Altwerden ist das Schönste und Dümmste, was einem passieren kann - Reimer Gronemeyer - E-Book

Altwerden ist das Schönste und Dümmste, was einem passieren kann E-Book

Reimer Gronemeyer

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Beschreibung

Die Alten sind die Musterschüler der Leistungsgesellschaft, die digitale Avantgarde im Vitaldaten-Monitor, die umworbene Kundschaft eines verantwortungslosen Marktes. Schonungslos schreibt Reimer Gronemeyer über das Altwerden im Würgegriff von Konsum und Jugendwahn. Sein hoffnungsvolles Gegenbild ist eine neue Kultur der Nachdenklichkeit. Sie entfaltet sich im unermüdlich bewussten Unterwegssein. Und in der Entscheidung, Verantwortung zu übernehmen, Nähe zu wagen, neu aufzubrechen. Denn es geht immer um Befreiung. Das persönlichste Buch des renommierten Soziologen Reimer Gronemeyer ist eine Einladung, einen eigenen Umgang mit der großen Aufgabe Alter zu finden.

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EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2014

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Inhaltsverzeichnis
Kapitel 1: Altern in Würde?
Kapitel 2: Endlich frei im Dauerstress
Kapitel 3: Die Qual der Wahl
Kapitel 4: Wirtschaftswundererwachen
Kapitel 5: Spieglein, Spieglein an der Wand
Kapitel 6: »Lesen Sie die Packungsbeilage!«
Kapitel 7: Ich kaufe, also bin ich
Kapitel 8: Die Rückkehr der Gespenster
Kapitel 9: Die regionale Erwärmung
Kapitel 10: Es geht immer um Befreiung
Anmerkungen
Der Autor

»Man muss schon sehr lange leben, um jung zu werden.«

Pablo Picasso im Alter von 91 Jahren

Kapitel 1: Altern in Würde?

Wie die Altersbilder mit der Wirklichkeit zusammenstoßen

»Er fühlte sich alt in der Jugend und jung im Alter.«

Hugo Ball über Hermann Hesse

Alt sein– so kommt es mir vor– ist ein Zustand der Betäubung. Ich spüre das Alter nicht oder nur, wenn ich in den Spiegel schaue. Und auch da sehe ich es mehr, als dass ich es empfinde. Meine Falten sind mir gewissermaßen voraus. An ihnen kann ich ablesen, dass ich alt bin, aber ich glaube ihrer Botschaft nicht. Von Zeit zu Zeit klopft das Alter an und will mich beugen, doch gehe ich dann besonders aufrecht, obwohl mir vielleicht gerade nach ›gebeugt‹ zumute ist. Manchmal bewege ich mich auch– die Betäubung weicht für kurze Zeit– extra krumm. Eine Art Probehandeln, ich versuche zu spüren, wie es sein würde, wenn ich einmal wirklich alt wäre. Ich flaniere dann, denke ich, auf dem Seniorenlaufsteg. Ein Catwalk für Auslaufmodelle.

Kürzlich ging ich am Rande eines unbeleuchteten Grabens, es war dunkel, meine Schritte waren wohl etwas unsicher, da ergriff eine jüngere Kollegin meinen Arm, um mich schützend durch die unübersichtliche Situation zu geleiten. Ich habe mich leise abwehrend entzogen. Brauch’ ich das schon? Geht es los? Ich dachte an Henry David Thoreau, der im 19.Jahrhundert allein in den Wäldern Kanadas lebte und gesagt hat: »Wüsste ich gewiss, dass jemand zu mir käme, mit der bewussten Absicht, mir eine Wohltat zu erweisen, ich würde davonlaufen, so schnell mich meine Füße tragen wollten… aus Angst, er könne mir etwas von seinem Guten antun.«1

Da ist ja ohnehin ein Begleiter im Alter, der irgendwann auftaucht und dann dauerhaft neben einem hergeht und nicht mehr verschwinden will. Ein Gespenst im T-Shirt, auf dem die Schreckmitteilung prangt: »Jetzt geht es los!« Ja, wann schlägt das Alter zu? Heute? Morgen? Da sind die Namen, die ich plötzlich vergesse. Oder: Ich höre von jemandem, der morgens aufwacht und am Auge eine Ausbeulung feststellt. Einige Wochen später ist er tot. Was wird mich hinfällig machen? Was lauert mir hinter der nächsten Ecke auf? Und dann erinnere ich mich zur Aufmunterung an die Nachricht vom 92-jährigen Inder, der jetzt beschlossen hat, seinen letzten Marathon zu laufen. Ein Schwanken zwischen innerer Belustigung und angespannter Hoffnung: Na ja, es kommt ja vielleicht doch noch was? Vielleicht sind wider Erwarten Aufbrüche möglich? Hat nicht Johann Sebastian Bach seine wichtigsten Werke als Uralter geschrieben? Sind nicht Verdis Spätwerke die ergreifendsten? Sieht man nicht den greisen Michelangelo schöne junge Knaben aus dem Marmor schlagen? Schon vor vielen Jahren, als ich noch jung war, hat mich dieses Bild tief berührt: Der alte, sehr alte und fast blinde Ernst Bloch liegt auf einer Wiese und der junge Rudi Dutschke neben ihm, die beiden ins Gespräch vertieft. Das Alter kann offenbar mit dem Neuen, dem Jungen, dem Überraschenden verbunden sein. Aber man ist ja nicht Bach oder Verdi oder Bloch…

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