Sof, genannt, und dieses ist die vollkommene Gleichheit in absoluter Einheit, in der es keine Veränderung gibt. Und ist es/er ohne Grenze, gibt es nichts außer ihm. Und da es/er hoch erhaben ist, ist er der Untergrund/Wurzel von allem Verborgenen und Offenbaren.
Azriel von Gerona
Fantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen
ist begrenzt.
(Albert Einstein)
Inhalt:
Prolog
Vergangenheit
Diagnose Tourette
Verschleppt
Zentrum des Reiches
Im Weltraum
Die Android Zivilisation
Verdeckter Einsatz
Amigena, der 1. Satellit
Die Familie Toresten
Entführung durch Traum und Zeit
Auf der Suche nach den Jägern
Entführung
Dem Tod geweiht
Dies ist der Beginn meiner fantastischen Reise durch Raum und Zeit, durch Fantasy und Utopie. Der Geist ist die Spiegelung einer sehr fremden, weit entfernten Welt, die man nur erahnen kann. Trotzdem werden wir damit im täglichen Leben immer wieder konfrontiert.
Oft bemerken wir nicht, dass sich die Realität, wie wir sie verstehen und meinen zu erkennen, nicht die Wirklichkeit unserer Existenz ist. Unsere körperlichen Sinne sind zu beschränkt, um die Grundlage unseres Seins zu erschaffen.
Unsere geistigen Sinne sind in Vergessenheit geraten, oder waren nie wirklich präsent. Wir reden nur oberflächlich über Ding, die wir in Wirklichkeit nicht verstehen.
Wir glauben, die Welt und unser Leben zu kennen, jedoch ignorieren wir dabei die Begrenztheit unseres Verstandes.
Der Geist ist keine Allmacht, jedoch der Pfad zu einer fantastischen, übergeordneten Welt.
Mystische Dinge sind alltägliche Gegebenheiten, die nur selten erkannt werden.
In den Jahrtausenden der Menschheitsgeschichte hat der Mensch viele Wahrheiten vergessen, die nicht in sein all so intellektuelles, modernes Weltbild passen.
Die moderne Wissenschaft schafft kein wirkliches Wissen, sondern abstrahiert lediglich die Oberfläche fundamentaler, universeller Gesetze.
Es ist an der Zeit, der Metaphysik wieder mehr Beachtung zu schenken, um unser eigenes, kleines Lebenslicht in die richtige Richtung zu lenken und wirklich zu leben.
Die fantastischsten Welten warten auf uns und sind real. Gehen wir in die richtige Richtung und lassen wir das Ende hinter uns.
Folgen Sie mir in ein Leben in der Unendlichkeit des wirklichen Seins!
Jens F. Simon
Ich war unterwegs, um endgültig mit meinem alten Leben zu brechen. Ich fuhr mit meinem 18 Jahre alten Renault Clio gerade auf den Parkplatz des Gerichtsgebäudes.
Es war der Tag meiner Scheidung. Die gesetzliche Trennung von meiner Frau Melanie. Es war jetzt fast schon 1 Jahr her, als sie mir ganz lapidar mitteilte, dass sie mit mir nicht mehr leben könnte und ausziehen werde.
Unsere kleine, zweieinhalb Jahre alte Tochter lebte jetzt ebenfalls bei ihr und ihrem neuen Freund Ronny.
Ich sah die beiden bereits, als ich auf dem Weg vom Parkplatz zum Eingang des Gerichtsgebäudes, ein modernisierter Altbau, war.
Sie saßen mit meiner Tochter Carolin zusammen auf einer der zwei Kunststoffbänke vor dem überdachten Eingangsbereich.
Als meine Tochter mich sah, kam sie auf mich zugelaufen und ich nahm sie in den Arm. „Hallo“, war das Einzige, was sie sagte. Seit der Trennung hatte sie Probleme mit dem Sprechen. Deswegen hatte Melanie auch durchgesetzt, dass ich sie nicht mehr so oft besuchen sollte. Das wäre angeblich das Hauptproblem für ihre Sprechverweigerung. Sie würde das ständige Abholen und Zurückbringen am Wochenende nicht verkraften.
Ob das wirklich so war oder nicht, konnte ich selbst nicht bewerten. Trotzdem hatte ich nachgegeben. Ich wollte ja nur das Beste für meine Kleine. Ich sprach nur kurz ein paar Worte zu Carolin, als schon mein Rechtsanwalt eintraf.
Ich setzte die Kleine ab, sagte: „Tschüss“, und ging mit dem Anwalt Richtung Eingangsportal. Carolin und Ronny blieben zurück, nur Melanie und ihr Anwalt folgten. Ich spürte noch die Blicke von Carolin in meinem Nacken, die diese mir traurig zuwarf.
Der Scheidungsprozess dauerte eineinhalb Stunden und war ziemlich unspektakulär.
Ich dachte immer noch an die vergangenen sieben Jahre und unsere Beziehung. Ich verstand nicht, wie diese so ganz und gar zerbrechen konnte. Als vor etwas über zwei Jahre Carolin geboren wurde, war das doch der Höhepunkt für unsere Zweisamkeit, dachte ich mir.
Ein viertel Jahr vor der endgültigen Trennung schrieb sie mr noch: „Mein lieber Schatz, sei nicht traurig, dass ich dich demnächst für einige Wochen verlassen muss, aber was willst du mit einer kranken Frau? Vergesse niemals, wie lieb ich dich habe. Du und unsere Tochter seid mein ein und alles, auch wenn du schlechte Träume hast und es mir nicht glauben willst. Zwischen uns darf sich nichts stellen.“
Das waren ihre geschriebenen Worte, datiert 02.04.2027. Ich weiß bis heute nicht, was sie mit ‚kranker Frau’ gemeint haben könnte. Ich erinnere mich noch sehr genau an die Zeit vor etwa einem Jahr. Melanie war endgültig ausgezogen.
Ich hatte ihr am Tag zuvor noch geholfen, die Pflanzen und Kleider, die sie in Plastiksäcke verpackt hatte, ins Auto zu tragen. Ich konnte es immer noch nicht glauben, dass sie, ohne nach ihrem Kind zu fragen, einfach gegangen war.
Es war Abend. Ich hatte den ganzen Tag noch nichts gegessen. Hatte aber auch keinen Hunger. Ich saß im Wohnzimmer und versuchte mich mit einer Flasche Cognac zu beruhigen.
Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Meine Gedanken rauschten nur so an meinem Bewusstsein vorbei. Wie sollte es überhaupt weitergehen.
Ich hatte keinen Job. Hatte das Haus mit Hypothek und ein kleines Kind von einem Jahr. Ich hatte mich noch niemals so alleine gefühlt, so hilflos wie damals. Die gemeinsame Vergangenheit mit Melanie zog immer wieder an mir vorbei. Die schöne Zeit. Und jetzt vollkommen alleine. Ich glaube, das war das Schlimmste. Nicht zu wissen warum Gefühle einfach Wegbrechen. Ich hatte keine Chance etwas zu ändern. So saß ich im Wohnzimmer mit meiner Flasche Cognac und verbrachte die ganze Nacht mit Nachdenken.
Am nächsten Morgen war die Flasche leer, ich jedoch absolut nüchtern.
Aus und vorbei! Der Kontakt seit der Trennung jedenfalls, war nur auf das Wesentliche beschränkt worden, von ihrer Seite.
„Im Namen des Volkes ergeht folgendes Urteil. Die am 15.05.2021 geschlossene Ehe vor dem Standesamt in Odersberg zwischen Herrn Delian Wirt und Frau Melanie Haiden, geborene Stein, wird geschieden. Das Sorgerecht der gemeinsamen Tochter Carolin wird der Mutter zuerkannt“.
Ich wollte nur noch weg von hier. Alte Wunden brachen wieder auf. Meine Gefühle rutschten in Trauer und Selbstmitleid. Ich verabschiedete mich auf dem Flur ziemlich schnell von meinem Anwalt und ging raschen Schrittes in Richtung Ausgang. Ronny und Carolin saßen noch auf der Bank.
Ich konnte nicht noch mal zu ihnen gehen. Meine Tics wurden immer heftiger. Ich zwang mich dazu, nicht laut loszuschreien, irgendwelche Schimpfwörter auszustoßen.
Mein rechtes Bein krampfte. Ich musste immer wieder die Oberschenkelmuskeln anziehen. Gleichzeitig zuckte ich mit dem Kopf. Ich versuchte jedenfalls das Zucken so unauffällig wie möglich zu gestallten. Ich winkte meiner Tochter zu und marschiere Richtung Parkplatz. Nur schnell fort von hier.
Erst als ich im Auto saß, brüllte ich einige Worte und versuche durchzuatmen.
Ob Melanie sich auch deswegen von mir getrennt hatte? Wegen meines merkwürdigen Verhaltens. Meiner Tics und Zwänge? Aus dem Internet und in einigen Dokumentationen hatte ich den Grund meines Verhaltens erfahren. Tourette. Deswegen hatte ich heute Nachmittag auch einen weiteren Termin. In der Universitätsklinik in Göttingen, Frau Dr. med. Agnes Ziebrot. Melanie hatte mich in der Zeit unserer Ehe niemals darauf angesprochen.
Meine kleine Tochter tat mir leid. Aber ich denke, es ist besser so. Sie musste sich ja auch an den neuen Partner ihrer Mutter gewöhnen. Ich würde bald nur noch ein guter Onkel sein, oder so.
Mein Kopf hörte nicht mehr auf zu zucken. Es knirscht auch immer wieder so komisch an der Wirbelsäule, wenn ich ihn ruckartig bewege. Egal, ich musste mir jetzt Luft verschaffen. Ich musste den immensen Druck in meinem Kopf abbauen.
Ich war auf dem Weg nach Göttingen. Meinem ersten Termin. Verschwommen tauchte kurz in meinen Gedanken die Vorstellung von einem OP-Termin auf.
Eine Metallplatte sollte zur Stabilisierung der Wirbelsäule eingesetzt werde. Aber der Gedanke war genauso schnell wieder verschwunden, wie er gekommen war.
Vielmehr hatte ich noch einen anderen, viel wichtigeren Termin wahrzunehmen, nämlich einen Vorstellungstermin in Darmstadt bei der ESOC (European Space Operations Centre).
Seit 2020 war hier nicht nur die Steuerungszentrale des weltweiten Netzwerkes zur Überwachung von Satelliten, sondern ebenfalls die neue ESA II Deutschland. Gegründet 2019 auf der Grundlage der engen Zusammenarbeit mit China.
Diese wurde ausgeweidet, nachdem das erste chinesische Andockmanöver des Raumschiffs ‚Shenzhou 8’ in 343 Kilometern Höhe an das Raummodul ‚Tiangong 1’ erfolgreich war.
An Bord des Ende 2011 erfolgten Manövers waren auch deutsche Versuchsanlagen unter der Beteiligung von sechs deutschen Universitäten.
Dies war das erste Mal, dass nichtchinesische Anlagen in einem chinesischen Raumschiff mitflogen. 2018 wurde das Raummodul ‚Himmelspalast 5’ im Orbit des Mondes verankert. Seit 2026, also seit 2 Jahren, besteht die Mondstation ‚Palast der unsagbaren Ferne’ in der Regenbogen Bucht. Direkt an den Fuß des Kap Laplace angebaut.
Durch spezielle Trägersysteme konnte ein Überhang erschaffen werden, der vor Meteoriteneinschlägen schützt.
Die Station war für etwa 50 Personen ausgelegt.
Zurzeit war sie nach meinem Kenntnisstand jedoch nur mit 20 Personen besetzt.
Deswegen wurden auch von der ESA insbesondere Ingenieure gesucht, die sich für 6 Monate verpflichteten, auf dem Mond ihren Job zu machen.
Da ich seit meinem Ingenieurstudium arbeitslos war und ich sowieso ein Faible für alles, was mit Raumfahrt zu tun hat, habe, wäre das natürlich eine Chance.
Inwieweit die Arbeit meinen Vorstellungen und Möglichkeiten entsprach, müsste ich jedoch noch im Vorstellungsgespräch herausfinden. Was ich wusste, war lediglich, dass China hier den Abbau von ‚Seltenen Erden’ betrieb.
Nachdem das größte vorhandene irdische Vorkommen in China durch eine Nukleare Katastrophe in Jahre 2026 unerreichbar geworden war, setzte China nunmehr verstärkt auf den Abbau auf dem Mond.
Hier wurden speziell KREEP-Erze abgebaut. Da Deutschland ebenfalls finanziell daran beteiligt war, suchte man zur Verstärkung des Teams auch deutsche Ingenieure.
Aber zuerst musste ich Gewissheit bekommen über meine Tics und Zwängen. Inwieweit dann noch für mich die Möglichkeit bestand, auf dem Mond zu arbeiten, würde sich zeigen.
Am Krankenhaus angekommen, bestaunte ich von weiten schon dessen Architektur.
Ein lang gezogenes Gebäude, etwa 4 Stockwerke hoch und Flachdach. Die Front des Gebäudes betrug mindestens 200 Meter.
Pro Stockwerk war ein durchgehender Balkon auf die volle Länge angesetzt. Zwei Meter hinter dem Balkon glitzerte Glasscheibe an Glasscheibe in einem hellen blau.
An den Ecken des Gebäudes war ein rechteckiger Turmbau angebracht, welcher die Front um etwa je 25 Meter überragte. Und dieser Turmbau setzte sich alle 30 Meter innerhalb des Gesamtgebäudes fort, sodass sieben Türme in der Front zu erkennen waren.
Jeder dieser Türme war von Rohrleitungen umschlungen. Dazwischen waren in roter Farbe gehalten, außen Notfalltreppen angebracht.
Zwischen den Türmen, im Bodenbereich, waren Eichenbäume in regelmäßigen Abständen gepflanzt. So ergab sich im Gesamtbild eine Kreation aus blauer, roter und grüner Architekturgestaltung, welche mit dem blauen Himmel einen fast übernatürlich, lebendigen Eindruck vermittelt. Ich war beeindruckt.
Ich betrat durch den großen, überdachten Eingangsbereich, das Foyer. An der Information angekommen, fragte ich nach Dr. med. Agnes Ziebrot: Abteilung Klinische Psychiatrie. „2. Stock, Zimmer 287“, bekam ich als Antwort. Und: „Haben sie einen Termin? Ohne Termin geht gar nichts.“
„Natürlich habe ich einen Termin“, antwortete ich und ging bereits auf die Treppe zu.
Einen Aufzug hatte ich nicht gesehen, dafür war die im Zentrum des Foyers errichtete Treppe ein Monument. Aus massivem, hellem Stein gebaut, so breit, dass ohne Probleme 15 Personen nebeneinander auf und ab gehen konnten. Dabei machte sie einen 30 Grad Bogen nach der 8. Stufe. Ich ging ohne Eile die Stufen weiter aufwärts und zählte 18 Stück.
Am Zimmer Nr. 287 angekommen, klopfte ich und öffnete, ohne auf das „Herein“ zu warten, die Tür.
Das Vorzimmer war leer. Ich wollte mich gerade auf einen der freien Stühle setzen, als eine andere Tür aufging und eine Frau mittleren Alters eintrat.
„Herr Delian Wirt“, sagte sie in meine Richtung blickend.
„Ja, ich habe einen Termin bei Frau Dr. med. Agnes Ziebrot“, erwiderte ich.
„Das bin ich. Kommen Sie einfach mit in mein Besprechungszimmer.“
Wir setzten uns an einen kleinen Tisch gegenüber, und sie gab mir einige Papierbögen.
„Zuerst möchte ich, dass Sie diese Fragen beantworten“, sie deutete auf die jetzt vor mir liegenden Papierseiten. Danach werde wir ein Elektroenzephalogramm von ihrem Gehirn erstellen.“ „Es geht um meinen Tourette Verdacht, deswegen bin ich hier“, sagte ich.
„Ja, ja, natürlich, das hatten wir doch bereits am Telefon besprochen. Es handelt sich hier um einen Multiplen Choice Fragebogen zur Beurteilung des Tic-Schweregrads. Die Auswertung erfolgt dann am Computer.“
Nach etwa 30 Minuten hatte ich die etwa 50 Fragen beantwortet.
Dr. Ziebrot übergab den Fragebogen einer Mitarbeiterin und bat mich in ein Nebenzimmer. Hier wurde mir eine Haube auf den Kopf gesetzt. Unter der Haube waren etwa ein Dutzend Kabel, die vorher mit Klemmen an meinen Haaren befestigt wurden.
Vor mir stand ein großer Bildschirm. Nach einigen Minuten bekam ich ein Schnittbild zusehen, welches problemlos ein Gehirn erkennen ließ.
Dr. Ziebrot erklärte mir, dass neben dem Elektroenzephalogramm auch gleichzeitig ein Diffusionsgewichtete Magnetresonanztomografie vorgenommen wurde.
Sie begutachtete etwa 5 Minuten die gezeigten Daten und begann, mit dem Kugelschreiber in der Hand, auf die Reihe der DTI-Bilder, beginnend von links nach rechts, zu zeigen und zu erklären: „Am Corpus callosum, dem Balken hier, kann man deutlich eine Veränderung erkennen. Dies ist die Schnittstelle zwischen rechter und linker Gehirnhälfte.“ Dann zeigte sie auf die untere Reihe: „Ah ja, ebenfalls ist die radiale Diffusivität an fast denselben Stellen verändert, wie die Fraktionale Anisotropie. Hier könnte ein genetische Faktor im Spiel sein.“
Ich verstand nichts. Ich nahm gerade die Haube wieder ab, als die Mitarbeiterin den Raum betrat und Dr. Ziebrot eine bedruckte Dina-5 Seite übergab.
„Ja, Herr Haiden, die Auswertung ihrer Antworten liegt vor. Sie haben nicht nur einen vokalen Tic, sondern auch bis zu 5 motorische Tics, die teilweise gleichzeitig auftreten.
Da sie keine Medikamente nehmen und auch sonst laut ihrem Hausarzt keine weiteren Krankheitssymptome vorliegen, ist die Diagnose eindeutig Tourette. Wie sie mir bereits mitgeteilt hatten, begannen die Tics mit dem 7. Lebensjahr! Dies ist einer der wichtigsten Faktoren.“
Na, jetzt hatte das Kind endlich einen offiziellen Namen, Tourette.
Als ich wieder in meinem Clio saß, musste ich an den Bildschirm und die Schnittbildern von meinem Gehirn denken. Tics hatte ich merkwürdigerweise keine. Ich war absolut ruhig.
Da musste ich 29 Jahre alt werden, geboren war ich am 10.Februar 1999, zehn Monate vor dem Millennium.
Musste mich 22 Jahre mit diesem absonderlichen Verhalten quälen, ohne zu wissen, was mit mir los war. Und jetzt einfach ein Name.
Die angebotene Behandlung mit Medikamente hatte ich abgelehnt. Ich hatte schon immer eine ganz besondere Abneigung gegen jede Art von Chemie. Insbesondere könnte ich auch in keinem Chemiewerk arbeiten.
Hier hätte ich damals nach dem Studium schön früh eine Stelle bekommen können. Ich konnte aber nicht zusagen. Mein ganzer Körper und Geist weigerte sich.
Ich fuhr los Richtung Heimat. Oder das, was so aussah. Ich hatte in Heidelberg eine kleine Bude gemietet.
Sie hatte eine gewisse Ähnlichkeit mit dem ersten Appartement meiner Studentenzeit.
Es begann schon früh dunkel zu werden.
Ich fuhr gerade von der Autobahn ab und hatte noch etwa 10 Kilometer Landstraße vor mir.
Es war eine mit Bäumen und Hecken eng bepflanzte Landschaft. Man musste immer mit Rotwild rechnen, welches die Straße überquerte. So fuhr ich nicht schneller als 60 km/h.
Als ich gerade aus einer leichten Rechtskurve herauskam, traf mich ein helles Licht. Ich konnte absolut nichts mehr sehen und versuchte den Wagen abzubremsen.
„Nur keine Vollbremsung“, dachte ich, da ich nicht ausschließen konnte, dass hinter mir andere Fahrzeuge fuhren. Diese wären sofort aufgefahren. Ich reduziere langsam die Geschwindigkeit gegen Null. Das helle Licht blieb.
Was ich gerade noch erkennen konnte, das Licht leuchtete nicht auf die Fläche. Es muss sich um ein Parallelbündel handeln, also ein nur auf mich gerichteter Lichtstrahl. Ich versuche die Tür des Wagens zu öffnen, um auszusteigen.
Das war’s. Licht aus, Dunkelheit.
A’da war absolut nicht zufrieden mit den Entscheidungen der Loge. Ein paar wenige Charenen konnten und durften nicht über eine so wichtige, vielleicht sogar bedrohende, Aktion allein bestimmen. Und schon gar nicht, da die Mehrheit der Charenen überhaupt nicht in Kenntnis gesetzt wurde. Immerhin ging es um ein sehr gewagtes Experiment.
Ein Experiment mit gewaltigen Energien des Kosmos in Verbindung mit den angeborenen Gehirnfunktionen der Charenen. Eine Gruppe von zehn Wissenschaftlern wollte unbedingt den Durchbruch erzwingen; dass nämlich die Fähigkeit eines Charene, die kosmische Dunkel Energie zu lenken, ausreichte, um damit auch die Nullpunktenergie zu nutzen.
A’da hatte schon vor einigen K’hs das Wissenschaftsteam angesprochen und versucht zu erklären, dass die auftretenden Energien auch die anderen Planeten des Systems in Mitleidenschaft ziehen könnten. Das war insofern problematisch, da zwei der inneren Planeten noch nicht ihre endgültige Bahn um die Sonne gefunden hatten. Sie waren an sich noch selbst instabil. Er hatte keinen Erfolg. Man glaubte, alle Eventualitäten im Griff zu haben.
„Die Fähigkeiten der Charenen sind dermaßen überragend, dass man die auftretende Kraft zu jeder Zeit beherrschen kann“, war die einhellige Antwort. Und die Loge, die Regierenden, hatten zugestimmt.
A’da kommunizierte gedanklich mit seiner Partnerin E’av und äußerte seinen Unmut. Beide hatten verabredet, sich in ihrem privaten Ruheraum zu treffen.
A’da versuchte auf dem Weg dorthin mit der angeborenen Gehirnabstraktion das Kommende zu bestimmen; eine kleine Zeitkurve würde reichen. Doch genau in dem Moment der Konzentration wurde durch eine extrem starke Rückkopplung sein Bewusstsein ausgeschaltet. Er fiel zu Boden. Die ‚denkende Materie’ des Raums erschuf sofort eine weiche Auflage unter seinem Körper und fing ihn auf. Als er nach einer gewissen Zeit aufwachte, lag er noch an der gleichen Stelle.
Sein Kopf schmerzte und die Orientierung war etwas gestört. Da klopfte es hart in seine Gedanken. Er versuchte sich zu konzentrieren und hörte eine weit entfernte Stimme. E’av versuchte ihn per Gedankensprache zu rufen. Immer drängender und lauter hörte er sie.
„A’da, was ist geschehen, ich konnte dich einige K’hs nicht mehr spüren.“
„Ich war ohne Bewusstsein“, gab er zurück. „Nachdem ich versucht habe, eine Zeitkurve zu installieren. Ich hatte das Gefühl, eine gleichpolige Kraft zu spüren, die mich zurückdrängte.“ Er war beim Gedankenaustausch weitergelaufen und erreichte den Ruheraum. E’av wartete bereits.
Als die ‚denkende Materie’ einen Durchgang projizierte, durch den A’da den Raum betreten wollte, wurde es dunkel im Raum.
Es bedurfte nur eine tausendste K’h und beide wussten sofort was zu tun war. Sie mussten nicht nur schnell den Raum verlassen, sondern die Stadt, den Planeten. Sie mussten N’bru verlassen.
A’da und E’av aktivierten unbewusst ihren körpereigenen Schutzschild. Gerade rechtzeitig, denn genau jetzt setzte die Deformierung des Raumes um sie herum immer stärker ein.
Die energetischen Wirbel schlugen stark in ihre Körper, d. h. in den Schutzschild. Es war jetzt schon klar, dass sie ohne Hämatome nicht davon kommen würden.
Durch Gedankensprache gaben sie sich gegenseitig Hinweise, in welche Richtung sie sich bewegen mussten. A’da erkannte auch im Dunkeln kleine Hinweise, wie Farbgebung und Wärmestrahlung der Umgebung, um den Weg zu finden. Den Weg zum nächstgelegenen Parkdeck der Raumgleiter.
Seine geistige Energie kämpfte gegen den korrelierenden Einfluss einer anderen Energieart, die er nicht bestimmen konnte.
So kämpften sie sich M’es für M’es vor. Dabei wurde ihr Schutzschild immer schwächer und die Energien trafen immer öfters ihren Körper.
Plötzlich blieben sie stehen. Vor ihnen war Materie, die kein weitergehen erlaubte. A’da aktivierte einen geistig -kinetischen Impuls in Richtung Materie.
Sie hörten ein kurzes, lautes Geräusch, als würde etwas zerreißen. Dann sah A’da in Blickrichtung über seine aktiv metaphysische Optik das Parkdeck.
Sein normales Sehzentrum erhaschte einen Augenblick lang in etwa 30 M’e Entfernung den Raumgleiter.
E’av hatte diesen bereits ebenfalls erspäht und ihn telepathisch angesprochen. Sie aktivierten nochmals alle Körperreserven und sprangen mehr als sie liefen, in dessen Richtung.
Der Gleiter hatte sie bereits erkannt und die telepathische Materiekomponente öffnete den Einstieg. Beide schwangen sich über den Einstieg in das Cockpit. Noch während der Verschluss wieder hergestellt wurde, hatte A’da bereits den Notfallimpuls per Gedankensteuerung ausgelöst.
Das Gehör setzte wieder ein und ich vernahm ein Rauschen. Wellenschlagen gegen Felsen. Und dazwischen ein hochfrequentes Fiepen. Ich spürte angenehme Wärme und hatte so ein merkwürdig geborgenes Gefühl. Langsam kam ich wieder zu mir.
Das Rauschen verschwand, dafür bekam ich massive Kopfschmerzen. Es hämmerte und stach nur so in meinen Schläfen.
Ich öffnete vorsichtig die Augen. Die Helligkeit war angenehm. Über mir erkannte ich eine grau schimmernde Decke.
Ich fühlte einen angenehm warmen Untergrund, auf dem ich anscheinend lag. Die erste Frage, die sich mr stellte: „Wie komme ich hierher. Und wo war hier überhaupt?“ Ich schaute nach rechts und versuchte mich aufzusetzen. Ich lag auf einer Liege aus Schaumstoff oder Kunststoff.
Der Raum war etwa quadratisch. Ich erkannte an der Wand gegenüber und an der Wand links davon, dunkle Linien, die vom Boden Richtung Decke zogen und ein Rechteck bildeten.
„Könnte ein Durchgang sein“, dachte ich. Das angenehme Licht kam aus dem Deckenkranz. Wenn nur nicht die Kopfschmerzen gewesen wären. Ich blickte an mir herunter. Ich hatte meine Kleidung noch an und ich konnte so gar keine Verletzung an mir feststellen.
„Das ist hier aber ein komisches Krankenhaus“, dachte ich. Kurz blitzte der Begriff ‚OP‘ in meinem Kopf auf. „Knochenkrebs, ich wurde gerade an der Wirbelsäule operiert, oder nicht?“
Ich konnte mich nur noch an etwas Helles erinnern. Der Wandausschnitt mir gegenüber, mit den Linien, verschwand unvermittelt und drei Personen ganz in weiß gekleidet kamen herein und auf mich zu.
Der Arzt, der mich als erstes erreichte, sprach mich an. Ich konnte aber kein Wort verstehen. Seine Worte klangen wie ein Singsang. Aber bevor ich reagieren konnte, hörte ich eine Stimme aus dem Gerät an seinem Unterarm. Es war mir nicht aufgefallen. Sah auch eher aus, wie eine große Armbanduhr.
„Kommen Sie mit uns“, kam die Aufforderung. Ich erhob mich ohne Widerworte und zwei Ärzte nahmen mich in ihre Mitte.
Vor meinem Zimmer verlief ein etwa drei Meter breiter Gang. Wir bogen nach rechts. Nirgends waren Fenster zu sehen. Der Gang schien endlos. Die Wände bogen sich leicht nach einer Seite. So konnte man kein Ende erkennen. Keiner sprach ein Wort. Langsam wurde mir das zu bunt.
Gleichzeitig begannen meine Kopf-Tics mit einem leichten, aber starken Ruck nach vorne, sich zu verselbstständigen. Ich wurde zunehmend nervöser.
Dann waren wir auch schon angekommen. Zwei weitere in weiß gekleidete Ärzte erwarteten uns bereits vor dem Eingang.
Die Schiebetür oder vielmehr das Teilstück der Wand wich zurück und wir gingen in einen sehr großen Raum, allen voran ich. Was zuerst aussah wie Fenster, erkannte man nun bei genauem Hinsehen als Bildschirme.
In der Mitte des Raumes war eine Liege auf einem kleinen Podest montiert, umringt mit allerlei Instrumenten und Computerteilen.
Eine Ähnlichkeit mit einem Operationssaal war vorhanden. Ich hatte im Gang schon versucht, meine Begleiter anzusprechen, jedoch ohne Erfolg. Jetzt blieb ich einfach stehen und fragte: „Was soll das. Wo bin ich hier?“
Zwei Personen griffen mir von hinten unter die Arme und zerrten mich zur Liege.
Bevor ich mich umwenden konnte, ließen sie mich los. Aber ich konnte mich nicht mehr bewegen.
Eine Kraft drückte auf meine Arme und Beine. Ich konnte sie nicht mehr anheben. Dann wurde ich schwerelos und schwebte in der Waagerechten auf die Liege zu. Ein Schweißausbruch jagte den andern. Ich bekomme Panik. Was ist hier los? Das geht nicht mit rechten Dingen zu. Ich wollte mich bewegen, wollte aufstehen. Aber es ging nicht.
Vier Mann standen um mich herum, während ein andere hinter mir an den Maschinen hantierte. Etwas Kaltes legte sich auf meinen Kopf und ich sah ein blaues Leuchten. Kein Geräusch war mehr zu hören.
Der Gleiter teleportierte in den Orbit, als A’da und E’av sich in die Sitzschalen rutschen ließen.
N’bru war deutlich sichtbar. Aber wie sah der Planet aus? Er war sichtlich deformiert und veränderte sich weiter.
Als würde eine unsichtbare Kraft von beiden Seiten an den Polen gegen den Planeten drücken. Veränderte Gravitationswellen trafen den Raumgleiter.
A’da beschleunigte Richtung des 3. Planeten des Systems. Dieser hatte als einziger im Sonnensystem eine Geosphäre mit Anteilen von Sauerstoff und Stickstoff, die derer von N’bru gleich kam. Planet 4 hatte lediglich eine hauptsächlich aus Kohlendioxid bestehende Atmosphäre.
Als sie die Planetenbahn des 4. Planeten passierten, implodierte N’bru. So sah es jedenfalls auf dem Bildschirm aus. Es musste eine Kraft gewirkt haben, ähnlich dem Casimir–Effekt in der Quantenphysik. Tausende große und Millionen kleine Stücke flogen nach allen Richtungen, auch in die ihre.
Aber das war nicht die Masse der Gesteinsbrocken. Der größte Planet des Systems zwang die davonrasende Materie in eine Ellipse um die Sonne und von ihnen weg.
Dieser Planet war schwerer als alle anderen zehn Planeten des Sonnensystems zusammen. Zwei der größten Brocken nahm er in sein Schwerkraftfeld auf und stabilisierte diese als neue Monde.
Einige wenige kleine Brocken waren auf dem Weg zum 3. Planeten. Dessen einziger Mond wurde bereits durch Meteoriten beschossen.