Angel - Forgiven Love - Sophie-Victoria Oettl - E-Book

Angel - Forgiven Love E-Book

Sophie-Victoria Oettl

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Beschreibung

Ich will in diesen gottverdammten Körper zurück. Ich will ins Leben zurück! Wie weit würdest du für deine Familie gehen? Fünfzehn Jahre hat Jonah alles gegeben, um seine Kinder zu beschützen. Fünfzehn Jahre lang gekämpft und in Angst gelebt. Nur um alles in einem Moment zu verlieren. Bei dem Versuch, seinen Sohn zu retten, riskiert er alles, um ihn zu retten, doch kann den entscheidenden Kampf nicht umgehen. Der Finale Teil der Angel-Trilogie

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Sophie-Victoria Oettl ist am 02.06.2004 geboren und geht auf ein Mädchengymnasium. Sie lebt mit ihren Eltern am Rande von München. Wenn sie nicht gerade schreibt oder liest, geht sie gerne tauchen, backt oder trifft sich mit Freunden. Die Angel-Trilogie hat sie mit 13 Jahren angefangen zu schreiben.

Angel – Forbidden Love ist ihr erster Roman.

Für meine Eltern. Danke, dass ihr mich auf jeden Schritt meines Lebens begleitet und unterstützt, wo es nur geht. Ohne euch hätte ich nichts erreicht.

Inhaltsverzeichnis

Prolog

Jonah

Isabella

Jonah

Caecilia

Jaden

Isabella

Jonah

Jaden

Caecilia

Isabella

Jonah

Jaden

Caecilia

Jonah

Isabella

Jaden

Caecilia

Jonah

Isabella

Caecilia

Isabella

Jonah

Jaden

Caecilia

Isabella

Caecilia

Caecilia

Jaden

Caecilia

Isabella

Caecilia

Jaden

Isabella

Caecilia

Jaden

Isabella

Jaden

Caecilia

Isabella

Jaden

Isabella

Jaden

Isabella

Jaden

Jaden

Caecilia

Isabella

Jaden

Jaden

Jaden

Isabella

Caecilia

Isabella

Caecilia

Jaden

Caecilia

Isabella

Epilog

Prolog

Die Worte wiederholen sich immer wieder in seinem Kopf.

Ihr Herz ist stehen geblieben.

Er nimmt nichts mehr um sich herum wirklich war. Seine Zwillingsschwester rennt auf ihn zu. Ihrem Strahlen weicht sofort einem Entsetzten. Die Farbe Verschwindet aus ihrem Gesicht. Ihr Verlobter, welcher neben ihr steht, greift nach ihr, hält sie fest, als sie vor Verzweiflung anfängt zu schreien. Er hört es nicht. Er hört gar nichts, bis auf die fünf Worte, die sein Leben verändert haben.

Ihr Herz ist stehen geblieben.

Eine Hebamme nimmt ihm seine Tochter aus den Armen. Als ob er an einem Betonblock gekettet ins Wasser geworfen wird, sinkt er zu Boden.

Sein bester Freund packt von Hinten seine Hände. Er hält seinen bebenden Körper fest. Sein Blick huscht zu seinen Händen. Sie waren voller Blut. Mit einem Blick zum Boden, sah er die Flecken.

Er hat auf den Boden eingeschlagen. Immer und immer wieder.

Sein Vater ging vor ihm auf die Knie, umarmt ihn tröstend.

Allerdings lindert es nicht den Schmerz, der sich in seinem ganzen Körper breit macht. Die Leere in seinem Herzen.

Seine Seele die zerreißt.

Es tut weh.

Folter wäre für ihn eine Erholungskur. Der Schmerz fraß ihn von innen auf.

Irgendwann hört er auf zu zittern. Stille breitet sich aus. Sein Hals schmerzt. Er hat die ganze Zeit durchgebrüllt.

Er wischt sich seine Tränen von den Wangen, steht auf und holt tief Luft.

Sie hat recht gehabt. Ihren letzten Willen hat sie im Brief niedergeschrieben.

Er muss stark sein. Für seine Kinder. Er darf nicht zulassen, dass sie genauso leiden müssen, wie er. Er darf nicht zulassen, dass er so wird wie sein Vater und seine Fehler erst einsehen, wenn die beiden schon erwachsen sind.

Er wird nach vorne blicken und weiterleben. Für seine Kinder.

Für sie.

Er muss ihr vergeben, dass sie ihm so lange nichts davon erzählt hat.

Jonah

Caecilia lag friedlich schlafend in meinen Armen. Mittlerweile war es 19:00 Uhr abends. Ich warf einen kurzen Blick zu Ella, die mit geröteten Augen an Nick lehnte, der Jaden hielt. Nora mit geschlossenen Augen neben mir und versuchte nach dieser erschütternden Nachricht, schlaf zu finden. Es ist jetzt zehn Stunden her, seit Is offiziell für tot erklärt wurde.

»Jonah?«

Dads Stimme war heißer, als er meinen Namen flüsterte. Ich sah die Tränen in seinen Augen und musste wieder schlucken.

»Wir…Wir…wir könnten jetzt zu ihr.« Ich hatte seine Stimme noch nie so zittrig und brüchig erlebt. Langsam stand ich auf. Dad kam auf mich zu und nahm mir Caecilia ab. Nick stand auf und legte mir Jaden vorsichtig in die Arme.

Schweigend gingen wir zu Cora, die schon im Aufzug wartete. Sie drückte einen Knopf, die Türen glitten zu und wir fuhren runter.

Lautlos öffneten sich die Türen und kühle Luft empfing uns.

Sie ging voraus und blieb vor einer Tür stehen. Leise öffnete sie diese, schaute kurz rein, bevor sie sie ganz aufmachte. Ohne in den Raum zu gehen, sah ich schon ihre gewellten karamellblonden Haare und versuchte meine Tränen zurückzuhalten.

Mit zitternden Beinen betrat ich den Raum und ging einen Schritt nach dem anderen auf sie zu. Cora stellte einen Stuhl an ihre Seite, auf welchen ich mich setzten konnte.

Mir kam der Text eines Songs von Queen in den Sinn.

There’s no time for us. There’s no place for us. What is this thing that builds our dreams, yet slips away from us?

Who wants to live forever?

»Denkst du, dass sie jetzt bei Daniel, Mom und Emily ist?«, fragte ich leise meinen Dad.

»Ich hoffe es.«

Vorsichtig legte er Caecilia in den Kinderwagen, neben mir und verließ den Raum. Langsam legte ich Jaden neben seine Schwester und griff nach Is‘ Hand. Sie war nicht mehr so warm, wie gewohnt und ich spürte nicht mehr den Puls, den ich sonst leicht spürten konnte.

Ihr Gesicht war nicht mehr rosig, sondern weiß.

In ihr herrschte kein Leben mehr. Vor mir lag nur noch der leere Körper der Person, die ich liebe.

Mein Blick huschte zu Caecilia und Jaden die von Minute zu Minute unruhiger wurden. Dann wieder zu Is, die tot vor mir lag.

Die beiden fingen an zu schreien und mein Blick huschte hilflos zwischen ihnen und Is hin und her. Mir wurde immer schwindeliger.

Wie soll ich das alleine schaffen?!

Schweißgebadet fuhr ich hoch. Die Seite des Bettes neben mir war leer. Ich war alleine in Zimmer.

Mal wieder.

Ich sah auf mein Handy.

30. Juni 2035.

Der Tag war bald fünfzehn Jahre her und suchte mich immer noch heim. Die Uhr zeigte mir 3:19 Uhr. Ich wusste, dass ich nicht mehr einschlafen konnte. Deshalb stand ich auf, zog mir ein frisches T-Shirt an und trat auf den Flur.

Leise öffnete ich die Tür, gegenüber vom Schlafzimmer. Jaden lag in seinem Bett mit einem Schulbuch auf seiner Brust und schlief friedlich. In zwei Tagen war sein letzter Test für dieses Schuljahr und er lernte fast jede freie Minute.

Langsam schlich ich zu ihm, nahm das Buch von seiner Brust, legte es auf seinen Nachttisch und breitete seine Decke über ihn aus. Da heute Samstag war, wusste ich, dass er nicht vor zehn aufstehen würde.

Ich ging wieder zur Tür und schloss sie.

Danach drückte ich die Tür neben Jadens Zimmer vorsichtig auf. Caecilia lag diagonal in ihrem Doppelbett, die Füße auf der Seite, wo normale Menschen, ihren Kopf hinlegen würden. Lächelnd schloss ich ihre Tür, ging in die Küche und machte mir einen Kaffee. Danach machte ich eine Kanne mit schwarzem Kaffee für die Kids und stellte ihn in den Kühlschrank.

Ich weiß nicht, wieso sie angefangen haben, ihren Kaffee gekühlt zu trinken. Aber mir machte es nichts aus, dass die beiden, wie ich, zu Koffein-Junkies mutiert sind.

Ich schnappte mir meinen Laptop und setzte mich auf das große Sofa.

Kaum war ich eingeloggt, kamen auch schon drei E-Mails rein.

Eine von Ella, eine von Nora und eine von meiner Arbeit.

Ich beschloss zuerst Noras zu öffnen, da ich seit fast zwei Wochen nichts mehr von ihr gehört habe. Man kann es ihr nicht verübeln. Sie ist dieses Jahr mit dem College fertig geworden und hat einen Freund, mit dem sie durch Südamerika in einem Wohnmobil reist.

Hey Brüderchen,

ich hoffe dir und deiner Familie geht es gut und es gab keine besonderen Ereignisse. Mir und Miles geht es super. Wir genießen die Zeit, in der wir uns keine Sorgen machen müssen, wie wir bei der Prüfung abgeschnitten haben. Im Anhang findest du noch ein paar Fotos unserer Reise.

Hab dich lieb

Nora

Ich lächelte.

Es war immer noch surreal, dass meine kleine Schwester bald arbeiten geht. Ich sehe sie immer noch vor mir, wie sie schmollend in ihrem lila Zimmer saß, weil ich ihr gesagt habe, dass ich gerade keine Zeit für sie habe und für eine Prüfung lernen muss.

Okay, ich sehe Caecilia auch immer noch als meine kleine Prinzessin, mit den lockigen Haaren, wie sie von der Couch gesprungen ist und rief, dass sie fliegen kann. Danach musste ich mit ihr ins Krankenhaus fahren, weil sie sich Elle und Speiche gebrochen hat.

Als nächstes klickte ich die Mail von Ella an:

Wie geht’s Doktor?

Hoffentlich gut und es gab keine Ereignisse in der letzten Zeit. Denk bitte dran, dass nur ein Anruf oder eine Nachricht reicht und wir sind bei euch.

Jasper hat heute seine Vampir-Zähne bekommen und sieht zum Anbeißen damit aus.

Grüße an die beiden Giftzwerge

Ella

Mal wieder merkte ich, dass ich nicht mehr wirklich im Leben meiner Geschwister involviert war. Jasper ist Ellas jüngster Sohn. Vampire bekommen ihre Zähne meistens mit fünf oder sechs. Aber ich sehe ihn immer noch vor mir, wie er auf Nicks Arm schlief, als sie das erste Mal mit ihm zu uns kamen. Da war er gerade mal vier Monate alt.

Ich holte tief Luft, bevor ich die E-Mail meiner Kollegin öffnete:

Hey Jonah,

ich komme bei einer meiner Patienten nicht mehr weiter. Sein Name ist Diego, er ist neun und redet kein einziges Wort mehr mit mir, seit ich gesagt habe, dass sich das nicht wirklich glaubwürdig anhöre, als er etwas von Magie in Vampirkreisen erzählt hat.

Seine Akte ist im Anhang. Ich hoffe, dass du mehr erreichen kannst, als ich

Phoebie

Sofort war ich wach.

Magie in Vampirkreisen hörte sich nicht wirklich gut an.

Samael hat mal gemeint, dass es Gerüchte gibt, dass Sebastian Kinder mit Aggressionsproblemen in vollwertige Vampire verwandelt.

»Ist das nun gut oder schlecht?«, fragte Caecilia hinter mir und ich zuckte vor Schreck zusammen.

»Gott, Lia! Solltest du nicht eigentlich schlafen?«, fragte ich und sie zuckte mit den Schultern, bevor sie sich neben mich aufs Sofa setzte.

»Du hattest schon wieder den Albtraum, oder?«

Verlegen nickte ich. Das ich damit fertig werden musste, war in Ordnung. Aber ich hasste es, dass meine Kinder es mitbekamen.

»Denkst du, dass Onkel Sebastian ihn zum spionieren angesetzt hat?«, fragte sie und legte ihren Kopf auf meine Schulter.

»Bin mir nicht sicher. Er ist einer aus den Reihen, das ist klar. Die Frage ist nur…«, erklärte ich kühl.

»Ob es sein Auftrag ist oder ob er aus der Reihe getanzt ist und Hilfe bei jemanden«, beendete meine Tochter meine Vermutungen.

»Ich werde mich mit Cora und Luke auseinandersetzten.«

»Dad?«

Sie sah zu mir auf. »Kannst du mir Pancakes machen?«

Lachend küsste ich ihren Haaransatz, stand auf, ging in die Küche und fing an, für meine Tochter Frühstück zu machen und das um kurz vor vier Uhr in der Früh.

Isabella

Fünfzehn Jahre vorher

Ich versuchte meine Tränen wegzublinzeln. Daniel drückte mich an seinen Brustkorb, als er es bemerkte.

»Wird so der Rest meiner Unendlichkeit aussehen?«, fragte ich schniefend. »Zusehen, wie sie aufwachsen, ohne, dass sie mich sehen oder hören können. Als ob ihr Leben nur ein Film für mich ist?«

»Das ist die einzige Möglichkeit, sie überhaupt zu sehen«, behauptete Daniel und ich sah wieder Jonah zu, wie er unsere Tochter leicht in seinen Armen schaukelte.

Es brach mir das Herz, alle trauern zu sehen und wie alle meine Kinder in die Arme nehmen konnten, nur ich nicht.

»Jonah?«

Mein Blick huschte zu der Tür, als ich Eriks Stimme hörte. »Wir…Wir…wir könnten jetzt zu ihr.« Seine Stimme war zittrig und mir verschlug es den Atem, als ich das Glitzern der Tränen in seinen Augen sah.

»Wo gehen sie hin?«, fragte ich Daniel panisch.

Bitte verlasst mich nicht!

»In die Pathologie. Sie gehen zu deinem toten Körper, Is«, erklärte er leise.

Ohne groß darüber nachzudenken, rannte ich ihnen hinterher. »Is der Anblick wird dich noch mehr zerstören als du jetzt schon bist!«

»Ich habe ein Versprechen gegeben. Ich werde Jonah und die Kinder bei jedem Schritt begleiten«, meinte ich entschieden und die Türen glitten zu.

Der Aufzug setzte sich in Bewegung und hielt schließlich im untersten Stockwerk.

Cora öffnete eine Tür und wir gingen hinein. Da lag er. Mein lebloser Körper. Mein Wirt, indem ich keine neunzehn Jahre gelebt habe.

»Denkst du, dass sie jetzt bei Daniel, Mom und Emily ist?«, fragte Jonah leise.

»Ich hoffe es«, erwiderte Erik, legte Caecilia in den mitgebrachten Kinderwagen und verließ mit Cora den Raum. Jonah legte Jaden neben seine Schwester und griff nach der Hand meines leblosen Körpers.

Es vergingen einige Minuten, in denen er mich einfach nur ansah.

Die Zwillinge wurden unruhiger und ich sah seinen verzweifelten Blick der immer zwischen den Babys und mir hin und her huschte.

Ich wollte ihm helfen, wirklich. Aber ich konnte es nicht. Er konnte mich weder sehen, noch hören oder sehen.

Cora kam rein, hob Jaden aus dem Wagen und beruhigte ihn ein wenig, während Jonah sich um Caecilia kümmerte. Die beiden wurde ruhiger und ruhiger.

»An was denkst du gerade?«, fragte Cora leise und Jonah lächelte leicht.

»Ich wollte mir immer ein Tattoo stechen lassen. Wo unsere Hände aufeinander liegen und die beiden jeweils unseren kleinen Finger halten. Darunter sollte immer, das Geburtsdatum und der Name des Kindes«, erklärte Jonah und ich schluckte schwer.

Dieses Foto haben wir uns beide so sehr gewünscht.

»Dann mach es«, behauptete Cora. »Leg die beiden auf ihre Mutter und schaff so eine Erinnerung für dich und die Beiden.«

Vorsichtig legte Jonah Caecilia auf meine Brust und Jaden in meinen Schoß. Danach griff er nach meiner Hand und, als ob sie verstanden hätten, was sie tun sollten, umgriffen die beiden nach unseren Fingern.

Meine Beine trugen mich nicht mehr und ich sank auf den Boden. Die Tränen liefen in Bächen über mein Gesicht.

»Is, steh auf«, meinte Daniel und griff nach meiner Hand. Ich stieß sie weg und sah ihn an. Hinter ihm standen auch noch Mom und Julia, die mich mitleidig ansahen.

»Ich will seine Hand auf meiner spüren!«, schrie ich. »Ich will die Hände meiner Kinder spüren! Ich will sie auf mir spüren! Ich will sie halten und nicht nur wie ein Zuschauer an ihrem Leben teilnehmen!«

Ich kam auf die Beine und ging zu meinem leblosen Körper. Wutentbrannt versuchte ich ihn zu schütteln. Doch er rührte sich kein einziges Stück.

»Ich will in diesen gottverdammten Körper zurück. Ich will ins Leben zurück!«

»Und uns aufgeben?«, brüllte nun Daniel zurück. »Du hast uns schon mal in der Parallelwelt verlassen und jetzt tust du es wieder?! Weißt du überhaupt, was du mir damit antust, Isabella?!«

»Du hast mich doch auch einfach alleine gelassen!«, kreischte ich zurück und sah wieder meine Tochter an.

»Ich würde dich eigenhändig ermorden, wenn ich dafür in dieses Leben zurückkehren könnte.«

Jonah

»Das ist tatsächlich sehr kurios«, meinte Luke.

»Einerseits ist es mein Beruf, Kindern zu helfen«, fing ich an.

»Aber nicht, wenn ihr dadurch in Gefahr geratet«, fiel mir Cora ins Wort.

»Ist mir bewusst«, seufzte ich und auf meinem Bildschirm tauchte ein eingehender Videoanruf auf. »Leute, ich muss Schluss machen«, behauptete ich und beide lachten.

»Mach es gut Romeo!«, trällerte Luke und loggte sich aus. Cora winkte zum Abschied kurz, bevor auch sie die Videokonferenz verließ und ich auf annehmen klickte.

»Hat ja ganz schön gedauert!«, beschwerte sie sich.

»Ich war noch mit Cora und Luke etwas am Besprechen. Deshalb bitte ich um Entschuldigung, dass ich eure Majestät habe warten lassen«, erklärte ich und sie lachte.

»Wie geht es euch dreien?«, erkundigte sie sich lächelnd.

»Ganz gut. Jaden müsste bald aus seinem Koma erwachen.«

»Wirklich? Auch dir?«, hakte sie nach.

»Lia hat es dir erzählt?«, zählte ich eins und eins zusammen und sie nickte langsam. »Mir geht es gut, okay?«

»Hör auf, das immer zu sagen, wenn es nicht wahr ist«, meckerte sie.

»Wann kommst du wieder?«, wechselte ich das Thema.

»Bald. Sehr bald«, meinte sie knapp.

»Wir sollten es den beiden bald sagen«, murmelte ich und sie nickte wieder.

»Irgendwas auffälliges?«, fragte sie.

»Ich soll einen Jungen von einer Kollegin übernehmen der die Worte Magie und Vampirkreis verwendet hat. Ich bin mir nicht sicher, ob ich das riskieren soll.«

»Also haben wir beide schlechte Neuigkeiten«, murmelte sie und ich sah sie fragend an. »Ich habe Gerüchte gehört, dass Sebastian mit Lilith, Mr. Cohen und Dr. Coleman zusammenarbeitet.«

»Lässt das Luzifer überhaupt zu?«, fragte ich besorgt.

»Wahrscheinlich für diese eine Aufgabe. Wenn Vampire und Engel zusammenarbeiten, kommt eine größere Armee zusammen, als wenn beide getrennt für dieselbe Sache kämpfen.«

»Ich dachte, dass Cohen und Colman vom Himmel ausgeschlossen wurden.«

»Wurden sie auch. Deshalb vermutet man einen Maulwurf in den Reihen des Himmels.« Sie verstummte und sah hinter mich. Ich drehte mich genau in dem Moment um, als Caecilia mit einem Kissen nach mir schlagen wollte.

Blitzartig packte ich ihre Hand und blockte den Schlag gekonnt ab.

»Vielleicht das nächste Mal, Prinzessin!«, meinte ich lachend und setzte mich wieder vor den Laptop.

»Wann kommst du wieder nach Hause?«, fragte sie und schlang ihre Arme von hinten um mich.

»So schnell es geht«, versicherte ich ihr strahlend.

»Morgen«, rief Jaden von der Küche und goss sich ein Glas gekühlten Kaffee ein.

»Es ist bald zwölf Uhr mittags bei euch«, behauptete sie.

»Und? In irgendeinem Land ist es garantiert morgen, deshalb passt das auch«, erklärte er und kam grinsend zu uns.

Lachend schüttelte sie ihre Wellen, die wieder ein Stück gewachsen waren, nachdem sie sich die Haare im Januar von Steißbein-Länge auf Schulter-Länge hat schneiden lassen.

»Meine Fortbildung beginnt in zehn Minuten«, seufzte sie.

»Okay. Pass auf dich auf«, meinten die Kids in Chor und verschwanden in ihren Zimmern.

»Ich liebe diese Kinder!«, meinte sie und ich lachte.

»Sie könnten mal normal schlafen und öfters etwas weniger Temperament haben. Aber sonst, sind sie wahrscheinlich ganz in Ordnung«, witzelte ich und sie verdrehte lachend die Augen.

»Du kommst die Nächte klar?«

Ich nickte und sah ihren beunruhigten Gesichtsausdruck. »Schließlich weiß ich ja, wie dieser Albtraum weitergegangen ist.«

Sie lächelte und sah wieder auf die Uhr.

»Ich liebe dich«, lächelte sie.

»Und ich liebe dich. Auch wenn ich nicht damit einverstanden war, dass du jetzt in der siebten Woche schwanger bist«, gab ich zurück.

»Tja, hättest du dir eine Vasektomie verpassen lassen, wäre ich jetzt nicht in dieser Situation«, meinte sie entschieden und ich lachte.

»Pass auf dich auf. Liebe dich!«

Damit legte sie auf und ich widmete mich wieder der Akte eines Patienten.

Dieses Mal mit einem breiten Lächeln im Gesicht.

Caecilia

Ich hasste Montage.

Die Wochenenden sind immer viel zu kurz, um mich von dem Horrorhaus zu erholen, in das ich jede Woche aufs Neue rein musste.

Jaden und ich hatten nicht viele Freunde. Je näher uns die Menschen standen, desto gefährlicher ist es für sie.

»Jaden an Caecilia.«

»Was ist?«, fragte ich meinen Bruder, der neben mir herlief.

»Du bist so abwesend mit den Gedanken. Alles okay mit dir?«

»Ja«, stöhnte ich.

»Lia…«, seine Stimme klang besorgt und fordernd.

»Was willst du hören, Jae? Das ich die Prüfung in den Sand gesetzt habe? Dass ich die Minuten zähle, bis Dad uns wieder abholt? Dass ich die Tage zähle, wie lange ich noch in dieser Schule sitzen muss, bis ich endlich meinen Abschluss habe? Oder, dass ich es leid bin, bei jeder Person, die ich sehe, zu denken, dass sie mich umbringen will?«

Hätte er nicht seine Sonnenbrille auf, hätte ich das niemals so laut gesagt.

»Mr. Star, Sie kennen die Schulregeln. Sonnenbrillen sind nur außerhalb des Schulgebäudes gestattet«, behauptete Mrs. Clark, unsere Biologie Lehrerin.

Widerwillig nahm er sie ab, ließ sie in seinem Rucksack verschwinden und zog mich in eine dunkle Nische.

»Denkst du ernsthalft, dass es mir nicht genauso geht, Lia?! Denkst du ernsthaft, dass ich es in Ordnung finde, dass vier unserer Lehrer, immer ein Auge auf uns haben, um uns sofort zu beschützen, wenn auch nur die Chance eines Angriffes besteht? Denkst du wirklich, dass ich es cool finde, für jeden Schritt aus unserer Wohnung, um Erlaubnis zu fragen und zwei Bodyguards hinter mir zu haben? Oder, dass es mich nicht auch anpisst, dass wir nirgendswo hinfahren, wenn Mom nicht mit dabei ist, weil Dad es sich nicht zutraut, uns beide zu beschützen?«

Seine Augen glühten Silber und ich sah zwei kleine, spitze Eckzähne in seinem Mund aufblitzen.

Ich liebte es, halb Engel und halb Vampir zu sein. Da wir keiner Seite zu 100 Prozent entsprachen, hatten wir alles geschwächt.

Statt goldene Engelsaugen, waren unsere Silber. Statt große und schwere perl-Farbene Flügel, hatten wir leichte Flügel in hell und dunkelgrau. Statt lange, Fangzähne, hatten wir kürzere, die den meisten Unwissenden, nicht auffallen. Statt heller Haut, bekamen wir meist einen sonnengebräunten Touch.

»Dad meint immer, dass die Macht des Amulettes in uns ein Segen ist und wir ohne das nicht existieren würden. Manchmal denke ich aber, dass es besser für alle gewesen wäre, wenn wir nie auf die Welt gekommen wären. Dann hätte Dad nicht all das mit Mom durchmachen müssen und müsste nicht jede einzelne Sekunde besorgt sein«, flüsterte ich, Jaden seufzte und wir setzten uns auf den Boden.

»Ich glaube, dass diese Gedanken bei uns berechtigt sind. Wirklich. Das Leben das wir führen, damit will niemand mit uns tauschen. Aber dann denke ich immer daran, dass, wenn wir niemals existiert hätten, hätten wir uns niemals kennengelernt. Wir hätten unsere Eltern niemals kennengelernt. Hätten niemals Dads Chocolate-Chip Pancakes probiert. Du hättest niemals die Kunst für dich entdeckt und ich niemals das schreiben. Nur weil wir ein Leben führen, was größtenteils aus Angst und Gefahr besteht, heißt es noch lange nicht, dass es ein totaler Reinfall ist.«

Ich lächelte.

Wenn mein großer Bruder eines kann, dann ist es mich aufzumuntern.

»Aber wir müssen jetzt los zu Sport«, meinte Jaden und ich stöhnte.

»Kann ich nicht einfach sagen, dass ich meine Tage habe und deshalb nicht mitmache?«, fragte ich gequält und er zog mich hoch.

»Nein, da du diese Ausrede schon letzte Woche hattest«, erklärte er.

»Muskelzerrung?«

»Letzten Monat«, gab er zurück. »Was hast du gegen Sport. Zuhause sehe ich dich täglich mit Dad, wie ihr miteinander kämpft.«

»Das ist was anderes. Mit Dad macht es Spaß und ich weiß, wieso ich es tue. In der Schule machen wir Sachen, die so unnötig sind. Ich meine, wann muss ich in meinem Leben über einen Hocker springen oder mit anderen Mädchen synchron von einem Trampolin zum nächsten springen?«

»Und wann muss man zwölf verschiedene Braun-Töne voneinander unterscheiden?«, gab er zurück.

»Schon mal versucht, deine Augenfarbe mit nur elf Braun-Tönen hinzubekommen?«, fragte ich und er schüttelte lachend den Kopf.

»Zu Sport, Madame. Oder ich lasse einen deiner Farbstifte auf den Boden fallen.«

»Wage es nicht, einen meiner Stifte anzufassen!«, drohte ich.

Alleine eine einzige meiner Farbpaletten hat einen Wert von über 300 Pfund. Weshalb ich meinem Zwillingsbruder wie ein trotziges Kleinkind folgte.

»Was willst du, Prinzessin?«, fragte Dad und sah mich abwartend an.

»Darf eine Tochter nicht einfach mal mit ihrem Vater kuscheln?«

»Wenn du hier her zum „kuscheln“ kommst, willst du immer etwas«, erklärte er und sah mich weiter durchdringend an.

»Können wir nach London?«

»Nein.«

»Wieso nicht?!«

»Weil du meine Regelung kennst. Ohne mindestens einer anderen Person fahre ich nicht mit euch beiden in eine so große Stadt, wie London!«, behauptete er und ich schnaubte wütend.

»Aber ich hasse diese Regelung! Ich hasse es, dass wir so leben müssen. Jeder einzelne Schritt wird bewacht und selbst wenn ich alleine bin, habe ich mittlerweile das Gefühl, beobachtet zu werden! Niemand und ich wiederhole, niemand, hat es verdient, so leben zu müssen!«, brüllte ich ihm entgegen, stampfte in mein Zimmer und knallte die Tür hinter mir zu.

Ich habe es mittlerweile aufgegeben, meine Tränen zu unterdrücken, wenn ich in meinem eigenen Zimmer war. Schluchzend glitt ich an der Wand neben meinem Bett hinab.

»Lia?«

Dad klopfte an die Tür.

»Caecilia.«

Er klopfte wieder. Dieses Mal härter, doch ich rührte mich kein Stück.

»Caecilia, jetzt mach die verdammte Tür auf!«

Ich hob meine Hand und Stille empfing mich.

Das einzige, was wirklich gut war, ein Teil des Amulettes der Engel in sich zu tragen. Du konntest zaubern, so viel du wolltest und es strengte nicht an.

Langsam stand ich auf, ging zu meinem Bett und ließ mich darauf fallen.

Ohne zu zögern, drückte ich bei meinem Handy auf anrufen.

»Hallo, hier ist der Anrufbeantworter von…«

Ich legte auf und sah das Bild auf meinem Nachttisch an.

Es war eines der wenigen Bilder die ich von meiner Mom und Onkel Daniel hatte. Sie war vielleicht etwas älter als ich auf dem Foto und sah so unbeschwert aus.

Mir wurde immer gesagt, dass ich ihr wie aus dem Gesicht geschnitten bin und Jaden ihren Charakter geerbt hätte.

Trotz der ganzen Verluste, die sie durchmachen musste, hat sie wahrscheinlich eine schönere Kindheit erlebt, als Jaden und ich.

Mit einem kurzen Fingerschnippen, flammte die Kerze neben dem Bild auf und ich betrachtete beides abwechselnd für einen Moment.

»Ich vermisse dich, Mom.«

Jaden

Wutentbrannt stürmte ich aus meinem Zimmer.

»Kannst du bitte mit dem Hämmern aufhören?!«, brüllte ich Dad an und er stoppte augenblicklich. »Wieso?«

Seufzend glitt er an der Zimmertür meiner Schwester zu Boden.

»Sie meinte, dass sie es hasst so leben zu müssen, nur weil ich nicht mit euch alleine nach London fahren wollte«, flüsterte er und ich setzte mich vor ihn. »Wieso sagt sie das erst jetzt?«

»Sie sagt es nicht erst seit gerade, Dad. Meistens bin ich der, welche die Sprüche von ihr hört«, erklärte ich.

»Aber wieso?!«, fragte er frustriert. »Bin ich wirklich so ein schlechter Vater?«

»Du kannst alles sein, von großkotzig, über streng bis hin zu komplett wahnsinnig. Aber niemals im Leben bist du ein schlechter Dad«, widersprach ich ihm. »Bei Lia kommen einfach ein paar Komponente zusammen, die manchmal nicht sehr einfach sind. Ihr Temperament, was sie von dir geerbt hat, spielt eine sehr große Rolle.«

»Eure Mom.«

Ich schwieg eine Weile und dachte darüber nach, bevor ich meine gutgewählten Worte aussprach:

»Ich denke, dass, egal wie nah ihr beide euch steht, kannst du in manchen Sachen ihren Platz nicht einnehmen. Du versuchst immer, beide Seiten dazustellen. Aber das funktioniert nicht. In dieser Familie fehlt immer ein Stück, dass nicht jeder füllen kann.«

Dad sah mich ein paar Minuten einfach nur an und lächelte.

»Du bist deiner Mutter so ähnlich, Jae. Die Haarfarbe, der Charakter, deine Art die Welt zu sehen. Jede Faser erinnert mich an sie.«

»Angeblich soll ich deinen Körperbau und dein Lächeln haben«, gab ich zurück und er lachte.

»Was denkst du, wie lange deine Schwester noch in ihrem Zimmer bleibt?«

Ich sah die Tür an, dann wieder zu Dad.

»Das kommt drauf an, ob ihre neuen Farben schon geliefert worden sind.«

»Die habe ich ihr vorhin ins Zimmer gelegt«, gab er zu und ich lachte.

»Dann kann es sehr lange dauern! Aber wenn ich du wäre, würde ich sie so lange in Ruhe lassen, wie sie Zeit braucht.«

»Wie lange kann das dauern?«

»Bei Lia? Meistens ein paar Stunden, vielleicht aber auch länger. Sie hat Wasser, Süßigkeiten und ein eigenes Bad in ihrem Zimmer, deshalb hat sie soweit alles notwendige.«

»Wie könnt ihr beide nur Zwillinge sein?«, fragte Dad lachend.

»Naja, wenn sich zwei Menschen sehr liebhaben und zu blöd sind, richtig zu verhüten, die Frau aber zwei fruchtbare Eizellen hat.«

»Ich kann dir gerne die Geschichte eurer Zeugung ins Detail beschreiben, wenn du das willst«, behauptete er und ich stand schnell auf.

»So eine Geschichte, sollte man sich bis zur Hochzeit aufheben«, meinte ich.

»Dann beschwer dich nicht, wenn sie dann aber kommt!«

»Habe ich dir schon erzählt, dass ich Mönch werden will?«

Er lachte und umarmte mich. Ich liebte das Verhältnis zwischen uns allen. Dad ist, vergleichsweise zu den Eltern meiner Klassenkameraden, relativ jung. Wir mögen alle dieselben Serien, dasselbe Essen und hatten ähnliche Hobbys. Manchmal war unsere Beziehung mehr freundschaftlich als familiär.

Meine Schwester hat ihr Zimmer jetzt seit gestern nicht mehr verlassen und langsam machte ich mir Sorgen.

»Ist sie mittlerweile…«, fragte ich leise.

»Nein«, antwortete Dad und setzte den Blinker.

Ich seufzte und schaute wieder aus dem Fenster, bis Dad irgendwann in die Tiefgarage fuhr und ich sofort den Sicherheitsgurt löste.

»Was machst du da?«, platzte es aus Dad raus.

»Da ist Moms Auto!«, rief ich, zeigte auf den schwarzen Range Rover und er parkte in Rekordzeit ein.

Ungeduldig drückte ich mehrmals den Knopf im Aufzug, bis die Türen endlich zugingen.

Kaum waren wir in unserem Stockwerk angekommen, steckte auch schon der Schlüssel im Schloss und Dad stieß die Tür auf.

Ihre Taschen standen im Flur und wir rannten ins Wohnzimmer. Sie stand neben der Couch und grinste uns an.

»Is«, seufzte Dad, während ich sie schon umarmte.

»Ich habe doch gesagt, dass ich so schnell wie möglich zurück bin«, meinte sie und drückte mich feste an sich.

»Hast du nicht gesagt, dass du frühestens übermorgen kommst?«, fragte mein Vater, als ich Mom endlich wieder losließ.

»Eine Kollegin hat sich eine Lebensmittelvergiftung zugezogen und musste deshalb noch ein paar Tage in Brasilien bleiben. Ich habe sie halt gefragt, ob ich nicht ihr Ticket bekommen kann und so habe ich die Maschine früher erwischt«, erklärte sie und umarmte Dad feste.

»Gott habe ich dich vermisst«, murmelte er in ihre Halsbeuge.

»Ich habe euch auch vermisst. Aber wo ist Nummer drei?«

Sie schaute sich verwundert um.

»Nummer drei sitzt seit gestern in ihrem Zimmer und kommt nicht raus, weil ich gesagt habe, dass ich alleine mit den beiden nicht nach London fahre«, erklärte Dad.

Mom verdrehte nur die Augen und ging zu Lias Zimmertür.

Sachte klopfte sie an.

»Lia, wir würden jetzt nach London fahren, könntest du also bitte aufmachen und mitkommen?«, fragte sie und innerhalb von zwei Sekunden riss sie die Tür auf und sprang ihr in die Arme.

»Ich habe dich so vermisst, Mom!«, nuschelte sie und Mom lachte.

»Ich kann dich doch nicht so lange mit den beiden Jungs alleine lassen«, behauptete sie.

»Hey!«, protestierten Dad und ich gleichzeitig und wir vier lachten.

»Wann musst du wieder zu einer Tagung?«, fragte ich schließlich im Auto.

»Die nächste Tagung, die nicht hier in der Umgebung ist, wird erst in ca. zwei Jahren sein«, meinte sie und ich sah sie verwirrt an.

»Wieso erst so spät? Nicht, dass uns das stören würde«, bemerkte Lia und Mom sah zu Dad, der kurz nickte.

»Dieses Mal wird alles anders laufen«, murmelte Mom.

»Was wird anders laufen?«, fragen Lia und ich im Chor.

»Das bedeutet, dass, wenn alles normal verläuft, wir in ein paar Monaten zu fünft sind«, erklärte Dad und mir blieb die Luft weg.

»Mom ist wieder schwanger?«, schlussfolgerte Lia und die Beiden nickten.

»Ich war darüber auch nicht wirklich begeistert, Prinzessin«, meinte Dad.

»Machst du Witze?! Ich wollte schon immer ein jüngeres Geschwisterchen!«, erklärte Lia und er hob ergebend die Hände.

»Ich sagte doch, wenn du nicht wolltest, dass ich wieder schwanger werde, hättest du dir damals eine Vasektomie machen lassen«, raunte Mom und ich lachte.

Gott, liebe ich diese Familie!

Isabella

Fünfzehn Jahre vorher

Cora ging aus dem Zimmer und ich sah immer noch zu, wie meine Tochter ihre kleine Hand um meinen kleinen Finger geschlossen hat.

Ich will dieses Gefühl wiederhaben. Ich will Jonah und die Kinder wiederhaben. Ich will mein Leben wiederhaben.

Es grenzte an Folter, dabei zuzusehen.

Wann wird Jonah ihnen wohl erzählen, was passiert ist?

Wann wird Jonah mit der Sache abschließen und jemand anderen finden, den sie dann Mom nennen?

»Ich weiß nicht ob ich das schaffe, Is«, murmelte Jonah und sah meinen toten Körper an. »Damals habe ich meinen Vater verflucht, dass er nicht für uns da war. Aber jetzt. Ich verstehe es. Ich versuche gerade jede Sekunde stark zu sein. Es ist noch kein einziger Tag rum, seit du nicht mehr an meiner Seite bist und ich bin jetzt schon bereit, ohne zu zögern, von einer Klippe zu springen. Die beiden könnten von Ella und Nick aufgezogen werden. In dem Glauben, dass sie ihre Eltern wären. Sie müssten nicht damit leben, beide Eltern verloren zu haben.«

Ich sah die Tränen in seinen Augen und sah zu unserer Tochter, die weiterhin an meiner toten Hand klammerte. Jonah schloss die Augen und schaute weg, um seine Tränen zurück zu drängen

Mit einem Mal veränderte sie sich. Ihre Haut würde bronzener und die Hand, mit der sie mich festhielt, fing an zu leuchten.

Das Licht ging in meinen toten Körper über und mit einem Mal spürte ich die Wärme, die sie ausstrahlte. Ich spürte Jonahs Hand auf meiner, spürte den harten Untergrund auf dem ich lag. Ein weißer Lichtstrahl hüllte mich komplett ein.

Langsam öffnete ich die Augen und sah die Zimmerdecke. Ich holte tief Luft und schaute rüber zu Jonah.

»Dann wärst du ein noch größerer Arsch, der du ohnehin schon bist«, flüsterte ich und sein Blick schnellte zu mir. »Das einzig gute daran ist, dass du mein Arsch bist.«

»Is.«

Ich richtete mich etwas auf, eine Hand am Rücken und Kopf unserer Tochter. Jonah liefen die Tränen in Bächen über die Wangen und ich lächelte, bevor er seine Arme um mich schlang.

»Du lebst«, nuschelte er in meine Halsbeuge.

»Ich lebe.«

Und das tat ich tatsächlich. Ich atmete. Ich lebte.

»Wie ist das möglich?«, fragte er und ich zuckte mit den Schultern.

»Ich schätze mal, dass das unserer Tochter zu verdanken ist«, behauptete ich und er löste sich etwas von mir.

»Wie meinst du das?«

»Wir haben damals das Amulett zerstört und die Macht ist in uns übergegangen. Als ich schwanger wurde, sind die Teile, die in uns verankert waren, in die Kinder übergegangen.«

»Und sie hat einen Teil ihrer Kräfte aufgegeben, damit du leben kannst«, schlussfolgerte Jonah und ich nickte. »Vollkommen egal, wer oder was dafür verantwortlich ist. Ich bin einfach nur froh, dass du an meiner Seite bist.«

»Kann ich aber jetzt bitte aufstehen? Diese Liege ist steinhart und ungemütlich«, meinte ich und er lachte. Er nahm Jaden von meinen Oberschenkeln, griff nach meiner Hand und half mir auf, was wieder in einer Umarmung endete.

»Es gibt aber noch ein Problem«, murmelte Jonah.

»Und das wäre?«

»Wie soll man dich aus dem Krankenhaus bekommen? Immerhin bist du für die meisten hier tot.«

Er hatte recht. Wenn eine Tote auf einmal wieder durch die Gänge des Krankenhauses läuft, wirft das Fragen auf.

»Im Kinderwagen müsste eine Decke liegen«, meinte ich. Jonah legte Jaden in den Wagen, bückte sich und zog sie heraus. »Leg sie über den Wagen.«

Ohne zu zögern tat er es.

»Was hast du vor, meine Schöne?«

»Ich werde mir kurz die Kraft unserer Tochter ausleihen«, gab ich zu und nahm ihre kleine Hand in meine.

Das Leuchten war schwach, aber da und das reichte mir.

»Lass uns gehen.«

Jonah nahm den Kinderwagen und ging hinter mir aus dem Raum, hinein in den Aufzug.

Ohne, dass uns jemand bemerkte gingen wir auf den Ausgang zu.

»Jonah?« Coras Stimme hinter uns klang besorgt. »Alles okay?«

Verwirrt sah er zu mir, dann wieder zu ihr.

»Kann ich das Krankenhaus mit den Beiden verlassen?«, fragte er schließlich nervös.

»Obwohl die beiden relativ „früh“ geboren sind, sind sie bestens entwickelt. Das bedeutet eigentlich schon.«

Sie ging in einen Raum und kam wenig später mit einem Klemmbrett und einem Stift zurück. »Hier einmal unterschreiben.«

Jonah kritzelte seine üblichen Initialen J und S drauf und ging aus dem Krankenhaus raus.

»Okay, wieso hat sie dich nicht bemerkt?«, fragte er, kaum als die Tür hinter uns zu fiel.

»Ich bin schon etwas länger ein Engel und habe mit der Zeit so einige Tricks herausgefunden«, erklärte ich lächelnd und legte vorsichtig unsere schlafende Tochter zu ihrem Bruder in den Kinderwagen.

Jonah schlang von hinten seine Arme um meine Hüften und zog mich so nah es ging an sich.

»Ich weiß nicht, was ich ohne dich an meiner Seite getan hätte«, murmelte er.

»Du hättest weitergelebt, weil ich es mir von dir gewünscht und erwartet habe«, meinte ich und er vergrub seinen Hals in meinem Nacken.

»Ich sollte dich mit der Höchststrafe bestrafen, weil du es ohne zu zögern in Kauf genommen hast, zu sterben und nicht mehr zurückzukehren.«

»Ich denke, dass du dasselbe getan hättest, wenn du in meiner Position gewesen wärst«, behauptete ich und er seufzte.

»Du hättest es mir früher erzählen sollen, Is.«

»Ich weiß.«

Er hatte Recht. Ich hätte es ihm schon damals erzählen sollen, als ich von der Schwangerschaft erfahren habe und wir hätten zusammen eine Lösung finden sollen.

Es war egoistisch von mir, ihm nichts zu erzählen.

»Eigentlich will ich dich mit niemandem teilen. Aber es wäre den anderen gegenüber nicht fair, dass sie weiter um dich trauern, wenn du wieder am Leben bist«, meinte Jonah, löste eine Hand von mir, fischte sein Handy aus der Hosentasche und drückte auf anrufen.

»Könntet ihr alle bitte vor das Krankenhaus kommen?«, fragte Jonah und hörte kurz zu. »Tut es einfach, okay? Bis gleich.«

Er legte auf und sah mich an.

»Was? Du weißt, dass ich diesen durchdringenden Blick von dir hasse«, sagte ich und wand mein Blick von ihm ab.

»Ich dachte, dass man nach einer Geburt eigentlich schmerzen hat. Du siehst aber absolut schmerzfrei aus.«

»Jonah, in den letzten vierundzwanzig Stunden habe ich zwei Kinder zur Welt gebracht, bin gestorben und wurde wiederbelebt. Und du fragst dich echt, wieso ich angeblich keine Schmerzen habe, die aber natürlich vorhanden sind. Schließlich habe ich zwei Kinder zur Welt gebracht, die von einem riesigen Arsch kommen!«

»Nach allem, was ich wegen dir durchgemacht habe, erzählst du mir jetzt, dass du mich damals betrogen hast?«, fragte Jonah sarkastisch erschüttert und ich lachte.

»Glaub mir, ich werde wie ein Couch Potato die nächsten Wochen einfach nur im Bett oder auf der Couch verbringen, während du dich um alles kümmern darfst«, behauptete ich und er küsste meinen Nacken.

»Solange ich mit dir in meinem Armen einschlafen darf, habe ich damit kein Problem.«

Die Türen vom Krankenhaus öffneten sich und ein paar Gestalten traten in die Dunkelheit.

»Um die Fragen gleich zu klären: Ja, sie lebt. Ist eine kompliziertere Geschichte. Und nein, das ist kein Scherz«, meinte Jonah und ich lächelte Ella an, die gerade in Tränen vor Freude ausbrach und mich in die Arme nahm.

»Ich habe gedacht, dass ich dich nie wieder in die Arme nehmen kann«, schluchzte sie und ich lachte.

»Du bist nicht diejenige, die gestorben und wieder auferstanden ist, zum zweiten Mal«, meinte ich und sie grinste.

»Was zum Teufel geht hier vor?«, fragte Nick verwirrt und sah mich fassungslos an.

Erik, Ella, Jonah Nora und ich sahen uns abwechselnd an, weil niemand wusste, wie man einem Menschen diese magischen Seiten an uns erklären sollte.

»Ich glaube es ist Zeit, dir einiges zu erzählen, Nick«, fing Jonah schließlich an.

»Unsere Familie ist etwas anders. Etwas sehr anders. Fast schon übernatürlich«, machte Erik weiter.

»Moment mal«, unterbrach Nick ihn und sah mich an. »Bitte sag mir, dass du nicht deinen Feind geheiratet hast, Isabella.«

Allen fiel die Kinnlade runter.

»Was hast du gerade gesagt?«, fragte Ella schließlich leise.

»Also jetzt mal ganz ehrlich, den Diamantenstaub ihrer Flügel rieche ich über drei Meilen«, behauptete er.

»Du weißt von der übernatürlichen Seite?«, schlussfolgerte Jonah.

»Klar weiß er davon«, meinte ich und alle sahen mich fragend an. Ich fixierte aber einzig und allein Nick. »Ich habe noch nie einen Drachen gesehen.«

Er lächelte. »Wieso sind Engel eigentlich so hinterlistig schlau?«

»Wäre ich wirklich so schlau, wie du sagst, hätte ich ich dann echt meinen früheren Bruder geheiratet?«

»Also das musst du mir jetzt erklären.«

»Vor meiner Verwandlung hieß ich Annika und war Jonahs jüngere Schwester. Sebastian hat mich und meinen Zwillingsbruder als wir sechs waren, vom Dach gestoßen und wir wurden zu Engeln. Sind dann bei Emily, der jüngeren Schwester von Jonahs Mom aufgewachsen und ein paar Jahre später sind wir nun hier«, spulte ich die Schnellfassung ab.

»Ich dachte Drachen gibt es nur in Märchen und Geschichten«, mischte sich Ella nun ein.

»Sagt das Mädchen, dass ein Vampir ist«, konterte Nick und lachte. »Drachen sind in den Geschichten falsch da gestellt. Meistens bleiben wir unter uns oder hängen mit Engeln zusammen ab. Einfach aus dem Grund, da sie wissen, wie es mit Flügeln ist.«

Er hob seine Hand und ich klatsche zustimmend ein.

»Das Einzige was stimmt ist, dass sie ihren Schatz bewachen wie sonst keiner und Feuer spucken können«, erklärte ich.

»Tut in menschlicher Gestalt mehr weh als verwandelt. Aber das Röstaroma gibt bei Marshmallows die perfekte Note«, fügte Nick hinzu und legte freundschaftlich seinen Arm um mich

»Und ich habe mich die ganze Zeit gefragt, wieso du immer so heiß bist«, mischte sich Ella ein.

»Ich bin halt heiß. Von außen und von innen«, witzelte Nick und wir lachten.

»Das wird mit Abstand die Beste Familie der Welt!«, behauptete Jonah und wir nickten alle zustimmend.

Ich blickte zu unseren schlafenden Kindern.

Er hatte Recht.

Man kann sagen, was man will. Aber die Konstellation, die wir jetzt sind, ist für uns alle einfach perfekt.

Jonah

»Tut mir übrigens leid, dass ich dich angebrüllt habe«, entschuldigte sich Lia, als wir uns im Hyde Park auf den Rasen setzten.

»Ich bin schon so oft angebrüllt worden, Prinzessin, das macht mir nichts mehr aus«, erklärte ich.

»Von wem wurdest du bitte angebrüllt?«

»Tante Ella, Tante Nora, früher sogar sehr oft von eurer Mom. Also eigentlich von so ziemlich jedem in unserer Familie.«

»Mom hat dich angebrüllt?«, fragte sie ungläubig und ich nickte. »Mom, du hast Dad echt mal angebrüllt?«

Is lachte, als sie mit Jaden und einer Tüte mit Snacks wiederkam.

»Sogar sehr oft«, meinte sie und setzte sich neben mich.

»Das glauben wir euch nicht. Ihr seid ein Herz und eine Seele«, widersprach Jaden. Wir sahen uns an und lachten.

»Wir versuchen uns seit ihr auf der Welt seid, möglichst ruhig zu diskutieren, wenn uns etwas nicht passt«, erklärte sie.

»Es wäre abnormal, wenn sich zwei Menschen nicht ab und zu mal streiten würden. Mittlerweile hat sie es eingesehen, dass ich meine eigenen Erziehungsmethoden habe. Als man euch noch mit einer Hand hochheben konnte, gab es sehr oft streit«, fügte ich hinzu.

»Hättest du es nicht immer so falsch gemacht, hätte ich auch nicht immer gemeckert«, wies sie mich drauf hin.

»Ich habe überhaupt nichts falsch gemacht«, gab ich zurück.

»Wenn ich allein daran denke, wie du die beiden immer neben dich gelegt hast, kriege ich schon wieder Angstzustände!«

»War ja klar, dass das von der perfekten Mutter kommt.«