An Autolykus - Theophilus - E-Book

An Autolykus E-Book

Theophilus

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Beschreibung

Die drei Bücher An Autolykus, einen gebildeten Wahrheitssucher, sind die wohl bekanntesten Werke von Theophilus, dem sechsten Bischof von Antiochien. Er erklärt in diesem Werk unter anderem die Vorzüge der christlichen Religion, das Wesen Gottes, die Vorsehung und die Sittlichkeit der Christen.

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Seitenzahl: 135

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An Autolykus

(Ad Autolycum)

 

THEOPHILUS

 

DIE SCHRIFTEN DER KIRCHENVÄTER

 

 

 

An Autolykus, Theophilus

Jazzybee Verlag Jürgen Beck

86450 Altenmünster, Loschberg 9

Deutschland

 

ISBN: 97838496659691

 

Cover Design: Basierend auf einem Werk von Andreas F. Borchert, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=35892522

 

Der Text dieses Werkes wurde der "Bibliothek der Kirchenväter" entnommen, einem Projekt der Universität Fribourg/CH, die diese gemeinfreien Texte der Allgemeinheit zur Verfügung stellt. Die Bibliothek ist zu finden unter http://www.unifr.ch/bkv/index.htm.

 

www.jazzybee-verlag.de

[email protected]

 

 

INHALT:

Erstes Buch: Der Gott der Christen und  die Götter der Heiden. Der Glaube;  die Auferstehung von den Toten.

Zweites Buch: Widersinnigkeit des Heldentums und Erhabenheit der christlichen Wahrheit

Drittes Buch: Wertlosigkeit der heidnischen Schriftsteller und ihrer Lehren; Heiligkeit und hohes Alter der christlichen.

Fußnoten.

 

 

Bibliographische Angaben:

 

Titel Version: An Autolykus (BKV) Sprache: deutsch Bibliographie: An Autolykus (Ad Autolycum) In: Frühchristliche Apologeten Band II. Aus dem Griechischen übersetzt von J.Leitl (Autolycus). Aus dem Lateinischen übersetzt von Dr. Alfons Müller - Kaplan in Stuttgart (Octavius). Aus dem Griechischen oder Lateinischen übersetzt von Gerhard Rauschen (Märtyrerakten) (Bibliothek der Kirchenväter, 1. Reihe, Band 14) München 1913. Unter der Mitarbeit von: Ursula Schultheiß und Rudolf Heumann

 

 

Erstes Buch: Der Gott der Christen und die Götter der Heiden. Der Glaube; die Auferstehung von den Toten.

 

1. Eitle Prahlerei des Autolykus mit seinen Götzen.

 Armseligen Menschen mit verdorbenem Sinn verschafft eine gelenke Zunge und eine wohlklingende Phrase Wohlgefallen, Lob und eitlen Ruhm. Wer aber die Wahrheit liebt, kehrt sich nicht an Geflunker, sondern untersucht, welches und wie beschaffen die mit dem Worte verbundene Tat ist. Du bist nun, lieber Freund, heftig auf mich losgefahren mit leeren Prahlereien über deine Götter aus Holz und Stein, von getriebener und Gußarbeit, geschnitzt und gemalt, die nicht sehen und hören; denn sie sind nur Bilder und Werke von Menschenhand. Dann nennst du mich auch einen Christen, indem ich damit, wie du meinst, einen schlechten Namen trage. Ich bekenne nun denn, daß ich ein Christ bin, und trage diesen Gott wohlgefälligen Namen mit der Hoffnung, ein für Gott brauchbarer1 Mensch zu sein. Denn es ist nicht so, wie du meinst, daß der Name Gottes ein schlechter Name sei, vielmehr denkst du darüber nur deshalb also, weil du vielleicht für Gott noch nicht zu brauchen bist.

  

2. Gott kann nur mit den Augen des Geistes geschaut werden.

Wenn du aber sagst: „Zeige mir deinen Gott!“ so möchte ich dir antworten: „Zeige mir den Menschen in dir, und ich will dir meinen Gott zeigen!“ Zeige mir  also, daß die Augen deiner Seele sehen und die Ohren deines Herzens hören! Denn gleichwie die mit ihren leiblichen Augen Sehenden die Vorgänge im Erdenleben wahrnehmen und zugleich die verschiedenen Erscheinungen unterscheiden, ob Licht oder Finsternis, ob etwas weiß oder schwarz, mißgestaltet oder wohlgestaltet, harmonisch und ebenmäßig, oder unharmonisch und ohne Ebenmaß, oder über das Maß hinaus oder einseitig ist; (wie man auch in gleicher Weise unterscheiden kann) die Dinge, die unter das Gehör fallen, ob nämlich ein Ton hoch oder tief oder angenehm sei: so verhält es sich auch mit den Ohren des Herzens und den Augen des Geistes, wenn es sich um die Möglichkeit handelt, Gott zu schauen. Gott wird nämlich von denen gesehen, die imstande sind, ihn zu sehen, wenn sie nämlich die Augen ihres Geistes offen halten. Denn es haben zwar alle ihre Augen, aber bei einigen sind sie getrübt, und sie sehen das Licht der Sonne nicht. Und wenn die Blinden nicht sehen, so folgt daraus gewiß nicht, daß auch die Sonne nicht scheint, sondern die Blinden müssen sich und ihren Augen die Schuld zuschreiben. So hast auch du, o Mensch, infolge deiner Sünden und schlechten Handlungen getrübte Augen. Wie ein blanker Metallspiegel, so rein sei die Seele des Menschen. Wenn nun Rost auf dem Metallspiegel liegt, so kann man das Antlitz des Menschen im Spiegel nicht sehen; so kann auch, wenn die Sünde im Menschen ist, ein solcher Mensch Gott nicht sehen. Zeige also dich selbst, ob du kein Ehebrecher, kein Dirnenjäger, kein Dieb, kein Räuber, kein Wegelagerer, kein Knabenschänder, kein Mann der Gewalttat, ob du nicht schmähsüchtig, zornmütig, neidisch, prahlerisch, argwöhnisch, ein Raufbold, ein Geizhals, ungehorsam gegen die Eltern, ein Verkäufer deiner Kinder bist. Solchen, die derlei Dinge tun, erscheint Gott nicht, wenn sie sich nicht zuvor von allem Schmutze reinigen. Alles (dieses) also verdunkelt dich auch, wie das Eindringen eines Splitters ins Auge, so daß dieses das Licht der Sonne nicht schauen kann. So umgibt auch dich, o Mensch, mit Finsternis die Abkehr von Gott, so daß du Gott nicht sehen kannst.

  

3. Die Gestalt Gottes zu beschreiben, ist unmöglich.

 Du wirst nun zu mir sagen: „Beschreibe mir du, der du siehst, die Gestalt Gottes!“ Höre, o Mensch: die Gestalt Gottes ist unaussprechbar, unerklärbar und für leibliche Augen unsichtbar. Seine Herrlichkeit ist unfaßbar, seine Größe unbegreifbar, seine Hoheit dem Denken unerreichbar; seine Stärke unermeßlich, seine Weisheit unvergleichlich, seine Güte unnachahmlich, sein herrliches Wirken unbeschreiblich. Denn nenne ich ihn Licht, so nenne ich ein Geschöpf von ihm; nenne ich ihn Wort, so nenne ich das Prinzip von ihm2; nenne ich ihn Vernunft, so nenne ich sein Denken; nenne ich ihn Geist, so nenne ich seinen Odem3; nenne ich ihn Weisheit, so nenne ich ein Erzeugnis von ihm4; nenne ich ihn Kraft, so nenne ich seine Stärke; nenne ich ihn Macht, so nenne ich seine Wirksamkeit; nenne ich ihn Vorsehung, so nenne ich seine Güte; nenne ich ihn Herrschaft, so nenne ich seine Herrlichkeit; nenne ich ihn Herrn, so nenne ich ihn Schöpfer; nenne ich ihn Richter, so nenne ich ihn gerecht; nenne ich ihn Vater, so nenne ich ihn den Liebevollen; nenne ich ihn Feuer, so nenne ich seinen Zorn. Wird also Gott zornig? wirst du nun zu mir sagen. Allerdings! Er zürnet denen, die Übles tun, gütig aber, gnädig und erbarmungsvoll ist er gegen die, so ihn lieben und fürchten; denn er ist der Lehrmeister der Frommen und der Vater der Gerechten, aber der Richter und Rächer der Gottlosen.

  

4. Gottes Erhabenheit und Größe.

Er ist ohne Anfang, weil er nicht geworden ist, unveränderlich, weil er unsterblich ist. Gott [theos](θεός) heißt er, weil er alles auf seine Unbeweglichkeit  festgegründet hat [dia to tetheikenai](διὰτὸτεθεικέναι), oder vom Worte [theein] θέειν.. Dies bedeutet aber soviel wie laufen, bewegen, tätig sein; auch nähren, sorgen, lenken, beleben — alle Dinge nämlich. Herr aber ist er, weil er alles beherrscht; Vater, weil er vor allen Dingen ist; Weltbildner und Schöpfer, weil er es ist, der alles erschaffen und gemacht hat; der Allerhöchste, weil er über alles ist; Allherrscher, weil er alles regiert und umfaßt. Denn die Höhen des Himmels und die Tiefen des Abgrundes und die Grenzen des Erdkreises sind in seiner Hand, und es ist kein Ort seiner Ruhe. Denn die Himmel sind sein Werk und die Erde seine Schöpfung, das Meer ist seine Gründung und der Mensch ein Gebilde und Ebenbild von ihm. Sonne, Mond und Sterne sind von ihm geschaffene Weltkörper, zu Zeichen, Zeiten, Tagen und Jahren zur Leitung und zum Dienste der Menschen bestimmt; und alles hat Gott aus dem Nichts ins Dasein gerufen, auf daß man aus seinen Werken erkennen und ermessen könne seine Größe.

  

5. Er wird erkannt aus seiner Vorsehung.

Denn gleichwie die Seele im Menschen nicht gesehen, da sie für den Menschen unsichtbar ist, aber doch aus der Bewegung des Leibes wahrgenommen wird, so verhält es sich auch mit der Unmöglichkeit, Gott mit menschlichen Augen zu schauen; er wird aber aus seiner Vorsehung und seinen Werken erkannt. Denn gleichwie man, wenn man ein Schiff auf dem Meere sieht, das wohlausgerüstet dahin eilt und in den Hafen einläuft, offenbar auf den Gedanken kommen wird, daß auf ihm sich ein Steuermann befindet, der es lenkt: so muß man auch Gott als Lenker des Alls erkennen, wenn er auch von leiblichen Augen, weil für sie unfaßbar, nicht gesehen wird. Denn wenn der Mensch nicht einmal in die Sonne, einen so kleinen Himmelskörper, schauen kann wegen der außerordentlichen Hitze und Kraft derselben, um wieviel weniger kann das Auge eines sterblichen Menschen die Herrlichkeit Gottes, die unaussprechlich ist, ertragen! Wie ferner ein Granatapfel mit seiner ihn umschließenden Schale in seinem Innern  viele Fächer und Kapseln, durch Häutchen geschieden, hat und viele Kerne eingeschlossen enthält, so wird die ganze Schöpfung vom Odem5 Gottes umgeben, und dieser umgebende Odem Gottes mitsamt der Schöpfung wird von der Hand Gottes umschlossen. Wie nun der Kern im Innern des Granatapfels, eben weil er innen ist, die Dinge außerhalb der Schale nicht sehen kann, so kann auch der Mensch, weil er mitsamt der Schöpfung von der Hand Gottes um- und eingeschlossen ist, Gott nicht sehen. Und ferner, man glaubt doch an das Dasein eines irdischen Königs, der, obwohl nicht von allen gesehen, doch durch seine Gesetze und Verordnungen, durch seine Behörden, seine Heeresmacht und seine Bildnisse erkannt wird: daß aber Gott aus seinen Werken und Wirken erkannt werde, willst du nicht gelten lassen?

  

6. Aus seinen Werken.

Betrachte, o Mensch, seine Werke: den rechtzeitigen Wechsel der Jahreszeiten, die Veränderungen der Witterung, den geordneten Lauf der Himmelskörper, den regelmäßigen Gang der Tage und Nächte, der Monate und Jahre, die bunte Schönheit der Samen, Pflanzen und Früchte, die verschiedenen Arten der Vierfüßler, der Vögel, Schwimm- und Kriechtiere, der Fluß und Wassertiere; oder den in die Tiere selbst gelegten Trieb für die Fortpflanzung und Ernährung ihrer Jungen, nicht zum eigenen Nutzen, sondern zum Gebrauche des Menschen; dann die Fürsorge, die Gott trägt, indem er Nahrung bereitet allem Fleische, oder die Unterordnung, in der nach seiner Anordnung alle Wesen unter dem Menschen stehen; betrachte, wie süße Quellen sprudeln und stets strömende Flüsse dahin eilen, Tau, Regen und Güsse sich rechtzeitig einstellen, der Himmelskörper verschiedenen Bahnen folgt, den aufgehenden Morgenstern, der die Ankunft des vollkommenen Lichtgestirnes verkündet, die Verbindung der  Plejaden und des Orion6, den Arcturus und die übrigen Gestirne, wie sie ringsum am Himmel ihren Weg nehmen, und denen allen die vielfältige Weisheit Gottes ihre Namen gegeben7. Dieser Gott allein ist es, der das Licht aus der Finsternis geschaffen, der die verborgenen Räume des Südens8, die Schatzkammern des Abgrundes, die Grenzen der Meere und die Vorratskammern des Schnees und Hagels gemacht hat, der die Wasser sammelt in den Kammern des Abgrundes9, und die Finsternis in ihrem Behältnisse, der das süße, angenehme, erfreuliche Licht hervorbrechen läßt aus seiner Schatzkammer und die Wolken heraufführt vom äußersten Rande der Erde, der Blitze zu vielem Regen gestaltet10, der den Donner aussendet zum Schrecken und den Schall des Donners durch den Blitz vorausverkündet, damit die Seele nicht, vom plötzlichen Schrecken erfaßt, vergehe, der aber auch wieder die Kraft des vom Himmel niederfahrenden Blitzes dämpft, daß er die Erde nicht in Flammen setze. Denn würde der Blitz seine volle Macht entfalten, er würde die Erde verbrennen; hätte der Donner seine volle Gewalt, er würde die Dinge auf ihr über den Haufen werfen.

  

7. Jetzt zeigt ihn uns der Glaube, nach der Auferstehung werden wir ihn sehen.

 

Das ist mein Gott, der Herr des Alls, der allein den Himmel ausgespannt und die Breite der Erde festgestellt, der den Grund des Meeres aufwühlt und seine Wogen brausen macht11, der über die Gewalt des Meeres gebietet und seine brausenden Wogen besänftigt12, der die Grundfesten der Erde über den Wassern gelegt hat13 und ihr den nährenden Odem gegeben, dessen  Odem allem das Leben gibt, der diesen Odem nur zurückzuhalten braucht, und alles wird vergeben14. Dessen15 Odem redest du, dessen Odem atmest du, und diesen Gott kennst du nicht, o Mensch! Das ist die Folge der Blindheit deiner Seele und der Verhärtung deines Herzens. Doch du kannst geheilt werden, wenn du willst. Überlasse dich dem Arzte, und er wird dir an den Augen des Geistes und des Herzens den Star stechen. Wer ist der Arzt? Es ist Gott, der da heilt und lebendig macht durch sein Wort und seine Weisheit. Durch sein Wort und seine Weisheit hat Gott alles erschaffen, denn „durch sein Wort sind die Himmel gefestigt worden, und durch seinen Geist all ihre Kraft“16. Ganz gewaltig ist seine Weisheit. „Durch seine Weisheit hat Gott die Erde grundgelegt, er hat die Himmel zugerichtet durch seine Klugheit; mit Kenntnis wurde der tiefe Abgrund gebildet und strömten die Wolken ihr Naß“17. Wenn du das bedenkst, o Mensch, dabei rein, gerecht und heilig lebst, dann kannst du Gott sehen. Vor allem aber halte zuvörderst Einkehr in deinem Herzen der Glaube und die Furcht Gottes, dann wirst du diese Dinge verstehen. Wenn du die Sterblichkeit wirst abgelegt und die Unsterblichkeit angezogen haben, dann wirst du Gott in entsprechender Weise schauen. Denn Gott wird deinen Leib auferwecken, unsterblich mit deiner Seele, und dann wirst du, selbst unsterblich geworden, den Unsterblichen schauen, wenn du jetzt an ihn glaubst; und dann wirst du auch erkennen, daß du mit Unrecht ihn gelästert hast.

  

8. Der Glaube ist ganz vernunftgemäß.

Aber du glaubst nicht an die Auferweckung der Toten. Wann sie eintreten wird, dann wirst du daran glauben, du magst wollen oder nicht. Und dein Glaube wird dir (dann) als Unglaube gerechnet werden, wenn  du nicht jetzt glaubst. Warum aber glaubst du nicht? Weißt du nicht, daß bei allen Werken der Glaube vorangeht?18 Denn welcher Landmann kann ernten, wenn er nicht den Samen der Erde anvertraut; oder wer kann über die See fahren, wenn er sich nicht zuvor dem Schiffe und dem Steuermann anvertraut? Welcher Kranke kann geheilt werden, wenn er sich nicht dem Arzte zuvor anvertraut? Welche Kunst oder Wissenschaft kann man lernen, ohne daß man sich dem Lehrer hingibt und ihm glaubt? Während also der Landmann der Erde, der Seefahrer dem Schiffe, der Kranke dem Arzte vertraut, willst du dich Gott nicht anvertrauen, obwohl du so viele Unterpfande (seiner Glaubwürdigkeit) von ihm hast? Denn erstens hat dich Gott aus dem Nichts ins Dasein gerufen — denn da dein Vater einmal nicht war, und auch deine Mutter nicht, so warst noch viel weniger du zuvor da —, er hat dich gebildet aus einem kleinen flüssigen Stoff, aus einem ganz kleinen Tropfen, der selbst einmal nicht da war und hat dich so in dies Leben geführt. Zweitens glaubst du, daß die von Menschen verfertigten Bilder Götter seien und Wunderdinge wirken; daß aber Gott, der dich erschaffen hat, dich auch wieder ins Leben zurückrufen kann, glaubst du nicht?

  

9. Die lächerlichen und schändlichen Fabeln von den heidnischen Göttern.

 

Und die Namen der Götter, die du verehrst, wie du sagst, sind Namen verstorbener Menschen. Und zwar welcher Menschen! Findet man nicht einen Kinderfresser Kronos, der seine eigenen Kinder verzehrt? Und wenn du mir dann den Zeus, seinen Sohn, erwähnst, so sieh dir auch seine Handlungen und sein Betragen an! Zuerst seine Erziehung auf dem Ida durch  eine Ziege, die er nach der Mythologie dann schlachtete, ihr das Fell abzog und sich ein Gewand daraus machte. Seine übrigen Taten, seine blutschänderische Ehe mit der Schwester, seine Ehebrüche und Knabenschänderei lasse ich besser von Homer und den übrigen Dichtern erzählen. Warum soll ich auch von seinen Kindern weiter erzählen? Von Herakles, der sich selbst verbrannte, vom betrunkenen und rasenden Dionysus, von Apollo, der sich vor Achilles fürchtet und davon läuft und von Liebe zur Daphne entbrennt und vom traurigen Geschicke des Hyacinthus nichts weiß? Oder von der Aphrodite, die verwundet wird, oder vom Ares, dem Menschenwürger, oder auch, wie das Blut dieser sogenannten Götter fließt? Und diese Dinge ließen sich doch noch sagen; aber man findet (bei euch) sogar einen Glied für Glied zerstückelten Gott, Osiris genannt, und alljährlich werden sogar die Feste seines Todes, seiner Wiederauffindung und des Zusammensuchens seiner einzelnen Glieder gefeiert, ohne zu wissen, ob er umgekommen ist, ohne zu zeigen, daß er gefunden worden. Was soll ich reden vom entmannten Attis, oder von Adonis, der im Walde herumirrt und jagt und vom Eber verwundet wird; oder von Asklepius, der vom Blitze getroffen wird; oder von Serapis, der von Sinope nach Alexandrien flüchtet, oder von der skythischen Artemis, die ebenfalls aus dem Lande entflieht, eine Männermörderin und Jägerin ist und sich in Endymion verliebt? Nicht wir sagen ja diese Dinge, sondern eure Schriftsteller und Dichter sind es, die sie laut der Welt verkünden.

  

10. Der Tierdienst der Ägyptier. Die Götter zahlen dem Kaiser Tribut.

Was brauche ich ferner noch aufzuzählen die Menge der Tiere, welche die Ägyptier verehren: Kriechtiere, Haus- und wilde Tiere, Vögel und Wassertiere? Dazu noch die Becken und unanständigen Töne?19 Nennst du mir allenfalls die Griechen und die übrigen  Völker, so verehren diese, wie wir zuvor gesagt haben, Steine, Holz und die übrigen Stoffe, Bilder verstorbener Menschen. Wir sehen ja, wie Phidias für die Eleer in Pisa den Olympischen Zeus, für die Athener auf der Akropolis die Athene verfertigte. Auch ich will nun an dich die Frage stellen, o Mensch: Wie viele Persönlichkeiten des Zeus gibt es denn? Denn zu allererst heißt er der Olympische Zeus, dann der latiarische (oder latinische), der kassische, der keraunische; Zeus Propator, Zeus Pannychios, Poliuchos und der kapitolinische Zeus. Und Zeus, der Sohn des Kronos, welcher König der Kreter war, hat auf Kreta sein Grab20, die übrigen wurden, scheint es, nicht einmal eines Grabes gewürdigt. Wenn du ferner die Mutter der sogenannten Götter erwähnen willst, so möchte ich meinen Mund nicht dazu hergeben, ihre Taten zu erzählen — denn es ist Sünde für uns, solche Dinge auch nur zu nennen oder die Handlungen ihrer Diener und die Gefälle und Abgaben21