Am Yukon – Kanada-Erzählungen - Wolfgang Bittner - E-Book

Am Yukon – Kanada-Erzählungen E-Book

Wolfgang Bittner

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Beschreibung

Das kanadische Yukon-Territorium: Eine faszinierende Landschaft mit ungewöhnlichen Menschen. The Land of Magic and Mystery, so sagt man. Dorthin führt Wolfgang Bittner seine Leserinnen und Leser in neun abenteuerlichen Geschichten, die es in sich haben. Der Autor hat selber Zeiten in der Gegend um die legendäre Goldgräberstadt Dawson City am Yukon-Strom verbracht. Er hat mit Indianern Lachse gefischt, Aussteiger und Selbsterfahrungsgruppen besucht, war mit dem Kanu auf den Flüssen unterwegs und hat interessehalber einen Sommer lang in einer Goldmine gearbeitet. Er kennt sich aus, und das merkt man in jeder Zeile.

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Wolfgang Bittner

 

 

Am Yukon

 

Kanada-Erzählungen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Impressum

 

Neuausgabe

Copyright © by Authors/Bärenklau Exklusiv

Cover: © by Christian Dörge/123rf, 2023

Korrektorat: Dr. Brigit Rehberg/Bärenklau Exklusiv

 

Verlag: Bärenklau Exklusiv. Jörg Martin Munsonius (Verleger), Koalabärweg 2, 16727 Bärenklau. Kerstin Peschel (Verlegerin), Am Wald 67, 14656 Brieselang

 

Die Handlungen dieser Geschichte ist frei erfunden sowie die Namen der Protagonisten und Firmen. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind rein zufällig und nicht gewollt.

 

Alle Rechte vorbehalten

Inhaltsverzeichnis

Impressum 

Das Buch 

Am Yukon 

Das Haus in den Mackenzie-Bergen 

Der Grizzly 

Schmuggler 

Der lange Arm des Gesetzes 

Titus Harry und seine Schlittenhunde 

Waldleben 

Am Yukon 

Die Goldmine 

Jenseits des Polarkreises 

Nachwort von Wolfgang Bittner: 

Der Autor Wolfgang Bittner 

 

Das Buch

 

 

 

 

Das kanadische Yukon-Territorium: Eine faszinierende Landschaft mit ungewöhnlichen Menschen. The Land of Magic and Mystery, so sagt man. Dorthin führt Wolfgang Bittner seine Leserinnen und Leser in neun abenteuerlichen Geschichten, die es in sich haben. Der Autor hat selber Zeiten in der Gegend um die legendäre Goldgräberstadt Dawson City am Yukon-Strom verbracht. Er hat mit Indianern Lachse gefischt, Aussteiger und Selbsterfahrungsgruppen besucht, war mit dem Kanu auf den Flüssen unterwegs und hat interessehalber einen Sommer lang in einer Goldmine gearbeitet. Er kennt sich aus, und das merkt man in jeder Zeile.

 

 

*** 

 

 

Nichts, was im Leben passiert,

ist zufällig. Es kommt darauf an,

wie wir damit umgehen.

 

 

*** 

Am Yukon

Kanada-Erzählungen

 

Das Haus in den Mackenzie-Bergen

 

Wäre es menschenmöglich, den South Nahanni River und einige seiner Zuläufe mit einem Boot hinaufzufahren – wie es ein alter Einsiedler berichtet hat –, so erreichte man nach drei bis vier Wochen in ungefähr tausend Meter Höhe einen kleinen See, den Spruce-Lake. An seinem nordwestlichen Ufer befindet sich ein Blockhaus, zusammengefügt aus rohbehauenen Baumstämmen, die sich im Laufe der Jahre durch den Witterungseinfluss dunkel gefärbt haben und kaum von ihrer Umgebung abheben. Es besteht aus einem etwa fünf mal fünf Meter großen Wohnraum und einem sich anschließenden etwas kleineren Schlafraum, an den hinten noch ein Schuppen angebaut ist. Das vorn und seitwärts weit überragende Dach besteht ebenfalls aus Baumstämmen, die mit einer dicken Schicht Erde bedeckt sind, auf der sich Gras und kleine Büsche angesiedelt haben.

Es war Ende Juni, als ich mit einem Wasserflugzeug dort landete, um Arthur zu besuchen. Er nannte sich Audiovisualist oder auch Biotherapeut, war in der Computerbranche tätig gewesen und lebte seit einigen Jahren davon, dass er Werbefotos für verschiedene Firmen der Freizeitindustrie machte und im Sommer sogenannte Selbsterfahrungskurse anbot. Wir waren uns nach einem Lichtbildervortrag begegnet, den er über das Leben in der Wildnis gehalten und der mich sehr beeindruckt hatte. Seine Einladung an den Spruce-Lake war dann etwas unvermittelt für mich gekommen. Aber der kanadische Norden reizte mich schon lange; ich ergriff die Gelegenheit beim Schopf. Obwohl mir von vornherein klar war, dass Arthur den Kontakt zu mir aus rein egoistischen Motiven suchte. Offensichtlich versprach er sich davon, dass ich für ein Buchprojekt, das er plante, ein gutes Wort einlegen würde. Warum nicht? Er beabsichtigte, einen Bildband mit etwas Text über seine Eindrücke in der Wildnis zu veröffentlichen. Und ich hatte Kontakte zu einem Verlag, der dafür in Frage kam. Natürlich musste ich mir zunächst einmal sein Manuskript und die Fotos anschauen. Dann würden wir weitersehen, dachte ich mir.

Der Empfang war eher kühl. Anscheinend hatte Arthur nicht damit gerechnet, dass ich seiner Einladung folgen könnte. Das wurde mir schon in den ersten Minuten nach der Landung klar. Er hatte zwar gesagt: »Komm doch mal vorbei«, und geschrieben: »Wenn du magst und Zeit hast, komm mich im Sommer in unserem Wildnisdomizil besuchen.« Aber jetzt war er überrascht. Natürlich begrüßte er mich freundlich, als ich ausstieg, und half mir beim Ausladen meines Gepäcks. Aber er blieb einsilbig, wie ich ihn gar nicht kannte; wenn ich ihn anblickte, verzog sich sein bärtiges Gesicht zu einem hilflosen Lächeln.

 

Zuerst rieb ich mich gegen die Mückenplage mit einem Schutzmittel ein. Das war das Wichtigste. Dann stellte Arthur mich den anderen vor, die sich während der Landung des Flugzeugs am Ufer, wo sich ein kleiner Anleger befand, eingefunden hatten: Harriet, seine Freundin, eine schlanke blonde Frau, die recht patent wirkte und mir sofort sympathisch war. George, André, Hardy und Lisa, Walter, Nick, Maude. Ich versuchte mir die Namen zu merken, betrachtete die Gesichter, während das Flugzeug vom Wasser abhob und davonflog. Der Pilot zog noch eine Kurve über uns, wackelte mit den Flügeln und verschwand in der Ferne. Jetzt war die einzige Verbindung zur Zivilisation ein Funkgerät.

Das Blockhaus war sozusagen das Zentrum, und darin wohnte Arthur mit seiner Freundin. Die anderen waren in mehreren geräumigen Leinwandzelten untergebracht, die in Sichtweite im Wald standen. Gekocht und gegessen wurde meistens draußen, wo sich zwischen Haus und Seeufer eine offene Feuerstelle mit einem Eisenrost befand; daneben stand, geschützt durch eine aufgespannte Plane, ein von Bänken umgebener Brettertisch.

Viel Gepäck hatte ich nicht: einen Rucksack, allerdings von beachtlichen Ausmaßen; einen Seesack voller Grundnahrungsmitteln, die ich für eventuelle Ausflüge in die Wildnis behalten wollte; zwei Apfelsinenkisten mit allerlei Lebensmitteln, Obst, Gemüse und Whisky. Die Kisten übergab ich gleich Harriet, die sich sehr darüber freute und mir sagte, dass ich selbstverständlich an den gemeinsamen Mahlzeiten teilnehmen könne. Arthur empfahl mir, auch meinen Seesack mit dem persönlichen Proviant im Blockhaus aufzubewahren. »Der Bären wegen«, erklärte er. »Es gibt hier Schwarzbären und Grizzlys.« Er zuckte mit den Schultern, als müsse er sich dafür entschuldigen. »Aber wir haben bisher noch keine Probleme mit ihnen gehabt«, setzte er beruhigend hinzu. »Wir finden nur gelegentlich ein paar Spuren in der Nähe.« Ich stimmte zu, und er brachte meinen Proviantsack ins Haus. Dann zeigte er mir kaum hundert Meter entfernt am Seeufer einen Platz, wo ich unter hohen Fichten mein Zelt aufschlagen konnte.

Es ging bereits auf den Abend zu. Doch ich brauchte mich nicht zu beeilen, denn Ende Juni sank die Sonne in diesen nördlichen Breitengraden ein paar Tage lang überhaupt nicht mehr unter den Horizont. Nachdem das Zelt stand und ich mich eingerichtet hatte, wandte ich mich dem Blockhaus zu. Die anderen saßen um ein Lagerfeuer herum, tranken heißen Grog, denn es war kühl geworden, und Harriet hatte mir ein paar Scheiben selbstgebackenen Brotes mit Erdnussbutter geschmiert. Ich aß mit Heißhunger, trank auch einen Becher Grog, beantwortete Fragen und erzählte ein bisschen von mir, damit ich der Gruppe vertrauter wurde.

Beiläufig erfuhr ich, dass sich Arthur und Harriet bereits Anfang Mai, kurz nachdem der See eisfrei gewesen war, hatten einfliegen lassen. Alle anderen waren erst vor einer Woche angekommen, und sie beabsichtigten noch drei weitere Wochen zu bleiben. »Selbsterfahrung in der Wildnis«, sagte einer der Männer. Arthur fügte hinzu: »Leben in der Natur, Einfühlung und existentielle Erfahrungen. Wir wollen unsere Psyche und unsere physischen Möglichkeiten erforschen, einzeln und gemeinsam. Vielleicht gelingt es uns auch, kreative Prozesse in Gang zu setzen, Kunst, Leben und existentielle Erfahrungen miteinander zu verknüpfen. Das fände ich wünschenswert.« Wir unterhielten uns noch eine Weile, bis ich so müde wurde, dass ich unbedingt ins Bett musste, das heißt in meinen Schlafsack. Ich schlief traumlos und wie ein Stein.

 

Am nächsten Morgen erwachte ich von einem scheppernden Geräusch, das recht laut war. Jemand schlug offenbar zwei Eisenteile gegeneinander. Vielleicht war das so etwas wie ein Wecker oder der Ersatz für eine Glocke. Also kroch ich aus dem Zelt, machte am Seeufer meine Morgentoilette und ging anschließend hinüber zu den anderen.

Harriet hockte neben der Feuerstelle, sie hob den Deckel von der Kaffeekanne. Es war acht Uhr, und die Sonne stand schon hoch am Himmel. »Hallo!«, rief sie mir entgegen. »Es gibt Pfannkuchen, du musst dich beeilen.« Sie schüttete Kaffee in das brodelnde Wasser, zog die Kanne beiseite und gab mit einer Tasse etwas kaltes Wasser hinzu, damit sich das Kaffeemehl absetzte. Ich begrüßte sie und die anderen, die bereits beim Frühstück saßen.

An einer Ecke des Tisches war noch ein Platz frei. Neben einer der Frauen, der mit dem rötlichen Haar – wie hieß sie denn bloß? Ach, ja: Maude. Sie lud mich mit einer Handbewegung ein, und ich setzte mich. Buchweizenpfannkuchen mit Ahornsirup. Dazu einen Bärenhunger. »… wenn man nur will«, sagte Nick, ein sportlich wirkender blonder Hüne, und setzte damit ein offenbar unterbrochenes Gespräch fort, »auf den Willen kommt es an!«

»Glaube ich nicht«, erwiderte George, »der schon etwas älter war.

»Ich auch nicht«, pflichtete ihm Harriet bei.

»Vieles, was geschieht, hängt überhaupt nicht von unserem Willen ab«, fuhr George fort. »Es passiert ohne unser Zutun. Jeder Mensch, der über die Fünfzig ist, weiß das sowieso.«

»Wir merken es häufig gar nicht«, widersprach Nick, »aber der Ausgangspunkt sind wir. Alles hat seinen Ursprung in uns selbst; alles, was geschieht, haben wir ausgelöst. So oder so. Wenn wir nur wollen, ist uns so gut wie nichts unmöglich. Und wenn uns etwas widerfährt, haben wir es herbeigeführt. Es hätte auch anders geschehen können, wenn wir es anders gewollt hätten. Insofern haben wir ebenfalls zu verantworten, wie etwas geschieht.«

George schüttelte den Kopf und entgegnete: »Manches wird uns geschenkt und manches genommen. Wenn du das noch nicht weißt, wirst du's schon noch merken.«

»Das hast du schön gesagt«, stimmte ihm Lisa zu. Hardy, der neben ihr saß, nickte bestätigend.

Währenddessen waren Walter und André, die am anderen Tischende saßen, in ein leises Gespräch vertieft. Walter, ein korpulenter Mittvierziger mit einem Dreitagebart, und André, wahrscheinlich französischer Herkunft, klein und drahtig. Maude, die meinen Blick bemerkt hatte, meinte: »Die beiden interessieren sich nicht für philosophische Fragen. Walter ist ein Dickhäuter, und André spielt gern Indianer, er strolcht stundenlang in der Wildnis herum.«

»Wenn du magst«, sprach Arthur mich an, »kannst du uns ein wenig beim Bau einer Gästehütte behilflich sein. Wir haben die Baumstämme schon aus dem Wald gezogen und wollen heute dort drüben anfangen.« Er zeigte auf eine freie Fläche neben dem Blockhaus, wo eine Menge gefällter Bäume gestapelt war.

Mir war sein Angebot, das mehr den Charakter einer Aufforderung hatte, unangenehm, deswegen zögerte ich einen Moment. »Vielleicht morgen«, antwortete ich dann und nahm mir noch einen Pfannkuchen. »Ich möchte mich erstmal ein bisschen akklimatisieren und die Umgebung erkunden.«

Nach dem Frühstück begannen die anderen auf der Lichtung neben dem Blockhaus zu sägen und zu hämmern. Ich bat Arthur um ein Gewehr, das er mir bereitwillig holte, und ging in den Wald. Bald waren die Arbeitsgeräusche verstummt, eine nahezu unberührte Wildnis umgab mich. Das tiefe Moos ließ jeden Schritt zu einer Anstrengung werden, und die Windbrüche und Dornendickichte machten ein Weiterkommen schwierig; andauernd musste ich die Richtung wechseln. Um mich nicht zu verirren, folgte ich einem trockenen Bachbett ein Stück in die Berge hinein. Unterwegs sah ich mehrmals sogenannte Schneeschuhhasen, so dass ich zwei davon schießen konnte. Ich hängte sie mir über die Schulter und machte mich auf den Rückweg.

Zum Mittagessen gab es Spinat aus dem Garten, Kartoffeln und Spiegeleier. In einem Gatter hinter dem Haus wurden einige Hühner gehalten, deren gelegentliches Gackern anzeigte, dass sie recht fleißig legten. Alle langten kräftig zu. Ich erfuhr, dass verabredet war, vormittags immer an der Gästehütte zu bauen, während der Nachmittag für Gruppenveranstaltungen und Vorhaben der Kursteilnehmer zur Verfügung stand.

Maude fragte Arthur, ob er noch ein Zelt habe, das sie zusammen mit Nick aufschlagen könne. »Wir beabsichtigen, das Tantra der sieben Nächte zu machen«, fügte sie völlig unbefangen hinzu, worauf Nick rot anlief und sich über seinen Teller beugte; offensichtlich war es ihm peinlich, dass Maude vor allen darüber sprach.

»Ich besitze noch ein Tipi«, sagte Arthur, »ihr könnt es euch nachher holen.«

»Schön«, freute sich Maude. »Ein Tipi ist genau richtig. Das wollte ich schon immer mal ausprobieren.«

»Passt gut zusammen«, meinte George, ohne eine Miene zu verziehen. »Eins ist indisch, das andere indianisch.«

Hardy erkundigte sich: »Ist das nicht eine Liebeslehre, dieses Tantra?«

»Eine Philosophie«, erwiderte Maude, »eine altindische Weisheit, die in der Tat die Sexualität als einen wesentlichen Faktor des menschlichen Lebens einbezieht. Tantra kann uns dabei helfen, zu unserem Ursprung zurückzugelangen. Es lässt uns die Wahrheit erfahren, die wir selber sind, indem wir uns bestimmten Ritualen unterziehen und uns dadurch in einer ganz neuen Weise kennenlernen. Und je genauer wir uns kennen, desto besser können wir die Wahrheiten der Welt und des Universums erkennen. Es ist natürlich noch etwas komplizierter – ich kann das jetzt nicht so genau erklären. Es geht auch darum, Potentiale schöpferischer Kraft, die in uns sind, zu erschließen, kreative Energien freizusetzen.«

»Und wie macht man das?«, fragte Lisa. »Ich meine …« – Sie begann zu stottern. – »… ich denke … ich habe schon davon gehört, und mich würde vor allem interessieren, wie das geht.«

»Es gibt Anleitungen dafür«, sagte Maude. »Ich habe ein Buch, das ich dir und Hardy ausleihen kann, wenn wir mit den Übungen fertig sind.« Sie schloss sich Nick an, der sein Essen beendet hatte und aufgestanden war.

 

Arthur wollte mit den Kursteilnehmern am Nachmittag über ihre Konzeptionen sprechen, die sie im Laufe der ersten Woche für die Zeit ihres Aufenthalts entwickeln sollten. »Naturerlebnis und Kommunikation in der Gruppe«, erklärte er mir, »das ist die Basis. Das Leben wurzelt in den einfachen, natürlichen Dingen. Mir ist das deutlich geworden, als ich gemeinsam mit Harriet unser Blockhaus gebaut habe. Die Planungen, die körperliche Arbeit und schließlich das Leben in der Wildnis wie auch der Umgang mit den Kursteilnehmern, das alles hat meine eigene Persönlichkeitsentwicklung gefördert, meine Sinne geschärft und mich befähigt, bewusster zu leben.«

Er blickte mich lächelnd an. Bevor er sich den anderen zuwandte, vertraute er mir noch an: »Die Methode, die ich anwende, ist denkbar einfach: Selbsterfahrung und Experiment anstelle von Wissensvermittlung und vorurteilsbehafteter Lehre.«

Ich nickte ihm zu und ging zum Seeufer, um die beiden erlegten Hasen, die ich vorübergehend in eine Fichte gehängt hatte, abzuziehen und auszunehmen. Als ich sie anschließend Harriet aushändigen wollte, erklärte sie mir, dass sie vegetarisch koche. Aber ich könne mir die Hasen gern selber braten, fügte sie hinzu. Sie habe selbstverständlich nichts dagegen, wenn jemand Fleisch esse, und Arthur störe das auch nicht. Falls ein anderer Kursteilnehmer oder eine Kursteilnehmerin ebenfalls Hasenbraten möge … bitte, ich könne ja einmal fragen.

Ich steckte die abgezogenen Hasen erst mal in einen Plastikbeutel, den ich in einen Baum hängte, und nahm mir vor, sie am nächsten Tag zuzubereiten. Als die anderen ihre Besprechung begannen, holte ich meine Angel und machte mich auf die Suche nach einem geeigneten Platz am Ufer. Das Gewehr nahm ich der Bären wegen vorsichtshalber mit.

An einem in den See mündenden Bach machte ich Halt und warf die Angel aus. Es dauerte nicht lange, und ich fing eine Äsche. Bald darauf biss ein Hecht an, ein riesiger Brocken von fast einem Meter Länge, den ich nur mit Mühe herausbekam.

---ENDE DER LESEPROBE---